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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 139

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iv. Einzelne Staaten Europa's. 139 Mann zusammen, hatten aber auf einem Berge am Passe bei Morgarten eine sichere Stellung. Sie flehten knieend zu Gott um Hilfe. Als die Feinde im Paß tuaren, wälzten Jene mächtige Steine auf ihre dichten Reihen herab. Dann kam es zum Handgemenge, in welchem die Blüte der Ritterschaft erschlagen, in den nahen See getrieben oder von den eigenen Pferden zertreten wurde (1315). Diese denkwürdige Schlacht brachte den Schweizern hohen Ruhm; und an die drei Waldstätten schlossen sich allmählich 5 Städte an: Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern, mit welchen sie die acht alten Orte heißen. Später erneuerte Herzog Leopold Iii. deu Krieg (1386). In seinem Heere befanden sich anßer zahlreichern Fußvolk 4000 Ritter; und die Schweizer hatten abermals mir 1400 Mann. Bei Sempach kam es zur Schlacht. Wie eiu Wald voll eiserner Stacheln starrten die Lanzen den Schweizern entgegen; mehr als 60 derselben fielen beim ersten Anlanf. Da rief Arnold von Winkel rieb seinen Landsleuten zu: „Ich will euch eine Gasse machen! Sorget für mein Weib und meine Kinder!" sprang gegen den Feind, umfaßte so viele Lanzen, als er konnte, drückte sie gegen seinen Leib und zog sie mit sich zu Boden. So bahnte er einen Weg in die Mitte der Feinde. Die Seinen stürzten ihm nach; und der Sieg wurde so vollständig als der erste. Auch Leopold fiel. Seine Söhne brachten noch einmal ein Heer zusammen, das (1389) bei Näfels gleich schmählich geschlagen wurde. Nun bewilligte man den Schweizern ihr Begehren, nur unter dem Kaiser zu stehen. Zu dem Bunde der Eidgeno ssen, wie sie sich nannten, gesellten sich später die fünf neue« Orte: Friburg, Solothurn, Basel, Schaffhaufen, Appenzell. Erst in der neueren Zeit wurden es 22 Cantone. Seit 1499 mußte man ihnen völlige Selbständigkeit zuerkennen, nachdem sie auch gegen den Herzog von Burgund drei ruhmvollste Siege erfochten hatten. Sie waren fortan auch vom Kaiser unabhängig, begannen aber dafür, als Sölb-

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 198

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
198 Neue Geschichte. liken und Protestanten; aber der Friede wurde im Allgemeinen erhalten. Wenn nur nicht Lutheraner und Re-formirte in so bitterem Streite gegen einander gelegen wären! Nun kam mit Rudolph Ii. (bis 1612) ein Kaiser, der sich wenig um die Regierungsgeschäfte bekümmerte und dadurch die Verwirrung und Spannung auf deu höchsten Punkt steigerte. Die Jesuiten waren immer thätiger geworden; und als 1607 Donau wörth mit Gewalt zum katholischen Glauben gezwungen wurde, verbanden sich die Protestanten zu der sog. Union. Ihr gegenüber schloßen die Katholiken die sog. Liga, zur Aufrechthaltung der alten Religion und Reicbsverfassnng. Gegen Rudolph lehnten sich am Ende seine eigenen Brüder, namentlich Matthias, auf; und in seiner Verlegenheit drangen ihm die Protestanten in Böhmen den Majestätsbrief ab (1609), der ihnen freie Religionsübung zusicherte und die Erbauung neuer Kirchen und Schulen erlaubte. Matthias raubte noch seinem Bruder alle Erblonde, bis dieser 1612 starb. Matthias (bis 1619) that nichts, um die gegenseitigen Spannungen zu vermindern; vielmehr wurde der unheilbare Krieg, der bald ganz Deutschland zerfleischen sollte, immer unvermeidlicher. Derselbe brach endlich in Böhmen aus. Hier bauten die Protestanten etliche Kirchen, von welchen aber die Katholiken die eine schließen, die andere niederreißen ließen. Das empörte die böhmischen Stände; als sie sich an den Kaiser wandten, erhielten sie eine harte Antwort. Davon schoben sie die Schuld auf die Statthalter, die Grasen Martinitz und S law ata. Darum versammelten sie sich unter großem Tumulte 28. Mai 1618 auf dem Schlosse zu Prag, da endlich Einer rief: „Man werfe sie nach altem Brauch zum Fenster hinaus." Ehe sie sich recht besannen, ward Martinitz hinabgestürzt. „Edle Herren," hieß es weiter, „da habt ihr den andern." So folgte ihm Slawata nach, und hinter diesem der Schreiber Fabricius. Obwohl die Höhe 40 Ellen betrug, so kamen sie doch, weil

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 175

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
I. Die Reformation. 175 los. Anna aber warf sich im Kämmerlein mit ihren Kindern nieder, und seufzte: „Herr, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!" ein Wort, das sie auch später kräftig tröstete. Denn Zwingli kam nicht wieder. Einem Gefallenen vorbetend, war er von Steinwurf und Speerstich getroffen worden. Aufgefordert, die Jungfrau anzn-rnfen, schüttelte er das Haupt und erhielt den Todesstreich. Seine Leiche wurde auf dem Schlachtfelde verbrannt; aber sein Werk blühte fort. Denn Gott hatte noch andere Männer erweckt, die freudig in seine Fuß-stapfen traten. Unter diesen ist am berühmtesten geworden Joh. Calvin, geb. zu Noyon 1509. Er hatte eine ungemeine Geisteskraft, die aber mit unbeugsamem Starrsinn sich paarte, der seine Persönlichkeit, so gediegen sein Charakter war, minder lieblich machte, als die anderer Reformatoren war. Aus Frankreich, wo er zuerst wirkte, durch Verfolgungen verdrängt, kam er nach Genf (1536). Die Genfer verbannten ihn zwar nach 2 Jahren wegen seiner strengen Kirchenzucht, nahmen ihn jedoch 1541 mit großen Ehren wieder auf. Er fetzte hier nach heftigen Kämpfen, unter welchen manche Feinde den Widerspruch mit dem Leben bezahlen mußten, sein strenges Znchtfystem durch; und Genf wurde in sittlicher Hinsicht ein Musterstaat für die Evangelischen. Am meisten mißbilligt man sein Verfahren gegen Mich. Servede, einem spanischen Arzt. Dieser Mann, der über dem Suchen nach Wahrheit weit von ihr abkam und unter den katholischen Irrthümern auch ächt christliche Lehren, wie die von der Dreieinigkeit Gottes und der Gottheit Christi verwarf, flüchtete sich, in Spanien mit dem Feuertode bedroht, nach Gens; und Calvin ließ zu, daß man Servede, der seinen Glauben nicht abschwören wollte, lebendig verbrannte (1555). Sein Urtheil war übrigens von Richtern gefällt worden, die nicht zu Calvins Freunden gehörten, und die evangelischen Kantone hatten es bestätigt. Calvin wirkte noch höchst segensreich bis zum I. 1564, da er starb.

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

5. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

6. Bd. 4 - S. 301

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 29. Kunst im 19. Jahrhundert. 301 Stowe, die durch ihre „Onkel Toms Hütte" 1852 eine halbe Welt auf die Leiden der Negersklaven aufmerksam machte. — Auf Cuba wurde 1844 der Mulatte Valdes Placido erschossen, als Märtyrer für die den Farbigen vorenthaltenen Menschenrechte. Seine (spanischen) Gedichte sind zwar verboten, wirken aber fort unter seinen Freunden (S. 229). So haben auch die Argentiner an Hilario Askasubi einen Dichter, der das Gaucholeben verewigt, ehe es von der Erde verschwindet. Ueberhaupt aber läßt sich sagen, daß die Dichtkunst mehr als je sich mit nationaler Begeisterung vermählte, und ihre Erzeugnisse mit dazu dienten, die Liebe zum Vaterland neuzubeleben. So haben Es. Teg n er (-s-1846), der patriotische Finne Runeberg (f 1877) und der Geschichtschreiber Geijer (f 1847) unter den Schweden, der gelehrte Grundtvig, 1783—1872, unter den Dänen, der originelle Norweger Ibsen :c. das ernste altnordische Leben im Liede wieder erweckt. Andere Dänen wie Baggesen (f 1826), Oehlenschläger (f 1850), und der Märchendichter Andersen sangen sowohl den Deutschen als ihren Landsleuten. — Die Italiener be« wegte der affektvolle Tragiker Alfieri (f 1803) und bereitete sie auf die Freiheit vor, wie später Manzoni (t 1873). Einem Beranger ähnlich wirkten Ginsti's (t 1850) Spottlieder; der ideale Dichter der Revolution aber ist Aleardo Aleardi. Ebenso freiheitslustig dichteten die Griechen Rigas (S. 31), Sutsos und Ranga-wis. — In Ungarn ward Petöfy, geb. 1823, als der Sohn eines armen Metzgers und Trunkenbolds, aus einem desertirten Soldaten und herumstreifenden Komödianten der naturtreuste Dichter der Magyaren. Er verschwand 1849 im Getümmel der Schlacht von Schäßberg, aber seine Lieder leben fort im Munde seines Volkes. Unter den Edelleuten steht ihm am nächsten der (1871 f) Minister Eötvös; beliebtester Erzähler ist Maurus Iokay. Auch die Slaven haben sich namhafter Dichter erfreut. Adam Mickiewicz 1798—1855 wurde aus einem armen

7. Bd. 4 - S. 297

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 29. Kunst im 19. Jahrhundert. 297 Von Würlemberg müssen wir nach Baden hinüber, denn wir dürfen des Job. Peter Hebel, 1760—1828, nicht vergessen, der uns so nrgründlich gemüthliche, ländliche Natur und Sitten so herzig schildernde „Gedichte in Alemannischer Mundart" gegeben hat. Dazu kommen dann seine anspruchslosen launigen Erzählungen in Prosa, welche den Volkston aufs beste treffen. Ihnen vergleichbares haben der farbenreiche Schweizer A. Bi-tzi us 1797—1854 in Schilderungendes bernischeu Bauernlebens, und der Mecklenburger Fritz Reuter 1810 — 1874 im plattdeutschen Dialekt geschaffen, während der Israelit Berth. Auerbach in seinen Schwarzwälder Dorfgeschichten das gemeine Leben poetisch zu veredeln sucht. Allerliebste Schwänke im Pfälzer Dialekt dichtete Franz v. Kobell. Im Norden begegnen uns drei begeisterte Vater-lands- und Freiheitssänger: der kernige Ernst Mo« ritz Arndt, 1769—1860, dessen „Was ist des Deutschen Vaterland" 2c.; der innige Max v. Schenkendorf, 1784—1817, dessen „Erhebt euch von der Erde" rc.; der feurige Theod. Körner, 1791—1813, dessen „Du Schwert an meiner Linken" rc. allbekannt sind. Uebergehen wir die Oestreicher nicht! Franz Grillparzer 1790—1872 stellt die Zaubergewalt der Liebe in seinen Dramen (die Ahnsrau 1816 rc.) dar, oder auch die Treue der Freundschaft und des Dienstes, wozu ihm mitunter vaterländische Erinnerungen den Stoff liefern. Er zeigt, wie aller Zwang des Lebens nichts vermag gegen ein starkes ideales Band, und ist ein ganzer Dichter, voll reicher Seelenbewegung, nur je und je etwas zu wortreich und pathetisch. Entnervend wirkte auch auf ihn, wie er klagte, der Hauch seiner Vaterstadt, „des Capua der Geister." Und mit Wehmuth sei auch seines glutvollen, friedesuchenden Laudmauus Nie. Leitern gedacht, dessen Kämpfe 1847 im Irrenhaus zu Ende giengen! Weitere berühmte Dichter sind: F. Rü ckert 1789 bis 1866, Professor zu Erlangen und Berlin. Er begann als

8. Bd. 4 - S. 299

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
8 29. Kunst im 19. Jahrhundert. 299 was ihn seine bairische Pension kostete,) — und Karl Gerok, geb. 1815, beredter Prediger in Stuttgart, der in seinen „Palmblättern" „heilige Worte, heilige Zeiten, heilige Berge und heilige Wasser" schön besungen hat. Die originellste Dichterin aber ist wohl Annette v. Droste, 1797 — 1848, durchaus edel, lauter und frei von allem Gemachten und Schwülstigen. Die Franzosen hatten an Pet. Joh. 23 er an ger (1780—1857) ihren populärsten Dichter, der in seinem graziösen chanson die Volksseele aussprach wie kein anderer. Daher hat er gewaltig gewirkt, die Revolution zu verherrlichen, Napoleon zu vergöttern, die Bourbonen und Ultramontanen zu verhöhnen, die Bagatelle hoch leben zu lassen; und wie er einerseits die „glorreichen Julitage" 1830 mitbewirkt hat, so ist wohl auch das Wiederaufkommen des Bonapartismus, das er freilich nicht wollte, mit auf seine Rechnung zu schreiben, wofür ihn Napoleon Iii. durch ein feierliches Leichenbegängnis} strafte. Alph. Lamartine, 1792—1869, begann seine Laufbahn mit tiefgefühlten, an seinen Wendungen reichen Meditations, welche in ähnlicher Weise wie die Dichtungen des ritterlichen Vicomte Chateaubriand 1768—1848 der Restauration aufhelfen sollten; er stellte sich sodann die Ver« herrlichung der Girondisten in einem historischen Roman 1846 zur Ausgabe was ihn zum Manne des Febr. 1848 machte (S. 108), und endete, der kurz angebetete, als ein beharrlicher Anbettler seines Volks, weil er nicht zu Haufen verstand. — Als größter Dichter dieser Zeit gilt wohl Victor Hugo geb. 1802, das Haupt der romantischen Schule, genial auch in seinen Auswüchsen, aber voll von der Pariser Verkehrtheit, als sei die wahre Tugend in den Höhlen des Lasters zu suchen. Feiner und reiner in der Form ist A. Muffet 1810—57, der aber in Trunk und Trägheit verkam. — Die begabteste Erzählerin war Aurore Dndevant, (George Sand) f 1876, trefflich in Schilderungen der Natur wie des Menschenherzens. — Mächtig wirkte auch La Mennais 1782—1854,

9. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

10. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000
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