kommen. Damals gab es aber noch keine Finanzverwaltung wie heutzutage,
sondern der Kaiser mußte ihnen das Einkommen in den Abgaben von Höfen,
Dörfern und Gauen anweisen, z. B. er gab das Valtellin an das Stift St.
Deichs in Paris, das hieß mit andern Worten: was jenes Thal sonst an den
Kaiser bezahlt hat, bezahlt es zukünftig an das Stift, und das Stift besetzt nun
auch die Aemter, die ehemals der Kaiser besetzt hat. Für die Bisthümer suchte
er auch den Zehnten allgemein cinzusühren, was er aber in vielen Gegenden
nicht zu Stande brachte.
Karl gründete auf seinen Höfen Schulen für die Söhne seiner Diener) er
besuchte dieselben oft, selbst, ermunterte und lobte die braven und fleißigen
Schüler und tadelte die tragen und unsittlichen aufs strengste. Er hielt dar-
auf, daß die Klosterschulen nicht eingingen, sondern vielmehr erweitert wurden;
ebenso verordnete er die Errichtung von Pfarrschulen. Er ließ Sänger aus
Italien kommen um seine Franken int Kirchengesange zu unterrichten; die
Italiener lobten aber die Anlagen ihrer Schüler nicht besonders und verglichen
deren Gesang mit dem Gebrüll wilder Thiere. Auch die Baukunst, die Bild-
nerei u. s. w. genoßen des kaiserlichen Schutzes, kurz, Karl beschützte und
pflegte jeden Keim des Guten und Schönen, und er ist es, welcher dem deutschen
Volke den herrlichen Aufschwung gegeben hat, der cs Jahrhunderte hindurch
in Krieg und Frieden zur ersten Nation des Erdbodens machte.
Seine letzten Tage.
So herrschte der große Karl von 708—814. Bei vem Anfänge des
letzten Jahres war er schon wohl betagt, über 72 Jahre alt und er sah, daß
er bald zu den Vätern werde versammelt werden. Da ging er mit feinem ein-
zigen Sohne Ludewig in die Kirche von Aachen, in welcher Stadt er sich be-
sonders gerne aufhielt. Er legte seine Krone aus den Altar und betete lang.
Dann erhob sich der Greis und ermahnte seinen Sohn vor allem Volke immer
Gerechtigkeit zu üben, die Schwachen zu schützen und die Kirche zu schirmen.
Versprichst du mir es? fragte er. Ludewig versprach es weinend. Nun so
setze dir die Krone auf, sagte der tiefbewegte Vater. Nicht lange darauf wurde
er unwohl; es befiel ihn ein heftiges Fieber und er hauchte seine Seele aus den
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl
S88
Oestreich an das Haus Habsburg. Dem Sohne des gefallenen Fürsten ließ er
Böhmen und Mähren. (1278.)
Rudolf im Westen des Reiches.
Nach Italien zog Rudolf nicht, er verglich es mit der Höhle des Löwen
in der Fabel, in die wohl viele Fußstapfen hinein, aber wenige heraus führen;
er überließ vielmehr die italienischen Fürsten und Städte ihren eigenen Kriegen,
in welchen sie ihr schönes Land verwüsteten und die Parteinamen Welfe und
Ghibelline mit Treulosigkeiten und schauderhaften Morden besteckten. Der
Kaiser sah gar wohl, was dem Reiche noth war, innere Ruhe, Ordnung
und Herstellung der alten Grenze. Die Herzoge von Savoien waren be-
sonders mächtig geworden und herrschten vom Genfersee bis über Bern hin-
aus. Dreimal zog der Kaiser gegen den Herzog von Savoien und brachte
namentlich die kleineren Städte Laupen, Milden, Peterlingen, Murten an
das Reich zurück, nur Bern, das ihn durch die Vertreibung der Juden
erzürnt hatte, belagerte er vergeblich. Unverrückten Blickes behielt er die
Franzosen im Auge, denn er hatte sie im Verdacht, als ob sie ihr Reich
auf Kosten Deutschlands erweitern möchten. Deßwegen hatte er den Plan
entworfen, zwischen Frankreich ein neues Königreich Burgund zu stiften,
das er einem seiner Söhne zu verleihen gedachte, allein ehe er ihn ausfüh-
ren konnte, überraschte ihn der Tod.
Rudolf stirbt. (1s91)
Auf der Burg von Germersheim saß der alte Kaiser beim Schach,
seinem Lieblingssriele; sein Angesicht war todesblaß und er fühlte selber,
daß er sich seiner Auflösung nahe. Darum fragte er die Aerzte: Saget
mir ohne Scheu, ihr Meister, wie lange habe ich noch zu leben? Sie
antworteten: Herr, vielleicht wird schon morgen eure Seele abgerufen. Auf
denn, ich will nach Speier zu meinen Vorfahren, sprach er sich erhebend,
und todesmüde setzte er sich auf sein treues Roß. Alles Volk der Umge-
gend sammelte sich bei der Trauerkunde und begleitete schluchzend den ge-
liebten Herrn auf seinem letzten Wege. Aber derselbe erreichte Speier, den
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Habsburg Italien Deutschlands Frankreich Burgund Germersheim
Schlachten. In Athen malte Polygnot die Schlacht von Marathon in die
Säulengänge der Pöcile, und so verherrlichten Sänger, Bildhauer, Baukünst-
ler und Maler den Preis der Helden, ist es noch zu verwundern, daß das
kommende Geschlecht sich als das Geschlecht der Helden betrachtete? Den
Triumph des Krieges aber hatte Athen errungen, ihm wurde auch die Sieges-
palme in jeder Kunst zu Theil.
Athen die erste Stadt Griechenlands; (Hegemonie).
Pericles der Olympier.
Athen hatte den Krieg gegen die Perser nach Cimons Tode aufgegeben,
aber die Bundesgenossen mußten doch sortsahren die Geldbeiträge zu leisteir
und ihre Schiffe zu der athenischen Flotte zu stellen. Die Bundesgenossen
thaten es freilich ungerne, aber sie mußten, denn die Athener waren nun
übermächtig. Die Samier, die Chier u. a. sielen von den Athenernab, wur-
den aber durch Pericles zum Gehorsam genöthigt, so hartnäckig sie sich auch
vertheidigten. So demüthigten die Athener unter ihrem Feldherrn Myronides
die Megareer, die Thessalier, die Böotier und Locrer und nach einem jeden
solchen Kaiitpfe war Athen gewaltiger als vorher. Die Athener leitete damals
Pericles, einer der merkwürdigsten Männer, welche je gelebt haben. Er
verwandelte Athens Verfassung, wie oben erzählt ist, denn für das Volk der
Athener schien es ihm so am besten; er war ein glücklicher Feldherr, obwohl
er das Blut seiner Mitbürger sparte, und ein so unwiderstehlicher Redner, daß
man ihn mit dem Donnerer Zeus verglich und den Olympier nannte. Er
hinterlegte die Geldbeiträge der Bundesgenossen nicht mehr in den Tenlpel des
delischen Apollo, sondern in der Burg zu Athen; denn, sagte er, wenn die
Athener die Bundesgenossen beschützen, so haben sie auch das Recht mit dem
Gelde zu thun, was sie für gut finden. Gegen 1000 Städte und Inseln
waren Athen tributbar, dessen Einkünfte jährlich gewiß auf 5 Millionen Gul-
den stiegen, eine ungeheure Summe, wenn man den viel höheren Geldwerth
der alten Zeiten bedenkt. So war es den Athenern ein leichtes, die großen
Plane des Themistocles auszuführen; sie verbanden ihre Seehäfen, den
Piracus, Phalereus und Munychia durch 2 lange Mauern mit der Stadt,
so daß Athen jetzt erst eine eigentliche Seestadt wurde. Diese Mauern waren
5
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S«4
denselben in Palästina beschimpft, indem er das herzogliche Panner von den
Mauern der Stadt Ptolemais Herunterreißen und in Koth treten ließ. Als
Heinrich die Gefangenschaft des englischen Königs erfuhr, so forderte er den
Gefangenen für sich, „weil nur der Kaiser einen König gefangen halten dürfe"
und ließ ihn nicht eher los, als bis die Engländer die fast unerschwingliche
Summe von 100,000 Mark Silbers bezahlt hatten. Als Heinrich im Be-
griffe war Deutschland in ein Erbreich umzuwandeln, überraschte ihn der Tod.
(1197.)
Philipp I. und Otto Iyr. Gegenkaiser
Da wählte ein Theil der Fürsten Heinrichs Bruder Philipp, den sanfte-
sten der Hohenstaufen, die andern den Sachsen Otto, Heinrichs des Löwen
Sohn zum Kaiser, und über Deutschland kamen wieder alle Gräuel des einhei-
mischen Krieges. Otto wurde zwar von dem Papste, der jeden Hohenstaufen
fürchtete, vorgezogen und unterstützt, aber Philipp gewann doch die Oberhand;
er wurde aber durch einen Otto von Wittelsbach, den er beleidigt hatte,
meuchelmörderisch umgebracht. Nun huldigte alles dem Otto; doch wußte sich
dieser weder Achtung noch Liebe zu gewinnen; so mischte er sich in den Krieg
zwischen Frankreich und England und wurde von den Franzosen bei Bovines
geschlagen; dann sing er mit Papst Innocenz Hl. Streit an und wurde von
diesem gebannt.
Fünfzehntes Kapitel.
Kaiser Friedrich Ii. (Isis Isso )
Insgeheim kamen um diese Zeit Abgesandte aus Schwaben zu dem 16jäh-
rigen König Friedrich von Neapel, dem Sohne Kaisers Heinrich Vi. und for-
derten ihn auf sich in Deutschland zu zeigen, denn alles Volk werde ihm bei-
fallen und ihn auf den Thron Friedrichs i. erheben. Friedrich folgte ihnen
und kam über Graubünden an den Bodensee, wo ihn die Stadt Konstanz auf-
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Extrahierte Ortsnamen: Palästina Koth Deutschland Sachsen Deutschland Frankreich England Schwaben Deutschland Friedrichs Konstanz
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denn er wollte die Seinen nicht verlassen; aber auch er wurde erschlagen
und über 600 adelige Herren und wohl 2000 Bürger und Bauern, die
aus den herzoglichen Landen mit gezogen waren. Weit und breit war Jam-
mer in den Burgen und Schlössern, das gemeine Volk aber sagte: „Gott
ist zu Gericht gesessen über den Uebermuth des Adels. "
Nach dieser furchtbaren Niederlage machte Oestreich 2jährigen Waffen-
stillstand; dann griff ein neues Heer, aus Adeligen und habsburgischen Bür-
gern bestehend, das kleine Land Glarus an. Bei Näfels im April 1388
besiegten 600 Glarner wohl 6000 ihrer Feinde und abermals fielen Grafen
und Ritter unter den Helebarden der Bauern, die in ihrem Grimme keine
Gnade gaben. Jetzt machte Oestreih und der Adel Friede; die Eidgenossen
aber sangen ihre Heldenthaten in schönen Kriegsliedern, spotteten der stolzen
Herren und glaubten sich selbst unüberwindlich. Seit diesen Schlachten wagten
es die Ritter nie mehr mit den Eidgenossen ernstlich anzubinden, und sie
stiegen nimmer vom Rosse, um mit ihnen zu Fuße zu fechten.
Kaiser Ruprecht. (1400.)
Um diese Vorgänge in Schwaben und Aargau kümmerte sich Wenzel
wenig, und auch sein Nachfolger Ruprecht that nicht viel. Dieser zog nach
Italien, richtete aber dort nicht das mindeste aus ; er wurde im Gegentheil
von den Italienern ausgelacht als ein Herr mit den prunkendsten Titeln, dem
es aber an zwei Dingen fehlte, an Gelb und Leuten.
«Siebentes Kapitel.
Kaiser Sigismund. (1410-1437.)
Kirchliche Zerrüttung; 3 Päpste.
Um diese Zeit sah es in der Kirche sehr betrübt aus, denn die, welche
berufen waren, das Volk auf den rechten Weg zu führen, die Geistlichen
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der mit Luthern in Leipzig disputirt hatte, warf auch den Reformatoren
in Zürich und Basel den Handschuh hin ; Oecolampad (Hausschein) dis-
putirte 1526 in Baden im Aargau mehrere Tage mit ihm; wie immer
schrieben sich beide Theile den Sieg zu. Noch hatte sich Bern nicht ent-
schieden und beide Theile boten alles auf, diese Stadt sich zu erhalten oder
zu gewinnen, denn von ihr schien der Sieg des einen oder andern Glaubens
abzuhängen. Der Rath schwankte lange; die Worte des Konstanzischen Ge-
neralvikars Faber, „jetzt geht es an die Pfaffen und später an die Junker",
der Bauernkrieg in Deutschland und ähnliche Erscheinungen machten die
Rathsherrn, welche wie die Bürgerschaft der Reformation geneigt waren,
stutzig. Endlich schrieb auch der Rath von Bern eine öffentliche Disputation
aus und lud alle Gottesgelehrten dazu ein; sie dauerte lange und auch hier
waren die anwesenden katholischen Geistlichen (kein Bischof, keine namhaften
Gelehrten waren erschienen) nicht im Stande, die Lehren, Einrichtungen und
Gebräuche ihrer Kirche zu vertheidigen, so fremd waren die meisten in ihrer
eigenen Kirche geworden! Nun entschied sich die Stadt für die Reformation
und nun wurde auch in den eidgenössischen Gauen der Grundsatz aufge-
stellt: „die Landesherren sind auch die Religionshcrren" und die katholischen
und reformirten Vögte ließen den Unterthanen eben so wenig die freie
Wahl des Glaubens, als dieses von Herzogen und Fürsten in Deutschland
geschah. Die katholischen Stände Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern und Zug
verbanden sich mit einander und später mit dem Bruder des Kaisers, dem
König Ferdinand, daher dieses Bündniß dac Ferdinandische genannt wurde;
die reformirten Städte aber schlossen ein evangelisches Bündniß und suchten
ihren Rückhalt bei dem Könige von Frankreich. Dieß geschah 1528 ; im
gleichen Jahre enthaupteten die Züricher einen thurgauischen Katholiken,
welcher Schmähreden ausgestoßen hatte; und die Schwyzer fingen und ver-
brannten den Prediger Kaiser, der in ihrer Vogtei Gaster aufgetreten war.
Nun zog man aus zum Kriege, aber die Katholischen waren viel schwächer
und nicht gerüstet und froh, als Landammann Aebli von Glarus einen
Frieden vermittelte. Der Ferdinandische Brief wurde herausgegeben und ver-
brannt, und in den Gemeinden der Vogteien sollte das Handmehr über die
Religion entscheiden.
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r«. Schlveitzerische Eyd'genossenschaffk zsr
deschichtrn des Xlv.5ccu!i.
( l6s. I.o.)
ì. Die Ottomunische Pforte hat ihrer
»,» Aung ums Jahr i;o;. slheàm.rz-.
w End rund Nm, 173*
(i66. v.ä.)
e.dle Schweitzer machen den Bund,
^uenvon derocsterreichtschen Regterunl
a ' und machen sich zur freien Republic
u-izoz.sihe Niun.91. und 9s.
té ?"merckungen. r. Schweitz gehör-
o^lniteus zum Burgunvtfchen Reich:
Ai« ' tn derz.unds.anmerekurig.
tz,7.nun selbes Reich auseinander gienz,
Mten sich die Schlveitzrrifche Blädt,
ttìn^?rffer ziemlich frey, und erwählten
keldst nach Belieben ihre Haupr-
Ärösten Theils gehörten sir
^n Grafen von Habspura. Und die
tb7ns°9 Oesterreich, liessendas Land
* "ñ m ihren; cheils in des Römischen
Q Reichs
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rji.iir* Bsltrvonischer Krieg. w
Darauf eifolaicn Frid rc. wurdet dift
Länder dem Hauß Oesterreich zuerkanut,
Phiiipp^is V.dermahligerkönig gieng
wlcheß in der ()uaclrnple-Alliance und
^bienerlschen Frtd cm. Nichts desto-
^niger gleichwie er An. 1727. das den
Spaniern überlassene Oibraltar mit eü
?Er fcharffen Belagerung hat wollen wi-
^rum zu seiner Cron ziehen, so suchte
;r solches auch mir Neapel und Sicilien
Aachen. Diß ist die Ursach. ^>pa«
^en aber gibt andere für,und zwar (wel-
5)rs sehr curiol) dise, daß der Kayser
Hauß Bourbon, und Confequentetf
Uch Spanien mit Außschliessung des
^nisiai so sehr beleidiget. Die Expref-
¿°nes welche der Spanische Minrster m
«t Declaration braucht wider den Kay-
^ feynd so roh, das es unerhört.
^ S. Die Gelegenheit darzuwardge-
p.llrmen von dem Herhogchum karma,
iv Uc<mza, und deml'oscanischen Staat.
Quadrupl'alliance war versehen,
hj« öijc Land einem Spanischen Plin-
st aus zweyter Ehe sotten als Kayser-
Lehen eingeramm, und indessen
U 2 öooä.
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