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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 168

1895 - Leipzig : Voigtländer
168 faffung von ihnen nur scheinbar beobachtet roerbe. Immer dringender forderte man grere Freiheiten, insbesondere Erweiterung des Rechts fr die Wahlen der Volksvertreter! denn kaum eine halbe Million Staatsbrger besa das Wahlrecht. Zwischen den einzelnen Stnden des Volkes war eine starke Spannung eingetreten; der reicher- Brgerstand schien vom Hofe auf Koste anderer Stnde begnstigt; die Unzuftiedenheit der besitzlosen Arbeiter-klasse wurde durch Einwirkung von Volksaufwieglern gesteigert bis zum tdlichen Hasse gegen die Reichen und bis zur Drohung, die bestehende Staats-ordnung umzustrzen. Da der König und sein Minister Guizot sich abgeneigt zeigten, die Berechtigung fr die Wahl der Volksvertreter zu erweitern, so wurde die Grung im Volke immer strker. Endlich (bei Gelegen-heit eines von der Regierung verbotenen Reformbanketts) brach am 22 Fe- 1848bruar 1848 zu Paris ein Aufstand aus, der an den beiden folgenden Tagen zum blutigen Barrikadenkampfe wurde und eine neue Staatsumwlzung die Februarrevolution, zur Folge hatte. Ludwig Philipp mute mit seiner Familie die Flucht ergreifen (und starb 1850 in England); der Knigsthron wurde zertrmmert, und Fr an kr e i ch z ur Rep u b li k e rk l r t. Zur einst-weiligen Leitung des Staates wurde eine sogenannte provisorische Regierung" eingesetzt, welche durch allgemeine Volksabstimmung den Zusammentritt einer verfassunggebenden Nationalversammlung" herbeifhrte. 2. Frankreich als Republik 1848-1852. Di- Nationalversamm-lung gedachte durch die von ihr beratene neue Verfassung wieder eine festere Staatsordnung einzufhren. Als die unzufriedenen Arbeiter" hierdurch ihre Absicht, das Bestehende vllig umzukehren, vereitelt sahen, wollten sie (im Juni) in wilder Erhebung die rote Republik" errichten, d. h. dem vierten Stande" die Herrschaft verschaffen. Den Schutz der Staats-ordnung gegen den furchtbaren Angriff bertrug die Nationalversammlung dem General Cavaignac, der in einer mehrtgigen blutigen Schlacht in den Straen von Paris den Aufruhr bewltigte. Darauf wurde die Ver-fassungsberatung (im November) beendigt; ein aus je 4 Jahre durch Ab-stimmung des gesamten Volkes ernannter Prsident sollte an die Spitze der Verwaltung treten, neben ihm eine gesetzgebende Nationalversamm- 1848 lung stehen. Als Prsident wurde am 10. Dezember 1848 durch Volksabstimmung der Neffe des Kaisers Napoleon I. gewhlt, Ludwig Napoleon Vonaparte. 3. Der Prsident Ludwig Napoleon Bonaparte. Er war der Sohn des ehemaligen Knigs Ludwig Bonaparte von Holland und der Hortense Beauharnais. Seit der Entthronung seines Oheims Napoleon hatte er, aus Frankreich verbannt, mit seiner Mutter in Konstanz und auf Arenaberg im Schweizer-kanton Thurgau gelebt, und dann das Gymnasium in Augsburg als Schler besucht. i

2. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 234

1891 - Leipzig : Voigtländer
234 Luzern. Infolge der Julirevolution wurde die bis dahin bestehende Regierung der Patrizier mit der drckenden Oberherrschaft der Städte der das Landvolk ge-strzt. Mit dem steigenden Einflu der Jesuiten in mehreren Kantonen wuchs dann der Parteistreit, bis sich aus den katholischen Kantonen Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis der sogenannte Sonderbund bildete (1846). Da kam es zum Kriege. Unter General Dusour schritt ein Heer von 50000 Mann gegen den Sonderbund ein und zwang ihn zur Unter-wersung. Darauf gab sich die Schweiz eine neue Gesamtverfassung 1848, durch welche (zur Beseitigung des Kantnligeistes") der Staatenbund in einen enger geeinigten B u n d e s st a a t verwandelt wurde. Ein Bundesrat von 7 Mit-gliedern fhrt die Regierung; die Gesetzgebung und die Wahl der obersten Bundes-behrden wird ausgebt durch die Bundesversammlung, die aus dem Nationalrat (ein Mitglied auf 20000 Seelen) und dem Stnderat (2 Mitglieder aus jedem Kanton) besteht; Bundesstadt ist Bern. 157. ie Februarrevolution in Frankreich. 1. König Ludwig Philipp 18301848. Der durch die Juli-revolutiou auf den franzsischen Thron erhobene König Ludwig Phi-tipp (der Brgerknig") hatte es trotz seiner groen Klugheit doch nicht verstanden, seiner Regierung in der Liebe und Anhnglichkeit des Volkes eine seste Sttze zu verschaffen. Man warf ihm vor, da er mehr seinen und seines Hauses Vorteil, als Frankreichs Gre im Auge habe. Obgleich er bei seiner Thronbesteigung verheien hatte, da das Grund-gefetz des Staates (die Charte) unter seiner Regierung eine Wahrheit" sein werde, beschuldigte man seine Minister, da die Verfassung von ihnen nur scheinbar beobachtet werde, und forderte immer dringender grere Freiheiten, insbesondere Erweiterung des Rechts fr die Wah-lert der Volksvertreter. Zwischen den einzelnen Stnden des Volkes war eine starke Spannung eingetreten; der reichere Brgerstand schien vom Hose auf Kosten anderer Stnde begnstigt; die Unzufriedenheit der besitzlosen Arbeiterklasse wurde durch Einwirkung von Volksauf-wieglern bis zum tdlichen Hasse gegen die Reichen und bis zur Drohung, die bestehende Ordnung umzustrzen, gesteigert. Da der König, sowie sein Minister G u i z o t, sich abgeneigt zeigten, die Berechtigung fr die Volksvertreterwahl kaum eine halbe Million Staatsbrger besa das Wahlrecht zu erweitern, stieg die Grung im Volke so gewaltig, da (bei Gelegenheit eines von der Regierung verbotenen Reformbanketts) am 22. Februar 1848 ein Aufstand zu Paris ausbrach, der an den bei-den folgenden Tagen zum blutigen Barrikadenkampfe wurde und eine neue Staatsumwlzung, die sogenannte Februarrevolution, zur Folge

3. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 105

1907 - Leipzig : Voigtländer
51. Preuens Wiedergeburt. 105 König Friedrich Wilhelm beginnen, ein neues Preußen aufzurichten, das dereinst die alten Ehren wieder zu erringen vermochte. 2. Scharnhorst, vor allem galt es, das Heer neu zu gestalten, und dazu fand der König den rechten Mann in dem General Scharnhorst. Der mar ein hannoverischer Bauernsohn, einfach und schlicht und trotzdem gelehrt, an Kriegserfahrung reich und von allen geachtet. Unter seiner Zeitung wurde das Heer zweckmiger be-roaffnet und bekleidet. Grausame, entehrende Strafen, wie das Spierutenlaufen , wurden abgeschafft; knftig sollten nur Landeskinder in dem Heere dienen und es als eine (Ehre ansehen, des Knigs Rodt zu tragen. Das ganze Volk unter die H)ffen zu bringen, allgemeine Wehrpflicht einzufhren, das war Scharnhorsts Hbsicht. Hb er nach Napoleons Machtgebot durfte Preußen nur 42 000 Mann unter den Waffen haben. Um fr einen neuen Krieg die ntige Anzahl gebter Soldaten bereit zu haben und doch nicht gegen Napoleons Gebot zu verstoen, lie Scharnhorst die (Eingezogenen mglichst rasch ausbilden und dann durch neue Rekruten ersetzen. Mit tausend Listen und Schlichen muten die franzsischen Spher getuscht werden, da sie das nicht merkten. Dennoch wurde Napoleon endlich mitrauisch und verlangte, da der König Scharnhorst entlasse. Das geschah; aber er blieb der vertraute Ratgeber des Knigs. 3. Stein und Hardenberg. Was Scharnhorst dem Heere, das wurde den Bauern und Brgern der Freiherr vom Stein. (Er stammte aus einem Rbelsgefchlecht, das seit alter Zeit zu Nassau an der Lahn seinen Sitz hatte. Stein hatte sich schon frher in preuischen Diensten als tchtiger Beamter bewhrt und wurde nach dem Kriege von Friedrich Wilhelm Iii. zum ersten Minister ernannt. Mit feuriger Begeisterung bernahm er seine schwierige Hufgabe. (Er wollte dem Volke Liebe zum vaterlande und Mut zu dessen Schutz einflen und suchte deshalb die Unterdrckten zu heben und zu kraftvollem handeln zu erziehen. Mit der Befreiung des Bauernstandes fing er an. Schon die frheren preuischen Könige hatten die Lage der Bauern zu verbessern gesucht (42, 2 und 46, 1). Doch waren die meisten Bauern noch immer abhngige Nutznieer, nicht freie Besitzer ihrer Hefter und Hfe; sie durften ohne Zustimmung ihrer Gutsherren weder fortziehen noch heiraten, muten ihnen Frondienste leisten und drckende Hbgaben zahlen. Zunchst wurde die Unfreiheit der Bauern aufgehoben, während die Dienste und Hbgaben noch eine Weile fortbestanden. Huch wurden die Schranken der Stnde beseitigt: der (Edelmann und der Bauer durften fortan auch brgerliche Gewerbe, der

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 148

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 148 — durfte Preußen nur 42000 Mann unter den Waffen haben. Deshalb nutzte Scharnhorst fürs erste zu dem Mittel greifen, die Mannschaften des stehenden Heeres in kürzerer Zeit auszubilden und ohne Aussehen hier und da Rehruten an Stelle der Abgehenden einzustellen. Mit taufend Listen und Schlichen mutzten die französischen Späher getauscht werden, datz sie das nicht merkten. Dennoch wurde Napoleon endlich mißtrauisch und verlangte, datz der König Scharnhorst entlasse. Das geschah; aber er blieb der nächste militärische Ratgeber des Königs. 2. Oie Minister Freiherr vom Stein und von Hardenberg. U)as Scharnhorst dem Heere, das wurde den Bauern und Bürgern der Freiherr vom Stein. Dieser grotze Mann stammte aus einem rheinfränkifchen Adelsgeschlechte, das seit alten Seiten Zu Nassau an der Lahn auf der Burg Stein seinen Sitz hatte. Obgleich als Reichsfreiherr Fürsten ebenbürtig, war er doch in preußische Dienste getreten, um seinem Drange nach nützlicher Tätigkeit zu genügen. (Er wurde schließlich Finanzminister. Id ährend des Krieges hatte der König seine Ratschläge zurückgewiesen und ihn in Ungnade entlassen. Jetzt berief ar ihn aufs neue zur Leitung der bürgerlichen Verwaltung, und ein Besserer als Stein wäre nirgends zu finben gewesen. Stein begann nun, den preußischen Staat von (Brunb an umzugestalten. füllt den Bauern fing er an. Schon die früheren preußischen Herrscher hatten viel getan, beren Lage zu verbessern (Nr. 49, 2 und 55, 3). Nun hob der König auf seinen Domänen die (Butsuntertänigkeit auf. Von 1810 an sollten auf allen Gütern Königreichs ohne Ausnahme nur noch freie Leute zu finben j'jin' i 3n den Stäbten hatten bis bahin gewöhnlich ausgebiente (Dffizt^ ober Unteroffiziere die Verwaltung geleitet; die Bürger hatten nw5 zu sagen, sonbern nur zu gehorchen. Das würde jetzt anders. £>ie Bürger sollten fortan Stabtverorbnete wählen, die den Bürgermeister in allen (Bemeinbeangelegenheiten zu beraten und zu unterstütz^ hatten. Ihr Amt ist ein (Ehrenamt und wirb unentgeltlich verwaltet. So bekamen die Städte die Selbstverwaltung^ Daburch kam ^111 neuer, frischer Geist in die Bürgerschaft: das Streben, dem allgemeinen Besten zu bienen und hierbei kein (Dpfer zu scheuen. — Mitten ^ seiner Arbeit würde Stein, wie später auch Scharnhorst, wegen seiile (Besinnung dem französischen Kaiser verbächttg, mußte seinen ßbsch^ nehmen und würde sogar von Napoleon geächtet. Sein zweiter ttati folger im Amte, der Staatskanzler von harbenberg, setzte at>e nach ein paar Jahren sein Werk fort.

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 136

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 136 — Scharnhorst entlasse. Das geschah; aber er blieb der vertraute Ratgeber des Königs. 2. Die Minister Freiherr vom Stein und von Hardenberg. Was Scharnhorst dem Heere, das wurde den Bauern und Bürgern der Freiherr vom Stein. Dieser große Mann stammte aus einem rheinfränkischen Adelsgeschlechte, das seit alten Zeiten zu Nassau an der Lahn auf der Burg Stein seinen Sitz hatte. Obgleich als Neichs-freiherr Fürsten ebenbürtig, war er doch in preußische Dienste getreten, um seinem Drange nach nützlicher Tätigkeit zu genügen. Er brachte es zum Finanzminister. Während des Krieges hatte der König seine Ratschläge zurückgewiesen und ihn in Ungnade entlassen. Sobald er aber erkannte, daß Stein der rechte Mann sei, berief er ihn aufs neue zur Leitung der bürgerlichen Verwaltung. Stein begann nun, den preußischen Staat von Grund an neu aufzurichten. Mit den Bauern fing er an. Schon die früheren preußischen Könige hatten viel getan, deren Lage zu verbessern (Nr. 50, 2 und 54, 1). Nun hob der König auf seinen Domänen die Gutsuntertänigkeit auf. Von 1810 an sollten auf allen Gütern des Königreichs ohne Ausnahme nur noch freie Leute zu finden sein. — Da wurde Stein, wie Scharnhorst, wegen seiner Gesinnung Napoleon verdächtig, mußte seinen Abschied nehmen und wurde sogar von Napoleon geächtet. Sein zweiter Nachfolger im Amte, der Staatskanzler von Hardenberg, setzte aber sein Werk fort. In den Städten hatten bis dahin gewöhnlich ausgediente Offiziere oder Unteroffiziere die Verwaltung geleitet; die Bürger hatten nichts zu sagen, sondern nur zu gehorchen. Das wurde jetzt anders. Die Bürger sollten fortan Stadtverordnete wählen, die den Bürgermeister in allen Gemeindeangelegenheiten zu beraten und zu unterstützen hatten. Ihr Amt ist ein Ehrenamt und wird unentgeltlich verwaltet. So bekamen die Städte die Selbstverwaltung. Dadurch kam ein neuer, frischer Geist in die Bürgerschaft: das Streben, dem allgemeinen Besten zu dienen und hierbei kein Opfer zu scheuen. 3. Fichte, Arndt, Iahn. Diesen edeln Geist der Vaterlandsliebe nährten noch andre wackere Männer. An der trotz der Not der Zeit neugegründeten Universität in Berlin hielt der Professor Joh. Gottlieb Fichte seine zündenden „Reden an die deutsche Nation." — Der Pommer Ernst Moritz Arndt, der Freund des Freiherrn vom Stein, ward zum gewaltigen Bußprediger. Den Fürsten warf er vor, wie sie immer nur an sich gedacht hätten, und nicht an ihr Volk; den Edelleuten, daß sie wohl ihrer Rechte eingedenk

6. Das Mittelalter, die neuere und die neueste Zeit - S. 238

1893 - Leipzig : Voigtländer
— 238 — liefen, religiösen, vaterländischen Geist in Der Nation zu heben ihr wieder Mut, Selbstvertrauen und Opferwilligkeit für Freiheit und Ehre einzuflößen, um bei der ersten günstigen Gelegenheit den Kampf für diese höchsten Güter aufnehmen zu können. Indem er die Kräfte des Landes zu freier Thätigkeit belebte und ihnen die Richtung auf das Gemeinnützige gab, wollte er ein wahrhaft deutsches Staatsweseu gründen, ruhend auf einem freien Bürgertum, gestützt und getragen durch die Selbstregierung der Gemeinden und Provinzen. So begann der große Mann seine Umgestaltung, von der er freilich nur einen kleinen Teil durchzuführen bestimmt war, da er schon im nächsten Jahre (1808) vor Napoleons Zorn aus seinem Amte weichen mußte. Aber wie viel hat er in dieser kurzen Zeit gethan! Noch lastete aus den unteren Ständen der bäuerlichen Bevölkerung ein starker Überrest feudaler Unfreiheit. Schon im Oktober 1807 ward mit Der gänzlichen Beseitigung Der Leibeigenschaft, Der Erbuuterthänigkeit, vorgegangen und Dem Banernstand durch die Überlassung von Domänen eine feste Grundlage gegeben. Es folgten die Umgestaltung der obersten Verwaltungsbehörden, die Aufhebung oder Ablösung vieler auf dem Grundbesitz ruhenden Lasten, die Aushebung sehr vieler den Gewerbfleiß hemmenden Einschränkungen, vor allem aber der Erlaß Der Städte-ordnnng, welche der Ausgangspunkt sür die deutsche Selbstverwaltung geworden ist. „Seitdem erst kam unserem Städtewesen eine zweite Blütezeit, minder glänzend, aber nicht weniger ehrenreich als die (große Epoche der Hansa." Mit der Verwaltungsreform zugleich wurde die Neugestaltung Des Heeres durchgeführt, zu welcher König Friedrich Wilhelm Iii. selbst den ersten Anstoß gegeben hat. Wie dem Freiherrn v. Stein in jener, so gebührt in dieser Dem Oberst v. Scharnhorst, einem hannoverschen Bauernsohne, das Verdienst der Hauptarbeit. Scharnhorst erkannte, daß auch im Kriege zuletzt die sittlichen Mächte entscheiden, und höher noch als die gründliche technische Ausbildung stand ihm die innige Verbindung des Heeres mit der Nation. Indem er „zu der einfachen und freien Anschauung der Altvorderen zurückkehrte, denen der Waffendienst als das Ehrenrecht jedes sreien Mannes erschien", wurde nun das Kriegswesen auf die allgemeine Wehrpflicht, auf die militärische Erziehung Des Volkes und auf Das Laudwehrsystem begründet. Unter persönlicher Mitarbeit des Königs wurde eine Kommission, an deren Spitze Scharnhorst stand, zusammengesetzt aus der „Blüte des Edelsten und Tüchtigsten, was Preußen an militärischen valenten besaß", beaustragt, die Militärresorm durchzuführen. Die Bevorzugung des Adels wurde beseitigt; bei der Beförderung der Offiziere sollten

7. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 110

1892 - Leipzig : Voigtländer
110 während (jhrlich um mehr denn 100 Millionen) zunahm. Der hierdurch veranlate Abgabendruck lastete fast einzig auf dem Brger- und Bauern-stnde, während die beiden ersten Stnde, Geistlichkeit und Adel, welche beinahe zwei Drittel der Lndereien, die grten Vorrechte und die eintrglichsten mter im Besitze hatten, kaum besteuert waren. Die Will-krherrschaft seit Ludwig Xiv. (lettres de cachet) hatte das Knigtum verhat gemacht, das s i t t e n l o s e H o f l e b en Ludwigs Xv. hatte es der Verachtung preisgegeben. Endlich war durch beredte Schriftsteller (Vol-taire, Rousseau u. ct.) dieehrfurcht vor den Lehren der Religion untergraben und Unzufriedenheit mit den bestehenden Staats-einrichtungen verbreitet worden. Es bestand zwischen den ffentlichen Zustnden und den herrschenden Ansichten ein schroffer Gegensatz. Durch die Grndung des nordamerikanischen Freistaats wurde das Verlangen nach einer Umgestaltung des Staatswesens noch mehr angeregt. Um der Geldnot abzuhelfen, ergriffen Ludwigs Finanzminister ver-schiedene Maregeln, die jedoch vergeblich waren (Notabelnverfammlung 1787). Da lie der König auf Neckers Rat die (seit 175 Jahren nicht mehr berufenen) Reichs stnde 1789 (5. Mai) in Versailles zusammen-treten. Als nun die beiden hheren Stnde (Geistlichkeit und Adel, je 300 Mitglieder) nicht gemeinsam mit dem drittenstande (den Abgeordneten des Brgerstandes, 600 Mitglieder) beraten wollten, erklrte sich der dritte Stand (aus Antrag des Abbe Sieyes) als Nationalversammlung (17. Juni), welche der redegewaltige Mirabeau zu dem Beschlsse bewog, nicht auseinander zu gehen, bis sie dem Staate eine Verfassung (Konstitu-tion) gegeben Htte. Das war der Anfang der Revolution. 63. Die konstituierende und die gesetzgebende National-Versammlung 17891792. 1. Durch diese Vorgnge und die zunehmende Grung im Volke be-unruhigt, ordnete der Hos die Zusammenziehung von Truppen in der Nhe von Versailles an; Necker wurde entlassen. Dies rief, trotz der Errichtung der Nationalgarde unter Lafayette, in Paris den ersten blutigen Aufstand der Revolution hervor: Zerstrung der Bastille 14. Juli 1789. Der König, von allen verlassen, mute sich in das Geschehene fgen und Necker zurckrufen. In den Provinzen kam es zu wtenden Angriffen der Bauern auf ihre Gutsherren, die deshalb ins Ausland zu flchten begannen (Emigranten, unter denen des Knigs jngerer Bruder, Graf Artois). Unterdessen schaffte die Nationalversammlung (in der Nacht zum 5. August)

8. Erzählungen aus der deutschen Sage und Geschichte - S. 105

1911 - Leipzig : Voigtländer
51. Preuens Wiedergeburt. 105 König Friedrich Wilhelm beginnen, ein neues Preußen aufzurichten, das dereinst die alten Ehren wieder zu erringen vermochte. 2. Scharnhorst, vor allem galt es, das Heer neu zu gestalten, und dazu fand der König den rechten Mann in dem General Scharnhorst. Der war ein hannoverischer Bauernfohn, einfach und schlicht und trotzdem gelehrt, an Kriegserfahrung reich und von allen geachtet. Unter seiner Leitung wurde das Heer zweckmiger be-waffnet und bekleidet. Grausame, entehrende Strafen, wie das Spierutenlaufen , wurden abgeschafft; knftig sollten nur Landeskinder in dem Heere dienen und es als eine (Ehre ansehen, des Knigs Rodt zu tragen. Das ganze Volk unter die 10ffen zu bringen, allgemeine Wehrpflicht einzufhren, das war Scharnhorsts Rbsicht. Rber nach Napoleons Machtgebot durfte Preußen nur 42 000 Mann unter den H)ffen haben. Um fr einen neuen Krieg die ntige Anzahl gebter Soldaten bereit zu haben und doch nicht gegen Napoleons Gebot zu verstoen, lie Scharnhorst die (Eingezogenen mglichst rasch ausbilden und dann durch neue Rekruten ersetzen. Mit tausend Listen und Schlichen muten die franzsischen Spher getuscht werden, da sie das nicht merkten. Dennoch wurde Napoleon endlich mitrauisch und verlangte, da der König Scharnhorst entlasse. Das geschah; aber er blieb der vertraute Ratgeber des Knigs. 3. Stein und Hardenberg. Xdas Scharnhorst dem Heere, das wurde den Bauern und Brgern der Freiherr vom Stein. (Er stammte aus einem Rdelsgefchlecht, das seit alter Seit zu Nassau an der Lahn seinen Sitz hatte. Stein hatte sich schon frher in preuischen Diensten als tchtiger Beamter bewhrt und wurde nach dem Kriege von Friedrich Wilhelm Iii. zum ersten Minister ernannt. Mit feuriger Begeisterung bernahm er seine schwierige Rufgabe. (Er wollte dem Volke Liebe zum vaterlande und Mut zu dessen Schutz einflen und suchte deshalb die Unterdrckten zu heben und zu kraftvollem handeln zu erziehen. Mit der Befreiung des Bauernstandes fing er an. Schon die frheren preuischen Könige hatten die Lage der Bauern zu verbessern gesucht (42, 2 und 46, 1). Doch waren die meisten Bauern noch immer abhngige Nutznieer, nicht freie Besitzer ihrer cker und Hfe; sie durften ohne Zustimmung ihrer Gutsherren weder fortziehen noch heiraten, muten ihnen Frondienste leisten und drckende Rbgaben zahlen. Zunchst wurde die Unfreiheit der Bauern aufgehoben, während die Dienste und Rbgaben noch eine Xdeile fortbestanden. Ruch wurden die Schranken der Stnde beseitigt: der (Edelmann und der Bauer durften fortan auch brgerliche Gewerbe, der

9. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 2

1910 - Leipzig : Voigtländer
2 Die Neuzeit. . geordneten der drei Stnde erhob sich ein Streit der die Art der Beratung und Abstimmung. Die Mehrheit des Adels und der Geistlichkeit verlangte gesonderte Beratung und Abstimmung nach Stnden. Dies wrde den hheren Stnden das bergewicht verschafft haben. Die Abgeordneten des dritten Standes nahmen deshalb fr sich allein den stituierende Kamen Nationalversammlung in Anspruch und schwuren, nicht aus-Dctiamm e^nan^er3u9eh^, bevor sie dem Staate eine neue Verfassung (Konstitution) lunyim gegeben htten. Das war der Anfang der Revolution. Der König erhob anfnglich (Einsprache, lie aber dann die Nationalversammlung gewhren, der sich nun auch ein Teil des Adels und der Geistlichkeit zugesellte. 107] 2. Die Seit der konstituierenden Nationalversammlung 17891791. 1. Zerstrung der Vastille. Die Bildung der konstituierenden, d. h. verfassunggebenden Nationalversammlung fhrte eine groe Aufregung des Volkes herbei. Der Hof zog deshalb zu seinem Schutze Truppen in der Nhe von Versailles zusammen. Dies weckte die Wut des pariser Pbels. Am 14. Juli 1789 zogen Volksmassen esnc oor kie Bastille, eine Feste inmitten der Hauptstadt, wo fter willkrlich verhaftete eingekerkert worden waren. Die kleine Besatzung ergab sich nach kurzem Widerstnde und wurde teilweise gettet; die Bastille fiel der Zerstrung anheim. Der Bastillesturm" war eine schwere Verletzung der ffentlichen (Ordnung; heute wird er in Frankreich als Anfang der Freiheit gefeiert. 2. Auswanderung des Adels. Nun erhoben sich auch in den Provinzen Aufstnde. Die Bauern versagten Zehnte und Frondienste, er-strmten die Schlsser des Adels und brannten sie nieder, viele Adlige (Emigranten flchteten deshalb ins Ausland; unter den (Emigranten" war auch die Familie des Dichters Thamisso. 3. nderung der Verfassung. Jetzt wurden von der National-Versammlung die Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit gumfder ausgehoben und die Menschenrechte" verkndet, nach denen Menschen, alle Menschen frei und gleich seien und alle Regierungsgetoalt nur vom red,te Volke verliehen werde. Das ganze Land erhielt eine neue (Einteilung in 83 Departements. Gleichheit des Maes, Gewichtes und Geldes wurde eingefhrt. Die (Berichte sollten mit Geschworenen aus allen Stnden besetzt, die Priester vom Volke gewhlt werden. Die geistlichen (Drben wurden aufgehoben, die Kirchengter verstaatlicht und Anweisungen auf diese Gter unter dem Namen Assignaten" als Papiergeld ausgegeben.

10. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 15

1910 - Leipzig : Voigtländer
9. Preuens Neugestaltung. 15 schon daran, eine preuische Volksvertretung zu schaffen und dadurch Preußen zu einem konstitutionellen Staate zu erheben. Da fingen die Franzosen ejnen Brief auf, in dem er dazu auf-forderte, die Kbneigung gegen die franzsische Herrschaft auch in den abgetretenen Gebieten Wachzuhalten. Ihm nutzte er sein Rmt niederlegen (1808); Napoleon sprach sogar die Acht der ihn aus. Der Freiherr begab sich zuerst nach sterreich und 1812 nach Petersburg, um auch am dortigen Hofe gegen Napoleon zu wirken. Mit Hecht nennt ihn die Inschrift auf seinem Denkmal zu Nassau: des Guten Grundstein, des Bosen Eckstein, der Deutschen Edelstein". 2. Hardenberg. Die Reform des Staates wurde in Steins Sinne fortgesetzt. Friedrich Wilhelm ernannte 1810 den Freiherrn von harden- Hardenberg berg zum Ersten Minister. Er stammte aus Hannover, stand aber schon lnger in preuischen Diensten und war ein geistvoller, gewandter Staatsmann. Xttit seiner Hilfe verordnete der König die Rufhebung der Vorrechte des Rbels und der Znfte, die Rufhebung der Frondienste, die Verleihung freien (Eigentums an die Bauern, die Gewhrung staatsbrgerlicher Rechte an die Juden. 3. Scharnhorst. Ruch eine Neugestaltung des preuischen Heeres wurde in Rngriff genommen; denn die Heereseinrichtungen waren seit Friedrich dem Groen nicht fortgeschritten und hatten sich im Kriege den franzsischen gegenber als minderwertig erwiesen. Der König betraute mit der Reform des Heerwesens den Kriegsminister von Scharnhorst. Scharnhorst Er war der Sohn eines hannoverischen Bauern und hatte sich seit 1801 im preuischen Heeresdienst hervorgetan. Scharnhorst war von schlichter Erscheinung, aber von klarem verstand, edlem Gefhl und besonnenem handeln. Sein Ziel war, an die Stelle des geworbenen Sldnerheeres ein Volksheer zu setzen, das ganze preuische Volk zu einem Volk in Waffen" zu machen. Er stellte deshalb die allgemeine Wehrpflicht Aamein-als Grundsatz auf; weil aber die Geldnot des Staates und das Gebot Napoleons, das preuische Heer solle nicht der 42 000 Mann zhlen, die Durchfhrung jenes Grundsatzes zunchst nicht gestatteten, so wurde wenigstens die Rntverbung Fremder aufgegeben und das Heer fortan nur durch Landeskinder ergnzt. Um fr einen neuen Krieg die ntige Rnzahl gebter Soldaten bereitet zu haben und doch nicht gegen Napoleons Gebot zu verstoen, gebrauchte Scharnhorst das Krmpersystem": Die (Eingezogenen wurden mglichst rasch ausgebildet und dann durch neue Rekruten ersetzt. Die (Einbung wie die Rusriistung, Wohnung und ^-r-^v-r. Bekstigung der Soldaten wurden verbessert, die Prgelstrafe abgeschafft. Das Vorrecht des Rbels auf die Offizierstellen wurde aufgehoben; '.nur
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