hheren Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grafen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten.
Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums er-heblich beigetragen, so geriet es seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte traten rohe Ge-waltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohl-stand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen verloren; das Faust-recht trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritter-wesen, das im Mittelalter eine fo hervorragende Rolle einnahm, nach und nach ganz auf.
Dem Raub- und Fehdewesen traten in Westfalen (auf der roten Erde) die Fem-gerichte entgegen, die eine groe, allmhlich furchtbar mibrauchte Gewalt bten, aber seit dem Ende des 15. Jahrhunderts an Bedeutung verloren.
Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der B r g e r st a n d in den Stdten immer mehr.
Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die nur dem Kaiser unterthan waren; sie wurden durch einen aus Brgern bestehenden Rat, an dessen Spitze die Brgermeister standen, regiert. Neben den Geschlechtern oder Patriciern, aus denen die Ratsmitglieder ge-whlt wurden, schloffen sich die Handwerker in Znften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereini-gungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Befrderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 tobte umfate und von Bafel bis Wesel reichte. Vorzglich mchtig aber wurde die Hansa. Ihren Ansang bildete ein (1241) zwischen Lbeck und Hamburg zu gegenseitigem Beistande ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Deutschland Bafel Wesel Hamburg
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lichen Bevlkerung nach den stlichen (slavischen) Grenzlndern begonnen. Die groen Gter wurden jetzt meist stckweise verpachtet. Das Hand-werk war immer ausgedehnter und vielseitiger geworden: im Jahre 1363 wurden in Nrnberg 50 verschiedene Handwerke gezhlt. Es gab auch schon Maschinen, die durch Wasserkraft bewegt wurden; so war in Nrnberg (aus Italien) die Fabrikation des Leinenpapiers mit Hilfe von Mhlenstamps-werken eingefhrt worden. Ebenso gab es Drahtfabriken mit Benutzung der Wasserkraft. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den drei Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien er-hielten. Die Hansastdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus England Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metallwaren.
3. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Der Adel war abgestuft in den hheren Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grasen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten.
Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums erheb-lich beigetragen, so geriet es seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte traten rohe Ge-waltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzu-gnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raub-rit t er mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kauf-leute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Ge-walt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen verloren; das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen, das im Mittelalter eine so hervorragende Rolle einnahm, nach und nach ganz auf.
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Extrahierte Ortsnamen: Nrnberg Nrnberg Italien Nrnberg Italien Skandinavien England
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Dem Raub- und Fehdewesen traten in Westfalen (auf der roten Erde) die Fem gerichte entgegen, die eine groe, allmhlich furchtbar mibrauchte Gewalt bten, aber seit dem Ende des 15. Jahrhunderts an Bedeutung verloren.
Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der Br g er st an d in den Stdten immer mehr.
Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die nur dem Kaiser unterthan waren; sie wurden durch einen aus Brgern bestehenden Rat, an dessen Spitze die Brgermeister standen, regiert. Neben den Geschlechtern oder Patriziern, aus denen die Ratsmitglieder ge-whlt wurden, schlssen sich die Handwerker inznften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereini-gungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfrie-dens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Befrderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 Städte (auch vom Rheine abgelegene, wie Nrnberg, Arfurt zc. zc.) umfate und von Bafel bis Wefel reichte. Vorzglich mchtig aber wurde die Hansa. Ihren Anfang bildete ein (1241) zwischen Lbeck und Hamburg zu gegenseitigem Beistande geschlossenes Bndnis. Bald traten andere Städte bei, so da im 14. Jahrhundert etwa achtzig Städte dem Verein angehrten, darunter Lbeck (das an der Spitze stand), Hamburg, Bremen, Kln, Amsterdam, Braunschweig, Magdeburg, Danzig, Riga. Der Bund beherrschte durch Handel und Waffen alle Ksten von Nord-und Westeuropa; in London, Bergen, Nowgorod, selbst in Portugal und Spanien hatte er Niederlagen, und seine Flotten fhrten eigene Kriege, na-mentlich mit den Knigen von Dnemark. Erst am Ende des Mittelalters, durch die Entdeckung von Amerika, geriet er in Verfall.
S t d t e b i l d. Nrnberg ist mit einer dreifachen Mauer und mit einem Graben um-geben. Der Graben hat eine Breite von 20 Ellen und ist fast ebenso tief. Zwei senkrecht aufsteigende Mauern fassen ihn ein. Durchflossen wird er von einem Bache, an dessen gras-reichen Ufern Rudel von Hirschen sen. Die innere hhere Mauer berragen 200 gleich-weit voneinander abstehende viereckige Trme aus geschnittenem Stein. Auf diesen sind Wchter aufgestellt, welche mit Geschrei, mit Hrnerklang und Trompetensignalen herein-ziehende Fremde und die aufgehende Sonne empfangen, und wenn die Sonne untergeht, so geben sie ihr nach altem feierlichem Brauche das Geleit. Auf der vorderen, den Graben berragenden Mauer sind nahezu ebenso viele Trme, jedoch niedriger, und wo es die Biegung der Mauer erheischt, rundlich oder vllig rund. Auf jedem von ihnen steht aller-lei Geschtz. Die innere Mauer ist so dick, da Gewappnete paarweise darauf einher-gehen knnen, ebenso auf der Vormauer. Sie hat 6 groe und 2 enge Thore, von denen zedes mit einem hohen Turme und sehr starken Bollwerken befestigt ist. Die Thore selbst sind mit Ketten und mit Fallgittern aus unten zugespitzten Eisenstangen befestigt. Die Andr-Sevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. H. 5
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Deutschland Rheine Nrnberg Bafel Hamburg Hamburg Bremen Amsterdam Braunschweig Magdeburg Danzig Riga Nord-und_Westeuropa London Portugal Spanien Amerika Nrnberg
18. Kaiser Heinrich Iv., 10561106.
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Hnde zu bringen. (Er lud die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Fest nach Kaiserswerth am Rhein. Nach der Mahlzeit beredete er den Knaben, sein prchtiges Schiff zu beschauen. Rber kaum hatte Heinrich das Fahrzeug betreten, so stieen die Ruderer vom Ufer ab. Bald erreichte das Schiff die mitte des Stromes. Der Knabe ahnte verrat, schrie und sprang ins Wasser, um schwimmend das Ufer zu erreichen; aber man zog ihn wieder heraus und brachte ihn nach Kln in die Wohnung des Erzbischofs. Alle Bemhungen der Mutter, ihren Sohn wiederzuerhalten, waren vergeblich. Rnno machte sich zum Vormund des kniglichen Knaben und erzog ihn mit grter Strenge. Nach einigen Iahren jedoch gelang es einem andern Kirchenfrsten, sich der Reichsverwaltung zu bemchtigen. Das war der Erzbischof Adalbert von Bremen, der nun Heinrichs weitere (Erziehung bernahm. (Banz verschieden von dem strengen, finsteren Rnno, lie er seinem Zgling freien Willen und gab seinen Begierden und Leidenschaften berall nach. Diese Behandlung hatte sehr verderbliche Folgen. Heinrich lernte nicht sich selbst beherrschen; er wurde leichtsinnig und hochmtig und glaubte ganz nach Willkr und Laune leben zu drfen.
2. Heinrichs Streit mit den Sachsen. Ris der junge Fürst, erst 15 Jahre alt, fr mndig erklrt worden war, trat er sogleich als stolzer Herrscher auf. Insbesondere bedrckte er den Stamm der Sachsen, die ihm sein (Erzieher Rbalbert als ein trotziges, widerspenstiges Volk geschildert hatte. Er legte in ihrem Lande zahlreiche Burgen an und besetzte sie mit seinen Dienstleuten, um durch sie das Volk besser zgeln zu knnen, von den Burgen aus durchstreiften die rohen Kriegsknechte das umliegende Land; sie trieben die herben weg, erpreten in des Knigs Namen schwere Rbgaben und zwangen die freien Männer zu harten Frondiensten bei dem Burgenbau. Heinrich selbst soll einst, als er von einem Berge herabschaute, gesagt haben: Sachsen ist ein schnes Land, aber seine Bewohner sind nichtswrdige Knechte." Das bedrngte Volk klagte laut der die harte Behandlung; aber seine Beschwerden fanden kein Gehr beim Kaiser.
Da kam es zu offenem Rufstande. (Ein bewaffneter Haufe von 60000 Sachsen rckte pltzlich gegen die Harzburg an, wo Heinrich sich eben aufhielt. Nur schleunige Flucht konnte den König retten. Bei Nacht und Nebel entwich er aus der Burg, irrte mehrere Tage lang ohne (Dbbach mit wenigen Dienern durch Wald und Gebirge und gelangte erst am Rheine in Sicherheit. Die Sachsen zerstrten unterbes alle kniglichen Burgen von (Brunb aus. Ihre Wut kannte keine Grenzen. Ruf der Harzburg, die dem König am teuersten war, plnberten sie sogar
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Heinrich Heinrich Rnno Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
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geschlt hatte. Er verschmhte auch Geschenke von geringem Werte nicht. Von den brigen Kaisern erinnert nur Heinrich von Luxemburg in seinem Streben an die Hohenstaufen; alle anderen waren nicht so sehr des Reiches Ehre zu wahren, als vielmehr ihre Hausmacht zu mehren oder zu sichern be-mht. Auch Kaiser Max, der letzte Ritter, wie man ihn nannte, erhebt sich nicht hoch der seine nchsten Vorgnger. Unter den Habsburgischen Kaisern kam der Spruch auf: Bella gerant alii, tu, felix Austria, nube.
2. Das Rittertum der Kreuzzge wurde in dieser Zeit nur zu hufig zum Raubrittertum. Der Minnesang schwieg. Die Dichtung zog in die Werksttten und die Zunsthuser der Handwerker und wurde dort auch zunft-mig betrieben. Man dichtete nach zunftmigen Weisen. Unter den Meister-sngern ist der Schuhmacher Hans Sachs aus Nrnberg, dessen Leben in die Reformationszeit hineinreicht, der berhmteste. Neben schnen Volksliedern ist die wertvollste Dichtung die gegen 1500 in niederdeutscher Sprache ver-fate, humorvolle Tierfabel, Reinecke der Fuchs. Weniger Wert haben die Fastnachtsspiele.
3. Durch den Handel, der sich in den Tagen der Kreuzzge hoch ent-wickelt hatte, waren die Städte zu Reichtum und Macht gekommen. Der Brger war waffenfhig geworden und trat dem Raubritter tapfer entgegen. Auch viele Adlige waren in die Städte gezogen und bildeten dort hufig den Kern des stdtischen Patriziats. Die eigentlichen Machthaber der Städte waren die Kaufleute. Zu den berhmtesten Kaufmannsfamilien der Städte gehrten die Walpots in Maim, die Fugger und die Welser in Augsburg.
Die Städte waren entweder Reichs- oder Landstdte. Die ersten standen nur unter dem Kaiser, die andern waren einem Landesfrsten unterthan. Ein gemeinsames Stadtrecht gab es nicht. Die Einzelrechte, wie etwa das Mnzrecht, erkauften die Stadtgemeinden eines nach dem andern von den Fürsten. Ihre Verfassung bildete sich allmhlich aus. Die meisten Städte nahmen Soester Reckt an. Die Brgerschaft zerfiel anfangs in Alt- oder Vollbrger und Jung- oder Halbbrger. Die ersten waren die eigent-lichen burg^enses^foe anfangs auch allein innerhalb der Befestigung der Stadt wohnten. Sie nannten sich auch Geschlechter, Stadtjunker oder Weunex, von Gleve d.gi. Lanze, und waren ritterbrtig. Die Jungbrger hieen von der Waffe, die sie fhrten, Spiebrger, oder weil sie anfangs auerhalb des Pfahlwerks der Stadt wohnten, Pfahlbrger. An der Spitze der Stadt-gemeinde stand ein Sch ffenko lleaium. ihm zur Seite ein Vogt oder ^urmrm/ der die Hoheitsrechte des Kaisers oder des geistlichen oder weltlichen Fürsten zu wahren hatte. Bald schloffen sich innerhalb der Stadt-gemeinde die einzelnen Znfte von einander ab und bildeten Gilden,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Luxemburg Heinrich Max Max felix_Austria Hans_Sachs Reinecke
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fernte. Auf die Nachricht von diesen Unruhen verließ Luther die Wartburg und brachte durch seine Predigten die Bilderstürmer zur Ruhe.
b) Die Reichsritter. Die Reichsritter, welche durch häufige Erbteilungen, durch die Entwertung des Grundbesitzes, Luxus und Schwelgerei vielfach zu einem adligen Proletariat herab-gesunkeu waren und sich von der Teilnahme an den Reichsgeschäften ausgeschlossen sahen, suchten aus der religiösen Bewegung eigennützige Vorteile zu ziehen. Sie strebten nach
Macht und Besitz. An der Spitze der Unzufriedenen standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Ersterer sagte dem Kurfürsten von Trier Fehde an, die aber für ihn unglücklich ablief. Er starb, während er auf seiner Burg Landstuhl belagert wurde. Hutteu, ein geistreicher Humanist und einer der kecksten Vorkämpfer für die neuen Jdeeen, starb nicht lange darauf arm und verlassen auf einer Insel im Züricher See.
c) Das Landvolk. Wie bei der niederen Ritterschaft, so vermischten sich in den unter dem Landvolke ausbrechenden Un-
ruhen soziale und politische Bestrebungen mit den religiösen. Seit der Einführung des römischen Rechtes waren manche Landes- und Gutsherren darauf bedacht gewesen, die freien
Bauern zu „Hörigen" zu machen. Die Bündnisse der Bauern hatten daher schon den Zweck der Befreiung von der Leibeigenschaft gehabt. Indem nun die Bauern Luthers Lehre von
evangelischer Freiheit auf ihre gesellschaftliche Lage übertrugen, legten sie in den sogenannten 12 Artikeln ihre Forderungen nieder und wandten sich vor allem gegen die reichen Abteien. Auch Ritter zogen sie auf ihre Seite (Götz von Berlichingen). Der Bauernaufstand bewegte sich auf zwei Schauplätzen:
1. In Franken schritt Truchseß von Waldburg als Anführer des schwäbischen Bundes gegen die Bauern ein und schlug sie in zwei Treffen;
2. in Thüringen waren sie von den Wiedertäufern aufgeregt worden, einer Sekte, die von Nikolaus Storch gegründet worden war und sich an dem Bilderstürme in Wittenberg beteiligt hatte. Der schwärmerische Thomas Münzer wiegelte die thüringischen Bauern aufs neue auf und
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten Truchseß_von_Waldburg Nikolaus_Storch Nikolaus Thomas_Münzer
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I. Sagen.
einen See versenken, damit die Feinde sie nicht mitnehmen knnten. Nach dem Frieden sollte sie wieder herausgezogen und ausgehngt werden. Sie luden die Glocke aus ein Schiff und fuhren auf den See. Als sie aber die Glocke hineinwerfen wollten, da fragte einer: Knnen wir denn die Stelle auch wiederfinden, wo wir die Glocke versenkt haben?" Da zog der Brgermeister sein Messer, schnitt einen Kerb in den Schiffsrand und sagte: Latz dir nur keine grauen haare wachsen-hier bei dem Schnitt ist der Platz- da werden wir sie wiederfinden." So ward die Glocke versenkt. Doch nach dem Frieden fanden sie den Kerbschnitt am Schiffe wieder, die Glocke aber nicht.
4. Die Verbreitung der Schildbrger. In Schiiba gab es keine Katzen, boch so viel Muse, batz nichts vor ihnen sicher mar. Da zog einmal ein Idanbersmamt durch den Gm; der trug eine Katze auf dem Rrm und kehrte im Gasthaus ein. Der Wirt fragte ihn, was fr ein Tier er bei sich habe. Er antwortete: Einen Maushunb." Und weil im Wirtshaus, wie berall in Schiiba, die Muse auch am hellen Tage ohne Scheu umherliefen, so lie der Idanbersmamt die Katze vom Rrm, und sie fing vor den Rgen des Wirtes mehrere Muse. Der Wirt sagte das dem Brgermeister, und dieser fragte im Hamen der (Bemeinbe den Wanberer, ob er den Maushunb verkaufen wollte. Der forberte hunbert (Bulben, nahm das Geld in (Empfang und ging eilenbs von bannen, bamit sie der hohe preis nicht gereue.
Nun wollten aber die Schilbbrger noch wissen, was der Maushunb esse. Deshalb schickten sie dem Wanberer einen Boten nach, um ihn zu fragen. Der rief hinter den (Eilenben her: Was isset er? Was isset er?" Der Wanberer antwortete: Wie man's ihm beut! Wie man's ihm beut!" Der Bote aber verstaub: Vieh, Mann und eut!" und sagte das seinen Mitbrgern. Da erschraken diese sehr und beschlossen, den Maushunb zu tten. Sie znbeten also das Haus an, in dem die Katze sich gerabe befanb. Ris aber die Katze den Hauch roch, lief sie in ein anberes Haus. Ruch das steckten sie an. Und nun ergriffen die Flammen die ganze Stadt, auch das breieckige Rathaus; aber die Katze blieb trotzbem am Leben. Und weil sie sich nach ihrer Gewohnheit mit dem Pftchen putzte, so glaubten sie, der Maushunb hebe die hanb und schwre, er wolle Rache nehmen, weil sie ihn htten umbringen wollen.
Da beschlossen die Schilbbrger, ihr aterlanb zu verlassen und sich einen andern Wohnort zu suchen, wo sie vor dem Untier sicher wren. So zogen sie mit Weib und Kind von bannen, der eine in biesen (Drt, der anbere in jenen. Und seitbem gibt es Schilbbrgersireiche in allen Stbten.
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163
Der Kauernkrieg, 15241525. Wie bei den Rittern, so der-1524-1525 mischten sich in den unter dem Landvolke ausbrechenden Unruhen soziale und politische Bestrebungen (. 131) mit den religisen. Die Wirt-schaftlich und gesellschaftlich unterdrckten Bauern bertrugen Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit ans ihre soziale Sage, und es brach im Schwarzwaldgebiete eine Emprung aus, die sich bei der Abwesenheit des Kaisers und dem Mangel einer krftigen Reichs-regiernng rasch der Sddeutschland und Thringen verbreitete. Die Bauer legten ihre Forderungen, die zwar weitgehend, aber nicht bertrieben waren, in den sog. 12 Artikeln nieder. Sie verlangten die Herstellung ihrer alten Rechte an der Dorfmark, nmlich die Freiheit der Holznntznng, der Jagd und des Fischsauges, ferner die Aufhebung der Leibeigenschaft, des Viehzehnten und das Recht der Pfarrerwahl. Ihre Fhrer waren in Sddentschland Georg Metzler und Hans Mller. Auch Ritter, wie Florian Geyer und Gtz von Berlichingen, zogen sie auf ihre Seite. berall scharten sich die Bauern zusammen, zerstrten Burgeu und Klster und ver-bten entsetzliche Grausamkeiten. Kirchengerte, Gemlde, herrliche Werke der Bildhauerei und andere kostbare Kunstschtze wurden von den zuchtlosen Horden vernichtet.
Als die Laudesherreu, die Luther in einer Flugschrift zum schonungslosen Vorgehen gegen die mrderischen und ruberischen Bauern" aufgefordert hatte, mit ihren kampferprobten Landsknechten und Rittern die zuchtlosen Baiiernhaitfen angriffen, war ihr Schicksal schnell entschieden.
In Franken besiegte Trnchse von Waldburg als Anfhrer des Schwbischen Bundes die Bauern in zwei Treffen.
In Thringen, wo der schwrmerische Thomas Mnzer die Bauern aufgewiegelt und allgemeine Gleichheit und Gtergemeinschaft gepredigt hatte, schlugen der Landgras Philipp von Hessen und der Kurfürst von Sachsen die Aufstndischen bei Fran kenhauseu, 1525.
der hunderttausend Bauern kamen in diesen Kmpfen um. Die Sieger rchten sich oft in entsetzlicher Weise an den Gefangenen.
Die Lage des Landvolkes verschlimmerte sich nun noch mehr. Die Mehrzahl der Bauern wurde allmhlich zu Leibeigenen gemacht, die ohne Erlaubnis ihres Herrn den Wohnsitz nicht wechseln dursten. Doch wurden die wirtschaftlichen und rechtlichen Verhltnisse der Baueru
Goethe.^ Gtz von Berlichingen.
Nr 7-ipe Artikel der Bauern vom Mrz 1525. Atzler, Qu. it. L. I.
Freundgen, Geschichtliche Bilder und Vortrge: Ein deutsches Bauern
Parlament.
Aus Luthers Schrift: Wider die mrderischen und ruberischen Rotten der Bauern". Atzler, a. a. D. Nr. 71.
11*
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TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Metzler Hans_Mller Florian_Geyer Trnchse_von_Waldburg Thomas_Mnzer Philipp_von_Hessen Philipp Fran Baueru
Goethe
56. Fürsten und Ritter. 57. Brger und Bauern.
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Husgange und mit dem Sinken der Kaisermacht begann auch der ver- v-rfand fall des Rittertums, ^se mehr die Macht der Landessrsten wuchs,
um so mehr verminderte sich das Rnsehen der Ritter. Ruch der mit dem Rufblhen der Städte zunehmende Gebrauch des (Beides drckte den Ritterstand herab. Die Rbligen mutzten nun ihre Landgter sorgsamer bewirtschaften oder Hofbeamte der Fürsten werden oder sich dem geist-liehen Stande widmen, der ihnen oft gute Pfrnden eintrug. Nicht wenige (Ebelleute, besonders solche, deren Burgen an verkehrsreichen Handelsstraen ober Flssen lagen, wrben Raubritter; sie schmten Raubritter sich nicht, den Kaufleuten ober anberen Reisenben aufzulauern: Rauben ist keine Schanbe; das tun die Besten im Lande." Erst als die Schietzwaffen so vervollkommnet waren, batz die Raubburgen den Wegelagerern keine Sicherheit mehr boten, wrbe das anb durch die Fürsten und Stbte von dieser Plage befreit. Die Rbeubnbnisse, z. B. der b?nbbe^e Schleglerbunb" in Schwaben, vermochten nicht bers Rnsehen des Rittertums wieber zu heben ( 53, 2).
57. Brget und Bauern.
1. Die freien Reichsstdte. Die Stbte gelangten durch Gelverb- Rc,|"jlte ttigheit und fjanbel zu immer grerer Blte; boch Hatten nur wenige Stbte mehr als 10000 (Einwohner. Mit Hilfe ihres Reichtums erwarben sich die Brgerschaften von ihren (Brunbherren viele Rechte und Freiheiten. (Etwa 60 Stbte machten sich von der Herrschaft der Lanbes-frften ganz frei und blieben nur noch dem Kaiser Untertan; man nannte sie freie Reichsstbte". Bejonbere Bebeutung erlangten die freien Reichsstbte Rugsburg, Ulm, Regensburg, Nrnberg, Rotenburg
a. b. Tauber, Stratzburg, Frankfurt a. M., Kln, Bremen und Lbeck.
2- Patrizier und Znfte. Noch immer stanben die p atrizier, Parier
b. h. die in der Stadt wohnenden Rdligen und (Brotzkaufleute, in hohem Rnsehen; zu den berhmtesten deutschen Kaufmannsfamilien gehrten
die Fugger und die welser in Rugsburg. Rber auch die Znfte kamen sanfte empor und beanspruchten nun Rnteil am Stabtregiment. So entstauben in vielen Stbten zwischen den Patriziern und Znften erbitterte Kmpfe,
die oft mit dem Siege der Znfte enbeten. Der Reichtum und das Selbstgefhl der Brger traten an festlichen Tagen in prunkvollen Rufzgen hervor, besonbers bei den Schtzenfesten (Bzk 11).
3. Kussehen der Städte. Die Stbte hatten starke Befesti - Bej gungen; so mar Nrnberg mit einer hoppelten Mauer und einem feflt9un9cn breiten und tiefen Graben umgeben. Die Mauern waren so bick, batz
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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I.stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Der Adel war abgestuft in den hhern Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grafen und Freiherren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten.
Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums erheb-(ich beigetragen, so geriet dasselbe seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte trat mehr und mehr rohe Gewaltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter leb-ten nur von Streit und Fehde; ja, sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen ver-loren: das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des alle Ord-nung auflsenden Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Aus-artung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach der Erfindung^ des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbefchdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen, das im Mittelalter eine so hervorragende Stelle ein-nahm, nach und nach ganz auf.
Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich derbr gerstand
in den Stdten immer mehr.
Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die, nur dem Kaiser unterthan, durch einen aus Brgen: bestehenden Rat (an dessen Spitze die Brgermeister standen) regiert wurden. Reben den Geschlechtern ober Patriziern, aus denen die Ratsmitglieder gewhlt wurden, schloffen sich die Handwerker in Znften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereinigungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Be-frderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 Städte (auch vom Rheine ab-
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