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auf zwei Zwillingsbrder aus dem Hause der Herakliden zurckfhrten). All-mhlich aber wurde fast berall die Knigsherrschaft gestrzt und die Staaten in Republiken verwandelt. Wenn in einer Republik die Vornehmen herrschten, so nannte man die Staatsverfassung eine aristo kr a tis che; wenn das ganze Volk an der Staatsverwaltung teilnahm, so war dies eine d emo-kratische Verfassung. Zuweilen warf sich in einer Republik ein hervor-ragender Volksfhrer durch Gewalt und List zum Alleinherrscher auf; einen solchen nannte man Tyrannen. Die bedeutendsten dieser Tyrannen waren (im 6. Jahrh. v. Chr.) P e r i a n d e r von Korinth, P o l y k r t e s von Samos, Pisist rtus von Athen.
2. Die Einheit des Griechenvolkes. Gegenber der Zersplitterung in zahlreiche Kleinstaaten wurde die nationale Einheit der Griechen aufrecht erhalten und gefrdert durch ihre gemeinsame Sprache und Sitte (Hellenen im Gegensatze zu den Barbaren), sowie durch ihren gemein-samen Gtterglauben, insbesondere durch das Orakel zu Delphi, dessen Ansehen sich der ganz Griechenland und dessen Grenzen hinaus er-streckte.
Das Orakel zu Delphi, am Fue des Parna, in der Mitte der Erdscheibe, wie die Griechen glaubten, gelegen, war dem Gotte Apollon als dem Propheten des hchsten Zeus" geweiht. In einer Kammer des Tempels, der einem schmalen Erd-spalt, der begeisternde Dmpfe ausstrmte, sa auf einem mit Lorbeerzweigen be-deckten goldenen Dreifu eine Priesterin des Gottes, die Pythia genannt. Erregt von den eingeatmeten Dnsten, stie sie einige unverstndlichen Worte aus, welche, als von Avollon eingegebene Weissagungen, von den Priestern aufgefangen und. in Verse gefat, den Ratsuchenden verkndet wurden.
3. Die Nationalspiele. Von besonderer Wichtigkeit fr die Ver-einigung der einzelnen griechischen Stmme und Staaten zu einem Volke waren ferner die groen Nationalfeste. Unter ihnen treten als die bedeutend-sten die olympischen Spiele hervor. Sie wurden alle vier Jahre zu Ehren des Zeus in der Landschaft Elis zu Olympia in dem mit Tempeln und Bild-sulen geschmckten Haine Altis (s. Tos. Ii, 8) fnf Tage hindurch gefeiert und bestanden aus Wettkmpfen im Lauf, Sprung, Speer- und Scheibenwurf, im Ringen, Faustkampf, Wagen- und Pferderennen. Des Siegers Preis war ein Kranz von lzweigen, und dieser Kranz galt den Griechen als der schnste Besitz, den der Sterbliche erringen knne. Mit den hchsten Ehren wurde der Sieger bei der Rckkehr in seine Vaterstadt empfangen; durch ganz Griechenland verbreitete sich sein Ruhm. Dichter verherrlichten seinen Namen in Lobliedern, in Olympia wurde seine Bildsule in Erz oder Mar-mor aufgestellt. Nach den olympischen Spielen berechneten die Griechen (seit 776) die Zeit: die vierjhrige Frist von einem Feste zum andern hie eine Olympiade. Auch an mehreren andern Orten Griechenlands
Andr-Sevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. I. Z
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Extrahierte Personennamen: Gotte_Apollon
Extrahierte Ortsnamen: Korinth Samos Athen Griechenland Gottes Griechenland Olympia Griechenlands
hheren Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grafen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten.
Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums er-heblich beigetragen, so geriet es seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte traten rohe Ge-waltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohl-stand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen verloren; das Faust-recht trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritter-wesen, das im Mittelalter eine fo hervorragende Rolle einnahm, nach und nach ganz auf.
Dem Raub- und Fehdewesen traten in Westfalen (auf der roten Erde) die Fem-gerichte entgegen, die eine groe, allmhlich furchtbar mibrauchte Gewalt bten, aber seit dem Ende des 15. Jahrhunderts an Bedeutung verloren.
Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der B r g e r st a n d in den Stdten immer mehr.
Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die nur dem Kaiser unterthan waren; sie wurden durch einen aus Brgern bestehenden Rat, an dessen Spitze die Brgermeister standen, regiert. Neben den Geschlechtern oder Patriciern, aus denen die Ratsmitglieder ge-whlt wurden, schloffen sich die Handwerker in Znften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereini-gungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Befrderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 tobte umfate und von Bafel bis Wesel reichte. Vorzglich mchtig aber wurde die Hansa. Ihren Ansang bildete ein (1241) zwischen Lbeck und Hamburg zu gegenseitigem Beistande ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Deutschland Bafel Wesel Hamburg
157
73.
Kulturmstnde.
1. Wirtschaftliches Leben. Der Ackerbau hatte sich seit dem Ende des dreiigjhrigen Krieges allmhlich wieder gehoben. Namentlich in Preußen wurde durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren, meist sumpfigen Landes fr den Ackerbau gewonnen. In diesem Zeitraum fand eine wichtige Nutz-pflanze in Deutschland immer mehr Eingang: die Kartoffel; sie war zwar schon durch Drake 1588 nach Europa gebracht worden, ward aber erst im 18. Jahrhundert allmhlich ein allgemein gebruchliches Nahrungsmittel und wurde daher immer mehr angebaut. Deutschlands Gew erbflei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiigjhrigen Krieg er-heben; die bedeutendsten Fortschritte machte das Gewerbe in Sachsen, wo Bergbau, Leinen- und Tuchfabrikation blhten, und in Preußen durch die Aufnahme der aus anderen Lndern vertriebenen Protestanten sowie ber-Haupt durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Hauptpltze des Handels wurden Hamburg und Bremen durch ihren See-verkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen.
Als wichtige Erfindungen sind hervorzuheben: die Erfindung des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepianos (1717 von Schrder aus Hohenstein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt)^ des Luftballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier).
2. Stnde. Der Bauernstand hob sich langsam wieder; allmhlich wurde nach dem Vorgange Brandenburgs in den meisten deutschen Staaten die Leibeigenschaft gemildert oder aufgehoben. Der Adel drngte sich mit Vorliebe zu den frstlichen Hfen und ergab sich nach franzsischem Vorbilde einem leichtfertigen Genuleben. Viele Adeligen traten in das Heer oder in den Staatsdienst ein, weil die Offizierstellen im Heere und die hchsten Beamtenstellen fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Neben den adeligen Beamten wurden die nicht-adeligen, die auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten (Juristen), immer zahlreicher. So bildete sich ein neuer Beamtenstand, der sich, wie der Adel, von den Brgern strenge zu scheiden bestrebt war.
3. Frauen. Die heilsame Wiederbelebung des deutschen Familien-geistes, die die Resormationszeit gebracht hatte, hielt nicht lange stand. War schon im 16. Jahrhundert eine Abhngigkeit vom Auslande bemerkbar, so wurde die Verwelschung im 17. Jahrhundert vollendet. Alles, was von Frankreich kam: Sprache, Sitte, Tracht war lamode"; das Vaterlndische
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Benjamin_Franklin James
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europa Deutschlands Sachsen Hamburg Leipzig Frankfurt Hohenstein Sachsen Brandenburgs Frankreich
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brg. Den Handel mit Kostbarkeiten vermittelten hauptschlich jdische Hndler, die mit dem Morgenlande in Verbindung standen. Der Handel war zuerst vielfach noch Tauschhandel, da das Geld noch selten war; als Tausch-mittel dienten insbesondere Vieh und Waffen.
Nach Erwerbung der Provence begannen die frnkischen Könige, Mnzen mit ihrem eigenen Namen auszuprgen, und zwar den Gold-Solidus (ca. 6 Mary, auf welchen 12, spter 40 Silber-Denare gingen (woher noch das Zeichen 4).
2. Stnde. Noch zerfiel die Gesellschaft in die Stnde: Freie, Liten (oder Hrige), Freigelassene und Unechte. Aber der Stand der Freien, die nur den König als Herrn der sich hatten, verminderte sich immer mehr. Wegen der immer drckenderen Last des Heeresdienstes und des Gerichts-dienstes, sowie um den Bedrckungen Mchtigerer sich zu entziehen, ergaben sich die rmeren Freien freiwillig einem Mchtigeren und leisteten ihm als ihrem Senior" den Treueid. Namentlich begaben sich viele, die ursprng-lich frei waren, in den Dienst der Kirchen und Klster, oft blo, um sich der Wehrpflicht zu entziehen. Die verschiedenen Stnde wurden namentlich durch ein verschiedenes Wergeld" deutlich voneinander unterschieden.
3. Stellung der Frauen. Schon der Name Frau", der eigentlich Herrin" bedeutet (frouwa die weibliche Form zu althochdeutsch fr = Herr), noch mehr aber die inhaltschweren Namen, die unsere Ahnen den Frauen gaben, deuten auf die ehrenvolle Stellung hin, welche die Mtter des germanischen Volkes einnahmen.
Auf krperliche und geistige Vorzge beziehen sich Namen wie: Berchta (die Gln-zende), Winda (die Starke), Skonea (die Schne), Adola (die Edle), Balda (die Khne). Von kriegerischem Sinne zeugen die Namen: Hildburg, Kriemhild, Gudrun, Brunhild. Die meisten dieser wohlklingenden, bedeutungsvollen Namen sind spter geschwunden und durch auslndische, besonders lateinische, verdrngt worden.
Die Ehe wurde auf Grund eines Kaufes zwischen Vormund und Werber geschlossen.
Da die Frau aus ihrer Familie losgekauft wurde, so hatte der Freier einen Braut-schtz an den bisherigen Vormund auszubezahlen. Nachdem der Vertrag durch Handschlag oder Eid bekrftigt war, wurde die Hochzeit feierlich begangen. Im Hause der Braut fand die bergabe (Trauung) durch den Vormund statt. Im Heidentum, wenigstens im germa-nischen Norden, wurde die Braut durch die Berhrung mit dem Hammer Thors fr den Ehestand eingesegnet. Hierauf fhrte der junge Ehemann seine Gattin in feierlichem Zuge (Brautlauf) in ihr neues Heim. Ein festliches Mahl, bei dem Hochzeitlieder gesungen wurden, schlo die feierliche Handlung ab. Nunmehr trat der Mann vollstndig in die Rechte des Vormundes ein. Er war der Verwalter der Mitgift, die ihm seine Gattin zu-brachte. Mit der Mundschaft bernahm der Mann aber auch die Pflicht des Schutzes und mute in jeder Weise fr die Frau eintreten; denn diese konnte weder als Zeuge vor Ge-richt noch als Eideshelser austreten. Da aber trotz dieser Unselbstndigkeit die Stellung der Frau eine ehrenhafte war, geht auch daraus hervor, da fr das schwache Geschlecht ein hheres Wergeld festgesetzt war, als fr den wehrhaften Mann. Durch den Einflu
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Extrahierte Personennamen: Mary Berchta Hildburg Kriemhild Kriemhild Gudrun Gudrun Brunhild
79
Langobarden und weiter stlich (in Ungarn): das Reich der Ge-piden.
6. In Italien, den Donauprovinzen (sdlich von der Donau) und Jllyrien: das Reich der Ostgoten.
7. In Nordasrika: das Reich der Bandalen.
8. Im stlichen Britannien: die Reiche der Angelsachsen. (Daneben im westlichen Britannien die Britten noch unabhngig.) /
44.
Ausbreitung des Frankenreichs unter den Merowingern; das Lehenswesen.
1. Chlodwigs Nachfolger. Chlodwig selbst hatte noch wenige Jahre vor seinem Tode einen siegreichen Kriegszug gegen die Westgoten ausgefhrt und ihnen das Land zwischen der Loire und Garonne abgenommen. Seine Shne, unter die nach seinem Tode das Reich geteilt wurde, vergrerten es noch mehr, indem sie auch Buchung und'thringen unterwarfen. Nun reichte das Frankenreich von dem englischen Kanal bis zu den Alpen und von der Garonne bis zur Elbe (s. auf Karte Vi die r o t e Grenzlinie). Durch immer wiederholte Teilungen und durch greuelvolle Bruderkriege wurde aber spter die Macht der Merowinger geschwcht. Whrend dieser Zeit bildete sich eine neue, eigentmliche Staatsordnung aus: das Lehenswesen.
2. Das Lehenswesen. Durch die Ausbreitung der germanischen Völker der fremde Lnder vernderte sich auch ihre ursprngliche Verfassung. Die in ihren Sitzen gebliebenen Stmme, wie die Sachsen, Friesen, Thringer, hielten zwar an ihren alten Einrichtungen noch fest; in den durch Eroberung gegrndeten germanischen Reichert dagegen entwickelte sich ein neues Staats-leben, dessen Grundlage das Lehens- oder Feudalwesen war. Das er-oberte Land wurde nmlich so geteilt, da der König einen Teil als Eigentum fr sich behielt, einen zweiten den Besiegten gegen Zinsabgabe lie und den dritten unter seine Krieger verteilte. Von diesen bekam jeder einzelne sein Los als freies erbliches Eigentum Allod. Von seinem Gute verlieh dann der König wieder einzelne grere^Stcke zur Nutznieung an einzelne seines nheren Gefolges, seiner Getreuen". Ein solches Stck hie Lehens-gut oder Feod; der es gab, Lehensherr; der es empfing, Lehensmann oder Vasall. Dervasall mute dem Lehensherrn, dem er durch den Lehenseid gelobte, allzeit treu, hold und gewrtig" zu sein, im Kriege und bei Hose dienen. Hierdurch erhhte sich einerseits des Knigs Macht, anderer-seits gelangten die Vasallen zu grerem Besitz und Ansehen, als die andern Freien. Viele Freien bertrugen daher ihre Allodien an mchtige Lehens-Herren, um sie von diesen als Lehen zurckzuerhalten. Die groen Lehens-
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21
lbden der Armut, der Ehelosigkeit und des unbedingten Gehorsams. Sie ist im wesentlichen bis heute in Geltung geblieben.
Wie die sich rasch mehrenden Klster eine Hauptsttze der christlichen Kirche wurden, so sind fte auch als Pflanzsttten hherer Kultur und milderer Sitte von groer Bedeutung. Sie gewhrten in jenen rohen, kampferfllten Zeiten den Bedrngten Auf-nhme und Schutz gegen Verfolgung; sie frderten den Anbau des Landes, indem die Mnche die dichten, unwegsamen Wlder lichteten und in Acker- und Gartenfeld umschufen; sie veranlassten die Entstehung von Drfern, die Ausbildung mancher Handwerke und Knste; sie pflegten die Wissenschaften und bewahrten die wertvollsten Schriften des grie-chischen und rmischen Altertums der Nachwelt. Durch ihre weitreichende Wirksamkeit haben sich namentlich die Klster St. Gallen, Reichenau, Fulda, Weienburg, Prm, Corvey bekannt gemacht.
18. (79.)
Das Lehenswesen.
Wie durch die Einfhrung des Christentums die alten Sitten der germa-nischen Völker allmhlich umgebildet wurden, so vernderte sich durch ihre Ausbreitung der fremde Lnder auch ihre ursprngliche Verfassung. Die in ihren Sitzen gebliebenen Stmme, wie die Sachsen, Friesen, Thringer, hielten zwar an ihren alten Einrichtungen noch fest; in den durch Eroberungen gegrndeten germanischen Reichen dagegen entwickelte sich ein neues Staats-leben, dessen Grundlage das Lehens- oder Feudalwesen war. Das er-oberte Land wurde nmlich so geteilt, da der König einen Teil als Eigen-tum fr sich behielt, einen zweiten den Besiegten gegen Zinsabgaben lie und den dritten unter seine Krieger verteilte. Von diesen bekam jeder einzelne sein Los als freies erbliches Eigentum A llo d. Von seinem Gute verlieh dann der König wieder einzelne greren Stcke zur Nutznieung an einzelne seines nheren Gefolges, seiner Getreuen". Ein solches Stck hie Lehens-gut oder Feod; der es gab, Lehensherr; der es empfing, Lehens-mann oder Vasall. Der Vasall mute dem Lehensherrn, dem er durch den Lehenseid gelobte, allzeit treu, hold und gewrtig" zu sein, im Kriege und bei Hose dienen. Hierdurch erhhte sich einerseits des Knigs Macht, anderer-seits gelangten die Vasallen zu grerem Ansehen, als die andern Freien. Viele Freien bertrugen daher ihre Allodien an mchtige Lehensherren, um sie von diesen als Lehen zurckzuerhalten. Die groen Lehenstrger aber ahmten das Beispiel des Knigs nach und verliehen ihre Lehen teilweise wieder an andere, um sich ebenfalls getreue Dienstleute zu schaffen. Diese Untervasallen waren demnach dem König mittelbar durch ihre Lehensherren verbunden. Sie bildeten spter den niederen, letztere den hheren Lehensadel. Auf diesem Lehenswesen, das durch die Franken auch in Deutschland aufkam, beruhte im Mittelalter die ganze Staatsverfassung.
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Extrahierte Ortsnamen: Reichenau Fulda Weienburg Corvey Sachsen Deutschland
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c. Der Deutsche Orden (Deutschherren), 1190 bei der Belagerung von Akkon (im 3. Kreuzzuge) durch Friedrich von Schwaben gestiftet, hatte zum Ordenskleide einen weien Mantel mit schwarzem Kreuze Akkon war sein erster Hauptsitz, nach dessen Fall Venedig. Whrend der Regierung Kaiser Friedrichs Ii. rief ein polnischer Herzog (Konrad von Masovien) die Hilfe des deutschen Ritterordens gegen die wilden, heidnischen Preußen an, welche an der unteren Weichsel und Memel wohnten. So fand dort der deutsche Ritterorden ein neues Feld seiner Thtigkeit. Neben dem neuen Stand der Ritter bildete sich gleichzeitig noch ein anderer neuer Stand: der Brgerstand in den Stdten. Dieser Stand entwickelte sich am frhesten in den groen Bischofstdten am Rhein und im Donaugebiet. Die Brgerschaft erwuchs aus den Dienstleuten des Bischofs. Den Hauptbestandteil bildeten die Handwerker; dazu kamen dann viele Land-bewohner, namentlich solche, die in die Städte flchteten, um sich der Bedrckung zu entziehen. Wenn es Unfreie waren, konnten sie zwar wenigstens im ersten Jahr von ihrem Herrn zurckgefordert werden. Aber all-mhlich drang der Grundsatz durch: Die Luft in den Stdten macht frei." So bildete sich in den Stdten, teils aus freien, theils aus unfreien Elementen, ein neuer Stand: der Brgerstand. Die Regierung der die Stadt fhrte zuerst ein von dem Stadtherrn (in der Regel einem Bischof) eingesetzter Rat". Spter erlangten allmhlich die Brger das Recht, sich selbst diesen Rat zu whlen, an dessen Spitze man einen (oder zwei) Brgermeister stellte.
Bei Anlage der Städte war der Schutz gegen Angriffe von auen stets der nchste Zweck; sie wurden daher mit starken, turmgekrnten Ringmauern, mit Wall und Graben umschlossen. Die Straen waren oft krumm und wegen ihrer Enge dster und schmutzig; die Huser bestanden aus mehreren bereinander gegen die Gasse vorragenden Stockwerken; sie waren einfach eingerichtet, wie es der herrschenden migen Lebensweise entsprach. Im Gegensatz zu der Schlichtheit der Wohnhuser stand nicht selten die Gro-artigkeit der ffentlichen Gebude: der Rathuser, Kaufhallen, Stadtthore, vor allem der Kirchen. Indes brachte der zunehmende Wohlstand auch den Bau der Privathuser zu hherer Entwicklung; man begann mehr und mehr sie aus Stein aufzufhren und immer reichlicher, geschmack- und kunstvoller einzurichten und auszuschmcken (Taf. Vii, 3 und 4). Auch die Straen wurden allmhlich breiter angelegt und gepflastert. Städte wie Nrnberg und Augsburg, Regensburg, Kln und Wien wurden nicht allein wegen der Zahl und Macht ihrer Bevlkerung, sondern mit Recht auch wegen ihrer Schnheit gepriesen.
Die Blte der Städte beruhte vor allem auf ihrer Gew erb thtig-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schwaben Friedrich Friedrichs Konrad_von_Masovien Konrad
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nahm er auch gegen 20000 protestantische Salzburg er in sein Land auf, die ihres Glaubens wegen aus der Heimat vertrieben worden waren.
2. Frsorge fr dm Bauernstand. Vor allem nahm sich der König des gedrckten Bauernstandes an. Er gab strenge Gesetze gegen rohe Mihandlung der Bauern. Fr diejenigen Bauern, welche zu den Domnen (Staatsgtern) gehrten, wurde bereits die Leibeigenschaft wesent-lich erleichtert. Um dem hchst deplorablen Zustande des Landvolkes in Ansehung alles Wissens und Thuns" abzuhelfen, fhrte der König den Schulzwanl^ ein. Damit so den unteren Stnden aufgeholfen werden konntetmute der König die hheren Stnde mehr als bisher zu den Staats-lasten heranziehen. Der Adel, der bisher von den regelmigen Steuern be-freit gewesen war, wurde verpflichtet, ebenfalls Abgaben zu entrichten: eine Maregel, die bei den Adeligen groe Unzufriedenheit hervorrief, aber von dem Könige mit rcksichtsloser Strenge durchgefhrt wurde.
3. Das Heer. Seine grte Sorgfalt aber widmete der König seinen lieben blauen Kindern", den Soldaten, und auf sein Potsdamer Ries en-regim ent verwandte der sonst so sparsame Fürst die grten Geldsummen. Sein Hauptgehilse bei der Einbung und Ausbildung des Heeres war der Fürst Leopold von Dessau, der alte Dessauer". Der König brachte seine trefflich geschulte Armee bei einer Landesbevlkerung von zwei Millionen auf die hohe Aahl von 83000 Mann. Er ist als der eigentliche Schpfer des preuischen Heeres zu betrachten. Doch griff der König mit feiner trefflich geschulten Armee in Kriege wenig ein. Im nordischen Kriege erwarb er von den Schweden den judlichen Teil von Vorpommern (bis zur Peene) mit Stettin. Seinem Nachfolger sollte die starke Streitmacht, die Friedrich Wilhelm I. geschaffen, zu greren Eroberungen verhelfen.
Friedrich Wilhelms I. Wahlspruch war: Er ( der preuische Adler) weicht der Sonne nicht."
78. (134.)
Y Kaiser Karl Vi.
1. Deutschlands Schwche. Im Deutschen Reiche war dem Kaiser Joseph I. sein Bruder Karl Vi. (17111740) als Kaiser gefolgt. Unter ihm sank Deutschlands Macht und Ansehen immer tiefer. Nachahmung franzsischer Sitte und Bildung hatte es von dem Einflsse Frankreichs ab-hngig gemacht. Die ppigkeit und Schwelgerei der Hfe hatte Zerrttung der Staatseinknfte und Verarmung des Volkes herbeigefhrt. Infolge davon kam damals die Auswanderung nach Nordamerika auf. Die Reichsfrsten, untereinander uneinig, sorgten selbstschtig nur fr sich und vergaen ihre Pflickiten gegen den Kaiser und das Reich. Der Kaiser
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Extrahierte Personennamen: Potsdamer_Ries Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelms_I. Karl_Vi Karl Deutschlands_Schwche Karl_Vi Karl
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und das Gesicht war mit Schminke und Schnheitpflsterchen geschmckt. Die Fe mrben in enge Schuhe eingezwngt, die stelzenfrmig erhht waren. Daher war die Haltung steif, gezwungen, der Gang trippelnd. (Farbendruckbild V.)
Dieser unnatrlichen Mode der Kleidung entsprach auch die Woh-nung der Rokoko"-Zeit. Der Charakter des damaligen Baustils tieftest darin, da die natrlichen geraden Linien in unnatrliche Krmmungen (Schnrkel, Schneckenlinien, Muscheln 2c.) aufgelst sind.
2. Wirtschaftliches Leben. Der Ackerbau hatte sich seit dem Ende des dreiigjhrigen Krieges allmhlich wieder gehoben. Namentlich in Preußen wurde durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren, meist sumpfigen, Landes fr den Ackerbau gewonnen. Deutschlands Gewerbflei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiigjhrigen Krieg erheben; die bedeutendsten Fortschritte machte das Gewerbe in Sachsen, wo Berg-bau, Leinen- und Tuchfabrikation blhten, und in Preußen durch die Auf-nhme der aus anderen Lndern vertriebenen Protestanten und durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Hauptpltze des Handels wurden Hamburg und Bremen durch ihren Seeverkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen.
Als wichtige Erfindungen sind hervorzuheben: die Erfindung des Brennglases (von Tschirnhausen in Sachsen 1687), des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepianos (1717 von Schrder aus Hohen-stein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt), des Lustballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier).
Der Welthandel, in dessen Besitz zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Hollnder waren, ging seit der Navigationsakte mehr und mehr zu den Englndern der, welche ihm namentlich durch die Erwerbung der weiten Besitzungen in Ostindien eine ge-waltige Ausdehnung gaben. Auch imgewerbfleie, der durch Anwendung groartiger Maschinen, vorzglich der Dampfmaschine, sehr gehoben wurde, erhielten sie das berge-wicht in Europa. Frankreichs Handel und Gewerbflei hatte sich durch Colberts Be-mhungen aufgeschwungen; allein die Aufhebung des Edikts von Nantes und die Kriege imt England strten die Entwickelung der Industrie und des Verkehrs.
. x 3. Stnde. Der Bauernstand hob sich lngs am wieder; allmhlich wuroe nach dem Vorgange Brandenburgs in den meisten deutschen Staaten die Leibeigenschaft gemildert oder aufgehoben. Der Adel drngte sich mit Vorliebe zu den frstlichen Hfen und ergab sich nach franzsischem Vor-bilde einem leichtfertigen Genuleben. Viele Adeligen traten in das Heer oder in den Staatsdienst ein, weil die Offizierstellen im Heere und die hoch steit Beamtenstellen fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Neben den adeligen Beamten wurden die nicht-adeligen, welche auf den Universitten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Benjamin_Franklin James
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Sachsen Hamburg Bremen Leipzig Frankfurt Tschirnhausen Sachsen Sachsen Ostindien Europa Frankreichs Nantes England Brandenburgs
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2.
Erste Bltezeit der deutschen Dichtung.
Im Zeitalter der Kreuzzge und der hohenstaufischeu Kaiser erhob sich die deutsche Dichtung zu ihrer ersten Bltezeit (11501250).
1. Das nationale Heldengedicht (Volksepos). Die nationale Heldendichtung verherrlichte die in der Volkssage lebenden Helden, vor allen den Frankenknig Siegfried und den Ostgotenknig Dietrich von Bern.
a. Das Nibelungenlied. Das groartigste dieser Heldengedichte ist das Nibelungenlied oder, wie der ursprngliche Name lautet, der Nibe-lunge nt. Es ist um 1200 von einem unbekannten Verfasser, einem Angehrigen des Nitterstandes, gedichtet worden. Es besteht aus zwei Teilen; der erste erzhlt Siegfrieds Tod, der zweite Kriemhilds Rache.
b. Kudrun. Als zweites groes Nationalgedicht steht neben dem ! * Nibelungenlied, mit dem es ungefhr gleichzeitig entstanden ist, das Lied
von Kudrun, das man wohl eine Nebensonne der Nibelungen" oder die deutsche Odyssee neben der deutschen Ilms" genannt hat. Das Gedicht hat die Nordseeksten und die Normandie zum Schauplatz und besteht aus drei Teilen, von denen die beiden ersten von den Vorfahren der Knigstochter Kudrun berichten, der dritte und Hauptteil die Schicksale Kudruns selbst erzhlt.
2. Die hfische Dichtung (Kunstepos). Neben der Volkspoesie ent-wickelte sich auch die sogenannte Kunstdichtung, welche mehr Wert auf kunstreiche Darstellung und Ausschmckung legt, und, hauptschlich vom Ritterstande und an Frstenhfen gepflegt, auch hfische Dichtung genannt wird. Die Erzhlungen der hfischen Dichter behandeln im Unterschiede von der nationalen Heldendichtung vorzugsweise fremde, auerhalb des Kreises des deutschen Lebens liegende Stoffe, wie die in Frankreich ausgebildete Sage von Karl dem Groen, die Sage von dem britischen Könige Artus und seiner Tafelrunde und die Sage von dem heiligen Gral, d. h. von dem mit Wunderkraft aus-gestatteten Gef, dessen sich Christus bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls bediente und in welchem dann des sterbenden Heilands Blut aufgefangen wurde. Die hervorragendsten dieser Snger waren: Hart-mann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straburg.
a. Hartman von Aue (um 1200) aus Schwaben hat auer andern Werken (wie: Jw ei n, der Ritter mit dem Lwen) die rhrende Erzhlung Der arme Heinrich" gedichtet.
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