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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 10

1895 - Leipzig : Voigtländer
10 H- Haufen auf einem Schiff aufgerichtet war, zerspringt bei diesem Anblick der treuen Ge-mahlin das Herz, und sie tritt mit ihrem geliebten Gatten die letzte Fahrt, zur Hel, an. Sigun ist die Gattin des finsteren Soft und stammt, wie dieser, aus dem Geschlecht der Riesen. Auch von ihr berichtet die Sage einen schnen Zug weiblicher Treue. Als ihr Gemahl wegen seiner Frevel von den Gttern auf einem zackigen Felsen ausgespannt wurde, verlt sie ihn nicht in seiner schmerzvollen Lage. In einer Schale fngt sie den Geifer auf, der von der der ihm aufgehngten Schlange herabtrufelt, und lindert so seine entsetzlichen Schmerzen. Treu hlt sie bei dem gefesselten Gatten aus bis zur Gtter-dmmerung. Hel, die Tochter Lokis, ist die Gttin der Unterwelt. Ihr dsteres Reich liegt in der Nebelwelt unter der einen Wurzel des Weltbaumes; es wird von einem ungeheuren Flusse umschlungen. Unerbittlich hlt sie alles fest, was einmal ihr finsteres Reich be-treten hat. Wie ihr Reich, erscheint auch sie dunkel und schwarz. Freudlos und traurig schleichen den Seelen, die hierher verbannt sind, die Tage dahin, im Gegensatz zu dem freudvollen Leben der Seelen bei den oberen Gttern. d. Untergeordnete gttliche Wesen. Die Nornen sind die Schicksalsgttinnen. Die Rorne der Vergangenheit ifturbh"r die der Gegenwart Verdandi", die der Zukunft Skuld". Sie schaffen den einzelnen Menschen ihr Schicksal und spinnen seinen Lebensfaden von der Geburt bis zum Tode. Die Wohnung der Rorne Urdh ist in einem Brunnen, der unter einer Wurzel des Welt-baumes liegt. Hier kommen die Götter zur Beratung zusammen und sprechen Recht. Die Walkren sind schne Mdchen mit strahlendem Antlitz, glnzend wie die Sonne. Sie reiten in den Kampf mit Helm, Schild und Panzer bewaffnet. Von den Mhnen ihrer Rosse trufelt der fruchtbare Tau auf Thal und Feld, zuweilen auch der verderbliche Hagel auf Berg und Wald. Sie sind die Begleiterinnen Odins, der sie aus-sendet, die Schlachten zu lenken und den Sieg zu bestimmen. Sie tragen auf ihren gln-zenden Schilden die gefallenen Helden nach Walhall und erwecken sie dort zu neuem, frh-lichem Leben. Bei den Gastmhlern kredenzen sie den Helden den Met. Die Elben (oder Elsen) scheiden sich in Lichtelben und Schwarzelben. Jene sindkleine, lichte und schne Wesen, leuchtender als die Sonne", die den Menschen gegenber gut und hilfreich sind. Sie stehen im Dienste der Götter und führen das Licht und die Wrme zur Erde. Sie wohnen in der Luft. Die Schwarzelben sind dunkler als Pech", hlich und oft verkrppelt. Gegen die Menschen sind sie belwollend. Sie wohnen in den Tiefen der Erde und hten die Metalle, die sie zu groen Schtzen ansammeln. Auch die Zwerge wohnen in den Tiefen der Erde und bilden ein Knigreich mit einem Zwergknig an der Spitze. Sie entfalten ihre rhrige Thtigkeit nur während der Nacht, da sie lichtscheu sind. Zuweilen kommen sie auf die Erde, mssen aber zur be-stimmten Zeit ihre dunklen Wohnsitze wieder aufsuchen, da der erste Sonnenstrahl, der sie trifft, sie in Stein verwandelt. Zu ihrem Schutze tragen sie verhllende Nebel- oder Tarnkappen", die ihnen auch gewaltige Strke verleihen. Manchmal entfhren sie Mdchen in ihr Bereich, um sich mit ihnen zu vermhlen. Sie sind die Hter der Erdschtze. Wassergeister oder Nixen sind schne, liebliche Wesen, die im Wasser wohnen; sie sind jedoch fters durch einen Fischschwanz entstellt. Sie tauchen oft aus der Flut empor, setzen sich ans Ufer und kmmen ihr Haar. Zuweilen suchen sie auch die Gesellschaft der Menschen auf und ergtzen sich am Tanze. Man erkennt sie dann iuohi an dem nassen Zipfel ihrer Schrze. Zur bestimmten Stunde mssen sie in ihr nasses Element zurck-kehren. Wenn sie den Zeitpunkt verfehlt haben, so steigt ein roter Blutstrahl aus der Tiefe empor. Durch ihren verlockenden Gesang ziehen sie oft Menschen in die Tiefe.

2. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 4

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 4 — einen südlichen und einen nördlichen. Der fitbliche Teil war voller Licht und Glanz, er würde beshalb Muspelheim, b. H. Reich be§ Lichtes genannt. Der nörbliche Teil aber war iibe und finster, und ein bichter, kalter Nebel lag datü-6er ausgebreitet; Niflheim, b. H. Reich des Nebels ober bet Finsternis, wurde sein Name. Zwischen biesen Beiben Reichen in der Mitte blieb noch ein Raum, der mit einem Ende an Muspelheim stieß und von bort einiges Sicht empfing, mit bent anberen Ende aber bis an Niflheim reichte und bort fast ebenso finster und kalt wie dieses war. Da ließ Allvater aus Muspelheim feurige Funken in diesen mittleren Raum fallen, und dieselben schmolzen den Schnee, das Eis und den Reif, womit der Raum zum großen Teile angefüllt war. Die geschmolzenen Tropfen wurden lebendig, und ans ihnen entstaub ein großer Riefe, 2)mir ober Ö r g e l m i r genannt. Aus anberen Tropfen tiilbete sich dann eine große Kuh, von bereu Milch der Riese sich nährte. Anbere Funken, die aus Muspelheim herüberflogen, fetzten sich zu großen und kleinen Lichtern zusammen, die fortan Tag und Nacht regieren mußten. Das waren die Sonne, der Mond und die unzähligen Sterne. Die Kuh des Riefen Ymir beleckte nun die Eisblöcke, und aus denselben kamen erst einige Meufchcnhaare, dann ein ganzes Haupt und endlich am dritten Abenb eine ganze Menschengestalt hervor. Das war bei- starke und mächtige Gott Buri. Von ihm stammen alle übrigen Götter ab. Der Riese Ymir aber warb bet Stammvater eines großen Riesengeschlechtes. Götter und Riesen lebten nun eine lange Zeit mit einander in steter Feindschaft, am meisten gehaßt aber war bet Urriefe 3)mir selbst. Enblich warb et übertounben und getötet. Der Sohn des mächtigen Buri hatte sich mit einer Riesentochter vermählt und bekam von ihr brei Söhne. Das waren die brei gewaltigen Götter Dbin, Wile und We. Odin aber war

3. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 43

1891 - Leipzig : Voigtländer
es. Sie waren besonders erfahren in der Runenschrift, und' man gab ihnen allerlei Zauberkünste schuld. Die berühmteste unter diesen Riesentöchtern ist die N ö t t, d. i. Nacht. Ihre Tochter war die I ö r d, d. H. die Erde, und die war so schön, daß Odin sie nach Asenheim nahm. Eine andere ebenso berühmte Riesin war die W o l a oder W ö l n a. Sie war eine gewaltige Wahrsagerin aus dem Nornengeschlecht, die in hohem Ansehen stand, und nach ihr hießen später alle Wahrsagerinnen Wölna. Noch heute giebt es zahlreiche Sagen von Riesen und Riesinnen; am bekanntesten von allen ist diejenige von dem Riesensrünlein auf Burg Nideck im Elsaß geworden. Die Luftgeister hießen W a n e n. Sie bevölkerten die Regionen der Wolken, hausten auf Bergesgipfeln, wo der Wind heulte und pfiff, und in lieblichen Grotten und Rainen,, wo linde Abendwinde säuselten. Man rechnete auch die Walküren zu ihnen, jene lieblichen, himmlischen Jungfrauen, welche während der Schlacht in der Luft über den Kämpfenden schwebten und ihnen Sieg oder Tod brachten,, wie es Odin's heiliger Wille bestimmte. Ihr Anblick war reizend schön. Sie erschienen auf feurigen Rossen, waren prächtig bepanzert und behelmt, mit Schild und Lanze bewaffnet, aus denen Helle Lichtstrahlen hervorbrachen und ihre Gestalten mit einem schwebenden Schimmer umgaben, der wie Morgenrot leuchtete. Nur die tapfersten unter den Streitern küren, d. i. wählen sie zum Heldentod. Sobald die Erwählten gefallen sind, tragen sie dieselben in ihren Armen nach Walhalla und bedienen sie dort in Gemeinschaft mit den Göttern. Ein Abkömmling der Wanen war K w a s i r. Er wurde auf einer Wanderung von zwei heimtückischen Feinden überfallen und getötet. Aus seinem Blute machten sie einen wunderbaren Trank, der zur Dichtkunst begeisterte, und logen dann den Äsen vor, Kwasir wäre im Meere der ewigen Weis-

4. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 7

1916 - Leipzig : Voigtländer
Orpheus und Eurydike. Niobe. 7 Unterwelt zu rhren. Er wagte es, hinunter in das dunkle Reich der Toten zu steigen. Dort trat er vor Pluto und Proserpina, lie seine Harfe ertnen und sang: Ihr Herrscher der Unterwelt, in die wir Sterblichen alle hinab mssen, ich komme um meiner Gattin willen, die ein Schlangenbi in der Blte des Lebens hinwegnahm. Ich suchte es zu ertragen; doch ich habe sie zu lieb. Cd gebt mir die zu frh Gestorbene zurck! lvir kommen alle zu euch, sei's frher oder spter. Ruch Eurybike wird euer sein, wenn sie das rechte Riter erreicht hat. Das lat sie erreichen, lvenn ihr sie nicht freilassen knnt, so will auch ich hier bleiben,- dann mgt ihr euch auch an meinem Code freuen!" Rls Orpheus so sang und dazu die Saiten schlug, weinten alle Toten. Die Knigin und der König der Unterwelt konnten dem Snger seine Bitte nicht abschlagen und riefen Eurydike herbei. Sie stand unter den eben Gekommenen und nahte wegen ihrer Wunde mit langsamen Schritten. Sie durfte dem Gatten folgen, er sollte sich aber nicht nach ihr umsehen, bis er die Unterwelt verlassen habe,- sonst wrde sie ihm wieder genommen. Durch tiefe Stille und Dunkelheit klommen sie nun auf steilem Pfade empor und waren schon nahe am Hnde der Idelt des Tages, da konnte (Drpheus die Sorge, ob die Geliebte auch folge, und die Sehnsucht, sie wieder anzuschauen, nicht lnger beherrschen. (Er wandte sich liebevoll um und sofort sank die Teure wieder hinab. Und als er die Rrme ausstreckte, um sie zu fassen und halten, da griff der Unglckselige nur leere Luft. Sie starb zum zweiten Male und klagte nicht der den Gatten, der sie so lieb hatte. Ein letztes Lebewohl drang kaum vernehmlich noch an sein (Dhr; dann war sie wieder in die Tiefe entrckt. 3. Die Wiedervereinigung des Paares. (Drpheus war starr vor Schmerz. Sieben Tage sa er ohne Nahrung am Eingang der Unterwelt. Heue und Schmerz und Trnen waren ihm Speise und Trank. Er schalt die Grausamkeit der Götter und zog sich verzweifelt in die Berge und tlder zurck. Wieder entzckte er die Hrer mit Spiel und Gesang, aber bis zum Tode sang er von seiner Geliebten. Doch enblich fanb er sie in der Unterwelt wieber, umarmte sie freubig und blieb nun immer mit ihr vereint. 7. ttiobe. 1. Der Hochmut der Niobe. Sst ebenso berhmt wie (Drpheus mar der griechische Snger Rmphton. Er war König von Theben

5. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 26

1881 - Kreuznach : Voigtländer
— 26 — Mörder zu entdecken und mit ihren ehernen Krallen zu erfassen. Aber sie schwirrten und tasteten vergeblich hin und her durch die düstere Leere; denn Perseus hatte sich bereits in seinen Nebelhelm gehüllt und jagte, ihrer Verfolgung enteilend, mit seinen Flügelschuhen durch die Lüfte von dannen, dem in der Ferne winkenden erfreulichen Tageslichte entgegen. Als er über den Sandwüsten Afrikas schwebte, rieselten Blutstropfen von dem Medusenhaupte auf den Boden herab. Daraus entstanden giftige Schlangen, an welchen jener Erdstrich seitdem so reich ist. Widrige Winde saßten dann den kühnen Luftfahrer und warfen ihn bald hierhin, bald dorthin. Ermüdet senkte er sich einst im Reiche des Königs Atlas nieder, um eine Weile dort auszuruhen. Atlas, der riesige Himmelsträger, besaß an der Westküste von Afrika einen wunderschönen Garten, in welchem ein laubreicher Baum an goldenen Ästen goldene Früchte trug. Besorgt um den köstlichen Schatz, ließ er den Eingang zu dem Hain von einem grimmigen Drachen hüten und hielt alle Fremden von seinem Gebiete fern. Auch dem Perseus versagte er jetzt hartherzig die erbetene Aufnahme. Erzürnt über diese Verletzung des Gastrechts, rief der Göttersohn ihm zu: „Wenn du mir nichts gewährst, so will ich doch dir ein Geschenk nicht versagen", zog aus der Tasche das Medusenhaupt hervor und streckte es, sich selbst zurückwendend, dem Riesen entgegen. Alsbald erstarrte Atlas zu Stein: sein ungeheurer Leib wurde in einen

6. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 151

1881 - Kreuznach : Voigtländer
— 151 — wegen gebührende Herrschaft von seinem Oheim zu verlangen. Seine hohe, kraftvolle Gestalt, sein stolzer Gang, sein feuriger Blick — dies alles kündete den Helden an, der zu kühner That entschlossen war. Üeber dem Gewände hing ihm als Mantel das bunte Fell eines Panthers, den er erlegt hatte; vom Haupte herab wallte sein unbeschorenes Haar in langen Locken über die Schulter; in den Händen trug er nach Heldenart zwei gewaltige Speere, den einen zum Werfen, den andern zum Stoßen. Unterwegs kam er an einen Bach, der durch Regengüsse angeschwollen war. Dort stand eine alte Frau, die ihn flehentlich bat, ihr hinüber zu helfen. Es war die Götterkönigin Hera, des Zeus Gemahlin, die, um ihn zu versuchen, diese Gestalt angenommen hatte. Jason nahm die unbekannte Alte mitleidig auf seinen starken Arm und trug sie an das andere Ufer. Hier bemerkte er, daß er beim Durchwaten des Baches den einen seiner Schuhe vom Fuße verloren hatte; doch er wanderte, ohne sich mit Suchen aufzuhalten, seines Weges weiter und kam in Jolkos an, als gerade dem Meergotte Poseidon ein Opferfest begangen wurde. Der Marktplatz wimmelte von Menschen, die zu der Feier versammelt waren. Voll Bewunderung schauten alle auf den fremden Jüngling, der in ihre Mitte getreten. „Er gleicht an strahlender Schönheit dem Lichtgotte Apollon", sagten die einen. „Er ist voll stolzer Kraft und Kühnheit, wie der kriegsfrohe Ares," sprachen die Andern. Jetzt erblickte ihn

7. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 241

1881 - Kreuznach : Voigtländer
— 241 — ausbedungenen Lohn den mächtigen Bau. Poseidon brach mit gewaltiger Kraft ungeheure Steinblöcke aus dem Felsgebirge los und türmte sie zu einem hohen Walle auf; an anderen Stellen setzte Apollon durch die Wundertöne seiner Leier die Steine in Bewegung, daß sie von selbst sich zur Mauer zusammenfügten. So wurde durch göttliche Kraft und Kunst das große Werk in der kurzen Zeit eines Jahres vollendet. Aber als nun die stattliche Mauer zur Freude aller Trojaner fertig stand, brach der treulose Lao-medon den Göttern das Wort und verweigerte ihnen den verheißenen Lohn; ja er jagte sie mit der frechen Drohung, sie zu fesseln und schmählich zu verstümmeln, aus dem Lande. Zur Strafe für diesen Frevel sandten die erzürnten Götter großes Unheil über Troja. Apollon erregte eine verheerende Pest; Poseidon ließ aus dem Meere ein entsetzliches Ungeheuer aufsteigen, das weithin das Land verwüstete und alle Menschen und Tute zerriß und verschlang, die es erreichte. Nur wenn der König seine eigene Tochter Hesiöne dem Drachen zur Beute aussetzte, sollten, nach dem Spruche weissagender Priester, die unerträglichen Plagen aufhören. „Das ist allzu hart," rief Laomedou, als er die schreckliche Weissagung erhielt; aber die Trojaner erwiderten: „Du trägst durch deinen Wortbruch die Schuld an unserer Not; an dir ist es jetzt, uns daraus zu befreien." So ließ er es denn geschehen, daß sein armes Kind, die schöne Hesione, an das Meeresufer geführt und dort an einen Felsen gebunden Andrä, Griechische Heldensagen. 16

8. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 342

1881 - Kreuznach : Voigtländer
— 342 — und zerraufte sein Haar. Dabei stöhnte und schrie er so gewaltig in die Lüfte hinaus, daß seine Mutter Thetis in der Tiefe der See seine Schmerzeus-rnfe vernahm. Mitleidsvoll stieg die Göttin aus dem Meere empor, trat zu dem jammernden Sohne und umschlang laut weinend sein Haupt. „Ach, Mutter," sagte er tief aufseufzend, „mein Patroklos ist in den Staub gesunken; ich aber muß in den Kampf hinaus, damit Hektor seinen Mord mit dem Leben büße." „O lieber Sohn," erwiderte die Mutter, „tötest du den Hektor, so ist auch dir das Ende nahe. So ist es ja dir, wie du weißt, vom Schicksal verhängt." „Mag ich auf der Stelle sterben," versetzte Achilleus, „ich fürchte den Tod nicht; aber den erschlagenen Freund will ich rächen und ehren, wie noch kein Sterblicher geehrt worden ist." „Dir fehlen ja aber die Waffen," sagte Thetis, „warte also bis morgen; da bringe ich dir eine neue Rüstung, die der kunstreiche Gott Heph ästos geschmiedet hat." Und sogleich stieg die Göttin zum Olympos empor, den Hephästos um die Anfertigung der Waffen zu Bitte». Mittlerweile tobte auf dem Schlachtfelde noch immer der Kampf um die Leiche des Patroklos. Achilleus vernahm durch die hereinbrechende Nacht das brausende Schlachtgeschrei der Streitenden, die dem Lager der Griechen immer näher rückten. Da trat er waffenlos, wie er war, an den Graben vor dem Lager, und mit seiner Donnerstimme schrie er

9. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 56

1881 - Kreuznach : Voigtländer
— 56 — Er kommt in das düstere Schattenreich und tritt vor den Thron des strengen Gottes. Und wie er nun die Saiten rührt und mit herzbewegendem Gesang ihre wunderbaren Klänge begleitet, stehe, da drängen sich die luftigen Schatten in Scharen horchend heran, und weinen voll Rührung und Mitleid. Der dürstende Tautälos hascht nicht mehr nach der entschlüpfenden Welle; die Danaiden stellen staunend ihre Wasserkrüge nieder, und Sisyphos setzt sich, von der endlosen Arbeit rastend, ruhig auf seinen Felsblock, um zu lauschen*). Selbst die Erinyen, die hartherzigen Rachegöttinnen, werden erweicht, und zum ersten Male netzen Thränen ihre Wangen. So vermochte denn auch der finstere Totengott der Macht des Gesanges nicht zu widerstehen. Er rief Eurydike aus den Reihen der Schatten herbei und sprach zu Orpheus: „Deiue Bitte sei gewährt: Eurydike wird dir schweigend nach der Oberwelt folgen. Doch wende deinen Blick nicht nach ihr zurück, ehe du das Reich des Lichtes erreicht hast; sonst ist dir die Wiedergewonnene auf immer verloren". Froh des erlangten wunderbaren Erfolges, beeilte sich der Sänger, mit der teuren Gattin aus der unterirdischen Tiefe nach dem Lande der Lebendigen zurückzukehren. Schon waren die beiden dem Rande der oberen Erde, der Pforte des leuchtenden Tages, nahe gekommen, da verwirrten ängstliche Zweifel dem vorausschreitenden Orpheus den Sinn. „Ach", sprach *) Buch I, Nr. 5, 7, 9.

10. Griechische Heldensagen für die Jugend - S. 398

1881 - Kreuznach : Voigtländer
—, 398 — Bewandtnis?" und mit atemloser Neugier drängten sich die Trojaner dichter und dichter zusammen. Da nahm der trugvolle Sinon eine sehr fromme Miene an, erhob seine Hände feierlich gen Himmel und sprach: „Ihr Götter, denen ich schon geweiht war, du Altar und du furchtbares Opferschwert, dem ich entflohen, und ihr heiligen Binden, die ich als Schlachtopfer getragen, euch nehme ich zu Zeugen, daß die Bande, welche mich bisher an mein Volk geknüpft, zerrissen sind; ich frevle nicht, wenn ich die Geheimnisse der Griechen jetzt euch aufdecke, Trojaner, denn ich gehöre jetzt euch an, nachdem euer ehrwürdiger König dem ausgestoßenen Flüchtlinge Aufnahme verheißen hat. So höret denn! Von jeher beruhte alle Hoffnung der Griechen und ihr Vertrauen zu dem begonnenen Kriege auf der Hilfe der Göttin Pallas Athene. Seitdem aber aus ihrem Tempel in eurer Stadt der Göttin Bild, das Palladium, durch die frevelhaften Hände des Odysseus und des Dio-medes geraubt worden ist, zürnte die Göttin heftig auf die Griechen, wie sie durch deutliche Wunderzeichen ihnen kund gab. Denn kaum war das Bild im Schiffslager aufgestellt, da leuchteten ihm die Augen in Feuersglut, von seinen Gliedern rann der Schweiß in Tropfen hernieder, ja — seltsames Wunder! — die Göttin sprang dreimal vom Boden empor und schüttelte den Schild und schwang die Lanze. Da verkündete der Priester Kolchos, sogleich müßte man mit den Schiffen nach der Heimat umkehren, um bort
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