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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 50

1888 - Habelschwerdt : Franke
50___________ 362 ein Treffen, in dem er zwar siegte, aber tötlich verwundet wurde. Sterbend riet er zum Frieden. 4. Folgen des Krieges. a) Sparta tritt in den Hintergrund; doch auch Theben kann nach dem Tode des Epaminondas die Hegemonie nicht behaupten; b) alle griechischen Staaten sind geschwächt; c) fremde Fürsten, namentlich Philipp von Macedonien, gewinnen Einfluß in Griechenland. Griechenland kommt unter die Herrschaft der Macedorrier, 362-338. 1. Macedonien bis auf Philipp Ii. Macedonien, nördlich von Thessalien gelegen, ist das Gebiet mehrerer Flußthäler, deren größtes das des Strymon ist. Die Münduug der Flüsse weist das Land auf das Ägäische Meer und auf die Teilnahme an dessen Geschichte hin. Die Verfassung war ein Königtum, das jedoch in der älteren Zeit machtlos war. In den griechischen Händeln spielte Macedonien bald als Hilssniacht der Athener, bald der Spartaner eine Nebenrolle. Der König Archelaus, 413—399, hob das Land auf eine höhere Stufe, organisierte eine Kriegsmacht und verschaffte der griechischen Kultur Eingang. 2. Philipp Ii., 359—336. Nach langen Parteikämpfen kam 359 Philipp Ii. zur Regierung. In seiner Jugend als Geisel nach Theben geführt, lernte er hier griechische Bildung, zugleich aber auch den Verfall der griechischen Staaten kennen. Bald zu Anfang seiner Regierung bewies er eine ungewöhnliche Schlauheit und Energie. Sein Ziel war, die Kräfte Griechenlands sich dienstbar zu machen. 3. Der heil. Krieg gegen Phocis, 355—346. Die Phocier hatten Ländereien des delphischen Apollo in Besitz genommen und waren auf Antrag der Thebaner von den Amphiktyonen zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden. Sie griffen deshalb zu den Waffen und fanden an den Spartanern und Athenern Bundesgenossen. Als sie auch in Thessalien einfielen, riefen dortige Adelsgeschlechter Philipp von Macedonien um Hilfe. Dieser besiegte die Phocier nach hartnäckigem Widerstände. Als er aber durch die Thermopyleu nach Hellas vordringen wollte, wurde er von den Athenern gehindert. Er begnügte sich mit Thessalien als dem Übergangslande nach Hellas. Als aber

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 206

1888 - Habelschwerdt : Franke
206 nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven. b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut. 6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen. Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug. 3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort. A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor: a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-

3. Bd. 7 - S. 220

1846 - Braunschweig : Westermann
220 Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u. Iii. ges geworden, hätten nicht die Verbündeten über der Theilung der Beute sich entzweit und ohne weitere Unternehmung schmählich sich getrennt; kurzdaurende Unterwerfung von Tunis durch Don Juan blieb also des Sieges einzige Frucht; und 3 Jahre nach der Niederlage von Lepanto herrschte die türkische Flagge von Neuem auf dem mittelländischen Meere. Selim Ii. starb an Entkräftung durch Wein und Liebe; und nach ihm ward, unter einer Reihe verworfener Schwächlinge (1374 bis 1623), das Serail durch gehäuften Bruder- und Vcrwaudtcnmord, die Hauptstadt durch wiederholte Empörungen zcrrütct, zwei Sultane von den Janitscharen erdros- selt. Zugleich wüthete au der östlichen Grenze ein schwerer Krieg gegen die Perser, deren großer Sh ah Ab das von 1390 bis 1629 siegreich die türki- schen Länder vom kaspischcu Meere bis zur arabischen Wüste durchzog. Mit einiger Thatkraft hätte Rudolf jezt die türkische Macht entscheidend brechen mögen: aber, wankend zwischen Kricgscntschluß und Friedenswunsch, führte er den Krieg ohne Nachdruck, und ging Stillstände ein ohne Dauer. Und als endlich (1591) die Kriegesflamme hell aufloderte, wurden viele ungarische Felder durch die Niederlagen der Oestreicherberühmt, besonders als Sultan Ach- met I. auszog, für den siebenbürgischeu Fürsten B otsch kai das Königreich Un- garn zu erobern. Doch vermochte der kluge Matthias, des Kaisers Bruder, den schwachen Sultan zum Frieden (1606) ans 20 Jahre, worin Botschkai auf Siebenbürgen beschränkt und Ungarn dem Hause Oestreich erhalten ward. Lange Zeit schwieg jezt der Waffenlärm auf dieser Grenze. Während des dreißigjährigen Krieges hielten die Türken Frieden mit Oestreich. Selbst Amu rath Iv. (1623—1640), ^der einzige große Sultan, der noch folgte, wandte seine Kraft mehr nach Osten. §. 33. Religionshadcr in Tcutschland. Neben Rudolfs persönlicher Unfähigkeit war an dem schlechten Erfolge seiner Türkenkriege die zunehmende kirchliche Entzweiung des teutschen Reiches schuld. Auf allen Reichstagen, wo von Türken Hilfe sollte gesprochen werden, tönten Religion s beschwer den. Die Parteisache verdrängte die Gesammt- angelegenhciteu des Vaterlandes. Endlich weigerten sich (1603) die Protestanten entschieden, die von den Katholiken bewilligte Steuer zu entrichten; eine förmliche Trennung, eine traurige itio in partes entstand. Es hatte nämlich der Rcli- gionsfriede, welcher den schmalkaldischen Krieg schloß, den tiefen Brand nicht

4. Bd. 7 - S. 233

1846 - Braunschweig : Westermann
233 des dreißigjährigen Krieges. richt, daß Boucquoi bei Budweis den Grafen von Mannsfeld ge- schlagen, daß Prag von ihm bedroht sey; und nun zogen auch die Böhmen „„verweilt ab zur Rettung ihrer Hauptstadt. Inzwischen hatten sich zu Frankfurt die Kurfürsten versammelt, den mimt Kaiser zu wählen. Ferdinand — dessen Kurstimme troz des Wi- derspruches der böhmischen Stände als rechtsgiltig anerkannt ward — eilte dahin durch die jezt offenen Wege, und erhielt durch Stimmenmehrheit die heiß gewünschte Krone des teutschen Reiches (28. August 1619), während in Prag die böhmischen Stände ihn der ihrigen verlustig erklärten, und an seine Stelle — nach einigem Streite zwischen Lutheranern und Reformirtcn — zum Triumph der Letzteren den Kurfürsten von der Pfalz, Frierich V., erwählten. Mit Böhmen waren auch Schlesien und Mähren, Ober- östreich und die protestantischen Stände von Niederöstreich zu einer Gc- neralkonföderation verbunden, und Bethlen Gabor durchzog siegreich Ungarn. Die vereinigten Feinde lagerten sich abermal vor Wien, und abermal retteten Ferdinand sein Muth und sein Glück. Die Feinde wurden durch Mangel und Witterung zum Rückzüge gezwungen, Bethlen Gabor schloß einen Waffenstillstand. Doch nimmer hätte durch eigene Kraft der Kaiser sich retten mögen: der Beistand von Fremden, wie noch vielmal sonst, erhielt das glückliche Erzhaus. Die katholische Ligue in Teutschland, den Triumph der Protestan- ten in Böhmen und Oestreich mit Unwillen und Furcht betrachtend, zeigte sich bereit, den bedrängten Ferdinand zu unterstüzen. Bald ward mit Maxi- milian, dem Matsklugen und tapfern Herzog von Baicrn, dem Haupte der Ligue, ein Bündniß geschlossen, während auch Spanien und der Papst Subsidien und Streiter versprachen, und die mächtigsten protestantischen Stände in Teutschland theils durch Furcht und Bestechung, theils durch Haß gegen die reformirte Kirche — was zumal bei dem Kurftirsten von Sachsen der Fall war — abgehalten wurden, Partei für Friedrich V. zu nehmen. Der Ucbcrrest der Union, obschon ihre nicht unansehnliche Heeresmacht unter dem Markgrafen von Anspach im Felde stand, schloß kleinmüthig zu Ulm (3. Juli 1620) einen Neutralitätsvertrag in Ansehung der böhmischen Händel, „den Kurfürsten Friedrich wolle sie nicht weiter, als in seinen pfälzischen Ländern schützen." Asio sah sich König Friedrich in dem schweren Kampfe, den er auf sich

5. Bd. 7 - S. 218

1846 - Braunschweig : Westermann
218 Fünftes Kap. Die Zeiten Philipp's Ii. u Hl. aufgefordert hätten. Was er jedoch nicht ausdrücklich bewilligte, ließ der duldsame Fürst zum Theil stillschweigend geschehen. Die Hauptsorge Maximilian's war der wieder ausgebrochene Türken- krieg. Noch herrschte der furchtbare Soliman n., seit beinahe fünfzig Jahren der Schrecken der Christenheit, und der Eroberungen und Vcrwüstun- gm noch nicht satt. Für seinen Schüzling, Joh. Sigmundzapolya, welcher, mit Siebenbürgen nicht zufrieden, seine Hände stets nach der ungari- schen Krone streckte, überzog der 67jährige Sultan noch einmal die Gefilde des von ihm so oft verheerten Reiches, und lagerte sich vor der Feste Si- geth. Der Kaiser, durch die Rcichsstände minder karg, als früher Ferdinand, und durch die eigenen Landstände gleich patriotisch als dankbar, dabei aber auch von auswärtigen, zumal italischen, Fürsten und selbst von Frank- reich unterstüzt, hatte ein Heer von 80,000 Streitern gesammelt; aber er wagte den Entsaz durch eine Hauptschlacht nicht. Also blieb Sigeth sich selbst überlassen, und fiel, nach der glorreichsten Vertheidigung, als ein Hau- fen von Brandtrümmern in der Feinde Gewalt, verherrlicht im Falle durch des edlen Niklaus Zrini und seiner gleichgesinnten Kampfgefährten große Selbstaufopferung, welche werth ist, im Buche der Zeiten neben jener der Helden von Thcrmopylä zu stehen. Drei Tage vor Sigeths Fall hatte Soliman im Lager den Geist aufgegeben (4. Scpt. 1566). Sein Nachfolger Selim Ii. führte den Krieg ohne Nachdruck fort, und Maximilian, der bereits die Erkaltung des Eifers bei den Neichsständen wahrnahm, suchte den Frieden, der auch wirklich auf 8 Jahre geschlossen ward (1368). Jeder Theil behielt darin, was er erobert hatte. Auch Johann Sigmund Zapolya bequemte sich etwas später zur Ruhe, starb dann bald, und hatte Stephan Bathori zum Nachfolger auf dem siebenbürgifchen Fürstenstuhle (1671). In Teutschland veranlaßte die schon von Ferdinand wegen Landfrie- denbruchs ausgesprochne Aechtung Wilhelm Grumbach's einen kurzen Krieg. Der Herzog von Sachsen-Gotha, Johann Friedrich Ii., des unglück- lichen Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen noch unglücklicherer Sohn, wurde durch täuschende Vorspiegelungen Grumbach's von möglicher Wiedercr- llrngung der väterlichen Länder vermocht, den Geächteten zu schüzcn. Da er- ging über ihn Selbst die Acht, und der Kurfürst August von Sachsen voll- streckte sie. Nach kurzer Gegenwehr ward der Herzog von Gotha in seiner

6. Bd. 8 - S. 66

1846 - Braunschweig : Westermann
66 Drittes Kap. Dritter Hauptkrieg gegen Drittes Kapitel. Dritter Hauptkrieg gegen Frankreich. Revolution in England. §. 1. Aufhebung des Edikts von Nantes. Wir haben Ludwig Xiv. auf dem Gipfel der Macht erblickt. Allen Nachbarn furchtbar, ohne irgend einen ihm gewachsenen Feind, aller Traktate ungestraft spottend und zur einzigen Sühne für frechen Raub blos zweifel- haften Stillstand gewährend. Kühnen Schrittes, unverholen ging er dem stolzen Ziele der Beherrschung Europa's zu, und verfehlte es — meist aus eigner Schuld. Durch Uebcrmuth gegen Groß und Klein, durch geräusch- volles Schaustcllen der Macht erbitterte er und regte weit mehr zum Wider- staude auf, als durch ihre Vergrößerung selbst. Sein beleidigendes Dräuen, sein Hohn riß die Schlummernden empor, ermunterte die Verzagten, trieb die Schwachen zum engeren Vereine, während die vernachläßigten — ja oft schwer verlezten — Freunde sich zürnend von Ihm wandten, und zulczt, außer ^einigen Reichsfürsten und den Türken, Niemand mehr auf seiner Seite blieb. Dazu kamen, zumal nach Colbert's Tode (1683), die größten Fehler in der einheimischen Verwaltung, unmäßige Verschwendung, steigender Volksdruck und manche verderbliche Despotenlaune. Bisher hatten noch Jugendkraft und Jugendglück manches Gebrechen crsezt oder geheilt, manche Charakterfehler verschleiert; jezt aber enthüllten sich die lczten; und der alternde König —• einst sclbsthcrrschcnd, lichtvoll und nach Ruhm stre- bend — wurde mehr und mehr der listigen Schmeichler, der bigotten Frauen, der fanatischen Priester Knecht. Durch Aufhebung (22. Oktober 1685) des Edikts von Nantes schlug er dem Reiche eine Wunde, die noch heute nicht vernarbt ist. Hein rieh's Iv. preiswürdiges Edikt von Nantes (30. April 1598), den Hugenotten die Religionsfreiheit mit geringer Einschränkung und dabei ansehnliche politische Rechte gewährend, hatte den einheimischen Frieden nach langen Stürmen wiederhergestellt. Der Kardinal Richelieu — die selbst- ständige Stellung der Neformirten scheuend — erneuerte zwar den Krieg, und unterwarf mit Waffengewalt La Nochelle, ihre starke Feste: aber er

7. Bd. 8 - S. 320

1846 - Braunschweig : Westermann
320 Vierzehntes Kap. Kaiser Joseph Ii. gereizten Leibeigenen und Koloncn die Edikte des Kaisers, welche eine gcscz- liche Freiheit verkündeten, zur Losung gewalttätiger Rache an ihren harten Herren nahmen. Unter Anführung eines Wallachen, Horja, und seines gleich wilden Gesellen, Glotschka, standen etwa fünfhundert der Gedrückten auf (Nov. 1784) gegen die Zwingherren, und ermordeten derselben eine große Zahl. Bald schwoll der zügellose Hause, und endlich standen der Em- pörer fünfzehn Tausend in Waffen. Gegen 300 Etelsize wurden verwüstet, viel Schreckliches begangen, bis die allzulangsam versammelte kaiserliche Kriegs- macht den grausenvollen Ausstand in dem Blute der Urheber erstickte. Weit gefahrdrohender, wiewohl der volle Ausbruch nicht erfolgte, waren die Unruhen in Ungarn. Wir haben die Ursachen, woraus das Mißver- gnügen der ungar'schcn Nation entstand, bereits oben (§. 6.) erwähnt. Während des Türkenkrieges, welcher die Lasten des Landes vermehrte, häuften sich auch die Beschwerden- Von verschiedenen Komitatsvcrsammlungcn er- gingen dringende Bitten an den Kaiser um Wiederherstellung der verfassungs- mäßigen Rechte. Es zeigten sich weit und breit die Vorboten des Aufruhrs. Auch sonst hing der politische Himmel voll düsterer Wolken. Da zagte der todtkranke Kaiser, und erließ von seinem Sterbelager (28. Jänner 1790), ein Edikt, worin er — mit schwerer Selbstüberwindung die Werke seiner schöpferischen Hand, die geliebten Denkmale seiner Lebensmühe zerstörend — in der Rcichsverfassung und Justizpsiege Alles wieder ans den Fuß sezte, wie es bei'm Tode M. Thercsicns gewesen. Auch sollte die Reichskrone sammt den übrigen Rcichskleinodien von Wien zurück nach Ofen gebracht werden. Nur zwei Verordnungen — und was zeugt lauter, als diese Ausnahme für den edlen Geist des menschenfreundlichen Fürsten? — sollten in Kraft verbleiben: das Toleranzedikt und jenes über die Milderung der Leib- und Grundherrlichkeitsrechte. Hiedurch wurde Ungarn nothdürftig beruhigt. §. 14. Unruhen in den Niederlanden. Aber in den Niederlanden brannte damals schon offener Aufstand; entsprungen aus gleich verwerflichen Gründen, wenn man das Materielle der Beschwerden betrachtet, wiewohl nicht ohne Entschuldigung, wenn nur das formale Recht. Denn allerdings hatte Joseph die joyeuse entree, das Grundgesez Brabants, so wie die Verfassungsrechtc mehrerer anderer

8. Bd. 8 - S. 59

1846 - Braunschweig : Westermann
59 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. Oestreich unter den Papieren desselben die urkundlichen Beweise gegen die Vor- nehmsten der Mitschuldigen auffand. Von denselben -litten die Grafen Peter von Zriny, Bannns von Kroatien, Christoph von Frangepani, sein Schwager, und Franz von Nadasdi, ungarischer Oberrichter, den Tod durch -Henkerschwert. Auch der Statthalter in Steiermark, Graf von Tettenbach, wurde hingerichtet. Viele Andere entflohen; Mehrere, unter ihnen der junge Nagoczy, erhielten Gnade (1670). Die ganze Nation sollte jezt büßen, was Einzelne verbrochen. Das Kriegsrecht sollte gelten, wie über ein erobertes Land, nicht mehr das ein- heimische, bürgerliche Gescz, nicht mehr die Wahlkapitulation des Königs und die beschworene Verfassung, nicht mehr die längst verbrieften Freiheiten der Nation. Außerordentliche Kommissarien saßen über den Verrath und über den Verdacht des Verraths zu Gericht, Kriegsbcfehlshaber verwalteten das Land; Willkür und Grausamkeit führten den Stab. Nicht nur wurde ergriffen, in Kerker geworfen, mit Tod und Vermögensverlust bestraft, ffver besonderen Verdacht erreget oder wirklich Strafbares begangen hatte; sondern rechtlos war, auf wen immer die politische Inquisition nur ihr Auge warf, und ganze Gemeinden und Klassen wurden niedergetreten, weil einzelne Schuldige oder Verdächtige unter ihren Gliedern gewesen. Also verloren viele Städte ihre wohlerworbenen Vorrechte, und also wurden vor anderen zumal die Prote- stanten gedrückt, weil unter denselben das Mißvergnügen am meisten be- gründet oder am deutlichsten erschienen war. Durch ganz Ungarn ward nun eine Gegenreformation vorgenommen, die feierlichst gewährten Religionsfrei- heiten galten nicht mehr, die evangelischen Kirchen mit dem Kirchcnvermögen fielen den Katholiken zu, und über die evangelischen Prediger (wie in der neuesten Zeit über die Freimaurer) erging eine allgemeine Aechtung. Die Jesuiten (wie heut zu Tage die privilegirten Kasten) verschärften durch böse Ränke und angemaßte Gewalt die strengen Maßregeln der Regierung. Man zwang die Schwachen durch Drohung und Kerkerpcin zur Annahme der ka- tholffchen Religion oder zur Niederlegung ihrer Aemter und Auswanderung; die Widerspenstigen wurden zur Galeere verurtheilt, Mehrere, unter ihnen der drei und achtzigjährige Prediger Nikolaus Drobiz zu Presbnrg, zum Tode. Zu allen: Dem kamen willkürliche Steuern und Geldstrafen, die der Wahlkapitulation zuwiderlaufende Besezung der Aemter und Ehrenstellcn mit Ausländern, die völlige Verdrängung der Nationaltruppen durch teutsche und

9. Bd. 8 - S. 205

1846 - Braunschweig : Westermann
Eilftes Kap. Der östreichische Successionskrieg. 208 gesiedelten Protestanten seine eifernde Hand so schwer empfinden (1720—1733), daß über dreißig Tausend der Gedrückten auswanderten, und ihre fleißigen Arme Brandenburg, Holland, Schweden, auch England und Nord- amerika anboten, wo man allenthalben sic liebend aufnahm, und Blicke des Mitleids aus ihr mütterliches Land warf. In Polen sachten die Jesuiten den Haß der katholischen Mehrheit gegen die Dissidenten — seit dem schwedischen Kriege auch eine politische Partei — dermaßen an, daß man ihnen gewaltthätig ihre politischen Rechte entriß, ihre Kirchen zerstörte, und durch gehäufte Mißhandlung deu Grund legte zum späteren Untergange des Reiches. Selbst in der Schweiz, freilich von dem geistlichen Fürstcnthume St. Gallen ausgehend, wüthete Religionshader, welcher Bern und Zü- rich zum Schuze der gedrückten Toggenburger wider die Urkantone, nebst Glarus und Luzern, in einen blutigen Krieg rief. Der neue Land- friede (9. Aug. 1712), endete denselben noch glücklich. Schon hatte Frank- reich auf diesen Bürgerkrieg die Hoffnung der Herrschaft über Helveticn ge- baut; aber die von außen drohende Gefahr mahnte die Schweizer zur Eintracht. Uebrigens war das schweizerische Land, troz mancher Gebrechen seiner bunt gemischten Verfassung, in vieler Beziehung das glücklichste von Europa. Dritter Abschnitt. Von Kaiser Karl's Vi. Tod bis zur französischen Revolution. Eilst es Kapitel. Der östreichische Duecesstonskrieg. Friedrich Ii. von Preußen') 8- 1. Die Weltlage bei Karl's Vi. Tod. Am 2ostcn Oktober des Jahres 1740 starb Kaiser Karl Vi., der Lezte des habsburgischen Mannsstammes, welcher, seitdem der Ahnherr, Graf ') Geschichte des vstrcichischcn Erl'folgekrieges. Dresde» 1787. 3 Thle. Gcstândnisse eines ôstrcichischen Vétérans. (Cogniazo). Drcsden 1788. 4 Thle. Tableau de la guerre de la sanction pragmatique, à Berne 1742. 2 voll.

10. Bd. 9 - S. 232

1846 - Braunschweig : Westermann
231 Sechstes Kap. Das Direktorium. wider Frankreich, der allernächst blos den berner Oligarchen galt, zur wahren vaterländischen Sache gemacht. Aber die Regierung, zu engherzig, um von ihren Gerechtsamen etwas abzugeben, und zu feig, um männlich zu kämpfen, unterhandelte, zögerte, faßte Tag für Tag widersprechende Be- schlüsse, wandte die Eidgenossen von sich ab durch gehäufte Proben der Selbst« sucht und erfüllte die eigenen Unterthanen mit Mißtrauen und Zorn durch ewiges Zaudern, Wanken und klciumüthiges Widerrufen jedes muthigen Beschlusses. Die Franzosen indessen benuzten solche listig gewonnene Frist zur Ver- stärkung ihrer Macht. Brune von der italischen, Schauenburg von der teutschen Seite zogen überlegene Kriegsvölker zusammen, und überfielen (1. März 1798) die Stellungen der Schweizer. Gleichzeitig bahnten sie sich den Weg nach Solothurn und nach Frei bürg, und eroberten die beiden Städte (2. März). Bald erreichte der Sturm auch Bern. Vergebens stritten Erlach, Grafenried, Steiger und andere Häupter mit alt schweizerischem Muthe, vergebens die Gemeinen — neben ihnen selbst Weiber und Kinder — mit Todesverachtung und hcldcnmüthigcr Selbstaufopferung. Die Ueberzahl und Kriegskunst siegten, und am 5. März zog Schauen- burg, am 6. aber Brune in Bern als Ueberwinder ein. In den sechs Tagen dieses Krieges aber hatten an 13,000 Menschen — die meisten ans Seite der Schweizer — geblutet. Eine schreckliche Anarchie wüthete im ganzen Lande. Erlach und andere Führer wurden vom rasenden Haufen, welcher Vcrrätherei ahnete, grausam gemordet. So vieles Unheil hatten Starrsinn und Verkehrtheit der Aristokraten über das Vaterland gebracht. §. 18. Helvetische Republik. Bezwingung der kleinen Kantone. Bund mit Frankreich. Aber noch endeten desselben Leiden nicht. Vielmehr wurden sie noch bitterer und allgemeiner. Die Besieger Berns verkündeten sofort das Gescz der neuen Verfassung für die gcsammte Schweiz. Anfangs gedachten sie, die Eidgenossenschaft in vier besondere Republiken zu zerstücken, die rhodä- nische, die helvetische, den Tellgau und Graubüudten oder die r hätt sch c Republik. Bald aber, als der Unwillen über die Zerreißung allzu- lant erklang, kehrten sie jum ersten Entwürfe zurück, und der Kommissair Le
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