52
Erster Zeitraum.
gründete eine Hauptstadt, anfangs Cecropia, nachmals Athen ge-
nannt, von deren Schutzgöttin Athene oder Minerva. Nach ei-
ner 50jahrigen Negierung vererbte er den wohlbefestigten Thron
auf seine Nachkommen; Kranaus, Amphiktyon, Erichthonius, Pan-
dion, Erechtheus, werden unter Athens ältesten Königen genannt.
D anaus, der Vater der Danaid en, verließ gleichfalls sein Va-
terland, Aegypten und gelangte zu Argos zur Oberherrschaft; Kad-
mus, des Agenors Sohn, aus Phönicien, gründete um dieselbe
gelt Kadmea, dann Theben genannt, in Böotien, auf den
ci)‘ Wink des delphischen Orakels, nachdem er seine, vom Jupiter ge-
raubte Schwester, Europa, vergebens gesucht. Die Kenntniß der
Buchstabenschrift soll durch ihn nach Griechenland gekommen seyn.
Pelops, des Tantalus Sohn, aus Phcygien, ließ sich zuerst in
Elis nieder, und eroberte von da aus die Halbinsel, welche von
13s0 den Namen Peloponnesus erhielt. Der Bruderhaß sei-
v. eh. ner beiden Söhne, Atreus und Thyestes, so wie überhaupt das
düstere Geschick dieses Hauses, haben den tragischen Dichtern einen
fruchtbaren Stoff geliefert.
Die griechischen Völkerschaften, so vereinzelt lebend, würden
einander bald entfremdet worden seyn, hatten sie nicht ein einigen-
des Band unter sich gestiftet und erhalten. Dieses war eine Art
1350 Neichsgericht, Am p hi kty o nengericht genannt, entweder von
Ch. besten muthmaßlichem Stifter Amphiktyon so benannt, oder von
dem griechischen Worte af-icpixtloveg, die Bewohner der Umge-
gend. Dieses Gericht bestand aus zwölf griechischen Völkerschaf-
ten, unter denen die Ionier, zu welchen die Athener gehörten, dis
Dorier, Achäer und Böotier die angesehensten waren. Zwei Abge-
ordnete einer jeden Völkerschaft fanden sich bei den jährlich zwei-
mal gehaltenen Versammlungen ein, deren erste im Frühlings zu
Delphi, die zweite im Herbste, m dem Flecken Anthela, unweit
der Engpaste von Thermopyla, gehalten wurden. Streitigkeiten
zwischen einzelnen Staaten uno Städten glich man hier entweder
gütlich aus oder entschied darüber durch Nichterspruch; Verletzungen
des Völkerrechts aber, Entweihungen und Beraubungen der
Tempel erhielten ihre Bestrafung durch Geldbuße oder, nach den
Umstanden, mit, der Gewalt .der Waffen. Diese Einrichtung
weckte uno bewahrte den Gemeinsinn unter den Griechen. Der
Zug der Argona Uten, woran die berühnitesten Helden der Zeit,
wir Hercules, Kastvr und Pollux, Orpheus, Theseus
' u. a. Theü nahmen, zeugt davon. Jason, der Sohn des Aeson,
Königs von Jolkos in Thestalien, stand an der Spitze des küh-
nen Abenteuers. Hinterlistig beredete ihn sein Oheim Pelias
das goldene Vließ aus Eolchis zu holen, das Fell des Widders,
auf welchem Phryxus und Helle, vor den Verfolgungen ihrer Stief-
mutter Ino fliehe,id, über den Hellespont schwammen. In einem
hei lgen scarne hing das köstliche Kleinod an einer Eiche von einem
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Thermopyla Jason Königs_von_Jolkos
Extrahierte Ortsnamen: Athen Athene Erechtheus Theben Europa Griechenland Thestalien
Griechenland. 53
nimmer schlummemden Drachen bewacht, und war für alle Sterb-
liche der Inbegriff alles Wünschenswerthen. Nach vielen Gefahren
langten die verwegenen Schiffer in Colchis an; durch Hülfe der
Zauberin Medea bestand Jason die schweren Proben, welche ihm
der dortige König Aeetes, Medea's Vater, auferlegte, entführte
glücklich das goldene Vließ, Medea folgte ihm, doch befleckte sie sich
und ihn durch den schaudervollen Mord ihres Bruders Absyrtus.
Der the baltische Krieg vereinigte ebenfalls viele tapfere 1230
Häupter der Griechen. Unabwendbar waren die fürchterlichen Ora- v. sh.
kel, welche Oedipus, den Sohn des Lajus und der Iokaste, so wie
seine Eltern, irrten, in traurige Erfüllung gegangen, und der Fluch,
welchen Oedipus über seiye herzlosen Söhne, Eteokles und Po-
lynices aussprach, verwirklichte sich an ihnen durch einen ver-
derblichen Bruderkrieg. Da nämlich Eteokles nach Jahresfrist sei-
nem Bruder den Thron nicht einraumen wollte zur Wechselre-
gierung, welche des Vaters letzte Verordnung verfügt hatte, so zog
Polynices mit Heeresmacht gegen Theben, und sechs tapfere Genos-
sen standen ihm mit ihren Streitern bei; sie hießen Tydeus, , aus
Aetolien, Adrastos, Amphiaraus, Capaneus, Hippomedon, Parthe-
nopaos, sammtlich aus dem Peloponnes. Zusammen nannte man
sie die Sieben vor Theben. Im wüthenden Zweikampfe durch--
bohrten sich Polynices und Eteokles; die übrigen Helden waren
alle gefallen, bis auf Adrastos, der sich durch schleunige Flucht rettete.
Der trojanisch e Krieg endlich wurde eine Nationalun-
ternehmung aller griechischen Stamme. Die erste Veranlaffung 120«
zu demselben entlehnte die Dichtersage aus dem Olympus selbst, in- ». Eh.
dem Eris, die Göttin der Zwietracht, die man allein nicht einge-
ladcn bei der Vermahlungsfeier des Peleus mit Thetis, jenen un-
heilbringenden Apfel unter die Göttinnen warf, welcher die Auf-
schrift trug: „der schönsten." Paris, der Sohn des Priamus, Kö-
nigs von Troja, zum Schiedsrichter aufgerufen zwischen Juno,
Minerva und Venus erkannte letzterer den Preis der Schönheit
zu, wofür sie ihm beistand, Helena, des Menelaus Weib, zu ent-
führen, die schönste unter den Frauen der Sterblichen. Ganz
Griechenland erhob sich diese Schmach zu rachen, und nach einem
10jährigen Kriege siel Troja. Agamemnon, Menelaus,
Achill, Ulysses, Diomedes, Nestor u. a. glänzten unter
dem griechischen, der edle Hektor unter dem trojanischen Heere;
Homer, der unsterbliche Sänger, verewigte die Kampfe der Hel- 1000
den und ihre Irrfahrten durch die Ilias und Odyffee. Ein feste- ef,‘
res Band umschlang die griechischen Stamme nach lojahrigem ge-
meinsamen Dulden, Entbehren und wechselvollem Zusammenleben;
sie betrachteten sich fortan als Verwandte, als Brüder, und Natio-
nalfeste, die isth mischen, nemeischen und olympischen
Spiele, wovon seit 777 v. Eh. die Zeitrechnung nach Olympia-
den, so wie heilig verehrte Orakel, wovon das delphische am
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Medea Jason Helena Achill
264
Achter Zeitraum.
unter der Ritterschaft und Bündnisse unter den Städten, wovon
der schwäbische der mächtigste war, denn auch Fürsten schlossen sich
an selbigen an. Nochmals versuchte der Herzog von Oestceich,
Leopold, nach einer Zeit von 71 Jahren, die Schweiz zu unrer-
1386 werfen. Die Schlacht bei Sempach wurde geliefert, wo sich
Arnold von Wsi nkelriedfür sein Vaterland opferte, den Seinen
den Weg zum Siege bahnte, Leopolch aber fand mit der Blüte des
Adels den Tod. Bei dem stets zunehmenden Verfalle Deutsch-
3400 lands erklärten die Fürsten endlich den trägen Kaiser für abgesetzt
und die drei geistlichen Churfürsten wählten den Pfalzgrafen
L400 Ruprecht anseine Stelle. Ritterliche Tugenden zeichneten
14“‘o denselben aus und der beste Wille für des Reichs Wohl beseelte
ihn. Dessen ungeachtet vermochte er nicht bei der tiefen Verwir-
rung aller Angelegenheiten durchgreifenden Einfluß zu erlangen.
1401 Ein Römerzug sollte ihm aufhelfen. Allein der kriegskundige
Feldhauptmann der Mailänder, Alberico de Barbiano, schlug und
zerstreuete sein Heer; dazu gerieth Ruprecht in solchen Geldman-
gel , daß er still und rühmlos seinen Rückweg antreten mußte.
Noch gab es eine Partei für Wenceslaus, der von Zeit zu
Zeit Versuche machte, sich seiner' Würde wieder zu bemächtigen.
3403 Das Bündniß zu Marbach, einer Stadt in Wirtemberg, aus
17 schwäbischen Städten, Straßburg und drei Fürsten bestehend,
war recht eigentlich ein Verein zu Schutz und Trutz gegen den
1410 Kaiser, welcher bei seinem Absterben das deutsche Reich in der
betrübtesten Verwirrung hinterließ.
i4ia Sigismund, der Bruder des noch lebenden Wenceslaus,
Ii27 bisheriger König von Ungarn, folgte, und verband dieses Reich mit
seinen neuen Erwerbungen. Der Markgraf Jo bst, von Mähren,
der als Gegenkönig auftrat, starb im folgenden Jahre. Wences-
laus genehmigte die Wahl seines Bruders und starb gleichfalls 1419,
demnach besaß Sigismund seine Krone unbestritten. Eine Kirchen-
1454 Versammlung zu Kostniz sollte die obwaltenden Irrungen in Kirche
und Staat ausgleichen, eine Verbesserung an Haupt und Gliedern
bewirken. Drei Päpste, Johannxxii!. in Rom, Gregorx!I.
in Avignon und Benedikt Xlll. in Spanien, haderten wioer ein-
ander; Sigismund veranlaßte sie sammtlich zur Entsagung und
wählte Martin V.; fortan residirten die Päpste wiederum in
Rom, nachdem sie über 70 Jahre ihren Wohnsitz in Avignon ge-
habt. Johann Huß, Professor der Theologie zu Prag, erregte
großen Widerspruch durch neue Lehren gegen den Papst und kirch-
liche Mißbräuche, die er aus den Schriften eines englischen Theo-
logen, Johann Wiklef, ch 1384, geschöpft hatte. Ec wurde
zur Verantwortung nach Konstanz berufen, uno des kaiserlichen
Geleitsbriefs ungeachtet öffentlich verbrannt. Dasselbe Schicksal
i4j5 hatte auch sein Freund Hieronymus Faulftsch von Prag. Die
Versammlung zu Konstanz blieb nutzlos, wohl aber entzündeten
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Arnold_von_Wsi Alberico_de_Barbiano Sigismund Sigismund Benedikt_Xlll Sigismund Martin_V. Johann_Huß Johann Johann_Wiklef Johann
Extrahierte Ortsnamen: Sempach Marbach Wirtemberg Straßburg Ungarn Johannxxii Rom Gregorx Avignon Spanien Rom Avignon Konstanz Prag
24
Ii. Abschnitt.
in Achuja Aegialcis, d. h. Küstenbewohner, welche die Mythe wieder
von einem Stammvater Aegialeus ableitet, u. s. w. Ein Hauptsitz
des Volkes war Epirus, woselbst daö Orakel zu Dodona der Mittel-
punkt ihres Zeuscultus war.
Ztv; tjv, Ztvs tan, Ztvg taatrcu, w utyáxt Ztv.
Tu xuqnovs aviti, cho y.xr¡£trt ¡ur¡Ttqct ycüuv. *)
pflegten die dodonischen Priester zu singen. — Diepclasger werden von
Einigen als rohe Eichelesser geschildert, indess die Sage von Lykaon, die
Mythen von den pelasgischen Erfindungen in Bezug auf den Landbau,
der Cultus deö Zeus zu Dodona und die Ueberreste von Bauwerken,
nämlich die von den Pelasgern herrührenden Cyklopenmauern, deuten
darauf hin, dass sie sich zur Zeit ihrerbekanntwerdung bereits auf einer
gewissen Culturböhe befanden und sesshaft waren, was auch aus ihren
großartigen Wasserbauten zur Trockenlegung sumpfiger Niederungen an
den Flussmündungen, die unzweifelhaft von ihnen herrühren, hervorgeht.
Die Hellenen sind ein Stamm des großen pelasgischen Volkes,
welcher so an Bedeutung zunahm, dass das Stammvolk in den Hinter-
gruitd zurücktrat. Auch das Verbältniss der Sprache ist ungefähr so,
wie das Neuhochdeutsche zum Althochdeutschen oder Gothischen. Denn
die pelasgischen Arkadier sprachen ursprünglich griechisch, wenn auch in
anderem Dialekte, als die Hellenen, von denen weiter unten gesprochen
wird.
Neben den Pelasgern werden noch als vorhellenische Völker ge-
nannt: die Leleger in Akarnanien, Locris, Phocis, Böotien, Megaris,
Lakonien, Messenien, Euböa und Kleinasicn; die Karer an den Inseln
und Küsten des Archipelagus, von den Hellenen aber nach Kleinasien
verdrängt; die Kaukonen in Thessalien, Arkadien und Triphylien;
die Thracier, sehr von dem späteren barbarischen Volke gleichen
Namens zu unterscheiden, nördlich vom Olympus in Macedonien, zum
Theil auch in Hellas verstreut. Wie die Pelasger die Erfinder solcher
Geschicklichkeiten sind, welche zur Befriedigung des physischen Bedürf-
nisses dienen, so sind die Thracier die ersten Begründer der musischen
Künste, Poesie und Musik. Ihnen entstammte Orpheus, der mythische
Ausdruck für die von den Göttern stammende Kunst, welche die wilden
Thiere bändigte und die Unterwelt bezwang; ferner Linus, Musäus,
Thamyris und Eumolpus, welche alle in die alten Sagen mannigfach
verflochten sind.
Außer diesen Urvölkern, von welchen die Nation der Hellenen
stammt, treten auch Einwanderer auf, die durch ihre mitgebrachte
Cultur als Bildner der Griechen eingewirkt haben. Die berühmtesten
*) Zeus war, Zeus ist, Zeus wird sein, o großer Zeus. Die Erde sendet Früchte,
darum nennet die Erde,,Mutter".
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
144
Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
Jahr 490 lehrte ein Magier, Mazdak, die Nichtigkeit des Standes-
unterschiedes, wollte denselben vernichten, eine völlig ultradeinokratische
Gleichheit einführen und sogar Güter - und Frauengeineinschaft durch-
setzen. Der damalige König, Kovad, um dadurch ein Mittel gegen
die übermükhige Aristokratie in die Hände zu bekommen, erklärte sich sür
diese Lehre, dagegen erhob sich der dadurch bedrohete Adel und setzte
Kovad ab. Der hierdurch entbrannte innere Krieg zwischen Königen
der mazdakitischen und Adelspartei dauerte bis 331, wo es der Adel
durchsetzte, dass ein Feind der Mazdakiten gewählt wurde. In solchem
furchtbaren Gedächtniss stand noch die sociale Revolution des Magiers.
Dieser König war K h o s r u N u sch i r w a n (831 — 579), welcher den
wankenden Sassaniden-Thron wieder mit neuem Glanze uingab und
außer seinen siegreichen Kämpfen auch als Beförderer der Kunst und
Wissenschaft (er selbst las den Plato und Aristoteles und sorgte für gute
Uebersetzungen) für Ackerbau und Gewerbe sorgte. In den unter seinen
Nachfolgern entstandenen Verwirrungen floh sogar Kh o s ru Ii. zu dem
griechischen Kaiser Mauritius, der jenem wieder zum Throne ver-
half(591). Nach Mauritius Tode führte er aber bis 627 einen furcht-
baren Krieg gegen Ostrom, um dadurch den Adel zu beschäftigen, wobei
er selbst Constantinopel bedrohete, aber sich endlich zurückziehen musste,
da Hcraklius Ctesiphon (Hauptstadt des Sassanidenreichs) zu nehmen
im Begriffe stand. Ein Ausruhr endete Khosru's Leben 628. Jetzt
war aber das Perserreich erschöpft und es wurde im Jahre 651 eine
Beute der Araber.
8. 5. Geschichte der Deutschen. Kehren wir nach Europa
zurück. Hier treten jetzt ganz neue Völker auf den Schauplatz der Ge-
schichte. In Nordosten wohnten die Sarmaten, deren Sitze sich bis an
das caspische Meer erstreckten. Am schwarzen Meere, an der Donau
und zum Theil auch weiter nördlich, hausten die Geten, Dacier, Ba-
starner, Pannonier und Japygen, nördlich von diesen, in Ostpreußen
und Liefland, die Aestier und Veneder. Von allen diesen Völkerschaften
aber kennt die Geschichte wenig mehr als ihre Namen. Gründlicher
weiß sie von den Völkern zu erzählen, welche von der Weichsel bis an
den Rhein, und von der Donau bis an die Nord- und Ostsee, folglih
in Germanien oder Deutschland wohnten. Die Einwohner dieses
Landes waren von hohem, kräftigem Körperbau, mit blonden Haaren
und blauen Augen. Sie waren kriegerisch, lebten nomadisch (d. h. mit
ihren Heerben zogen sie nach guten Weideplätzen umher), oder auch von
der Jagd und vom Ackerbaue, welchen letztem fast allein die Weiber und
die Sklaven bestellten. Die ganze Völkerschaft zerfiel in eine große
Menge Stämme, welche nur die Sprache und verschiedene große Nalio-
naleigenschaften mit einander gemein hatten, z. B. Gastfreundschaft,
Freiheitötiebe, Tapferkeit, Achtung gegen die Frauen, Liebe zum Kriege,
zum Spiele und Trünke. Unter den einzelnen Stämmen sind zu be-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Chorégraphié und'topographie.
221
liegen die beiden wichtigen Inselgruppen der Cykl a den (xvxàoç)
und Sporaden (artsíqw, zerstreuen). Zu den ersteren gehören an
60 Inseln, welche zusammen 48% Qm. Flächenraum einnehmen.
Delos (bei Homer Ortygia, Wachtelinsel), der für heilig gehal-
tene Geburtsort des Apollo und der Artemis, soll erst seit der Ge-
burt der Zeuskinder fest stehen, indem sie bis dahin unstät im Meere
umher geirrt war. Das Heiligthum des Apollo stand in so hohem
Rufe, dass oft Gesandtschaften zur Verehrung des Gottes erschienen,
nicht zu gedenken der zahllosen Wallfahrer, dass selbst die Perser
dasselbe verschonten, obwohl sie andere Heiligthümer der Griechen zer-
störten. Seit Pisistratus stieg die heilige Scheu so weit, dass hier
weder ein Todter beerdigt werden, noch eine Frau gebaren durfte, beides
geschah vielmehr auf der benachbarten Insel Rh e nia, die sonst unbe-
wohnt war. Gleich wichtig war Delos als Handelsplatz und seit der
Zerstörung von Korinth ein Hauptsklavenmarkt, wo die cilicischen See-
räuber an einem Tage manchmal 10,000 Sklaven zum Verkauf brach-
ten. Paros, gleich berühmt durch seinen feinen, glanzend weißen
Marmor, als durch seine Macht, welche zur See in der Zeit des
ersten Perserkrieges der athenischen weit überlegen war. Hier war auch
die Heimath des Jambendichters Archilochus. O lia rus (Anti-
paros), merkwürdig wegen der schönen Tropfsteinhöhlen. Naros, die
größte der Inselgruppe, war ebenfalls mächtig zur See, aber schon seit
Pisistratus den Athenern unterworfen. Ihr Wein war weit berühmt.
Die Mythe erzählt, dass Dionysos (Bacchus) hier die vom Theseus
verlassene Ariadne gefunden und sich mit ihr vermählt habe. Teños
mit Trümmern eines Poseidontempels. Das felsige Sy ros. Das
öde Gyarus, in der Römerzeit gefürchteter Verbannungsort, war das
Vaterland der Dichterin Erynna. Andros, jetzt besser bebaut und
bevölkert, als ehemals. Seriphus, in der Mythenzeit durch Persetls
wichtig, welcher hier mit seiner Mutter Danaö ans Land schwamm und
mit Hilfe des Gorgoneilhauptes die Einwohner nebst ihrem Könige
Polydektes zu Stein verwandelte. Allch diese Insel war zur Kaiserzeit
ein römischer Verbannungsort. Cythnus (Thermia) mit heißen
Quellen. Keos, Vaterland der Dichter Simonides und Bacchilides.
Anaphe, nach Strabo der Begräbnissort des Homer. Kynara
(Artichaut), das Stammland der Artischocke. — Viel unwichtiger sind
die Sp orad en. T h er a (Santorin), ein Schauplatz vulkanischer
Ausbrüche des Meeres, wodurch Inseln emporgehoben uird verschlungen
wurden. Astypaläa (Stamphalia) hieß ehemals der „Tisch der
Götter", weil es mit Blumen übersäet schien; jetzt ist sie verödet und
nur mit einem Dorfe besetzt. Jos (Rio), durch Phönizier colonisirt,
soll ebenfalls das Grabmal des Homer enthalten haben. Amorgus
war durch feine Leinwand berühmt, und diente als römischer Verban-
nungsort. Polegandrus mit vorzüglichem Wein und einem blau-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Culturzustände.
289
lichen Haders herabgesunken war, fand in den reinen, naturwüchsigen,
schon den heidnischen Priestern ehrerbietig folgsamen Germanen einen
äußerst günstigen Boden, in welchem das Göttliche tiefe Wurzeln fasste,
herrliche Blüthen entfaltete, aber auch schädliches Unkraut, namentlich
die Herrschaft der Hierarchie, hervorbrachte und die Entstehung eines
Papstthums, das an Folgen, guten und schlimmen, so reich war,
wesentlich begünstigte.
Bevor das Christenthum die Herrschaft der Welt übernahm, bilde-
ten die einzelnen Christengemeinden demokratische Gesellschaften mit
brüderlicher Gleichheit. Die Presbyter! oder Aeltesten, welche die
Leitung der Geschäfte und die Aufsicht über Sittlichkeit und Ordnung
über sich hatten, wurden von der ganzen Gemeinde gewählt, dess-
gleichen die Diakonen, denen die Krankenpflege, das Armenwesen
und die Verwaltung des Gemeindegutes oblag. Ueber den Presbytern
standen die ebenfalls gewählten Episkopoi (Bischöfe), welche über
die Reinheit der Lehre wachten, aber auch bald die Handhabung der
Kirchenzucht oder der geistlichen Gerichtsbarkeit an sich rissen. Eigent-
liche Priester gab es anfangs nicht; bei den Gottesdiensten (Gesang,
Gebet, Vorlesen aus der heil. Schrift, religiöse Vorträge, Liebesmahle
oder Agapen) waren Alle thätig. Gleiches fand statt, wenn Unwürdige
aus der Gemeinde ausgeschlossen (ercommunicirt) wurden. Reue und
Kirchenbuße gaben das Recht des Wiedereintritts. Als aber das Chri-
stenthum sich immer mehr verbreitete und zur Herrschaft gelangte, konnte
diese brüderliche Gleichheit nicht fortbestehen und schon am Ende des
dritten Jahrhunderts verloren die Gemeinden ihr Wahlrecht. Die Ge-
sammtheit der Beamten bildete sich als ein eigener Stand, Klerus, dem
Volke (Laien) gegenüber, aus, welcher die anfänglich freiwilligen Gaben,
z.b. Zehnten, bald als pflichtmäßige Abgaben ansprach. Die Priester-
weihe entrückte dem Volke den Klerus immer mehr, und der Pomp,
mit welchem sich der nach und nach sich bildende höhere Klerus umgab,
verwischte auch die leiseste Ahnung einer ehemaligen Gleichstellung der
Beamten mit dem Volke. Natürlich wurde auch der Gottesdienst cere-
moniöser, feierlicher und das Volk sank bei dem Anblicke eines Patriar-
chen, Metropoliten oder Erzbischofs ehrfurchtsvoll auf die Kniee, An
die Stelle der in ihrer Einfachheit himmelan leitenden Christuslehre
trat eine spitzfindige, kalte, niederdrückende Schuliheologie. „Die Ma-
jestät Gottes ward durch eine Wolke von Engeln und Heiligen umdun-
kelt, die Verehrung der heiligen Jungfrau unter dein Pöbel und den
Mönchen fast zur Vergötterung erhöht; verirauensvoller, als an Gott,
an Märtyrer und andere Heilige, mitunter selbst an noch Lebende, das
Gebet gerichtet, und ein zauberähnlicher Verkehr zwischen den Erdbe-
wohnern und den himmlischen Mächten in tausend und tausend Wun-
dergeschichten dargestellt." Hieraus entwickelte sich ein den reinen,
geistigen Lehrbegriff verunstaltender, gemeiner Anthropomorphismus,
Winderlich, Weltgeschichte. io
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Culturzustände.
329
Streit über das Geheimniss des Abendmahles. Helle Köpfe verwarfen
schon damals die vollkommene Transsubstantiation d^'s Brotes und
Weines in das wahre Fleisch und Blut Jesu, so Johann Erigena, der
Schotte, und Ratramnus, Mönch von Eorvey. Im 11. Jahrhunderte
entstand ein offener S reit zwischen Berengar von Tours und dem be-
schränkten Zeloten Lanfrank, welcher die Verwandlung im Wortsinne
verfocht. Mehrere Synoden wurden berufen und Berengar zum Wider-
ruf gezwungen. Da er denselben aber wieder zurücknahm, so konnte
ihn nur seines Freundes Gregor Vh. Gunst vor einem harten Schick-
sale bewahren. Endlich 1215 unter den Auspicien eines Innocenz Ul.
ward die Transsubstantiation als Dogma verkündet und dem Forscher-
geiste katholischer Schriftsteller entrückt.
§. 2. Staatsleben. Das Frankenreich unter Karl dem Großen
hatte ein Regierungssystem, welches nur so lange bestand, als der
Gründer desselben lebte. Denn es gehörte zur Durchführung desselben
eine eiserne Faust und eine nie schlummernde Wachsamkeit, und beides
ging seinen Nachfolgern ab. Die durch Karl niedergehaltenen Großen
des Reichs benutzten die Schwäche der.karolinger dergestalt, dass sie
bald unumschränkte Gebieter ihrer Territorien wurden und bei den spä-
teren Kaiserwahlen oft mit der Gewalt der Waffen ztlr Anerkennung des
gewählten Reichsoberhauptes gezwungen werden mussten. Karl hatte
aber auch unverzeihliche Fehler begangen. Statt sich durch Herstellung
der zum Thcil schon untergegangenen Allodialfreiheit und dadurch ge-
sunkenen Demokratie in einem starken und freien Volke einen mächtigen
Bundesgenossen zu verschaffen, oder durch constitutionelle Grundsätze
oder Einrichtungen die Aristokratie zu schwächen, glaubte er durch Maaß-
regelung dasselbe Ziel zu erreichen; statt durch Nationalversammlungen,
oder weil das Reich dazu zu groß war, durch ein Repräsentativsystem,
oder wenn dasselbe für seine Zeit noch zu subtil war, durch Ermöglichung
einer vom Könige wie vom Adel unabhängigen Volksmeinung dem Adel
ein Gegengewicht zu geben, stellte er ihm nur seine angemaaßten Herr-
scherrechte entgegen und ließ auch die etwaigen Volksfreiheiten nur aus
königlicher Machtvollkommenheit und Gnade bestehen. In ihm lag
demnach ein so engherziger Egoismus, welcher nur des Ausdruckes l’état
c’est moi bedurfte. Dir Strafe für diese politischen Fehler folgte aui
dem Fuße. Seine schwachen und unter sich uneinigen Nachfolger konn-
ten nur durch ungeheuere Vorrechte und Bewilligungen deir Adel in der
Treue erhalten, und tieier stellte sich dadurch den Königen nur immer
trotziger gegenüber. Die Abnahme der Königsmacht war aber selbst-
redend auch der Ruin der Volkssreiheit, welche nun ganz ungescheut mit
büßen getreten wurde. Das herrliche, freiheitsstolze deutsche Volk war
ein Haufe elender Sklavenseelen geworden, und so conseguent führte die
Aristokratie, trotz späterer beffercr Kaiser, das Bekneehtungssystem durch,
dass die Folgen davon noch heute wie ein Alp auf der Masse des Volks
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Erigena Johann Eorvey Berengar_von_Tours Berengar Gregor_Vh Gregor Innocenz_Ul Innocenz Karl_dem_Großen Karl Karl Karl Karl Karl
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Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
ihrer Tochter; gegen 1000 Menschenleben wurden den Manen des
Gemordeten geopfert. Die Schweizer schlossen nun den berühmten
S ch w e i z e r b u n d, dem nach und nach mehrere Kantone beitraten,
und den die Regenten Oesterreichs vergebens zu stürzen strebten. Die
Schweizer siegten in der Schlacht bei Morgarten (1313), bei Na-
se ls, bei Sempach (1386), und behaupteten dadurch ihre Freiheit.
Den Sieg bei Sempach entschied der edle Arnold von Winkelried,
ein Ritter aus einem alten Geschlechte. Zu dieser Schlacht führte der
Herzog Leopold von Oesterreich 4000 geharnischte Ritter. Das Heer
der muthigen Schweizer dagegen bestand aus 1400 ungeharnischten,
blos mit breiten Schwertern bewaffneten, Kriegern. Die Ritter hatten
sich in ein Viereck gestellt, wo sie sich durch ihre Schilde deckten und ihre
langen Spieße vor sich hinstreckten, so dass jeder Angriff auf dieselben
vergeblich schien. Schon waren 60 Schweizer gefallen. Da trat Arnold
von Winkelried hervor und rief: „Ich bahne euch einen Weg, sorgt für
mein Weib und meine Kinder." Run stürzte er aus die Feinde los,
umfasste so viel Spieße derselben, als er mit seinen Armen umspannen
konnte, und drückte sie mit seinem schweren Körper nieder. Die Schwei-
zer stürzten nun durch die so entstandene Lücke in die Feinde ein, brachten
dieselben in Unordnung und schlugen sic gänzlich. „In dieser Schlacht
bestanden die Schweizer, wie einst die athenischen Demokraten bei Ma-
rathon, die Feuerprobe wider den Adel, und bewiesen, dass sie der
Freiheit würdig seien." Auch die ihnen später durch Karl den Kühnen
von Burgund bereiteten Gefahren überwanden sie glücklich.
Rach Albrecht folgte Heinrich Vii. (1308 —1313) auf dem
deutschen Throne. Derselbe war aus dem Hause Luxemburg und ein
edler, ritterlicher Mann. In der Vergrößerung seiner Hausmacht war
er glücklicher als sein Vorgänger. Die Böhmen waren nämlich mit
Heinrich von Kärnthen unzufrieden und trugen desshalb Heiurich's
Sohne Johann die Hand der jüngeren Schwester Wenzel's nebst der
Königskrone an, und Heinrich nahm beides mit Einwilligung der
Fürsten an (1309), nachdem er vorher den Landfrieden durch kräftige
Maaßregeln gesichert und den trotzigen Eberhard Ii. von Würtemberg
gezüchtigt hatte. Nun trat er einen Römerzug an, wurde von den Ghi-
bellinen mit Jubel empfangen, gewann die Lombardenkrone in Mailand
und die seit 62 Jahren nicht mehr erthcilte Kaiserkrone in Rom (1312)
und hatte die Aussicht auf die glänzendsten Fortschritte, als die Wandel-
barkeit der italienischen Gunst ihm Gefahren bereitete und der Papst in
Avignon sich gegen ihn erklärte. Im Begriffe, seine heftigsten Wider-
sacher, den König von Neapel, Robert, und die abtrünnigen welfischen
Städte zu züchtigen, starb er plötzlich, wahrscheinlich an Gift. Die
erledigte Kaiserkrone lösete in Italien alle Bande der Ordnung auf und
Raub und Krieg wütheten an allen Ecken und Enden. Aber „bei dieser
anarchischen Freiheit, dieser zwar wildheroischen und thatenreichen, aber
-
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Extrahierte Personennamen: Arnold_von_Winkelried Leopold_von_Oesterreich Leopold Arnold
von_Winkelried Karl Karl Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Johann Heinrich Heinrich Eberhard_Ii Würtemberg Robert
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Dritter Zeitraum. Ii. Abschnitt.
mit einander verknüpfen, noch enger. Später zog man auch die Re-
ligion in den Kreis der politischen Verhandlungen. Alexander I.
von Russland regte zuerst am 26. Septeinber 1815 den Gedanken von
dem sogenannten heiligen Bünde an. Die Regenten Alexan-
der I., Franzi, und Friedrich Wilhelm Iii. vollzogen zuerst
eine Urkunde, welcher alle Mächte Europas bis auf den Papst, England
und die Pforte beilraten. Der Hauptgrundsatz dieser Urkunde sagte:
„Gemäß den Worten der heiligen Schrift, die allen Menschen bestehlt,
sich als Brüder zu lieben, durch die Bande der wahren und unauflös-
lichen Bruderliebe verbunden zu bleiben, sich als Landsleute betrachtend,
sich stets Beistand und Hilfe zu leisten, ihre Unterthanen als Familien-
väter zu beherrschen, die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit
aufrecht zu erhalten. Sie betrachten sich nur als Glieder einer und
derjelben christlichen Nation, von der Vorsehung beauftragt, die Zweige
einer Familie zu regieren." Dieser heilige Bund, dessen Stifter sich als
„Bevollmächtigte des Himmels" ansahen, zeigte sich sehr bald als das,
was er war, nämlich ein Bund zur Aufrechthaltung, rosg. Wiederher-
stellung des Absolutismus, ein Bund, welcher bei consequenter Durch-
führung Europa in die Hand weniger Familien gegeben und der Völker-
freiheit das Grab gegraben hätte, welcher dem Christenthume, indem
man der Politik eine christlich-religiöse Grundlage geben wollte, Gewalt
anthat und statt die christliche Moral zu heben, nur auf religiöse Gläu-
bigkeit und äußere Frömmigkeit hielt. Ja, indem man das Christen-
thum zunr Träger der monarchisch-absolutistischen Form machte, er-
niedrigten die Stifter des heiligen Bundes die Christuslehre, die mit
allen Staatsformen bestehen kann, zur politischen Dienstmagd. Der
Beitritt Oesterreichs in der Person des prosaischen und phantasielosen
Franz I. und der Einfluss Metternich's brachten in die Bestrebungen
des Bundes bald jene reactionäre Richtung, durch welche er als
Heuchelei erschienen und zum Fluche der Völker geworden ist. Schon
längst ist dieser Bund aufgelöst, aber noch halten alle Fürsten und
Präsidenten Europas treu an den Grundprincipien, Hebung des Mon-
archismus und Unterdrückung der Volksfreiheit, fest. Der Papst trat,
wie gesagt, diesem Bunde, zu welchem er gar nicht einmal aufgefordert
worden, nicht bei, sondern er erweckte vielmehr 1814 den Orden der
Jesuiten wieder, welche sich bald in den verschiedensten Staaten aus-
breiteten. Dazu verdammte er die Bibelgesellschaften (1817).
Mit mehrern katholischen Staaten schloss er Concordate (Uebcrein-
kommen). Die protestantische Kirche erhielt (1817) durch den preußi-
schen König, den Begründer der Vereinigung zwischen der evangelilchen
und resormirten Kirche durch die Union, eine neue Gestalt. Obwohl
der Grundgedanke der Union dem Willen des Königs alle Ehre macht,
so ward er doch von vielen Seiten als ein Eingriff in die religiöse
Freiheit hart getadelt, und als man an vielen Orten die Gemeinden
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I.
von_Russland Alexander_I. Franzi Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europas England Europa Oesterreichs Europas