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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 179

1888 - Habelschwerdt : Franke
wählten Sohne Wenzel Böhmen; sein anderer Sohn Sigmund erhielt die Mark Brandenburg, sein Neffe Jobst Mähren. H. Wenzel, 1378—1400 (f 1419). I. „Einungen." Seine geringe Sorge für das Reich veranlaßte die Stände, sich durch Verbindungen selbst Zu schützen, und die schon früher vorhandenen Einungen erlangten unter ihm die höchste Blüte. A. Verbindungen der Städte. a) Die Kansa (= Verbindung). Dieselbe entstand teils aus kaufmännischen Vereinen, gebildet zur Beförderung gemeinsamer Handelsinteressen, teils aus Städtebündnissen, deren Zweck der äußere Schutz des Handels war. Lübeck und die wendischen Städte waren der Kern des Bundes; allmählich wurde die Hansa die erste Handels- und Seemacht im nördlichen Europa. Die höchste Blüte hatte sie zur Zeit ihres siegreichen Krieges mit Dänemark (1361—1370), und nun übte sie auch eine politische Macht im Norden aus. Im 15. Jahrhunderte teilte sie sich in 4 Quartiere: das westfälische mit Köln, das wendische mit Lübeck, das sächsische mit Braunschweig, das preußische mit Danzig als Vorort. b) Die (Eidgenossenschaft der 7 friesischen Städte. Die Friesen, in denen ein konservatives Element lebte, das sich im Festhalten an den alten Freiheiten zeigte, schlossen sich gegen die holländisch^ Grafen zu einer Eidgenossenschaft zusammen. c) Die schweizerische (Eidgenossenschaft. Dieselbe hatte sich durch den Beitritt von Luzern, Zürich, Glarus, Zug und Bern vergrößert und wies einen zweiten Versuch Österreichs, die Herrschaft zu erneuern, durch den Sieg bei Sempach 1386 zurück (Arnold Winkelried). (1) Die Städtehündniffe im südwestlichen Deutschland. 1. Weiterentwickelnng der städtischen Verfassung. Mit dem Fortschritte der Teilung der Arbeit stieg irt den Städten die Bedeutung des Handwerkes und Gewerbes. Die Handwerker, die ihren Zuwachs vorzüglich durch Pfahlbürger erhielten, schlossen sich zu Zünften zusammen, die sich neben die Gilden der Kaufleute stellten. Es beginnt nun der Kamps zwischen den in den Zünften vertretenen plebejischen Elementen mit den Patriziergeschlechtern um

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 111

1904 - Habelschwerdt : Franke
111 Mit dem Papste blieb Rudolf in gutem Einvernehmen und trat auch zu Karl von Anjon in freundschaftliche Beziehungen. Den Plan, die Kaiserkrone zu erwerben, mute er aus Mangel an Mitteln auf-geben. Auch die Wahl seines Sohnes Albrecht konnte Rudolf nicht durchsetzen. Er starb im Sommer 1291 zu Speyer. Adolf von Nassau, 12921298. 1292-1298 Da die Fürsten um ihre Selbstndigkeit Sorge hatten, whlten sie nicht den mchtigen Habsburger Albrecht, sondern den tapferen. aber unbegterten Grafen Adolf von Nassau zum König. Auch sein Streben war auf Grndung einer H a u s m a ch t gerichtet; er war jedoch darin weniger glcklich als sein Vorgnger. Mit Hilfsgeldern aus England, die zu einem Kriege gegen Frankreich bestimmt waren, kaufte er Thringen und Meien von Albrecht dem Entarteten, konnte aber diese Lnder gegen dessen Shne Friedrich mit der gebissenen Wange" und Diezmann nicht behaupten. Den Bestrebungen seines Nebeubuhlers Albrecht, der seine Macht der einen Teil der Schweiz befestigen wollte, trat Adolf entgegen, indem er den Bund der drei Waldsttte Schwyz, Uri und Uuterwalden an-erkannte und ihre Reichsnnmittelbarkeit besttigte. Da Adolf in seinem Streben nach Selbstndigkeit sich auch die anderen Fürsten zu Feinden machte, erklrten ihn diese widerrechtlich fr abgesetzt und whlten Albrecht von sterreich. In dem nun ausbrechenden Kampfe fiel Adolf nach heldenmtiger Gegenwehr bei Gllheim, westlich von Worms, 1298. Albrecht von sterreich, 12981308. 1298-1308 Albrecht, der lteste Sohn Rudolfs von Habsbnrg, war ein , stattlicher Mann und ein hochstrebender, tatkrftiger Herrscher. Er suchte im Reiche Ruhe und Ordnung herzustellen, indem er einen allgemeinen Reichsfrieden gebot und die Rckgabe der Reichsgter forderte, die seit Friedrich Ii. verloren gegangen waren. Nachdem er durch ein Bndnis mit dem ihm geistesverwandten König Philipp dem Schnen von Frankreich seine Stellung nach aueu gesichert hatte, suchte er die Wahl seines Sohnes Rudolf zum Rmischen König", d. h. zu seinem Nachfolger durchzusetzen. Als er hierbei auf Widerstand bei den rheinischen Kurfrsten stie, zwang er sie mit Hilfe der Städte und des niederen Adels zur Aufhebung der Rheinzlle, die sie wider-rechtlich und zum Nachteil des Handels errichtet hatten. Wei, Weltgeschichte: Die letzten Jahre Rudolfs von Habsburg und sein Charakter. Atzler, On. u. L. I. Nr. 46.

4. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 116

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 116 — jedoch sich zu ihr offen bekannte, da war er ihr unverbrüchlich treu und bereit, für sie selbst sein Erbe zu opfern. Nach seinem Regierungsantritte gewährte er der Reformation volle Freiheit, obgleich Ferdinand von Bohmen, der Bruder des Kaisers Karl V., nebst anderen eine drohende Haltung einnahm. In Leipzig wurde die lutherische Lehre zuerst förmlich eingeführt. Die, welche aus Georgs Befehl früher ihres Glaubens wegen vertrieben worden waren, nahm er wieder auf. Am Pfingftfeste 1539 sand der erste evangelische Gottesdienst in Leipzig statt. Luther hielt die erste evangelische Predigt in deutscher Sprache in Gegenwart des Herzogs und anderer Fürsten. Große Freude herrschte darob in Leipzig, und die Kirche konnte die große Menge der Zuhörer nicht faffen. Auf Leitern lauschten viele von außen den zündenden Worten des begeisterten Gottesmannes. Dann wurde auch in Dresden der lutherische Gottesdienst eingeführt; wie in Leipzig, herrschte auch in Dresden unter der großen Menge der Einwohner unbeschreibliche Freude, obschon die Dresdner zu Georgs Lebzeiten keine Hinneigung zu Luthers Lehre bekundet hatten. Dem Beispiele der beiden großen Städte folgte das ganze Land. Die Einführung der Reformation erfolgte schrittweise und langsam auf Grund von Kirchenvifitationen, wie sie in Kursachsen von Luther und Melanchthon angestellt worden waren. Zunächst wurden offenbare kirchliche Mißbrauche abgestellt; so ließ man zuvorderst die zahlreich vorhandenen Reliquien und andere berühmte Heiligtümer aus den Gotteshäusern entfernen. Es verschwanden dadurch in Dresden aus der Kreuzkirche die beiden silbernen und vergoldeten Kreuze mit den Kreuzsplittern, die Heinrichs des Erlauchten Gemahlin gestiftet hatte, sowie der schwarze Herrgott, ein großes hölzernes, mit Menschenhaut überzogenes Kruzifix, das im Laufe der Zeit von dem Rauche der brennenden Kerzen geschwärzt war. Die Frauenkirche verlor ihre wundertätige wächserne Muttergottes, die Dreikönigskirche das Bild der Fußsohle Marias. Dies war in der Tat ein großer Verlust, denn wer dasselbe andächtig küßte und drei Paternoster und drei Ave Maria dazu betete, erhielt aus des Papstes Fürsprache auf 700 Jahre Ablaß. Viele andere Dinge, Heiligenbilder, Kreuze usw. nahm der Rat in Verwahrung, während viele der zahlreichen Nebenaltäre abgebrochen wurden. Manche katholische Gebräuche blieben noch fortbestehen und wurden erst später allmählich geändert. So trugen noch lange die Geistlichen während der Predigt das weiße Chorhemd, während des übrigen Gottesdienstes an gewöhnlichen Sonntagen ein grünes, an hohen Festtagen ein rotes, an Festsonntagen ein schwarzes Gewand. So umstanden noch lange vier Chorknaben den Geistlichen, wenn er das Abendmahl spendete; so klingelte man bei dem Abendmahle wie ehemals während der Messe; so hielt man noch Messen ab, anfänglich alltäglich, dann allfonnabend-

5. Das Deutsche Reich - S. 176

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 176 — Flammenglut zusammen. Nur der mächtige Dom widerstand allen unter ihm gelegten Minen und ist noch heute unversehrt." Wer nach Worms kommt, findet also auch das schloßartige Gebäude nicht mehr (Bischoss- Hof in der Nähe des Domes?), in dem im April 1521 der Reichstag abgehalten worden ist. Dafür findet er fast an derselben Stelle ein großartiges, von Ernst Rietschel entworfenes Denkmal. Hier seht ihr es im Bilde! In der Mitte ragt die kraftvolle Gestalt des Reformators empor. Er hat die geballte rechte Hand wie zur Verteidigung auf die Bibel gelegt. Er ist umgeben von folgenden Gestalten: a) Zwei Schntzherren der Reformation. (Friedrich der Weise von Sachsen und Philipp von Hessen.) d) Zwei Mitreformatoren. (Philipp Melanchthon und Johann Renchlin.) c) Vier Vorläufer der Reformation. (Der Franzose Peter Waldus, der Engländer Johann Wiklef, der Böhme Johann Hus, der Italiener Savonarola.) ä) Drei Frauengestalten, welche drei in der Reformationsgeschichte bedeutsame Städte versinnbildlichen. (Speier — die Prote- stierende mit der abwehrend erhobenen Hand, Augsburg — die Bekennende mit der Friedenspalme, Magdeburg — die Trauernde mit dem weinend gesenkten Haupte.) Zusammenfassung: Das Großherzogtum Hessen. Das Großherzogtum besteht aus zwei fast gleichgroßen Teilen, die durch einen schmalen Streifen preußischen Gebietes getrennt werden. Der nördliche Teil liegt um den rauhen Vogelsberg herum, der südliche gehört teils der Oberrheinischen Tiefebene, teils dem Odenwalde an. In der Tiefebene, sowie in der fruchtbaren Wetteran stehen Getreidebau, Obst- und Weinbau in Blüte, auf dem Vogelsberge und im Odenwald rauschen ausgedehnte Wälder, in vielen Städten, so in Offen- bach, Darmstadt, Worms und Mainz, hat die Industrie (Maschinen-, Leder-, Schuh-, Zigarrenfabriken) Bedeutung erlangt. Die wichtigste Handelsstadt ist das alte goldene Mainz, das an zwei schiffbaren Flüssen und in fruchtbarer und zugleich gewerbreicher Gegend liegt. 2. Das Königreich Bayern im allgemeinen. (Größe: 75800 qkm, also ca. 5 x das Königreich Sachsen.) a. Die Karte von Bayern. Ziel: Wir betrachten heute den größten süddeutschen Staat und reden zunächst davon, was die Karte vom König- reich Bayern lehrt.

6. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 14

1911 - Leipzig : Wunderlich
14 Karl Lamprecht. frischt worden war. Es waren an sich unversöhnliche Gegensätze; ohne Vermittlung hätten sie einander aufreiben müssen — und kein Zweifel, daß auch in biefem Falle der Lebenbe, der Barbarismus des Germanen-tums, recht behalten hätte; — aber auch bei günstigster Vermittlung war vorauszusehen, daß die Verschmelzung ein Zeitalter erforbern würde und nur unter mancher Einbuße beutfchnationaler Elemente und starker Verblassung der antiken Einwirkungen vor sich gehen konnte. Die Vermittlung aber übernahm schließlich die Kirche, und das Verbienst Karls des Großen ist es, eben die Kirche bauemb in diese Vermittlerrolle gebrängt zu haben. So wirb bemt das kirchliche Interesse für Karl den Großen im Laufe feiner Regierung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr das zentrale Interesse überhaupt, bis sein Reich nach der Kaiserkrönung des Jahres 800 einen gottesstaatlichen Charakter annimmt. So begreift es sich, daß Augustins Buch vom Gottesstaat die Lieblingslektüre des Kaisers warb: er wollte dem Gebanken des großen Kirchenlehrers von Hippo Leben verleihen, freun auch in anberer Gestalt, als biefer gemeint hatte. So versteht sich die Fülle der_ Verwaltungsmaßregeln und Verorbnungen, durch bereu Gnrlaß das geistliche Element, allen voran die Bischöfe, zur Mitregierung des Reiches berufen warb, so die Begünstigung und balb Beherrschung des Papsttums, so die stattliche Reihe der Glaubenskriege in Ost und West. Aber auch die Energie Karls des Großen vermochte es nicht, eine neue germanisch-römisch-christliche Kultur aus der Erbe zu stampfen. So großartig fein Wagnis und so unbegrenzt feine Kraft erscheint: hier kämpfte er gegen den Genius der nationalen Geschichte selbst. So sicher gewaltige Geister eine bestimmte Entwicklung um Jahrzehnte förberu ober hemmen können, und so bestimmt sie in biefem Vermögen die Macht besitzen über Glück und Unglück von Tausenben ihrer Zeitgenossen: so toenig sinb sie imstanbe, neue Zeitalter höherer Entwicklung aus eigenen Kräften im Hanbumbrehen zu schassen. Die Geschicke der Nationen, benen e§ überhaupt vergönnt ist, sich auszuwirken, gehen ihren eigenen Weg nach ihnen innetnohnenben Gesetzen, und auch ihre hervorragenbsten Söhne haben dem gegenüber nicht mehr Freiheit eigenen Wirkens, als etwa' der Durchschnittsmensch Willensfreiheit besitzt gegenüber der kleinen Welt seiner Umgebung. Es würde bah er falsch sein, sich Karl den Großen auch nur in den letzten Jahren seines langen Lebens von Zustänben umgeben zu benken, die dem Jbeal geglichen hätten, das seine Seele wie ein schöner Traum entzückte. Noch im 13. und 14. Jahrhnnbert galten Karls Anschauungen als vorbilblich für jeben Herrscher: ein sicherer Beweis bafür, daß auch b am als noch nicht Karls Ziele völlig zu Leben und Tat geworben. In der Umgebung, am Hofe des großen Kaisers aber bars man nicht mehr als die Anfangserfcheinungen des von ihm erstrebten Jbenles einer germanisch-antiken Kultur suchen.

7. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 84

1911 - Leipzig : Wunderlich
Luther auf dem Reichstage m Worms. Von Arnold E. Berger. Am Osterdienstag, den 2. April, machte sich Luther auf die Reise in einem offenen Planwagen, den ihm der Rat der Stadt gestellt hatte, geleitet von einem Ordensbruder, Amsdorf und einem jungen Edelmann aus Pommern. In Leipzig gewährte ihm der Magistrat den üblichen Ehrentrunk, dann ging es über Naumburg nach Weimar. Von weither strömte das Volk zusammen, den Gewaltigen zu sehen: die Reise gestaltete sich mehr und mehr zu dem Zuge eines Triumphators. In Ersnrt bereitete die Universität, an ihrer Spitze Erotus Rubeanus, ihrem größten Schüler einen glänzenden Empfang, die Humanisten wetteiferten in begeisterten Huldigungen, das Volk drängte sich in den Straßen und auf den Dächern; als er in der Kirche predigte, vermochte der Raum die Menge nicht zu fassen, und die Emporen drohten einzustürzen. Justus Jonas, der für eine Berufung nach Wittenberg ausersehen war, schloß sich Luthers Weiterreise an. Auch in Gotha und Eisenach predigte der Gefeierte, sagenhafte Gerüchte knüpften sich an seinen Pfad. Am 14. April traf er in Frankfurt ein, auch hier fehlte es an Huldigungen und Segenswünschen nicht; in einer Herberge soll er auf der Laute gespielt haben. Inzwischen war ihm schon bekannt geworden, daß das kaiserliche Edikt vom 10. März, welches die Auslieferung feiner sämtlichen Schriften anbefahl, nunmehr veröffentlicht worden sei: mit Recht erkannte er darin einen Versuch, ihn von der Reise nach Worms noch jetzt abzuschrecken, denn an diesem Urteil mußte ihm klar werden, daß man sich aus Verhandlungen mit ihm jetzt nicht mehr einzulassen denke. Luther erschrak; um so mehr, als ihn der Herold fragte, ob er unter diesen Umständen seine Reise noch fortsetzen wolle. Aber heldenmütig gab er feinen Entschluß zu erkennen: „Wir werden in Worms einziehen trotz allen Pforten der Hölle!" . . . Auch eine letzte Warnung Spalatins, die ihn an Hus und den Bruch seines Geleits erinnerte, vermochte ihn nicht mehr wankend zu machen. Mit dem Triumphgefühl des Märtyrers ging er seinen Weg und jubelte: „Ist schon Hus zu Asche worden, so ist doch die Wahrheit nicht verbrannt!"

8. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 101

1911 - Leipzig : Wunderlich
Luthers Lebensende und Lebensarbeit. 101 Besitz, an Unabhängigkeit, an Befugnissen, an Selbstgefühl hatte die weltliche Gewalt durch Luthers Reformation mehr gewonnen als durch den ganzen langen Krieg, den Salier, Hohenstaufen und Wittelsbacher um ihr gutes Recht geführt hatten. Durch Jahrhunderte hindurch hatte die Kirche den Staat ausgehöhlt, seine Gewalten aufgesogen, seine Aufgaben sich zugeeignet und nicht erfüllt. Luther hat all diese Befugnisse dem Staat tatsächlich zurückgewonnen und durch seine theoretische Scheidung zwischen weltlichen und kirchlichen Aufgaben sie auch prinzipiell der weltlichen Obrigkeit wieder zugeteilt. Den Übergriffen der Kirche in die Sphäre des Staates setzte er ein Ziel und gab der bürgerlichen Obrigkeit ihre Unabhängigkeit und ihr Selbstgefühl wieder. Auch in den katholischen Gebieten mußten die Bischöfe die weltlichen Gewalten, die sie im Laufe der Jahrhunderte aufgesogen hatten, wieder herausgeben, und so hat Luther die Katholiken so gut befreit wie die evangelische Welt. Mit vollem Rechte durfte er schon 1530 den zu Augsburg versammelten katholischen Fürsten zurufen, sie dankten ihm seine Arbeit nicht, aber deren Früchte wieder herauszugeben, falle auch ihnen nicht ein. ©in Mann wie Luther sollte der ganzen Nation gehören, denn er war ihr größter Sohn. Nur durch ihn hat für ein Menschenleben auch einmal Deutschland eine religiöse Führerstellung in Europa eingenommen, die es weder in der alten Kirche, noch zur Zeit der Kreuzzüge, noch in der Zeit der Aufklärung zu gewinnen vermochte. Was wollen solchen w el tum w and eint) en Taten gegenüber die Einwendungen besagen, die auch wir gegen den Ton so mancher Schriften des großen Mannes zu machen haben! Das Lästern und Schelten der Gegner vollends verfällt gegenüber einer solchen welthistorischen Leistung dem Fluche der Lächerlichkeit. „Die Hunde bellen, und die Karawane zieht vorüber." Die Geschichte der letzten Jahrhunderte erzählt es, wie aus der innern Freiheit der Gewissen und des Glaubens, die Luther brachte, sich die äußere Freiheit der bürgerlichen Gesellschaft entwickelt hat. Er machte der Menschheit die Wege wieder frei, die zu einer höheren Lebensgestaltung führten, indem er einen tausendjährigen Schutt zur Seite fegte. Indem Luther die einzelne Seele lehrte, ihr Heil in ihrem Glauben zu suchen, stellte er sie auf sich selbst. Aus dieser innern Selbständigkeit des protestantischen Menschen ist diesseits und jenseits des Ozeans eine neue protestantische Kultur hervorgewachsen, die ohne ihn nicht wäre. Die Herde des Papstes will geleitet sein, will nachbeten, was man ihr vorbetet, Luthers ööhne wollen auf eigenen Füßen stehen, reden, was sie denken, und zeugen, was sie gesehen haben. Dieser Fortschritt in der Entwicklung war der erste Schritt zur Mündigkeit der modernen Gesellschaft, und so* *^e Menschheit überhaupt ihres Werdeganges erinnert, wird sie auch dieser Epoche gedenken, die sie dem Wittenberger Mönche verdankte. Ein Befreier wurde Luther auch der Wissenschaft. Er hat die durch Jahrhunderte getriebene Fälschung der Geschichte der Kirche aufgedeckt,

9. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 87

1911 - Leipzig : Wunderlich
Luther auf dem Reichstage zu Worms. 87 Mit unfreundlichem Vorhalt empfing ihn der triersche Offizial, aber die Frage, wie er sie heute stellte, lautete anders als gestern: ob er alle seine Schriften aufrecht erhalten wolle, oder ob er einiges aus ihrem Inhalt zu widerrufen denke. Man erkennt in dieser veränderten Formulierung unschwer die Meinung der Stände wieder, daß, wofern Luther nur gewisse dogmatische Ketzereien abschwöre, ihm in den kirchenpolitischen Punkten Gehör zu geben sei. Ruhig, fest und frei trat Luther heute zur Erwiderung vor, laut, stolz und klar klang seine Antwort zurück, eine wohl vorbereitete lateinische Rede. Er bekannte sich aufs neue zu den bezeichneten Schriften, schied diese aber nunmehr in drei Gruppen: von Glauben und Sitte handle die eine Art, von der päpstlichen Tyrannei die andre, von einzelnen Persönlichkeiten, den Feinden des Evangeliums, die dritte. Jene erste Gruppe werde auch von seinen Widersachern für evangelisch und lesenswert erachtet, selbst die päpstliche Bulle habe sie für unschädlich erklären müssen; wenn er diese widerrufe, würde er nichts andres tun, als die Wahrheit verdammen, welche Freund und Feind zugleich bekennen. Die zweite Gruppe werde bestätigt durch die allgemeine Erfahrung und Klage sonderlich der deutschen Nation, deren Gewissen durch päpstliche Gesetze und Menschenlehren jämmerlich gefangen, deren Hab und Gut von der römischen Gier verschlungen werde; wollte er diese Bücher widerrufen, so hieße das, dem Antichrist alle Fenster und Türen auftuu, und das im Namen der kaiserlichen Majestät und des ganzen römischen Reichs! In seinen Streitschriften endlich sei er freilich heftiger gewesen, als sich gezieme, aber er habe ja nicht im eigenen Namen darin disputiert, sondern im Namen Christi; widerrufen könne er also auch diese nicht, ohne der Tyrannei und der Ruchlosigkeit Vorschub zu leisten. Und nun schwoll seine Rede gewaltig empor zu feierlicher Größe. Ein ergreifendes Bewußtsein von der weltgeschichtlichen Bedeutung dieses Augenblickes, von der ganzen Erhabenheit der Verantwortung, die ihm in dieser Stunde anvertraut war, das beseligende, alle irdische Furcht und alle weltlichen Gedanken verschlingende und wegschmelzende Gefühl, nicht allein vor dieser Versammlung vergänglicher Erdengröße, sondern vor der ganzen unsichtbaren Gemeinde der künftigen Jahrhunderte Zeugnis ablegen zu dürfen von „dem Höchsten im Himmel und auf Erden," — das alles hob ihn jetzt über sich selbst hinaus wie in eine höhere Gemeinschaft und legte ihm Worte von prophetischer Hoheit auf die Lippen. Weil er ein Mensch und nicht ein Gott sei, so könne er seinen Büchlein nicht anders beistehen, als weiland der Herr Christus seiner Lehre beistand, da er, vor Hannas um sie befragt, eutgegnete: »Habe ich übel geredet, so beweise, daß es böse fei!‘ So dürfe auch er sich nicht weigern, Gegenzeugnis anzunehmen wider seine Lehre, ja er bitte sogar um der göttlichen Barmherzigkeit willen, ihn Irrtums zu überführen oder zu überwinden mit prophetischen und evangelischen Schriften; dann werde er auf das allerwilligste bereit sein, zu widerrufen, und seine

10. Das Altertum - S. 14

1913 - Leipzig : Wunderlich
/?= V5s ’^£2s^ ’^£2p 23i&8s Die olympischen Spiele Von Ernst Curtius. Olympia war ein ländlich stiller Ort, und die Waldeinsamkeit des Alpheiostals wurde nur durch die Schritte der Wanderer unterbrochen, die des Wegs zogen und am Zeusaltare ihr Gebet sprachen. Aber wie veränderte sich alles, wenn das vierte Jahr, das Jahr der großen Olympien, herankam und wenn die heiligen Gesandten, „Zeus des Kroniden Friedensboten, der Jahreszeiten Herolde", von den Pforten der Altis auszogen und den Hellenen die ersehnte Kunde brachten: „Das Fest des Zeus ist wiederum nahe, aller Streit sott ruhen, jeder Waffenlärm schweige! Frei mögen auf allen Land- und Wasserstraßen die Pilger heranziehen zu der gastlichen Schwelle des Zeus!" Alle Hellenen waren eingeladen, ausgeschlossen nur die Schuldbeladenen oder die dem olympischen Zeus Ehrfurcht versagt oder die sich an der gemeinsamen Sache der Hellenen versündigt hatten. Die eingeladenen Städte schickten ihre angesehensten Männer als Gesandtschaften nach Olympia, die auf stattlichen Wagen, in Prachtgewänder gekleidet, mit zahlreichem Gefolge zum Zeusfeste wallfahrteten und im Namen ihrer Städte herrliche Opfer darbrachten. Die Städte der Kolonien benutzten dies Fest, um sich mit dem Mutterlande in lebendigem Zusammenhange zu erhalten; ihre Bürger eilten in den von Stürmen selten beunruhigten Sommermonaten herbei, und das jonische Meer sowie die breite Alpheiosmündung füllte sich mit den bekränzten Festschiffen der auf den Küsten von Asien und Afrika, von Italien, Sizilien und Gallien wohnenden Hellenen. Es war die größte hellenische Volksversammlung, welche sich in Olympia vereinigte. Was also eine möglichst große Verbreitung unter allen Stämmen der Hellenen erreichen sollte, wurde durch die Herolde Olympias ausgerufen, so die Ehrenbezeugungen, die eine Stadt der anderen zuerkannte, später die Verordnungen Makedoniens und Roms, welche alle Hellenen angingen. Weisheit und Kunst stellten hier ihre Werke zur Schau und zur Prüfung aus, und wo konnte Herodot fein unsterbliches Werk über die Kämpfe der Hellenen und Barbaren lieber vorlesen als in Olympia!
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