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1. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

2. Theil 3 - S. 123

1880 - Stuttgart : Heitz
Drake. Spanische Armada. 123 Davison wurde ins Gefängniß geworfen und zu einer Strafe von 10,000 Pfund vernrtheilt, wodurch er um sein ganzes Vermögen kam. Dennoch war Jacob außer sich vor Kummer und Zorn und wollte durchaus mit den Waffen den Tod seiner Mutter rächen; nur mit Mühe gelang es Elisabeth, ihn nach und nach zu besänftigen. Nun erst fing Elisabeth recht an zu leben, da sie der Furcht vor Maria überhoben war. Ungestört konnte sie sich nun der Sorge für ihr Land überlassen, und wirklich hat sich auch seit jener Zeit England erst recht gehoben. Vorzüglich fing auch unter ihr erst der englische Handel an zu blühen. Unter ihr lebten die trefflichsten Seemänner Walther Raleigh (sprich Reli), Franz Drake (sprich Dräke) und Thomas Cavendish (sprich Cävendisch). Drake war der erste Engländer, der eine Reise um die Welt machte, d. H. der die Erde umschiffte. In drei Jahren hatte er die große Reise vollendet, und als er (1580), mit Reichthümern beladen, zurückkehrte, besuchte ihn Elisabeth, die seltenes Verdienst gern ehrte, auf seinem Schiffe, hielt dort ein Mittagsmahl und schlug ihn eigenhändig zum Ritter. Er ist als Verpflauzer des Tabaks und der Kartoffeln nach Europa besonders merkwürdig. — Cavendish, ein nicht weniger kühner Seemann, befuhr mit drei kleinen Schiffen das Südmeer und that den Spaniern unendlichen Abbruch. Er nahm ihnen 19 zum Theil reich beladene Schiffe ab und hielt, als er mit reicher Beute (1586) zurückkehrte, einen feierlichen Einzug die Themse hinauf. Seine Matrosen und Soldaten waren in Seide gekleidet, seine Segel von Damast, und seine Beute wurde für die reichste gehalten, die je nach England war gebracht worden. Den größten Dienst aber erwies Drake seiner Königin, als er die große Armada, welche Philipp von Spanien (1588) gegen England ausgerüstet hatte, zerstören half. Er war zwar nicht Oberbefehlshaber der englischen gegen die Armada ausgesandten Flotte, nahm aber thätigen Antheil an der Expedition. Philipp von Spanien war aus mehreren Ursachen gegen Elisabeth aufgebracht und hatte beschlossen, eine Landung in England zu versuchen. Der Papst (Sixtus V.) hatte die ketzerische Königin dazu in den Bann gethan, weil „kein Ketzer ein Recht habe, über Rechtgläubige zu regieren," und dem Philipp England geschenkt — wenn er es nämlich erobern könnte. Dazu rüstete Philipp eine ungeheure Flotte aus, wie man früher noch nie eine gesehen hatte, ließ Schiffe von ungeheurer Größe bauen und nannte die Flotte die unüberwindliche Flotte oder Armada. Hoch-

3. Theil 3 - S. 358

1880 - Stuttgart : Heitz
358 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Zeichen des nahen Todes. Um 9 Uhr Abends trat ein fortdauernder Husten mit starkem Röcheln ein, der das Athemholen immer mehr erschwerte, und am 17. August Morgens um 2 Uhr 20 Minuten stand die Maschine des außerordentlichen Geistes still. Sein Leben hatte über 74, seine Regierung über 46 Jahre gewährt. Sein Körper liegt in der Garnisonkirche zu Potsdam in demselben Gewölbe unter der Kanzel, wo auch sein Vater beigesetzt ist. Friedrichs Unterthanen betrauerten ihn wie einen Vater, und selbst die, welche im Leben seine Feinde gewesen waren, empfingen die Nachricht von seinem Tode mit Rührung. So der alte Fürst Kaunitz, der berühmte Minister der Maria Theresia: „Wann wird, sprach er, „ein solcher König das Diadem wieder zieren?" Da Friedrich keine Kinder hinterließ, so folgte seines ältesten verstorbenen Bruders Sohn, Friedrich Wilhelm Ii., auf welchen wieder (1797) Friedrich Wilhelm Iii. gefolgt ist. 111. Entstehung des nordamerikanischen Freistaats. Zu der Zeit, wo Cortez Mexico eroberte und Pizarro Peru einnahm, war der Theil von Nordamerika, der nun der Freistaat heißt, wo jetzt Hunderte von blühenden Städten liegen, und an 40 Millionen Menschen wohnen, noch ganz unbekannt und nur von Wilden bewohnt. Erst unter der Königin Elisabeth von England gründete (1585) der berühmte Seefahrer Walter Raleigh (sprich Reli) die erste Niederlassung auf jener Küste und nannte die Gegend Virginien. Aber die ersten Anbauer wurden theils ein Opfer der Beschwerden, theils von -den Wilden erschlagen, und der kleine Ueberrest ließ sich von Francis Drake wieder nach England übersetzen. Doch unternahmen einzelne Schiffe neue Reisen nach Nordamerika und trieben einen äußerst einträglichen Pelzhandel mit den Eingeborenen, während die Franzosen aus demselben Grunde nach Canada segelten und dort Niederlassungen gründeten. Aber die Ungewohnheit des Klimas und verheerende Seuchen rafften die meisten englischen Colonisten immer wieder weg, und zuletzt schickte man Diebe und Straßenräuber hin, die man in England nicht zum Tode verurtheilen wollte, wodurch die Sitten der Colonisten natürlich vergiftet wurden. Zu jener Zeit aber bildete sich in England die Religionsgemeinschaft, welche noch jetzt dort die herrschende ist, die Hochkirche. Sie hatte viele Gebräuche des katholischen Gottesdienstes

4. Theil 3 - S. 32

1880 - Stuttgart : Heitz
32 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. 87. Fortgang der Reformation. — Ungarische und türkische Verhältnisse. — Luthers Tod, 1546. Dadurch wurde die Reformation unstreitig sehr begünstigt, daß Kaiser Karl V. sich nur selten einmal in Deutschland sehen ließ, und daß ihn überhaupt viele andere Dinge beschäftigten, die ihm weit mehr am Herzen lagen, als die religiösen Zänkereien der Deutschen. Seitdem er mit Franz I. von Frankreich, einem jungen ritterlichen Könige, zugleich auf der Wahl gewesen war, hatte eine unvertilgbare Feindschaft zwischen beiden Fürsten gewaltet. Franz konnte es Karin nie vergeben, daß dieser ihm vorgezogen war; auch stritten sie über den Besitz von Mailand; und so haben beide vier erbitterte Kriege gegeneinander geführt. Diese und andere Kriege hielten Karin viel aus Deutschland entfernt, und nie hat daher dieser sonst so große Kaiser den Charakter der Deutschen recht kennen gelernt. Nur wenn einmal der Streit in Deutschland zu arg wurde oder er Geld brauchte, schrieb er einen Reichstag ans. So ließ er 1529 einen Reichstag in Speier halten, wo gleich wieder der Religionsstreit zwischen Katholiken und Evangelischen vorgenommen wurde. Nach langem Hin- und Widerreden bewilligten die Katholischen, daß die Evangelischen nur unter der Bedingung fürs erste freie Religionsübung behalten sollten, daß sie die Messe beibehielten und überhaupt alle Neuerungen unterließen. Das wollten sich aber die Evangelischen nicht gefallen lassen und reichten dagegen eine Protestation eim Das ist es, wovon sie den Namen Protestanten erhielten. Nicht allein die Religionsstreitigkeiten beunruhigten damals Deutschland. Die Türken begnügten sich nicht mit dem Besitze des griechischen Kaiserthums, sondern suchten weiter nach Westen vorzudringen und setzten ganz Europa in Schrecken, besonders seitdem 1520 ein sehr kriegerischer und kräftiger Sultan, Sulei-man Ii. der Prächtige, den Thron bestiegen hatte. Zuerst warf er sich auf die Insel Rhodus, die damals (1522) der Sitz des Johanniter - Ritterordens war. Großmeister desselben war der alte Philipp Villiers de l'jsle Adam, einer der wüthigsten Männer, welche die Geschichte kennt. Obgleich auf seine Bitte um Hülfe keiner der abendländischen Fürsten ihm Unterstützung schickte, war er doch entschlossen, mit seinen 600 Rittern und 6000 andern Kriegern den Angriff auszuhalten. Es landeten 200,000

5. Theil 3 - S. 70

1880 - Stuttgart : Heitz
70 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Holbein, wurden aber nun kalt abgefertigt. Auch diesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne jene lebte, war natürlich, und die Kinder konnte er, der fast immer außer dem Hause arbeitete, nicht beaufsichtigen. Da er aber noch immer ein Bürger von Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesend sein durfte, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen wußte, geht daraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulden Wartegeld aussetzte und außerdem seiner Frau alle Jahre 40 Gulden zahlte. Dennoch blieb er in London und hat Basel nur noch zweimal auf kurze Zeit besucht. Auch nach Heinrichs Viii. 1547 erfolgtem Tode stand Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen Gnaden. Ms dieser aber schon nach 6 Jahren starb und die katholische Maria, Heinrichs älteste Tochter, Königin wurde, die alle, welche nicht Katholiken waren, haßte, scheint er sich mehr vom Hofe zurückgezogen zu haben; denn er war der Reformation zugethan. Er starb endlich 1554 in London an der Pest, 56 Jahre alt. 91. Zwingli und Calvin. — Die Bartholomäusnacht, 1572. Zu derselben Zeit, als Kaiser Karl V. in Deutschland, Spanien und Neapel herrschte, war in Frankreich sein erbitterter Feind, Franz I., König (1515—47). Unter ihm lebte der berühmte Ritter Bayard, den man den Ritter ohne Furcht und ohne Tadel nannte, von dessen Thaten zu erzählen hier aber der Raum fehlt. Schon unter Franz war die neue Lehre nach und nach aus der Schweiz nach Frankreich gekommen. In der Schweiz nämlich waren, mit Luther fast zu gleicher Zeit, zwei treffliche Männer, Zwingli in Zürich und Calvin in Genf, darauf gekommen, die Christen zu der einfachen Lehre unseres Heilandes zurückzuführen und dasjenige aus unserer Religion zu verbannen, was erst nach und nach durch Menschenwerk hineingebracht war. Beide waren, wie Luther, durch das Lesen der Bibel darauf geleitet worden und hatten, wie er, mancherlei Verfolgungen ausstehen müssen. Die Lehre dieser beiden Männer stimmte ziemlich überein und ihre Anhänger wurden nachmals Reformirte genannt. Man merke sich von beiden berühmten Männern Folgendes:

6. Theil 4 - S. 249

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleon Iii. Orientalischer Krieg. 249 der Zustimmung von Millionen sich als erblichen Kaiser mit dem Namen Napoleon Iii. proclamiren konnte. Dieser Schritt, welcher die Verträge von 1815 verletzte, erregte mancherlei Bedenken der alten Höfe, so daß die meisten nur zögernd ihre Anerkennung gewährten. Man fürchtete, daß eine Wiederaufnahme der napoleonischen Politik erfolgen werde, und obwohl der neue Kaiser versicherte, daß „das Kaiserreich den Frieden bedeute" (l’Empire c’est la paix), so zweifelte man doch, ob sein Wille hinreichend stark genug sein würde, um dem Andrängen des die alten Traditionen nährenden Heeres zu begegnen. Die Höfe schlossen sich daher eng aneinder an und bewiesen dem Kaiser eine Kälte, welche bei aller Höflichkeit doch in mancher Beziehung sogar verletzend war. Selbst Papst Pins Ix., welcher ihm seine Wiedereinsetzung verdankte, war nicht zu bewegen, zur Krönung nach Paris zu kommen, und nicht minder schlugen des Kaisers Bewerbungen um die Hand einer Prinzessin von fürstlichem Geblüt fehl. Da reichte er einer schönen Spanierin, dem Fräulein Eugenie von Montijo, Gräfin von Theba, seine Hand und erklärte, „daß Frankreich seine Beziehungen zu den alten Monarchien vielmehr durch eine offene und loyale Politik als durch Allianzen feststellen müsse, welche geeignet wären, in eine falsche Sicherheit zu wiegen und das Familieninteresse an Stelle des Nationalinteresses zu setzen. Auch hätten die fremden Prinzessinnen Frankreich kein Glück gebracht: eine einzige gekrönte Frau noch lebe im Gedächtniß des Volks und diese, die bescheidene und gute Frau des Generals Bonaparte, sei nicht aus königlichem Blut entsprossen gewesen". Die Civielehe des Kaisers fand am 29. Januar, die kirchliche Trauung am 30. Januar 1853 in Notre-Dame statt. Indeß sollte der Kaiser Napoleon, welcher bei Gelegenheit seiner Vermählung sich selbst als einen „Emporkömmling" den alten Dynasten gegenüber bezeichnet hatte, gar bald glänzende Genugthuung erhalten. Die Gelegenheit gab der orientalische Krieg, dessen Verwickelungen er mit eben so viel Umsicht als Mäßigung benutzte, um sich, wenn auch nicht das Amt eines europäischen Schiedsrichters, so doch das Ansehen einer Ausschlag gebenden Macht zu gewinnen. Paris wurde ein paar Jahre später nicht bloß der Mittelpunkt fast aller diplomatischen Verhandlungen über die schwebenden europäischen Fragen — der junge Kaiserhos ward auch Gegenstand der ausgesuchtesten Courtoisie, mit welcher

7. Theil 4 - S. 273

1880 - Stuttgart : Heitz
Neuenburger Angelegenheit. 273 Der Schweizerbund hatte Neuenburg als republikauisirten Canton in die Eidgenossenschaft aufgenommen, Preußen aber gegen die Reiche 1032 unter die Lehnshoheit des deutschen Kaisers Konrad Ii. Kaiser Friedrich I. belieh Ulrich Iii. von Neuenburg mit mehreren anderen Landestheilen, von denen 1218 ein Theil gegen das Val Travers vertauscht ward, welches dem Grafen von Chalons lehnspflichtig war. Graf Johann von Chalons erhielt das ganze Neuenburger Gebiet von seinem Schwager, Kaiser Rudolph von Habsburg, zu Lehen und übertrug es als Afterlehen an Rolin von Neuenburg (1288), und zwar (1311) als erblich nach burgundischrm Recht, wodurch auch das weibliche Geschlecht successionsfähig wird. So kam Neufchatel an Graf Konrad von Freiburg. Dieser schloß, sowie auch Seitens der Stadt Neuenburg geschah, ein „Bürgerrecht" mit Bern, welches dieses unter and ernt zum Schiedsrichter beider Theile für vorkommende Streitigkeiten machte. Nach dem Erlöschen der Freiburge ward Neuenburg Eigenthum der Grafen von Hochberg. Der Widerspruch des Hauses Chalons dagegen kam nicht zur Geltung, und als auch die Hochberge in der männlichen Descendenz erloschen, brachte 1503 die Erbtochter, Johanne, Neuenburg an Ludwig von Orleans, Herzog von Longueville, und eine Descen-dentin derselben, Maria, vereinigte 1579 die an Neuenburg lehnbare und ihr verpfändete Grafschaft Valengin mit Neuenburg. Die Familie Orleans-Longueville erlosch 1707. Es meldeten sich damals 15 Bewerber, worunter indessen kein naher Verwandter; die Ansprüche gründeten sich vielmehr aus entfernte Verwandtschaften aus dem Hause Chalons oder mit jenem von Orleans-Longueville. Zu den Prätensionen erster Art gehörten auch die des Königs Friedrich I. von Preußen. Diesem, seinem Vetter, (Vaters Schwester Sohn), hatte nämlich Wilhelm Iii. von Oranten, seit 1688 König von England und Erbe des Hauses Chalons, seine Anrechte abgetreten, und da deren Geltendmachung in den großen spanischen Successionskrieg fiel, so ward sie ihm durch einen Vertrag mit dem Kaiser, der Königin von England, den Generalstaaten und dem Herzoge von Savoyen vom 28. November 1704 gewährleistet. Zugesprochen aber erhielt Preußen die Erbschaft und Regierung erst durch einen Schiedsspruch des höchsten Landgerichts; Trois-Etats von Neuenburg vom 3. November 1707, denn dieses war seit lange als inappellables Forum über alle Thronstreitigkeiten Neuenburgs und Valengins anerkannt. Ludwig Xiv. erkannte endlich im Utrechter Frieden Preußens Besitz an, den er lange streitig gemacht hatte. So waren die Könige von Preußen Landesherren von Neuenburg und Valengin, und dieses Fürflenthum war seinerseits mit Bern, Freiburg, Solothurn und Luzern „verburgrechtet", d. H. diese vier Cantone hatten Neuenburg und Valengin zu schützen, aber sie waren zugleich Schiedsrichter zwischen denselben und dem Landesherrn. Der 15. Februar 1806 überwies das Fürstenthum Neuenburg an Napoleon, der 30. März als volle Souverainetät an General Berthier, der Befreiungskrieg gab es wieder an Preußen. König Friedrich Wilhelm Iii. verlieh ihm am 18. Juni 1814 eine Constitution; die Wiener Congreßacte fügte es am 18. April 1815 als 21. Canton der „neutralen Schweizer Eidgenossenschaft" zu und brachte damit das Recht des Königs unter die Gewalt der jeweiligen Machthaber in der Schweiz. — Neuenburg stellte 960 Mann zum Bundesheere der Schweiz und 400 Mann Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 18

8. Theil 4 - S. 132

1880 - Stuttgart : Heitz
132 Neueste Geschichte. 2. Periode. Griechenland. unmündigen Sohn hatte abtreten müssen, kam nach Europa herüber, besiegte mit Unterstützung Frankreichs und Englands nach einem zweijährigen Kriege seinen Bruder und zwang ihn zur Flucht (1834). Pedro stellte die Verfassung wieder her, starb aber bald darauf und hinterließ seiner Tochter den Thron. 127. Die Befreiung Griechenlands. Viel größere Aufmerksamkeit und Theilnahme, als alle diese Verfassungskämpfe, erregte aber in ganz Europa das heldeumüthige Ringen des kleinen Griechenlands gegen die Herrschaft der Türken, welche fast schon vierhundert Jahre auf einem Theil der christlichen Bevölkerung Europas lastete, deren Ende aber nun hereinzubrechen schien. Schon seit langer Zeit war in Griechenland in einzelnen Gemüthern die Sehnsucht nach der Befreiung und nach der Gründung eines selbständigen Reichs entstanden und durch weitverzweigte Genossenschaften wurde dieser Gedanke im Volke allmählich verbreitet. Rußland, welches um diese Pläne wußte, ermunterte dieselben insgeheim theils wegen der religiösen Verwandtschaft der Rüssen mit den Griechen, theils und besonders in der Hoffnung, seine eigene Macht durch die Schwächung der Türkei zu erweitern. Als sich nun mehrere Statthalter des türkischen Sultans ungestraft für unabhängig erklärt hatten, fanden sich die Häupter der griechischen Verschwörung zum Ausstand er-muthigt, und ein Edelmann aus der Moldau, welcher bisher in russischen Diensten gestanden, Alexander Apsilanti, rief die Hellenen im ganzen türkischen Reich auf, das Joch der Osmanen abzuschütteln, indem er ihnen russische Hülfe in Aussicht stellte. Ueberall, in Morea (dem alten Peloponnes), in Livadien (Hellas), in Thessalien und auf den ionischen Inseln leistete man seinem Ruf Folge, und in kurzem stand Apsilanti an der Spitze einer bedeutenden Kriegsschaar, die heilige Schaar genannt. Die Türken traten mit der größten Wuth und Grausamkeit gegen die Empörer auf, wo sie derselben Herr wurden; besonders aber wütheten sie mit blutigem Racheschwert auch gegen die unschuldige griechische Bevölkerung in Constantinopel und an andern Orten. Der griechische Patriarch wurde am Ostertage mit seinen Priestern gewaltsam vom Altar gerissen und an den Pforten der Kirche aufgehängt, die griechischen Familien wurden hingemordet oder mußten als Bettler fliehen. Nun brach zwar Rußland den Ver-

9. Theil 4 - S. 434

1880 - Stuttgart : Heitz
434 Neueste Geschichte. 3. Periode. großer Spiegel in goldenem Rahmen. Das Deckengemälde zeigt Ludwig Xiv., wie ihn die olympischen Götter beglückwünschen; in demüthiget Haltung ringsumher stehen die Figuren von Deutschland , Spanien und Holland. Welch ein Contrast zwischen diesem übermüthig prahlenden Bilde und der Wirklichkeit dieses Tages! Ein einfacher Mar war hergerichtet, links und rechts davon standen die Truppen, welche die Fahnen nach Versailles gebracht hatten, die Fahnenträger mit den Fahnen waren auf einer Estrade an einer der schmalen Seiten aufgestellt. Dem Altar gegenüber nahmen der König, der Kronprinz und die vielen fürstlichen Personen ihren Platz, umgeben von zahlreichen Generalen und Osfi-ciereu. Ein Gebet eröffnete die Feier, dann folgte die Predigt auf Grund des 21. Psalms: „Du überschüttest ihn mit Segen und setzest eine goldene Krone auf sein Haupt. Groß ist sein Ruhm durch deine Hülfe, Würde und Hoheit legtest du auf ihn. Der König vertraut auf den Herrn. Sie spannten dir Netze des Unheils, sannen Anschläge, aber vermochten es nicht." Mit dem mächtig hinaufschallenden Liede: „Nun danket alle Gott" war die religiöse Feier beendet. Der König schritt zur Estrade; dort stand der greise Heldenfürst, zu seiner Rechten der Kronprinz, zur Linken Fürst Bismarck; die Fürsten traten hinter den König., Mit bewegter Stimme verkündigte er, daß er die ihm dargebotene Kaiserkrone annehme und ertheilte dem Fürsten Bismarck den Befehl, die Proclamatiou an das deutsche Volk zu verlesen. Darauf trat der Großherzog von Baden vor und rief mit lauter Stimme: „Es lebe hoch der König Wilhelm, der deutsche Kaiser!" Unter dem langen, markigen Jubelrufe der ganzen Versammlung erschütterte sich die stattliche Gestalt des Kaisers vor Rührung, helle Thränen stürzten ihm ans den Augen und in tiefer Bewegung schloß er den Kronprinzen in seine Arme, als dieser zuerst ihm durch Handkuß huldigte. Auch die andern Fürsten und alle Anwesende brachten dem Kaiser ihre Huldigung dar; dann schloß diese denkwürdige Handlung. Das war ein Tag, wie ihn die Geschichte Deutschlands lange nicht gesehen und auf den späte Jahrhunderte mit freudigem Stolze zurückschauen werden. Mit ihm war nicht allein für die deutsche .Nation der Abschluß einer langen, unruhvollen Entwickelung erreicht und die Sicherung einer kraftvollen Zukunft gewonnen, auch dem Frieden Europas war durch das geeinigte Deutschland eine machtvolle Bürgschaft gegeben. Den tapfern Kriegern, welche mit unsäglichen Anstrengungen, mit Blut und Leben

10. Theil 2 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Folgen der Kreuzzüge. 145 zu zeichnen, um die neuen geographischen Entdeckungen anschaulich zu machen. Aber freilich waren sie höchst unrichtig und haben mit unsern so genauen Karten gar keine Aehnlichkeit. So wie große Thaten immer Geschichtschreiber und Dichter, welche durch sie begeistert werden erwecken, so war es auch bei den Kreuzzügen der Fall. Jene waren zum Theil Solche, welche selbst an den Tagesbegebenheiten Antheil genommen hatten, und aus den Dichtern gingen in Frankreich die Troubadours und in Deutschland die Minnesänger hervor. Auch andere Wissenschaften, z. B. die Arzneikunde, in der die Araber die Europäer damals übertrafen, und die Naturgeschichte machten seit jener Zeit große Fortschritte. Dies sind nur einige der Vortheile, welche die Kreuzzüge für die Abendländer zur Folge hatten. Müßten wir nicht kurz sein, so ließe sich noch eine Menge derselben anführen, z. B. die Gartenkunde; die Kunst, Dämme und Schleusen anzulegen; das Schachspiel, die Trommel, das Horn, auch manche Luxusartikel wurden nach den Abendländern verpflanzt. Es sei hier die Stelle, noch eines Kreuzzuges zu gedenken, welcher eine ganz andere Unternehmung herbeiführte, als anfänglich beabsichtigt war. Im Jahre 1202 sammelten sich meistens französische Herren zu einem Kreuzzuge und verbanden sich mit den Venetianern, deren Doge Heinrich Dandolo, obwohl schon 94 Jahre alt und erblindet, selbst Theil nahm. Unterwegs wurden sie von einem griechischen Prinzen, Alexius, dessen Vater Isaak Ii. in Constantinopel entthront worden war, um Hülfe gebeten und ihnen vortheilhafte Anerbietungen dafür gemacht. Sie segelten vor jene Hauptstadt und setzten den Isaak wieder ein, der aber nebst seinem Sohne Alexius bald das Leben verlor. Da erstürmte das Kreuzheer 1204 Constantinopel und erhob Balduin Grafen von Flandern auf den Thron. Dieses lateinische (abendländische) Kaiserthum hat aber nur ungefähr 50 Jahre bestanden. (Kaiser Balduin fiel gleich im zweiten Jahre seiner Regierung in die Gewalt der Bulgaren und wurde von ihnen unter grausamen Martern getödtet.) Im Jahre 1261 wurde Constantinopel von Michael Paläologus wieder genommen und das griechische Kaiserthum hergestellt. lang umherreiste. Er war der Erste, der nach China kam und die dahinter liegenden Inseln kennen lernte. Weltgeschichte für Töchter. Ii. 16. Aufl. 10
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