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in die Hand der Römer zu fallen. Dieses Unglück war, bei ihrer Liebe zu
Mann und Kind, über Thränen hinaus. Auch hatte sie keine Thränen.
Starr stand sie da, und blickte, den Helden der Freiheit denkend, mit trocke-
nem Auge auf den Sohn desselben, den sie nun der Knechtschaft entgegen-
tragen sollte. Germaniens führte hierauf, den Landsturm fürchtend, der den
Varus niedergeworfen hatte, sein Heer eiligst über den Rhein zurück."
„Armin aber war wie wahnsinnig über das gräßliche Ereigniß, über die
geraubte Gattin und über die Knechtschaft seines Kindes. Er durchflog die
Gemeinden der Cherusker, Weh und Waffen gegen Segestes rufend, Weh
und Waffen gegen den Cäsar. „„O des vortrefflichen Vaters! O des groß-
ßen Imperators! O des tapfern Heeres! Eine solche Menge ist nöthig ge-
wesen, um ein einziges armes Weib hinwegzuschleppen! Vor mir sind drei
Legionen erlegen. Denn nicht mit Verrath habe ich den Krieg geführt, und
nicht gegen hilflos» Frauen, sondern mit offenen Waffen und gegen gerüstete
Feinde. Die römischen Fahnen, in deutschen Hainen der vaterländischen Gott-
heit geweiht, sind Zeugen dieser Thaten. Möge Segestes das unterworfene
Rhein-Ufer bauen! Ihr, deutsche Männer, sollt niemals vergessen, daß ihr
Ruthen, Beile und römisches Recht zwischen der Elbe und dem Rheine ge-
sehen habt. Andere Völker sind unbekannt mit der römischen Herrschaft; sie
sind unbekannt mit römischen Strafen und römischen Auflagen. Sie können
bethört werden; wir nicht. Wir haben jene Greuel kennen gelernt und von
uns geworfen. Und ihr könntet diesen Jüngling ertragen und dieses meu-
terische Heer? Wenn euch das Vaterland und die Eltern und die alte Zeit
heilig sind, wenn ihr die Fremdlinge hasset und die Herrschaft: so verlaßt den
Segest, den Söldling schmählicher Knechtschaft, und folget mir, dem Feldherrn
des Ruhms und der Freiheit!""
„Ein solches Wort durchdrang die Gemüther der Menschen; es erweckte
in ihnen große Erinnerungen, und erfüllte sie mit Verlangen nach Schlacht,
Kampf und Sieg. Und nicht blos die Cherusker erhoben sich; auch die
benachbarten Völker standen auf, von dem Geiste des Feldherrn ergriffen"
u. s. w.
„Im folgenden Jahre feierte Germaniens seinen Triumph über die Che-
rusker und alle deutsche Völker bis zur Elbe. Der Triumph war prächtig.
Vor dem glanzvollen Siegeswagen, welchem die fünf Kinder des Helden die-
ses Festes zum schönsten Schmucke gereichten, wurden die römischen Fahnen
hergetragen, die Germaniens in der Burg des Segestes wiedergefunden hatte.
Dann folgten erbeutete feindliche Waffen, und die Bilder der deutschen Berge
und Flüsse und die Bilder der Schlachten, die gekämpft waren. Eine Menge
gefangener Menschen, Männer, Weiber und Kinder, in Sclavenketten einher-
gehend, wurden als Beweise der römischen Siege aufgeführt. Viele dieser
Unglücklichen gehörten zu den edelsten Geschlechtern in ihrem Volke. Unter
ihnen aber regte Niemand so tiefe Gefühle auf und ein so heiliges Mitleid,
als Armin's Gattin, Thusnelda, und Armin's Sohn. Dieses unglückliche
Kind, noch nicht drei Jahr alt, ein seltsamer Zeuge menschlicher Schicksale,
erscheint nur bei diesem Jammer. Er verschwindet aus der Geschichte, ehe
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