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Charakter an ihnen war, da bricht er auch wider hervor,
gewaltig, ursprünglich, wo es die Rot heischt, fielt die
ältesten, einfachsten Grundlagen seines characteristischen Le-
bens von neuem her, und begknt das Leben des Volkes
gewissermaßen mit der Kraft und Reinheit des ursprüng-
lichsten Keimes in neuen Triben.
So haben wir in den alten, verschränkten Formen
des Reiches, wie in den Glidern eines abgelebten Leibes,
die Pulsschläge des algemeinen deutschen Lebens schwächer
werden sehen, und unter den Wirkungen des sitlichen Gif-
tes, welches die Franzosen in den verschidenen einander
folgenden Verträgen mit den deutschen Regirungen in Ba-
sel, Leoben, Lunwiler, im Reichsdeputationshauptschluße
und in Wien und Pressburg durch moralische Herabwür-
digung, durch Verwickelung in rechtsverachtende Handlun-
gen ausgegoßen hatten, war dies algemeine deutsche Leben
fast erstorben.
Wir haben gesehen, wie die sitliche Indignation über
das Verhältniss, in welches man gekommen war, Preussen
in den Krieg von 1806 trib; — und wie äußerlich un-
glüklich dieser auch endete, für deutsches Leben und Wesen
war der Fride von Tilsit doch ein Glük, denn er machte
Preussen zugleich frri von der Teilname an dem lezten
Zugreifen gegen die Mitstäude im Reiche, tilgte fast allen
Groll, den man im übrigen Deutschland schon in hohem
Grade gefaßt hatten und zugleich wis er auf die eigne,
tüchtige, sitliche Kraft des Volkes; knüpfte ein neues sitli-
ches Band fest zwischen Regirung und Untertanen. Der
Krieg im südlichen Deutschland aber ließ zuerst wider des
Volkes eigenste, älteste Art sich kräftig durchkämpfen. So
wie Tirol in den Krieg hereingezogen, dann bald von
Oestreich seinen eignen Kräften überlaßen war, sahen wir
auch sich das Wesen des deutschen Volksheeres, des alten
Heerbannes in herlichster, glänzendster Weise entwickeln,
und schon oben musten wir der Aenlichkeit mit dem Kampfe
im Teutoburger Walde gedenken — mehr als einmal sa-
hen wir gewissermaßen die Geister der Ahnen wie aus
tausendjährigem Verschlüße in den Bergen Hervordringen
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Leoben Wien Pressburg Preussen Tilsit Deutschland Deutschland
638
und die flatternden Fanen der Landesfreiheit und des alten
Rechts auf den Firsten und in den Schluchten des Ge-
birges schwingen. Hofer selbst und seine Genoßen, Has-
pinger, Spekbacher und wie sie alle hießen, sie waren
uns wie Gestalten aus einer abgeschidenen, aus einer Ju-
gendzeit begegnet — das alte Reich war gestorben und
begraben, aber, wie der Psalmist von dem Manne sagt,
der auf Gottes Wegen wandelt, er werde nicht allein sein
vor seinen Feinden im Tore, kräftige Söhne, die Stütze
seines Rechts würden an seinem Tische sitzen — so waren
die Söhne des Reiches auf gewesen und hatten die Ehre
des hingeschidenen Erzeugers, die Ehre des deutschen Na-
mens mit ihrem Blute verteidigt, im Unterligen selbst wi-
dergewonnen und besi'gelt.
Und wie wir den alten Heerban, die Kraft des Volks-
Heeres, im Tirol plözlich wider mitten in moderner Umge-
bung, und auch gegen die Waffen der modernen Zeit wi-
der mächtig, erstehen sahen, so haben wir auch das alte
deutsche Nittergefolge wider gesehen, ursprünglich, kräftig,
wie Cäsar und Tacitus nur irgend es beschreiben können.
Der deutsche, von seinem Erbe rechtlos vertribene Fürsten-
sohn, der Herzog Wilhelm hatte die grollenden Necken um
sich gesammelt, die gleich ihm vor der Tyrannenrute des
schnöden Fremdlings gewichen waren; er war mit ihnen in
das Haus seiner Väter eingezogen, und wenn auch noch
nicht im Stande gewesen, festen Fuß daselbst zu faßen, hatte
er doch diese alce Weise des Volkes, das Neckenleben edler
Deutscher von neuem belebt.
Da wird es uns deutlich, daß die Not ganzer Völ-
ker, so lange der alte Got in ihnen noch nicht ganz aus
dem Gedächtniffe geschwunden, ein wunderbares Werkzeug
ist seiner segnenden Hand. Sie ist von Zeit zu Zeit not-
wendig, „um alle eigentümlichen Gesinnungen und Bildun-
gen und Richtungen zu prüfen, die sich vorher in dem Ueber-
mute ruhigeren, geschüzteren Daseins entwickelten, — sie
ist von Zeit zu Zeit notwendig, um die leeren Sonderbar-
keiten, die abgestorbenen, hindernden Bestandteile auszuschei-
den und die achte, reine, aus sich selbst lebende Eigentum-
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deuteten auf den Beginn eines neuen Zeitalters, in das sich der alternde Kaiser nicht mehr finden konnte.
Aorlsetznng der Geschichte Arankreichs und Englands in synchronistischer Möerficht (vergl. S. 171).
Frankreich.
Iii. Dashausvalois (1328-1589).
1. Philipp Vi., 1328 — 50.
Unter ihm begann der 100|ährige englisch-französische Erbfolgestreit, 1339—1453. Die Veranlassung dazu waren die Ansprüche, welche Eduard Iii. von England als Sohn einer Tochter Philipps Iv. auf den französischen Thron machte; die französischen Großen hielten demgegenüber am salischen Gesetze fest, wonach weibliche Nachkommen von der Thronfolge ausgeschlossen sind. Die französischen Könige, die den Krieg -nur mit Hilfe des Adels führten, waren England gegenüber im Nachteile, wo auch das Volk bewaffnet eintrat. Die Engländer eröffneten den Krieg mit der Seeschlacht bei Sluys, siegten dann bei Krecy und machten Kalais zu ihrem Stützpunkte.
2. Johann der Hute (1350 Bis 64) würde von den Englänbern gefangen genommen und mußte den Frieden zu Bretigny schließen, 1360, worin er Kalais, Poitou, Guyenne und noch andere Gebiete im westlichen Frankreich abtrat. — (Gegen die bisherige Politik der französischen Könige zog Johann das erlebigte Herzogtum Burgunb nicht für die Krone ein, son-bern belehnte bamit seinen Sohn Philipp den Kühnen, siehe S. 185.)
3. Karl V., der Weise, 1364 bis 80, entriß den Englänbern die Eroberungen größtenteils wieber, aber unter
England.
(Eduard Iii., 1327—1377, Richard Ii., 1377—1399, aus dem Hause Anjou oder Plantagenet, s. S. 173).
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Vi Philipp Eduard_Iii Eduard Philipps Philipps Krecy Johann Johann Johann Philipp Philipp Karl_V. Karl_V. Eduard_Iii Eduard Richard_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreich England England Frankreich England
158
n England regierte von 11541399 das Haus Plantagenet. Der 100jhrige Krieg mit Frankreich, der unter Eduard Iii. (132777) begann, dauerte auch unter Heinrich Iv., V. und Vi. aus dem Hause Lancaster (lnkstr) fort. Unter dem unfhigen Heinrich Vi. (142261) ging der englische Besitz in Frankreich verloren. Da Richard von York, der Vetter des Knigs, diesen zu verdrngen suchte, brach ein greuelvoller Brgerkrieg (Englands Dreiigjhriger Krieg") aus, den man nach den Wappenzeichen der beiden Huser Lancaster und York den Krieg der roten und weien Rose" nennt.
Mit Eduard Iv. kam 1461 das Haus York zur Herrschaft; aber schon 1485 verlor der grausame Richard Iii. den Thron an Heinrich Vii. aus dem Hause Tndor (tjubor), das bis 1603 der England herrschte. ^Vgl. Shakespeares Knigsdramen.)
Die Neuzeit.
Erster Zeitraum.
Das Zeitalter der Kirchentrennung, 15171648.
Erster Abschnitt.
Rom Kegum der Kirehentrennung bis zum Dreiigjhrigen Kriege, 15171618.
I. Die Ansnge der Kirchentrennung bis zum Regiernngs-antritt Karls Y., 15171519.
1. Anmittetare Werantassung. In der Zeit der allgemeinen Grung zu Anfang des 16. Jahrhunderts schrieb Papst Leu X. einen Abla aus. Zur Gewinnung desselben waren der wrdige Empfang der Sakramente und ein Almosen fr den Ausbau der Peterskirche in Rom vorgeschrieben. Mit der Verkndigung des Ablasfes beauftragte der Erzbischof Albrecht von Brandenburg im Gebiete seiner Kirchenprovinzen Mainz und Magdeburg, im Bistum Halberstadt und in den braudenburgischen Lndern den Dominikanermnch Tetzel. Obgleich nach kirchlicher Vorschrift eine reumtige Beicht die Voraussetzung fr die Gewinnung des Ablasfes war, entstand infolge mangelhafter Belehrung bei manchen Glubigen die Meinung, da nicht die Rene der die Snden, sondern das vorgeschriebene Almosen die Hauptsache sei. Dieser Auffassung trat der Augustinermnch und Professor an der Universitt Wittenberg, Dr. Martin Luther, entgegen.
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Frankreich Englands England Karls_Y. Rom Mainz Magdeburg Bistum_Halberstadt Dominikanermnch Wittenberg
230
Bevollmchtigten des Ordens und der preuischen Stnde das Ordensland 1525 in ein weltliches Herzogtum und nahm dasselbe 1525 zu Krakau als polnisches Lehen an.
a. Albrecht I., 15251568. Albrecht verheiratete sich mit einer dnischen Prinzessin und grndete als Sttzpunkt der Reformation die Universitt Knigsberg. Auf ihn folgte sein Sohn Albrecht Friedrich, den ihm seine zweite Gemahlin, eine braunschweigische Prinzessin, geboren hatte.
' b. Albrecht Ii. Umbrich regierte von 15681618. Nach seiner Vermhlung mit Maria Eleonore von Kleve wurde er schwachsinnig. Deshalb bertrug der König von Polen die Regentschaft dem Vetter des Herzogs, dem Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach-Bayr'enth, und nach dessen Tode 1603 dem Kurfrsten Joachim Friedrich von Brandenburg (S. 224). Durch die Vermhlung der beiden Tchter des Herzogs mit Johann Sigismund und Joachim Friedrich wurde das Erbrecht Brandenburgs gesichert. 1618 ging das Ordensland an die brandenburgischen Hohenz o llern b er.
1619-1640 Georg Wilhelm, 16191640.
1. Persnlichkeit. Seine Regierung fllt in die traurige Zeit des Dreiigjhrigen Krieges, auf den das Sand nicht vorbereitet war. In der langen Zeit der Ruhe waren die Heereseinrtclstimgeit im Kurfrstentum verfallen. Der Kurfürst selbst besa wenig Energie und vermochte zwischen den kmpfenben Parteien seine Stellung nicht zu behaupten. Dazu kam, ba er krperlich schwer leibend war. Infolge einer Verletzung mute er sich seit 1631 in einer Snfte tragen lassen. Die Regierung fhrte der katholische Minister Abam von Schwarzenberg, der sich im Jlichschen Erbfolgestreite Ver-bienste um das Kurhaus erworben hatte. Er sah wie viele deutsche Fürsten das Heil des Landes im engen Anschlu an das Kaiserhaus; zur Durchfhrung feiner Plne fehlten ihm aber die ntigen Mittel, da die Stnde, die ein landesherrliches Recht nach dem anderen an sich gebracht hatten, sich Schwarzenbergs Versuch, ein stehenbes Heer zu schaffen, wibersetzten.
Die Bevlkerung war mit dem Herrscher wegen des bertritts zur reformierten Lehre zerfallen, und auch in der kurfrstlichen Familie herrschte wegen der konfessionellen Gegenstze Unfrieden. Die Stube zeigten sich hartnckig bei der Bewilligung von Gelbern und hofften vom Kaiser mehr Schutz als von der eigenen Kraft. Die Folge
Das Ordensland Preußen wird in ein weltliches Herzogtum umgewandelt. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 25. ti
Erdmannsdrffer, Deutsche Geschichte vom Westflischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Groen: Brandenburg unter Georg Wilhelm. Atzler, a. a. O. Nr. 26.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_I. Albrecht_I. Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Albrecht_Ii Albrecht Maria_Eleonore_von_Kleve Maria Georg_Friedrich_von_Ansbach-Bayr'enth Friedrich Joachim_Friedrich_von_Brandenburg Friedrich Johann_Sigismund Johann Joachim_Friedrich Friedrich Georg_Wilhelm Wilhelm Abam_von_Schwarzenberg Schwarzenbergs Friedrichs Georg_Wilhelm Wilhelm
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lichen Herrschaft, verurteilten ihn zum Tode und stürzten ihn von demselben Felsen herab, auf dem er einst das Capitol gerettet hatte.
Xiv. Rumpf um die Ukltljcrrscliaft.
i.
*
Krieg mit Tarent.
1. Der gefährliche Sturm war vorüber; kräftiger als zuvor erstand Rom aus den Trümmern, und bald fühlten die umliegenden Völker seine wachsende Macht. In gewaltigen Kriegen dehnte es seine Herrschaft allmählich über ganz Mittelitalien aus: im Norden bis zu den Besitzungen der Gallier, im Süden bis zu dengebieten der über die ganze unteritalienische Halbinsel zerstreuten griechischen Pflanzstädte.
Unter diesen griechischen Colonien war Tarent die angesehenste. Seine gesegnete Lage, sein Gewerbflciß und Handel hatten es reich gemacht; der Reichtum verleitete die Bewohner zu weichlichem, üppigen Leben; spottend sagte man darum von ihnen, sie hätten mehr Feste als Tage im Jahre.
2. Mit Neid und Groll blickten die Tarentiner auf die wachsende Macht der Römer, und offen zeigten sie bei paffenden Gelegenheiten ihre Feindschaft; ja, als einst römische Schiffe, vom Sturme verschlagen, in ihren Hasen einliefen, überfielen sie dieselben, vernichteten eine Anzahl und töteten die Mannschaft oder verkauften sie als Sclaven.
Eine römische Gesandtschaft erschien und forderte Genugthuung. Sie wurde von dem trunkenen und übermütigen Volke mit Spott und Hohn empfangen, und als ihr Führer seinen Auftrag ausrichten wollte, lachte man ihn aus, weil er das Griechische nicht fein genug sprach. Ja, ein gemeiner Bube erfrechte sich, ihm die Toga (= das römische Obergewand) mit Wein zu besudeln. Zürnend rief der Beschimpfte: „Nur durch Tarentinerblut können diese Flecke abgewaschen werden!* Seine Worte verhallten im Lärm und Gelächter; Rom aber erklärte nun ohne Zögern den Krieg.
Die verweichlichten Tarentiner riefen den kriegskundigen König Pyrrhus von Epirus (— in Nordgriechenland) zu Hilfe. Gern folgte derselbe dem Ruse, denn die römischen „Barbaren" zu besiegen, dünkte ihm, der ein zweiter Alexander sein wollte, nicht schwer. Aber als er zum ersten mal die geschlossenen Reihen der Feinde zu Gesicht bekam, rief er staunend: „Das ist nicht die Schlachtordnung
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Tarent Rom Epirus Nordgriechenland
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sie mit ihren Flügeln und nährten sie mit Milch und Brosamen die sie *n .^ren Schnäbeln herzutrugen. In der Nähe weidende Hirten fanden das Kind; sie brachten es dem Aufseher der königlichen Herden, der zog es auf und legte ihm um seiner wunderbaren Erhaltung willen den Namen ^emiramis Taube) bei. Die zur schönen Jungsran heran-
gewach>ene ecimmmis wurde die Gemahlin eines der obersten königlichen Beamten. Als Ninus einen Zug gegen die Backtrer (= im heutigen Türke,tan) unternahm, begleitete sie ihren Gemahl in den Krieg. Lanqe belagerte der König die feindliche Hauptstadt vergeblich. Da brachte Serni-ranns Hilfe: sie legte Männerkleider an, sammelte eine Schar Jünalinqe um jich und erkletterte mit ihnen die steile Burg. Die Stadt wurde erobert, Minus aber machte Seiniramis zu seiner Gemahlin. Aus * £T ^rcn Verlust verfiel ihr bisheriger Gatte in Raserei und
gab )tch den Tod. Als Ninus starb, bestieg Semiranns für ihrenunmündi-gen Lohn Nlnyas den Thron. Durch prächtige Bauwerke und arcße Kriegszüge verherrlichte sie ihren Namen. Nach langer Regierung über-ließ ,re das Reich dein Sohne; sie selbst aber zog sich in die Einsamrett zurück und flog als Taube zu den Göttern empor.
, . 1er !p^teren Könige — Salmanassar — er-
h ?0r Samaria und führte die Israeliten in die
assyrische Gefangenschaft.
^ Hüter seinen Nachfolgern verfiel das Reich, am meisten unter L-ardanapal, der weichlich und weibisch nur dem Genuß nachstrebte Sein Wahlspruch lautete:
„Sterblich bist du, gedenke daran und, des Lebens dich freuend Stille des Herzens Gelüst; kein Wohlsein blühet den Toten!"
Gegen ihn empörten sich Meder und Babylonier. Zwei Jahre hielt sich das mit Lebensrnitteln reich versehene Ninive gegen die Aufständischen. Als aber der Tigris, durch Regengüsse heftig angeschwollen, einen großen Teil der Mauer entriß, drangen dte Belagerer in die Stadt. Um nicht in die Hände der erbarmungslosen Feinde zu fallen, ließ Sar-danapal in seinem Pa laste einen Scheiterhaufen errichten; auf ihm verbrannte er sich mit seinen Weibern und Schätzen. Ninive wurde — 606 v. Chr. — zerstört und das assyrische Reich unter Medien und Babylonien geteilt.
U.as babylonische Reich erreicht e unter Nelmkadnezar seine höchste ^Blüte. Erobernd drang er westwärts, bezwang auch 588 vor Chr. —Jerusalem und führte dte Juden an die Wasserflüsse Babylons, wo sie weinend der Heimat gedachten. Unter seinen Nachfolgern verfiel auch das babylonifchereich; bald wurde es eine Beute der Perser.
Iv.
Are Perser.
1. Südöstlich von Babylonien lag Persien: im Norden
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32
überziehenden an sich lockten, um sie dann, Raubtieren gleich, zu verschlingen. Odysseus verklebte, als er in ihre Nähe kam, seinen Begleitern die Ohren mit Wachs, damit sie taub gegen die lockenden Stimmen sein möchten; sich selbst aberließ er fest an den Mastbaum binden, nachdem er zuvor streng verboten hatte, seine Bande zu lösen, wenn er es auch noch so sehr begehren würde.
3. Endlich wendete sich der Götter Zorn; ein freundliches Geschick trug den Helden, freilich aller seiner Gefährten beraubt, in die langersehnte Heimat. Lange schon hätte dieselbe seiner Gegenwart bedurft, denn in arger Bedrängnis befanden sich Penelope, sein Weib, und Telemach, sein Sohn. Einemenge überm ütigerleute hatten stch in seinem Hause eingenistet; zudringlich warben sie um Penelopens Hand, und Tag für Tag schmausten und zechten sie von ihrem Hab und Gut, um sie so zu zwingen, einen von ihnen zum Gatten zu wählen. Ihrem Drängen zu entgehen, nahm die Treue zur List ihre Zuflucht. Wenn das Gewand, an dem sie webe — so sprach sie — vollendet sei, wolle sie dem Willen der Freier sich fugen. In der Nacht aber trennte sie immer die Arbeit des Tages wieder auf. So hielt sie die Drängenden hin, bis eine geschwätzige Dienerin das Geheimnis verriet. Nun wurden die Frechen noch ungestümer, und bittere Thränen weinte Penelope um den in der Ferne weilenden Gatten.
4. Da endlich erschien Odysseus; im Hause eines treugebliebenen Hirten traf er Telemach, seinen Sohn, und beriet mit ihm das Werk der Rache. In Bettlergestalt betrat er am folgenden Tage sein Haus. Niemand erkannte ihn — nur ein Hund, schwach und krank vor Alter, spürte die Nähe des Herrn; freudig mit dem Schwänze wedelnd, leckte er ihm die Hand, dann starb er. Schmach und Schimpf mußte der auf der Schwelle sitzende Bettler von den Freiern erdulden, ja einer warf sogar mit dem Fußschemel nach ihm.
Da erschien Penelope; auch sie erkannte den Gatten nicht. In der Hand einen Bogen haltend, sprach sie: „Mit diesem Bogen pflegte
mein Gemahl Ulysses leicht und sicher den Pfeil durch die Löcher von 12 hinter einander aufgestellten Äxten zu schießen. Wem von euch dasselbe gelingt, dem will ich die Hand reichen, damit nicht meines Sohnes ganze Habe verpraßt werde." Rasch schlug Telemach die Äxte in die Diele des Saales. Von Hand zu Hand wanderte nun der Bogen, aber keiner der Freier vermochte ihn auch nur zu spannen. Da trat auch der Bettler herzu und sprach: „ Gebt mir doch das Geschoß, damit ich erprobe,
ob jugendliche Kraft mir noch im Arme wohnti" Jetzt führte Telemach, der die Stunde der Rache gekommen sah, die Mutter ins Frauengemach und ließ die Thüren des Palastes schließen. Dann reichte er dem Vater, mit dem er ja alles verabredet, trotz des lärmenden Geschreies der Freier den Bogen. Leicht spannte der seltsame Bettler die wohlbekannte Waffe, und klirrend fuhr der von sicherer Hand entsendete Pfeil durch die Öhre der 12 Äxte. Jetzt warf Odysseus die verhüllenden Lumpen ab, und mit Donnerstimme rief er: „Ihr Hunde, ihr dachtet wohl, ich käme
nimmer zurück aus dem Lande der Trojaner? Jetzt will ich mir ein
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14
stock, der ganz Asien überschattete. Auf Befragen erklärten die Tranm-benter, der Sohn der Manbane würde Herr von ganz Asien werben und anck ihn entthronen. Um bieg zu verhüten, verheiratete Astyageg seine Tochter mit einem wenig angesehenen Perser, und alg Manbane wirklich Mutter eineg Knaben würde, befahl er feinem Vertrauten H ar-pagug, bag Kind zu töten. Dieser Beauftragte einen Hirten, bagselbe im Gebirge augzusetzen. Der Hirt aber behielt eg auf Bitten seiner Frau bei sich, zog eg an Stelle seineg eigenen, bag ihm eben gestorben war, auf und gab ihm den Namen Cyrus.
Der herangewachsene Knabe würde von seinen Kameraben im Spiele zum König erwählt. Alg solcher befahl er, einen der Mitspielenben, der ihm den Gehorsam versagte, zu züchtigen. Der Vater beg Gestraften verklagte den Hirtensohn beim Könige Astyageg. Dieser ließ, um die Sache selbst zu untersuchen, den Cyrug vor sich sühren. Die Gesichtgzüge beg Knaben erinnerten ihn lebhaft an seine Tochter und machten seinen Argwohn rege. Um Gewißheit zu erlangen, ließ er den vermeintlichen Vater rufen. Durch Drohungen geschreckt, geftanb bet Hirt, wag er wußte, und bat um Gnabe. Ungekränkt würde er entlassen; aber schrecklich bestrafte Astyageg den Ungehorsam beg Harpagug. Mit verstellter Fteunb-lichkeit sprach er zu btefem: „Ich freue mich über bte Rettung metncg Enkelg; schicke ihm nun beinen Sohn zum Gespielen; bu aber finbe bich später zum Mahle bei mir ein." Voll Freube ging Harpagug nach Haufe und fenbete den einzigen Sohn. Astyageg aber ließ benselben schlackten und zerstückeln und am Abenb bag wohl zubereitete und gebratene Fleisch dem Vater vorsetzen. Arglog aß biefer. Nach beenbeter Mahlzeit fragte ihn bet König, ob er bag Wild kenne, von dem er gegessen, und ließ ihm in einet Schüssel Kopf, Hände und Füße beg Getöteten zeigen. Der unglückliche Vater verbiß feinen Schmerz, nahm die Überreste feineg Kinbeg und begrub sie.
Die Magier versicherten dem Astyageg, fein Traum fei erfüllt, da Cyrug, wenn auch nur im Spiel, König gewesen fei. Darauf hin schickte der Großvater den Enkel nach Persien zu feinen Eltern.
4. Alg der Knabe zum Manne herangewachsen war, glaubte Harpagug die Zeit bet Rache gekommen. Durch einen Bries, welchen er bet Sicherheit wegen in den Bauch eineg Hasen eingenäht hatte, reizte er den Cyrug zur Empörung gegen den Großvater. Cyrug war schnell bereit, der Aufforberung zu folgen. In kluger Weise wußte er die Perser seinen Plänen geneigt zu machen. Seiner Anorbnung gemäß mußten sie an einem bestimmten Tage ein großeg Feld von den barauf wach-senben Dornen reinigen. Für den solgenben Tag aber lnb et sie zum Gastmahl und bewirtete sie ausg beste mit Wein nnb leckeren Speisen. Am Ende beg Festeg fragte er sie, welcher Tag ihnen am meisten gefallen habe. „Ohne Zweifel bet heutige," antworteten die Perser; „bettn gestern arbeiteten wir wie Knechte, und heute genießen wir wie Herten." „ Wohlan," sprach Cyrug, „ folget mit und werbet frei, dann werben alle kommenben Tage dem heutigen gleichen." Gern waren nun jene bereit, bag langst verhaßte mebifche Joch abzuschütteln.
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und jähzorniger Jüngling traf ihn mit dem Stocke und schlug ihm ein Auge aus. Gelassen drehte sich der Gemißhandelte um und zeigte den Bürgern sein blutbedecktes Gesicht und sein zerstörtes Auge. Beschämt lieferten sie ihm den Thäter zur Bestrafung aus und geleiteten ihn voll Teilnahme nach Hause. Großmütig verzieh Lykurg dem zerknirschten Jüngling und legte ihm keine andere Strafe auf, als die, in seiner Nähe zu bleiben und das verwundete Ange zu pflegen. Die Sanftmut, Sittenstrenge und Charakterfestigkeit des edlen Mannes machte den früheren Gegner bald zum eifrigsten Freunde.
5. Vor allem sollten die Spartaner ein kriegstüchtiges Volk sein.
Zu diesem Zwecke konnte der Staat nur gesunde und kräftige Bürger brauchen; darum wurden die schwächlichen und mißgestalteten Neugebornen in einen Abgrund geworfen. Frei und ungehemmt sollten sich die Glieder des Säuglings entfalten; darum durfte er nicht mit Bändern und Windeln umwickelt werden. Furcht sollte schon dem Kinde unbekannt sein; darum gewöhnte man es frühzeitig an das Alleinsein im Dunkeln.
Bis zum 7. Jahre blieben die Knaben im Hause der Eltern; von da ab wurden sie auf öffentliche Kosten gemeinsam erzogen. In Rotten geteilt lebten sie beständig zusammen, aßen, spielten und lernten mit einander. Alles war darauf berechnet, den Körper durch Abhärtung kräftig und durch Übung geschmeidig zu machen. Die Knaben gingen barfuß, mit kahl geschorenem Kopfe und größtenteils nackt. Des Nachts schliefen sie gemeinsam auf Schilf, das sie vorher am Ufer des nahen Flusses mit bloßer Hand knickten. Karg war die Kost und strenge die Zucht, denn das, sagte man, bilde die besten Männer. Unter Übungen im Laufen und Springen, im Ringen und Speerwerfen verstrich der Tag. An die Bildung des Geistes durch Kunst und Wissenschaft wurde nur wenig gedacht; doch gewöhnte man früh schon die Jugend an richtiges Denken und an treffende Kürze im Ausdruck; eine kurze, bündige Rede nennt man noch heute „lakonisch."
6. Vor allem wurden die Tugenden gepflegt, die einen Krieger zieren. Sparta war ohne Mauern; Mut und Tapferkeit seiner Bürger sollten dieselben ersetzen. Die Schlacht war dem spartanischen Krieger ein Fest; geschmückt und mit bekränztem Haupte ging er unter dem Klange der Flöten in den Kampf. Kurz waren die Schwerter, denn man liebte es, dem Feinde nahe zu sein; rot war das Kriegskleid, damit man das strömende Blut nicht sähe. Der Fliehende war ehrlos: allen mußte er weichen, jever durfte ihn schlagen, niemand redete mit ihm, alle bürgerlichen Rechte waren für ihn verloren. — Kaltblütig mußte der Spartaner der Gefahr gegenüberstehen, aus Liebe zum Vaterlande auch freudig sterben können. Darum reichte die Mutter dem Sohne, wenn er in den Krieg zog, den Schild mit den Worten: „Entweder mit ihm" (— als Sieger —) „oder auf ihm" (— als Toter; man trug die Gefallenen auf dem Schilde aus der
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