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Allerorten tönte es begeistert:
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
Fest steht und treu die Wacht am Rhein!
Kaum 14 Tage nach der Kriegserklärung standen 500000 Mann bereit, um nach dem von Moltke entworfenen Plane die Grenze zu schützen und zu überschreiten; die erste Armee führte Steinmetz, die zweite Prinz Friedrich Karl, die dritte Kronprinz Friedrich Wilhelm; den Oberbefehl aber übernahm König Wilhelm selbst.
3. Bei Weißenburg errang am 4. August der Kronprinz den ersten Sieg; die Stadt wurde genommen und der dahinter liegende steile Gaisberg erstürmt. „Gott sei gepriesen," schrieb Wilhelm au die Königin Augusta, „für diese erste glorreiche Waffenthat! Er helfe weiter!" Und schon nach zwei Tagen meldete er wieder: „Welches Glück! Dieser neue Sieg durch Fritz! Preisen wir Gott für feine Gnade! Genommen einige 30 Geschütze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen (— Kugelspritzen), 4000 Gefangene. Es foll Victoria geschossen werden!" Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte am 6. August den Mar sch all Mac Mahon bei Wörth völlig geschlagen und feine Armee gänzlich zersprengt. Freilich war es wieder ein heißes und blutiges Werk gewesen, die wohl verschanzten, vom Feinde besetzten Anhöhen zu stürmen; aber die beutfche Tapferkeit überwanb alle Hinber-nisfe, und selbst bte braunen Turkos aus Afrika, bte tote wilde Thiere über Deutschland losgelassen werden sollten, vermochten ihr nicht zu widerstehen. Vereint hatten Nord- und Süddeutsche den herrlichen Sieg erfochten; vereint auch hatten sie geblutet und waren sie gefallen.
Das war zu Wörth der heiße Tag, die Höhen wurden erstürmt.
Auf blutiger, glühender Haide lag des Todes Saat gethürmt.
Und dort im Grunde, am einsamen Tann, wo roth die Wellen heut rauschen, Ta hebt sich empor ein gefallener Mann, dem Donner des Siegs zu lauschen. Und neben ihm hebt sich ein andrer empor, die Rechte gepreßt auf die Wunde, Mit brennendem Aug' und lechzendem Ohr einsaugt er die jubelnde Kunde.
Der erste ein Preuße vom nordischen Strand, vom bairischen Hochland der zweite, Sie waren gefallen am waldigen Rand, da lagen sie Seite an Seite.
Gerächt, gerettet das Vaterland, der Räuber zu Boden gerungen!
Und selig umklammert sich Hand und Hand und hält sich glühend umschlungen. Victoria klang's — mit flüchtigem Roth die Wangen aufs neue sich färben: Willkommen nun, heiliger Schlachtentod, das nenn' ich ein selig Sterben.
Und als nun erglommen um Fels und Wald des Abendroths glühende Brände, Da ruhten die Tapfern friedlich und kalt, im Tod verkettet die Hände.
Unweit Saarbrücken aber hatte Steinmetz an demselben Tage die furchtbaren Spicherer Höhen erstürmt. Zwar schienen sie uneinnehmbar, und die französischen Offiziere selbst lächelten, als sie erfuhren, daß die Preußen angriffen; aber voll Todesverachtung erkletterten die Tapfern die steilen Berge und nöthigten den Gegner zum Rückzug.
Vereint folgten nun die deutschen Heere dem zurückweichenben
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Extrahierte Personennamen: Moltke Friedrich_Karl Friedrich Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm August Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Roth
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Mahon Afrika Deutschland
630
wider über St. Johann nach Hall, wo sie am 2-lten Oct.
eingerükt waren, nachdem auch das ganze Unterintat wider
besezt war. Nun hatte Oberndorf am 25ten die Scharniz
gestürmt. Auch das Zillertal ward wider unterworfen. Has-
pinger war schon nach Speckbachers Unglück bei Unken aus
dem Salzatale abmarschirt, und schloß sich nach einigen klei-
neren selbstständigen Unternemungen gegen das Heer, was
von Kärnten her trete, dann den Pustertalern an. Am
Iten Nov. hatten die Baiern Jnsbruk besezt und das Ober-
intal bis Jms. Die Tiroler wurden auch vom Jselberge
vertriben; die Verbindung mit Baiern durch die Scharniz
war hergestelt. Am 6ten eroberten die Baiern Steinach;
am 8ten erschin, wie bereits erwänt ist, Hofers Proclama-
tion — da unterwarf sich das ganze nördliche Tirol. Die
Baiern bezogen bei der in diesen Gegenden schon ganz win-
terlichen Witterung Cantonnirungen und sandten wegen Fut-
termangels einen großen Teil ihrer Artillerie und Kaval-
lerie nach Baiern zurük — so waren die Verhältnisse als
Hofer am löten Nov. wider zu den Waffen rief und nun
nur noch auf die Eisaktaler, Passeiertaler, Algunder, Me-
raner und Vintschgauer, die überhaupt immer den eigent-
lichen Kern des Aufstandes gebildet hatten, rechnen konte.
In den nächsten Tagen griffen die Oberintaler noch
mehrfach den bairischen Posten bei Jms an; bis die Baiern
weiter vordrangen und das Oberintal bis Pruz besezten, so
wie das Oeztal, Gurgeltal und Piztal. Hofers Aufruf
brachte das ganze Poznauer Tal an der Trisanna in Auf-
rur; als Raglovich am 24ten in demselben vorzudringen
suchte, ward er zurükgeworfen — allein am folgenden Tage
unterwarfen sich die Poznauer freiwillig. Von dieser Zeit
an war auch das Oberintal ruhig. Sobald gegen Ende
des Monats die Wiltschenau, zwischen Zillertal und Achen,
entwafnet war, war auch das Unterintal ruhig. Im nörd-
lichen Tirol war anfangs December aller Kampf zu Ende.
Unterdessen war Baraguay d'hilliers, der unter dem
Vicekönige commandirte, am 2öten Oct. mit den Divisio-
nen Severoli und Barbou gegen Tirol vor und Anfangs
November eingedrungen. Anton Stöger, der Commandant
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Extrahierte Personennamen: Johann Speckbachers_Unglück Hofers Baraguay Anton_Stöger
637
Charakter an ihnen war, da bricht er auch wider hervor,
gewaltig, ursprünglich, wo es die Rot heischt, fielt die
ältesten, einfachsten Grundlagen seines characteristischen Le-
bens von neuem her, und begknt das Leben des Volkes
gewissermaßen mit der Kraft und Reinheit des ursprüng-
lichsten Keimes in neuen Triben.
So haben wir in den alten, verschränkten Formen
des Reiches, wie in den Glidern eines abgelebten Leibes,
die Pulsschläge des algemeinen deutschen Lebens schwächer
werden sehen, und unter den Wirkungen des sitlichen Gif-
tes, welches die Franzosen in den verschidenen einander
folgenden Verträgen mit den deutschen Regirungen in Ba-
sel, Leoben, Lunwiler, im Reichsdeputationshauptschluße
und in Wien und Pressburg durch moralische Herabwür-
digung, durch Verwickelung in rechtsverachtende Handlun-
gen ausgegoßen hatten, war dies algemeine deutsche Leben
fast erstorben.
Wir haben gesehen, wie die sitliche Indignation über
das Verhältniss, in welches man gekommen war, Preussen
in den Krieg von 1806 trib; — und wie äußerlich un-
glüklich dieser auch endete, für deutsches Leben und Wesen
war der Fride von Tilsit doch ein Glük, denn er machte
Preussen zugleich frri von der Teilname an dem lezten
Zugreifen gegen die Mitstäude im Reiche, tilgte fast allen
Groll, den man im übrigen Deutschland schon in hohem
Grade gefaßt hatten und zugleich wis er auf die eigne,
tüchtige, sitliche Kraft des Volkes; knüpfte ein neues sitli-
ches Band fest zwischen Regirung und Untertanen. Der
Krieg im südlichen Deutschland aber ließ zuerst wider des
Volkes eigenste, älteste Art sich kräftig durchkämpfen. So
wie Tirol in den Krieg hereingezogen, dann bald von
Oestreich seinen eignen Kräften überlaßen war, sahen wir
auch sich das Wesen des deutschen Volksheeres, des alten
Heerbannes in herlichster, glänzendster Weise entwickeln,
und schon oben musten wir der Aenlichkeit mit dem Kampfe
im Teutoburger Walde gedenken — mehr als einmal sa-
hen wir gewissermaßen die Geister der Ahnen wie aus
tausendjährigem Verschlüße in den Bergen Hervordringen
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Leoben Wien Pressburg Preussen Tilsit Deutschland Deutschland
638
und die flatternden Fanen der Landesfreiheit und des alten
Rechts auf den Firsten und in den Schluchten des Ge-
birges schwingen. Hofer selbst und seine Genoßen, Has-
pinger, Spekbacher und wie sie alle hießen, sie waren
uns wie Gestalten aus einer abgeschidenen, aus einer Ju-
gendzeit begegnet — das alte Reich war gestorben und
begraben, aber, wie der Psalmist von dem Manne sagt,
der auf Gottes Wegen wandelt, er werde nicht allein sein
vor seinen Feinden im Tore, kräftige Söhne, die Stütze
seines Rechts würden an seinem Tische sitzen — so waren
die Söhne des Reiches auf gewesen und hatten die Ehre
des hingeschidenen Erzeugers, die Ehre des deutschen Na-
mens mit ihrem Blute verteidigt, im Unterligen selbst wi-
dergewonnen und besi'gelt.
Und wie wir den alten Heerban, die Kraft des Volks-
Heeres, im Tirol plözlich wider mitten in moderner Umge-
bung, und auch gegen die Waffen der modernen Zeit wi-
der mächtig, erstehen sahen, so haben wir auch das alte
deutsche Nittergefolge wider gesehen, ursprünglich, kräftig,
wie Cäsar und Tacitus nur irgend es beschreiben können.
Der deutsche, von seinem Erbe rechtlos vertribene Fürsten-
sohn, der Herzog Wilhelm hatte die grollenden Necken um
sich gesammelt, die gleich ihm vor der Tyrannenrute des
schnöden Fremdlings gewichen waren; er war mit ihnen in
das Haus seiner Väter eingezogen, und wenn auch noch
nicht im Stande gewesen, festen Fuß daselbst zu faßen, hatte
er doch diese alce Weise des Volkes, das Neckenleben edler
Deutscher von neuem belebt.
Da wird es uns deutlich, daß die Not ganzer Völ-
ker, so lange der alte Got in ihnen noch nicht ganz aus
dem Gedächtniffe geschwunden, ein wunderbares Werkzeug
ist seiner segnenden Hand. Sie ist von Zeit zu Zeit not-
wendig, „um alle eigentümlichen Gesinnungen und Bildun-
gen und Richtungen zu prüfen, die sich vorher in dem Ueber-
mute ruhigeren, geschüzteren Daseins entwickelten, — sie
ist von Zeit zu Zeit notwendig, um die leeren Sonderbar-
keiten, die abgestorbenen, hindernden Bestandteile auszuschei-
den und die achte, reine, aus sich selbst lebende Eigentum-
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605
gens war es einem künen Haufen aus Teimcrs Leuten ge-
lungen die Jnbrücke bei Jnsbruk zu stürmen troz der zwei
Kanonen, die sie verteidigten; die Besatzung der Stadt werte
sich aufs tapferste; aber die Tiroler waren überlegen und
schon 1t Uhr vor Mittag Herren der Stadt. Sie ruhten
sich noch vom Gefechte aus, als die Sturmglocken am 13ten
des Morgens Bissons heranziehende Colonne signalisirten.
Man hatte von dieser Seite eine solche feindliche Macht nicht
erwartet, war aber sofort zum Kampfe bereit. Man sezte
sofort die Stadt in Verteidigungszustand, verrammelte Tore
und Haustüren, bcsezte alle Fenster und andere Puncte, von
wo man auf den Feind schießen konte, und erwartete diesen
festes Auges. General Bisson , als er unerwartet Jnsbruk
im.besiz so bedeutender feindlicher Massen fand, wagte nicht
sofort mit seiner durch 24stündigen Marsch und durch langes
Gefecht aufgeribenen Manschaft einen raschen Angriff sondern
entwickelte seine Truppen etwas oberhalb Jnsbruk bei Wiltau.
Die Tiroler aber hatten den General Kinkel gefangen, der sich
von ihnen imponiren und bewegen ließ, eine Einladung an
Bisson zu scbicken, er möge sich durch Absendung zweier
Stabsofsicire selbst von der Unmöglichkeit weiteren Vordrin-
gens überzeugen. Als diese Ofsicire in die Stadt gekommen
waren, ließen die Tiroler nur deren Begleiter wider heraus
und Teimer sandte an Bisson die Aufforderung, er solle
mit seiner ganzen Colonne das Gewer strecken. Nach eini-
gen Unterhandlungen verzweifelte Bisson an der Möglich-
keit mit Güte oder Gewalt weiter zukommen (denn so wie
nach kurzem Abbrechen der Unterhandlung das Feuer wider
began, sielen gleich im ersten Augenblicke mehrere hundert
der Seinigen durch sicher gezilte Schüße), und er ergab sich.
So hatten es diese einfachen Bauern gleich in den er,
sten Tagen ihres Kampfes mit ganzen Heermassen ausgenom-
men, hatten, ohngeachtet aller Gehorsam freiwillig war,
ihr Land fast ganz befreit und über 6000 Gefangene gemach/.
Kein Waffenglük brauchte ihnen erst Mut, kein kleiner Krieg
sie erst waffentüchtig zu machen. Sie giengen in ihrem
Gotvertrauen sofort auf Städte, Batterien und Heermassen.
Den Franzosen aber war es ein harter Schlag, ehe noch
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014
zu verbergen, trat der Obristlieutcnant von Ertl mit den
Baiern in Unterhandlung, indem er sie aufforderte sich zu
ergeben, da sie die Tiroler auch rechts der Sill liberal als
Sieger sahen — diese Unterhandlung hielt 2 Stunden
hin, und als sie abgebrochen ward, war neue Munition
angekommen; doch tat man keinen entscheidenden Schlag
mehr auf diesem Puncte.
Weiter links commandirte eine zweite Colonne des
linken Flügels der Kapuziner Haspinger; er eroberte die
Höhen bei Rätters, dann Galwies und warf auch von
diesen Puncten die Baiern gegen Wiltau. Was diese auch
versuchten, es war alles umsonst, denn am Nachmittage
kam auch ein Teil des Oberintaler Aufgebotes Teimers
gegen sie. Teimer hatte am 28ten einige Tausend Man
bei Imst vereinigt; nur einen kleinen Teil seines ganzen
Aufgebotes. Von diesen hatte er eine Abteilung den Ti-
rolern gegen Wiltau hin zu Hilfe gesandt; eine zweite
Abteilung sandte er gegen die Baiern in der Scharniz;
er selbst gieng mit 500 Man über Zirl, um sich bei Kra-
nawiten verborgen zu halten, das später nachziehende Auf-
gebot hier zu erwarten und über Nacht die Ortschaften bis
Höttingen und Mühlau hin zu nemen. Gelang dies, so
war die Division Deroi in Jnsbruk eingeschloßen, und cs
blib ihr nichts übrig, als die Waffen zu strecken, wie frü-
her Bisson und Kinkel.
Indessen hatte die Abteilung gegen die Scharniz sich
dieses Passes bemächtigt, ward aber vom Grafen Arco so
hart gedrängt, daß ihr alle nachrückenden Verstärkungen
zuziehen musten; damit sie sich halten tönte. Teimer be-
hielt also nur 500 Man mit denen er der Division Deroi
den Rükzug nicht abschneiden konte. Auch tonte er sich
nicht verborgen halten, sondern stieß hinter Kranawiten
auf Baiern, gegen die er sich den 20ten über mit Mühe
behauptete. Teimers Schwäche freilich war Deroi unbe-
kant; er hatte nicht an so algemeine Erneuerung des Auf-
standes geglaubt und war in Jnsbruk auf Eräugnisse, wie
sie hereinbrachen, nicht vorbereitet, war auf längere Zeit
weder mit Mumtion noch mit Lebensmitteln versehen.
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557
Landvolk und der Pöbel verlangten gegen den Feind ge-
fürt zu sein, und sezten am Prado, bis zu welchem die
französische Colonne eingedrungen war, das Feuer fort,
wärend Morla und der Fürst von Castelfranco schon eine
Capitulation aufsezten, die der Marques de Castellar zu
unterzeichnen verweigerte. Darüber vergieng der Tag. In
der Wachsten Nacht zog Castellar mit seinen 6000 Man
und 16 Kanonen ab. Das Landvolk hatte sich über Nacht
zum Teil verlaufen; Madrid war ruhig, und ergab sich
am 4ten Deccmber früh 8 Uhr den Franzosen. Napoleon
nam zunächst aus einem Landhause in der Nähe der Stadt
Quartir; nach einigen Tagen war Madrid volkommen be-
ruhigt; und Spatzirgänge und Theater erschinen wider von
sorglosen Leuten erfült.
Weder die Reihe der erfochtenen Sige, noch die Eide,
welche Napoleon forderte, noch die Schmeicheleien, die er
den Spaniern sagte, hatten nun aber die Wirkung, daß
sich die Nation unterwarf. Vilmehr war es, wie wenn
in einer Schlacht ein Corps, auf welches gestürmt wird,
seine Reihen öfnet, den Feind im Andrange des Sturmes
hindurch läßt, und hinter ihm sich wider schließt, um ihn
von allen Seiten zu bedrängen. Mit großen Armeen war
Spanien nicht zu bezwingen, denn nur wenige Hauptstra-
ßen durch das Land waren in gutein Stande; alle Ne-
benstraßen waren fast nur auf Transport mit Saumtieren
eingerichtet. Die Ortschaften ligen weit, weit auseinander.
Hielt man die Armeecorps beisammen, so hatte man bald
die äußerste Not mit Proviant und stetem Beiwachten;
legte man che in die kleineren Ortschaften auseinander, so
wurden die Detachements auch einzeln überfallen, und auf
ihren Einzelmärschen angegriffen. Wich man von den paar
Hauptstraßen seitwärts, so war mit Artillerie und Furwe-
sen bald nicht fort zu kommen.
Von den früher geschlagenen Truppen hielt sich ein
Teil unter Romana im asturischen Gebirge; ein anderer
unter Palafox in Zaragoza; ein dritter unter la Pe/ta am
Tajo war durch das Hinzukommen des Herzogs del Jn-
fan-tado, Albuquerques und des Generals Venegas wider
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Extrahierte Personennamen: Morla Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Madrid Spanien Zaragoza
631
im Pustertale, hatte als er am Löten Oct. durch Herrn
von Campt ofsiciel von dem abgeschloßenen Friden unter-
richtet worden war, schon die Schützcncompagnien aufge-
löst und sich für seine Person unterworfen, aber Herr von
Kolb hatte den Aufstand im Pustertale wider belebt, und
den Einwonern die Ueberzeugung beigebracht, Stöger sei
ein von den Franzosen erkaufter Verräter. Es fanden sich
ein Paar tausend Man zusammen, welche des Vicekönigs
Armee an der Mülbacher Clause aufzuhalten beschloßen.
Sie verteidigten auch die Clause gegen die von Rusca ge-
fürte Avantgarde bis sie durch einige Bataillone umgangen
waren; dann zerstreuten sie sich — am6ten Nov.; an dem-
selben Tage rükten Ruscas Leute in Brixen ein, so wie
Vials Truppen in Botzen, wo Peyri schon am 4ten ange-
kommen war, und bis zu Vials Ankunft allein den Kampf
mit den zalreich um Botzen vereinigten Haufen der Tiro-
ler ausgenommen hatte. Hofers Unterwerfungsproclama-
tion ließ dann auch diese in das südliche Tirol eingedrun-
genen Truppen das Land als beruhigt ansehen; sie bezogen
Cantonnirungen von Klagenfurt bis Brixen und Botzen,
und von da bis Sterzing und Meran. Aber schon ehe Ho-
fer am löten seinen neuen Aufruf erließ, waren am 14ten
die Paffeirer wider losgebrochen, und hatten den Posten in
Meran hart bedrängt. Als am 16ten zwei Bataillone von
Meran an der Passeier heraufdringen wollen um das Land
zu entwafnen, wurden sie zurükgeworfen, und dann von
den Binlschgaucrn hart cingeschloßen, so daß die Besatzung
von Meran sich in der nächsten Nacht nach Botzen zurrst-
zog. Am 17ten kamen zwei Bataillone von Sterzing über
den Jausen, um das Passeiertal zu unterwerfen; wurden
aber in St. Leonhard, wohin sie gekommen, cingeschloßen;
konten weder zurük noch vorwärts, und waren am 22ten
nahe daran von dem wütenden Volke Man für Man ge-
schlachtet zu werden, als eben Haspinger ankam und dem
Unglüksreste eine Capitulation verschafte, Nun brach Ba-
raguay selbst am 23ten mit 11 Bataillonen von Botzen
auf und kam ohne Gefecht nach Meran. General Barbou
halte am selben Tage wider 6 Bataillone über den Jausen
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597
Erzherzog Johann endlich nach Mittag bei Siebenbrun an-
kam, machte er Gefangene im Rücken des sigenden Fein-
des _ aber fand den Tag entschiden. Am folgenden Tage
zog sich die ö'streichifche Armee in der Richtung auf Znaym
zurük. Es war ein tapferer, aber zulezt sigloser Kampf
gewesen. Auch der Rükzug des östreichifchen Heeres hatte
unter steten Gefechten stat; ein sehr hartnäckiger Kampf
siel noch in die Nahe von Znaym — wärend desselben
ward aber das Aufhören der Feindseligkeiten verkündet,
denn Fürst Lichtenstein war mit Unterhandlungen im feind-
lichen Hauptguartir beauftragt gewesen, und hatte einen
vierwöchentlichen Waffenstilstand mit 14tägiger Kündigung
erreicht, freilich unter sehr drückenden Bedingungen: die
östreichifchen Truppen musten Vorarlberg und Tirol, wo-
hin sie vorgedrungen gewesen waren, so wie die Cittadellen
von Brün und Grätz und das Fort Sachsenburg räumen.
Die Demarcationslinie ließ den Franzosen das ganze Erz-
herzogthum Oestreich, den Znaymer und Brünner Kreis
von Mähren, einen nordwestlichen Teil von Ungarn und
ganz Steiermark, Kärnten, Krain, Istrien und Fiume.
Napoleon kerte einstweilen mit den Garden nach Schön-
brun zurük; Davoust und Massen« bliben in Mähren;
zwischen ihnen und der Donau Marmont und Oudinot.
Sachsen unv Italiener lagen in den ungarischen Gegenden;
Würtemberger und Italiener in Steyermark und Kärnten.
Die östreichifchen Truppen bliben teils bei Olmütz, teils
zogen sie an die Waag, teils nach Böhmen und der Erz-
herzog Karl legte am 31ten Juli den Oberbefelh nider, den
Lichtenstein übernam.
Faßen wir nun einstweilen einen Kampf ins Auge,
der seinem Character nach dem Volkskriege, welchem wir
auf der pyrenäischen Halbinsel in seinem Beginnen zuschau-
ten, änlich, nur im Ganzen edler, mächtiger und deshalb
auch in dem sitlichen Eindrücke, den er auf ganz Europa
hervorbrachte, gewaltiger war — den Kampf in den tiro-
ler Alpen — einen Kampf den ein rüriges, durch die kleine
Misere des Lebens, die in gewerbreichen Landschaften die
ndividuelle Kraft der Menschen lämt und zerfrißt, weniger
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Napoleon Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Vorarlberg Sachsenburg Ungarn Krain Istrien Fiume Donau_Marmont Sachsen Steyermark Europa
603
Als die Obstreicher den Krieg gegen Frankreich be-
gannen, rechneten sie entschiden auf den Aufstand der Ti-
roler Landleute. Ja! es waren vor dem Beginne der
Feindseligkeiten von Oestreich aus directe Aufforderungen
an die Tiroler ergangen, sich gegen den rechtlosen Zustand,
in dem sie gehalten würden, zu erheben, zu Verteidigung
ihrer Verfaßung die Waffen zu ergreifen, und sich wider
zum Erzhause Oestreich zu halten * *). Die Baiern achte-
ten die Stimmung des Tiroler Landes nicht, weil man in
jener Zeit disciplinirte Truppen in ihrer Wirkung so über-
schazte, daß man bewafnete Bevölkerungen neben ihnen
gar nicht in Anschlag brachte. Nicht lange vor Ausbruch
des Krieges hatten sich die Bauern des Fleimser Tales der
Conscription widersezt; rasch aber war dieser vereinzelte
Widerstand zu Boden geschlagen worden. Die Baiern
wurden nur um so sicherer. Beim Ausbruche des Krieges
hatten sie nur 4400 Man unter General Kinkel in Tirol;
die stärksten Posten davon (1325 M.) den einen in Ins-
bruck, den anderen in Brixen.
Als die Oestreicher im April vorgiengen, rukte Marquis
Chasteler mit 10,000 Man nach Oberdrauburg an die Grenze
Tirols. Die Baiern wollen, als dies Corps nahete, die
Rienzbrücke zerstören, aber die nächsten Gemeinden um St.
Lorenz hinderren es, und brachen am 10ten April los.
Der algemeine Aufstand war zum Oten verabredet. Am
Ilten zog das kleine bairische Detachement, was zuerst in Conflict
gekommen war, nach der Mülbacher Clause und der Ladit»
scher Brücke ad, die eine Meile nördlich von Brixen in Ei-
nem Bogen über die Eisak fürt. Die Besatzung dieser Brücke
solle den Marsch zweier aus Italien kommender französischer
lich-ernsten Man mit dem langen, schönen, schwarzen Bart, zum
Mannequin der Oestreicher, ein gelungener Grif gewesen sei."
— Solche Erscheinungen wie die Tiroler, solche moralische Stel-
lungen, wie Hofer eine hatte, macht niemand — sie gewärt die
Natur oder beßer Gottes Liebe und Gnade.
*) Es waren anfangs des Jahres 1809 Hofer und Anton Stöger
nach Wien gekommen, hatten beim Erzherzoge Johann Gebdr und
im Namen und aus Auftrag des Kaisers Franz geheime Instruc-
tionen und Hilfsquellen gefunden. Auch andere Deputirte waren
crschinen.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Oestreich Oestreich Kinkel Marquis
Chasteler Lorenz Anton_Stöger Johann_Gebdr Johann Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Baiern Ins- Brixen Oberdrauburg Tirols Brixen Italien Gottes Wien