191
der Stadt die Hand boten. Es ward eine legión de pó-
lice genérale eingerichtet; und nach den Erfarungen, die
man nun bereits über die Art der Teilname des gemeinen
Volkes zu machen, Gelegenheit gehabt hatte, ward jezt be-
schloßen das nidere Volk von der Teilname an den Stats-
tätigkeiten auszuschließen. Damit aber zugleich ließ man
natürlich das Princip der Verfaßung von 93 fallen.
Bis zu dieser Zeit hatte nun aber die äußere Stel-
lung Frankreichs vollends ein völlig verändertes Ansehen
gewonnen. Wir haben bereits gesehen, wie unglüklich der
niderländische Krieg für die Alliirten sich im Jahre 1794
entwickelte. Gleich Anfangs 1795 giengen aber auch die
vereinigten Niderlande für sie verloren. In den Landschaf-
ten der niderlandischen Republik nämlich hatte sich die ehe-
malige patriotische, mit Hilfe Preussens und Englands
von den Oraniern besigte Partei, so wie die Franzosen nä-
her rükten, gerürt, und bot ihnen nun allenthalben die
Hand, indem sie sich in kleine Vollsgeselschaften formirte
und dem Einrücken der Franzosen durch Flugschriften vor-
arbeitete. Da die Regirung durch die Zeitumstände in
große Verlegenheit geraten war, fanden die Anstrengungen
dieser Leute einen fruchtbaren Boden in der Unzufridenheit
des gemeinen Volkes mit gewissen neuen Abgaben. Almä-
lig wurden selbst Anstalten zur Volksbewafnung unter der
Hand getroffen, und der Prinz Stathalter, so wie die ihm
getreuen Amtleute der Republik wurden als Tyrannen ver-
schrien.
Die Wirkung von alle dem war zunächst, daß der
Etat allen Eredit verlor, und daß der Ratspensionar van
de Spiegel in der Einsicht, wie ein Fundament der Regi-
rung nach dem anderen bei längerem Kriegszustände ein-
brechen müße, sich der Hofnung hingab, durch einen Friden
mit Frankreich möglicher Weise die Republik retten zu kön-
nen. Aeußerungen des einen der französischen Conventsde-
putirten bei der Nordarmee, des Bürgers Lacombe St.
Michel, gegen Herrn van Breugel, der sie an van de
Spiegel berichtete, ließen auch die Geneigtheit Frankreichs
zu einem Friden mit der Republik annemen; allein der
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Extrahierte Personennamen: Michel
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Englands Frankreich Frankreichs
522
kostbares Geschenk angeboren; sie hatte es abgelent, weil sie
nur von ihrem Geniale oder ihren nächsten Verwandten Ge-
schenke anneme. Als sie sich in Gute nicht in das Gespinst
hereinziehen laßen wolte, womit Godoy den Hof umgarnt
hielt, ward sie verfolgt. Es kam so weit, daß man ihr
nicht einmal mehr gestattete, Briefe an ihren Vater versi-
gelr abzusenden, und als sie dann an einer langwierigen
schmerzhaften Krankheit starb, glaubte man im Volke, Go-
doy habe ihr Gift gegeben. Unter dem Vorwände, ihre
Krankheit sei ansteckend, ließ man in den lezten Lagen
derselben nicht einmal ihren Gemal mehr zu ihr; und dem
Beichtvater Garcia entriß man nach ihrem Tode ein Packet
Briefe, was sie ihm anvertraut hatte, um es ihrer Mutter
zuzustellen. Nach der Princessin Tode verfolgte derselbe
Haß Godoys auch den Prinzen von Asturien selbst. Karl I V.
und dessen Gemalin waren ganz in des Günstlings Gewalt,
und der Prinz war mit Spionen umstell, so daß alles,
was er tat und redete, Godoy gemeldet ward.
In der Zeit, wo Godoy sich noch kaum einigerma-
ßen von dem Schrecken erholt hatte, den ihm die Nachricht
von Napoleons Sigen verursacht hatte, im Spätherbst 1806
noch ward der König täglich kränklicher. Der almächtige
Günstling sah mit neuem Entsetzen den Augenblik nahen,
wo der zeither von ihm verfolgte Prinz von Asturien Kö-
nig werden, und für .alle Umaten Rache nemen würde.
Er sah wenigstens den Verlust aller Ehrenstellen, aller Ein-
künfte aus Staatskassen kommen. Der Volkshaß machte
sich schon in allerhand Erfindungen Luft *). Das Volk
glaubte am Ende, indem es sich in Gerüchten erhitzte, wirk-
lich Godoy gehe damit um, den Prinzen von Asturien aus
dem Wege zu räumen. Den Prinzen selbst ergrif einige
Besorgnis, und unter der Hand traf er Anstalten. Er
fertigte vorläufig ein Decret ohne Datum aus, welches im
Augenblicke des Todes Karls Iv. dem Herzoge von Infan-
tabo den Befelh über die Truppen übertrug. Zunächst
Man sagte Karl Iv. habe ihni unter der Hand die Regemlchast
übertragen z ec gehe mit dem Plane um, die Krone an sich zu rei-
ßen oder die Regentschaft erblich zu machen.
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Extrahierte Personennamen: Godoy Garcia Karl_I_V. Karl Godoy Godoy Napoleons Godoy Karls Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Asturien Napoleons Asturien Asturien Karls
532
7 Uhr die Minister und höchsten Hofbeamteten und legte
plözlich freiwillig und unerwartet die Krone zu Gunsten
seines Sohnes, des Prinzen von Asturien, nider. Die
Nachricht verbreitete sich mit Blitzesschnelle; das Volk
strömte beim Pallaste zusammen, um dem neuen Könige
Zeichen seiner Verehrung zu geben — und wie in Aran-
juez so war bald in ganz Spanien Trunkenheit von En-
thusiasmus, ein wares Entzücken, wohin im Lande die
Nachricht nur immer gelangte. Die Jugend des Königes,
der bisher nur auf das liebenswürdigste erschinen war;
selbst die Großlnut mit der er sich zur persönlichen Rettung
seines Feindes Godoy hergegeben hatte, alles das ließ ihn
nun als Gegenstand algemeiner Anbetung, als den Stüz-
Punkt aller Hofnungen der Nation erscheinen. Noch am
19ten des Abends wurden in Madrid alle Bilder und
Wappen Godoy's zerstört; sein Pallast, der seines Bru-
ders und seiner Mutter wurden bis auf den Grund demo-
lirt, und dagegen ward das Bild des jungen Königes in
der Nacht in Triumph durch die Straßen getragen.
Noch an demselben Abende erließ König Ferdinand Vh.
ein Decret, welches alle seine von Godoy verbanten treuen
Diener in seine Nähe zurükrief. Der Herzog del Infan-
tado ward zum Obersten der spanischen Garde ernant, und
bald darauf zum Präsidenten des Rates von Castilicn.
Der Herzog von St. Carlos ward Oberhofmeister und alle
von Godoy wegen ihrer Anhänglichkeit an den Prinzen
verfolgten erhielten ihre Stellen und Aemter zurük. D.
Pedro Cevallos, Minister, aber zugleich Verwandter Go-
doy's wolle sein Portefeuille niderlegen; allein der neue
König hielt ihn auf das ehrenvolste in seinem Amte. Er
blib Minister der auswärtigen Angelegenheiten; Azanza
ward Finanzminister; General O'farril Kriegsminister;
der Graf von Espeleta Generaldirector der Artillerie; der
Marqúese de la Romana Generaldirector des Gemeinwe-
sens *). Zugleich ward nun wirklich der Process gegen
Godoy eingeleitet, so wie gegen dessen zum Herzoge von
*) O'farril und Azanza betonten sxater diese Auszeichnung schlecht
und schloßen sich den Franzosen an.
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Extrahierte Personennamen: Godoy Ferdinand Godoy Carlos Godoy Pedro_Cevallos Espeleta
Extrahierte Ortsnamen: Asturien Aran- Spanien Madrid
637
Charakter an ihnen war, da bricht er auch wider hervor,
gewaltig, ursprünglich, wo es die Rot heischt, fielt die
ältesten, einfachsten Grundlagen seines characteristischen Le-
bens von neuem her, und begknt das Leben des Volkes
gewissermaßen mit der Kraft und Reinheit des ursprüng-
lichsten Keimes in neuen Triben.
So haben wir in den alten, verschränkten Formen
des Reiches, wie in den Glidern eines abgelebten Leibes,
die Pulsschläge des algemeinen deutschen Lebens schwächer
werden sehen, und unter den Wirkungen des sitlichen Gif-
tes, welches die Franzosen in den verschidenen einander
folgenden Verträgen mit den deutschen Regirungen in Ba-
sel, Leoben, Lunwiler, im Reichsdeputationshauptschluße
und in Wien und Pressburg durch moralische Herabwür-
digung, durch Verwickelung in rechtsverachtende Handlun-
gen ausgegoßen hatten, war dies algemeine deutsche Leben
fast erstorben.
Wir haben gesehen, wie die sitliche Indignation über
das Verhältniss, in welches man gekommen war, Preussen
in den Krieg von 1806 trib; — und wie äußerlich un-
glüklich dieser auch endete, für deutsches Leben und Wesen
war der Fride von Tilsit doch ein Glük, denn er machte
Preussen zugleich frri von der Teilname an dem lezten
Zugreifen gegen die Mitstäude im Reiche, tilgte fast allen
Groll, den man im übrigen Deutschland schon in hohem
Grade gefaßt hatten und zugleich wis er auf die eigne,
tüchtige, sitliche Kraft des Volkes; knüpfte ein neues sitli-
ches Band fest zwischen Regirung und Untertanen. Der
Krieg im südlichen Deutschland aber ließ zuerst wider des
Volkes eigenste, älteste Art sich kräftig durchkämpfen. So
wie Tirol in den Krieg hereingezogen, dann bald von
Oestreich seinen eignen Kräften überlaßen war, sahen wir
auch sich das Wesen des deutschen Volksheeres, des alten
Heerbannes in herlichster, glänzendster Weise entwickeln,
und schon oben musten wir der Aenlichkeit mit dem Kampfe
im Teutoburger Walde gedenken — mehr als einmal sa-
hen wir gewissermaßen die Geister der Ahnen wie aus
tausendjährigem Verschlüße in den Bergen Hervordringen
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Leoben Wien Pressburg Preussen Tilsit Deutschland Deutschland
638
und die flatternden Fanen der Landesfreiheit und des alten
Rechts auf den Firsten und in den Schluchten des Ge-
birges schwingen. Hofer selbst und seine Genoßen, Has-
pinger, Spekbacher und wie sie alle hießen, sie waren
uns wie Gestalten aus einer abgeschidenen, aus einer Ju-
gendzeit begegnet — das alte Reich war gestorben und
begraben, aber, wie der Psalmist von dem Manne sagt,
der auf Gottes Wegen wandelt, er werde nicht allein sein
vor seinen Feinden im Tore, kräftige Söhne, die Stütze
seines Rechts würden an seinem Tische sitzen — so waren
die Söhne des Reiches auf gewesen und hatten die Ehre
des hingeschidenen Erzeugers, die Ehre des deutschen Na-
mens mit ihrem Blute verteidigt, im Unterligen selbst wi-
dergewonnen und besi'gelt.
Und wie wir den alten Heerban, die Kraft des Volks-
Heeres, im Tirol plözlich wider mitten in moderner Umge-
bung, und auch gegen die Waffen der modernen Zeit wi-
der mächtig, erstehen sahen, so haben wir auch das alte
deutsche Nittergefolge wider gesehen, ursprünglich, kräftig,
wie Cäsar und Tacitus nur irgend es beschreiben können.
Der deutsche, von seinem Erbe rechtlos vertribene Fürsten-
sohn, der Herzog Wilhelm hatte die grollenden Necken um
sich gesammelt, die gleich ihm vor der Tyrannenrute des
schnöden Fremdlings gewichen waren; er war mit ihnen in
das Haus seiner Väter eingezogen, und wenn auch noch
nicht im Stande gewesen, festen Fuß daselbst zu faßen, hatte
er doch diese alce Weise des Volkes, das Neckenleben edler
Deutscher von neuem belebt.
Da wird es uns deutlich, daß die Not ganzer Völ-
ker, so lange der alte Got in ihnen noch nicht ganz aus
dem Gedächtniffe geschwunden, ein wunderbares Werkzeug
ist seiner segnenden Hand. Sie ist von Zeit zu Zeit not-
wendig, „um alle eigentümlichen Gesinnungen und Bildun-
gen und Richtungen zu prüfen, die sich vorher in dem Ueber-
mute ruhigeren, geschüzteren Daseins entwickelten, — sie
ist von Zeit zu Zeit notwendig, um die leeren Sonderbar-
keiten, die abgestorbenen, hindernden Bestandteile auszuschei-
den und die achte, reine, aus sich selbst lebende Eigentum-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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und Portugal etwa noch zu treffenden Arrangements in vo-
raus. Alle Bundesstaten Frankreichs waren in den Friden
mit einbegriffen, und Napoleon garantirte Oestreich die dem-
selben bleibenden Territorien.
Sofort nach dem Abschlüße dieses Fridens bestirnte
Napoleon 50,000 Man zur Unterwerfung Tirols, fals es
zaudere, die angebotene Amnestie anzunemen und die Waf-
fen niderzulegen. Diese 50,000 Man bestunden aus den
drei bairischen Divisionen Wrede, Deroi und Kronprinz,
die gegen Insbruk dirigirt waren; aus drei italienischen
Divisionen, die von Kärnten aus gegen Brixen ihre Rich-
tung namen; und endlich aus den Truppen Vial's und
Peyri's, die gegen Botzen dirigirt waren. An die Spitze
der ganzen Heermasse ftelte Napoleon seinen Stiefsohn, den
Vicekönig von Italien, der die drei Divisionen in Kärnten
selbst coccntrirte und fürte, und die drei bairischen Divi-
sionen unter der Fürung des General Drouct d'erlon ließ.
Am 25len October erließ der Vicekönig von Villach
aus eine Aufforderung, das Land solle sich unterwerfen
und eines Generalpardons gewärtig sein. Um den Tirolern
Zeit zu laßen, sich zu besinnen, ward das Einrücken der
feindlichen Truppen von allen Seiten (so weit es nicht wie
wir weiter hin sehen werden, bereits — namentlich den
Inn herauf und über die Scharniz — stat gefunden hatte)
verschoben bis Anfang November. Dann sollen die drei
italienischen Divisionen Severoli, Barbou und Broussier
vom Drautale nach dem Nienztale und Brixen Vordringen;
Vial am 4ten Nov. in Botzen eintreffen, und auch Peyri
queer durchs Gebirg dahin kommen. Was aus dieser Zeit
über Maßregeln und Absichten der Tiroler Fürer bekant
geworden ist, ist nur lückenhaft. Nordtirol war gut ver-
schanzt gewesen; die Pässe gegen Baiern waren alle besezt.
Speckbacher stund bis zum 16ten October bei Unken im
Saltale; Haspinger an Luegpass im Salzatale; also auch
gegen Salzburg hin war das Land in der ersten Hälfte
des October gut gewert. Im Pustertale war ein schon
früher ausgezeichneter Fürer Namens Stöger; im südlichen
Tirol Hofers Adjutant, der Bodelwirt aus Botzen, Io-
40 *
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreich Napoleon Wrede Napoleon
521
den von Tilsit wünschte Napoleon den Engländern auch
diesen Anhaltepunct auf dem Continente zu rauben. An-
fangs suchte der portugisische Hof, an dessen Spitze Prinz
Johann als Regent für seine wansinnige Mutter Maria
Francisca stund, Napoleon durch einzelne Zugeständnisse
hinzuhalten, allein dieser forderte auf das bestimteste von
dem damaligen portugisischen Gesandten in Paris, dem
Grafen von Lima, Lossagung Portugals von England und
Ueberlaßung der portugisischen Flotte. Eingeschüchtert Un-
terzeichnete der Prinz am 8ten Sept. 1807 einen Befelh
zu Beschlagname aller Engländer und aller englischen Gü-
ter; der englische Gesandte, Lord Strangford, gieng auf
die in der Nahe ligcnde, von Sidney Smith commandirte,
englische Flotte und sofort began eine strenge Blocade der
Tajomündung. Eine französische Armee zu Portugals In-
vasion sammelte sich erst unter Iunot an den Pyrenäen;
die englische Flotte drote dagegen ganz nahe — da knüpfte
der portugisische Hof wider Unterhandlungen mit der eng-
lischen Gesandtschaft an, die zu dem freundlichsten Einver-
ständnisse fürten, warend man, um Napoleon zu teuschen,
zugleich in Paris im gerade entgegengesezten Sinne unter-
handeln ließ. Eine Zeitlang war es, weil die alten Par-
teiungen des portugisischen Adels sich nun als eine franzö-
sische und eine englische am Hofe entgegenstunden, sogar
zweifelhaft, welche Partei am Ende noch den Sig davon
tragen, ob sich nicht noch die Scheinnegociation mit Na-
poleon in eine ernstlich gemeinte verwandeln werde; •—
aber am 17ten October zog Iunot von Bayonne ab, rufte
über die Grenze des befreundeten Spaniens, und der por-
tugisische Hof in Furcht und Schrecken schifte sich nach Rio
Janeiro ein. Keren wir nun zu der weiteren Entwickelung
der spanischen Verhältnisse zurück.
Zwischen Godoy und dem Prinzen von Asturien be-
stund schon längere Zeit heftige Feindschaft. Die Princessin
nämlich von Asturien, Donna Maria Antonia, Tochter
des Königes Ferdinand von Neapel, hatte sich standhaft ge-
weigert, sich in Godoys Intriguen am Hofe hereinziehen
zu laßen. Er hatte ihr kurz nach ihrer Verheiratung ein
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Johann Johann Maria
Francisca Maria Napoleon Portugals_von_England Lord_Strangford Sidney_Smith Napoleon Donna_Maria_Antonia Maria Ferdinand_von_Neapel Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Paris Lima Paris Bayonne Spaniens Godoy Asturien Asturien Godoys_Intriguen
533
Almodovar del Campo ernanten Bruder; gegen den Fi-
nanzminister Soler und gegen eine Reihe anderer bei der
Administration beteiligter hoher Beamteter. Bei allen die-
sen Schritten sah man aber zugleich die einmütigste Ein-
stimmung des Volkes. In Spanien schin wider nur Eine
süliche Bewegung zu sein.
Zum 2^ten März hatte der König seinen Einzug in
Madrid angekündigt, und noch in der Nacht vorher ström-
ten vile Tausende nach Aranjuez, um das Antliz des
Königes etwas früher als andere zu sehen, und ihn im
Triumphe nach Madrid zu begleiten. Nur in wenig zal-
reicher Begleitung rit der König am 24ten früh 10 Uhr
durch das Tor von Atocha in die Hauptstadt ein, aber das
Volk und der Empfang der Behörden bereiteten ihm einen
waren Triumph. Die Straße von Aranjuez bis Madrid
war von einer unabsehbaren Volksmasse bedekt gewesen.
Der Iubelruf des Volkes erschütterte warhaft die Luft;
von den 200 Kirchen Madrids tönten alle Glocken, die
Kanonen donnerten und die französischen Truppen und
ihre Officire, die Tags zuvor eingerükt waren, betrachteten
in düsterem Schweigen diesen unaufhaltbaren Enthusias-
mus. Von dem religiösen Zuge dieser Anhängligkeit der
Spanier an ihr Königshaus, von dieser Pietät des Volkes
hatten sie schlechthin keine Vorstellung. Namentlich Mu-
rat, der damals zugegen war, und die Intentionen des
Kaisers in Beziehung auf Spanien kante, sah mit inner-
stem Jngrim diesem Schauspile zu und übernam sofort die
Rolle des Vermitlers, um zwischen den Glidern des könig-
lichen Hauses Zwist zu erregen, und von neuem für die
Intriguen des Kaisers den Weg zu banen.
An demselben Tage, wo Ferdinand Vh. diesen her-
lichen Einzug in Madrid hielt, und wärend sich hier die
Freude des Volkes Luft machte, sandte Murat dem Gene-
ral Monthyon nach Aranjuez an Karl Iv., um ihn zu
sondiren, ob sich nicht irgend ein Punct der Unzufriden-
heit bei ihm entdecken laße mit der neuen Ordnung der
Dinge. Zugleich ließ Murat versichern, daß, wenn Karl
Iv. sich und Godoy und dessen Anhang unter den Schuz
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Aranjuez Ferdinand_Vh Ferdinand Murat Karl_Iv. Karl_Iv. Karl
Iv Karl Godoy
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Madrid Madrid Atocha Madrid Madrids Spanien Madrid
535
Hände. Die Königin Mutter und Ferdinands Vit. Schwe-
ster, die Königin von Hetrurien, hatten sofort hinter des
neuen Königes Nucken Verhältnisse zu Napoleon gesucht,
um Karls Iv. Abdankung widerrufen zu laßen. Karl
selbst fonte man kaum als wollenden Menschen in Anschlag
bringen; und so kam für Napoleon sowol als für die Fer-
dinand entgegenwirkende Partei am Hefe zunächst alles
darauf an, den jungen König seiner spanischen Umgebung
zu entziehen und in Napoleons Gewalt zu bringen. Sa-
vary ward von Napoleon mit den weiteren Unterhandlun-
gen am spanischen Hofe beauftragt, stelte seines Herren
Verhältnis zu dem neuen Könige als durchaus freundlicher
Natur dar, und riet Ferdinand, als komme es aus eigner
Ansicht, er solle doch Napoleon entgegenreisen. Kaum ver--
lautete dies, als Karl Iv. die persönliche Einwirkung sei-
nes Sohnes auf Napoleon zu fürchten began, und sich
entschloß nebst seiner Gemalin auch zu Napoleon zu reisen.
Ferdinand brach, nachdem er die Regirung einer Junta
unter Vorsitze seines Oheims D. Antonio, und in welcher
auch Murat einen Siz hatte, übergeben, am Ittten April
von dem Herzoge von St. Carlos, von dem Herzoge del
Jnfantado und von Eseoiquiz begleitet auf. Sein Bruder
der Infant Carlos war schon voraus geeilt und bereits in
Bayonne. Ferdinand hatte Napoleon auf spanischem Grund
und Boten, in Vittoria, zu treffen gehoft; aber Napoleon
war noch in Frankreich und Ferdinand nun schon mitten
unter französischen Truppen. Am löten April kam Sa-
vary mit einer Antwort Napoleons nach Vittoria zurük,
in welcher Napoleon Ferdinand Vii. noch den Mayestäts-
titel vorenthielt und seine verspätete Abreise durch die Ver-
wickelungen des Nordens, die ihn so sehr beschäftigt hätten,
entschuldigte. Zugleich waren Ferdinand wegen der frühe-
ren Vorgänge die strengsten Zurechtweisungen erteilt *),
) ,, Elle n’a pas le droit de Juger le prince de la Paix. Ses
crimes, si on lui en reproche, se perdent dans les droits
du liorie. J’ai souvent manifesté le désir que le prince d.
1. P. lût éloigne des affaires: l’amitié du roi Charles m’a
porte souvent à me taire, et à détourner les yeux des faib-
lesses de son attachement. Miserables hommes que nous
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Napoleon Karls Karl Karl Napoleon Napoleons Napoleon Ferdinand Ferdinand Napoleon Karl_Iv Karl Napoleon Napoleon Ferdinand D._Antonio Carlos Jnfantado Carlos Ferdinand Napoleon Napoleon Ferdinand Napoleons Napoleon Ferdinand_Vii Ferdinand Ferdinand P. Charles_m’a
Extrahierte Ortsnamen: Ferdinands Karls Napoleons Bayonne Vittoria Frankreich Napoleons Vittoria
378
König Viktor Emanuel und kaum einen Monat darauf der von ihm benachteiligte Papst Pius Ix. Weniger persönliche Feindschaft, als vielmehr die Überzeugung, eine verschiedene geschichtliche Aufgabe zu haben, hat die beiden Männer einander entfremdet. Viktor Emanuel hat außer der Einigung Italiens noch das Verdienst, die Partei, welche sich während der Vollziehung der Einigung republikanisch gezeigt hat, auf den Boden der Verfassung hinübergeleitet zu haben. Während aus dem Konklave Leo Xiii. als Papst hervorging, folgte auf Viktor Emanuel sein Sohn
c) Humbert, 1878 bis jetzt. Derselbe befolgt, um das junge Königreich und namentlich seine Interessen im Mittelländischen Meere zu schützen, die von seinem Vater ererbte Politik, sich an Deutschland und Österreich anzulehnen und scheint dieselbe im Oktober 1887 dnrch den förmlichen Beitritt zu dem deutsch-österreichischen Bündnisse befestigt zu haben.
3. Spanien.
a) Der Bürgerkrieg 1833 — 1840. Da Ferdinand Vii. (siehe S. 339) das von dem Bourbonen Philipp V. eingeführte falifche Erbfolgegesetz abgeschafft und das kastilische eingeführt hatte, wonach die Töchter des Königs das Vorrecht vor den Brüdern desselben haben, so entstand nach seinem Tode (1833) ein Bürgerkrieg zwischen den Karlisten, den Anhängern des Bruders des verstorbenen Königs, Don Karlos, und den Christinos, der Partei der Königin-Witwe Marie Christine, die für ihre^Tochter Jfabella die Regierung führte. Der Sieg neigte sich schließlich aus die Seite der Regentin, die 1843 die Regierung an ihre Tochter abtrat.
b) Jsabella, 1843 — 1868. Dieselbe hatte sich mit ihrem Vetter, dem Jnfanten Franz d'assist, vermählt. Die Unruhen im Lande hörten nicht aus, und die Räte der Krone, von denen namentlich Narvaez, der das absolute Regiment zu befestigen suchte, und O'donnel, der stets liberale Zugeständnisse machte, mehrmals berufen und entlassen wurden, wechselten beständig. Auch auswärtige Unternehmungen konnten Iden inneren Frieden nicht herstellen. Die bedeutendste derselben war der siegreiche Krieg gegen Marokko, dessen Riffpiraten 1859 Ceuta angegriffen hatten.
c) Die Revolution 186 8. Nach dem Tode des Generals Narvaez, der allein den wankenden Thron zu stützen imstande war, erhoben die im Dienste der regierungsfeindlichen Parteien stehenden Generäle Prim, Serrano, Topete einen Aufstand, und die Königin mußte fliehen, 1868. Es wurde eine freisinnige provisorische Regierung eingerichtet. In einer Abstimmung der Kortes über die neue Verfassung behielt die monarchische Regierungsform die Oberhand, und da die Ansprüche des jüngeren Don Karlos (Enkels des oben erwähnten Prätendenten) zurückgewiesen wurden, so bot man dem Prinzen Leopold von Hohen-
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Extrahierte Ortsnamen: Italiens Deutschland Spanien Don_Karlos Christinos Marokko