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1. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 35

1901 - Halle : Gesenius
— 35 — Prinz Wilhelm flocht einen Kranz aus Eichenlaub und Rosen, den er der toten Mutter aufsetzte. Die Leiche der guten Königin rvurbe unter großem Jammer des Volkes nach Berlin und dann nach Charlottenburg gebracht. Dort ließ der König einen schönen Grabtempel (Mausoleum) erbauen und seine Gemahlin barin beisetzen. Er selbst kam später an ihre Seite. Auch Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta strtb bort beerbigt. 5. Tie Vorbereitungen zu Preußens Befreiung. Napoleons Macht aber war unterbes immer höher gestiegen. Kein Heer Europas konnte ihm roiberftehen; alle Aufstäube gegen ihn mißlangen. Nur die Spanier wehrten sich hetbennmtig, und sie konnte er nicht bezwingen. Das nahm man sich in Preußen zum Muster. Der König und die Minister wollten das Volk stark machen, bamit es den bösen Feind bezwingen könne. Der König berief als ersten Minister den Freiherrn vom Stein aus Nassau. Dieser befreite die Bauern auf bein Sartbe von allen btücfenben Lasten, Arbeiten und Abgaben, die sie bisher für die Gutsherren hatten leisten müssen. Den Bürgern in den Städten gestattete er, ihre Beamten selbst zu wählen und ihre Angelegenheiten selbst zu verwalten. Daburch würde in den Leuten mehr Lust und Liebe zum Vaterlanbe geweckt. Der Kriegsminister General von Scharnhorst bildete das Heer um. Bisher war bieses meist aus ganz Deutschland zusammengeworben; Scharnhorst führte die allgemeine Wehrpflicht der Lanbeskinber ein. Jeber gefunbe junge Preuße sollte Solbat werden. Zu Offizieren beförderte man nicht mehr wie bisher bloß Adlige, sondern auch tüchtige Bürgersöhne. Scharnhorst umging auch den Befehl Napoleons, daß Preußen nur 42000 Mann Soldaten halten dürfe. Er ließ nämlich jedes Jahr so viele ausheben, aber jedesmal neue und übte sie ein. Aber noch andere vaterländisch gesinnte Männer halsen das Volk zum Kampfe aneifern und tüchtig machen. Der Gymnasiallehrer Ludwig Jahn führte das Turnen in der Berliner Schule ein. Der Professor Ernst Moritz Arndt dichtete die schönsten Freiheitslieder, um das Volk für die Sache des Vaterlandes zu begeistern. An die Spitze des Heeres traten tüchtige Generale. Der bedeutendste war der alte General von Blücher. Der hatte sich im Unglücksjahre 1806 von allen am tapfersten gezeigt. Er war ein kühner Haudegen, aber auch ein umsichtiger Feldherr. Glühend haßte er die Franzosen. Sein Grundsatz war: Napoleon muß herunter! Der Gefährte Blüchers wurde später General von Gneisenau. Den hat man nicht mit Unrecht mit Moltk'e verglichen, weil er die Kriegspläne entwarf. So wurde das preußische Volk zur Erhebung gegen die Franzosen vorbereitet. 6. Der erste Befreiungskrieg. Leipzig. Im Jahre 1812 zog Kaiser Napoleon mit einem ungeheuren Heere gegen Rußland. Dieses weite Reich wollte er sich auch unterwerfen. Er hatte aber seinem Kriegsglück zuviel vertraut. Durch Kampf, Hungersnot und Winterkälte ging fast die ganze 3*

2. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 240

1901 - Halle : Gesenius
— 240 — die Soldatenliebhaberei so weit, daß sie zur Leidenschaft und damit zu einem seiner Fehler wurde. Sein Hauptvergnügen waren riesige Soldaten, und sein Leibregiment zu Potsdam bestand aus mehr als zweitausend solcher großen Leute, die er seine lieben langen, blauen Kerls nannte. Sie maßen fast alle bis oder gar über zwei Meter, und wenn man dazu die hohen Blechmützen, die sie trugen, rechnet, dann kam eine mächtige Größe heraus. Wenn die Potsdamer Riesengarde in langer Linie mit gespreizten Beinen und angefaßtem Gewehr dastand, oder wenn die großen blechernen Trommeln rasselten und die Soldaten mit dröhnendem Gleichschritte einher marschierten, dann lachte dem Könige das Herz im Leibe. Es war aber gerade als ob eine Reihe Pappelbäume dastände oder sich bewegte. Jeder von den langen Kerls bekam ein eigenes Häuschen; alle diese Häuschen standen in der Nähe des Schlosses. Jeder Soldat durfte sich verheiraten und in der Freizeit ein Handwerk treiben, studieren oder thun, was er sonst wollte. Die Kost wurde aus der Küche des Königs gestellt. Der König behandelte die großen Soldaten wie seine Kinder, und sie betrachteten ihn als ihren Vater. Aber die Leidenschaft verführte deu sonst so sparsamen und so besonnenen Mann oft zum Bösen. Für recht große Soldaten bezahlte er hohe Preise, bis zu tausend Thalern, ja oft noch mehr. Kein Wunder, daß alles, was sich ihm gefällig zeigen wollte, nach langen Leuten suchte. Seine Werber waren reine Menschenjäger. Wo sie einen langen Mann erwischten, wurde er festgepackt und nach Potsdam gebracht, mochte er wollen oder nicht, und mochte er sein, was er wollte. Und wenn er einmal da war, dann kam er nicht mehr los. Denn darin kannte der sonst so gerechte König kein Recht und kein Gesetz. Wieviel Unheil er dadurch in manchen Familien anrichtete, das sah er nicht ein. Wie schlimm es bei diesem Menschenfangen nicht einmal, sondern oft zuging, das lehrt die folgende Geschichte. Ein Werbehauptmann des Königs kam in eine fremde Stadt im Rheinlande; denn er hatte gehört, daß dort ein Schreiner wohnte, der von ungeheurer Größe sei. Er machte sich an den Mann und suchte ihn zu verlocken, indem er ihm viel Geld bot. Aber der Schreiner wollte nicht Soldat werden. Da bestellte der Werbeoffizier einen Sarg für den größten Mann unter feinen Soldaten, der, wie er sagte, gestorben wäre. Der Schreiner sandte den Sarg; aber der Hauptmann behauptete, er wäre zu klein, und ließ den Meister rufen. „Ei," meinte dieser, als er kam, „im Gegenteil, er ist noch um einiges größer als er bestellt ist." — „Dann müßte er ja für Euch passend sein," versetzte der Offizier. „Das ist er auch," sagte der Schreiner, und um seine Behauptung zu beweisen, legte er sich in den Sarg. Sofort wurde der Deckel zugeschlagen, vernagelt, der Sarg auf den Wagen gehoben, und fort ging's durch die Stadt hinaus aus die

3. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 192

1901 - Halle : Gesenius
— 192 — plünderten sie. Auch die Schweden kamen jetzt herüber und besetzten Pommern. Da ließ der König wieder die Werbetrommel rühren, und das Volk unterstützte ihn willig mit Geld und neuer Mannschaft Friedrich war nach Sachsen und Schlesien ausgewichen. Hier wollte ihn Laudon einschließen und sangen. Aber Friedrich brach durch und schlug Laudon bei Liegnitz. Und dann wandte er sich gegen Daun nach Sachsen und gewann gegen ihn die große Schlacht bei Torgau. Der Hauptheld war dabei der General Ziethen. Das geschah im Jahre 1760. Damit war eigentlich der Krieg beendet. Nach den großen Verlusten hatte keiner mehr Lust am Schlagen. Aber trotzdem zog man noch zwei Jahre in Lagern umher und drückte das arme Land durch Steuern und Einquartierungen. Endlich zogen zuerst die Russen ab und die Schweden; dann schlossen die Franzosen Frieden. Zu allerletzt geschah es dann wie es im Liede heißt: Der König und die Kaiserin, Des langen Haders müde, Erweichten ihren harten Sinn Und machten endlich Friede. Und jedes Heer mit Sieg und Sang, Mit Paukenschlag und Kling und Klang, Geschmückt mit grünen Reisern, Zog heim zu seinen Häusern. (Bürger.) Der Friede wurde 1763 zu Hubertusburg, einem Jagdschlösse bei Dresden, abgeschlossen. Friedrich gab Sachsen heraus, behielt aber Schlesien. — Diesmal für immer. All das viele Blut war von seiten seiner Gegner umsonst geflossen, all das Elend umsonst verbreitet. Wiedergabe nach Konzentrationssragen. Erläuterungen. (Karte.) Vertiefung. Die Russen kommen nun auch wieder, und bald nachher erschienen auch die Schweden. Warum es ein Glück war, daß in Westdeutschland der Prinz von Braunschweig kommandierte. Wodurch das Kriegsführen immer schwieriger wurde. Weise das nach, daß das der Fall ist, wenn kein Geld da ist und die Soldaten nicht ausgebildet sind! Da mußte es also der König doppelt ans seine Schnelligkeit ankommen lassen. Erfolg von Zorndorf. Warum er wieder aufgehoben wurde. Was daran schuld war. Was daun weiter dem Könige Nachteil brachte. (Niederlagen seiner Generale.) Die Feinde rückten einander näher; was mußte da Friedrich unbedingt verhindern? Warum es ihm nicht gelang. Was die Folge davon war. Und was die Folge der Niederlage von Kunersdorf. Warum wohl Österreicher und Russen nicht mehr erreicht haben. (Sie

4. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 202

1901 - Halle : Gesenius
— 202 — marschierten sie, bis sie ins ferne Heerlager zum königlichen Vater Fritz kamen. Und das geschah zu vielen Malen. b. Wie sie nun zum ersten Male vor den König traten, da fragte er sie: „Woher kommt Ihr?" — „Aus der Grafschaft Mark." — „Was wollt Ihr?" — „Unserem Könige helfen." — „Ich habe Euch nicht gerufen." — „Desto besser." — „Wer hat Euch denn rekrutiert?" — „Keiner." — „Es muß Euch doch einer geschickt haben?" — „Ja, unsere Väter." — „Wer ist der Offizier, der Euch geführt hat?" — „Wir haben keinen." — „Wer hat Euch denn kommandiert?" — „Wir selbst." — „Wieviele von Euch sind unterwegs desertiert?" — „Desertiert? Könnten wir das, dann wären wir ja nicht freiwillig gekommen." 6. Da glänzte das Adlerauge des großen Königs hell vor Freude beim Anblick dieser braven Söhne des Vaterlandes. „Seid mir will- kommen", rief er aus, „wackere Männer, brave, redliche Märker; auf Euch kaun ich bauen!" Dieses königliche Wort erhielt sich als eine heilige Sage im Lande. Es tönte fort von Geschlechte zu Geschlecht und lebt noch heute in der Brnst jedes braven Märkers an den Ufern der rauschenden Ruhr und Lippe. Ii. Stufe. Drei Abschnitte: a, b und c. 1. Lesen a. durch den Lehrer, b. durch die Schüler. 2. Erläuterungen. a. Die Grafschaft Mark in Westfalen. (Ilmfang zeigen.) Hauptstadt: Iserlohn. Bergbaubetrieb. Zwei Teile der Mark: Hellweg nördlich, Sauerland südlich. Flüsse: Ruhr und Lippe. Früher selbständig, dann an Preußen. Ganz abgelegen von Friedrichs Staaten. — Pumpernickel — hartes westfälisches Schwarzbrot; Schinken: Hauptfleifchuahrnng. b. Rekrutieren. (Als Rekruten einstellen. Das thaten die Offiziere, die Friedrich ausschickte, um Soldaten anzuwerben.) Desertieren. (Fortlaufen, Ausreißen). 6. Adlerauge — großes Auge des Königs. 3. Erzähle! a, b, c. 4. Klarlegung der ethischen Verhältnisse. a. Die Grafschaft Mark war ein fruchtbares und reiches Land. Die Bauernsöhne konnten sich vom Heerdienste loskaufen und andere einstellen lasfen. Das werden sie auch anfangs gethan haben. Nun aber kamen die Unglücksschlachten. Welche? (Kolin, Kunersdorf.) Das ging den Märkern nahe: „Run dürfen wir den Fritz, der uns so milde regiert hat, nicht im Stiche lassen. Jetzt heißt es: Not an den Mann! Die Alten mögen das Feld besorgen; die Jungen können

5. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 204

1901 - Halle : Gesenius
— 204 — 3. Charakterbild der Märker. Vergleich des Gedichtes und der Geschichte mit anderen Beispielen. I. Verknüpfung. Der Schmied von Solingen und die Märker. Die Märker und die Mennoniten (Lektion 18).. Das Volk im Jahre 1813. Das Volk im Jahre 1870. Ii. Sprüche: „In Fährden und in Nöten zeigt erst das Volk sich echt." „Einer für alle und alle für einen." „Ans Vaterland, ans teure, schließ' dich an" u. s. w. „Die Pflicht über alles." Iv. Stufe. 1. Einlesen des Lesestückes und des Gedichtes (Memorieren des letzteren.) 2. Verhalten, wenn das Vaterland in Gefahr ist. 3. Aufsätze: Der Schmied von Solingen. Die treuen Märker. 4. Ergänzungen: Fried rich und seine Soldaten. 1 Die Zeche von Rolitt König Friedrich hatte nach der schweren Niederlage bei Kolin fast sein ganzes Heer verloren. Da schickte er seine Werbeossiziere mit den Trommlern im ganzen deutschen Lande umher. Die zogen von Ort zu Ort und riefen aus: „Vater Fritz braucht neue Soldaten!" Da kamen brave Krieger und gute Landeskinder zusammen, aber auch viel zuchtloses Gesindel, alt und jung, das da meinte, unter Friedrichs Fahnen ließe es sich gut leben, plündern und betrügen. Da mußte scharfe Zucht gehalten werden und große Strenge walten, bis alles in eine Form gebracht war und unter einen Hut. Aber es gelang. Als die neuen Bataillone einexerziert waren, rückten sie mit wehenden Fahnen und wirbelnden Trommeln aufs Paradefeld. Vater Fritz wollte sie besichtigen. Langsam ritt er auf seinem Schimmel, beit Krückstock in der Hand, im blauen Waffenrocke, aus dem Haupte den großen Dreimaster, die Reihen entlang und musterte mit seinen großen Augen scharf die Krieger. Ach, das waren meist unbekannte, neue Gesichter; die alten, bekannten lagen längst unterm Rasen. Das ging dem Könige zu Herzen. Aber

6. Die Hohenzollern von Kaiser Wilhelm II. bis zum Großen Kurfürsten - S. 284

1901 - Halle : Gesenius
' — 284 — Lande, sondern dessen Gegner, dem Kaiser. Ohne daß es Friedrich Wilhelm wußte, hatte Schwarzenberg sie dem Kaiser schwören lassen. Heimlich wollte er den Kurprinzen der Herrschaft berauben, anstatt daß er für ihn sorgte und ihn schützte. Jetzt, wo dieser Kurfürst geworden war, wollte er seinem Lande aufhelfen; ein anderes Leben sollte anfangen, alles besser werden, und nun konnte der Herrscher es nicht, weil er keine Macht und Gewalt hatte. Welche Erbitterung muß den jungen Fürsten erfüllt haben gegen jenen bösen Mann! Und wie muß sich Schwarzenberg getroffen gefühlt haben bei einem solch langen und schweren Sündenregister! Wie richtig erkannte es der Kurfürst, daß vor allen Dingen Ordnung und Zucht im Lande hergestellt werden müßten! Unnützes Kriegsvolk, das das Land plagt und ihm doch nichts nützt, soll nicht in Brandenburg geduldet werden. Gehorsam ist die erste Pflicht, die der Landesherr von seinen Kriegern fordern muß, Zucht die zweite. Es war bisher immer der Gebrauch gewesen, daß die Soldaten die Leute plagten. Nun hieß es: Euer Kriegsherr nährt Euch, laßt andere friedliche Bürger in Ruhe! Dann bildete sich der Kurfürst mit seinem Gelde eine eigene Armee. Und daß er das Heer im Frieden auch beibehielt, war nicht minder richtig. Nur wenn er allzeit gerüstet dastand, konnte er die Feinde, die von allen Seiten drohten, abhalten. Und es zeigt sich auch der treffende Blick des Kurfürsten darin, daß er die rechten Leute zusammenzurufen wußte, die ihm halfen, das Heerwesen verbessern. Wie nützlich war dies Heer im schwedisch-polnischen Kriege! Ohne es hätte der Kurfürst den Undank der Polen wie der Schweden nicht ertragen können; er wäre zwischen beiden zerrieben worden. So erkämpfte er seinem Lande Preußen die Freiheit. Zusammenfassung. Vertiefte Wiedergabe. Zur Ergänzung: Der Derfflinger. (Sollet.) Der Derfflinger war ein Schneivergesell, Doch nimmer ließ es ihn ruh'n; Er dachte an and'res als Nadel und Ell'; Was aber, was wollt' er thun! Da kam er beim Wandern die Kreu; und die Quer Zum Fährmann bei Tangermünd'. Hinüber wollt' er, sein Beutel war leer: „Lump, zahle, sonst pack' dich geschwind!" „Ihr nehmt doch dorten die Kerle mit; Es bezahlt Euch ja keiner nicht." — „Das sind auch keine Schneiderböck' nit, Sind Kriegsleut'; Respekt, du Wicht!"

7. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

8. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

9. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

10. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.
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