210
Sechster Zeitraum.
Mit Uebergehung seiner Oheime, Andreas und Bela, ernannte
1038 Stephan seinen Neffen, Peter, zu seinem Nachfolger. Jene be-
(gaben sich nach Polen und Rußland, Peter aber entzündete durch
seine Grausamkeit einen Aufruhr, bei welchem er sich zum Kaiser
Heinrich 111. flüchtete, der ihn aufnahm, den Gegcnkönig, Sa-
rnuel Aba, vertrieb und Perern wieder einsetzte, indem er ihm das
1046 Königreich Ungarn als ein deutsches Lehen übergab. Doch
— die Ungarn riefen Andreas aus Rußland zurück, Peter ward
looo geblendet, und starb vier Jahre darauf. Heinrich Ui. mußte er
*= 14 den Vasalleneid gleichfalls leisten, doch machte er sich nach dessen
Uwe Tode unabhängig. Da er seinen Sohn, Salomo, zum Mitre-
genten angenommen, begann sein Bruder Bela Krieg wider ihn,
10c0 in welchem Andreas blieb. Bela bemächtigte sich der Krone, die
— er aber nur drei Jahre zu behaupten vermochte, dann wurde S a-
ioo3 l o m o in seine Rechte eingesetzt, mußte aber den Söhnen Bela's
J003 den dritten Theil des Reichs verlassen.
— Böhmens Vorgeschichte beginnt, wie die aller Völker, mit
Dunkelheit und schwankenden Sagen. Czech, d. i. der Vorderste,
*** 14 wird als der Führer und Stammvater des slavischen Volkes ge-
nannt, das sich im sechsten Jahrhunderte in Böhmen einheimisch
machte, und in seiner Sprache noch immer den Namen Czeche n
fortführt. Die fränkischen Merovinger sollen Oberhoheit über die
T öhmcn ausgeübt haben; allein da sie selbige nicht schützten gegen
die Einfalle der Avaren, von der Donau her, erstand aus ihrer
«so Mitte Samo als ein muthiger Vertheidiger der Seinen und
080 dankbar erkoren ihn diese zu ihrem Könige, und das Reich erhielt
unter ihm Stätigkeit und Einklang. Nach seinem Tode wählte
man Krok, einen seiner 22 Söhne, zum Könige. Er lehrte sei-
ne Unterthanen statt in ärmlichen Waldhütten in hölzernen Häu-
sern zu wohnen, den Boden zum Ackerbau urbar zu machen, und
die Vortheile eines geselligen Verkehrs zu würdigen. Da ihm
keine Söhne geworden, wählte man nach Kroks Absterben seine
700 jüngste Tochter Li bu ssa zur Königin. Als man in sie drang
sich zu vermählen, wählte sie, nach langem Widerstreben, zum Ge»
mahl einen schlichten Landmann, Przemysl, d. i. der Gedau-
kenbcschäftigte, welcher sein kärgliches Mahl auf der umgestürzten
Pflugschaar verzehrte und selvige gleichsam zum Tische machte.
Zum Herzoge empor gestiegen ward Przemysl der Ahnherr eines er-
723 tauchten Geschlechts, gründete Prag und beendigte siegreich
743 den Weiberkrieg, gewöhnlich der M agdekrieg genannt, welchen
die Frauen unter der Anführung der heldenkühnen Wlasta nach
Libussa's Abstcrben sieben Jahre hindurch führten. Nezamysl,
74« d. i.neurungsfeind, ward seiner Mutter Libussa Nachfolger. We-
der er, noch die auf ihn folgenden Regenten, Krzesomysl, Neklan,
Hostiwit, die Herzöge von Praha oder Prag heißen, tharen Er-
zahlenswetthes; Böhmen ward Karl dem Großen zinsbar. Unter
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Extrahierte Personennamen: Andreas Stephan Peter Peter Heinrich Andreas Peter Heinrich_Ui Heinrich Salomo Andreas Krok Kroks Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Donau Przemysl Praha Prag
220
Siebenter Zeitraum.
Kriegsabenteuern; die leibeigenen Bauern nach Erlösung von ei-
ner drückenden Dienstbarkeit; die Papste und die Geistlichkeit er-
blickten darin eine treffliche Gelegenheit, ihre Macht und ihre Reich-
Ihümer zu vermehren. Mit hastiger Ungeduld eilte Peter von
Amiens, nebst seinem Unterfeldherrn Walter von Pexejo, wegen
seiner Armuth von Habenichts genannt, an der Spitze einer
' 1090 zusammen gelaufenen Rotte dem zu ordnenden Kriegsheere voraus,
welche aber theils auf dem Wege umkam, theils durch das Schwert der
Türken aufgerieben wurde. Peter kehrte still nach Frankreich zu-
rück und beschloß sein Leben in einem Kloster. Unter Gottfried
von Bouillon, Herzog von Niederlothringen, begann der erste
Kreuzzug, und ehrenwerthe Häupter, wie der Herzog Robert von
der Normandie, Graf Robert von Flandern, Hugo der
Große, Bruder des Königs Philipp I. von Frankreich, Graf
Raimund von Toulouse u. a. schlossen sich demselben an.
80,000 Mann auserlesener Truppen zählte das Heer bei seinenr
Aufbruche, und unzählige Schaaren strömten demselben im Fortzuge
bei. Nicäa, 1097, Antiochien nebst Edessa, 1098, und
rw9 zuletzt Jerusalem wurden, wenn schon nicht ohne Opfer, ero-
bert. Die angebotcne Königskrone lehnte Gottfried demuthsvoll
ab, und wollte nur Beschützer des heiligen Grabes heißen. Nach
uva seinem baldigen Absterben folgte ihm sein Bruder Balduin l
als König von Jerusalem. Nach europäischer Weise theilte
man das eroberte Land in Lehen, so daß das neue Reich aus vier
großen Haupttheilen bestand, nämlich dem Kroniands mit Jeru-
salem, der Grafschaft Tripolis, dem Fürstenthume Antio-
chien und der Grafschaft Edessa; letzteres Jerusalems Vor-
mauer. Doch diese Eroberung glich einer Pflanze, welche nicht
gedeihen und wurzeln will; kaum waren 40 Jahre verflossen, so
ii42 ft-e[ Edessa wieder in die Hände der Saracenen, und Jerusalem
zitterte. Ein zweiter allgemeiner Kreuzzug, durch den Papst
Eugen Iii. und den Abt Bernhard von Clairvaux veranlaßt, sollte
Heil und Rettung bringen. Zwei regierende Fürsten, der Kaiser
»47 Konrad Hi. und der König von Frankreich, Ludwig Vii., nah-
men mit starken Heeren Theil, mußten aber, nach großen Verlu-
sten, zurückkehren, ohne die sinkende Macht des christlichen Reiches
in Palästina befestigt zu haben.
Drei Orden oder Verbrüderungen, ein Gemisch von Ritter-
wesen und Mönchthum, entstanden in den Kreuzzügen, die Jo-
hanniter, Tempelherrn und deutschen Ritter. Die
frühere Stiftung eines Hospitals zu Jerusalem, 1048, durch
Kausieute aus Amalsi, im Neapolitanischen, zu Ehren des heiligen
Johann des Barmherzigen, Erzbischofs von Alexandria,
gab Veranlassung zur Stiftung des Johanniterordens.
»18 Der Papst war dessen Oberhaupt, die Mitglieder legten die drei
Mönchsgelübde, des Gehorsams, der Armuth, der Keuschheit und
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
Extrahierte Personennamen: Peter_von
Amiens Walter_von_Pexejo Peter Gottfried
von_Bouillon Robert Robert_von_Flandern Hugo_der
Große Philipp_I._von_Frankreich Philipp_I. Raimund_von_Toulouse Gottfried Balduin Eugen_Iii Eugen Bernhard_von_Clairvaux Konrad_Hi Konrad Ludwig_Vii Ludwig Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Niederlothringen Edessa Jerusalem Edessa Jerusalem Frankreich Palästina Jerusalem Amalsi Alexandria Johanniterordens
222
Siebenter Zeitraum.
\
dem Verluste des heiligen Landes verlegten diese Ritter ihren
Wohnsitz nach Venedig. Der König von Ungarn, Andreas,
räumte ihnen den östlichen Theil von Siebenbürgen ein, 1211, damit
sie eine Vormauer gegen die tartarischen Horden waren, welche
Rußland überschwemmten. Bald gereuete ihn die gefährliche Nahe
der tapfern Ritter; er widerrief die gemachte Schenkung, 1224,
und vielleicht hätte das Schwert entschieden, wären die Ritter nicht
an die Weichsel berufen worden, durch den Herzog Konrad von
der Masau zum Schutze gegen die heidnischen Preußen. Nach
einem 53jährigen Kampfe waren sie Herren des Landes, besaßen
es, anfangs mit steigender, dann mit sinkender Macht, bis zum
Thorner Frieden, 1466, wo ein beträchtlicher Theil davon an
Polen siel. Des Hochmeisters Albrechts Uebertritt zur Reforma-
tion, 1525, verwandelte Preußen in ein erbliches Herzogthum, der
deutsche Orden hörte dort auf und erlosch in der neuestenzeit 1809
mit der Aufhebung des deutschen Reichs gänzlich *).
Diesen christlichen Orden trat, von Seiten der Mahomedaner,
die Sekte der Ismaeliten oder Assasinen entgegen, deren
Oberhaupt der Alte vom Berge genannt wurde. Sein ei-
gentlicher Name war Hassan Ben - Sabbah^und gleich dem Pro-
pheten trachtete er einen politisch - religiösen Staat zu errichten,
wozu er sich, kurz vor dem Anfänge der Kreuzzüge, mehrerer
Bergschlösser in Syrien bemächtigte, unter welchen die Burg Ala-
m u t h zu seinem bleibenden Wohnsitze diente. Ein blinder Ge-
horsam fesselte die Mitglieder dieses Bundes an ihr Oberhaupt,
und weil man sich, um Muth oder Begeisterung zu wecken, häufig
eines betäubenden, aus Hanf oder Bilsenkraut verfertigten Tran-
kes bediente, Haschisch eh genannt, so hießen die Bundesglieder
Haschisch im, woraus die Abendländer Assasinen bildeten,
so wie auch die Benennung „des Alten vom Berge" aus der
wörtlichen Uebersetzung: „Scheich al Dschebal," d. i. der Fürst
vom Gebirge, hervorging. Die Dolche dieser Rotte waren nur
gegen die Vornehmsten gerichtet; viele edle Kreuzfahrer sielen
durch dieselben, denn wer einmal in die Liste des Todes eingezeich-
net war, entging seinem schwarzen Loose nicht. Bis zum Ende
des 12. Jahrhunderts erhielt sich die Sekte der Assasinen, wo die
einbrechenden Mongolen ihr ein Ende machten.
Ein allgemeiner Schrecken bewegte die gesammte Christen-
heit, als die Nachricht einlief Jerusalem sey genommen
durch Saladin, den Sultan von Syrien und Aegypten! Ein
ii97 dritter Kreuzzug sollte die heilige Stadt retten, und drei er-
lauchte Fürsten, der deutsche Kaiser, Friedrich!. Barbarossa,
der König von England, Richard I. Löwenherz, und der König
*) Elbens Einleit. in d. Gesch. d. Deutschordens. Nürnb. 1784. Pr. 10 Ge.
Desselben Süniml.f. d. Gesch. des Hoch -u. Dcukschnieisteelhunis, Tub. 1785. Pr, 12 Gr.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Andreas Konrad Konrad Albrechts Albrechts Hassan_Ben Friedrich! Friedrich Barbarossa Barbarossa Deutschordens
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Ungarn Syrien Syrien England
224
Siebenter Zeitraum.
1291
1123
1137
=3 12
1127
gleichfalls gänzlich fehl, denn die Pest raffte seine Streiter scharen-
weise hinweg und er selbst unterlag dieser Seuche. Eine Stadt
nach der andern ging von nun an für die Christen in Palästina
verloren; Ptolemais war der letzte feste Punkt, nach deffen Erobe-
rung man die Hoffnung für die Behauptung des -Morgenlandes
auf immer aufgab.
Die Kampfe und Züge der Europäer gegen Osten hatten
195 Jahre gedauert, und mehrere Millionen fanden dort ihr
Grab. Dennoch waren die Kreuzzüge von heilsamen Folgen für
Europa. Der Kreis der Ideen erweiterte sich; das Ritterthum
erhob sich von kleinlichen Fehden zu einem großartigen und wür-
digen Ziele; es kam ein freier und betriebsamer Mittelstand em-
por; der Handel erhielt einen neuen Umschwung; nützliche Kennt-
niste und feinere Sitten verbreiteten sich von dem hochgebildeten
Constantinopel nach dem Abendlande, die Dichtkunst fand einen
preiswürdigen Stoff in den Kriegsthaten der kampfenden Chri-
stenheit; eine größere Annäherung der, früher sehr isolirten, Natio-
nen fand statt, seitdem man gemeinsame Leiden und Freuden er-
fahren; die Kreuzzüge entristcn Europa einer dumpfen Ruhe und
Gedankenlosigkeit; sie schufen die Heldenzeit des Christenthums
und machten die Völker für die nahende Aufklärung empfänglich,
welche in der vorigen Rohheit oder dem trägen Stumpfsinne nicht
würde haben Wurzel fasten können.
§• 45.
Lothar Ii, v, Sachsen. Schwäbisches oder Hohenstaufi-
sch es Kaiserhaus.
Räumers Geschichte der Hohenstaufen und Ihrer Zeit, Lcipz, b. Brockhaus 1824.
seqq, 6 B. Pr. 20 Thlr. Kortum: Kaiser Friedrich I. mit s. Freunden u. Fein«
den. Aarau 1818. Pr. 1 Thlr. 4 Er. Jagers Gesch. Kaiser Heinrichs Vi. Niirnh.
1703. Pr. 9 Er. v. Funk: Eesch. Kaiser Friedrichs Ii. Züllichau b. Fromman» 1792.
Pr. 1 Thlr. 10 Er.
Mit Hein rich^V. erlosch das fran ki sche Kaiserhaus und
Lothar, Herzog von Sachsen, ward trotz der eifrigen Mitbewerbung
des mächtigen Friedrich von Hohenstaufen, Herzog von Schwa-
den, zum Könige gewählt. Ein zehnjähriger Krieg mit diesem und
besten Bruder Konrad, Herzoge von Franken, verheerte Deutsch-
lands schönste Gauen, nach welchem Lothar seine Gegner dennoch
im Besitze ihrer Güter und Lehen bestätigte. Jetzt dachte er dar-
auf, in der Gunst anderer Fürsten sich kräftige Stützen zu ge-
winnen. Darum ertheilte er dem Markgrafen von Meißen, Kon-
rad von Wett in, seine Würde erblich, und so ward dieser
der Stammvater des jetzt regierenden Königshauses von Sach-
sen. Seinem Vetter, dem thüringischen Grafen Ludwig, ver-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Lothar_Ii Räumers Kortum Friedrich_I. Jagers Heinrichs Heinrichs Niirnh Friedrichs Lothar Friedrich_von_Hohenstaufen Friedrich Konrad Konrad Lothar Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Europa Constantinopel Chri- Europa Sachsen Brockhaus Friedrichs Sachsen
226
Siebenter Zeitraum.
des Stolzen 26jahriger Witwe, Gertrud, zu Stande gebracht.
Dessen Hinterbliebenen Sohn, Heinrich, dagegen setzte er in Sach-
sen ein, und uni Al brecht den Bar für diese Zurückgabe zu ent-
ii42 schädigen, erhielt selbiger die Nordmark unter dem Namen Bran-
den bürg als ein unabhängiges Besitzthum. Der Herzog Welf
blieb ein unversöhnter Feind des Kaisers und übte sieben Jahre
gegen ihn offene Fehde. Nur der zweite Kreuzzug, woran Kon-
rad î!L. nach langem Zögern Theil nahm, auf die Kunde von
1147 Edessa's Fall, versöhnte die beiden Gegner, denn auch Welf schlo-ß
sich selbigem an. Die Edelsten folgten dem Beispiele des Kaisers,
wie die Herzoge von Lothringen, Baiern, Böhmen, die Markgra-
fen von Steiermark und Karnthen, nebst vielen Bischöfen un>
Mönchen, so daß auf das erste Drangen der Bewaffneten und Reisigen
eine ungewöhnliche Stille auf Deutschlands Heerstraßen eintrat
1140 und die innern Fehden entschlummerten. Nach zweijährigen Müh-
seligkeiten kehrte Konrad mißmuthig über den schlechten Erfolg
und kränkelnd wieder. Welf erneuerte die alten Unruhen, wozu
Roger, König von Sicilien, mitwirkte, um Konrad in Deutsch-
land zu beschäftigen und von einem Zuge nach Italien abzuhalten.
Freudenlos verfloffen diesem seine letzten Lebensjahre, die er mit
edlem Eifer dem Wohle des Reichs gewidmet hatte, wenn schon
eine solche Einheit, wie unter Heinrich iläin selbigem von ihm
nid) erzielt ward. Er starb, ohne einen Römerzug gemacht zu
nsi haben, in Bamberg. Auf seinen eigenen Wunsch überging man
seinen unmündigen Sohn Friedrich, und ernannte seinen Neffen
Friedrich ?., Barbarossa, den Nothbart, den bisherigen
iiön Herzog von Sä)waben, zu seinem Nachfolger. In einem rüstigen
— 38 Körper trug er eine männlich kräftige Seele und war zum Herr-
scher geboren. Als Jüngling schon hatte er sich bei dem mühevol-
len Kreuzzuge unter Konrad Ml. rühmlich bewahrt, und ein grö-
ßeres Tagewerk harrete seiner, nachdem er zum Manne gereift.
Es galt für ein glückliches Vorzeichen, daß er, von mütterlicher
Seite ein Welfe, von väterlicher ein G hib elline, gleichsam
beiden Partheien angehörte, und also vermittelnd zwischen inne ste-
hen werde. In Deutschland war des Kaisers Ansehn vermindert,
in Italien vernichtet; die Lösung einer doppelten Aufgabe lag
demnach Friedrich I. beim Antritte seiner Negierung vor. Auf
^1152 einem zu Merseburg gehaltenen Reichstage sä)lichtete er die
dringendsten Angelegenheiten des Innern, dann aber richtete er seine
Blicke auf Italien. Mailand übte eine drückende Zwingherrschaft
aus über die andern lombardifck)en Städte; ein kaiserliches Schrei-
ns?. den deutete dem dortigen Senate des neuen Kaisers beginnende
Herrschaft an. Man verspottete selbiges, Friedrich aber zog schon
im folgenden Jahre über die Alpen, um seinen Worten Gehorsam
Lisi zu erzwingen. Noch war er nick)t stark genug, das übermürhige
Mailand zu züchtigen, dagegen aber zog er nach Rom, verständige
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Gertrud Heinrich Heinrich Welf Welf_schlo-ß Konrad Konrad Konrad Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich_?. Friedrich Barbarossa Barbarossa Konrad_Ml Konrad Friedrich_I. Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Baiern Deutschlands Sicilien Italien Bamberg Deutschland Italien Merseburg Italien Mailand Mailand Rom
230
Siebenter Zeitraum.
ihn gewesen, und durch einen unabsehbaren Zug von Saumthie-
1195 ren führte er, bei seiner Abreise, die in Palermo aufgehauften
Schatze und Kostbarkeiten mit sich nach der festen Burg Trifels.
Als die Genueser und Pisaner den verheißenen Lohn verlangten,
hielt er sie eine Zeitlang mit leeren Ausfliichten hin, und wies sie
endlich mit trockenen Worten ganz ab. In dieser Zeit starb
Heinrch der Löwe (i 195), der einzige deutsche Fürst, welchen der
Kaiser noch immer gefürchtet hatte, und nun eilte er, einen großen
und kühnen Plan, den er schon lange in sich trug, zur Ausfüh-
rung zu bringen. Ein gewaltiger Kreuzzug sollte den Orient, das
byzantinische Reich, ja sogar England und Frankreich unter seine
Botmäßigkeit bringen. Schon zog ein zahlreiches Heer auf
dem gewöhnlichen Wege nach Constanttnopel, wahrend ihm 60,000
uoo Mann über die Alpen folgten, um von Italien aus den Seeweg
anzutreten; da riefen ihn neue Unruhen nach Sicilien. Ein ge-
wisser Jordan war verdächtig nach der Krone gestrebt zu haben,
dafür ließ ihn Heinrich auf einen glühenden eisernen Thron setzen,
und eine ebenfalls glühende Krone auf den Kopf nageln! Den Gra-
fen Richard von Acerra, der beabsichtigten Vergiftung des Kaisers
angeklagt, verurtheilte er, an den Schweif eines Pferdes gebunden,
zu Capua durch die Straßen geschleift zu werden. Ein plötzlicher
Tod, entweder durch Gift oder durch einen kalten Trunk auf der
Jagd herbei geführt, gebot Heinrichs Vi. kühnen Entwürfen einen
1197 plötzlichen Stillestand. Er starb ^u Messina in seinem 32. Jah-
re. Ein minderjähriger Sohn, Friedrich, hinterblieb, doch die
zwei Partheien, der Welfen und der Ghi bellinen, schritten,
ihn übergehend, zu einer doppelten Wahl; diese ernannten Hein-
richs Vi. Bruder, den Herzog
Philipp von Schwaben (1107 — 1208), jene Otto Iv.
(1197 — 1215), einen Sohn Heinrichs des Löwen, zum
Kaiser. Ein fast I2jahriger Krieg zerrüttete Deutschland, wobei
der Papst Innocenz Iii. allein gewann, denn beide Gegner buhlten
wetteifernd um seine Gunst, traten ihm alle Lande in Italien,
nebst den alten Ansprüchen auf selbige ab, gestanden des Papstes
Recht und Gewalt, die Kaiserkrone zu verleihen, zu, wodurch
der päpstliche Stuhl zu einer bisher nie gesehenen Macht gelangte.
Die Privatrache eines Wüthenden entwirrte den Knäuel. Otto
von Wittelsbach, ein Brudecssohn dessen, dem Friedrich I. Baiern
verlieh, ermordete Philipp von Schwaben auf dem Schlosse Al-
1208 tenburg, bei Bamberg, weil dieser ihm eine seiner Töchter zuge-
sagt, nachmals aber sein Wort zurück genommen hatte. Es gelang
Innocenz Iii. eine neue Kaiserwahl von Seiten der hohenstausi-
schen Parthei zu verhindern. Otto Iv. war jetzt einziger Kaiser,
zerfiel aber bald mit dem Papste, als er seine Ansprüche auf Ita-
lien und vornehmlich auf Sicilien geltend machen wollte. In-
nocenz kämpfte mit doppelten Waffen; er unterstützte den jungen
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Jordan Heinrich Heinrich Richard_von_Acerra Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Heinrichs Heinrichs Innocenz_Iii Innocenz Otto Friedrich_I. Philipp_von_Schwaben Philipp Innocenz_Iii Innocenz Otto
Extrahierte Ortsnamen: Palermo England Frankreich Constanttnopel Italien Sicilien Capua Messina Deutschland Italien Wittelsbach Bamberg Sicilien
Siebenter Zeitraum.
234
ten daher Abgeordnete aus Italien den jungen Konradin, ein Be-
freier der Unterdrückten zu werden und sein rechtmäßiges Erbe in
Besitz ;u nehmen, wozu ihm von allen Seiten Beistand erwach-
sen werde. Der Geist seiner Vater beseelte den edlen Jüngling.
Er kam mit 10,000 Rittern und Dienstmannen; sein Freund,
Friedrich von Oestceich, ein Sohn Herrmanns von Baden und
-der Gertruds von Oestreich, daher er auch wohl Friedrich von Baden
heißt, begleitete ihn. Das Glück schien das kühne Wagstück zu
begünstigen, denn unaufgehalten und durch Zugang italienischer Völ-
dc„a3.ker verstärkt gelangte das deutsche Heer bis nach Apulien. In der
Äug. Ebene zwischen Alba und Tagliacozzo stellte endlich Karl von
i2fj<S 2injou seine Schaaren, 6000 Streiter, entgegen, welche der kriegs-
erfahrene Ritter, Erard von Valery, der unlängst aus dem heili-
gen Lande zurückgekehrt war, befehligte. Auch hier neigte sich der
Sieg bereits auf die Seite Konradins; unvorsichtig aber lösten
die Deutschen ihre Reihen zu zeitig, um auf Beute auszugehen.
Ein Hinterhalt, welchen Karl selbst befehligte, stürzte aus einer
Bergschlucht hervor, überwältigte die Sichern, — und Konradin
rm ao. und Friedrich geriethen beide in Gefangenschaft. Ihr Loos war ge-
•°ftt fallen; Karl von Anjou ließ sie öffentlich zu Neapel enthaupten;
1“Gö der letzte Sprößling des hohenstausischen Stammes welkte mit Kon-
radin dahin; — 82 Jahre früher knüpfte Friedrich I. durch die
Vermahlung seines Sohnes Heinrich mit Constanze von Sicilien,
ein enges Band zwischen Deutschland und Italien, und ahnete nicht,
daß er seinem Geschlechts dadurch den Keim des Todes einimpfe!
Die traurige Zeit des Z wisch en r e ich s (Interregnum), von
dem Kode Konrads Iv. bis zur Erwählung Rudolfs von Habö-
burg, stürzte Deutschland 19 Jahre lang in alle Schrecken des
Faust rechts. Bei gänzlichem Mangel an gesetzlichem Schutze
bildeten sich Verbindungen zu eigener Wehr und Sicherheit. Die
Hansa, seit 1241 schon durch Hamburg und Lübeck begon-
nen, erweiterte sich durch den Beitritt vieler Nordischen Handels-
städte; 70 Städte im südlichen Deutschland thaten 1254 das-
selbe und nannten sich den rheinischen Bund; nach derselben
Weise entstand auch ein sch w ä b i sch e r Städtebund. Die Vehm-
gerichte endlich erlangten gleichfalls in dieser Zeit eine weitrei-
chende Gewalt und Ausdehnung.
tz. 46.
Frankreich— Capetinger.
iios Ludwig Vi., der Dicke, ergriff mit starker Hand die Zü-
— gel der Regierung, welche sein Vater, der trage Philipp I., ft>
schacht geführt, und ward einer der besten Könige Frankreichs.
^ 20 Bis auf die Städte Paris, Orleans, mit ihren Distrikten, und
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Konradin Friedrich_von_Oestceich Friedrich Gertruds_von_Oestreich Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
i2fj
Extrahierte Ortsnamen: Italien Baden Apulien Neapel Sicilien Deutschland Italien Rudolfs Deutschland Hamburg Deutschland Frankreich Frankreichs Paris
23ü Siebenter Zeitraum.
gels an Klugheit und Festigkeit glückten sie selten. Der Anfang
zu einer Universität in Paris gehört seiner Zeit, und der de-
rühnite Scholastiker, Peter Abalard, zog Tausende wißbegieri-
ger Jünglinge dahin. Zu theatralischen Vorstellungen gab ein
Mönch, Gottfried, der sich mit dem Unterrichte der Jugend
beschäftigte, die erste Veranlassung, indem er seine Zöglinge bibli-
sche Geschichten aufführen ließ.
Philipp!!., August, Ludwigs Sohn, ward sein Nach-
*18^ folger. Ganz verschieden von diesem, paarte ec List und Gewalt zur
-222 Erreichung seiner Zwecke und hob das königliche Ansehn. Sein
«43 erstes Edikt gebot die Verfolgung der Ketzer von Albi (Albigen-
ser), die Bestrafung der Gotteslästerer und die Abschaffung der
Possenreißer und Schalksnarren des Hofes. Ein anderes verbannte
alle Juden aus Frankreich. Ihr Vermögen siel dem Könige an-
heim, und deren Schuldner wurden, gegen Erlegung von 20 Pro-
cent, ihrer Verpflichtung entlasten. Diese Ungerechtigkeit brachte
dem Reiche den doppelten Nachtheil einer verminderten' Bevölkerung
und der Fortschaffung bedeutender Geldsummen ins Ausland. Lobens-
werther war die Strenge gegen die Banden der Cotereaux
¿183 oder Braban^on, entlassene Miethfoldaten, deren man an 7000
niedechieb; auch vereinigte Philipp die Grafschaft Vermandois mit
der Krone. Sein mit Richard Löwenherz unternommener
*190 Kreuzzug mißglückte, wie die meisten andern, Philipp aber suchte
einen unedlen Gewinn aus Richards zweijähriger Gefangenschaft
ii92 zu ziehen, indem er einen Theil der Normandie an sich riß.
Voll Erbitterung griff dieser zu den Waffen nach seiner Befreiung,
doch der Krieg blieb ohne Entscheidung, da Richard durch einen
1129 Pfeil tödtlich verwundet ward und starb. Sein Bruder, Johann
ohne Land, bestieg den Thron und tödtete eigenhändig feinen Neffen
Arthur, Herzog von Bretagne, weil dieser, von Philipp !!. dazu
aufgewiegelt, ihm die Krone streitig machte. Wegen dieser bluti-
gen Thal forderte Philipp den König von England als sein Ober-
lehnsherr vor Gericht, und da selbiger, wie zu erwarten, nicht er-
schien, eroberte er die ganze Normandie, Anjou, Maine, Touraine nebst
dein größten Theile von Poitou, so daß dem Könige von England
1204 nur noch Guienne übrig blieb. Schwerlich würden dieses die
Vasallen geduldet haben, waren sie nicht durch die Kreuzzüge und
vornehmlich durch die Begründung des lateinischen Kaiserthums an-
derwärts beschäftigt gewesen. Der Fanatismus der Zeit und die
Mahnungen des Papstes Innocenz !!!. veranlaßten Philipp 1!.
zu einem Kreuzzuge gegen die eigenen Unterthanen, die Sekte der
Waldenser, von ihrem Stifter Petrus Waldus (Hierre
Vaud) benannt, wobei alle Greuel der Rohheit und Religionswuth
verübt wurden. Der Graf Simon von Montfort aber, dem man
die Führung dieses Krieges übertragen, riß eine solche Gewalt an
sich, daß er dem Könige von Frankreich und dem Könige Peter
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Peter_Abalard Gottfried Philipp! Philipp August Ludwigs_Sohn Ludwigs Philipp Philipp Richard_Löwenherz Philipp Philipp Richards Johann Arthur Philipp_!! Philipp Philipp Philipp Innocenz Innocenz Philipp Philipp Stifter_Petrus_Waldus Simon_von_Montfort
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Bretagne England Maine England Vaud Frankreich
Sngkmd — Rormännfsche Könige. 24z
des barbarischen Strandrechts gehört unter- die Züge ftines im
Ganzen milden Charakters.
Richard I. Löwen Herz bestrafte, im Gefühl des eigenen, usa
gegen seinen Vater begangenen Unrechts, alle, die ihm dabei behülft ~ 90
lich gewesen, und belohnte dagegen die treuen Anhänger des ver- ~ 10
storbenen Königs. Ein Zufall veranlaßte bei feiner Krönung eine
Judenverfolgung, welche sich über ganz England verbreitete und
ein Jahr lang fortgesetzt ward. Mit Feuereifer betrieb Richard
die Zurüstungen zu einem Kreuzzuge, wobei er kein Mittel, Geld
zu erlangen, verschmähet. Er brach zuerst nach Sicilien auf, über- il9o
winterte dort, zwang den König Tancred, die verwitwete Königin,
Johanna, Richards Schwester, wegen erlittener Unbilden zu ent-
schädigen, gerieth auch mit dem ebenfalls anwesenden König von
Frankreich, Philipp August, in Zwist und segelte im folgenden
Frühjahre nach dem heiligen Lande ab. Cypern wurde von ihm i*9*
in Besitz genommen, weil der dortige Fürst, Jsaac Komne-
tt es, die Mannschaft englischer Schisse, die ein Sturm an die
Küste seiner Insel warf, hatte ausplündern lassen. Ihn selbst
warf Richard in silberne Fesseln und hielt ihn in Verwahrung.
Acre, Joppe, Ascalon und andere Platze kamen, vornämlich durch
Richards Tapferkeit, nach und nach in die Gewalt der Christen,
doch beleidigte er durch seinen Stolz den König von Frankreich,
daß selbiger schon im ersten Jahre das heilige Land wieder verließ,
so wie auch den Herzog Leopold von Oestreich, welcher seine Rache
zur gelegenen Zeit übte. Nachrichten von Unruhen, die in Eng-
land ausgebrochen waren, zwangen Richard zu einer schleunigen
Rückreise. Als Pilger verkleidet wollte er durch Oestreich schlüpfen,
ward aber erkannt, von dem Herzoge Leopold gefangen genommen
und für 60,000 Mark Silbers an den Kaiser Heinrich Vi. aus-
geliefert, welcher ihn erst nach zweijähriger Haft und für ein Lö-
segeld von 150,000 Mark Silbers, außerdem noch 20,000 dem
Herzoge von Oestreich zahlbar, wieder frei ließ.
Gefährliche Unruhen erschütterten England wahrend Richards uw
Abwesenheit. Zuerst mißbrauchte der von ihm zum einstweiligen
Statthalter eingesetzte Bischof von Ely, Lvngchamp, die über-
tragene Gewalt, und ging sogar damit um, die englische Krone dem
fünfjährigen Prinzen Arthur, Herzog von Bretagne, dem Sohne
Gottfrieds, eines ältern, bereits verstorbenen Bruders Richards,
zuzuwenden, damit er Reichsregent werde. Johann, Richards jün-
gerer Bruder, hintertrieb diesen Anschlag und zwang den verräthe-
rischen Longchamp zu einer immerwährenden Auswanderung nach
Frankreich, allein er selbst trachtete nun, mit Beihülfe des Königs
Philipp August, nach dem Throne. Ein Krieg gegen Frankreich
war daher Richards erstes Unternehmen nach seiner Rückkehr. Jo-
hann batzetzt fußfällig um Gnade und erhielt sie, Philipp Au-
gust aber schloß, nach einer Niederlage bei Freteval, unwett
16 *
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Extrahierte Personennamen: Johanna Richards Philipp_August Philipp August Richard Richards Leopold_von_Oestreich Leopold Oestreich Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Oestreich Richards Arthur Gottfrieds Richards Johann Richards Philipp_August Philipp August Richards Philipp_Au- Philipp
Extrahierte Ortsnamen: England Sicilien Frankreich Joppe Frankreich Eng- England Bretagne Frankreich Frankreich
255
Südliche Reiche.
spat unternahm er, das Verlorene mit dem Schwerte wieder zu er-
ringen. Die Schlacht auf dem M a r ch f e l d e am Weidenbache bei bcn26*
Seilfried oder March egg verlieh Rudolf I. einen glanzenden Sieg 2iu9'
und kostete Ottocar Ii. das Leben. Die Macht der Slaven war 1-78
gebrochen, welche bei Deutschlands damaliger innerer Auflösung
ihre Herrschaft leicht über dessen sammtliche Gauen und Lander
würden verbreitet haben.
In dem griechischen Reiche erlosch das Haus des Ba-
silius um die Mitte des 11. Jahrhunderts und das Geschlecht
der K o mn e n e n folgte selbigem in Isaackomne.nes. Er ver- 1057
mochte wenig gegen die einbrechenden Petschenegen, und als ec der — ea
Vornehmen Mitwirkung verlangte, ward er in ein Kloster ver- ^ 2
bannt. Nicht besser ging es unter Constantin Xi. Dukas.
Die Türken erschienen zum ersten Male an den Küsten des Bos-
porus, den Norden bedroheten die Ungarn, den Süden die Nor-
mannen in Pelopones. Nach seinem Tode vermahlte sich seine 1(167
Gattin, Eudoxia, mit einem der Feldherrn und hob ihn unter dem
Namen Nomanus Iv. Diogenes auf den Thron, von welchem
ihn aber Consiantins Sohn, Michael Viii. Parapinaccs, d. 1071
i. der Kornmakler, verdrängte und durch Gift aus dem Wege
räumte. Wegen seiner gänzlichen Unfähigkeit mußte er gleichfalls
einem Nebenbuhler weichen, ward Erzbischof von Ephesus, und 1073
Nicephorus Iii. Botoniates, eben so unwürdig wie sein Vor-
gänger, verlor den angemaßten Thron nach kurzem Besitze, den
Alexius I. Komnenes in 37jähriger Dauer, doch unter schweren ioßi
Kämpfen, behauptete. Die Normannen eroberten nicht nur die
griechischen Besitzungen in Apulien und Calabrien, sondern machten
selbst Eonstantinopel zittern unter ihrem tapfern Herzoge Robert
Guiscard; die Türken nahmen Antiochia und Nicaa und bedrohe-
ten auch Bithynien. Alexius flehete um Hülfe bei den abendlän-
dischen Fürsten. Sie kam ihm zwar "durch das Beginnen
der Kreuzzüge; allein die Horden der Kreuzfahrer wurden dem 1003
griechischen Kaiser bald furchtbarer, als die Türken selbst, weshalb
zwischen den Griechen und Franken ein höchst feindseliges Ver-
haltniß entstand. Sein Sohn Johannes I. regierte nach ihm
25 Jahre hindurch mit Ansehn und Würde. Die neu-grie- ms
chische Sprache bildete sich jetzt. Manuel I., der Sohn des
vorigen, kann den bessern Regenten dieser Periode noch beigezahlt im
werden, obschon er, ein Alcibiades, mit Leichtigkeit des Lebens Be-
schwerden ertrug und sodann der Ueppigkeit und Zügellosigkeit
stöhnte. Er kämpfte nicht ohne Glück gegen die Normannen und
Ungarn, wozu er sich fränkischer Söldner bediente, ahmte aber das
Lehenswesen der abendländischen Reiche nach, weshalb er den
Staat seinem unmündigen Sohne Alexius Ii. sehr geschwächt 1180
hinterließ, der ein Opfer An dronikus I. ward. Nach einem
abenteuerlichen Jugendleben erschmeichelte und erlistete ec den "«r
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_I. Constantin Dukas Michael_Viii Robert
Guiscard Alexius Manuel_I. Alexius_Ii