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sondern sie hatten auch alles Geschütz und Gepäck verloren, und das Silberservice des Kurfürsten war in die Hände der Schweden gefallen. Nachdem Bauer nun die gewonnenen Siegeszeichen hatte ausstellen lassen, ließ er die Generale zusammenkommen und zeichnete Torstensohn besonders aus, und da dieser jede Danksagung ablehnte und meinte, Baner habe den Sieg entschieden, ries dieser: „Nein,
Torstensohn, Sie sind ein großer Mann, und wenn ich nicht mehr bin. werden Sie noch Schwedens Schutz und Rettung sein! Ich bin ein alter Kerl und werde wobl keinen solchen Ritt mehr tun. Wenn ihr mich zur Ruhe gebracht habt, so pflanzt eine dieser Standarten auf mein Grab und vreist dabei Gott für das, was er heute an Schweden und an mir altem Graubart getan hat." Zuletzt ließ er Wein bringen und kredenzte ihnen denselben aus den erbeuteten sächsischen Silberpokalen. — Fünf Jahre darauf (1641) starb Bauer in Halberstadt, man sagt an Gift, welches ein französischer Mönch ihm aus Befehl des neidischen Richelieu beigebracht hatte.
Ein ähnlicher Held war der junge Herzog Bernhard von Weimar, der treue Kampfgenosse Gustav Adolfs. Als er im Winter 1637—38 die Festung Rh ein selben (im Kanton Aargau > belagerte, zog der kaiserliche Geueral Johann von Werth herbei und zwang ihn zum Rückzüge. Aber nach wenigen Tagen kehrte Bernhard zurück, wars sich unvermutet ans die Feinde und sprengte das Heer auseinander, und Johann von W erth würde mit mehreren Generalen gefangen (3. März 1638). Dann belagerte er die Festung (Alt-) Breisach am Rhein (im Babensch en). Die Soldaten und Bürger verteidigten sich zwar sehr tapfer; aber endlich wurde die Hungersnot so groß, daß viele vor Hunger starben, cinbere den Kalk von den Wnnben kratzten, und daß ein Ei einen Taler und ein Hunbeviertel sieben Gulben kostete. Man vermißte sogar acht Kinder, die vermutlich von den Hungerleibenben verzehrt worben waren. Enblich übergab der Kommanbant die entvölkerte Stobt (19. Dez. 1638), und als nun bic ausgehungerten Bürger und Soldaten ans den Toren strömten, sich der langentbehrten Freiheit zu erfreuen, ließ der eble Herzog Brot und Suppe unter sie austeilen.
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Dieser war gerade das Gegenteil vom wackern Eumäos. Was die Freier nur wünschten, that er mit Freuden; denn er glaubte, Odysseus würde nie wiederkommen. Auch jetzt zeigte er sein böses Gemüt; denn als er des Bettlers und des Eumäos ansichtig wurde, rief er höhnend ihnen nach: „Nun wahrlich, da führt doch ein Taugenichts den andern! Ja. ja, gleich und gleich gesellt sich gern! Wo willst du denn mit dem Bettler hin. Eumäos? Im Hause des Odysfeus wird es ihm schon ergehen; da wird ihm manches Schemelbeiu au den Kopf fliegen. Ich könnte ihn eher gebrauchen, meine Ställe auszumisten; aber so ein Lump will lieber betteln als arbeiten!" — Mit diesen Worten rannte er herzu und gab dem Odysseus einen tüchtigen Fußtritt;'dieser ballte schon die Faust, um auf der Stelle deu Nichtswürdigen zu züchtigen; „doch", dachte er, „noch ist es nicht Zeit." — Sowie sie sich dem Palaste näherten, hörten sie auch schon das Getöse der Harfen und des Gesanges, und Bratengernch kam ihnen entgegen. Mit den Gefühlen der Freude und des Unmutes zugleich trat Odysseus in das Thor seines Palastes ein, und siehe da, der erste, der ihn erkannte, war ein alter Hund, den er aufgezogen hatte, der jetzt aber alt und verachtet war und auf dem Misthaufen in den letzten Zügen lag. Das treue Tier merkte die Nähe feines Herrn, wedelte mit dem Schwänze und wollte ihm freundlich entgegenkriechen; aber es war schon zu schwach. Odysseus traten die Thränen in die Augen; schnell ging er vorüber, um nicht verraten zu werden; der gute Hund aber starb, nachdem er traurig seinem Herrn nachgeblickt hatte.
Nun trat Odysseus in den glänzenden Saal, wo die Freier eben schmausten. Jeder hatte ein Tischchen vor sich, mit Braten und Brot bedeckt, und die umherlaufenden Diener schöpften die Becher aus dem mitten im Saale stehenden großen Mischkessel. Odysseus setzte sich demütig auf der Thürschwelle nieder; aber auch da mußte er viel ausstehen. Die übermütigen Freier wollten ihn da nicht leiden, verhöhnten ihn, und als er nachher in dem Saal bettelnd umging und ihm manche Brot und Fleisch in den Quersack steckten, schleuderte ihm einer der stolzesten einen Fußschemel an die Schulter, und ein anderer warf ihm lachend eine Kuhpfote
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Offizierstellen unter sie und errichtete aus beit asiatischen Truppen eine Leibgarbe. Als das bte Maeedonier hörten, brach bte verhaltene Wehmnt und Reue plötzlich aus. Sie liefen nach seinem Palaste, legten ihre Waffen bemütig vor den Thoren besselben nieber, warfen sich zu Boden und flehten um die einzige Wohlthat, das 'Angesicht des Königs sehen zu bürfeu. Ja, als er nicht gleich erschien, erklärte» sie, sie würden nicht eher von der Stelle weichen, bis ihre Thränen sein Herz erweicht hätten. Da trat er heraus. Als er sah, wie sie alle tveiiteitb vor ihm auf den Knieen lagen, sonnte er seine Thränen nicht länger zurückhalten. Nun nahm einer der genchtetsten Offiziere das Wort und sprach: „Deine Macebonier bebatteru das am meisten, o König, daß die Perser deine Verwanbten heißen und dich umarmen bürfeu, währenb mir nie dieser Ehre ge-tvürbigt werden." Da breitete Alexander die Arme aus und rief: „O ihr seid ja alle meine lieben Verwandten!" Er umarmte, die ihm zunächst standen; alle jauchzten laut, nahmen ihre Waffen wieder auf und kehrten mit Gesang und Jubel ins Lager zurück. Um aber die Versöhnung recht feierlich zu machet, und auch die Perser daran teilnehmen zu lassen, lud er alle zu einem großen Feste ein, bei welchem die Macedonier ihm zunächst sitzen durften. Nachdem alle noch einmal miteinander recht vergnügt gewesen waren, reiften die Invaliden, 10 000 an der Zahl, nach Makedonien ab. Alexander zahlte ihnen nicht nur den Sold bis zu dem Tage aus. wo sie int Vaterlaude ankommen würden, sondern schenkte noch dazu jedem eine große Stimme Geldes. Als sie von ihm Abschied nahmen, stürzten ihm Thronen aus deit Augen.
Feinde gab es nun nicht mehr zu bezwingen; daher dachte der unruhige Geist nun daran, sein weites Reich genauer kennen zu lernen. Er durchreiste Asien in verschiedenen Richtungen und besuchte die großen Städte Persepolis, Susa, Ekbatana und Babylon. Überall machte er neue Einrichtungen; bald trocknete er Seeen und Moräste ans, bald legte er Wege, Dämme und Kanäle an. Wer weiß, was der große Mann nicht alles noch unternommen haben würde, hätte nicht der Tod seinem Leben unerwartet früh ein Ende gemacht. Er hatte nämlich beschlossen, Babylon zu feiner Haupt-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander
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ist derselbe, von dem die Dichter erzählen, bciß er in der Unterwelt bis an das Kinn im Wasser stehe und boch von brennenbem Durst gepeinigt werbe. Wenn er aber die Lippen zum Wasser neigt, schwinbet es plötzlich. Ebenso hat er nogenben Hunger, und die herrlichsten Früchte, die an gebogenen Ästen bis zu seinem Munbe hernieberhöngen, mehren noch feinen Appetit; schnappt er aber nach ihnen, so schnellen sie plötzlich in die Höhe, und der Arme sieht ihnen mit sehnsüchtigen Blicken nach. Freilich hatte er dies Schicksal durch schwere Beleidigung der Götter verdient. Denn als einst die Götter bei ihm zu Gaste waren, setzte er ihre Gottheit dadurch auf die Probe, daß er feinen kleinen Sohn Pelops schlachtete und ihn den Göttern vorsetzte, ob sie auch das Fleisch zu unterscheiden wüßten. Demeter (Ceres), damals voll Gram über ihre durch Pluto entführte Tochter Persephone (Proserpina), merkte den Betrug auch wirklich nicht und verzehrte ruhig die eine Schul-ter des Kinbes. Die andern Götter aber bemerkten kaum die freche Schanbthat, als sie sich alle schnell von der Tafel erhoben. Zeus belebte den Knaben Pelops wieber und gab ihm statt der verzehrten Schulter eine elfenbeinerne; Tantalos aber erhielt die erzählte einige Pein.
9. Perseus, Herakles.
Die griechischen Dichter haben uns ans der frühesten Zeit des griechischen Volks eine Menge solcher Sagen wie das eben Erzählte aufbewahrt, die zwar von großem Interesse sind, aber mehr in die Mythologie der Griechen gehören, daher hier nur kurz berührt werben können. Dahin rechnen wir besonbers die Thaten von Perseus, Herakles, (Herkules), Theseus, Amphion, Niobe und Odipus, ferner die Sagen vom Argonautenzug und vom trojanischen Krieg.
Lynkeus und Hypermnestra in Argos hatten einen Enkel,
Akrisios, und dieser eine Tochter, Dana s. Da dem Akrisios geweissagt war. daß er von der Hand seines Enkels sterben werde, so schloß er die Danae in einen ehernen Turm ein, damit sie nicht heiraten solle. Aber der schlaue Zeus überlistete ihn doch. Ihn
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dauerte das arme Mädchen: er verwandelte sich in einen goldenen Regen, fiel durch die Fenster in den Kerker und wurde von Danae begierig aufgefangen. Plötzlich aber erkannte sie den Gott, wurde von ihm gerettet, und zuletzt ward sie seine Frau. Der goldene Regen scheint wohl anzudeuten, sie sei durch Bestechung der Wächter befreit worden. Als von ihr ein Knabe. Perseus, geboren wurde, ließ der erzürnte Akrisios, wütend über das Mißlingen seiner Vorsicht, Mutter und Sohn in einen Kahn legen und dem Spiele der Meereswellen übergeben. Aber das Fahrzeug wurde glücklich au eine Insel des Archipels getrieben. Perseus verrichtete, nachdem er kräftig herangewachsen war. große Heldenthaten. Die berühmtesten darunter sind die Ermordung der Gorgone Medusa, deren Anblick versteinerte, und die Befreiung der an einen Felsen geschmiedeten Andromeda. Nachdem er zu dem nun versöhnten Großvater zurückgekehrt war, wurde die Weissagung wider Erwarten erfüllt. Die Jünglinge übten sich einst vor dem Könige im Diskoswersen*), Perseus unter ihnen. Aber unglücklicherweise traf er mit der schweren Scheibe die Stirn des geliebten Großvaters, der alsbald leblos zu Boden fiel. Mißmutig verließ Perseus Arges und erbaute die Stadt Mycene.
Noch größere Thaten verrichtete Herakles oder Herkules, der Sohn der Alkmene, der Frau des Königs Amphitryon von Tiryns. Wegen ihrer Schönheit hatte Zeus sie sich zu seiner Gemahlin auserkoren. Daher kam es, daß Herakles, der Alkmene Sohn, auch ein Sohn des Zeus war. An dem Tage nun, an dem Herakles geboren werden sollte, trat Zeus, voll Freude einen so trefflichen Sohn zu erhalten, in die Versammlung der Götter und meldete, jetzt würde ein Kind geboren, welches ein großer Held werden, und sein ganzes Geschlecht beherrschen würde. Hera, welche sogleich merkte, daß von dem Sohne des Zeus und der Alkmene die Rede sei, beschloß, an dieser ihre Rache zu fühlen, und ver-
*) Der Diskos war eine runde Scheibe von Metall oder Stein, in deren Mitte ein Loch, durch welches ein Riemen gezogen wurde. Mit diesem schien derte man die Scheibe, die, nachdem sie auf die Erde gefallen war, noch weit fortrollte. Wer am weitesten traf, war Sieger.
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Äthra. Bei der Abreise bat er sie, wenn ihm etwa ein Sohn geboren würde, demselben den Namen seines Vaters so lange zu verschweigen, bis der Knabe imstande sei, einen großen Stein, unter welchem Ägeus sein Schwert und seine Sohlen verbarg, auszuheben. Könnte er aber dies, dann sollte sie ihn nach Athen senden; an jenen Unterpfändern würde er leicht den Sohn erkennen.
Wirklich wurde ihm bald nach seiner Abreise ein Sohn geboren und T h e s e u s genannt. Als der Knabe Jüngling geworden war, führte ihn einst Äthra an den großen Stein und ließ ihn den Versuch machen, ihn auszurichten. Zu ihrer großen Freude ging das recht leicht; sie übergab ihm das Schwert des Vaters, ließ ihn sich die Sohlen anbinden und bedeutete ihm, daß Ägeus in Athen sein Vater sei; zu ihm solle er nun reisen, sich ihm zu erkennen geben und die Erkennungszeichen vorzeigen. Der besorgte Großvater und die zärtliche Mutter wollten ihn auf dem kürzeren Wege zu Wasser hinschicken; aber der tapfere Jüngling, der sich etrnas versuchen rnollte, mahlte den Weg zu Lande, roeil er hier gefährliche Abenteuer zu bestehen hoffte, die auch nicht ausblieben.
Denn damals gab es noch in Bergen und Wäldern Riesen, milbe Räuber und Ungeheuer, und Theuseus fanb beren auch manche aus seinem Wege. Ter erste, der seine Stärke empfanb, war der Keulenschwinger Periphetes, der die sorglos Reisenden zu überfallen und zu erschlagen pflegte; ihm würde aber jetzr von dem starkem Theseus die Keule entrounben und er damit totgeschlagen. Ein anderer mar der Räuber S i n n i s. Der pflegte mit seinen Riefenarmen die Gipfel zweier nahe ftehcnben Fichten zusammen zu biegen und den Reisenben baran zu binben. Wenn nun die losgelassenen Gipfel auseinander schnellten, würde der Unglückliche jämmerlich zerrissen. Ein britter mar der Räuber Skiron, der die Reisenben zmang, ihm die Füße zu waschen, und wenn sie gebückt auf der Spitze eines Felsens vor ihm stauben, sie hohnlachend rück-lings von der Felsenwand ins Meer himmterstieß. Daß ihm jetzt durch Theseus das Gleiche midersuhr, wird jeder von selbst erraten. Der vierte endlich war Prokrnstes, der, Hohn mit Grausamkeit verbindend, zwei eiserne Bettstellen hatte. Die eine war knrz, die
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sich los von den Seinen. Weinend schlich die zärtliche Andromache nach Hanse, oft noch sich umwendend und heiße Thränen vergießend: denn sicher glaubte sie, Hektor werde nicht wieder zurückkehren ans der Feldschlacht.
Diesmal noch wurde Hektor erhalten. Er forderte einen der tapfersten Fürsten der Griechen heraus. Das Los traf Ajax. Beide fochten und rangen mit gleichem Mnte und gleichem Geschicke, bis die einbrechende Nacht die Streitenden trennte. Keiner wich siegend, keiner besiegt. Was aber Hektor noch mehr ehrte als die bewiesene Stärke, war der Edelmut, mit dem er scheidend den Wert seines
Feindes erkannte. „Wahrlich!" sprach er, „Ajax, dn bist ein herr-
licher Krieger! Keiner unter allen Griechen weiß den Speer so trefflich zu führen. Aber nun laß uns ausruhen vom Kampfe und ein andermal ihn auskämpfen. Doch ehe wir voneinander scheiden, laß uns rühmliche Gaben einander verehren, damit man einst bei Troern und Griechen von uns sage: Seht. sie kämpften den Kampf der geistverzehrenden Zwietracht, und dann schieden sie beide in Freundschaft wieder versöhnet." Mit diesen Worten nahm Hektor sein Schwert samt der Scheide ab und reichte es ihm mit dem schönen Gehenke. Dagegen schenkte ihm Ajax seinen purpurnen Leib-
gurt. Nun trennten sich beide, jeder Achtung vor dem andern im Herzen.
Noch viele Kämpfe bestand Hektor gegen die Griechen, die fast den Mut verloren und mehr als einmal daran waren, mich Hause zu segeln. Achilles hatte sich mit Agamemnon veruneinigt und sich vom Kriege zurückgezogen. Da geschah es, daß einst bei
einem heftigen Treffen Hektor und der Grieche Patroklos. des Achilles innigster Herzensfreund, zusammenstießen, und es gelang
jenem, diesen zu töten. Nun fuhr Achilles auf vom Ruhelager,
wie eine Löwin, der man die Jungen geraubt hat. Er war außer sich vor Schmerz. Laut weinend warf er sich zur Erde. bestreute sich Haare und Kleid mit Staub und wälzte sich in wilder Verzweiflung. Dann ermannte er sich und schwur dem Geiste des ent-
schlafenen Freundes, eine blutige Rache an seinem Mörder Hektor zu nehmen. Sogleich verlangte er eine Schlacht, um seinen Tod-
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an deinen Vater, bu mächtiger Achill, der, so nlt wie ich, jetzt fern von dir ist- Vielleicht umdrängen auch ihn jetzt mächtige Völker,
und keiner ist da, der sie ihm abwehrt. Aber er weiß doch, daß
ihm noch ein tapferer Sohn lebt, und von Tage zu Tage hofft er auf beine Wieberkehr. Ich aber, ich Unglücklicher, ich habe soviel Söhne erzeugt, und von den tapfersten ist mir keiner mehr übrig. Fünfzig Sohne hatte ich noch, als ihr in mein Laub tarnet, neunzehn allein Von einer Mutter geboren. Viele bavon fielen in der Schlacht: aber der mein einzig geliebter war, der die Stadt und uns alle beschirmte, den hast du getötet, als er für fein Vaterland kämpfte. Für ihn, für meinen Hektor, bin ich zu dir gekommen, ihn für eine Lösung von dir zu erkaufen. 0 Achill, fürchte
die Götter und erbarme dich meiner; denke an deinen eigenen Vater! Und wie glücklich ist er gegen mich Elenben, der ich die Hand küsse, die meine Kinder erschlug!" — Diese Worte erweichten den harten Sinn Achills. Die Erinnerung an feinen alten Vater daheim hatte ihn wundersam ergriffen. Saust faßte er den Greis bei der Hand, und Thränen der Wehmut entflossen feinen Augen um den abwesenden Vater und den dahingeschiedenen Freund. Endlich ermannte er sich wieder, hob den Greis auf und sprach mit freundlichem Gerichte: „Armer Mann, ja du hast viel Unglück erlebt! Und so allein hast du es gewagt, ins Lager zu kommen zu dem Manne, der beine föinber erschlagen? Nun setze bich aber nur und laß uns des Kummers vergessen; denn mir können damit nichts besser machen. So ist der Mensch! So wechseln die Tage des Glücks und des Jammers! Reich an Schätzen und Macht zwar fitzet Pelens, mein Vater, zu Hanfe und beherrscht die umwohnenden Volker: aber der Himmel hat ihm das Glück versagt, Söhne zu haben, die feine Herrschaft von ihm erben; ich, sein einziger Sohn, bin zum frühen Tode bestimmt und kann nicht einmal den alten Vater pflegen, sondern muß fern von ihm hier sitzen, bir und den Deinigen zur Qual. So geht es auch bir. Dich preisen viele Völker, die bu weithin beherrschest, glücklich; bu hast in der Mitte trefflicher Söhne geprangt. Nun aber nmbrängt bich Schlacht und Tod. So geht
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südlich verzweifelten die Griechen ganz, jemals die Stadt einzunehmen. Zehn Jahre hatten sie nun schon davor gelegen. Da kam — so erzählt ein trefflicher römischer Dichter, Virgil, der zur Zeit von Geburt in ')ioiu lebte und die Äneide dichtete
(welche I. H. Voß und nach ihm andere ins Deutsche übersetzt haben) da kam ein verschmitzter Kopf auf einen Einfall, die Stadt mit List zu gewinnen. Die Griechen zimmerten ein ungeheures Pferd aus Holz, in dessen hohlem Bauche sich die Tapfersten verbargen. Die übrigen zogen dann ab und hielten sich mit ihren Schiffen hinter einer benachbarten Insel, um den Ausgang abzuwarten. Kaum waren sie fort, als die Trojaner, die längst schon neugierig von den Ncanern aus das hölzerne Ungetüm betrachtet hatten, aus den Thoren hinausströmten und es in der Jjsllje anschauten. Keiner wußte recht, was er daraus machen solle; einige wollten es in die Stadt ziehen, andere meinten, es müßte verbrannt werden. denn den Griechen sei nicht zu trauen. Als man sich noch darüber stritt, kam Laokoon, ein Priester des Meergottes Poseidon, herbei. „Wie?" rief er, „ihr wollt das Pferd in die Stadt ziehen? Ums Himmelswillen nicht! Kennt ihr die Griechen so schlecht? Irgend ein Betrug muß dahinter stecken. Entweder haben sich Feinde darein versteckt, oder sie wollen sonst irgend eine Tücke damit ausüben. Weg mit dem Pferde!" Bei diesen Worten schleuderte er einen Spieß gegen das Bild, daß es durch und durch dröhnte, und wenig fehlte, daß nicht die Trojaner die ^ist geahnet hätten. Aber in dem Augenblicke brachte man einen griechischen Überläufer, der sich von den Trojanern absichtlich hatte gefangen nehmen lassen; der wußte durch listig gestellte Worte sie zu überreden, das Pferd fei nur gemacht den Göttern zu Ehren, um eine glückliche Heimfahrt zu erflehen, und die Griechen hätten es absichtlich so groß gezimmert, damit die Troer es nicht in die Stadt bringen möchten; denn von seinem Besitze hange die Herrschaft ab. S^och wußte man nicht, ob mau feinen Worten glauben solle, als
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gern,“ erwiderte Odysseus, und schenkte ihm noch zweimal die Kanne voll; ich heiße Niemand. Aber nun gieb mir mich dein Geschenk. "Weißt du was?" rief der Riese schon mit lallender Zunge; „ich will dich unter allen deinen Gefährten zuletzt aufessen; das soll mein Geschenk sein." — Ganz betrunken, taumelte er zu Boden, und lautes Schnarchen verkündete seinen festen Schlaf. — "Nun hurtig herbei, ihr Genossen!" rief Odysseus. Er ergriff den verborgenen Pfahl, machte ihn im Feuer glühend und, indem die andern ihn aufhoben und über das Auge hielten, bohrte er selbst ihn tief in dasselbe hinein, daß das Blut zischend hervorquoll. Da brüllte das Ungetüm laut auf, daß die Hohle erbebte, riß sich den Pfahl, aus der Wunde, schleuderte ihn weit hin und rief die umherwohnenden Cyklopen im. Hilfe herbei. Diese kamen geschwind und fragten draußen: „Was fehlt dir denn. liebes Brüderchen? Thut dir denn jemand etwas zu Leide? Oder bist du etwa krank?" „Ach!" schrie Polyphem. „Niemand tötet mich!" — „Niemand?" antworteten die draußen, „Niemand thut dir etwas zu Leide? Nun was brüllst tut denn so? Du bist also wohl krank? Nuii da können wir dir nicht Helsen, da mußt du die Götter um Linderung anflehen." Und lachend gingen sie fort. Wie freute sich Odysseus, daß sein erdichter Name sie getäuscht hatte! Polyphem ober sprang am Morgen auf vom Lager, wälzte den Stein von der Öffnung ein wenig weg und sehte sich dahin, indem er mit den Händen fühlte, ob etwa einer der Griechen entwischen wollte. Davor hütete sich aber Odysseus; dagegen band er je drei und drei Widder zusammen, und unter den mittelsten einen der Gefährten. Für sich wählte er den größten Bock der ganzen Herde und klammerte sich in die dicke Wolle des Tieres unter dem Bauche fest. Als sich nun die Tiere durch die Öffnung drängten, bei dem Cyklopen vorbei, betastete dieser sorgfältig den Rücken derselben, und ahnte nicht, daß die Griechen unter dem Bauche steckten. Schon waren sie alle glücklich außer der Höhle, nur Odysseus noch darin: da wandelte endlich auch der große Bock zur Felsenpsvrte, aber unter ihm hing Odysseus mit Herzklopfen, und wie erschrak dieser, als Polyphem das Tier in der Thür aushielt. „Mein liebes Böck-
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