234 Sechster Zeitraum.
fr wenig befestigte christliche Königreich auf; denn auch
für die Muselmänner war Jerusalem ein heiliger
Ort, und die Wallfahrt dahin ein Theil ihrer religiösen
Uebungen; auch für sie war die Wiedereroberung dieser
Stadt Angelegenheit des Glaubens; auch für sie
ward daher dieser Krieg ein heiliger, ein Religions-
krieg.
336.
Zweiter Zeitabschnitt der K r e u z z ü g e von
1142 — 1187.
Doch bevor noch Jerusalem von Saladin erobert ward,
gab der Verlust von Edessa (1142) an die Saracenen
die Veranlassung zu einer neuen großen Bewaffnung in der
abendländischen Christenheit. Edessa, die Hauptstadt des
ersten christlichen Fürstenthums im Oriente, galt als die
Vormauer des Königreiches Jerusalem; der Verlust dieser
Stadt drohte Hcn Verlust der übrigen christlichen Besitzun-
gen. Der Fall von Edessa erregte eine allgemeine Be-
stürzung im Abendlande, und nicht vergebens rief der Papst
Eugen 3 die Christenheit zu einem neuen Hauptzuge auf,
besonders als der Abt von Clairvaur, Bernhard, mit
vollem Feuereifer dafür wirkte, ein Mann, der den Ruf der
Heiligkeit und des Wunderthaters für sich hatte, und sei-
nem Vorgänger, dem Einsiedler Peter, an Talenten und
Einffusse auf die Großen weit überlegen war. Ihm gelang
es, zuerst den König von Frankreich Ludwig 7, und dann
auch den König Konrav 3 von Teutschland zu Speyer
dafür zu begeistern. Ludwig hatte in einer Fehde mit dem
Grafen von Champagne eine Kirche mit den darein gcflüch-
tcten Menschen niedergebrannt; sein Gewissen trieb ihn an,
diese Versündigung auf einem Kreuzzuge abzubüßen. Der
heilige Bernhard heftete ihm im Jahre 1146 das Kreuz
an, und viele tausend Franzosen folgten dem Beispiele ihres
Königs, so daß Bernhard, der doch für einen starken
Vorrath von Kreuzen auf der Persammlung zu Vezelay ge-
sorgt hatte, seine Kutte zerreißen mußte, um das Vertan-
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Bernhard Peter Ludwig Ludwig Ludwig Bernhard Bernhard
218
dke Ordensritter auch durch Waffenthaten sich aus.
Nach dem Untergänge der christlichen Herrschaft in
Palästina ging der Orden nach der Insel Cypern,
wurde eine, den Muhammedanern furchtbare Seemacht,
eroberte (I. ize«-) die Insel Rhodus, nach deren
Verluste (1522) Kaiser Karl V ihnen Malta im mit-
telländischen Meere (1530) einräumte, das sie gegen
die Türken mit herrlichem Heldenmuthe verkheidigten.
Ihr Ordenszeichcn war ein weißes Kreuz auf schwarzem
Kleide. — Nicht lange nach der Errichtung des
Johanniter - Ordens, entstand (inz) der Orden
dertempelherrn, welcher den Nahmen von seinem
ersten Wohnsitze in Jerusalem, der auf der Stelle des
ehemahligcn Tempels Salomo's lag, erhielt. Die
Ritter dieses Ordens übernahmen die Pflicht, zum
Beßten der Pilger für die Sicherheit der Straßen zu
sorgen. Sie zeichneten sich während der Kreuzzüge vor
allen andern durch Heldenmuth aus, machten sich aber
schon früh durch Uebermuth und üppiges Leben verhaßt,
und je reicher der Orden wurde, desto mehr verlor sich
sein guter Ruf. Diese Reichrhümer reizten endlich den
König von Frankreich, Philipp Iv., sich mit dem
Papste zur Zerstörung der Tempelherrn zu verbinden.
Der Großmeister de,s Ordens und mehre Ritter wurden
(1312) grausam verbrannt, und der Orden ward
durch'einen Ausspruch des Papstes aufgehoben. Das
Ordenszeichen war ein rothes Kreuz auf weißem Ge-
wände. — Achtungswürdig in seinem Ursprünge und
Fortgange war der Orden der teutschen Ritter,
welcher aus einem, für teutsche Pilger und Kranke
gestifteten, Gasthause und aus einer ähnlichen Stif-
tung Bremischer und Lübeckischer Kaufleute während der
Belagerung von Ptolemais (1190) entstand. Dieser
Orden hatte, schon vor dem Verluste der morgenlän-
dischen Eroberungen, sichere Besitzungen Ln Europa
erworben, wohin er sich zurück ziehen konnte. Im
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Philipp_Iv. Philipp_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Cypern Malta Jerusalem Frankreich Europa
560
einen Abt Arnold an der Spitze, als sie mit ihren Leuten gegen ihre
Städte anrückten. Nachdem das Städtchen Bezieres (Besiär) erobert
war und man ihm vorstellte, es könnten doch auch inmitten der Ketzer
noch Rechtgläubige seyn, so antwortete der grausame Eiferer: ,/Nur
todtgeschlagen: der Herr kennt die Seinen!" Diesem Haufen folgte ein
anderes Heer unter dem Grafen von Montfort. Er ließ sich das
Ländchen vorher vom Pabst schenken und wüthete zur Ehre Gottes
mit Feuer und Schwerdt! Hunderte wurden auf dem Scheiterhaufen
verbrannt. (1206.) Der schrecklichste von allen Schrecken, das ist der
Mensch in seinem Wahn! Kurz vorher hatten 20,000 deutsche und
30,000 französische Knaben unter Anführung von Priestern einen Kreuz-
zug unternommen, der aber unglücklich ausfiel, indem auf dem Wege
fast alle umkamen. Aehnliche Grundsätze, wie die Albigenser, hatten
die Waldenser (von Peter Waldus, einem Kaufmann in Lyon) (1185),
auch Vallenser, Thalleute, genannt, in den dürftigen Alpenthälern
Piemonts wohnend. Sie waren einfach, mäßig, arbeitsam, lasen die
Bibel und satten gute Schulen. Waldus mußte jedoch flüchten und
endete sein Leben in Böhmen. Die Waldenser wurden entsetzlich ver-
folgt und Tausende verbrannt und hingerichtet.
Philipp August hatte sich bald nach seiner Zurückkunft aus dem
gelobten Lande mit der dänischen Fürstentochter, Jngelburga (seine
erste Gemahlin war Jsabella von Flandern), verheirathet, trennte sich
aber wieder von ihr. Sie gieng in ein Kloster und der König heirathete,
nachdem er von den Bischöfen die Scheidung ausgewirkt, mit Agnes,
Tochter eines fränkischen Herzogs. Der König von Dänemark klagte,
die Ehe wurde für nichtig erklärt und Innocenz 111. that Philipp in
den Bann. Der König fügte sich, erlaubte ihr, mit dem Titel einer
Königin auf einem von der Hauptstadt entfernten Schlosse zu wohnen,
und nahm sie endlich wieder zu sich in die Residenz. So glücklich
Philipp zu Lande gegen Johann gewesen war, so unglücklich war er
zur See. Die Engländer hatten 3oo Schiffe genommen, 100 versenkt
und die Franzosen wurden gezwungen, bei 1000 Fahrzeuge zu ver-
brennen. Eine weitere Unternehmung gegen Johann zu Gunsten seines
Sohnes mußte er aufgeben. Philipp starb 1223, in einem Alter von
59 Jahren, nachdem er 43 Jahre regiert hatte. Er gehört zu den
vorzüglichsten Regenten Frankreichs. Er sorgte für bessere Einrichtung
des Militärwesens, begünstigte die Wissenschaften und legte nützliche
Gebäude und Landstraßen an, wozu er bedeutende Summen ersparte.
Sein Betragen war gefällig und einnehmend, Hinterlist und falsche Schwüre
hielt er indessen für erlaubt, wenn sich etwas aus geradem Wege nicht
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Extrahierte Personennamen: Arnold Schwerdt Peter_Waldus Philipp_August Philipp August Agnes Dänemark Innocenz Philipp Philipp Philipp Philipp Johann Johann Johann Philipp Philipp
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seinen göttlichen Ursprung vollends vernichten, so wird doch das
Himmelreich, das er auf Erden gegründet hat, Jahrhunderte hindurch
fortbestehen. Das Reich Jesu hat sich auch unter Verfolgungen immer
weiter ausgebreitet und bis auf diesen Tag herrlich geblüht. Ganze
Völker haben seine Lehre angenommen und Könige selbst ihre Kronen
mit seinem Kreuze geziert. Die Opfer haben aufgehört, der Auf-
klärung ist freier Weg gebahnt worden und an die Stelle äußerer
Verehrung ist Anbetung des Höchsten im Geist und in der Wahrheit
getreten« Kein Tag in der ganzen Weltgeschichte ist daher wichtiger,
a<s der, an dem Jesus Christus, der Seligmachcr, der Gesalbte in
höherem Sinne, in die Welt gekommen ist und mit Recht haben unsere
ehrwürdigen Vorfahren von seiner Geburt an eine neue Zeitrechnung
begonnen.
Was Jesus gegründet, wurde von seinen Schülern eifrig ver-
breitet und fortgepflanzt, unter denen Johannes, Petrus und Paulus
besonders hervorragen.
Johannes, ein gewesener Fischer, durch Sanftheit des Charakters
und die herzlichste Anhänglichkeit an seinen Meister besonders aus-
gezeichnet, war der Lieblingsjünger Jesu, von dem er auch bis vor
das Gericht und unter das Kreuz begleitet wurde. Sein Evangelium
drückt erhabenen Schwung, seine Briefe Wärme aus. Seine Offen-
barung, deren tiefen Sinn jedoch zu enthüllen noch Keinem ganz gelang,
ist ein Werk voll feuriger Begeisterung. Er lebte in Ephesus, war eine
Zeitlang Verbannter auf Patmos und starb endlich in der Mitte seiner
lieben Gemeinde in Ephesus. Liebet euch untereinander! waren die
letzten Worte des hochbetagten Greisen.
Wenn Johannes durch ein sanftes Wesen sich auszeichnete, so
war Petrus gerade das Gegentheil, rasch und feurig, aber fest in
seinem Glauben, weßwegen ihn auch Jesus Kephas, Petros oder Fels
nannte, da er eigentlich Simon hieß. Auch er verließ seine Netze,
um einem höheren Zuge zu folgen. Wenn er sich auch durch Furcht
verleiten ließ, in jener Schreckensnacht seinen Herrn zu verläugnen,
so ist dagegen seine auf Jesu scharfen Blick bald erfolgende bittere
Reue ein Beweis eines edlen, von Liebe zu seinem Meister glühenden
Herzens und auch seine Erbitterung bei der durch des Hohenpriesters
Knecht Jesu zugefügten Beleidigung zeugt von aufrichtiger Liebe und
Hingebung. Er war es, der am Pfingstfeste das Evangelium zuerst
verkündigte und durch seine kraftvolle Rede Tausende für die gute
Sache gewann, wie er sich denn auch vor dem hohen Rathe muthvoll
rechtfertigte. Ueberall hatte sein Wort und sein Urtheil großes Gewicht
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Extrahierte Personennamen: Jesus_Christus Johannes Johannes Fischer Lieblingsjünger_Jesu Johannes Petrus Jesus_Kephas Petros Simon_hieß