Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 263

1829 - Leipzig : Hinrichs
Anfang der Kirchenverbcfferung. 2« >3 chen Fortschritte der Franzosen in Italien aufhalten wollte. In dem letzten Kampfe verweigerte ihm die Republik Vene- dig (1508) den Durchmarsch mit bewaffneten Truppen, und der Papst Julius 2, der ebenfalls kein teutschcs Heer in Italien zu sehen wünschte, bewilligte (8. Febr. 1508), daß Maximilian den Titel eines erwählten römischen Kaisers annahm, welchen nach ihm die folgenden Regen- ten Teutschlands sogleich nach der Wahl führten. Franc. Guicciardini, istoria chlalia. 2voll. Vene- zia, 1738. Fol. (4t. 1775.4.) (reichtvon i4g2-i53a.) Leop. Ranke, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von i4g4—i535. Th. i. Berl. i8a4. 8. D. H. Hegewisch, Geschichte der Regierung Maximilians r. 3 Thle. Hamb. u. Kiel, 1782 f. 8: 103. Anfang der Kirchcnvcrbesserung. Nächst der Entdeckung Amerika's, wirkte kein Ereigniß des scchszchntcn Jahrhunderts so mächtig auf das innere Volksleben der europäischen Menschheit, so wie auch auf die äußern Verhältnisse der teutschcn Staaten und der euro- päischen Reiche im Allgemeinen und Großen ein, als der Anfang der Kirchen Verbesserung, der noch in die letz- ten Negierungsjahre des Kaisers Maximilian gehört. Sie ging von der, von dem Churfürsten von Sachsen Friedrich dem Weisen (1302) neugestifteten, Universität Witten- berg aus, und begann damit, daß sich der Professor der Theologie I). Luther*) durch einen öffentlichen Anschlag (31. Oct. 1517) gegen den Unfug des Ab laß kram es er- klärte, welchen vorzüglich der Dominicaner Tezel auö Leip- zig in der Nähe von Wittenberg trieb , ein Subcollectcur des Churfürsten Albrccht von Mainz; denn dieser Churfürsi hatte, gegen die Hälfte des Ertrages, den ganzen Ablaßhandel in Teutschland von dem Papste gepachtet. Die Zeit der religiösen Erleuchtung war gekommen, und kein Bannstrahl, keine Achtserklärung, kein Concilien- und *) Schröckh, Luthers Leben, in s. Lebensbeschr. berühmter Gelehrten, N. A. r Thle. Leipz. 1790. 8. (im Th. 1, S. 69 ff.)

2. Theil 2 - S. 389

1813 - Leipzig : Hinrichs
àuzzüge. 389 zen Zügen im Laufe zweier Jahrhunderte den gerlngstea Antheil. An der Spitze eines Schwarmes von ungefähr 15,000 Menschen, welche nichts zu verlieren hatten, ohne Disciplin und Ordnung zusammengelaufen und auf der Reise bis auf 40,000 Mann angewachsen waren, eröffnete Peter von Amiens seinen Zug; doch war ihm bereits mit einer regel- losen Masse Walther von Pexejo, und, nach dessen Tode in Bulgarien der Neffe desselben, Walther mit dem Bei- namen der H a b e n i ch t s (â5 «voir) vorangegangen. Längs der Donau walzte sich diese Masse durchs südliche Teutsch- land und Ungarn. Ein teutscher Priester aus den Rheinge- Senden, Gottschalk, zog seinem Freunde Peter mit ei- ner Horde von ungefähr 12,000 Menschen nach, und ein anderer Priester, Volkmar, stand an der Spitze eines gleich starken Haufens, den er in Sachsen und Thüringen zusammengetrieben hatte, und durch Böhmen nach Ungarn führte. Am Rheine warf sich in dieser Zeit der Graf Emich von Leiningen, zufolge einer vorgegebenenoffen- Lahrung, auf die Juden, um an diesen die Schmach des Kreuzes Christi zu rachen, und der Erzbischoff Ruthard vo.n Mainz ward willig der Theilnehmer an diesen Ermordungs- scenen der Juden. Eine allgemeine Jagd auf die Juden, gleich stark von der Habsucht, wie von der Intoleranz und dem Fanatismus eingegeben, war die Folge dieser Greuel in den Rheingegenden, welche der Kaiser Heinrich 4 zwar mißbilligte, aber nicht hindern konnte. Viele von den ersten nach Palästina bestimmten Cohor- te», welche man zusammen auf 200,000 Menschen berech- nete, kamen nur bis nach Ungarn und zu den Bulgaren, wo sie entweder Hunger und Elend, oder die Bewaffnung der Eingebohrnen aufrieb, welche keinen Grund einsahen, ein Räuberqesindel zu unterstützen, dessen Gewaltthätigkeiten al-- Rechten des Eigenthums trotzten. Nur Peter von Amiens und Walther von Habenichts erreichten mit Ehren sehr geschwächten Bettlerbanden Konstantinopel« Der Kaiser Alepius beschenkte die Anführer, erquickte die Hör-

3. Theil 2 - S. 412

1813 - Leipzig : Hinrichs
412 Sechste Perkode.' Papiere und ihres Pallastes, des sogenannten Tempels, den er selbst bezog. Nach seinem Willen verlangte Clemens; die Gefangennehmung aller Ritter in England, Schottland, Teutschland und Italien; die Könige von Spanien und Un- garn wurden von ihm durch Bullen aufgefordert, dem erst- gebohrnen Sohne der Kirche in ihren Landern nachzuahmen. Philipp ließ im Jahre izro 50 Ritter verbrennen, welche zwar auf der Folter die gewünschten Geständnisse gethan, die- selben aber bereuet und widerrufen, und selbst die zugesicherte Begnadigung und die Jahresgehalte zurückgewiesen hatten, die man ihnen versprach , wenn sie bei ihrer ersten Aussage be- harren würden. Selbst Molai starb den Tod in Flammen, nachdem er feierlich vorher in einer Rede seine Unschuld be- stätigt hatte. Ob man nun gleich bereits in jenen Zeiten meh- rere der gemordeten Ritter als Märtyrer der Wahrheit be- trachtete; so ward doch der Orden am 22 Mai 1312 vom Papste aufgehoben. Die Güter desselben kamen größtentheils in die Hände der Johanniter, die man von dem Antheile an der Verfolgung und Ausrottung des Tempelherrenordens nicht ganz frei sprechen kann, wenn gleich die gewaltsame Vernich- tung dieses Ordens nach ihren letzten Ursachen, und nach der Schuld, welche einzelne Ritter desselben getragen haben mögen, nicht völlig aufzuklären ist. Aus der milden Stiftung eines Teutschen in Jerusa- lem zur Verpflegung armer und kranker teutscher Pilger, welche besonders, während der Belagerung von Acre, durch bremische und lübeckische Kaufleute an Umfang und Zweckmäßigkeit gewann, und das Marienhospital zu Jerusalem besaß, ward, noch während dieser Belagerung, im Jahre ,190 vom Herzoge Friedrich von Schwaben der dritte geistliche iritterorden, der teutsche Orden gebildet. Neben der Verpflegung der Armen und Kranken übernahmen die dazu getretenen Ritter die Verpflichtung, in Palästina gegen die Ungläubigen zu kämpfen, ein Ent- schluß, zu welchem die Eifersucht der teutschen Ritter auf die Johanniter und Tempelherren mitwirkte, welche nur selten teutsche Ritter in ihre Corporationen aufnahmen und noch nie einen Teutschen zu ihrem Meister gewählt hatten. Die

4. Theil 2 - S. 385

1813 - Leipzig : Hinrichs
Kreuzzüge. 385 Planes, den sein Zögling Urban 2 von neuem auffaßte, als der Schwärmer, Peter von Amiens, der im Jahre von einer Pilgerschaft nach Palästina zurückkehrte, die Leiden mit den lebendigsten Farben schilderte, welche die dortigen Christen von den rohen und siegreichen türki- schen Stämmen Ln den letzten Jahrzehnden erduldet hat- ten. Denn seit 1076 herrschte der Turkomanne Orthok in Jerusalem, dessen Horde nicht nur die einheimischen und die nach Jerusalem pilgernden Christen, sondern auch die kirchlichen Heiligthümer mißhandelte. Doch bemächtigten sich im Jahre 1096 die Fatimiden wieder der heiligen Stadt, und besaßen sie bei der Ankunft der Kreuzfahrer. Peter, gebürtig von Amiens, der Ignaz von Lojola feines Zeitalters, hatte früherhin den Wassenrock mit der Eremitenkutte vertauscht und im südlichen Frankreich be- reits durch seine Enthaltsamkeit sich berühmt gemacht, als er im Jahre 1093 eine Wallfahrt nach Jerusalem unter- nahm, wo er die Bedrückungen der Christen von den ftld- schukischen Türken selbst sah, und, nach einer vorgeblichen Erscheinung des Erlösers im Traume, vom dortigen Pa- triarchen Simeon Bitrschreiben um Hülfe an die abend- ländische Christenheit mitbrachte. Er übergab sie dem Pap- ste Urban 2, der von neuem vom byzantinischen Kaiser Alexius Kommen us um Unterstützung ersucht worden war. Ausgestattet mit dem päpstlichen Segen und mit der , Erlaubniß, seine Sendung zu verkündigen und die Gemüther vorzubereiten, begann er zu Barg in Unteritalien, einer Besitzung der Normalisier, welche damals zu den eifrigsten Wallfahrern nach Palästina gehörten, seine schwärmerischen Predigten. Mit einem großen Crucifixe in der Hand, ei- nem Stricke um die Lenden, entblößt an Haupt und Füßen, durchzog der unansehnliche Einsiedler auf einem Esel Dör- fer und Städte. Das Fe:er seiner Augen verkündigte den heiligen Eifer, dcr lcine Haranguen durchdrang, wodurch kr der Mann des Pöbels wurde. Er predigte in Kir- nen, auf Heerstraßen und Kreuzwegen; binnen einem Jahre hatte er Italien und Frankreich durchzogen, und Taujens de erblickten in ihm den heiligen und den gottgesandren ir. - 25

5. Theil 2 - S. 411

1813 - Leipzig : Hinrichs
Kreuzzüge.' 41 r Dieser Orden, der sich durch seine Tapferkeit während der Kreuzzüge auszeichnete, gewann bedeutende Besitzungen, beson- ders in Frankreich, im Ganzen 40,002 Kommenden, mit jährli- chen Revenuen von 2 Millionen Thalern und großen Privile- gien*). Nach dem Verluste von Palästina ward C Ypern der Sitz dieses Ordens. Von hier ward der Großmeister Jacob von Molai, unter dem Vorwände eines neuen Planes zur Eroberung Je- rusalems und der projectirten Vereinigung der drei geistlichen Orden, besonders der Tempelherren und Johanniter, nach Frankreich gelockt, wo damals der Papst Clemens 5 von dem unternehmenden Könige Philipp 4 und dessen Kanzler, Wil- helm von Nogaret, größtcntheils abhängig war. Eifersüch- tig über die Macht und Reichthümer des Ordens, nach wel- chen Philipps Habsucht lüstern war, wurde, nach erzwunge- ner Aussage mehrerer Tempelherren, der Orden beschuldigt, daß er nicht an Gott glaube, den Heiland verläugne, und ein Götzenbild mit Augen von Karfunkeln anbete; daß die Ritter bei ihrer Aufnahme das Crucifix mit Füßen treten und anspeien müßten, und daß der Orden zu Ptolemais die Gel- der des Königs Ludwig 9 untergeschlagen habe. Ob nun gleich wahrscheinlich der Orden, nach der Sitte der damaligen Zeit, seine Mysterien und seine besondern Cere- monieen bei der Aufnahme neuer Mitglieder hatte; so konnten doch Aussagen, welche man durch die Folter erpreßte, und welche späterhin nicht selten zurückgenommen wurden, nicht von Gewicht seyn. Nichts desioweniger kann cs gelängnet werden, daß sich auch manches unwürdige Mitglied in den Orden eingeschlichen hatte, das durch Gesinnungen und Hand- lungen die Würde des Ordens entehrte. Jene erzwungenen Aussagen veranlaßten aber den Papst und den König von Frank- reich, dem Verfahren gegen den Orden den Charakter eines Ketzerprocesses zu geben. * In Paris wurden 140 Ritter auf einmal verhaftet. Der König bemächtigte sich ihres Schatzes, ihres Archivs, ihrer Antons Gesch. des Tempelherrnorden-, S. 26,, sie Aufl.

6. Theil 2 - S. 413

1813 - Leipzig : Hinrichs
Kreuzzüge. 413 Ankunft des, nach des Kaisers Friedrichs i Tode von dessen Sohne, dem Herzoge Friedrich angeführten, teutschen Hee- res vor Acre beförderte die Gründung dieses neuen Ordens, welchen der Bruder des Herzogs, derkaiserheinrich 6 und der Papst Cölestin 3 bestätigten. Dieser neue militärische Orden nahm blos teutsche Ritter in seine Mitte auf; besaß das teutsche Haus oder das Hospital der heil. Maria zu Jerusalem (daher der Name der Ritter: Marlaner), und wollte in sich die beiden Zwecke des Johanniter, und Tempelherrnordens, die Verpflegung der Armen und Kran- ken und den Kampf gegen die Saracenen, gemeinschaftlich vereinigen. Sein erster, im Feldlager vor Acre gewählter, Meister war Heinrich von Walpot; das Abzeichen des Ordens war ein schwarzer Rock und ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Daß aber dieser Orden bald so mächtig und einflußreich wurde, verdankte er seinem ausge- zeichneten Hochmeister, dem Thüringer Herrmann von Salza, der (seit 1220) zwanzig Jahre an der Spitze dessel- den stand. Verdrängt aus Palästina nach Venedig, ward dieser Orden (1226) zur Bekehrung der heidnischen Völker an der Ostsee gerufen. Nach einem drei und fünfzigjähri- gen Kampfe hatte er die Preußen vertilgt und ihr Land sich unterworfen, das nun nach germanischer Sitte vrganistrt ward. Die Städte und Schlösser Thorn, Kulm, Marienwerder und Elbing wurden jetzt begründet. Er mußte dieses Land im Zeitalter der Reformation (1525) verlassen, als dasselbe von seinem damaligen Hochmeister Albrecht aus dem Hause Brandenburg in ein welt- liches, von Polen lehnbares, Herzogthum verwandelt ward. Seit dieser Zeit war der Sitz desselben zu Mergentheim, bis er innerhalb des Rheinbundes vom Kaiser Napoleon am 24 April 1809 gänzlich aufgehoben, und das Land, das kr , besaß, den Souverainen zugetheilt wurde, in deren Staa- ten dasselbe lag. Obgleich diese Orden in den neuesten Zeiten sich über- lebt hatten und zum Theile dem Geiste des Zeitalters un- terlagen; so waren sie doch in den Tagen ihrer Stiftung bvn großer Wichtigkeit. Ging die Begründung aller dieser

7. Theil 2 - S. 496

1813 - Leipzig : Hinrichs
496 Sechste Periode. und meistens durch die hier gezogenen Männer, hoben sich die Schulen zu St. Gallen unter dem Abte Grimald, zu Reichenau unter Walafried Strabo, zu Weißen- burg unter Otfried, zu Corvey unter Ansgar, und |u Prüm unter Regino. Die angelegten Klosterbibliothe- ken beschäftigten, besonders in der Folgezeit, freilich mehr die Hände, als die Köpfe. — Unter wilden Stürmen, veranlaßt durch Normänner, Slaven und Ungarn, wurden diese Keime einer bessern Literatur zerstört, bevor sie noch zu Früchten rei- fen konnten; auch hinderten das Faustrccht und der Raufgeisi der teutschen Nation in diesen Zeiten die Entwickelung des noch unmündigen Geschmacks. In Italien und in Frankreich konnten die Wissen- schaften so wenig, wie in Teutschland, während mehrerer Iahr- ' Hunderte zu einer freiern Gestalt und Form sich emporheben; Unwissenheit und blinder Religionseifcr hinderten gleich stark das Studium der ehrwürdigen Ueberreste eines gebildeten Alterthums. Die aus den Zeiten der Imperatoren herrühren- den Institute in Italien gingen ein unter dem Andränge der Barbaren, besonders während der Herrschaft der Langobar- den; nur der Mönchsgeist ward genährt, weil in den klö- sterlichen Cohortcn die Inhaber des päpstlichen Stuhles ihre rüstigsten Streiter fanden, und selbst die strenge Reformation des klösterlichen Lebens, wie sie zuerst Odo in seinem Kloster zu Clügny (9zo) einführte, zu bald wieder verfiel. 388. Philosophie und Theologie. Von Spanien aus, wo damals die arabische Literatur ihre schönste Blüthe trieb, kam ein neues wissenschaftliches Leben nach Frankreich. Aristoteles, den die Araber in Syrien kennen gelernt und dem sie willig gehuldigt hatten, wurde schon damals in den Klosterschulen, doch noch nicht so ausschließend, wie in der Folge, betrieben. Da die Dialek- tik ihre Stelle unter den sieben freien Künsten während des Mittelalters behauptete, und die Philosophie, so wie alle Wis- senschaften, blos von dem geistlichen Stande bearbeitet wur- de; so läßt es sich erklären, wie die Philosophie des Mit- telalters

8. Bd. 2 - S. 224

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
224 Sechster Zeitraum. faßte, als der Schwärmer, Peter von Amiens, der im Jahre 4095 von einer Pilgerschaft nach Palästina zurück- kehrte, die Leiden mit den lebendigsten Farben schilderte, welche die dortigen Christen von den rohen und siegreichen türkischen Stammen in den letzten Jahrzehnden erduldet hatten. Denn seit 1076 herrschte der Turkomanne Orthok in Jerusalem, dessen Horde nicht nur die einheimischen und die nach Jerusalem pilgernden Christen, sondern auch die kirchlichen Heiligthümer mißhandelte. Doch bemächtigten sich im Jahre 109u die Fatimiden wieder der heiligen Stadt, und besaßen sie bei der Ankunft der Kreuzfahrer. Peter, gebürtig von Amiens, der Ignaz von Lovola seines Zeitalters, hatte früherhin den Waffenrock mit der Eremitenkutte vertauscht und im südlichen Frankreich bereits durch seine Selbstbnßungen sich berühmt gemacht, als er im Jahre 1093 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternahm, wo er die Bedrückungen der Christen von den seldschukischen Türken selbst sah, und, nach einer vorgeblichen Erscheinung des Erlösers im Traume, vom dortigen Patriarchen Simeon Bittschreibcn um Hülfe an die abendländische Christenheit mitbrachte. Er übergab sie dem Papste Urban 2, der von neuem vom byzantinischen Kaiser Alerius Komnenus um Unterstützung ersucht worden war. Ausgestattet mit dem päpstlichen Segen und mit der Erlaubniß, seine Sen- dung zu verkündigen und die Gemüther vorzubereiten, be- gann er zu Bari in Unteritalien, einer Besitzung der Nor- mannen-, welche damals zu den eifrigsten Wallfahrern nach Palästina gehörten, seine schwärmerischen Predigten. Mit einem großen Crucisire in der Hand, einem Stricke um die Lenden, entblößt an Haupt und Füßen, durchzog der un- ansehnliche Einsiedler auf einem Esel Dörfer und Städte. Das Feuer seiner Augen verkündigte den heiligen Eifer, der seine Reden durchdrang, durch welche er der Mann des Pöbels ward. Er predigte in Kirchen, auf Heerstraßen und Kreuzwegen; binnen einem Jahre hatte er Italien und Frankreich durchzogen, und Tausende erblickten in ihm den heiligen und den gottgesandten Mann, der noch überdies

9. Bd. 2 - S. 228

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
228 Sechster Ae irraum. Späterhin wurden auch sie in den Strudel fortgerissen; nur die übrigen noch nicht einmal in der Kultur bis zum Hel- denalter vorgerückten nördlichen Völkerschaften Europa's, und die Spanier, welche in ihrem eignen Vaterlande mit den Arabern hinreichend beschäftigt waren, nahmen an den ganzen Zügen im Laufe zweier Jahrhunderte den geringsten Antheil. An der Spitze eines Schwarmes von ungefähr 1.5,000 Menschen, die nichts zu verlieren hatten, die ohne Zucht und Ordnung zusammengelaufen und auf der Reise bis auf 40,000 Mann angewachsen waren, eröffnete Peter von Amiens seinen Zug; doch war ihm bereits mit einer regel- losen Masse Walther von Perejo, und, nach dessen Tode in Bulgarien, der Neffe desselben, Walther mit dem Beinamen der H a b e n i ch t s (saus avoir), vorangegangen. Längs der Donau walzte sich diese Masse durchs südliche Teutschland und Ungarn. Ein teutscher Priester aus den Rhsingegenden, Gott sch all, zog seinem Freunde Peter mit einer Horde von ungefähr t 2,000 Menschen nach, und ein anderer Priester, Volkmar, stand an der Spitze eines gleich starken Haufens, den er in Sachsen und Thüringen zusammengetrieben hatte, und durch Böhmen nach Ungarn führte. Am Rheine warf sich in dieser Zeit der Graf Emich von Leiningen, zufolge einer vorgegebenen Offenbahrung, auf'die Juden, um an diesen die Schmach des Kreuzes Christi zu rächen, und der Erzbischoff Ruthard von Main; ward willig der Theilnehmcr an diesen Ermordungsscenen der Juden. Eine allgemeine Jagd auf die Juden, gleich stark von der Habsucht, wie von der Unduldsamkeit und dem zügellosen Religionseifer eingegeben, war die Folge dieser Greuel in den Rheingegenden, welche der Kaiser Heinrich 4 zwar mißbilligte, aber nicht hindern konnte. Viele von den ersten nach Palästina bestimmten Massen, welche man zusammen auf 200,000 Menschen berechnete, kamen nur bis nach Ungarn und zu den Bulgaren, wo sie entweder Hunger und Elend, oder die Bewaffnung der Ein- gebohrncn aufrieb, welche keinen Grund einsahen, ein

10. Bd. 2 - S. 234

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
234 Sechster Zeitraum. fr wenig befestigte christliche Königreich auf; denn auch für die Muselmänner war Jerusalem ein heiliger Ort, und die Wallfahrt dahin ein Theil ihrer religiösen Uebungen; auch für sie war die Wiedereroberung dieser Stadt Angelegenheit des Glaubens; auch für sie ward daher dieser Krieg ein heiliger, ein Religions- krieg. 336. Zweiter Zeitabschnitt der K r e u z z ü g e von 1142 — 1187. Doch bevor noch Jerusalem von Saladin erobert ward, gab der Verlust von Edessa (1142) an die Saracenen die Veranlassung zu einer neuen großen Bewaffnung in der abendländischen Christenheit. Edessa, die Hauptstadt des ersten christlichen Fürstenthums im Oriente, galt als die Vormauer des Königreiches Jerusalem; der Verlust dieser Stadt drohte Hcn Verlust der übrigen christlichen Besitzun- gen. Der Fall von Edessa erregte eine allgemeine Be- stürzung im Abendlande, und nicht vergebens rief der Papst Eugen 3 die Christenheit zu einem neuen Hauptzuge auf, besonders als der Abt von Clairvaur, Bernhard, mit vollem Feuereifer dafür wirkte, ein Mann, der den Ruf der Heiligkeit und des Wunderthaters für sich hatte, und sei- nem Vorgänger, dem Einsiedler Peter, an Talenten und Einffusse auf die Großen weit überlegen war. Ihm gelang es, zuerst den König von Frankreich Ludwig 7, und dann auch den König Konrav 3 von Teutschland zu Speyer dafür zu begeistern. Ludwig hatte in einer Fehde mit dem Grafen von Champagne eine Kirche mit den darein gcflüch- tcten Menschen niedergebrannt; sein Gewissen trieb ihn an, diese Versündigung auf einem Kreuzzuge abzubüßen. Der heilige Bernhard heftete ihm im Jahre 1146 das Kreuz an, und viele tausend Franzosen folgten dem Beispiele ihres Königs, so daß Bernhard, der doch für einen starken Vorrath von Kreuzen auf der Persammlung zu Vezelay ge- sorgt hatte, seine Kutte zerreißen mußte, um das Vertan-
   bis 10 von 30 weiter»  »»
30 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 30 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 10
1 24
2 28
3 7
4 108
5 24
6 113
7 55
8 7
9 4
10 247
11 164
12 47
13 5
14 30
15 2
16 15
17 5
18 1
19 13
20 40
21 15
22 51
23 34
24 14
25 20
26 15
27 30
28 46
29 8
30 1
31 156
32 54
33 19
34 140
35 11
36 36
37 196
38 5
39 21
40 43
41 133
42 60
43 20
44 4
45 150
46 54
47 13
48 20
49 16

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 12
4 2
5 0
6 1
7 15
8 16
9 1
10 6
11 0
12 1
13 0
14 1
15 1
16 15
17 70
18 7
19 1
20 15
21 0
22 0
23 6
24 3
25 39
26 28
27 1
28 0
29 0
30 8
31 0
32 6
33 3
34 4
35 1
36 7
37 21
38 0
39 5
40 3
41 20
42 8
43 42
44 2
45 25
46 18
47 0
48 0
49 0
50 1
51 0
52 25
53 8
54 2
55 0
56 32
57 2
58 30
59 2
60 0
61 2
62 0
63 2
64 4
65 12
66 14
67 19
68 19
69 76
70 0
71 10
72 11
73 6
74 12
75 1
76 9
77 7
78 6
79 0
80 1
81 4
82 4
83 7
84 0
85 6
86 45
87 4
88 2
89 9
90 86
91 0
92 54
93 0
94 11
95 1
96 7
97 2
98 63
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 18
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 4
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 1
40 2
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 5
49 1
50 1
51 1
52 0
53 0
54 0
55 2
56 0
57 2
58 4
59 4
60 0
61 0
62 0
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 2
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 2
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 3
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 1
93 0
94 0
95 0
96 0
97 2
98 2
99 0
100 6
101 0
102 0
103 2
104 0
105 0
106 5
107 0
108 0
109 1
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 1
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 0
127 7
128 0
129 0
130 0
131 1
132 0
133 0
134 0
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 1
144 0
145 0
146 1
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 0
153 0
154 0
155 3
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 2
174 0
175 1
176 0
177 7
178 1
179 0
180 0
181 0
182 3
183 0
184 3
185 0
186 1
187 3
188 0
189 0
190 0
191 1
192 2
193 0
194 5
195 1
196 0
197 1
198 0
199 0