Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Tier-Geographie - S. 22

1893 - Leipzig : Hinrichs
22 Charakter-Säugetiere Europas. kommen nie in die Wälder herab. Sie sind etwas kleiner, aber auch mutiger und wilder und ihr Fleisch ist schmackhafter als das der Waldtiere, die tiefer Hausen und im Winter in die Wälder und sogar zuweilen in tiefe Thäler hinabgehen. Doch macht sie ihre Schnelligkeit und Behendigkeit nicht sicher; viel- mehr ist die Gemse ein Sinnbild der Wachsamkeit: sie sieht sich beim Weiden jeden Augenblick um, wittert nach allen Seiten, giebt die geringste Gefahr durch ein lautes, durchdringendes Pfeifen zu erkennen, worauf sie, wenn die Gefahr als eine wirkliche sich zeigt, schnell die Flucht ergreift. Den Hals kann sie fo strecken, daß sie, an einen Baum oder Felsen gelehnt, 2 m hoch reichen kann. Sie bedarf aber auch der Wachsamkeit; denn auf der Erde, wie in den Lüften lauern zahlreiche Feinde aus sie: dort Luchse, Bäreu und Wölfe, hier Adler und der kühne Lämmergeier. Ihr gefährlichster Feind ist aber der Mensch, der unablässig auch dieses friedliche und nützliche Tier verfolgt, so gefährlich und mühsam auch seine Jagd ist. Der Gemseujäger muß einen freien Kopf, ein gutes Gesicht und sichere Füße haben; damit er über die steilsten Klippen, neben den schrecklichsten Abgründen, über die überhangenden Abhänge gehen könne, darf er vom Schwindel nichts wissen. Er muß sich gewöhnen, über Eisfelder und Gletscher zu gehen, Sturm, Uugewitter und Kälte zu ertragen. Mitten in der Nacht, oft schon am Abend, verläßt er, mit einem langen, starken, unten mit Eisen beschlagenen Alpenstocke und seiner guten, weittragenden Büchse, Pulver und Blei versehen, seine Wohnung, und noch ehe die Sonne aufgeht, durchspäht er mit scharfem Auge die höheren Gebirgsregioueu, beobachtet die Richtung des Windes und geht gegen denselben, damit die Gemsen ihn nicht wittern. Als Windzeichen bedient er sich eines Haares, welches er in die Luft hält. Bemerkt er nun eine Gemse, so wartet er hinter einem Felsen oder einem andern, ihm gelegenen Orte, bis das Tier sich von dem Weide- platze zurückzieht und er es sicher aufs Korn nehmen kann. Da aber die Gemse mit vorrückendem Tage immer aufwärts zieht, so sucht er womöglich höher als sie zu kommen, so daß sie ihm zum Schusse kommt. Sobald er die Hörner der Gemse gewahrt, schießt er. Da aber die Gemse — ganz verschieden von dem zart organisierten Stein- bocke — ein sehr zähes Leben hat und auch selbst bei starken Ver- wnndungen sehr oft entkommt, so muß der Jäger gut zielen und Brust oder Kopf zu treffen suchen; ^enn ein anderer Schuß bringt das Tier schwerlich in seine Gewalt. Selbst auf drei Beiueu läuft sie noch davon, und oft trifft man solche, denen die Knochen von selbst wieder zu- sammengewachseu sind. — Ist aber nun die Gemse glücklich erlegt, so beginnt neue Mühe und Gefahr für den Jäger, seine Beute in weg- same Gegenden zu tragen. Zu dem Zwecke wird das Tier ausgeweidet,

2. Tier-Geographie - S. 72

1893 - Leipzig : Hinrichs
72 Charakter-Säugetiere Afrikas. öfter und lieber von den Bäumen, vorzüglich Mimosen und Akazien, und ihr langer Hals und hoher Bau scheint sie auf diese Nahrung weit mehr hinzuweisen, als auf Gras, welches sie nur mit Mühe würde abäsen können. Dabei dient ihr die lange, schwarzblaue, harte und rauhe Zunge, welche sie 6 bis 8 Zoll über die Lippen herausstecken kann, fast als Hand, in- dem sie die Blätter und Zweige der Bäume nicht mit den Lippen faßt, sondern dieselben mit der Zunge ergreift und zum Maule führt. Bald ist das Ende derselben hakenförmig ge- bogen, bald spiralförmig um das Ende der Zweige gewunden, welche auf diese Weise zwischen die Enden der Kinnladen ge- zogen werden. Selbst Heuhalme faßt sie nur niit der Zunge. — So strebt in diesem interessanten Tiere alles nach oben, wozu auch seine stete Unruhe und seine Scheu, sich zu legen, trefflich paßt. Es ist die Säule, der Obelisk im großen Wunderbaue des Tierreiches, zierlich, schlank und glatt, wie diese, nur, wie es die Natur der höhern or- ganischen Welt verlangt, beweglich, und das im höchsten Grade. 6. Verglichen wir die Giraffe mit einem Obelisken, so mag man beim Anblick des Dromedars an die Pyramiden denken, in deren Nähe es so oft weidet und über welche hinaus, in die Wüsten des nördlichen mittleren Afrikas, es die Menschen und ihre Waren trägt, ein lebendes Schiff im weiten Sand- meere. Wir haben das Kamel im allgemeinen bereits im Bilde Asiens hinreichend geschildert, so daß wir hier nur das, was das Dromedar speziell betrifft, ergänzend nachzuholen haben. — Das Dromedar oder einhöckerige Kamel ist viel weiter ver- breitet, als das Trampeltier, und zwar in ganz Nordafrika, außerdem aber auch in Arabien, Indien und selbst in Persien und dem südlichen Tnrkestan. Diese Art ist es eigentlich, welche von der Natur für die heißen und dürren Sandebenen der afrikanischen Wüsten geschaffen ist und ohne deren Hülfe diese öden, fast von allen Pflanzen entblößten, von glühenden Winden durchwehten Landstriche nicht bereist werden können. Doch kennt man auch vom Dromedar mehrere Varietäten, welche nach ibrer Größe und Stärke entweder mehr zum Tragen oder zum Reiten sich eignen und abgerichtet werden. Die braune Varietät scheint die gelehrigste und sanfteste zu fein. Die Sättel, welche man den Dromedaren, die man zum Reiten braucht, auflegt, sind in der Mitte hohl und haben an

3. Tier-Geographie - S. 114

1893 - Leipzig : Hinrichs
114 Charakter-Amphibien Südamerikas. entlang, wo wir unter uns die jungen Kaimans spielen sahen. Bald hatten wir eines der Jungen in unserer Gewalt, das etwa 11/4 F. maß. Sowie aber dieses sein ängstliches Geschrei erhob, schoß auch die Mutter mit dem fürchterlichsten Ungestüm auf uns los, wobei sie zugleich in ein Gebrüll ausbrauch, von dem Mark und Bein erschüttert wurde. Es war nicht das Brüllen des Ochsen oder Tigers; — ich kenne keinen Ton, dem ich es vergleichen könnte. Bald waren gegen 12 solcher Ungetüme unter unseren Füßen versammelt, welche die rasende Mutter unterstützten. Ost erhob sich diese bis weit über die Vorderfüße, wobei sie gewöhnlich ein merkwürdiges Geklapper mit den Kinnladen hervorbrachte. Nachdem wir alle unsere Pfeile verschossen hatten, zogen wir uns vorsichtig nach dem Lande zurück, wo wir etwa 20-30 Schritte vom Wasser auch das frühere Nest fanden: es besteht aus einem 3 F. hohen und eben so breiten Kegel von zusammeuge- tragenen Kräutern, Misthaufen ähnlich, in welchem die Eier durch die Wärme der langsamen Gährung oder Fäulnis ausgebrütet werden. Die Zahl der Eier mochte sich auf 40—50 belaufen haben. — Die Lebenszähigkeit des Kaimans übersteigt alles, was ich in Rücksicht dieser bis jetzt habe kennen gelernt. Zum Glück aber verfolgen und freffen sie sich unter einander selbst. 2. Eine große Zahl anderer, harmloser Eidechsen von den verschiedensten Formen haust in den Wäldern und auf den Bäumen derselben. Alle Felsblöcke und nackten Steingerölle sind hier mit einer Unzahl von großen und schuppigen Jgua- nen, Gecko-Eidechsen und buntgefleckten Salamandern be- deckt. Unbeweglich, den Kopf erhebend, den Mund weit ge- öffnet, scheinen sie mit Wonne die heiße Luft einzuatmen. Die meisten gehen bei Tage, angelockt vom warmen Sonnenscheine, aus ihren Schlupfwinkeln hervor; des Nachts hingegen schleichen die Geckonen auf Raub aus. Schnell und kräftig bewegen sich die meisten Geschlechter mit freier Zunge, und die Dickzüngler mit zusammengedrücktem Rumpfe, welche zum Teil durch einen aufblasbaren Kehlkopf, durch Kehlwamme oder Hautkamm auf dem Rücken, wie der Leglmlt, oder durch einen höckerigen Kopf ausgezeichnet sind. Die Größe des Leguans ist beträchtlich, denn er wird nicht selten 5 Fuß lang. Er wohnt aus Bäumen, wo er durch den metallischen Glanz seiner buntschillernden Far- den im Sonnenscheine einen gar schönen Anblick gewährt. Be- sonders lebhast sind die Bewegungen seines langen Schwanzes, mit welchem er tüchtige Schläge zu versetzen vermag. Er nährt sich von Früchten und Blättern, dient aber selbst wieder dnrch sein wohlschmeckendes Fleisch den Menschen zur Nahrung. Da- her weiß ihn auch das scharfe Auge des Indianers, ungeachtet

4. Tier-Geographie - S. 126

1893 - Leipzig : Hinrichs
126 Charakter-Vögel Australiens und Polynesiens. schön smaragdgrün und samtartig; Rücken und Bauch sind kastanienbraun; der Scheitel ist schwarzgrün und mattglänzend, der obere Teil des Halses hell zitronengelb, ins Rotbraune sich verlierend; der Schnabel ist horngrau. Die der ganzen Familie eigentümlichen Seitenfedern bilden zwei weit herabhängende, zitronengelbe, nächst dem Körper rotgemischte und gestreifte Büschel, deren Spitzen ins Weißliche fallen. Sie werden von zwei borstenartigen charakteristischen Schmuckfedern noch überragt. Die getrockneten Häute dieses schönen Vogels, welche im Handel nach Europa kommen, geben nur eine schwache Idee von dem Glanz und der Schönheit der lebenden Tiere, deren Pracht mit dem Tode znm großen Teile verschwindet. Die Papuas be- treiben die Jagd der Paradiesvögel meist nur, um die Turbans ihrer Häuptlinge damit zu schmücken. Man tötet sie des Nachts, indem man auf die Bäume klettert, wo die Vögel Nachtruhe halten, und sie dann mit besonderen, blos zu diesem Zwecke bereiteten kurzen Pfeilen herabschießt. Über die Lebensweise der Paradiesvögel in den Wäldern Neuguineas wissen wir nicht mehr, als daß sie vorzugsweise auf den Gipfeln hoher Bäume sitzen, nur beim Aufgange und beim Niedergange der Sonne ihre Nahrung suchen, während der Tageshitze aber im Schatten der Blätterkronen der dichtbelaubten Bäume sich still verborgen halten. Desto mehr Interesse gewährt dasjenige, was uns Benett über einen männlichen') zahmen Vogel dieser Art, welchen er in Macoo bei einem Kaufmanne fand, berichtet: „Die günstigste Tageszeit, das ganze Thun und Lassen dieses hinreihend schönen Vogels, die ver- borgenen Reize seines Gefieders und die Anmut seiner Bewegungen kennen zu lernen, ist die Frühe, wo er gewissermaßen Toilette macht. Das wunderliebliche Untergefieder wird dann auseinander gefaltet und emsiglich durch den Schnabel gezogen; die kurzen braunroten Schwingen werden so weit als möglich ausgespannt und in ununterbrochen flattern- der Bewegung erhalten, als wenn er ihre Flugkraft üben wollte, um sie durch die immerwährende Gefangenschaft nicht zu verlieren. Während dieser zierlichen Übung richtet er zugleich die zarten Rückenfedern auf und schlägt sie wie einen Fächer auseinander. Nachdem er die Fittige ausgebreitet und geübt, schlägt er sie aneinander, so daß sie den Kopf umfchleiern; dann neigt er sich anmutig abwärts, um sich auch unter- 1) Nur diese sind so schön; die Weibchen entbehren fast alles Schmuckes.

5. Tier-Geographie - S. 107

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Südamerikas 107 schweifen an den ungewohnten Formen der Bäume, des Laubes und der Früchte umher; er beobachtet die Neugierde der Affen, welche auf die äußersten Äste Herabkommen, um die fremde Erscheinung zu be- trachten, — den stillen Krieg der Insekten, die Geschäftigkeit großer Ameisenzüge; bisweilen tönen die Hammerschläge der Spechte, oder das Gekrächze der Araras durch die ruhige Einsamkeit; doch plötzlich wird der Wald lebendig, der Tapir erscheint, von den klaffenden Hunden verfolgt, und bricht, mit vorgestrecktem Kopfe und geringeltem Schwänze, in gerader Linie durch das Dickicht, alles vor sich niederwerfend, was ihm in dem Wege steht. Der Lärm ist so groß, daß selbst der geprüfte Jäger scheu hinter den Schutz seines Baumes tritt, um von hier aus das Wild in Hals oder Brust zu treffen. Die Brasilianer bedienen sich aus dieser Jagd sehr langer Kugelflinten. Kühne Jäger wagen auch wohl, dem vorüber rennenden Tapir ein breites Messer in die Brust zu stoßen; dies ist jedoch immer gefährlich; denn obgleich das Tier weder durch Zähne noch durch die Klauen verwundet, so kann es doch durch den gewaltigen Stoß, den es mit seinem Rüssel versetzt, bedeutend verletzen. Wie der Elefant, ist der Tapir leicht zu zähmen, wenn man ihn jung eingefangen hat; allein es fehlt ihm der ruhige, helle Verstand jenes edlen Tieres. Von den Tapiren wird Fleisch und Fell benutzt, letzteres wird gegerbt, zu Riemen ge- schnitten und sodann zu Peitschen oder Zügeln verwendet. b. Vögel. Die Klasse der Vögel ziert Sudamerika mit einem an das Unglaubliche grenzenden Reichtume von Formen, Stimmen und Farben und verleiht diesem Weltteile um so mehr ein eigen- tümliches Leben und Kolorit, als die Zahl der Individuen bis zum Außerordentlichen vermehrt ist. In der Einsamkeit der Urwälder treffen die mannigfaltigsten Töne das Ohr des euro- päischen Wanderers. Das heisere Gekrächze des Aras, das Ge- schwätz der Papageien und Pirolen, der Flötenton der Drosseln, das Geschwirre und Zwitschern kleiner Singvögel, die gellenden Schläge der gewöhnlich auf den höchsten Spitzen trockener Bäume sitzenden, schneeweißen Araponga, wie das Hämmern auf einem Ambose durch die Waldungen tönend, das Girren der Tauben, das Marxen der Hokkos — vereinigen sich zu einer wunder- baren Harmonie, die höchst eigentümlich auf ihn wirkt. Bis- weilen aber werden in den dunkeln Baumkronen jener Urwälder Stimmen hörbar, die entweder mit Zweifeln über die Art der

6. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 12

1895 - Leipzig : Hinrichs
12 Kaffer. Südafrika ist in seinem schöneren Teile, also im Osten, die Heimat der Kassern; aus den wärmeren Teil im S.-W. sind die Hottentotten angewiesen. Wenn wir im N. des Kaplandes von den hochgelegenen, dürren Steppen des Orangeflusses nach O. gehen wollten, so würden wir zuletzt an eine grasreiche, von Wolken und Nebel regelmäßig befeuchtete Hügelreihe kommen, von deren Gipfeln aus sich ein unerwarteter Anblick darbietet. Tief unter unfern Füßen gähnt ein Abgrund; Bergrücken und Thaleinschnitte, mit hohem Grase und dunkelgrünem Walde bedeckt, ziehen sich all- mählich hinab bis zur Ebene, und am Horizonte sieht man den Indischen Ozean, der freilich weiter nördlich von dem Gebirgs- rande der Hochebene immer mehr sich entfernt. Dies ist das Land der Kaffern, im Süden durch den großen Keyfluß vom Kaplande getrennt, im Norden weit über die Delagoabai sich ausdehnend. Das Klima ist gesund, nur oft fehr plötzlich wechselnd, der Boden meist fest und lehmig, doch überall sehr fruchtbar. Die Kaffern zerfallen in Haupt- und viele Neben- stamme, von denen die durch den Krieg mit den Engländern berühmt gewordenen Sulukaffern die wildesten sind. Sie sind sämtlich sehr stark und wohlgebaut, die Hautfarbe dunkelbraun, die Haare schwarz und kurz, das Weiße des Auges sehr hervor- tretend, die Zähne blendend weiß und der ganze Körper mit Tierfett reichlich beschmiert und mit roter Erde bemalt. Der Mann hat eine sehr weich gegerbte Tierhaut lose über den Schultern hängen, dazu in der Hand den Assagai (einen Wurf- spieß), eine Keule und einen Schild von Kuhhaut: die Frauen tragen außer der Tierhaut noch eine Art kurzen ledernen Unter- rock und allerlei Schmuck von Perlen und Messingringen. Die bienenkorbartige Wohnung wird von den Frauen errichtet; der niedere Eingang ist Thür, Fenster und Schornstein zugleich; zehn bis zwanzig solcher Hütten bilden einen „Kraal", und in dessen Mitte liegt der gemeinsame Viehhof. Hier hinein wird abends alles Vieh zum Melken zusammengetrieben, und in der Mitte hat jede Familie ein mit Stangen, Stroh und Erde bedecktes Loch zur Ausbewahrung des Kornvorrates. Wenn das Korn einen Beigeschmack von Dünger hat, essen sie es am liebsten, sowie sie auch das geschlachtete Fleisch in frischen Kuh- mist legen und mit demselben kochen. Außerdem genießen sie geronnene Milch. Mais (türkischen Weizen) und Kürbisse und

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 57

1895 - Leipzig : Hinrichs
Austral-Neger. 57 Haut. Das Tättowiereu verrichten sie gewöhnlich mit einem scharfen Steine, mit dem auf der Brust Einschnitte gemacht werden, sodaß erhabene Linien und Punkte entstehen. Um die dadurch verursachten Schmerzen zu lindern, bedient man sich gewisser Zauberformeln. — Ihre Hauptnahrung bilden Fische. Gewürm und Wurzeln. Zur Zubereitung des Fleisches graben sie ein Loch in die Erde, zünden darin Holz an und legen darauf Steine. Während diese sich erhitzen, wird das Känguruh mit dem Laube des Eucalyptus gefüllt; auch thut man einige der heißen Steine hinein, und dann wird das Tier in das Loch hineingeschoben und mit den übrigen heißen Steinen und der Asche bedeckt; dann das ganze mit Erde geschlossen. So bleibt es eine Stunde lang liegen, bis das Fleisch gar geworden ist. Sie spinnen Fäden aus einer Wasserpflanze und den Haaren und Sehnen der Tiere und fertigen daraus Taschen. Sie machen Beutel von Känguruhfellen, Trommeln aus den Häuten des Opossums, und dieser Trommeln bedienen sie sich beim Tanz. Mit den zugespitzten Knochen des Känguruhs und den Sehnen dieses Tieres nähen sie ihre Pelze roh zusammen. Sie wohnen selten in Hütten, teils in mit Baumzweigen durch- slochtenen Sträuchern, teils in Felsenhöhlen und in hohlen oder ausgebrannten Baumstämmen. Gegen ihre Frauen sind sie so grausam, daß man selten eine solche ohne Wunden findet. Die Frauen sind Sklaven und Lasttiere der Männer; sie müssen die jungen Kinder in einer Falte ihrer wollenen Decke auf dem Rücken tragen, wenn sie weiterziehen, das Hausgerät schleppen, die Nahrungsmittel sammeln, z. B. Engerlinge, Gummi, Wurzeln. Beim Mahle nehmen sich die Männer das beste Fleisch und geben den Frauen die Überreste oder die Eingeweide. Ein eigen- tümlicher roher Gebrauch ist der, daß jedem vierzehn Jahr alten Knaben znm Zeichen seiner Mannbarkeit zwei von den Vorder- zahnen ausgeschlagen werden. Nichts zeigt eine Verehrung höherer Wesen. Ärzte und Zauberer sind zwar vorhanden, sie werden aber mißhandelt, sobald ihre Mittel fehlschlagen. In ihren Kämpfen zeigen sie die größte Rohheit. Nach der Schlacht reißen sie ihren Feinden das Nierenfett heraus und verschlingen es und zwar oft, wenn die Gefangenen noch leben. Wenn nun einer stirbt, so zieht sein nächster Ver- wandter fort und ruht nicht eher, als bis er einen Mann von

8. Charakterbilder aus Australien, Polynesien und den Polarländern - S. 43

1893 - Leipzig : Hinrichs
Bismarck-Archipel. 43 der Hauptsitz der deutschen Neuguinea-Kompanie aufgeschlagen ist. Die Insel ist ebenfalls ein Produkt vulkanischer Hebung und Aufschüttung, auch in ihrer Mitte finden sich erloschene vulkanische Krater, und die Insel ist aus Sand und Bimsstein, also aus vulkanischen Produkten zusammengesetzt. — d) Alle Nachrichten sind darin einig, daß die deutschen Schutzgebiete in West-Polynesien zu den schönsten und fruchtbarsten Ländern ge* hören und somit noch eine große Zukunft haben. Der äußerst fruchtbare Boden bietet für die Anlage von Pflanzungen be- sondere Vorteile. Es giebt auf den verschiedenen Inseln viele Quadratmeilen Landes teils mit großen Grasfeldern, teils aus Waldland bestehend und völlig frei von Steinen, die z. B. in den Samoa-Pflanzungeu die Bearbeitung so bedeutend erschweren. Auf der Ralum-Pflauzuug am Eingange der Blanchebai werden 150 Arbeiter beschäftigt und betrug der Export im ersten Jahre be- reits 10 000 kg gereinigter Baumwolle; bei einigermaßen günstiger Ernte erwartet man, im laufenden Jahre wenigstens 20000 kg exportieren zu können. In derselben Pflanzung ist ein Versuch mit Kaffee gemacht, und die Erfolge sind höchst befriedigend, so daß diese Kultur wohl von großer Bedeutung werden wird, da man künftig nicht die Grasfelder, sondern den fruchtbaren Wald- boden bepflanzen wird. — So steht zu erwarten, daß der Handel und Verkehr von Matupi, dem Mittelpunkt der Unternehmungen der Neuguinea-Kompanie, in wenigen Jahren erfreuliches Zeug- nis geben wird von den Erfolgen der Gesellschaft. *) 4. Salomonenseln. a) Entdeckung, b) Natur, c) Bewohner. a) Diese schöne Inselgruppe wurde von Mendana aufge- fanden, welcher, von dem Vizekönig von Peru ausgerüstet, seine i) Erwähnt sei noch, daß das einheimische Geld in kleinen durch- löcherten Kaurimuscheln besteht, die auf Bambusstäbchen oder auf Faden aufgereiht werden. Solche Schnüre heißen dann Diwarra. Sie werden in sechs verschiedenen Längen als Münze verausgabt: so reicht die erste bei ausgespannten Armen von Hand zu Hand, die zweite vom Brustbein bis zur Hand, die drilte von der Schulter bis zur Hand, die vierte vom Ellenbogen bis zur Fingerspitze, die fünfte vom Handgelenk bis zur Fingerspitze und die sechste ist gleich einem Fingerglied. — Ein großes Schwein kostet 10—40 Längen erster Ordnung.

9. Charakterbilder aus Australien, Polynesien und den Polarländern - S. 44

1893 - Leipzig : Hinrichs
44 Salomonsinseln. Entdeckungsreise 1561 von Callao aus unternahm. Er hielt diese Inseln für außerordentlich goldreich, und ihrer vermuteten Schätze halber gab er der Gruppe mit Rücksicht auf die salo- manischen Ophirfahrten den Namen, welchen sie trägt. Die zahlreichen Inseln, unter denen sich sieben größere befinden, sind in zwei parallele Reihen geordnet. — b) Fast alle Inseln sind lang, schmal und hoch; einzelne Berge erheben sich zu an- sehnlicher Höhe. Dichter, in vollster Üppigkeit der Tropen wuchernder Urwald bedeckt das Land, das sicherlich fähig wäre, reiche Erträge zu liefern. Unter den prächtigen Waldbäumen finden wir Sandelholz. Ebenholz und Lignnm vitä; die Farn- bäume erreichen eine Höhe von 10—13 m. Das Klima gleicht in seiner Hitze und Feuchtigkeit ganz den heißesten Gegenden der Küste von Neuguinea. — c) Nach allem, was wir wissen, find die Bewohner ein geistig sehr begabter Menschenstamm. Ihre große Wildheit und Kriegslust hat sie daher desto gefähr- licher gemacht. In den, sämtlichen Melanesien! anhaftenden, Eigenschaften: Argwohn, Treulosigkeit und Hinterlist, übertreffen sie alle ihre Stammesgenossen. Daher haben sich Europäer erst spät entschlossen, hier Handelsverbindungen anzuknüpfen. Aus ihre Wohnungen verwenden sie viel Sorgfalt. Fast immer viereckig angelegt, sind die Hütten mit einem hohen Dach aus Palm- blättern oder Gras bedeckt, das weit über die Rohrwände vor- springt. Besondere Mühe verwenden sie auf ihre Gemeinde- Häuser, welche sie reich mit Malerei und Schnitzwerk verzieren und mit Schädeln behängen, ein Schmuck, der auch an den Häuseru der Häuptlinge nicht sehlt. In der Verfertigung ver- schiedener Gegenstände, wie zierlich mit Perlmutter ausgelegte Kästcheu aus Bambus u. a. bezeigen sie staunenswerte Ge- schicklichkeit und viel Geschmack. Und dennoch bestanden ihre Werkzeuge nur aus geschärften Steinen und Muscheln, ehe sie Eisen und Glas kennen lernten. Ihre Hauptwaffen sind Speere nebst Bogen und Pfeil. Auch haben sie hübsch geschnitzte Keulen, als Schutzwaffe den Schild aus Bambusrohr, häufig mit Schild- patt und Perlmutter fchön verziert. — Sie sind leidenschaftliche Menschenfresser.

10. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 263

1829 - Leipzig : Hinrichs
Anfang der Kirchenverbcfferung. 2« >3 chen Fortschritte der Franzosen in Italien aufhalten wollte. In dem letzten Kampfe verweigerte ihm die Republik Vene- dig (1508) den Durchmarsch mit bewaffneten Truppen, und der Papst Julius 2, der ebenfalls kein teutschcs Heer in Italien zu sehen wünschte, bewilligte (8. Febr. 1508), daß Maximilian den Titel eines erwählten römischen Kaisers annahm, welchen nach ihm die folgenden Regen- ten Teutschlands sogleich nach der Wahl führten. Franc. Guicciardini, istoria chlalia. 2voll. Vene- zia, 1738. Fol. (4t. 1775.4.) (reichtvon i4g2-i53a.) Leop. Ranke, Geschichten der romanischen und germanischen Völker von i4g4—i535. Th. i. Berl. i8a4. 8. D. H. Hegewisch, Geschichte der Regierung Maximilians r. 3 Thle. Hamb. u. Kiel, 1782 f. 8: 103. Anfang der Kirchcnvcrbesserung. Nächst der Entdeckung Amerika's, wirkte kein Ereigniß des scchszchntcn Jahrhunderts so mächtig auf das innere Volksleben der europäischen Menschheit, so wie auch auf die äußern Verhältnisse der teutschcn Staaten und der euro- päischen Reiche im Allgemeinen und Großen ein, als der Anfang der Kirchen Verbesserung, der noch in die letz- ten Negierungsjahre des Kaisers Maximilian gehört. Sie ging von der, von dem Churfürsten von Sachsen Friedrich dem Weisen (1302) neugestifteten, Universität Witten- berg aus, und begann damit, daß sich der Professor der Theologie I). Luther*) durch einen öffentlichen Anschlag (31. Oct. 1517) gegen den Unfug des Ab laß kram es er- klärte, welchen vorzüglich der Dominicaner Tezel auö Leip- zig in der Nähe von Wittenberg trieb , ein Subcollectcur des Churfürsten Albrccht von Mainz; denn dieser Churfürsi hatte, gegen die Hälfte des Ertrages, den ganzen Ablaßhandel in Teutschland von dem Papste gepachtet. Die Zeit der religiösen Erleuchtung war gekommen, und kein Bannstrahl, keine Achtserklärung, kein Concilien- und *) Schröckh, Luthers Leben, in s. Lebensbeschr. berühmter Gelehrten, N. A. r Thle. Leipz. 1790. 8. (im Th. 1, S. 69 ff.)
   bis 10 von 174 weiter»  »»
174 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 174 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 45
1 89
2 87
3 98
4 272
5 208
6 319
7 350
8 22
9 42
10 517
11 241
12 148
13 17
14 43
15 182
16 119
17 90
18 26
19 51
20 50
21 37
22 140
23 42
24 128
25 85
26 76
27 56
28 105
29 40
30 160
31 259
32 66
33 106
34 300
35 39
36 88
37 732
38 170
39 137
40 83
41 602
42 142
43 81
44 8
45 349
46 113
47 240
48 28
49 125

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 19
1 44
2 7
3 36
4 15
5 3
6 17
7 37
8 42
9 47
10 9
11 12
12 9
13 11
14 9
15 10
16 123
17 313
18 16
19 36
20 51
21 32
22 6
23 55
24 11
25 71
26 62
27 12
28 14
29 2
30 12
31 6
32 7
33 16
34 11
35 9
36 30
37 51
38 20
39 49
40 16
41 58
42 68
43 85
44 12
45 80
46 41
47 10
48 1
49 5
50 9
51 1
52 57
53 21
54 26
55 8
56 69
57 7
58 98
59 36
60 8
61 5
62 15
63 13
64 30
65 33
66 23
67 45
68 65
69 238
70 9
71 62
72 33
73 35
74 16
75 212
76 33
77 84
78 24
79 38
80 4
81 7
82 177
83 25
84 41
85 18
86 119
87 61
88 10
89 27
90 240
91 36
92 233
93 3
94 97
95 71
96 22
97 19
98 140
99 9

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 11
3 1
4 30
5 0
6 4
7 1
8 0
9 1
10 1
11 1
12 6
13 4
14 0
15 2
16 10
17 0
18 0
19 1
20 0
21 0
22 1
23 0
24 1
25 1
26 5
27 0
28 2
29 0
30 1
31 0
32 3
33 12
34 1
35 1
36 1
37 0
38 0
39 3
40 10
41 3
42 7
43 6
44 1
45 0
46 6
47 0
48 8
49 6
50 5
51 14
52 1
53 0
54 2
55 9
56 0
57 3
58 10
59 29
60 0
61 6
62 1
63 1
64 1
65 2
66 0
67 0
68 4
69 0
70 0
71 0
72 1
73 1
74 2
75 1
76 1
77 5
78 0
79 0
80 1
81 58
82 2
83 0
84 3
85 1
86 5
87 1
88 3
89 3
90 0
91 5
92 2
93 1
94 0
95 2
96 0
97 4
98 6
99 0
100 21
101 3
102 23
103 4
104 2
105 0
106 7
107 0
108 0
109 6
110 0
111 1
112 13
113 3
114 6
115 3
116 6
117 0
118 2
119 0
120 0
121 7
122 0
123 26
124 4
125 3
126 0
127 8
128 10
129 1
130 0
131 12
132 0
133 3
134 0
135 0
136 11
137 0
138 0
139 0
140 1
141 0
142 3
143 16
144 1
145 2
146 1
147 0
148 0
149 0
150 0
151 3
152 29
153 1
154 1
155 7
156 6
157 7
158 2
159 6
160 1
161 6
162 0
163 0
164 0
165 2
166 5
167 3
168 9
169 28
170 0
171 4
172 2
173 10
174 1
175 17
176 0
177 17
178 6
179 4
180 0
181 0
182 4
183 5
184 18
185 4
186 4
187 5
188 3
189 3
190 1
191 2
192 3
193 2
194 7
195 8
196 11
197 7
198 0
199 3