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1. Tier-Geographie - S. 54

1893 - Leipzig : Hinrichs
54 Charakter-Vögel Asiens. er spreche und unterhalte sich mit ihnen. Seine Freude, seinen Mut und seinen Sieg bezeugt er durch Krähen, womit er auch den Anbruch des Tages verkündet. Wegen seiner Kühnheit und Wachsamkeit ist der Hahn oftmals zu einem Sinnbilde kriegerischer Tugenden gemacht worden: namentlich stellten ihn die alten Griechen neben die Bildsäule des Mars und der Minerva, und brauchten ihn zum Wahrzeichen aus den Schildern ihrer be- rühmten Helden. — „Die Hennen sind lange nicht so gescheit, wenigstens nicht so listig, als der Hahn; aber zum Rechtthun und zur Erfüllung ihrer Naturpflichten sind sie gescheit genug. All ihr Verstand ist Mutterliebe, und Mutterliebe hat all ihren Verstand in sich aufgenommen. Nacht und Tag geben sie nur feine Töne von sich, es sei denn, sie haben ein Ei gelegt; dann aber thun sie solches der Welt laut genug kund. Nimmt man der Henne, wie wir es thun, die Eier immer wieder weg, so legt sie immer wieder von Tag zu Tag, immer hoffend, man lasse sie ihr. Geschieht das. und hat sie eine Anzahl zusammen, so fängt sie an zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht, fondern überläßt die Fürsorge und Erziehung unbedingt der Mutter. Er darf es aber auch; denn diese sorgt für sie treueu und sorgfältigen Herzens, und wie des Hahnes Wachsamkeit zum Sprüchworte geworden, so der Gluckhenne Mutterliebe. Christus selbst hielts nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem großen Volke mit der Liebe einer Gluck- Henne zu ihrem kleinen Volke zu vergleichen. Das Bild ist eins der wohltuendsten und lieblichsten! Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie so zärtlichruft, wie sie den Jungen die Körnchen und Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie sieht, wie sie zwischen ihnen steht und um sie hergeht, wie sie warnt, wenn ein Raubvogel in der Höhe dräuet! Die Jungen aber verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie verbirgt sie alle unter ihre ausgebreiteten Flügel und macht sich zum sichernden Schild und Gewölbe, an welchem der Raubschnabel des Tieres, das nicht auf die Erde kommt, sondern nur im Fluge und Stoße eins erhaschen will, vergeblich anprallt, weil die Federn elastisch sind. Sie stellt sich vor sie auch gegen Hunde und Menschen. Alle Jungen kennen sie, und sie kennt alle genau. Wenn mehrere Gluckhennen neben einander weiden, und die eine ruft, so laufen nur die ihrigen zu ihr; rufen beide von verschiedenen Seiten,

2. Tier-Geographie - S. 65

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Amphibien Asiens. 65 und feinen Gegner anzugreifen gedenkt; dann richtet es sich ans, geht mit funkelnden Augen und in pfeilschnellen Sprüngen auf ihn los und verfetzt ihm vermittelst der beiden großen, scharfen Fangzähne einen Biß, wobei die Giftbläschen, welche unweit der Zahnwurzel gelegen sind, zusammengepreßt werden und sich durch seine Kanäle, welche durch die Zähne selbst gehen, in die Wunde ergießen. Die Folgen des Giftes sind gräßlich: der Mensch fällt sogleich in Zuckungen, der Schlund wird zusammen- geschnürt, und wenn nicht schleunige Hülse durch Ausschneiden, Unterbinden, Brennen oder gar Aussaugen der Wunde gebracht wird, erfolgt in kurzer Frist der Tod. Die Eingeborenen In- diens wenden bei Schlangenbissen besonders zwei Mittel an, den Schlangenstein und die Wurzel einer Aristolochia. Ungeachtet aber die Brillenschlange eine der giftigsten und gefähr- lichsten ihres Geschlechtes ist, wird sie doch sehr oft in Indien von Gauklern eingefangen und gewissermaßen gezähmt. Gewöhnlich brauchen diese Gaukler — deren schon die Alten Erwähnung thnn und die noch jetzt ihr Wesen auch in Ägypten treiben — die Vorsicht, die Schlange vorher mehrere Male in ein Stück Tuch beißen zu lassen, wodurch sich ihr Giftvorrat entleert und demnach der Biß unschädlich wird. Bis- weilen werden ihr auch die Zähne ausgerissen. In Malabar genießt die Brillenschlange eine Art von Verehrung: man unterhält und zeigt sie in den Pagoden und richtet Gebete au sie. Die Brahmanen be- schwören sie; die Gläubigen aber bringen ihnen Milch und andere Lebensmittel in die Wälder oder ihre sonstigen Schlupfwinkel und bitten sie, niemandem etwas Leids zu thuu, Findet ein Einwohner von Mala- bar eine Schlange in seinem Hause, fo bittet er sie, hinauszugehen; hilft das nicht, so hält er ihr Speisen vor, um sie hinauszulockeu; wirkt auch dieses nicht, so holt er Brahmanen, welche nun ihr Be- schwörnngswerk an ihr versuchen. So übt diese Schlange an dem Menschen die Zauberkraft, deren Wirksamkeit an den Tieren noch immer ein Gegenstand des Zweifels ist, und liefert einen neuen Beweis für die alte, tiefeingewurzelte Scheu des Menschen vor diesem gefährlichen Geschöpfe, das schon in den Uranfängen der Menschengeschichte und in den heiligen Schriften A. und N. Testamentes als das Sinnbild der Klugheit, aber auch des Truges und der Heim- tücke aufgestellt erscheint, und das noch jetzt als böser Dämon in dem Paradiesgarten Indiens seine Wohnung hat, so wie die Drachen und Basilisken der Fabel in der dortigen „geflügelten" Eidechse ihr eigentliches Urbild finden, damit nichts fehle, die alte Asia als das Land der Wunder zu charakterisieren. Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 5

3. Tier-Geographie - S. 127

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Australiens und Polynesiens, 127 halb zu beschauen. Diese Bewegung wiederholt er mehrmals rasch hintereinander, wobei er sonderbare Töne hören läßt; dann kommen endlich auch die so lieblichen, ährenähnlichen Seitensederbüsche, die im Fluge wie eine Sternschnuppe flimmern, an die Reihe, indem er sie aufwärts richtet und zugleich das zarte übrige Gefieder emporsträubt, so daß es einen vollen Strauß bildet; dann blickt er selbstgefällig um- her, wirft das Köpfchen auf die Seite und scheint allen Ernstes den Beschauer zur Bewunderung seiner Schönheit aufzufordern. Endlich wird er laut, hüpft schnell und zierlich von einem Ende der Sprosse zur andern, als wolle er den ganzen Pomp seines Gefieders nach allen Seiten vor dem Beschauer entfalten, und kommt dann plötzlich auf die zweite Sprosse ans Gitter herab, um die Heuschrecken zu empfangen, die man ihm um diese Zeit zu reichen pflegt. Den hellen Sonnenschein scheint er ebensowohl, als den Boden seines Käfigs zu vermeiden, letzteres wahrscheinlich aus Sorge für sein Prachtgefieder, auf welches er so stolz ist, daß er nicht den geringsten Flecken daran duldet und dasselbe häufig ausbreitet, um es sorgfältigst zu putzen und zu be- trachten." Was seinen Charakter betrifft, soll er sanft und verträglich sein, ganz das Gegenteil von dem kleinen hadersüchtigen und jähzornigen Kolibri; — eine Empfehlung mehr für den schönen Vogel, welchen Gottes Hand so sichtlich ausgezeichnet hat vor allen übrigen seines Geschlechtes, und welcher, von der Hand der wilden Papuaneger getötet, in Europa den teuren Kopfputz vornehmer Frauen bildet. — Denken wir daran, wie sehr ge- rade auf jener großen Wunder-Jnsel die Menschheit noch in tierischer Rohheit versunken ist, so will es uns fast bedünken, es sei jener Farbenglanz und sonstige Herrlichkeit der Niedern Natur darum auf sie ausgegossen, um den Menschen der Zivi- lisation anzulocken, auch dort sich anzusiedeln und die Keime höherer Humanität und die Ahnung eines himmlischen Para- dieses dahin zu verpflanzen. 2. Zu den unbekanntesten Geschöpfen der Erde gehört der Leierschwanz. Er gehört zu denjenigen Geschöpfen, welche in kein System passen wollen, weil ihre Gestaltung eine sehr eigen- tümliche ist. Der schönste Schmuck des Vogels, der übrigens blos dem Männchen zukommt, sind die langen 8 förmig ge- krümmten Steuerfedern des Schwanzes. Sein Vaterland ist Neu-Südwales. Die Aufenthaltsorte sind Buschwaldungen in der Nähe der Küste oder an Bergabhängen im Innern. Die Schwierigkeit, sich dem vorsichtigen Geschöpfe zu nähern, erklärt es, daß wir, trotz aller Jagdgeschichten ein klares Bild der

4. Tier-Geographie - S. 108

1893 - Leipzig : Hinrichs
108 Charakter-Vögel Südamerikas, Geschöpfe erfüllen, oder wohl gar den Einsamen zur Vermutung der Nähe eines gefahrvollen Raubtieres und zur rascheu Be- reitung auf Gegenwehr veranlassen. 1. Am wunderbarsten und die größten Täuschungen her- beisührend ist der Ruf des abenteuerlichen Schirmvogels oder Toropishu (d. i. Stiervogel) '), wie ihn die Eingeborenen mit Recht nennen; denn kaum kann man sich überreden, daß das undeutliche, vou dem Fremden leicht sür das erfreuliche Zeichen der Menschennähe genommene Gebrüll eines Stieres von einem Vogel, kaum größer als unsere europäische Krähe, herrühre, der sich unmittelbar neben dem Überraschten in dem Gebüsche verborgen hält. Die dumpfe Stimme tönt scheinbar aus großer Ferne und macht die Entdeckung des Tieres schwierig. Hat ihn ein Schuß zu Boden geworfen, so wagt man es kaum, den kohlschwarz aussehenden Vogel aufzunehmen: ein 2 Zoll hoher buschiger Kamm des Kopfes legt sich drohend und das Haupt fast verdeckend nach allen Seiten herunter, aus dem weiten zum hochroten Rachen geöffneten Schnabel tönt ein schlangenähnliches Zischen, die silberweißen Augen blitzen doppelt gefährlich aus dem aufgesträubten Gefieder; und bei diesem An- blicke denkt man, umgeben von umgefallenen Stämmen und von hochaufgeschichteten Trümmern, unwillkürlich an die furchtbar giftigen, gleiche Orte bewohnenden Reptilien. 2. In dem tiefsten Dunkel der Wälder lebt vereinzelt ein wunderherrlicher Sänger; man bleibt lauschend und gleichsam festgebannt stehen, wenn seine Klänge, die durchaus mit nichts zu vergleichen sind, als dem Schlage kleiner Glasglocken, viel- fach moduliert, allein mit der richtigsten Beobachtung der Jnter- vallen, in eine regelmäßige Melodie vereint. aus den Baum- Wipfeln leise und langsam herabtönen. Es liegt etwas unbe- schreiblich Sanftes, man möchte sagen, etwas Überirdisches in diesem Glockenspiele, dessen Reiz durch das öde Schweigen des weiten Waldes und die Unsichtbarkeit des überaus kleinen 1) Er nährt sich von Früchten und lebt meist in kleinen Gesell- schaften auf hohen Bäumen. Das Geschrei, welches er, besonders am Morgen früh und gegen Sonnenuntergang hören läßt, klingt schauer- lich und gleicht dem fernen Brüllen eines Stieres. Er ist nicht sehr häufig und sein Verbreitungswerk scheint sich auf wenige Gegenden des westlichen Brasiliens und der östlichen Waldregion Perus zu be- schränken.

5. Tier-Geographie - S. 29

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Europas. 29 Das Fleisch der Trappen ist weniger zart, als das des Rebhuhns; doch hat es einen ausgezeichneten Wildgeschmack. — Eine zierliche kleinere Art, der Zwergtrappe (Otis tetrax), ist ebenfalls nur Europa und zwar Südeuropa eigentümlich. 2. Nicht nur auf diesen Erdteil beschränkt, sondern auch im nördlichen Asien und Afrika verbreitet, erscheint die größte der Eulen, der Uhtt (Schuhu, Bubo maximus), der gespenster- hast mit seinen großen, feuerroten Augen uns anstarrt und durch sein dumpfes nächtliches Geschrei Tiere und Menschen schreckt. Ein gewaltiger Raubvogel, der selbst Hirsch- und Rehkälber, Hasen, Auer- und Birkhühner angreift, dabei aber auch — zu seinem Ruhme sei's ihm, wie allen Eulen nachge- sagt! — Ratten und Mäuse in Menge vertilgt. Er treibt sein Wesen im nächtlichen Halbdunkel und wird dadurch, wie durch seinen leisen Flug, um so gefährlicher. Den Tag über sitzt der Uhu ganz stille zwischen Felsen, Mauern, oder zwischen den Ästen hoher Bäume, ganz am Stamme angedrückt, die Federn ganz an den Leib angelegt; kaum aber nähert sich ihm jemand, so öffnet er die Augen und läßt sie nach allen Seiten rollen, wobei er die Flügel wölbt und halb ausbreitet, alle Federn sträubt, sich mit dem Kopfe nach vorne biegt und bald den einen, bald den andern Fuß in die Höhe hebt. Zugleich zischt und knappt er beständig mit dem Schnabel und macht überhaupt die lächerlichsten Stellungen und Grimassen. Seine großen Augen scheinen dabei zu funkeln und sind in beständiger Be- wegung, wobei auch die Pupille sich mit jedem Atemzuge ver- ändert. Daher kann es kaum befremden, daß dieser Vogel so viel Stoff zu abergläubischen Sagen gegeben hat, namentlich zu der vom wilden Jäger, die Bürger so schön besungen hat. Diese wilde Jagd besteht darin, daß man in der Stille in der Nacht plötzlich aus den Wäldern und Bergen her ein hohles, gedämpftes und doch weit hörbares Rufen „Puhu, Puhu!" oft von mehreren Seiten her schnell wiederholt hört, welches das Echo nicht selten eben so unheimlich widergiebt. Brausend und schnaubend zieht es durch die Gebüsche, und wenn man in der Nähe ist, bemerkt man feurige, schnell sich bewegende Punkte. Bald ertönt ein höheres „hu," bald glaubt man ein schallendes Hohnge- lächter zu hören, bald das Heulen und Kläffen von Hunden oder das jauchzende Rufen der Jäger und das Wiehern der Pferde zu vernehmen. Alles zusammen, die dunkeln, unheimlichen Wälder, Nacht, Felsen oder nahe Ruinen, ergreifen die Phantasie, und man glaubt manches

6. Tier-Geographie - S. 31

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Vögel Europas. 31 Dieser ihrer Bedeutung und Würde scheint sie fast sich bewußt zu sein; denn sie ist ein höchst kecker, man möchte fast sagen stolzer Vogel: alle ihre Bewegungen haben etwas Würdiges und gleichsam Abgemessenes. Gegen den Menschen ist sie zutraulich und wohnt, wie das gleichfalls europäische Rotkehlchen und viele andere kleine Sänger, in seiner Nähe, eine stets willkommene, werte Nachbarin, die seinen zartesten und geheimsten Em- pfindungen Ton und Melodie verleiht und den Frühlingshain — vom April bis Mitte Juni — für ihn zum Konzertsal macht. Doch singen nicht alle Nachtigallen gleich gut: es giebt unter ihnen mittelmäßige und schlechte; und dies soll oft ganze Gegenden betreffen. So sollen die an den pommerschen Seeküsten wohnenden die schlechtesten, die in der Gegend von Wörlitz und Dessau die besten Sänger sein, weil ihre Kunst forterbt und die Kinder so singen, wie sie es von den Eltern gehört haben; da nun dieselben Nachtigallen jedesmal die gleiche Gegend wieder beziehen, so erstreckt sich auch der gute oder schlechte Gesang auf ganze Landstriche. 5. Ganz anderen Interessen der zivilisierten Menschheit Europas dient ein anderer Charaktervogel seines Bereiches, den wir nicht uubesprochen lassen können: die Giderelljt. Dieser Vogel bettet den Menschen weich und warm mit den Federn, welche er für seine eigne Brut sich selbst ausrupft und dem Menschen gleichsam ins Haus, ja in Norwegen zuweilen in die Küchen der Baueruhöfe trägt. Island ist ein Hauptbrüteplatz der Eiderenten. Hier ist oft an einigen Stellen der Boden mit den Nestern der Eiderenten ganz bedeckt, so daß man sich in acht nehmen muß, nicht in dieselben zu treten. Rund lim das Wohnhaus, an der Gartenmauer, auf den Dächern, selbst im Innern der Häuser und in der Kapelle sitzen Enten auf ihren Nestern. Die Nester selbst siud mit weichem Flaum (Eider- daunen) ausgefüttert, welchen die Ente sich mit dem Schnabel aus der Brust rauft, und auch um das Nest herum hat sie solchen liegen, um damit die Eier zu bedecken, wenn sie auf Nahrung geht, was gewöhnlich in den Stunden der Ebbe ge- schieht. Man nimmt der Ente diese Daunen zweimal aus dem Neste, so daß sie gezwungen wird, sich dreimal zu rupfen, ja zuweilen muß sie es viermal thun. Hat sie alles das Ihrige hergegeben, so ersetzt das Männchen das Fehlende. Auch nimmt man gewöhnlich mit den Dunen die Eier — deren sie jedesmal

7. Tier-Geographie - S. 34

1893 - Leipzig : Hinrichs
34 Allgemeine Übersicht über Asien. Würmern und Wasserinsekten — so wie auch von zarten Pflanzen sich nährt und daher häufig auch auf dem Lande sich aushält, wo sie sich sonnt; aber bei der Annäherung der geringsten Ge- fahr, oder bei Berührung zieht sie ihre Glieder schnell uuter die Schale zurück. Sie legt im Frühjahre 20—30 runde Eier, mit kalkig-pergament- artiger Schale, von der Größe kleiner Taubeneier, gräbt sie am Ufer in den Sand, lockere Erde oder Schlamm und überläßt es der Sonne, dieselben auszubrüten. Die Jungen kriechen im Juni aus, sind uu- gefähr einen Zoll groß und haben ein weiches, weißes Schild, welches erst an der Lust Festigkeit und Farbe erhält. Sie wächst langsam, hat aber ein zähes Leben und wird über 100 Jahre alt, — eine Eigen- schast, die sie mit mehreren ihrer Familienverwandten teilt, weshalb ja auch mehrere Völker, welche ein langes Leben für das größte Glück halten, wie z. B. die Japaner, die arme, träge Schildkröte zum Symbol der Glückseligkeit gewählt haben. Wie arm muß der Mensch sein, der nach nichts Höherem als nach dem Glücke der Schildkröte strebt! Ii. Äsien. A. Allgemeine Ubersicht. Wie Asien die Heimat der meisten Kulturpflanzen ist, so stammen auch aus diesem Erdteile fast alle von den Menschen gezähmten Tiere. Die asiatische Fauna kann in drei Zonen oder Regionen geteilt werden. Die erste beginnt vom Nordpol und begreift das ganze asiatische Rußland, im Westen vom Ural, im Süden vom Altai begrenzt. Die Winde, welche die erwärmte Luft der nördlichen heißen Zone aus Afrika nach Europa herüberführen, werden in Asien, welches ohnehin keine so weiten südlichen Landstrecken besitzt, durch hohe Gebirge und Steppen abgekühlt; und wo daher in Norwegen ein anban- fähiger Boden ans den Felsen des Urgranits seine Oberfläche jeden Sommer neu erwärmt, haftet die Flora jener Länder auf dem Ureife des Nordens. Kein Wunder ist's daher, daß in Asien wie die Menschen auch die Tiere weitläufig zerstreut wohnen und die ganze nordasiatische Fauna nur wenig Beson- deres darbietet. Die Gattungen der Vierfüßer ähneln denen Europas und der Polarländer. Arten kommen an der West- seite des Ural weniger vor, da die öden und sandigen Steppen

8. Tier-Geographie - S. 41

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 41 mehr als einer Beziehung der König der Tiere, wenn der gescheiteste und nicht nur der stärkste zum Herrschen berufen ist und auch im Reiche der Tiere die Seelenkräfte in Betracht ge- zogen werden dürfen. Darum ist sein Bild gleichsam der große Buchstabe in dem Namen Asia, wenn wir ihn mit Tier- Hieroglyphen schreiben wollen. Denn wer könnte die Wunder- Welt Kontinental-Indiens, die Zaubergärten Ceylons, die Ur- Wälder von Borneo, Sumatra denken ohne Elefanten, in denen der Volksglaube der Ureinwohner jener Länder Wesen höherer Art, Götter- und Heiligenverwandlungen sah, die „Lebensgenossen der Götter" und durch Gelehrigkeit und Lenk- samkeit Hausgenossen, Diener und Freunde der Menschen in den Geschäften des Friedens wie des Krieges, schon seit Jahr- taufenden auf das engste mit dem Völkerleben jener Zone ver- knüpft, während das merkwürdige Tier, wesentlich verschieden von den eigentlichen Haustieren, gleichzeitig auch seine Selbst- ständigkeit und Freiheit in den Wildnissen der rohen Gebirgs- tribns Hindostans, Siams und der großen Inseln zu bewahren gewußt hat. Zum Aufenthaltsorte zieht der Elefant der Wildnis schattige Thäler, feuchte Gegenden und die Nachbarschaft von Seen und Flüssen allen andern vor; denn große Hitze ist ihm eben so beschwerlich als Kälte, und Feuchtigkeit ist ihm durchaus notwendig, um seine trockene Haut zu netzen, die sonst rissig wird. Daher liebt er sehr, sich zu baden, oder, wenn dazu die Gelegenheit fehlt, den Rüssel mit Wasser zu füllen und sich damit zu begießen. Wo Elefanten in ihrer ganzen Ver- breitungsfphäre — von der Südspitze Ceylons bis zu den Himalaya- vorbergen, und vom obern Indus bis durch ganz Hinderindien — noch in der Freiheit sich finden, leben sie, wahrscheinlich zunächst zum Schutze ihrer Jungen gegen die Raubtiere, gesellig in großen Herden im Innern der Wälder, die sie nur selten verlassen, um die Getreidefelder der kultivierten Gegenden aufzusuchen, abzuweiden und niederzustampfen. Wenn sie in ihren heimischen Wäldern still stehen und nichts bemerken, schlagen sie beständig mit ihren ungeheuren Ohren, entweder um die Fliegen dadurch abzuwehren, oder um sich Kühlung zu verschaffen; sobald sie aber etwas hören, halten sie die Ohren still, entweder platt angelegt, oder vorwärts gerichtet. Bekommen sie Witterung von Menschen, so heben sie den Rüssel auf, sehen nach allen Richtungen und nehmen in den meisten Fällen die Flucht, wobei die Erde zittert. Hat man sie beschlichen und fällt der Schuß, so laufen sie gewöhnlich nach verschiedenen Seiten, stehen einen Augenblick forschend still, sammeln sich aber gleich wieder, wählen eine gewisse Richtung und fliehen nun dicht an einander gedrängt, mit den Jüngern in der Mitte, wobei nicht

9. Tier-Geographie - S. 112

1893 - Leipzig : Hinrichs
112 Charakter-Vögel Südamerikas. welches sich willkürlich am weitesten von der Oberfläche unseres Erdballes entfernt. 7. Die eigentlichen Zaubervögel der neuen Welt aber sind die winzigen Kolibris, diese „Vogelmücken, mit Rubin-, To- pasen- und Smaragdleibern," die wie das farbige Rädchen eines Feuerwerkes die Blüten umstimmen, mit ihren langen, dünnen Schnäbeln ihr Futter — Honigsaft und kleine Infekten — aus den Kelchen derselben im Fluge nippen oder naschen. Wenn ein Kolibri vor einen Blütenbüschel kommt, so ruht er gleich- sam zwei oder drei Sekunden so fest auf seinen verhältnismäßig langen Flügeln, daß dieselben unter den raschen Schwingungen unsichtbar werden oder nur wie ein farbiges Nebelwölkchen er- scheinen; dann aber schießt er plötzlich auf den Gegenstand seines Appetites los, nicht als wollte er den Blumen etwas nehmen, sondern vielmehr ihnen seine eigene lebendige Seele einhauchen als Genius und Bote des Schöpfers, der ihn mit allen den Reizen ausgestattet und in ihm den tropischen Teilen der neuen Welt vielleicht ihren schönsten Schmuck verliehen hat; denn unter allen beseelten Wesen ist der Kolibri das zierlichste der Gestalt und das glänzendste dem Kolorite nach. Die durch unsere Kunst geschliffenen edlen Steine und Metalle sind diesem köstlichen Ge- schmeide der Natur nicht zu vergleichen. Sie hat ihn — mit Ausuahme des Gesanges, der ihm fehlt — mit allen Gaben überschüttet, welche den übrigen Vögeln nur vereinzelt beschieden worden sind: Leichtigkeit, Geschwindigkeit, Gewandtheit, Anmut, üppiger Farbenschmuck — alles ist diesem ihrem kleinen Lieb linge zu teil geworden. Alle Edelsteine funkeln auf seinem Ge- fieder, das er nie mit dem Staube der Erde beschmutzt; denn sein ganzes, durchaus ätherisches Leben hindurch sieht man ihn kaum auf Augenblicke den Rasen berühren; er ist stets in der Luft, von Blume zu Blume gaukelnd, deren Frische wie deren Glanz ihm eigen ist; er nippt von ihrem Nektar und bewohnt nur die Himmelsstriche, wo sie sich immerdar erneuen, im Ge- leite eines ewigen Lenzes. Nirgends aber kommen die Kolibri- arten in größerer Menge und Mannigfaltigkeit vor, als in den Urwäldern Guyanas und in Brasilien. In jenen unermessenen Einöden, wo sich ohne Unterlaß neue Blumen und Blütenfloren erschließen, wohnen diese zarten Blumenspechte besonders auf den hier und da vorkommenden Blößen. Ragt jedoch von dem Hange irgend eines Hügels ein hoher Erythrinenbaum, oder

10. Tier-Geographie - S. 113

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Amphibien Südamerikas. 113 eine Eugenia in die Lüfte, oder stehen mit duftenden Blüten besäete Orangenbäume in der Nähe von Ansiedelungen, dann schwirren sie in blendenden Schwärmen dahin, um sie zu um- summen, oder auch allenfalls einen Augenblick auf den Zweigen zu ruhen. Dabei scheuen sie den Menschen nicht, sondern wer- den vielmehr zutraulich und schweben furchtlos an der einen Seite eines Strauches, während man an der andern Blüten oder Früchte abpflückt, — unseren Schmetterlingen auch darin ähnlich, daß die aztekischen Völker dieselben zu Sinnbildern der menschlichen Seele wählten; wenigstens erzählt v. Humboldt, daß in der mexikanischen Mythologie die Gattin des Kriegs- gottes die Seelen der für die Verteidigung der Götter gefallenen Helden in den Sonnenpalast geleite und sie allda in Kolibris verwandele. — So zeigt sich überall das Bedürfnis und Be- streben des zum Bewußtsein erwachten Menschen, für das Un- gewöhnliche in der Niedern Natur eine Bedeutung in den höheren Bereichen des geistigen Lebens zu suchen. c. Amphibien. Wie jedes heiße Land beherbergt das an Wäldern und Wasser reiche Südamerika eine große Anzahl von Reptilien, von denen die meisten — die Schildkröten etwa ausgenommen — ihm allein zukommen. 1. Große, gefräßige und häßliche Kaimans oder Alliga- toren, — durch ihren Zahnbau wesentlich verschieden von den Krokodilen der alten Welt — bevölkern die Seen und Flüsse der tiefer gelegenen Tropenländer Amerikas oft in großen Scharen. „Während der Hitze des Tages — erzählt Schomburgk — liegen die Kaimans meist bis an die Augen im Wasser verborgen, ohne sich auch nur im mindesten zu bewegen. Ihre Thätigkeit beginnt erst mit Untergang der Sonne, wo sie dann zu 10—12 in die unmittelbare Nähe unserer Boote kamen und uns alles Lebendige, was sich in diesen befand, herausholten. Auffallend war mir die Liebe, mit welcher die Mutter ihren Jungen eine Zeitlang zugethan bleibt, sie bewacht und mit der äußersten Wut verteidigt. Durch ein eigenes Geschrei, das viel Ahnliches mit dem junger Katzen hatte, aufmerksam gemacht, verfolgte lch dieses mit meinem Indianer. Die Stimme schallte unter den Zwei- gen eines Baume- hervor, der sich in horizontaler Richtung über den Wasserspiegel gelegt hatte. Wir ratschten den Baum bis zur Krone Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 8
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