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1. Tier-Geographie - S. 4

1893 - Leipzig : Hinrichs
4 Hindernisse der Verbreitung der Tiere, hat in seinen goldglänzenden Zuckerfressern und Honigsaugern sehr ähnliche Formen aufzuweisen, und diese Form wiederholt sich auf mehreren Inseln des indischen Archipels. Dort erscheint bei mehreren Arten die rote Farbe ebenso vorherrschend wie bei den afrikanischen die grüne. Indien und die Inseln des australischen Archipels zeichnen sich in ihren Vögeln durch wunderbare Federverzierungen aus, welche sich sonst nirgends wiederfinden. Oder wo finden wir eine Gattung, welche in dieser Hinsicht den Paradiesvögeln Neu-Guineas oder dem Leierschwanze Neu-Hollands ähnlich wäre? Die Pfauen, die Gold- und Silberfasanen, der Argusfasan, der Federbuschträger und die schönen Stammrassen unserer Haushühner sind nur auf dem Kontinent oder auf den Inseln Indiens zu finden, wie die Hokkos nur in Ame- rika. Die schwarzen und weißen Kakadus sind nur den Molukken und Neu-Holland eigen. Daß also gewisse Familien auf gewisse, scharf begrenzte Erdstriche und klimatische Verhältnisse beschränkt (wie z. B. die zahnlosen Edentate und Monotremen nur dem Süden, meistens Südamerika oder Neuholland, angehören) und nur wenig der- breitungsfähig sind, während andere in einzelnen Arten fast auf der ganzen Erde und in allen Klimaten sich finden, wie die Hausmaus, Stubenfliege, braune Ratte, Hund, Katze, Hase, Schwein u. m. a., ist uns bekannt; aber die Ursachen, welche die Formen räumlich abgegrenzt haben, liegen, um uns der Worte v. Humboldts zu bedienen, unter dem undurchdringlichen Schleier, der unseren Augen alles verdeckt, was den Ansang der Dinge und das erste Erscheinen organischen Lebens betrifft. Iii. Hindernisse der Verbreitung der Tiere. 1. Der Mensch. Während kein sicheres Beispiel einer in geschichtlicher Zeit verschwundenen, durch Menschenhand aus- gerotteten Pflanze bekannt ist, muß der Mensch als der gefähr- lichste Feind der Tierwelt angesehen werden. Er scheint dazu berufen zu sein, das gestörte Gleichgewicht in der Tierwelt wieder herzustellen. Man schließt nicht mit Unrecht auf eine große Menge von Säugetieren eines Erdteiles, wenn darin eine große Zahl von Raubtieren vorkommt, da das Gleichgewicht der Ge- schöpfe genau gegen einander abgewogen ist. Der Mensch rottet freilich manche dieser Raubtiere aus, aber er tritt an ihre Stelle oder verscheucht auch wohl die friedlichen Tiere und stellt so das gestörte Verhältnis wieder her oder büßt jene Störung mit

2. Tier-Geographie - S. 22

1893 - Leipzig : Hinrichs
22 Charakter-Säugetiere Europas. kommen nie in die Wälder herab. Sie sind etwas kleiner, aber auch mutiger und wilder und ihr Fleisch ist schmackhafter als das der Waldtiere, die tiefer Hausen und im Winter in die Wälder und sogar zuweilen in tiefe Thäler hinabgehen. Doch macht sie ihre Schnelligkeit und Behendigkeit nicht sicher; viel- mehr ist die Gemse ein Sinnbild der Wachsamkeit: sie sieht sich beim Weiden jeden Augenblick um, wittert nach allen Seiten, giebt die geringste Gefahr durch ein lautes, durchdringendes Pfeifen zu erkennen, worauf sie, wenn die Gefahr als eine wirkliche sich zeigt, schnell die Flucht ergreift. Den Hals kann sie fo strecken, daß sie, an einen Baum oder Felsen gelehnt, 2 m hoch reichen kann. Sie bedarf aber auch der Wachsamkeit; denn auf der Erde, wie in den Lüften lauern zahlreiche Feinde aus sie: dort Luchse, Bäreu und Wölfe, hier Adler und der kühne Lämmergeier. Ihr gefährlichster Feind ist aber der Mensch, der unablässig auch dieses friedliche und nützliche Tier verfolgt, so gefährlich und mühsam auch seine Jagd ist. Der Gemseujäger muß einen freien Kopf, ein gutes Gesicht und sichere Füße haben; damit er über die steilsten Klippen, neben den schrecklichsten Abgründen, über die überhangenden Abhänge gehen könne, darf er vom Schwindel nichts wissen. Er muß sich gewöhnen, über Eisfelder und Gletscher zu gehen, Sturm, Uugewitter und Kälte zu ertragen. Mitten in der Nacht, oft schon am Abend, verläßt er, mit einem langen, starken, unten mit Eisen beschlagenen Alpenstocke und seiner guten, weittragenden Büchse, Pulver und Blei versehen, seine Wohnung, und noch ehe die Sonne aufgeht, durchspäht er mit scharfem Auge die höheren Gebirgsregioueu, beobachtet die Richtung des Windes und geht gegen denselben, damit die Gemsen ihn nicht wittern. Als Windzeichen bedient er sich eines Haares, welches er in die Luft hält. Bemerkt er nun eine Gemse, so wartet er hinter einem Felsen oder einem andern, ihm gelegenen Orte, bis das Tier sich von dem Weide- platze zurückzieht und er es sicher aufs Korn nehmen kann. Da aber die Gemse mit vorrückendem Tage immer aufwärts zieht, so sucht er womöglich höher als sie zu kommen, so daß sie ihm zum Schusse kommt. Sobald er die Hörner der Gemse gewahrt, schießt er. Da aber die Gemse — ganz verschieden von dem zart organisierten Stein- bocke — ein sehr zähes Leben hat und auch selbst bei starken Ver- wnndungen sehr oft entkommt, so muß der Jäger gut zielen und Brust oder Kopf zu treffen suchen; ^enn ein anderer Schuß bringt das Tier schwerlich in seine Gewalt. Selbst auf drei Beiueu läuft sie noch davon, und oft trifft man solche, denen die Knochen von selbst wieder zu- sammengewachseu sind. — Ist aber nun die Gemse glücklich erlegt, so beginnt neue Mühe und Gefahr für den Jäger, seine Beute in weg- same Gegenden zu tragen. Zu dem Zwecke wird das Tier ausgeweidet,

3. Tier-Geographie - S. 24

1893 - Leipzig : Hinrichs
24 Charakter-Säugetiere Europas, Symbol des Scharfblickes angesehen worden ist. Am Tage sitzt er gewöhnlich auf einer Felsenspitze, sonnt sich und beobachtet die Gegend; morgens und abends geht er auf Raub aus. Er erschleicht feine Beute uach Art der meisten Katzen, im Gebüsche oder hohem Grase versteckt; oder er liegt auf einem Aste an Orten, wo das Wild, das er liebt, gewöhnlich vorbeigeht und springt demselben plötzlich auf den Rücken, schlägt ihm die spitzigen Krallen tief ins Genick, zerbeißt die Luftröhre, saugt das Blut aus und frißt nur wenig von dem Fleische; das übrige verscharrt er, frißt es aber nicht mehr, sobald es zu faulen anfängt. Er ist das furchtbarste Raubtier Europas; denn sein Blutdurst reizt ihn, mehr zu würgen, als er auf- fressen kaun, so daß er in einer Nacht wohl bis 30 Schafe tötet. Er lebt einsam und duldet nie andere Raubtiere in seinem Reviere. Seine Jagd ist gefährlich, daher fängt man ihn gewöhnlich in Tellereisen; doch dürfte die Zeit nicht mehr fern sein, wo er nur noch dem Namen nach oder in Museen in Enropa vorkommen wird. 6. Ähnliches kann von seiner Verwandten, der wilden Kaize (Catus ferus), vorausgesagt werden. Sie wird gewöhn- lich, jedoch keineswegs aus zureichenden Gründen, als die Stammutter unserer Hauskatze angesehen, die sie um '/s an Größe übertisst. Sie findet sich in den dichten Wäldern und Sümpfen von ganz Europa, nur nicht im hohen Norden von Skandinavien und Rußland, ist aber überall selten. Sie wohnt in hohlen Bäumen, in Erd- und Felsenlöchern und im Schilfe unzugänglicher Sümpfe, von wo aus sie besonders des Nachts ihrem Raube nachgeht, der in Vögeln und kleinen Säugetieren besteht, die sie, auf einem Baumaste lauernd, sehr geschickt im Sprunge zu fangen weiß. Der Mensch, der nach ihrem schönen Felle trachtet, ist ihr ärgster Feind, der sie in ihrer weiteren Verbreitung täglich mehr beschränkt. 7. Glücklicher als die eben genannten, zu den charakte- ristischen Tiereu Europas gehörenden Raubtiere, besteht der Wolf (Canis lupus) den langen, blutigen Kampf mit dem Menschen; denn aller Verfolgung zum Trotz findet er sich von den Pyrenäen bis nach Lappland noch immer, oft scharenweise, ganz in der Nähe der Kulturdistrikte, in welche er, vom Hunger getrieben, besonders im Winter in mörderischen Streifzügen

4. Tier-Geographie - S. 26

1893 - Leipzig : Hinrichs
26 Charakter-Säugetiere Europas. vorhanden, und die Nutzbarkeit seines Felles wiegt den Schaden, den er stiftet, nicht auf. 9. Weit friedlicher und gutmütiger ist ein anderes Nagetier Europas, das in nachbarlicher Eintracht neben den oben ge- nannten Einwohnern der Hochalpen wohnt, das Murmeltier, das der arme Savoyarde wegen seiner possierlichen Geberden — es sitzt z. B. beim Fressen aus den Hinterbeinen und bringt die Nahrung mit den Vorderfüßen in das Maul — als Spiel- kanieraden in seine Gesellschaft gezogen hat. Es lebt familien- weise und gräbt sich Höhlen: die für den Sommer bestimmten gehen bis gegen 4 m bergeinwärts, haben nur eine kleine Hauptgrube (Kessel) und kein Heu; die Winterwohnungen da- gegen gehen 4—10 m einwärts und bis gegen 4 m tief unter den Rasen. Der Kessel der letzteren ist bisweilen 2 m im Durchmesser, der ganze Raum desselben aber so dicht mit Heu ausgestopft, daß es die schlafenden Tiere — der größte Teil ihres Lebens ist aber der Schlaf — vollkommen umhüllt. Da- hin zieht sich bei eintretender Kälte die ganze Familie, welche nie Vorrat einträgt, zurück, verstopft den Eingang ca. l m lang mit Steinen und Erde, rollt sich zusammen in das Heu, schließt die Augen und schläft, bis die Wärme der Frühlings- sonne im Mai zu ihr hindurchdringt und sie aus ihrem festen Winterschlafe weckt. 10. Ein ähnlicher Schläfer ist der Siebenschläfer (Vilch Myoxus glis), ein Leckerbissen der alten Römer, welche für die Zucht desselben eigene Gehege (G-liraria) einrichteten, um ihn mit Eicheln, Buchnüssen und Kastanien förmlich zu mästen. Er ist, wie seine Verwandten, die Haselmäuse, eiu uiedliches, kleines Tier, dem Eichhörnchen ähnlich, doch nicht so beweglich wie dieses. Er bewohnt die Laubhölzer von Ost- und Süd- Europa, wo er während der Nacht seiner Nahrung, die, neben vielen Nüssen und Sämereien, anch in kleinen Säugetieren und Vögeln besteht, nachgeht und für den Winter, den er größten- teils schlafend verbringt. Vorrat einsammelt. Während des Winterschlafes ist der Siebenschläfer zusammengekugelt und kalt, und man kann ihn wie einen Ball in die Höhe werfen und wieder fangen, ohne daß er erwacht. Nur allzu strenge Kälte oder eintretende Wärme erweckt ihn von Zeit zu Zeit, wo er dann auch etwas von seinem Vorrate genießt, bald darauf aber

5. Tier-Geographie - S. 54

1893 - Leipzig : Hinrichs
54 Charakter-Vögel Asiens. er spreche und unterhalte sich mit ihnen. Seine Freude, seinen Mut und seinen Sieg bezeugt er durch Krähen, womit er auch den Anbruch des Tages verkündet. Wegen seiner Kühnheit und Wachsamkeit ist der Hahn oftmals zu einem Sinnbilde kriegerischer Tugenden gemacht worden: namentlich stellten ihn die alten Griechen neben die Bildsäule des Mars und der Minerva, und brauchten ihn zum Wahrzeichen aus den Schildern ihrer be- rühmten Helden. — „Die Hennen sind lange nicht so gescheit, wenigstens nicht so listig, als der Hahn; aber zum Rechtthun und zur Erfüllung ihrer Naturpflichten sind sie gescheit genug. All ihr Verstand ist Mutterliebe, und Mutterliebe hat all ihren Verstand in sich aufgenommen. Nacht und Tag geben sie nur feine Töne von sich, es sei denn, sie haben ein Ei gelegt; dann aber thun sie solches der Welt laut genug kund. Nimmt man der Henne, wie wir es thun, die Eier immer wieder weg, so legt sie immer wieder von Tag zu Tag, immer hoffend, man lasse sie ihr. Geschieht das. und hat sie eine Anzahl zusammen, so fängt sie an zu brüten. Um die Jungen bekümmert sich der Hahn gar nicht, fondern überläßt die Fürsorge und Erziehung unbedingt der Mutter. Er darf es aber auch; denn diese sorgt für sie treueu und sorgfältigen Herzens, und wie des Hahnes Wachsamkeit zum Sprüchworte geworden, so der Gluckhenne Mutterliebe. Christus selbst hielts nicht unter seiner Würde, seine Liebe zu seinem großen Volke mit der Liebe einer Gluck- Henne zu ihrem kleinen Volke zu vergleichen. Das Bild ist eins der wohltuendsten und lieblichsten! Wie sie scharrt, wie sie ruft, wie sie so zärtlichruft, wie sie den Jungen die Körnchen und Würmchen zerbeißt und vor das Schnäbelchen legt, wie sorglich sie stets auf sie sieht, wie sie zwischen ihnen steht und um sie hergeht, wie sie warnt, wenn ein Raubvogel in der Höhe dräuet! Die Jungen aber verstehen die Mutterstimme wohl und laufen herbei, und sie verbirgt sie alle unter ihre ausgebreiteten Flügel und macht sich zum sichernden Schild und Gewölbe, an welchem der Raubschnabel des Tieres, das nicht auf die Erde kommt, sondern nur im Fluge und Stoße eins erhaschen will, vergeblich anprallt, weil die Federn elastisch sind. Sie stellt sich vor sie auch gegen Hunde und Menschen. Alle Jungen kennen sie, und sie kennt alle genau. Wenn mehrere Gluckhennen neben einander weiden, und die eine ruft, so laufen nur die ihrigen zu ihr; rufen beide von verschiedenen Seiten,

6. Tier-Geographie - S. 32

1893 - Leipzig : Hinrichs
32 Charakter-Vögel Europas. fünf legt — weg, die für ein leckeres Gericht gehalten werden. Das Äußere der Nester besteht aus Heu und Moos, was man auch wohl an ihre Brutstellen hinbringt, um ihnen den Nest- bau zu erleichtern und sie dadurch anzuziehen. Sobald die Jungen aus den Eiern gekrochen sind, nimmt die Ente sie auf den Rücken, schwimmt mit ihnen eine Strecke ins Wasser, taucht dann unter und läßt so die Kleinen sich im Schwimmen ver- suchen. Im Winter sammeln sie sich in ungeheueren Scharen im offenen Meere und in den Buchten und sind ebenso scheu und wild bei der Annäherung der Menschen oder anderer Feinde, wie geschickt im Tauchen und ausdauernd im Fluge. Das Nest einer Eiderente liefert gewöhnlich y6 oder y4 Pfund gereinigter Dunen, von denen alljährlich ca. 2500 kg (im Werte von 45,000 Mark) an den verschiedenen Brutplätzen ge- sammelt werden. Was dem Spanier seine Merinos, das sind dem armen Bewohner der kleinen Inseln des arktischen Europa seine Eidervögel, deren Gabe auch er, wie jener die Wolle, uicht für sich benutzt, — da er nicht in Federbetten schläft — sondern tauschweise seinen reicheren europäischen Brüdern über- läßt, daß sie im milderen Klima aus und in ihnen weich und warm ruhen mögen. 6. Im direkten Gegensatze zu der friedlichen, nützlichen Eidergans sorgt der nur auf den europäischen Alpen vor- kommende Bartgeier (Lämmergeier), der gewaltige König des Lustmeeres, der ebenbürtige Verwandte des über den höchsten Spitzen der Anden Amerikas schwebenden Kondor, nur für sich und seine Brut, ein Bild der scharfsichtigen, allergreifenden und vernichtenden Selbstsucht unter der schönsten Maske. Denn der Bartgeier ist der Raubvogel iu höchster Volleudung: ein aus- gezeichneter Flieger und der mutigste und kräftigste Räuber unter alle» seinen zahlreichen Genossen. Er steigt zu einer un- geheuern Höhe hinaus und schwebt in ihr leicht und schwimmend über den Gletschern umher, fähig, in kurzer Zeit viele Meilen zurückzulegen und ein großes Revier abzusuchen. Da er auf die Alpen, in denen es nur wenige ihm zur Nahrung dienende Tiere giebt, angewiesen ist, so muß es ihm leicht sein, nnge- messene Räume zu durchsegeln, um eine Mahlzeit für sich aus- zufinden. Allein fein Flug ist nicht nur sehr leicht und ge- wandt, sondern auch äußerst geschickt. Wenn sich ein anderer Geier niederlassen will, schwebt er schraubenförmig und langsam

7. Tier-Geographie - S. 43

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 43 stimmt für einen hohen Grad von Gelehrigkeit und Klugheit, die wohl der menschlichen Vernunft nnter allen tierischen Seelen- kräften am nächsten steht, daß selbst der Zweifellustigste die höhere Bedeutsamkeit dieses merkwürdigen Tieres abzuleugnen nicht vermag. 5. Die Natur Südasiens, wie der Tropenländer überhaupt, gefällt sich in Gegensätzen: während der massenhafte Elefant mit feinen vier nnförmigen Beinsäulen mit der Erde verwachsen, und die Schnelligkeit der Bewegung an ihm ein Wunder scheint, schankelt sich das lustige Volk der Affen an vierhändenin den höchsten Zweigen der Bäume, in den Blätterkronen der fruchtreichen Palmen, und bedarf des Bodens nur eben als des Trägers der Pflanzenwelt, auf welcher es mit den Vögeln des Himmels seine Wohnung ausgeschlagen hat, und der es seine Hauptnahrung verdankt; und während der Elefant seinen Rüssel als Hand braucht, uutzt die ganze Familie der Meer- katzen der neuen Welt den mit feinem Tastsinne versehenen langen Schwanz zu gleicher Stellvertretung, wenn und wo vier Hände nicht ausreichen. Nächst oder neben dem Elefanten erregt unter den verschiedenen Geschlechtern der lebenden Wesen, welche die Erde bewohnen, vielleicht keins ein so allgemeines Interesse bei den Menschen des verschiedenartigsten Bildungs- standes, der Wilden wie der Zivilisierten, als eben die zahl- reiche Familie der Affen. Sie sind mit den Papageien die Begleiter der Palmen in der alten und in der neuen Welt. Ihre wahren und natürlichen Aufenthaltsorte sind die pfadlosen Wälder, welche den Tropenländern einen so schönen Schmuck gewähren, jenen Geschöpfen Nahrung geben und sie vor den glühenden Strahlen der tropischen Sonne schützen. In der Mitte des Tages sind diese Wälder mit der tierischen Welt gefüllt, die den stillen, ruhigen Schatten sucht, und nur an jenen Stellen, wohin kein Sonnenstrahl dringt, stören die gellenden Töne eines Papageis, oder die verwegenen Sprünge eines Affen die allgemeine Ruhe. Sobald aber die sinkende Sonne und die Abendluft die Kühlung herbeiführen, beginnen die Bewohner jener großen Pflanzschule ihre täglichen Beschäftigungen von neuem, und vor allen macht sich dann die Familie der Affen bemerklich. Die Schüchternen unter ihnen erregen die Aufmerksamkeit des Beobachters durch ihre Bemühungen, sich zu verstecken, während doch das Hervor- gucken zahlreicher kleiner Köpfe mit glänzenden, forschenden Augen aus dichtem Blättergeflechte es deutlich genug verrät, daß die Neu- gierde die Furcht und Sorge für die Selbsterhaltung fast überwältigt. Die Keckeren erzwingen die Beachtung auf andere Weise, indem sie

8. Tier-Geographie - S. 72

1893 - Leipzig : Hinrichs
72 Charakter-Säugetiere Afrikas. öfter und lieber von den Bäumen, vorzüglich Mimosen und Akazien, und ihr langer Hals und hoher Bau scheint sie auf diese Nahrung weit mehr hinzuweisen, als auf Gras, welches sie nur mit Mühe würde abäsen können. Dabei dient ihr die lange, schwarzblaue, harte und rauhe Zunge, welche sie 6 bis 8 Zoll über die Lippen herausstecken kann, fast als Hand, in- dem sie die Blätter und Zweige der Bäume nicht mit den Lippen faßt, sondern dieselben mit der Zunge ergreift und zum Maule führt. Bald ist das Ende derselben hakenförmig ge- bogen, bald spiralförmig um das Ende der Zweige gewunden, welche auf diese Weise zwischen die Enden der Kinnladen ge- zogen werden. Selbst Heuhalme faßt sie nur niit der Zunge. — So strebt in diesem interessanten Tiere alles nach oben, wozu auch seine stete Unruhe und seine Scheu, sich zu legen, trefflich paßt. Es ist die Säule, der Obelisk im großen Wunderbaue des Tierreiches, zierlich, schlank und glatt, wie diese, nur, wie es die Natur der höhern or- ganischen Welt verlangt, beweglich, und das im höchsten Grade. 6. Verglichen wir die Giraffe mit einem Obelisken, so mag man beim Anblick des Dromedars an die Pyramiden denken, in deren Nähe es so oft weidet und über welche hinaus, in die Wüsten des nördlichen mittleren Afrikas, es die Menschen und ihre Waren trägt, ein lebendes Schiff im weiten Sand- meere. Wir haben das Kamel im allgemeinen bereits im Bilde Asiens hinreichend geschildert, so daß wir hier nur das, was das Dromedar speziell betrifft, ergänzend nachzuholen haben. — Das Dromedar oder einhöckerige Kamel ist viel weiter ver- breitet, als das Trampeltier, und zwar in ganz Nordafrika, außerdem aber auch in Arabien, Indien und selbst in Persien und dem südlichen Tnrkestan. Diese Art ist es eigentlich, welche von der Natur für die heißen und dürren Sandebenen der afrikanischen Wüsten geschaffen ist und ohne deren Hülfe diese öden, fast von allen Pflanzen entblößten, von glühenden Winden durchwehten Landstriche nicht bereist werden können. Doch kennt man auch vom Dromedar mehrere Varietäten, welche nach ibrer Größe und Stärke entweder mehr zum Tragen oder zum Reiten sich eignen und abgerichtet werden. Die braune Varietät scheint die gelehrigste und sanfteste zu fein. Die Sättel, welche man den Dromedaren, die man zum Reiten braucht, auflegt, sind in der Mitte hohl und haben an

9. Tier-Geographie - S. 74

1893 - Leipzig : Hinrichs
74 Charakter-Vögel Afrikas. können, besonders da er, außer in seinem Baue, auch in Schnellig- keit und List seinem Vetter sehr ähnlich ist. b. Vögel. 1. (Übersicht.) In seinen Vögeln ist Afrika weit weniger scharf ausgeprägt, als in seinen Pflanzen und Säugetieren; denn die meisten derselben hat es mit Europa, im Norden, und mit Südasien und den übrigen Tropenländern, im Süden und Westen, gemein. Namentlich dürfte die ganze Nordküste kaum eine einzige Art aufzuweisen haben, welche nicht auch anderen Ländern des mittelländischen Meeres zukäme. Eine große An- zahl nordafrikanischer Vögel geht sogar bis Mitteldeutschland, manche, wie z. B. der reiselustige braune Ibis (der Sichler) und der große Silberreiher noch höher gegen Norden hinauf. Die vorherrschenden Vögel des nördlichen Afrika sind die aus der Ordnung der Wat- und Schwimmvögel, welche sich in sehr mannigfaltigen Arten hier vorfinden. Reiher, Flamingos, Kraniche, Strandreiter, Pelekane, Enten -u. s. w. erheben sich in großen Schwärmen ans dem Schilfuser. Etwas weniger zahlreich sind die Raubvögel in Nordafrika, mit Ausnahme der Aasgeier, welche sich in den Küstenstädten und in ganz Ägypten herdenweise angesiedelt haben. Stehende Singvögel hat das waldarme nordafrikanische Küstenland nur wenige, und nur zur Zeit des Zuges der nordischen Waldsäng^r, welche im Novem- der über das Mittelmeer kommen und weiter nach Süden ziehen, beginnt in den buschigen Schluchten des allerer Hügellandes ein wunderliches Schnabelkonzert in den mannigfaltigsten Lauten. Jenseits der Wüste ändert sich die Szene. Vor allen anderen ziehen das Auge des Wanderers die Honigsauger mit metall- glänzendem Gefieder auf sich, die in großer Zahl um die Blumengrnppen der breitblätterigen Asklepias flattern und, Edelsteinen gleich, in bunten Farben schimmern. In ebenso üppiger Farbenpracht jagen die verschiedenen Arten von Bienen- fressern scharenweise den Insekten nach. Hier ertönt von hohen Bäumen herab das lärmende Geschrei einiger Papageienarten, dort die schnalzende Stimme der sich stets hin und her bewegen- den Glanzstaare, Liebliche kleine Finken, deren große Mannig- faltigkeit wegen ihres kontrastierenden Farbentones doppelt auf- fällt, suchen an den Pflanzenstengeln die reifen Samenkörner,

10. Tier-Geographie - S. 49

1893 - Leipzig : Hinrichs
Charakter-Säugetiere Asiens. 49 nicht stören in der dankbaren Anerkennung der großen und wesentlichen Dienste, welche es der Menschheit leistet; denn was wollten die Grenzbewohner der Wüsten und Steppen anfangen, wie mit einander verkehren, wenn sie das Kamel nicht hätten? Abgesehen davon, daß es das einzige Lasttier ist, welches durch seine Stärke, Schnelligkeit und Ausdauer die kahlsten und ödesten Gegenden der alten Welt bewohnbar macht, und einen Verkehr über eine Schranke unterhält, welche sonst unüberschreit- bar sein würde, giebt das Kamel jenen Völkern, wie das Renn- tier dem Lappländer, Nahrung und Kleidung; denn die fette Milch in ihren verschiedenen Formen, so wie das Fleisch be- sonders der jüngeren Tiere, nährt ihre Familien, aus der Haut werden Schuhe und Reitzeug, aus den Haaren Kleidungsstücke und Zelte gemacht, und selbst der Mist desselben hat eine höhere Bedeutung, indem er getrocknet in jenen holzarmen Gegenden das gewöhnliche Brennmaterial liefert. So kann es nicht be- fremden, daß der Wohlstand der Nationen in den genannten Ländern hauptsächlich nach ihren Kamelherden berechnet wird, und der Reichtum des einzelnen dort für unermeßlich gilt, wenn man die Zahl seiner Kamele nicht kennt. Einige trockene Blätter, einige stachlichte und dürre Kräuter stillen schon ihren Hunger und sie bedürfen dabei, des glühenden Sandes und der Hitze ungeachtet, nur alle 5—6 Tage Wasser, bei saftiger Pflanzennahrung können sie es wochenlang entbehren. Ihr vor- trefflicher Geruch wittert aber aus weiter Ferne die dürftige Quelle im weiten Sandmeere; den Kopf hoch in die Luft haltend, verdoppeln sie dann ihre Schritte, um bald das gewünschte Ziel zu erreichen und den Durst löschen zu können, der gewöhnlich ihre Herren noch mehr plagt als sie selbst. Auch die unserm Auge so häßlich vorkommenden Höcker gehören mit zu den wunderbaren Organen des merkwürdigen Tieres und vermehren dessen Brauchbarkeit; denn sie sind Fettmagazine, welche die überflüssigen Nahrungsstoffe, die zur Zeit einer reichlichen Weide sich absondern, auf die Zeit der Not aufbewahren. Nach langen Reisen sind daher diese Höcker klein, schlaff und fast hängend kaum 2—3 kg schwer, füllen sich aber bei eintretender Ruhe und reichlicher Nahrung bald wieder an und erhalten ihre vorige Härte und Größe wieder und sind bis 15 kg schwer. Das noch weiter verbreitete, aber etwas schwächer und kleinere ein- höckerige Kamel oder Dromedar wird uns in Afrika be- Buchholz, Tiergeographie. 2. Aufl. 4
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