Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 143

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 24. Übersicht. §. 25, 1. Der erste Kreuzzug. 143 Dritte Periode des Mittelalters. Dorn Beginn der Areuzzüge bis zu Rudolf von haösöurg 1096—1273. §. 24. (ififusitsit. 1) Die Macht der römischen Kirche über die gesamte abendländische Christenheit zeigt sich in der Abhängigkeit der Fürsten und Völker von Rom, sowie in den Kreuzzügen nach dem Orient zur Befreiung des heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen. 2) Gegen die beginnende Verweltlichung der römischen Kirche werden bereits Bestrebungen laut, welche die Kirche als ketzerische bezeichnete und grausam verfolgte. Es sind die Bewegungen in Italien, welche die Predigten des Arnold von Brescia (1139) hervorriefen, und die Bestrebungen der Waldenser und Albigenser im südlichen Frankreich (1206). 3) Durch die Kreuzzüge wird der Geist des Rittertums ausgebildet und veredelt; die Bildung des Morgenlandes wirkt vorteilhaft auf das Abendland ein. Künste und Wissenschaften heben sich wieder. Der dritte Stand kommt aus. 4) Der Ritterdienst und die Neigung, auf Abenteuer auszuziehen, ist der Entwicklung der Dichtkunst günstig. Der dichterische Geist des 12. und 13. Jahrhunderts bringt herrliche Früchte hervor und schafft großartige Epen und treffliche Minnelieder. 5) Der Kampf der hohenstaufifchen Kaiser mit den lombardischen Städten und dem Papste endete mit dem Untergange des erlauchten Kaiserhauses. §. 25. Die äreujjüge 1096 — 1291. 1. Der erste Kreuzzug 1096 —1099. Seit Helena ihren Sohn Konstantin den Großen zum Bau der herrlichen „Kirche der Auferstehung" in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Vergebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Himmel zu erstehen. Wer eine solche Fahrt unternehmen wollte,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 195

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 29. Das Mönchtum und die römische Kirche. 195 neuen kirchlichen Mönchsverein bilden; als sie aber die Einfalt des apostolischen Lebens erstrebten und den Grundsatz aufstellten, daß das Lehramt nicht Vorrecht der Geistlichkeit sei, sondern auch von Laien verwaltet werden könne, daß das Lesen der heiligen Schrift nicht von der Erlaubnis der Geistlichen abhängig gemacht werden dürfe, daß alles Beichten, aller Ablaß, alles Anrufen der Heiligen, die Verehrung der Reliquien, Messen und Almosen nichtig seien, wenn nicht der lebendige Glaube, wahre Buße und Besserung bei Gott Gnade erwerbe: da wurden sie von den Päpsten und Bischöfen verfolgt und mußten in Gefängnissen und auf Scheiterhaufen ihren Glauben mit ihrem Blute besiegeln. Viele flüchteten sich in die Thäler von Piemont und Savoyen, wo sie kleine Gemeinden mit eigentümlicher Kirchenverfassung und strenger Kirchenzucht gründeten. Diese haben sich trotz aller Verfolgungen und Bedrückungen bis aus unsere Tage erhalten. Petrus Waldus selbst soll von Land zu Land flüchtig geirrt fein und feine Lehre gepredigt haben, bis er um 1197 in Böhmen eine Ruhestätte fand. Die Albigenser. Am härtesten wurden zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Sektierer im südlichen Frankreich verfolgt, welche nach dem Städtchen Alby den Namen Albigenser führen. Als die Bischöfe nämlich der gewaltig wachsenden Sektiererei nicht mehr Einhalt zu thun vermochten, erklärte Innocenz Iii. die Albigenser für ärger als Sarazenen und entbot den Cistereienserorden zu ihrer Bekehrung. Diese Maßregel erwies sich aber als erfolglos. Ebenso wenig vermochte der päpstliche Legat Peter von Castelnau etwas gegen die Feinde der römischen Kirche auszurichten. Als derselbe 1208 von einem Unbekannten ermordet wurde, schoben die Mönche den Verdacht des Mordes aus den Grasen Raimund von Toulouse, welcher die Albigenser auf feinem Gebiete schützte und duldete. Da nahm Jnnoeenz zu einer Gewaltmaßregel feine Zuflucht und ließ durch den Abt Arnold von Eiteaux zur Ausrottung der Ketzer das Kreuz predigen. Versprechungen der Kirche veranlaßten Taufende, gegen diese Ungläubigen, wie der Papst sie bezeichnete, zu ziehen. An der Spitze dieses neuen Kreuzheeres stand der Gras Simon von Montfort, welcher den Krieg mit entsetzlicher Grausamkeit führte. Bei der Erstürmung von Beziers wurden 7000 Menschen in einer Kirche verbrannt und 20 000 erschlagen. Als man den Abt Arnold fragte, wie man unter den Einwohnern die Rechtgläubigen unterscheiden sönne, entgegnete er: „Schlagt nur tot, der Herr kennt die eeinen." Graf Raimund, welcher sich feiner Unterthanen an* nahm, wurde für einen Ketzer erklärt und fein Land dem Grafen

3. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1888 - Wiesbaden : Kunze
144 Dritte Periode des Mittelalters. empfing von dem Priester der Heimat ein einfaches Pilgergewand, ein Kreuz, eine Pilgerschärpe nebst Pilgertasche, einen Pilgerstab und den Segen der Kirche. Wo der Wallfahrer auf seiner Pilgerreise in christlichen Landen eintrat, fand er gastliche Aufnahme. Kehrte er von der Wallfahrt zurück, so wurde eine öffentliche Dankfeier abgehalten, er stiftete dem Altar seiner Heimatskirche einen Palmzweig, verschenkte Muscheln oder eine „Rose von Jericho" und genoß Achtung und Verehrung unter seinen Glaubensgenossen. Diese Wallfahrten dauerten auch ziemlich unbelästigt fort, als Jerusalem von den Arabern 637 erobert wurde, und wurden durch den auf- blühenden Handel nach dem Orient noch begünstigt. Später aber wurde die Lage der Pilger eine ungünstigere, besonders als die seldschuckischen Türken 1058 das Reich der Kalifen in ihre Hand brachten. Die heiligen Stätten wurden jetzt oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht, fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst gestört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt. Trotzdem nahm die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande nicht ab; sie wuchs vielmehr bedeutend um das Jahr 1000, wo der Glaube an den bevorstehenden Weltuntergang viele Christen zu frommen Übungen trieb. Die abendländische Kirche begünstigte diese Züge, und Gregor Vii. beschäftigte sich bereits mit dem Gedanken, die Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes aufzubieten. Allein erst unter seinem zweiten Nachfolger wurde der fromme Sinn und die Abenteuerlust unter der Bevölkerung des Abendlandes zu jenen großen Unternehmungen in Bewegung gefetzt, welche die Geschichte mit dem Namen Kreuzzüge bezeichnet, und welche den Zweck hatten, in Palästina die christliche Herrschaft wieder herzustellen. Zu jener Zeit kam ein Priester, Peter von Amiens, nach Jerusalem; er war Einsiedler, von Gestalt klein, hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus dem durchdringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war 1093 Zeuge der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden mußten, und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge ihm Briefe an den Papst und d« Fürsten des Abendlandes mitgeben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii. nahm den Eremiten freundlich aus, segnete ihn und sandte ihn nach Italien und Frankreich, um die Gemüter für den heiligen Krieg vorzubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen Be-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 145

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 1. Der erste Kreuzzug. 145 schwerden, barfuß und barhaupt, gegürtet mit einem Strick, das Kruzifix in der Hand, ritt Peter auf einem Esel von Ort zu Ort und öffnete die Herzen der Christen, bis der Papst die Bischöfe und Äbte zu einer Versammlung nach Piacenza und Clermont beschied. Schon in Piacenza legten viele das Gelübde ab, in den Kampf gegen die Ungläubigen zu ziehen. Auf der Kirchenversammlung zu Clermont 1095 schilderte Peter in Gegenwart Urbans in begeisternder Rede die Drangsale der frommen Pilger im Morgenland, und nachdem Urban selbst die ungeheuere Menge zum bew aff net en Zuge nach dem gelobten Lande aufgefordert, allen Teilnehmern Vergebung ihrer Sünden und die ewige Seligkeit verheißen und alle Anwesenden mit Begeisterung und heiligem Eifer erfüllt hatte, ging durch die Versammlung eine allgemeine Bewegung, und es erscholl der tausendstimmige Ruf: Gott will es! Darauf forderte Urban die Menge auf, sich mit dem Zeichen des Kreuzes zu schmücken, und Bifchof Ad emar von Puy kniete zuerst nieder und bat um das heilige Zeichen. Auch die Ritter und die übrigen Teilnehmer hefteten zum Zeichen, daß sie bereit feien, das Kreuz Christi auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen, ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter; daher werden sie Kreuzfahrer und ihre Unternehmungen Kreuzzüge genannt. Alle, welche der Versammlung beigewohnt hatten, verbreiteten gleiche Begeisterung in ihrer Heimat. Jedermann gewahrte Zeichen am Himmel, feurige Heerstraßen, glühende Schwerter, kämpfende Ritter und Streiter, feurige Kreuze und heilige Feuer. Ausbruch. Schon im Frühjahre 1096 zog Peter von Amiens mit zahlreichen ungeduldigen Scharen meist entlaufener Leibeignen davon. Nur 8 Ritter gesellten sich zu ihnen, darunter Walther von Pexejo und fein gleichnamiger Neffe, welchen man feiner Dürftigkeit wegen Walth er von Habenichts nannte. Als sie aber auf dem Wege durch Ungarn und Bulgarien, wo man ihnen die Lebensrnittel verweigerte, raubend und mordend auftraten, wurden sie zu taufenden erschlagen. Die übrigen langten in elendem Zustande in Konstantinopel an und setzten nach Kleinasien über, wo sie der türkischen Übermacht erlagen. Nur wenige entrannen dem Schwerte der Ungläubigen. Noch zwei andere zügellose Haufen, der eine unter Anführung des Priesters Gottfchalk, der andere unter Leitung Wilhelms des Zimmermanns, waren ausgezogen, hatten sich aber durch ihre Ausschweifungen und Räubereien, insbesondere durch die an Juden in den rheinischen Städten verübten Greuelthaten, verhaßt gemacht und Konstantinopel nicht erreicht. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v Ph. Beck. 10

5. Geschichte des Mittelalters - S. 196

1888 - Wiesbaden : Kunze
196 Dritte Periode des Mittelalters. Simon von Montsort erteilt. Allein dieser wurde bei der Belagerung von Toulouse durch einen Steinwurf getötet. Darum kam das grausam verwüstete Land nach Raimunds Tode an den König von Frankreich. Die Inquisition. Auf der Kirchenversammlung zu Toulouse 1229 ergriff die päpstliche Partei neue Maßregeln zur Verhütung der Ketzerei. Die Bischöse wurden angewiesen, Geschworene zur Aufspürung und gerichtlichen Verfolgung der Ketzer anzustellen; jeder Bischof, Fürst. Baron oder Richter, welcher einen Ketzer verschone, sollte sein Land, Gut oder Amt einbüßen; jedes Haus, das einen Ketzer beherberge, dem Boden gleichgemacht werden; wer nicht zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten beichte und kommuniziere und alle zwei Jahre seine Übereinstimmung mit der römischen Kirche eidlich bekräftige, solle der Ketzerei verdächtig und jeder ärztlichen und geistlichen Hilfe verlustig gehen. Da aber die Bischöfe in der Ausführung dieser Maßregeln bald zu lässig erschienen, so setzte der Papst besondere Ketzergerichte oder Jnquisitionstribunale ein und beauftragte die Dominikaner, welchen er unbeschränkte Vollmacht erteilte, mit der Handhabung und Leitung derselben. Die Inquisition entschied darüber, ob jemand den rechten Glauben habe oder nicht, und verurteilte die Ketzer oder Irrgläubigen zum Verlust ihrer Güter, ihrer Freiheit und ihres Lebens. Der Angeklagte wurde ins Gefängnis gebracht und durfte niemand sprechen; auch kein Gebetbuch wurde ihm gestattet. Gestand er die ihm zur Last gelegten Verbrechen, so hatte er sich sein Urteil selbst gesprochen; leugnete er dagegen, so wurde er dennoch als schuldig angesehen und demgemäß behandelt. Er erfuhr nicht, wer seine Ankläger oder wer die Zeugen waren; mit Hilfe der Folter (§. 40) erpreßte man das Geständnis. Entging ein Angeklagter durch Bekenntnis und Reue dein Tode, so mußte er dem Irrtum abschwören und sich allen Strafen und Bußübungen unterziehen, welche das Gericht aussprach. War er zum Tode verurteilt, so wurde in Gegenwart der schaulustigen Menge ein feierliches Auto da Fe (Hinrichtung) veranstaltet. Die Verurteilten erschienen barfuß, mit einer spitzen Mütze auf dem Kopfe und angethan mit dem Sanbenito, einem fafranfarfrigen Bußkleide, welches auf Rücken und Brust mit einem Kreuze bezeichnet und mit Teufeln bemalt war. Ehe die Verurteilten auf den Scheiterhaufen geführt wurden, fragte man sie, in welchem Glauben sie sterben wollten; antworteten sie: „im katholischen", so wurden sie erdrosselt, schwiegen sie, so wurden sie lebendig verbrannt. Dieses furchtbare Glaubensgericht, an welchem Neid, Hab- und Herrschsucht, Bosheit und Rache mehr Anteil hatten als der Glaubens-

6. Geschichte des Mittelalters - S. 200

1888 - Wiesbaden : Kunze
200 Dritte Periode des Mittelalters. hielt dann die Wirtschaftsgebäude, die Wohnungen für Knechte und Dienstleute, einen Platz für ritterliche Übungen, den von Linden beschatteten Brunnen und den sorglich gepflegten Burggarten. Rings um die Burg hatten sich in Hütten die hörigen Leute angesiedelt. Das Rittertum war im Anfange eine liebliche und wohlthätige Erscheinung zum Schutze der Kirche und der bedrückten Unschuld; aber es artete aus. Von ihren luftigen Höhen stürmten später Ritter und Reisige ins Thal, plünderten die Wanderer und Kaufleute, die Bauern und Städter und übten das Faustrecht. Viele Bündnisse entstanden gegen die Vergewaltigungen der Ritter, welche Sitte und Gesetz mit Füßen traten und an die Stelle göttlicher und mensch-licher Satzungen das Recht des Stärkeren setzten. Die Erfindung des Schießpulvers, sowie das Emporkommen des Bürger- und Bauernstandes machten dem Rittertum ein Ende. Die drei geistlichen Ritterorden. Die schönste Blüte hat das Rittertum in den großen geistlichen Ritterorden getrieben, welche durch die innige Verbindung andächtigen Glaubenseifers und unerschütterlicher Tapferkeit ein Muster echt christlichen Sinnes wurden; es waren dies der Johanniter-, der Tempelherrn- und der deutsche Ritterorden. Der Iohanniterorden war aus einem Benediktinerkloster hervorgegangen, das 1048 Kaufleute aus Amalfi gestiftet hatten. Es war dies ein Hospital des heiligen Johannes zur Pflege armer, kranker Pilger. Noch vor Jerusalems Eroberung (1099) hatten die Glieder des Ordens das Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams abgelegt. Als noch ein viertes Gelübde hinzukam, die Waffen zur Verteidigung der Religion zu führen, teilten sich die Ordensmitglieder in drei Klassen : Priester, Ritter und dienende Brüder. Ordenskleid war ein schwarzer Mantel mit weißem Kreuze; der Vorsteher des Ordens hieß Großmeister. Nach dem Verluste von Palästina ließen sich die Ordensritter 1291 auf Cypern nieder, eroberten 1309 Rhodus, woher sie auch Rhobiferritter heißen, und behaupteten sich hier gegen die Türken bis 1522. Nach dem Verluste von Cypern und Rhodus an die Türken schenkte ihnen Karl V. die Inseln Malta, Gozzo und Eomino nebst Tripolis in Afrika, weshalb sie auch Malteserritter genannt werden. Napoleon I. hob (1798) den Orden auf; derselbe ist aber durch Östreich wieder hergestellt worden und hat viele seiner Güter zurück erhalten. Die Ordensglieder residieren seit 1831 in Rom. In Preußen wurde er 1812 wieder ausgerichtet und 1852 zur Pflege im Kampfe Verwundeter erneuert.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 201

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 30. Das Rittertum und die Ritterorden. 201 Der Tempelherrnorden ist 1118 aus einer Verbindung von neun französischen Rittern zur Beschützung der Pilger auf den unsicheren Straßen Palästinas hervorgegangen und erhielt von seiner Wohnung an der Stelle des Salomonischen Tempels seinen Namen. Die Ordensregeln der Tempelherrn waren denen der Johanniter ähnlich; ihr ritterliches Ordenskleid war ein weißer Mantel mit achteckigem, hochrotem Kreuz, welches über der Rüstung getragen werden mußte. Nach dem Verluste von Palästina waren sie nach Frankreich verlockt worden, wo ihre ungeheuren Reichtümer Anlaß zu Verleumdung und Verfolgung des Ordens gaben. Philipp Iv. der Schöne ließ den Großmeister Jakob von Molay und 54 Ordensbrüder niedriger Verbrechen anklagen und in Paris 1312 lebendig verbrennen. Die ansehnlichen Güter zog er ein, und der Papst mußte die Aushebung des Ordens aussprechen. Der deutsche Ritterorden wurde aus dem dritten Kreuzzug durch Barbarossas Sohn Friedrich von Schwaben 1190 gestiftet und hatte gleichen Zweck und gleiche Einrichtung. Das Ordenskleid war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz, der Vorsteher hieß Hochmeister. Als der Hauptsitz des Ordens, Akkon, 1291 an die Türken verloren ging, siedelte der Orden nach Venedig über; 1309 verlegte er seinen Sitz nach Marienburg in Preußen, wo er Niederlassungen gegründet hatte. Dorthin war er nämlich schon zu Anfang des 13. Jahrhunderts zur Bekehrung der heidnischen Preußen berufen worden, bei welchen bis dahin alle Bekehrungsverfuche erfolglos geblieben waren (Iii. Teil, §. 12, 4). Der Ordensmeister Hermann von Salza aus Thüringen hatte deshalb unter Führung des Landmeisters Hermann Balk eine Anzahl Ordensritter 1227 nach der Weichsel abgeschickt. Nachdem die Kirche zum Kreuzzuge dahin gemahnt hatte, waren Tausende aufgebrochen und hatten die Ordensritter in ihrem Eroberungs- und Bekehrungswerk unterstützt. Thorn und Kulm wurden die ersten Schutzplätze. Ottokar von Böhmen führte im Verein mit Rudolf von Habsburg ein großes Kreuzheer nach Preußen, eroberte Sam land und gründete am Pregel 1255 eine neue Burg, die ihm zu Ehren Königsberg genannt wurde. Nach fünfzigjährigem Kampfe wurde das Land dem deutschen Orden unterworfen; mit Hilfe deutscher Ansiedler wurde es bebaut, das Christentum da-' selbst heimisch gemacht und von dort allmählich weiter nach Osten verbreitet. Aber mit dem 15. Jahrhundert begann der Verfall des Ordens. Sittenlofigkeit und Zwistigkeiten unter denordensbrüdern brachen seine Kraft, fodaß er den Polen in der Schlacht bei Tannenberg

8. Geschichte der Neuzeit - S. 114

1887 - Wiesbaden : Kunze
114 Erste Periode der Neuzeit. fertigsten Gelehrten Deutschlands, mit Leibnitz (1646 — 1716). Ferner gehören in diesen Zeitraum die Erfindungen des Thermometers 1643 durch den Holländer Cornelius Drebbel, des Barometers durch den Italiener Toricelli und der Luftpumpe 1650 durch den Magdeburger Bürgermeister Otto von Guerike. Bemerkenswert ist endlich noch, daß 1582 der Papst Gregor Xiii. auf Anraten des Dr. Aloys von Verona einen verbefsertenka-lend er einführte, welcher nach seinem Adoptivvater der Gregorianische heißt. Seit Julius Cäsar rechnete man das gemeine Jahr zu 365 Tagen 6 Stunden und schob alle vier Jahre ein Schaltjahr ein. Da aber dadurch das Jahr um lv/s Minute zu lang bestimmt worden war, so ward im Verlaufe der Zeit die Rechnung falsch. Schon 325 n. Chr. auf der Kirchenversammlung zu Nieäa hatte man drei Tage ausgemerzt; 1582 mußten abermals zehn Tage ausfallen, und man ging damals vom 4. Okt. alsbald auf den 15. Okt. über. Während Cäsar regelmäßig alle vier Jahre ein Schaltjahr einschob, verordnete Gregor, daß bei den Säeularzahlen immer nur das vierte ein Schaltjahr sein sollte. 1600 und 2000 sind also nach dem Gregorianischen Kalender Schalt-, 1700, 1800, 1900 dagegen gemeine Jahre. Die russisch-griechische Kirche, welche den Julianischen Kalender beibehielt, ist darum hinter der neuen Rechnung gegenwärtig um zwölf Tage zurück und wird 1900 einen weiteren Tag zurückbleiben. Der Gregorianische Kalender wurde von den Protestanten aus Widerwillen gegen seinen Urheber nicht angenommen, zumal der gelehrte Landgraf Wilhelm von Hessen bewies, daß auch die neue Rechnung an einem Irrtum leide. Erst 1777 ward der verbesserte Reichskalender auf Anraten Friedrichs des Großen allgemein eingeführt. §. 7. 3)ie irauen tses ersten Mrauins. 1. Das Zeitalter der Reformation zeigt, daß die Frauen wie bei der Gründung und Ausbreitung des Christentums, auch für die Kirchenverbesserung lebhafte Teilnahme verrieten. Um die Person Luthers selbst erblicken wir drei würdige Frauen, welche auf den Reformator den größten Einfluß übten: seine Mutter Margareta, welche bis zu ihrem Tode (1531) für ihre mütterliche Sorgfalt und strenge Erziehung der treuesten kindlichen Anhänglichkeit sich zu erfreuen hatte; die wohlthätige Frau Ursula Cotta, welche des armen Chorschülers sich mitleidig annahm und demselben

9. Geschichte der Neuzeit - S. 388

1887 - Wiesbaden : Kunze
388 Dritte Periode der Neuzeit. großes Aufsehen, allmählich aber trat sie wegen Mangels echt christlicher Anschauung in den Hintergrund. Eine bedeutende Macht entfaltete in der jüngsten Vergangenheit die katholische Kirche unter der Einwirkung des Jesuitenordens. Nachdem schon 1864 Papst Pius Ix. eine große Anzahl moderner Ansichten über Politik und soziales Leben verdammt hatte, berief er 1869 ein Konzil nach Rom, dessen Aufgabe es war, die päpstliche Unfehlbarkeit in Sachen des Glaubens und der Sitte als Dogma, d. i. als absoluten Glaubenssatz, aufzustellen. Die Nachgiebigkeit der anfangs widerstrebenden, namentlich deutschen Bischöfe vermochte die ablehnende Bewegung in Deutschland nicht zum Schweigen zu bringen: es bildeten sich vielmehr „ a l t k a t h o l i s ch e" Gemeinden, welche das Unfehlbarkeitsdogma zurückwiesen. In der evangelischen Kirche trat eine Partei auf, die ein oberflächliches, gehaltloses Vernunftchristentum aufstellte und mit dem Namen Lichtfreunde bezeichnet wurde. Es entstanden sogenannte freie Gemeinden, denen ein Toleranzedikt im Jahre 1847 die bürgerlichen Rechte zuerkannte. Erfreulicher war, daß sich zur Unterstützung armer evangelischer Gemeinden in katholischen Landen der Gustav-Adols-Verein bildete. Zum Schutz der evangelischen Christen im Orient gründete Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen mit der Königin von England ein evangelisches Bistum in Jerusalem. Auf keinem Gebiete der wissenschaftlichen Forschung ist im 19. Jahrhundert mehr geleistet worden, als auf dem der Naturwissenschaften, und hier war es vor allen Alex. v. Humboldt (1769 — 1859), welcher nach allen Seiten hin thätig anregte. Er hat in seinem „Kosmos" die Ergebnisse seiner eignen wie anderer Reisen und Forschungen niedergelegt und zuerst eine gründliche, wahre Weltbeschreibung vom physikalischen Standpunkte aus verfaßt. In der Naturgeschichte hat Oken ein vollständiges, scharf gegliedertes System aufgestellt, Cuvier die vergleichende Anatomie auf die Reste vorweltlicher Tiere angewandt. Ehrenberg mit Hilfe des vervollkommneten Mikroskops die Welt der Jnsusionstiere durchforscht. Um die Mineralogie erwarben sich Werner in Freiberg, Leopold von Buch, Bischof in Bonn u. a. große Verdienste. Bedeutende Fortschritte machte das 19. Jahrhundert in der Erforschung des Weltraums. Noch zu Anfang desselben kannte man nur 7 größere Planeten; jetzt kennt man außer 8 größeren über 250 kleinere Planeten. Man hat neue Kometen entdeckt und ihre Bahnen berechnet, das Rätsel der Milchstraße und der Nebelflecken gelöst, die Stoffe der

10. Neuere Geschichte - S. 20

1869 - Mainz : Kunze
20 Knipperdollingk Bürgermeister, die Wiedertäufer erhalten im Rath die Oberhand; Verbrennung aller Bücher, Zerstörung von Kunst- werken , Vielweiberei, Gütergemeinschaft. Jan von Leiden wird König. Eroberung und Züchtigung der Stadt durch den Bischof mit Hülfe von Cöln, Trier, Cleve und Hessen. 1535 Karls V Zug gegen Tunis, das er dem unter türkischer Oberhoheit stehenden Seeräuber Chaireddin Barbarossa, dem Besitzer auch von Algier, entriß und dem 1534 vertriebenen Fürsten Mulay Hassan als spanischem Vasallen wiedergab. i54i Ein zweiter Zug nach Nordafrika, 1541, der fortgesetzten Seeräubereien wegen gegen Algier in ungünstiger Jahres- zeit unternommen, scheitert gänzlich. 1636—iss» Dritter Krieg zwilchen Kart V und Franz I, veranlaßt durch Karls Weigerung, auch nach Franz Sforzas Tod (1535) den König mit Mailand zu belehnen. Wieder reichen sich Frankreich und die Türkei die Hand. Franz I erobert Piemont, dessen Herzog Karls Verbündeter war, wird aber in seinem eigenen Lande, in der Provence, doch vergeblich angegriffen. Gleichzeitiger Angriff Solimans gegen Ungarn und Neapel; Erbvertrag Johann Zapolyas milden habsburgischen Brüdern. Unter Pabst Pauls Iii Ver- mittlung der zehnjährige Waffenstillstand zu Nizza, in dem Franz Piemont behält. 4. Letzte Ausgleichungsversuche und Vorboten des Kampfes. 1541 Obwohl das Religionsgespräch aus dem Reichstag zu Negensburg 1541 (Contarini und Melanchthon) trotz anfäng- licher Annäherung fruchtlos blieb, (ebenso wie ein später, 1546, daselbst gehaltenes Colloquium), so erfolgte wegen der nahenden Türkengefahr doch ein günstiger Reichstagsabschied. Die Türken kämpfen wieder als Bundesgenossen der Franzosen in dem 1543-1544 Vierten Krieg zwischen Kart V und Franz I, begonnen, weil Karls Versprechen, den König mit Mailand zu belehnen, unersüllt blieb. Heinrich Viii mit Karl im Bunde, dringt wie im ersten Kriege in der Picardie, der Kaiser in der Champagne ein, Paris und eine Theitung Frankreichs als gemeinsames Ziel im Auge. Der Plan
   bis 10 von 102 weiter»  »»
102 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 102 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 55
1 169
2 76
3 75
4 361
5 211
6 432
7 413
8 23
9 52
10 570
11 361
12 136
13 20
14 77
15 210
16 116
17 156
18 62
19 63
20 77
21 186
22 247
23 71
24 159
25 92
26 72
27 102
28 91
29 36
30 170
31 360
32 115
33 102
34 320
35 38
36 99
37 824
38 259
39 103
40 118
41 855
42 233
43 113
44 34
45 520
46 203
47 55
48 49
49 193

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 23
2 2
3 31
4 14
5 5
6 6
7 50
8 41
9 65
10 9
11 3
12 1
13 11
14 2
15 5
16 57
17 359
18 13
19 7
20 75
21 5
22 0
23 37
24 3
25 105
26 86
27 1
28 0
29 0
30 13
31 0
32 10
33 12
34 15
35 14
36 22
37 67
38 3
39 55
40 8
41 73
42 21
43 124
44 9
45 88
46 53
47 3
48 0
49 1
50 2
51 0
52 72
53 9
54 8
55 0
56 113
57 5
58 202
59 11
60 11
61 5
62 12
63 3
64 12
65 43
66 18
67 59
68 88
69 331
70 1
71 59
72 34
73 40
74 21
75 19
76 25
77 18
78 22
79 3
80 6
81 4
82 21
83 20
84 2
85 24
86 219
87 22
88 8
89 32
90 450
91 6
92 213
93 0
94 57
95 16
96 32
97 14
98 132
99 8

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 1
3 0
4 50
5 1
6 0
7 0
8 0
9 2
10 0
11 1
12 1
13 0
14 0
15 0
16 8
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 9
27 0
28 2
29 0
30 0
31 1
32 0
33 9
34 0
35 0
36 1
37 0
38 0
39 2
40 22
41 0
42 0
43 3
44 0
45 0
46 1
47 0
48 13
49 1
50 2
51 1
52 1
53 0
54 1
55 7
56 0
57 7
58 16
59 6
60 0
61 0
62 2
63 1
64 0
65 0
66 0
67 0
68 6
69 0
70 0
71 0
72 3
73 0
74 8
75 0
76 0
77 5
78 0
79 2
80 1
81 7
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 8
89 1
90 0
91 2
92 3
93 0
94 0
95 0
96 0
97 3
98 3
99 0
100 14
101 0
102 3
103 5
104 0
105 0
106 13
107 0
108 0
109 1
110 3
111 0
112 1
113 0
114 0
115 1
116 0
117 0
118 2
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 1
125 0
126 0
127 14
128 6
129 0
130 0
131 1
132 0
133 0
134 1
135 0
136 6
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 8
144 0
145 3
146 1
147 3
148 5
149 0
150 0
151 0
152 1
153 0
154 1
155 3
156 2
157 0
158 4
159 1
160 0
161 8
162 0
163 0
164 1
165 4
166 0
167 2
168 1
169 5
170 0
171 0
172 1
173 8
174 0
175 7
176 0
177 13
178 2
179 3
180 0
181 0
182 6
183 1
184 11
185 0
186 5
187 8
188 2
189 0
190 0
191 4
192 3
193 0
194 8
195 2
196 0
197 9
198 0
199 1