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1. Die neuere Zeit - S. 159

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 159 — a) von den geistlichen Herrschaften blieb nur die des Kurerzkanzlers (des Erzbischofs Dalberg) bestehen. Der Sitz desselben wurde aber von Mainz, das seit 1795 französische Festung geworden war, nach Regensburg verlegt1; b) von den Reichsstädten behielten nur die 6 größten ihre Reichsunmittelbarkeit (die Hansastädte Hamburg, Bremen und Lübeck, sowie die süddeutschen Hanbelsstädte Frankfurt, Nürnberg und Augsburg). Bei der Verteilung der Entschädigungen, welche vielfach von der Gunst des französischen Konsuls und seines Ministers Talleyrand abhing, gewann Bayern, das sich nach der Schlacht bei Hohenlinden Frankreich genähert hatte, die Bistümer Wurzburg, Bamberg und Passau und wurde zu einem wohlabgerundeten Lande; Preußen erhielt die Bistümer Hildesheim, Paderborn, einen Teil von Münster, ferner Erfurt und andere nordthüringische Städte. Baden erhielt die pfälzischen Städte Heidelberg und Mannheim, sowie die Kurwürde; Württemberg wurde gleichfalls Kurfürstentum und erhielt Heilbronn und andere schwäbische Reichsstädte, weitere Kurfürstentümer wurden Hessen-Kassel und Salzburg, das der bisherige Großherzog von Toskana erhielt, dessen Land als Königreich Etrurien an den bisherigen Herzog von Parma fiel. Die Bedeutung des Reichsdepntationsschlnises läßt sich in folgenden Punkten zusammenfassen: 1. Das Reich war feines kirchlichen Charakters nunmehr fast völlig entkleidet (schon 1803 wandte sich der Papst an den französischen Konsul statt an den deutschen Kaiser als den Beschirmer der Kirche). 2. Die Zahl der deutschen Einzelherrschaften war beträchtlich verringert. 3. Das Ansehen des habsburgischen Kaisertums wurde noch mehr geschwächt; wie schon früher Preußen, fo strebten nun auch die süddeutschen Staaten unter Begünstigung Frankreichs eine unabhängige Stellung an. 4. Die deutschen Regierungen nahmen in der Folgezeit vielfach die französi-fchen Einrichtungen zum Muster, so besonders Bayern unter Maximilian Joseph (Kurfürst feit 1799) und feinem Minister Montgel as.- Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, Regelung des Staatshaushaltes, Duldung der verschiedenen Bekenntnisse, Aushebung der Klöster, Beseitigung der Vorrechte des Adels und andere Neuerungen, welche sich in Frankreich unter den Greueln der Revolution vollzogen hatten, wurden in den süddeutschen Staaten nun auf dem Wege der Verwaltung durchgeführt. Für die Erniedrigung der deutschen Nation, deren Geschicke fortan für ein Jahrzehnt durch die Willkür und Saune eines fremden Eroberers entschieden wurden, hatte die Mehrzahl des Volkes wie der in Weltbürgertum verlorenen Gebildeten kein Verständnis. Eine rühmliche Ausnahme bildete neben anderen nationalgesmnten Männern der Dichter Schiller, dessen damals entstandene Dramen (1801 die Jungfrau von Orleans: 1804 Wilhelm Tell) eine Erweckung des vaterländischen Geistes vorbereiten halfen. 1 Auch die Besitzungen und Rechte der Deutschherern und der Johanniter blieben noch einige Zeit erhalten.

2. Die neuere Zeit - S. 20

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 20 — zeigt, vergl. die „Jacquerie" in Frankreich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, sowie den Volksaufstand in England unter Wat Tyler a. E. desselben Jahrhunderts.— Luthers Worte von der „evangelischen Freiheit", welche man auch auf das soziale und das Politische Leben bezog, hatten die Mißstimmung vermehrt. In den „12 Artikeln" verlangten die Bauern Aufhören der Frondienste, der Steuerfreiheit des Adels, das Recht ihre Priester selbst zu wählen u. a. m. Der Aufstand brach in Oberschwaben aus und verbreitete sich bis nach Lothringen im Westen, Franken im Norden und Salzburg im Osten. Viele Burgen und Klöster wurden zerstört, viele Grenelthaten begangen, z. B- an dein Grafen von Helfenstein in Weinsberg. Auch der unrnhige Reichsritter Götz von Berlichingen stand auf kurze Zeit an der Spitze der aufrührerischen (Odenwälder) Bauern. An der Feste von Würz bürg zerschellte der Aufstand; die einzelnen Baueruhaufeu wurden dann aufgerieben oder zerstreut, so bei Königshofen a. d. T. durch die Truppen des schwäbischen Bundes unter Georg Truchseß von Waldbnrg, bei Pfeddersheim (unweit Worms) durch die Kurfürsten von der Pfalz ünzr von Trier. Die Lage der Bauern wurde nur in einzelnen Gebieten, fo in Tirol, verbessert. In Thüringen verlangte die dnrch den fanatischen Schwärmer Thomas Münzer aufgeregte Menge Gütergemeinschaft und Aufhören aller weltlichen Obrigkeit.^ In der Reichsstadt Mühlhausen wurde ein sozialistischer „Gottesstaat" ausgerichtet, aber bei Frankenhausen erlag das schlecht bewaffnete und auf himmlischen Beistand, rechnende Heer Münzers den sächsischen und hessischen Fürsten. Die Führer wurden hingerichtet, die übrige Menge kehrte zu dem früheren Leben zurück. Luther, der zuerst eiue vermittelnde Stellung eingenommen hatte, verfaßte später eine scharfe Schrift „wider die ränberifchen und mörderischen Bauern". — In diese Zeit fällt Luthers Verheiratuug mit Katharina v. Bora, einer früheren Nonne. 4. Die Fürsten, welche der alten Kirche tren blieben, und ans der anderen Seite die Anhänger Lnthers schlossen sich in Bündnissen znsammen (1524—26). Da das Hans Habsbnrg sich damals ans zwei Seiten bedroht sah, von den Türken und von Frankreich, so ließ der Kaiser die deutschen Stände vorläufig gewähren; unter Ferdinand, seinem Bruder und Stellvertreter, wurde auf dem ersten Speierer Reichstag (1526) beschlossen: „Jeder Stand möge sich in Ansehung des Wormser Ediktes so verhalten, wie er es gegen Gott und Kaiserliche Majestät zu verantworten sich getraue." Als jedoch der Kaiser in der europäischen Politik freiere Hand hatte (vgl. § 7), beschloß die katholische Mehrheit der Stände auf dem zweiten Reichstag zu Speier (1529) dem Umsichgreifen der neuen Lehre entgegenzutreten und verbot jede weitere Neuerung bis zur Entscheidung durch ein allgemeines Konzil. Gegen den Reichstagsabschied von 1529 protestierten die der neuen Richtung zugethanen Fürsten und Städte unter Berufung auf den Abschied von 1526. Den Bündnissen katholischer Fürsten zu Regeusburg und Dessau setzte Johann von Sachsen 1526 den Torga n er Bund entgegen, welchem sich außer mehreren

3. Die neuere Zeit - S. 21

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 21 — Fürsten Norddeutschlands auch Magdeburg, das vom Erzbischof Albrecht abgefallen war, anschloß. Nach dem ersten Speierer Reichstag, durch dessen Beschluß das Wormser Edikt außer Kraft gesetzt zu sein schien, befestigte sich die von der katholischen Hierarchie losgelöste neue Kirche und Schule unter dem Schutze der Fürsten, bezw. der Magistrate. Im Jahre 1529 verfaßte Luther den großen und den kleinen Katechismus. Die zuspeier protestierenden Stände waren die sechs Fürsten: Kurfürst Johann von Sachsen-Wittenberg, Markgraf Georg von Brandenburg (der Inhaber des fränkischen Fürstentums Ansbach), die Herzöge Ernst und Franz von Braunschweig-Lüneburg, Landgraf Philipp von Hessen und Fürst Wolfgang von Anhalt: und die vierzehn Reichsstädte: Straßburg, Nürnberg, Ulm, Konstanz, Lindau, Memmingen, Kempten, Normungen, Heilbronn, Reutlingen, Jsny (in Schwaben), S. Gallen (das hier noch einmal als Reichsstadt erscheint), Weißenburg a. S. und Windsheim (die beiden letzten in Franken). 5. In der Schweiz hatte Ulrich Zwingli (1484—1531), Pfarrer zu Einsiedeln, dann zu Zürich, gegen den Ablaß, bald auch gegen andere Einrichtungen und Lehren der römischen Kirche gepredigt und eine neue Kirche begründet (1523). Eine Vereinigung mit beit deutschen Reformatoren scheiterte an dem Widerspruch Luthers in der Abendmahlslehre: ein Religionsgespräch zu Marburg (1529) hatte kein Ergebnis.^ Zwingli fiel in dem Kampfe der Züricher gegen die katholisch gebliebenen Urkantone bei Kappel (1531). Da in der Schweiz die Entscheidung in Sachen der Religion den einzelnen Gemeinden überlassen blieb, so bestanden in der Eidgenossenschaft wie in Deutschland die beiden Konfessionen fortan neben einander. § 7. Karls Y. erste Kriege, sein Wiedererscheinen int Reich und der Augsburger Reichstag (1530). 1. Karl V. erhob als Enkel der^Maria^on Burgnnd Ansprüche ans das Herzogtum Bnrgnnd, welches nach dem Tode Karls des Kühnen (1477) an Frankreich heimgefallen war, sowie ans das Herzogtum Mailand, welches die französischen Könige Ludwig Xii. und Franz I. dem Hause Sforza entrissen hatten- So entstanden vier Kriege (1521—44) des Kaisers gegen Franzi, von Frankreich. Das schließliche Ergebnis war, daß Karl Mailand für Spanien erwarb, während das Herzogtum Burgnnd bei Frankreich verblieb. 2 Im ersten Krieg gegen Franz I. (1521—26) eroberten die kaiserlichen Feldherrn Pescara und Georg v. Frundsberg Mailand, welches Franz Sforza erhielt; dagegen mißlang ein Versuch unter Karl von Bourbon, der vom französischen König abgefallen war, in der Provenee einzudringen. Als Franz I. die Wiedereroberung des Herzogtums Mailand

4. Die neuere Zeit - S. 25

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 25 — erzogenen Sohn Philipp vorerst als deutsches Reichslehen. — Der gleichzeitige Türken-krieg wurde von Ferdinand mit Hilfe eines Reichsheeres ohne Nachdruck geführt; nach Zapolyas Tod (1540) eroberten die Türken fast ganz Ungarn; Ferdinand mußte für den kleinen Teil des ungarischen Landes, welcher ihm verblieb, einen jährlichen Tribut zahlen (seit 1545). d) Karls V. Zng gegen die Seeräuber von Algier (1541) schlug infolge der Unbilden der Witterung gänzlich fehl. e) Karls V. Mißgeschick in Algier sowie die Fortschritte der Türken in Ungarn ermutigten Franz I., nochmals den Krieg um Mailand zu erneuern (1542). Er stand in Verbindung mit den Türken sowie mit Gustav Wasa und den Schotten, in engerem Bunde mit dem protestantisch gesinnten Herzog v. Kleve. Der Kaiser unterwarf in raschem Feldzug den letzteren und nötigte ihn znr Rückkehr znni Katholizismns'x(1543), hierauf rückte er von Luxemburg ans durch die Champagne gegen Paris vor1, während gleichzeitig Heinrich Viii. (damals wie im ersten Krieg mit dem Kaiser verbündet) im Norden Bo ulogue belagerte. Frauz I., der seit der Schlacht von Pavia (1525) einer Entscheidung in offener Feldschlacht ans dem Wege ging, schloß den Frieden von Crespy (1544), in welchem er abermals aus Mailaud verzichtete, während er Burgund behielt. Eine gemeinsame Unternehmung gegen die Türken, welche Franz I. in diesem Frieden in Aussicht stellte, blieb unausgeführt, da Soliman mit Ferdinand das Jahr darauf Frieden schloß (f. D.). Der Vertrag von Crespy enthielt auch Abmachungen über ein Zusammenwirken der beiden Herrscher gegen die Abgewichenen. 3. Unterdessen hatte in Deutschland nach Überwältigung einer abermaligen Erhebung revolutionärer Elemente, der Wiedertäufer in Münster (1534—35), die kirchliche Scheidung stetige Fortschritte gemacht. Im Süden fiel"bas Herzogtum Württemberg, im Norden Kurbrandenburg und das Herzogtum Sachsen-Meißen der neuen Richtung zu. Bei der alten Kirche verblieben dagegen außer dem Kaiserhause, und den geistlichen Fürsten besonders die Wittelsbacher in Bayern,/welche 1538 in der Nürnberger Einung die katholischen Fürsten Nord- und Süddeutschlands vereinigten. Religionsgespräche, z. B. zu Regensßijxt}-4541, blieben ohne praktisches Ergebnis. Auch hielten sich die Protestanten von dem allgemeinen Konzil, welches kurz vor Luthers Tod zu Trient eröffnet wurde (1545), fern. In der Bischofsstadt Münster hatte die Sekte der Wiedertäufer von den Niederlanden aus Eingang gefunden und das Regiment an sich gerissen. Ein „Gottesstaat" auf sozialistischer Grundlage wurde errichtet (Johaun von Leyden). Wie vor zehn Jahren zur Bekämpfung der Bauern und der Empörer in Thüringen, so vereinigten sich jetzt Fürsten beider Bekenntnisse mit dem Bischof, um die Stadt, in welcher alle Bande bürgerlicher Ordnung und Zucht gelöst waren, zurückzuerobern. 1 Die Kaiserlichen kamen bis Chateau Thierry (12 Stunden von Paris); soweit war seit Orto Ii. kein deutsches Heer in Frankreich eingedrungen.

5. Die neuere Zeit - S. 34

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 34 — Orden wuchs rasch, zu Ansang des 17. Jahrhunderts gab es 10000, zu Anfang des 18. Jahrhunderts bereits über 20000 Jesuiten. Die Aufhebung der Gesellschaft Jesu, sowie die Erneuerung derselben s. § 32, 5 a. Der Wiederausbreitung des Katholizismus diente auch das l553zurausbildung künftiger Geistlichen begründetecollegiumgermanicum iumuu^Die Bemühungen für Zurückführung deraus der römischen Kirche Ausgeschiedenen werden unter der Bezeichnung „Gegenreformation" zusammengefaßt. Unter den Missionären der Gesellschaft Jesu ragte der Spanier Franz La der hervor (s. S. 6); zur Beförderung der Heidenbekehrung wurde 1622 in Rom die congre-gregatio de propaganda fide gegründet, der später ein Seminar für die Ausbildung Von Sendboten (collegium de propaganda fide) zur Seite trat. 3. Die Neubelebung und innere Vertiefung der katholischen Kirche zeigte sich in Männern wie Karl Borromeo (f 1584 als Erzbischof v. Mailand), Philipp Neri (f 1595) und Franz v. Sales (f 1622), welche für Pflege der Armen nnb Kranken sowie für Erziehnng segensreich wirkten. § 13- Deutschland unter Ferdinand I. (1556/58—64) und Maximilian Ii. (1564—76). Ausrechthaltung des Religionsfriedens. 1. Ferdinand I. wnßte auch als Kaiser den Frieden zwischen den konfessionellen Parteien im Reich aufrechtzuerhalten. Weniger gelang ihm die Abwehr der Türken, denen er abermals (1562) für Ungarn tributpflichtig wurde. Ferdinand, wiewohl in Spanien geboren (1503) und erzogen, lebte sich doch mehr in das deutsche Wesen ein als sein Bruder Karl V., der die Herrschaft in Deutschland immer nur als eine einzelne Seite seiner Machtsülle betrachtete. Beim Konzil ließ er die Gewährung der Priesterehe und des Laienkelchs beantragen, auch war er, wiewobl für sich dem katholischen Glauben treu, in seinen Erblanden gegen die verschiedenen Andersgläubigen duldsam. 2. Maximilian Ii., Ferdinands Sohn, zeigte anfangs Hinneigung znm Protestantismus, kehrte aber später zu der vermittelnden Politik seines Vaters zurück. Auch er blieb den Türken, deren Sultan Soliman Ii. vor dem durch Zrini verteidigten Szi geth gestorben war (1566), für Ungarn tributpflichtig. Maximilian galt vor seiner Thronbesteigung für einen heimlichen Protestanten. In Deutschland überwogen die Anhänger der neuen Lehre damals bedeutend die Katholiken; doch herrschte unter den Reformierten der verschiedenen Bekenntnisse wenig Verträglichkeit; vergl. S. 32. Maximilian war wie sein Vater dnldsam in seinen Erblanden, während die meisten Reichsfürsten gegen Andersgläubige in ihren Gebieten einschritten. Der Tod des Jnfanten Don Karlos, des Sohnes und voraussichtlichen Nachfolgers Philipps Ii. von Spanien, schien damals der deutschen Linie des Hauses Habs-

6. Die neuere Zeit - S. 35

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 35 — bürg die Aussicht auf eine Erneuerung der Herrschaft Karls V. zu eröffnen. Deshalb suchte Maximilian die Verbmdnug mit dem spanischen Hofe: so knüpften sich allmählich die Bande wieder, deren Lösung für Deutschland so vorteilhaft gewesen. Unter Maximilian Ii. erneuerte sich die Türkengefahr. Der Fürst von Siebenbürgen Johann Sigismund, Sohn des 1540 gestorbenen Johann Zapolya, fand wie sein Vater die Unterstützung Solimans Ii. in seinem Kriege gegen Österreich. Maximilian führte den Krieg ohne Nachdruck und ließ den kroatischen Grafen Zrini ohne Unterstützung. Szigeth siel erst nach dem Tode seines heldenmütigen Verteidigers in die Hände der Türken V. Der von Solimans Nachfolger (Selim Ii.) geschlossene Friede beließ die Türken im Besitz des größten Teils von Ungarn und in der Oberherrschaft über das Großfürstentum Siebenbürgen, während der Kaiser für West- und Nordungarn den Tribut weiter bezahlte. Zehn Jahre nach der Erhebung des Markgrafen Albrecht unternahm der fränkische Ritter Grumbach eine Fehde gegen das Bistum Würzburg (1563); er verfiel deshalb ^-ssmt seinem Beschützer, dem Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha, der Reichsacht, und dieser letzte Bruch des Landfriedens wurde hart bestraft: Grumbach wurde hingerichtet, der Herzog zu lebenslänglicher Haft verurteilt (1567). Auf den Reichstagen unter Maximilian begannen die religiösen Streitigkeiten wieder; die Spannung zwischen Katholiken und Protestanten stieg gegen Ende von Maximilians Regierung, als nach der Veröffentlichung der Tridentiner Beschlüsse einzelne geistliche Fürsten mit Hilfe der Jesuiten ihre Gebiete gegen den Protestantismus abschlössen, während andererseits die Protestanten in einzelnen geistlichen Herrschaften die Wahl von Bischöfen ihres Bekenntnisses durch überwiegend protestantische Kapitel durchsetzten, beides im Widerspruch mit den Bestimmungen des Augsburger Religious-friedeus; vergl. S. 30. Auch wirkten die Religionskriege in Frankreich und der Freiheitskampf der Niederländer auf Deutschland ein. § 14. Bildung und Höhepunkt der spanischen Weltmacht. 1. Durch die Vermählung Ferdinands von Aragon mit Jsabella von Kastilien (1469) wurde die Vereinigung Spaniens herbeigeführt. Die Machtstellung dieses Landes wurde unter den „katholischen Majestäten" ^ noch vermehrt a) durch die Bildung einer festen monarchischen Gewalt, b) durch die Beseitigung des letzten Restes maurischer Herrschaft (1492 Eroberung von Granada), c) durch die überseeischen Entdeckungen und Eroberungen (1492— 1504, 1513, 1519—21, 1532), 1 Vgl. Körners Trauerspiel „Zrini". Zu derselben Zeit verteidigten die Johanniter unter ihrem Großmeister La Valette die Insel Malta mit Erfolg gegen die Türken. a „Katholischer König" war Ehrentitel des spanischen, „Allerchristlichster Kömg" des französischen, „Apostolischer König" des ungarischen Königs. 3*

7. Die neuere Zeit - S. 153

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 153 — X3ourbon sollte vom Niederrhein her durch Franken gegen Wien vorrücken; 2. Moreau sollte durch Schwaben nach Bayern dringen; (3. Bonaparte sollte durch Oberitalien und Tirol die Verbindung mit Moreau Herstellen). 1<^Jourdan war von der Lahn her über Nürnberg bis in die Nähe von Regensburg vorgedrungen, als Erzherzog Karl, der bisher durch steten Rückzug Verstärkungen an sich gezogen hatte, zum Angriff überging und die Franzosen bei Amberg und Eiq.tinrg so entscheidend schlug, daß Jourdan über die Lahn auf das linke Rheinufer zurückging. Das Heer Jourdans hatte sich auf deutschem Boden unerhörte Bedrückungen und Ausschreitungen zu schulden kommen lassen (die Stadt Nürnberg z. B- berechnete die Kosten der französischen Einquartierung in diesem Jahre auf 3 Millionen Mark). Als dann die Franzosen fluchtähnlich zurückgingen, vollendeten die erbitterten Bauern (besonders im Spessart) die Niederlage des Heeres. 2. Nach der Besiegung Jourdans wandte sich der Erzherzog gegen Moreau, der bis nach Schwaben vorgedrungen war; doch Moreau bewerkstelligte rechtzeitig und ohne große Verluste seinen Rückzug über den Schwarzwald (durch das Höllenthal bei Freiburg) und über den Rhein. o) Napoleon Bonapartes Siegeslaufbahn in Italien, 1796/97. 1. Der jugendliche General Bonaparte übernahm im Frühjahr 1796 den Oberbefehl über die italienische Armee der Republik. Er zersprengte die vereinigten Österreicher und Sardinier in einer Reihe, von Gefechten in den ligurischen Alpen (bei Millesimo n. a. O.) und zwang den König von Sardinien zu einem Separatfrieden. Der Tagesb esehl, mit welchem Bonaparte im April 1796 zu Nizza den Oberbefehl über die 40000 Mann starke, aber von allem Nötigen entblößte „italienische Armee" übernahm, lautete: „Soldaten, ihr seid nackt, schlecht gekleidet; die Regierung schuldet euch viel, sie kann euch nichts geben. Eure Geduld, euer Mut inmitten dieser Felsen verdienen Bewunderung: aber sie bringen euch keinen Ruhm. Ich will euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt führen. Reiche Provinzen, große Städte werden euch zufallen; Ehre, Ruhm, Reichtümer werden euer Teil feiu. Soldaten Italiens, solltet ihr's an Mut und Ausdauer fehlen lassen?"l. 2. Durch seinen Sieg bei Lodi an der Adda gewann Bonaparte Mailand und das Übergewicht in Italien: Parma und Modena, der Papst und Neapel suchten um Waffenstillstand nach. Bonaparte trat den ihm stammverwandten Italienern gegenüber als Befreier und Herr zugleich auf. Die lombardischen Städte, der Papst und die übrigen Fürsten 1 Vgl. Hannibals Worte bei Lwius (Xxi, 35).

8. Die neuere Zeit - S. 170

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 170 Schlacht von Wagram (5. und 6. Juli 1809), so daß Kaiser Franz den Frieden suchte. d) Der Volkskrieg in Tirol (unter dem biederen Sandwirt von Pafseyr Andreas Hofer, dem Kapuziner Hasvinger und dem gewandten Speckbacher endete nach wiederholten Siegen über Die bayerischen Truppen mit der völligen Unterwerfung des Landes. (Hofer wurde im Februar 1810 zu Mantua erschossen) i. e) Schon vor dem Ausgang des Volkskrieges in Tirol waren die Erhebungen einzelner kühner Führer in Norddeutschland gescheitert: 1. Der preußische Major v. Schill versuchte im Frühjahr 1809 an der Spitze seines Husarenregimentes einen Befreiungskrieg ins Werk zu setzen. Er fand nicht den erwarteten Anhang und fiel mit dem größten Teil seiner Leute in Stralsund, wo er eine Zuflucht auf englischen Schiffen gesucht hatte; (elf gefangene Offiziere wurden in Wesel erschossen). 2. Der Sohn Ferdinands von Braunschweig, Herzog Friedrich Wilhelm, durch Napoleons Verfügung feines Landes beraubt (s. S. 166), unternahm an der Spitze der „schwarzen Legion" von Schlesien und Böhmen aus einen Zug nach Sachsen, mußte sich aber nach vorübergehenden Erfolgen nach der Küste durchschlagen; er entkam (August 1809) über Bremen nach England. Immerhin verriet sich in diesen Erhebungen, wie in dem ganzen Kriege von 1809, ein anderer Geist als in den vorausgegangenen Koalitionen. Der nationale Unwille gegen die französische Gewaltherrschaft war erwacht1. 6. Im sogen. Wiener Frieden (vom 14. Okt. 1809) verlor Österreich über 2000 Quadratmeilen, darunter sämtliches Küstengebiet. Salzburg und das Jnnviertel kam an Bayern, Teile von Galizien fielen an das Herzogtum Warschau und an Napoleons Bundesgenossen Alexander. Das Land jenseits der Save (mit Villach) wnrde nebst Dalmatien als der Staat der Jllyri-schen Provinzen eine französische Vasallenherrschaft (unter Marschall M arm out, dem Herzog von Ragusa). Bayern trat Siidtirol an das Königreich Italien, Osttirol (das Pusterthal) an den neuen illyrischen Staat ab und erhielt dafür außer Salzburg und Bayreuth noch Regensburg, dessen Inhaber, Fürstprimas v. Dalberg, mit einem Groß Herzogtum Frankfurt entschädigt wurde. Vi. Der Höhepunkt von Napoleons Macht, 1810—12. 1. Im Jahre 1810 vermählte sich Napoleon, nachdem er seine Ehe mit Josephine gelöst hatte, mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers Franz, um durch Verbindung mit einem alten Fürstenhause seine Krone zu sichern. Der Sohn aus dieser Ehe, Napoleon Ii. (geb. 1811^ gest. 1832) erhielt als der Erbe des Kaisertums den Titel eines Königs von Rom. 1 Vgl. das Gedicht von Mosen. 1 Vgl. Rückerts Sonett „Knechtschaft".

9. Die neuere Zeit - S. 86

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 86 — bei Salankemen (unweit Peterwardein, 1691; Sieger Ludwig von Baden) und bei Zenta (an der Theiß, 1697; Sieger Prinz Eugen) zu Gunsten Österreichs entschieden. Im Frieden von K a r l o w i tz (1699)^ behielt Österreich das eroberte Ungarn (mit Ausnahme des Temeswarer Banats) sowie Siebenbürgen, die Polen blieben im Besitz Podoliens, Venedig behielt Morea. So hatte das Haus Habsburg einen bedeutenden Machtzuwachs, die Türkei die erste beträchtliche Schmälerung ihres Besitzstandes in Europa erfahren. Für Ludwigs Xiv. Erhebung auf den Kaiserthron 1 waren die drei rheinischen Erzbischöfe und Kurfürsten sowie Bayern gewonnen; die protestantischen Kurfürsten, besonders Friedrich Wilhelm von Brandenburg, widerstrebten einer solchen Wahl. Ludwig Xiv. betrachtete auch später das deutsche Kaisertum als eine Usurpation, die Kapetinger als rechte Nachfolger Karls d. Gr. — Leopold I. hatte in feiner Wahl-kapitulation geloben müssen, keinen Feind Frankreichs unterstützen zu wollen: sein Minister Lobkowitz stand im Solde Frankreichs; die Gründung des Rheinbundes s. Seite 76. Kaiser Leopold, als zweiter Sohn ursprünglich für eine geistliche Würde bestimmt und erst nach dem Tode feines Bruders Ferdinand zur Nachfolge in Reich und Erblauden berufen, war eifrig bedacht auf die Wiederherstellung des katholischen Glaubens in Ungarn. Die Vertreibung und Einkerkerung protestantischer Prediger, der Druck der österreichischen Beamten und Soldaten erregte die Mißstimmung der Ungarn, welche noch stieg, als der Kaiser die Häupter einer Verschwörung hinrichten ließ und statt des magyarischen „Palatinus" einen deutschen Statthalter einsetzte. An die Spitze der Aufständischen stellte sich der junge ehrgeizige Graf Emmerich Tököly, der Münzen mit seinem Bild und der Aufschrift „für Religion und Freiheit" schlagen ließ. Das Verdienst der Entscheidung in der Schlacht am Kahle über ge (12. Sept. _1683jl_wurtie allgemein dem tapferen Polenkönig Sobieski zuerkannt; der Kurfürst von Brandenburg, damals zerfallen mit dem Kaiser, der ihn mehrmals im Stich gelassen hatte, war dem wichtigen Kampfe fern geblieben 2. — Der besiegte Großvezier wurde nach Barbarenart auf Befehl des Sultans in Belgrad enthauptet. Mit der Niederlage vor Wien im Jahre^ 1683 beginnt die Rückflut der Türkenmacht nach dem Süden. Auch die durch die Festsetzung der Türken schwer geschädigte Republik Venedig machte seit 1685, wie schon früher (1571, dann zur Zeit des 30-jährigen Krieges) ernstliche Anstrengungen, ihre alte Stellung in der Levante wieder zu 1 Vgl. 1308 und 1519. 2 Dagegen beteiligte sich sein Nachfolger (s. S. 87) am Kriege: in der blutigen Schlacht von Salankemen (1691) trugen 5000 Brandenburger entscheidend zum Siege der kaiserlichen Waffen bei. — Bei Salankemen fielen von 50000 Türken 20000, darunter der Großvezier, auf kaiserlicher Seite waren bei einer Gesamtstärke von 20000 Mann über 3000 tot, über 4000 verwundet.
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