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Angelegenheiten mischte sie sich: 1. sie veranlaßte entgegen der traditionellen Politik Frankreichs ein Bündnis mit Österreich und verwickelte das Land in den siebenjährigen Krieg, der Frankreich keinen Gewinn brachte; 2. zu gleicher Zeit (1756—1763) führte Frankreich einen unglücklichen Seekrieg mit den Engländern. Die Veranlassung zu demselben waren Grenzstreitigkeiten über die im Utrechtes Frieden abgetretenen Gebiete. Der Krieg entwickelte sich aber zu einem Kampfe um die Weltherrschaft jenseit des Oceans. Im Frieden zu Paris, 1763, mußte Frankreich Kanada und mehrere westindische Inseln abtreten.
Unter den Nachfolgern Fleurys war der bedeutendste Minister der Herzog von Choiseul, ein Günstling der Pompadour. Unter ihm wurde der Jesuitenorden in Frankreich aufgelöst, den 9 Jahre später (1773) Papst Klemens Xiv. aufhob. (Pius Vii. stellte den Orden 1814 wieder her.)
Die Verderbnis in Staat, Religion und Sitte während dieser Zeit weckte den Widerspruch der sogenannten französischen Philosophen, die ihre Kritik gegen alle überlieferten Zustände richteten, um deren Ansehen im Glauben der Welt zu erschüttern. Unter ihnen ragen hervor: Voltaire, Montesquieu, La Mettrie, Rousseau.
2. Nutzland. Katharina Ii., die Große, 1762—1796 (cfr. S. 285). Sie hat das Verdienst, Rußland in der von Peter dem Großen begründeten Großmachtstellung befestigt und gekräftigt zu haben. Von der französischen Aufklärung eingenommen, hat sie die Wohlfahrt des Volkes unausgesetzt befördert, ohne jedoch die Staatsautorität erschüttern zu lassen.
a) Sie gab dem Lande eine neue Einteilung und vermehrte die Zahl der Städte, da die vorhandenen zur Verwaltung der Kreise nicht ausreichten.
b) Zur Belebung des Ackerbaues zog die Kaiserin 80000 Familien deutscher Einwanderer ins Land. Den Städten gab sie eine neue Städte-und Marktordnung, den Gilden der Kaufleute und den Zünften der Handwerker verlieh sie Vorrechte.
c) Um die Volksbildung zu heben, gründete sie viele höhere und niedere Schulen. Sie selbst war eine begabte Schriftstellerin.
Die Ziele ihrer auswärtigen Politik (siehe S. 298) verwickelten die Zarin in Streitigkeiten mit Polen und mit der Pforte.
a) In der ersten Teilung Polens gewann sie den gut bevölkerten Teil Litauens.
b) In dem ersten Kriege mit der Türkei erhielt Rußland Asow, sowie sreie Schiffahrt im Schwarzen Meere und in der Propontis.
c) Hierauf überredete der russische Kriegsminister Potemkiu den unabhängigen Tatarenchan in der Krim, seine Herrschaft an Rußland abzutreten.
d) Endlich schob Rußland in einem zweiten Kriege mit der Türkei seine Grenzen bis zum Dnjestr vor.
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Latour, Jellachich und Windischgrätz.
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Banus im Einverständniß war, und die Wuth des ungarischen' Volks stieg nun so hoch, daß der kaiserliche General Samberg, welcher zur Vermittelung nach Ungarn geschickt war, auf der Brücke von Buda-Pesth vom Pöbel ermordet wurde. Als hierauf die östreichische Regierung den Krieg gegen die Ungern ankündigte und ein Theil der Wiener Besatzung nach Ungarn ausrücken sollte, widersetzte sich die Wiener Bevölkerung diesem Ausmarsch und es kam darüber zu dem fürchterlichsten Aufstande (6. October). Die akademische Legion und die Schüler der polytechnischen Schule führten die Empörung wieder an. In kurzem war die ganze Stadt mit Barricaden bedeckt; das Militär ließ sich zum Theil zum Abfall verführen. Am heftigsten tobte der Kampf um das Gebäude des Kriegsministeriums, und nachdem dasselbe, erstürmt war, stürzte ein wüthender Volkshaufen hinein, um den Kriegsminister Latour zu suchen. Als man ihn endlich in einem Versteck gesunden, wurde er unter den gräßlichsten Mißhandlungen herabgeschleppt, grausam erschlagen, und zuletzt der scheußlich entstellte Leichnam an einem Laternenpfahl aufgehängt. Dann wurde das Zeughaus nach heftigem blutigen Kampfe erstürmt und die Waffenvorräthe geplündert. Die Truppen hatten sich inzwischen vor die Stadt zurückgezogen; der Kaiser floh aus dem Schlosse Schönbrunn und begab sich nach Ol-mütz. Eben so flohen die Wohlhabenden in großer Anzahl aus der Hauptstadt, welche das Bild der entsetzlichsten Kriegsverwirrung darbot. Die Zugänge der Stadt und der wichtigsten Stadttheile wurden verschanzt und verbarricadirt, um den heranziehenden Heeresmassen Trotz bieten zu können. Zwar versuchte der gebildete Sicherheitsausschuß den Kaiser zur Rückkehr zu bewegen, und forderte die Völker Oestreichs zum Festhalten an der Achtung vor dem Gesetze und an der constitutiouellen Monarchie auf; aber der Hof gab auf solche Worte nichts mehr, sondern ließ zu den Truppen, welche bereits vor Wien lagen, noch den Banns Jellachich mit seinen Kroaten und Grenzern und den Fürsten Windischgrätz aus Böhmen gegen die Hauptstadt heranrücken. Als jeder Versuch der Volksführer, die Regierung zur Nachgiebigkeit zu bewegen, scheiterte, gewann in Wien die wildeste Revolutionspartei die Oberhand. Der Mittelpunkt der Bewegung war in der Aula, die Nationalgarde kam unter die radicalsten Führer, Freischaaren strömten von allen Seiten herbei, die ganze Stadt wurde in ein Feldlager verwandelt und die städtischen Behörden mußten für die Verpflegung der revolutionären Haufen sorgen. Dieselben waren besonders durch die
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Der russisch-türkische Krieg 1877/78. ' Der Friede zu Berlin. 451
eine Summe gleich 40 Millionen Mark kaum aus; der Großvezier bezog das Sechsfache von dem Gehalte eines Premierministers in England (30,000 Pf. Sterling oder ungefähr 600,000 Mark). Aber die Zinsen der Staatsschuld konnten 1875 von der türkischen Regierung nur zur Halste bezahlt werden. Und zu allen diesen schweren Schäden traten nun noch der'zwiespalt zwischen der christlichen und der muhamedanischen Bevölkerung,, der Mangel an Bildung und geistigem Leben bei beiden, und in den oberen Schichten ein seltsames Gemisch von Türkenstolz und europäischer Bildungsglätte bei tiefer Verderbniß des Charakters durch Habsucht, Falschheit und Verstellungskunst.
Auch nach Außen hin umringten drohende Gefahren, immer näher herantretend, die verfallende Türkei. Der Zusammenhang von Rumänien, Serbien und Montenegro mit dem Reiche, als dessen Vasallen diese Gebietstheile galten, hatte sich in sehr bedenklicher Weise gelockert; Griechenland, welches schon während des Krimkrieges begehrliche Absichten hatte blicken lassen, wollte bei einem Zusammenbruch der Türkenherrschaft auch nicht leer ausgehen. Hinter diesen kleineren, jedoch wegen ihrer Nähe nicht unbedeutenden Gegnern, standen das gewaltige Rußland, dann England, ohne dessen Zustimmung über das Schicksal Coustantinopels nicht entschieden werden durfte, und auch Oestreich, welches bei einer solchen Entscheidung lebhaft betheiligt war. Rußlands Wünsche und Absichten waren von jeher auf Constantinopel hingewendet. Gleich mahnenden Erinnerungen traten aus den Anfängen der russischen Geschichte die kühnen Warägerfahrten hervor, und nach der Eroberung Constantinopels durch die Türken konnte die Annahme des byzantinischen Doppeladlers in das moskowitische Reichs-wappen als Symbol des Gedankens gelten, daß Rußland das vor dem Halbmonde gefallene Kreuz der Sophienkirche wieder aufrichten werde. In den hellen Tag heraus ließ 'Katharina die Große ihre Pläne auf Constantinopel vortreten. Jene Überschrift auf dem Thore zu Cherson: „Weg nach Constantinopel" und jenes Wort der Kaiserin, daß sie sich dort die Schlüssel zu ihrem Hause holen werde, haben damals das Ziel des russischen Reichsgedankens offen gelegt. Er wurde aufgehalten durch die von der französischen Revolution und Napoleon veranlaßten Kriege, nach diesen Zeiten aber., neu gestärkt durch die Idee des Panslavismus, einer Verbrüderung aller slavischen Stämme, deren natürlicher Hort und Schirm das mächtige Rußland sein soll. Die Befreiung der sla-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Rußlands_Wünsche Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin England Serbien Montenegro Griechenland England Constantinopel Constantinopel Cherson