Herzogtum, Kurfrstentum und Knigreich Wrttemberg. 171
feurig und talentvoll, hatte mit seinen Brdern am Hofe Friedrichs d. Gr. seine Bildung erhalten und wurde schon mit sechzehn Jahren fr volljhrig erklrt (1"44). Er regierte aber keineswegs im Sinne Friedrichs d. Gr., sondern nach dem Vor-bild des genuschtigen und glanzliebenden Knigs von Frankreich, indem er an Pracht und ppigkeit seines Hofes seinen Vorgnger Eberhard Ludwig weit berbot so da er in Deutschland einzig dastand. Er vergrerte und verschnerte Ludwigsburg, wo er 17641775 residierte, während er in Stuttgart schon 1746 den Grundstein zum neuen Residenzschlo gelegt hatte. Solitude, Hohen-heim, Graseneck und Einsiedel sind als Jagdschlfser von ihm erbaut worden. Schlimme Ratgeber, ein Rieger, Montmartin und Wittleder, halfen ihm das Land durch verfassungswidrige Steuern und Maregeln drcken und aussaugen, so da die Landschaft den Herzog schlielich beim Kaiser verklagte (1764)1. Im Erbvergleich vom Jahr 1770 mute Karl die alten Rechte und Freiheiten des Landes aufs neue besttigen. Allein Herzog Karl hat auf der andern Seite dem Lande auch gentzt. Er erwarb u. a. Bnnigheim; frderte Industrie, Knste und Wissenschaften; rief die noch bestehende Brandversicherungsanstalt ins Leben (1771); grndete die Landesbibliothek und die Hohe Karls-schule2, aus der eine Reihe hervorragender Gelehrter, Knstler und Offiziere hervorgingen, darunter Friedrich Schiller. An seinem 51. Geburtstag lie er von allen Kanzeln des Landes verkndigen, da er seine frheren Migriffe bereue und von nun an besser regieren wolle. Und in der Tat wurde diese Zeit von 17881793 eine der glcklichsten fr Wrttemberg. Karl starb kinderlos zu Hohenheim und wurde neben seinem Vater in der katholischen Frstengruft zu 1793 Ludwigsburg beigesetzt. ^ Sein Bruder und Nachfolger, Ludwig Eugen, hob die Karlsschule wieder auf und sorgte fr die Landesverteidigung, starb aber schon 1795 eines pltzlichen Todes zu Ludwigsburg. Es folgte sein Bruder F r i ebrjch fji&en, der gleichfalls nur zwei Jahre regierte. Dadurch da er, der bereits Kanonikus von Salzburg gewesen war, heiratete, in preuische Kriegsdienste trat und seine Kinder evangelisch erziehen lie, gab er dem Lande nach 64jhriger Zwischenzeit wieder ein evanqelilckes herrsch erb aus. Ehe er die Regierung antrat, war er wrtembergischer Statthalter von Mmpelgard, und seit 1791, wo er wegen der Unruhen in Frankreich Mmpelgard verlassen hatte, preuischer Generalfeldmarschall und Statthalter von Ansbach-Bayreuth gewesen. Nach Karl Eugens Tod siedelte er aber nach Hohenheim der, wo er dann als vorletzter Herzog von Wrtemberg starb (1797), nachdem er noch den Krieg der ersten Koalition mit Frankreich erlebt und sein Land von franzsischen und sterreichischen Truppen berschwemmt gesehen hatte.
Iv. Das Kurfrstentum und das Knigreich Wrttemberg.
l. Der Ausgang hatte Wrttemberg die Erhebung
von der Grafschaft zum Herzogtum gebracht. Der Anfang des 19. Jahrhunderts
1 Den Landschaftskonsulenten Joh. I. Moser sperrte er fnf Jahre auf dem Hohentwiel, den Dichter Schubart zehn Jahre auf dem Asperg ein.
2 Im sogenannten Akademiegebude hinter dem neuen Residenzschlo.
437 Georg-Eckert-Institut
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habe versprochen, den Landgrafen nicht in „ewiger" Gefangenschaft zu halten. Er wurde in Ondenarde und Mecheln in Belgien 5 Jahre gefangen gehalten. Ein Fluchtversuch mißglückte. Während dieser Zeit führte Philipps Sohn Wilhelm die Regierung in Hessen. Dieser verband sich, als der Kaiser trotz vielseitiger Vorstellungen seinen Gefangenen nicht freigeben wollte, mit seinem Schwager Moritz von Sachsen und dem Könige Heinrich Ii. von Frankreich, um den Kaiser zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Als derselbe in Tirol weilte, überfiel ihn Moritz mit starker Heeresmacht in Innsbruck. Nur mit Mühe gelang es dem Kaiser der Gefangenschaft zu entkommen. Sein Bruder Ferdinand schloß mit den protestantischen Fürsten den Passaner Vertrag (1552), demznfolge die Gefangenen freigegeben wurden. Der Augsburger Religionsfriede (1555) gewährte der Augsburger Konfession volle Religionsfreiheit.
Philipps letzte Lebensjahre waren der Wohlfahrt feines Landes gewidmet. Er starb den 31. März 1567 zu Kassel, im 49. Jahre seiner Regierung. Sein letzter Wunsch war, daß seine 4 Söhne die Landgrafschaft Hessen nicht teilen sollten. Für den Fall, daß dieselben nicht mit einander leben könnten, verordnete er, daß der älteste, Wilhelm, Niederhessen mit Kassel erhalten sollte, Ludwig, der zweite Sohn, Oberhessen mit der Hauptstadt Marburg, Philipp die niedere Grafschaft Katzenellenbogen mit Rheinfels und St. Goar, Georg, der jüngste, die obere Grafschaft Katzenellenbogen mit der Hauptstadt Darmstadt. —
2. Hessisches Heerwesen.
a) Von der ältesten Beit bis auf Philipp den Großmütigen.
Die Grundlage der hessischen Kriegsmacht war das Lehnswesen. Die Ritterschaft des Landgrafen bildete der hessische Landadel, der seine Burgen dem Landgrafen als Lehen übergeben hatte oder mit Burgen, Gerichten und Rittergütern von dem Landgrafen belehnt, und somit als Lehnsträger oder Vasall zum Kriegsdienste verpflichtet war. Zur Zeit Philipps des Großmütigen gab es in Ober- und Niederhessen und Katzenellenbogen allein 280 adelige Geschlechter, die sich wieder in mehrere Linien teilten.
In den mit Schlössern versehenen Städten oder in ihren eigenen Burgeu unterhielten die Landgrafen eine stattliche Anzahl von Burgmannen und Amtleuten, welche gleichfalls Heeresfolge zu leisten hatten. Im 15. Jahrhundert zur Zeit Kaiser Friedrichs Iii. besaßen die hessischen Landgrafen in Ober- und Niederhessen allein 42 mit Schlössern versehene Städte und 34 eigene Burgen.
Außer diesen Kriegspflichtigen aus dem hessischen Adel und den Burgmannen gab es noch reichsunmittelbare und gräfliche Vasallen,
Berg Sr, Hessen. 4
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Extrahierte Personennamen: Philipps Wilhelm Moritz_von_Sachsen Heinrich_Ii Heinrich Moritz Ferdinand Philipps Philipps Wilhelm Ludwig Ludwig Philipp Philipp Georg Philipp Philipp Philipps Friedrichs
Weitere Teilungen und Verluste. 33
ihrer Eintracht stieg das Ansehen des Hauses wieder, Wenn sie auch im groen Stdtekrieg 1388 weniger glcklich waren als die pflzischen lvittelsbacher.
Schon vorher hatte Karl Vi. von Frankreich eine Ehe mit Stephans Tochter Isabeau geschlossen - ein Beweis, wie hoch man die Stellung der bayerischen Herzoge einschtzte. Mein Johann, der jngste Bruder, glaubte sich bald zurckgesetzt und so kam es 1(592 zu einer dritten Teilung Bayerns, zur Begrndung einer Ingolstdter Linie unter Stephan, einer Land sh ute r unter Friedrich und einer Mnchen er unter Johann, von denen die letzte die anderen berdauerte.
Hie trat in der Geschichte Bayerns das verderbliche der Teilungs-Politik greller zutage als in den nun folgenden Jahrzehnten. Uneinig-keit im Innern wie nach auen, fast ununterbrochene Fehden kennzeichnen diese trbe Zeit, zumal als Ludwig der Gebartete, der ebenso glnzende als zgellose Nachfolger Stephans, in Ingolstadt regierte. In Mnchen kam es zu langwierigen Kmpfen zwischen Znften und patri-ziern und die Grenzlande Bayerns hatten unter den Einfllen der hussiten zu leiden.
Die Aufteilung des seit 1425 erledigten Straubinger Landes fhrte zu neuen Kmpfen; der Verlust der witteis bachisch en Niederlande an Burgund 1433 blieb so gut rote unbeachtet.
In Mnchen regierten nach Johanns Tod (f 1397) einmtig seine beiden Shne Ernst und lvilhelm, dann Ernst allein ( 1438); in Landshut herrschte Friedrichs Sohn Heinrich der Reiche (t 1450). Ihr frherer gemeinschaftlicher Bedrnger, Ludwig der Gebartete, starb, stolz und unvershnlich bis zum Ende, in der Haft zu Burghausen 1447; mit ihm erlosch der Ingolstdter Zweig, sein Land nahm Heinrich von Lands-Hut an sich. Dieser befleckte seine Regierung durch manche Hrte und Gewalttat; aber er sammelte durch Sparsamkeit einen bedeutenden Schatz und hielt den Raubadel mit eiserner Hand nieder, so da allenthalben eine seltene Sicherheit herrschte.
In hnlicher Weise trat Herzog (Emsts Nachfolger Hfl brecht Iii. (1438 60) fr den Landfrieden ein. Sein Dater hatte, von politischen Erwgungen ausgehend, die ihm heimlich vermhlte Agnes Bernauer (1435) in die Donau stoen lassen. Die Friedensliebe, die Albrecht hier zeigte, bewies er auch spterhin, so gegenber Heinrich von Landshut in der Frage der Ingolstdter Erbschaft (s. o.).
Degel, Leitfaden der Bayerischen Geschichte.
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sein Bruder Ludwig. Seinem Schwager Murat gab er das Groherzogtum Berg. Seine Marschlle belohnte Napoleon durch Kronlehen und Erhebung in den Frstenstand.
Die Grndung des Rheinbundes und die Auslsung des Deutschen Reiches, 1806.
Nachdem Napoleon die sddeutschen Fürsten fr sich gewonnen hatte, suchte er mit Hilfe des Kurerzkanzlers, des Fürsten Dalberg das Deutsche Reich aufzulsen. Auf seine Aufforderung hin sagten, sich 1806 vier Kurfrsten und zwlf Fürsten vom Deutschen Reiche los und vereinigten sich als Rheinische Bundes-staaten" (Rheinbund). Alle Reichsgesetze wurden fr sie als ungltig erklrt. Schutzherr des Bundes war der Kaiser der Franzosen. Die Mitglieder des Rheinbundes verpflichteten sich, Frankreich 03 000 Mann Hilfstruppen zu stellen.
Die Gebiete der noch regierenden reichsunmittelbaren Grafen und Fürsten und die Reichsstdte Frankfurt und Nrnberg wurden den Rheinbundstaaten einverleibt. Die frstlichen und reichsgrflichen Familien, die auf diese Weise ihre Herrschaft verloren, werden als Mediatisierte" bezeichnet. Die Mediatisierung* bezog sich auf ein Gebiet von 550 Quadratmeilen mit 1200000 Einwohnern. Franz Ii. erklrte nun durch seinen Gesandten in Regensburg, da er die deutsche Kaiserkrone niederlege und die Reichsuntertanen von ihren Pflichten gegen Kaiser und Reich entbinde. Schon 1804 hatte er als Franz I. den Titel Kaiser von Osterreich" angenommen.
Preuens Fall.
1. Friedrich Wilhelm Iii. und sein Staat. Friedrich Wil-Helm Iii. war 27 Jahre alt. als er 1797 nach dem Tode seines Vaters Friedrich Wilhelm Ii. den Thron bestieg. Er hatte sich als Kronprinz mit der schnen, hochbegabten und tugendhaften Prinzessin Luise von Mecflenburg-Strelitz vermhlt und fhrte ein glckliches, echt deutsches Familienleben.
Seine ersten Regierungsmanahmen zeugten von einem redlichen und wohlwollenden Eifer. Der Minister Wllner (S. 327) wurde entlassen und das Religionsedikt aufgehoben; die Beamten wurden
*) Mediatisieren heit mittelbar machen; die mediatifierten Fürsten und Herren standen jetzt nicht mehr wie im alten Deutschen Reiche unmittelbar unter dem Kaiser, sondern unter einem Landesherrn.
Lossaaunasurkunde der Mitglieder des Rheinbundes. Abdankungsurkunde des Kaisers Franz Ii. Atzler. Qu. u. L. Ii. Nr. 72 u. 73.
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