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Auch politische Beweggrnde trugen zur Lossagung von der alten Kirche bei: wie die Fürsten durch die Annahme der Reformation die oberste Aufsicht der die Kirche (Summepiskopat") und die Kirchengter in ihre Hand brachten, so ent-zogen sich die Reichsstdte dadurch der geistlichen Aufsicht der benachbarten Bischfe. So wurde in Nrnberg, wo der bedeutendste Dichter jener Zeit, Hans Sachs, in seinem Gedicht Die wittenbergisch Nachtigall" (1523) das Auftreten Luthers begrt hatte, nach einem ffentlichen Religionsgesprch trotz des Widerspruches des Bamberger Bischofs die Reformation eingefhrt und unter Melanchthons Mit-Wirkung eine hhere Schule eingerichtet. Whrend aber die Mehrzahl der Brger (darunter Albrecht Drer) der neuen Richtung anhing, blieben doch einzelne der alten Kirche treu, so auch nach anfnglichem Schwanken Drers Freund, der gelehrte Willibald Pirckheimer. Desgleichen zogen sich einige der Humanisten, so besonders Erasmus, von den Reformatoren zurck, als sie dieselben zur Trennung von Rom entschlossen sahen.
3. Die durch das Auftreten Luthers vermehrte Grung unter der bei-feite gesetzten Reichsritterschaft und dem vielfach bedrckten Bauernstand machte sich in Emprungen Luft. Die Erhebung der Reichsritter wurde durch den unglcklichen Ausgang Sickingens beendigt (1523); der Aufstand der Bauern in Sddeutschland sowie die sozialistische Bewegung Thomas Mnzers in Thringen wurde von den Fürsten und von dem Schwbischen Bund unterdrckt (1525).
Franz v. Sickingen hatte auf der Ebernburg bei Kreuznach (der Herberge der Gerechtigkeit") seine Anhnger (Hutten u. a.) versammelt und mit Luther Fhlung gesucht. Da er weder diesen noch den Kaiser fr seine ehrgeizigen Plne gewinnen konnte, welche auf eine Strkung des Ansehens der Reichsritterschaft und Schwchung der Frstengewalt hinausliefen, unternahm er eine Fehde gegen Kur-Trier. Sein Angriff milang; bald darauf wurde er selbst auf seiner Burg Landstuhl bei Kaiserslautern von dem Landgrafen Philipp von Hessen und dem Kurfrsten Ludwig von der Pfalz eingeschlossen und fiel bei der Verteidigung seiner Feste.
Die Unzufriedenheit der sddeutschen Bauern hatte sich seit dem Ende des 15. Jahrhumre In mehreren Geheimbnden (der Bundschuh", der arme Konrad") gezeigt; vergl. die Jacquerie" in Frankreich in der zweiten Hlfte des 14. Jahrhunderts sowie den Volksaufstand in England unter Wat Tyler am Ende desselben Jahrhunderts. Luthers Worte von der evangelischen Freiheit", welche man auch auf das soziale und das politische Leben bezog, hatten die Mistimmung vermehrt. In den 12 Artikeln" verlangten die Bauern Aufhren der Frondienste und der Steuerfreiheit des Adels, s Reht, ihre Priester selbst zu whlen n. a. m. Der Aufstand brach in Oberschwaben aus und verbreitete sich bis nach Lothringen im Westen, Franken im Norden und Salzburg im Osten. Viele Burgen und Klster wurden zerstrt, viele Greueltaten begangen, z. B. an dem Grafen von Helfenstein in Mmverg. Auch der unruhige Reichsritter Gtz von Berlichingen stand auf kurze Zeit an der Spitze der aufrhrerischen (Odenwlder) Bauern. An der Feste von Wrzburg zerschellte der Aufstand; die einzelnen Bauernhaufen wurden dann aufgerieben oder zerstrm, so bei Knigshofen a. d. T. durch die Truppen des Schwbischen Bundes unter Georg Truchsetz vn"^Wldburg, bei Pfeddersheim (unweit Worms) durch die Kurfrsten von der Pfalz und von Trier. Die Lage der Bauern wurde nur in einzelnen Gebieten, so in Tirol, verbessert.
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Wenzel. Ruprecht von der Pfalz. Sigismund. 121
grasen von Nrnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Markgrafen und Kurfrsten von Brandenburg ernannt (1417).1 Whrend nun 1417 Sigismund in Ungarn weilte, kam die Erbitterung der Bhmen zum offenen Ausbruch (1419). Die Aufregung hierber kostete Wenzel das Leben. Er starb am Schlag. Sigismund wre sein Nachfolger geworden.
Aber die Bhmen, die ihm mit Recht die Schuld am Tode ihres Hns beimaen, weigerten sich, einem wortbrchigen" Fürsten zu huldigen. Der Adel aber bemchtigte sich des Kirchenguts. Bhmen ward in seinen tiefsten Siefen aufgeregt. Man rief das Land zum Gottesfreistaat" aus. Als Christen wollten die Tschechen nichts mehr vom Papste, und als Tschechen nichts mehr von einem Deutschen als Oberhaupt wissen und nannten sich Husiten. Auf Betreiben Sigismunds lie Papst Martin den gemeinsamen Kreuzzug gegen die Husiten predigen (1420).^ Aber unter Ziskas Fhrung warfen die Husiten das Kreuzheer vor Prag zurck und besiegten es zum zweitenmal bei Wyfchehrad (1420). und zum drittenmal bei Deutschbrod (1422).
9. Sigismunds Lage war eine verzweifelte. Ein neuer Trken-einfall rief ihn nach Ungarn, und vom Reich hatte er gegen die Husiten
Adrianopel eingenommen, Serbien unterworfen, und, nach dem blutigen Siege bei Nikopolis (1396) der König Sigismund und seine Ritter Bosnien erobert. Seitdem bedrngten die Trken Ungarn und sterreich ebenso bestndig, wie die Um-gegend von Konstantinopel. Und als dieses Bollwerk des christlichen Ostens (Ende Mai) 1453 gefallen war, blieb das andere Bollwerk, Wien, noch mehr als zwei Jahr- 1406 hunderte lang das Ziel der trkischen Waffen (Trkenkriege!).
1 Damit kamen die Hh enzoll ern, ein schwbisches Grafengeschlecht, in den noch nicht vllig germanisierten Norden, berufen, dem deutschen Gedanken daselbst Bahn zu brechen und in spteren Jahrhunderten ein Hort des Deutschtums zu werden. Die ltesten Ahnherren der Hohenzollern sind die Grafen Bnrchard und Wezel, Zettgenossen Heinrichs Iv. Von einem Burchard Ii. und seinem dritten Sohne Friedrich I. an be-ginnt dann eine ununterbrochene Reihe von Grafen. Die Burggrafschaft Nrnberg erhielten sie von dem Hohenstaufen Heinrich Vi. Als Burggrafen erwarben sich die Hohenzollern Ansbach und Bayreut. Schon 1411 war Friedrich V. von Sigismund zum erblichen vollmchtigen Verweser und obersten Hauptmann" der arg herabgekommenen und durch die Fehden der unbotmigen Adelsgeschlechter wie z. B. der Quitzows tief zerrtteten Mark Brandenburg bestellt worden. Im Juni 1412 sodann war Friedrich in dem Lande eingetroffen und hatte sich binnen zweier Jahre in einem mit Umsicht und Ausdauer gefhrten Kampf gegen die bermtigen Junker zum Herrn des Landes gemacht, das er um (1417) als Landesherr und Kurfürst fr immer erhielt. Gewertet wurde der Besitz der Markgrafschaft zu 400 000 Goldgulden.
2 Kaiser Karl V. soll, als ihm in Worms zugeredet wurde, Luther das Geleite zu brechen, geantwortet haben: Ich will nicht errten wie Sigismund", was damit zusammenhngt, da Sigismund zu Konstanz errtet sein soll, als ihn Hus, starr an-blickend, in seiner letzten Not daran gemahnte: Bin ich doch hierhergekommen unter des Kaisers sicherem Geleite".
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nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven.
b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut.
6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen.
Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug.
3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort.
A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor:
a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-
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Einfall in Ungarn und drangen bis Wien bor, das sie vergeblich belagerten. Als der Kaiser in dem Nrnberger Religionsfrieden die Untersttzung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde zwar Soliman bei Graz zurckgedrngt, aber 1541 schlug ein trkischer Pascha seinen Sitz in Ofen aus.
4. pte Entwicklung der Kirchentren,mng bis zum Weichs-tage zu Nrnberg, 1532. Karl V. hatte während seiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente bergeben, das aus dem kaiserlichen Statthalter. 20 frstlichen und 2 stdtischen Beisitzern bestand. Da es sich der neuen Bewegung nicht entgegenstellte, breitete sie sich immer weiter aus.
a. Die Anhnger Luthers. Unter ihnen traten fnf Gruppen hervor: die Humanisten, die Reichsritter, das Landvolk, die Reichs-stdte und die Landesherren.
Die Humanisten. Da der jngere Humanismus schon frher eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte (S. 154), so schlssen sich se'ne Vertreter der resormatorifchen Bewegung an. Unter ihnen erlangte Philipp Melanchthon (Schwarzerd), ein Groneffe Reuchlins, geb. 1497, gest. 1560, die grte Bedeutung. Er hatte bereits Luther zur Disputation nach Leipzig begleitet und untersttzte diesen als Professor in Wittenberg, indem er seineu Lehrbegriff in ein System brachte; spter organisierte er das schsische Schulwesen aus resormatorischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatifcheu Schar, die mit Gewalt alles, was au den katholischen Gottes-dienst erinnerte, aus deu Kirchen entfernte. Aus die Nachricht von diesen Unruhen verlie Luther die Wartburg und brachte durch seine Predigten die Bilderstrmer zur Ruhe (1522).
Der Mufftand der cictarittcr, 1522. Die verarmten und von der Teilnahme an den Reichsgeschften ausgeschlossenen Reichsritter (S. 132) suchten ans der religisen Bewegung Vorteile zu ziehen; sie wollten sich an den geistlichen Gtern bereichern und ihre Stellung gegenber den immer mchtiger werdenden Fürsten befestigen. An der Spitze der Unzufriedenen standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Ersterer sagte dem Kurfrsten von Trier Fehde an und belagerte Trier. Der Erzbischos warf aber im Bunde mit den benachbarten Fürsten die Aufstndischen nieder. Slckmgen starb während er auf seiner Burg Laudstuhl (in der Kurpfalz) belagert wurde. Damit war der Sieg der Fürsten der die Reichsrttter fr immer entschieden. Ulrich von Hutten, der geistreiche Humanist und einer der kecksten Vorkmpfer fr die neuen Ideen, starb mcht lange darauf arm und verlassen auf einer Insel im Zricher See an den Folgen seiner Ausschweifungen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Philipp_Melanchthon Philipp Karlstadt Franz_von_Sickingen Franz Ulrich_von_Hutten Ulrich_von_Hutten
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letzte Krnung eines deutschen Kaisers durch den Papst. Im dritten (15361538) und vierten (15421544) Kriege erlangte Franz die Hilfe der Trken. Das Vordringen des Kaisers in Frankreich fhrte endlich den Frieden zu Crespy bei Laon, 1544, herbei, in welchem Franz fr immer auf Italien und Karl auf Burgund verzichtete.
b. Die Kmpfe mit den Seerubern. Zwischen die Kriege mit Franz I. fallen zwei Kmpfe mit den Seerubern in Afrika. Der erste'zug, 1535, war gegen Tunis gerichtet, wo ein mchtiger Piratenstaat entstanden war. Karl eroberte Tunis und befreite 20000 Christensklaven. Der zweite Zug gegen die Seeruber von Algier, 1541, miglckte aber vollstndig.
c. Der Krieg gegen die Trken. Die Trken, die schon 1521 Belgrad erobert hatten, fielen unter ihrem Sultan Sliman in Ungarn ein und schlugen den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn und Bhmen in der Schlacht beimohacs (mhatsch), 1526. Da der König auf der Flucht umgekommen war, folgte ihm in beiden Reichen sein Schwager Ferdinand, der Bruder Karls V. Auf die religisen Streitigkeiten in Deutschland rechnend und von Franz I. und den Venezianern aufgestachelt, fiel Soliman
1529 1529 abermals in Ungarn ein und drang bis Wien vor, das er jedoch nicht erobern konnte. Als der Kaiser in dem Nrn-berger Religionsfrieden die Untersttzung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde der Sultan zwar bei Graz zurckgedrngt, aber 1541 schlug ein trkischer Pascha seinen Sitz in Ofen auf.
Die Entwicklung der Kirchentrennung vom Reichstage zu Worms bis zum Religionssrieden zu Nrnberg, 1532.
Die Protestanten vereinigen sich zu einer politischen Partei und erlangen Duldung ihres Bekenntnisses.
Nach dem Reichstage zu Worms (1521) verlie Karl V. Deutschland wegen der Kriege mit Franz I. Die Regierung bergab er einem Reichsregimente, das aus seinem Bruder Ferdinand und 20 frstlichen und 2 stdtischen Beisitzern bestand. Da es gegen die religise Bewegung nicht einschritt, fand Luthers Lehre immer mehr Anhnger.
1. Die jngeren Humanisten. Die jngeren Humanisten, die schon frher die Kirche angegriffen hatten (S. 162), schlssen sich bald der reformatorischen Bewegung an. Unter ihnen erlangte Philipp Melnchthon (Schwarzerd) die grte Bedeutung. Er hatte bereits Luther zur Disputation nach Leipzig begleitet. Als Professor in Wittenberg verfate er die erste protestantische
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