114
Ausbreitung des Christenthums. Klosterleben.
3. dem Hause Luxemburg (1387—1437), welcher weder
die Rechte der Krone gegen innere, noch das Gebiet des Reiches
gegen äußere Feinde zu behaupten vermochte, wie er denn namentlich
von den Türken die schwere Niederlage bei Nikopolis (1396) erlitt
und an diese Bulgarien, wie an die Venetianer Dalmatien verlor.
4. Ungarn zum ersten Male unter dem Hause Oesterreich
(1438—1457). Nach der kurzen Regierung von Sigmund's Schwie-
gersöhne Albrecht von Oesterreich (1438—1439) und von dessen
nachgebornem Sohne Ladislaus folgte
5. ein einheimischer König (1457— 1490), Matthias
Corvinus (Sohn des tapfern Hunyad, des Reichsverwesers wäh-
rend Ladislaus' Minderjährigkeit), welcher glückliche Kriege gegen die
Osmanen führte und im Kampfe um die Krone Böhmens Mähren,
Schlesien und die Lausitz gewann. Zugleich suchte er durch Errich-
tung eines stehenden Heeres, einer Universität und Bibliothek zu
Ofen, Berufung von Gelehrten und Künstlern, Verbesserung aller
Verwaltungszweige, nicht ohne drückende Steuern, den Glanz des
Reiches zu erneuern. Nach seinem Tode ward
6. Ungarn mit Böhmen vereinigt (1490 — 1526), dem
Hause Habsburg aber die Erbfolge zugesichert, vgl. §. -.37 zu Ende.
8- 49.
Uebersicht der Entwickelung der Cultur im Mittelalter.
1. Religion.
a) Ausbreitung des Christenthums. Nachdem mit der
Bekehrung der Sachsen durch Karl den Großen (s. S. 37) das
Christenthunl bei allen Völkern deutschen Stammes eingeführt war,
verbreitete sich dasselbe im 9. und 10. Jahrh. von Deutschland ans
nach den Nachbarländern im N. und O. sowohl zu den skandinavi-
schen als zu den slavischen Völkern und zu den Ungarn. Die süd-
lichen Slaven (Mähren, Böhmen) erhielten die Kenntniß desselben
zwar von griechischen Missionären, schlossen sich aber der abendlän-
dischen Kirche an, während die Russen und Bulgaren durch ihre
Verbindung mit Coustantinopel den griechischen Ritus erhielten.
Seit dem 11. Jahrh. bemühten sich die Päpste durch ihre Gesandten
oder bevollmächtigten Bischöfe die Erhaltung und weitere Verbreitung
des Christenthums zu fördern, das nun auch von den Bewohnern
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Ladislaus Matthias
Corvinus Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Nikopolis Bulgarien Oesterreich Christenthums Sachsen Deutschland Ungarn
98 Albrecht Ii. Friedrich Iii.
gegen äußere Feinde veranlaßte seine fast beständige Abwesenheit aus
den deutschen Landen.
c) Könige aus dem Hause Oesterreich seit 1438.
1) Albrecht Ii. von Oesterreich 1438—39.
Sigmund's Schwiegersohn, Herzog Albrecht V. von Oesterreich,
ward ohne sein Zuthun von den Kurfürsten, die das Bedürfniß eines
mächtigen Kaisers fühlten, einstimmig gewählt, und die Kais er-
würde blieb nun bis zu ihrem Erlöschen beim Hause
Oesterreich. Er folgte zugleich in Böhmen und Ungarn als König,
kehrte aber schon im nächsten Jahre krank von einem unglücklichen
Feldzug gegen die Türken, welche in Siebenbürgen eingefallen waren,
zurück und starb. Auf diese kürzeste aller Kaiserregierungen folgte
die längste, indem Albrechts Vetter,
2) Friedrich Iii. 1440—93,
der letzte in Rom gekrönte Kaiser, 53 Jahre, aber meistens unglück-
lich regierte. Ein nachgeborner Sohn Albrecht's Ii., Ladislav Post-
humus, erhielt die Krone voi» Böhmen und Ungarn, nach dessen
Tode (1457) trennten sich aber beide Länder von dem Hause Habs-
bnrg: die Böhmen wählten ihren bisherigen Statthalter Georg
Podiebrad zum Könige, die Ungarn den Matthias Corvinus, den
Sohn des tavfern Johann Hnnyadi, der als Reichsverweser während
Ladislav's Minderjährigkeit durch siegreiche Kämpfe gegen die Os-
manen Ungarn zu einer starken Schntzwehr der Christenheit gegen
die östlichen Feinde gemacht hatte und wenige Tage nach einem
glänzenden Siege über die Türken (bei Belgrad 1456) gestorben
war. Der Kaiser sah sich genöthigt, beide anzuerkennen.
Nicht einmal das Herzogthum Oesterreich, welches ihm als dem Aeltesten des
Hauses zugefallcn war, konnte er behaupten. Sein Bruder Albrecht und sein Vetter
Sigmund zwangen ihn zu einer Theilung des Herzogthums, Friedrich mußte sich
mit Niederösterrcich begnügen, und als er hier das Volk durch neue Steuern drückte
und vom Adel angemaßte Güter zurückforderte, entstand eine Empörung gegen ihn,
sein eigener Bruder Albrecht schloß sich den Mißvergnügten an und betrieb eifrig die
Belagerung des Kaisers in seiner Burg zu Wien 1462. In dieser Noth erschien
der König von Böhmen, Georg Podiebrad, zum Entsatz und vermittelte einen Frieden,
wodurch Albrecht auch Niederösterreich (nebst Wien) erhielt. Doch starb dieser schon
im nächsten Jahre (1463), und dadurch ward Kaiser Friedrich wieder Herr aller
österreichischen Lande außer Tirol, welches Sigmund besaß.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Albrecht_Ii Albrecht Albrecht_V._von_Oesterreich Albrecht_V. Albrechts_Vetter Albrechts Friedrich_Iii Friedrich Ladislav_Post- Georg
Podiebrad Matthias_Corvinus Johann_Hnnyadi Johann Albrecht Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Georg_Podiebrad Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich Oesterreich Ungarn Rom Ungarn Ungarn Belgrad Oesterreich Wien Niederösterreich Wien
Karl Xii. in der Türket.
65
ihn gefangen, bis er endlich (Ende 1714) auf die Nachricht, daß
man in Schweden seiner Schwester (Ulrike) die Negierung übertragen
wolle, sich bewogen fand, mit abenteuerlicher Schnelligkeit in seine
Staaten zurückzueilen.
5) Karl's Angriff auf Norwegen und sein Tod. In-
zwischen hatten sich auch Friedrich Wilhelm I., König von Preußen,
und Georg I., Kurfürst von Hannover und König von England,
an die Feinde Schwedens angeschlossen, welches nun seine letzten Be-
sitzungen in Deutschland (Stralsund, Wismar) verlor. Während
Karl Peter den Gr. durch Friedensuuterhandluugen uuthätig machte,
verwandte er die letzten Kräfte der Nation zu dem vergeblichen Ver-
suche, den Dänen Norwegen zu entreißen und sich durch diese Er-
oberungen für das Verlorne zu entschädigen. Der erste Feldzug
ward durch die schlechte Witterung vereitelt, und auf dem dritten
fiel Karl in den Laufgräben vor Friedrichshall, wahrscheinlich durch
die Hand eines Meuchelmörders und als Opfer einer Verschwö-
rung 1718 (36 I. alt).
6) Der Krieg ward durch einzelne Friedensschlüsse mit
den Gegnern Schwedens beendet: 1) Dänemark erhielt einen Theil
Schleswig's und verkaufte Bremen und Verden an Hannover. 2)
Preußen erhielt Vorpommern zwischen Oder und Peene nebst Stettin
und den Inseln Usedom und Wollin (gegen 2 Mill. Thlr.). 3) Die
Russen erzwangen durch wiederholte Verwüstungen der schwedischen
Küsten (im Frieden zu Nystädt 1721) die Abtretung von Liefland,
Esthland, Jngermannlaud und eines Theils von Carelien, wogegen sie
Finnland Zurückgaben. So verlor Schweden sein Uebergewicht im
Norden, und Rußland trat an seine Stelle als europäische Großmacht.
8- 21.
Kaiser Karl Vi. 1711 — 1740.
1) In einem Kriege mit den Türken (1714 — 1718), den
der Kaiser zum Schutze der aus Morea vertriebenen Venetianer
führte, bewährte der Prinz Engen von Savoyen sein Feldherrntalent
von Neuem in der glänzendsten Weise, indem er zwei so bedeutende
Siege, den einen bei Peterwardein, den andern bei Belgrad,
erfocht, daß die Türken im Frieden (zu Passarowitz) dem Kaiser alles
Eroberte (den Banat, Theile von Servien und der Walachei) lassen
mußten. Einen so vortheilhaften Frieden hatte Oesterreich noch nicht
mit den Türken geschlossen.
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. Hl**
5
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Ulrike) Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Georg_I. Karl_Peter Karl Karl Karl Karl_Vi Karl Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Hannover England Deutschland Stralsund Wismar Norwegen Schwedens Hannover Stettin Wollin Esthland Finnland Schweden Morea Belgrad Oesterreich
68
Krieg wegen Polen und Italien. Türkenkrieg.
fensive und bewahrte den Kaiser vor auffallendem Unglück, wogegen
die kaiserlichen Feldherren in Italien Alles bis auf Mantua ver-
loren. Nach langen Unterhandlungen kam der Friede zu Wien
1738 zu Stande: Stanislaus verzichtete auf den Thron und erhielt
als Entschädigung Lothringen und Bar mit der Bedingung, daß
diese Herzogthümer nach seinem Tode als Erbtheil seiner Tochter an
Frankreich fallen sollten, der Herzog von Lothringen Franz Stephan
erhielt das durch das Aussterben des Hauses Medici (1737) damals
erledigte Großherzogthum Toscana; der Kaiser trat das Königreich
beider Sicilien an den Jnfanten Don Carlos gegen Parma und
Piacenza ab, wofür Frankreich sich zur Garantie der pragmatischen
Sanction verstand.
4) Krieg der Türken gegen Rußland und Oesterreich
(1736—1739). Die russische Kaiserin Anna benutzte einen zwischen
den Türken und Persern ausgebrochenen Krieg, um das von Peter
d. Gr. im Frieden am Pruth abgetretene Asow wieder zu gewinnen,
welches auch gelang. Desto unglücklicher aber war ihr Bundesge-
nosse Kaiser Karl, welcher an dem Kriege Theil nahm in der Hoff-
nung, durch Eroberungen in der Türkei den Verlust von Neapel
und Sicilien zu ersetzen, die Türken waren den schwachen und seit
Eugen's Tode (f- 1736) schlecht angeführten österreichischen Heeren
in 3 Feldzügen stets überlegen und erhielten im Belgrader Frie-
den (1739) einen großen Theil der früher« Verluste zurück, indem
die Donau und Sau als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde; Ruß-
land behielt Asow.
8- 22.
Preußen unter den beiden ersten Königen 1701 — 1740.
1) Friedrich I., als König 1701 — 1713, unterstützte den Kai-
ser und dessen Bundesgenossen im spanischen Erbfolgekrieg mit Hülfs-
truppen, welche unter dem Fürsten Leopold von Dessau an den
Schlachten bei Höchstädt und Turin, so wie (unter Lottum) an den
Schlachten bei Ramillies, Oudeuarde und Malplaguet ruhmvollen
Antheil nahmen. Er erhielt (als Sohn der altern Schwester Königs
Wilhelm Iii. von England) aus der Oranischen Erbschaft: die Graf-
schaften Lingen und Meurs und die Fürstenthümer Neuenburg und
Valendis (Neufchatel und Valcngin). Sein Sohn
2) Friedrich Wilhelm I., 1713-1740, führte sofort die
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus Franz_Stephan Franz Carlos Anna Peter
d Karl Karl Friedrich_I. Friedrich_I. Leopold_von_Dessau Leopold Königs
Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Mantua Wien Lothringen Frankreich Lothringen Piacenza Frankreich Oesterreich Hoff- Neapel Sicilien Belgrader_Frie- Donau England
Türkenkrieg.
19
weil er durch Gewalt erzwungen sei, und schloß mit dem Papste
(Clemens Vii.) und den übrigen auf Karl's Ueberlegenheit eifer-
süchtigen Mächten (England, Venedig, Sforza) die sog. heil. Ligue
zur Befreiung Italiens von der kaiserlichen Herrschaft. Daher
begann
der zweite Krieg zwischen Karl und Franz 1527—1529.
Der kaiserliche Feldherr Karl von Bourbon führte sein zucht-
loses, beutegieriges Heer, das er nicht bezahlen konnte, gegen Nom
und vereinigte sich ans dem Wege mit 12,000 deutschen Landsknech-
ten, welche Georg Frundsberg aus eigenen Mitteln geworben und
nach Italien geführt hatte. Rom ward durch Sturm genommen,
und da der Oberfeldherr selbst beim Ersteigen der Mauer gefallen
war, so erfolgte eine fast beispiellose Plünderung der ersten Stadt
der damaligen Welt, wobei die Spanier sich durch Habsucht, wie
durch Grausamkeit und Frevel jeder Art hervorthaten. Der Papst
wurde in der Engelsburg belagert, bis er sich zur Annahme eines
Vertrages entschloß, der ihm schwere Zahlungen und die Berufung
eines Concils zur Herstellung der Einheit in der Kirche auferlegte.
König Franz I., der im folgenden Jahre das Königreich Neapel
schnell erobert, aber auch bald wieder verloren hatte, erhielt in dem
(durch Karl's Tante, Margaretha von Oesterreich, und Franzens
Mutter, Louise von Savoyen vermittelten) sog. Damen-Frieden
zu Cambrai (1529) Burgund zurück, entsagte aber allen Ansprü-
chen auf Italien. Darauf kam Karl selbst nach Italien und em-
pfmg zu Bologna aus den Händen des Papstes die lombardische
und die Kaiserkrone. Seitdem hat Italien keine Kaiserkrönung mehr
gesehen.
Wie der Kaiser durch seine lange (8jährige) Entfernung von
Deutschland und die Kriege mit Franz I. und dem Papste, 'eben
so wurde sein Bruder verhindert der Reformation entgegenzutreten
durch den
Krieg mit den Türken 1529.
Nachdem der König Ludwig Ii. von Ungarn und Böhmen in
der Schlacht bei Mohacz (1526) von den Türken geschlagen und
auf der Flucht in einem Moraste unter seinem auf ihn gestürzten
Rosse erstickt war, folgte ihm sein Schwager, Erzherzog Ferdinand,
Karl's V. Bruder, in den beiden Reichen, die auch schon einmal
2*
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Vii Sforza Karl Karl Franz Karl_von_Bourbon Karl Georg_Frundsberg Franz_I. Franz_I. Margaretha Franzens Louise_von_Savoyen Karl Karl Franz_I. Franz_I. Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: England Venedig Italiens Italien Engelsburg Neapel Oesterreich Cambrai Burgund Italien Italien Bologna Italien Deutschland Ungarn
20
Karl's V. Zug gegen Tunis.
unter Kaiser Albrecht's Ii. Herrschaft vereinigt gewesen waren. In
Böhmen und den dazu gehörigen Nebenländern: Schlesien, Mähren
und der Lausitz ward Ferdinand auch, durch eine Wahl der Stände
anerkannt, in Ungarn dagegen war ihm Johann von Zapolya,
Woiwode von Siebenbürgen, in der Erwerbung der Krone zuvor-
gekommen. Zwar vertrieb Ferdinand seinen Nebenbuhler (durch eine
Niederlage bei Tokay), aber dieser fand Schutz am Sultan Soly-
man Ii., welcher 1529 vor dem Abschlüsse des Friedens zu Cambrai
den Krieg erneuerte, in der Hoffnung, die Gegner Karl's V. noch
in voller Thätigkeit zu finden. Er durchzog (mit 250,000 M.)
unter schrecklichen Verheerungen und fast ohne Widerstand Ungarn
und belagerte Wien. Allein die fruchtlosen Anstrengungen bei wie-
derholten Stürmen, die Kunde von beni Herannahen eines Entsatz-
heeres und die vorgerückte Jahreszeit bewogen ihn nach 3 Wochen
die Belagerung aufzuheben. Bei seinem Rückzuge nach Ofen über-
gab er seinem Schützlinge die sog. Krone des heil. Stephan, die
ihm in die Hände gefallen war. Doch gab er seinen Lieblingsge-
danken, das Kaiserthum der Welt an sich zu bringen, noch nicht
auf und erschien, auf die religiösen Spaltungen in Deutschland rech-
nend, 1532 (abermals mit 250,000 M.) in Ungarn; allein der
Kaiser hatte inzwischen durch den Religionsfrieden in Nürnberg auch
von den Protestanten Hülfe erhalten (vgl. S. 11) und ein treff-
liches Heer zusammengebracht. Dieser unerwartete Umstand, so wie
der bedeutende Widerstand, den Soliman bei kleinen Orten (Günz)
fand, bewogen ihr: zum schleunigen Rückzuge.
Die Reichstage zu Speier und Augsburg s. S. 11.
Karl's Zug gegen Tunis 1535. Mnley Hassan, König
von Tunis, war von Chaireddin Barbarossa, einem Vasallen Soly-
mans Ii. und Anführer von Seeräubern, der sich schon früher in
Algier festgesetzt hatte, vertrieben worden. Als dieser die Küste
Spaniens und Süditaliens durch Seeräubereien heimsuchte und den
Johannitern, denen Karl nach dem Verluste von Rhodus bei seiner
Kaiserkrönung 1530 Malta, Gozzo und Tripoli in Afrika unter der
Bedingung eines beständigen Kampfes gegen die Ungläubigen und
Seeräuber als Lehen eingeräumt hatte, überlegen war, landete Karl
mit einer spanisch-italienischen Flotte (von 420 Segeln), erstürmte
Chaireddin's Hauptfestung Goletta, schlug sein Landheer vor Tunis,
eroberte auch dieses, unterstützt durch die in der Stadt aus ihren
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Johann_von_Zapolya Johann Ferdinand Stephan Mnley_Hassan Chaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl Karl Rhodus Karl Karl Goletta
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Ungarn Cambrai Ungarn Deutschland Ungarn Nürnberg Tunis Tunis Algier Spaniens Malta Gozzo Tripoli Afrika Tunis
Kriege mit Franz I. Zug gegen Algier.
21
Gefängnissen hervorbrechenden Christensclaven, gab das Innere des
Landes dem Muley Hassan zurück und behielt für sich selbst Goletta
und die Küste.
Dritter Krieg mit Franz. I. 1536—1538. Als Franz
Sforza von Mailand kinderlos gestorben war und den Kaiser zum
Erben eingesetzt hatte, erneuerte Franz I. seine Ansprüche auf Mai-
land und verbündete sich mit dem türkischen Sultan zum Krieg ge-
gen den Kaiser. Karl fiel in Südfrankreich ein, mußte aber, da
(nach des Connetable Montmorency Rathe) die Provence gänzlich
verwüstet worden war, wegen Mangels an Lebensmitteln zurück-
kehren und schloß mit Franz einen Waffenstillstand zu Nizza 1538.
Philipp, Karl's Sohn, erhielt Mailand (1540).
Als Johann Zatzolya starb, sollte gemäß des zwischen ihm und Ferdinand ge-
schlossenen Friedens Ferdinand, des Kaisers Bruder, ganz Ungarn erhalten, aber
die Vormünder von Zapolya's Sohn Johann Sigismund ließen das unmündige
Kind zum Könige von Ungarn ausrufen und suchten zu dessen Schutze die Hülfe des
Sultans. Dieser eroberte Ofen, Gran, Stuhlweißenburg, behielt das Eroberte
aber für sich und Ferdinand mußte für den Besitz des kleinen Theiles von Ungarn,
den er noch behielt, einen jährlichen Tribut zahlen.
Karl's Zug gegen Algier 1541 ward veranlaßt durch die
furchtbaren Plünderungen, welche Algier'sche Corsaren an den spa-
nischen und italienischen Küsten verübten. Anhaltende Regengüsse
vereitelten jede Unternehmnng des ohne Widerstand gelandeten Hee-
res, und ein zweimaliger Sturm vernichtete den größten Theil der
Flotte.
Vierter Krieg gegen Franz I. 1542 — 1544, welcher das
Unglück des Kaisers vor Algier und das gleichzeitige Vordringen
der Türken bis nach Ober-Ungarn als eine günstige Gelegenheit
ansah, mit seinen schon oft beseitigten Ansprüchen wieder hervorzu-
treten und in der Ermordung zweier sog. französischen Gesandten
durch spanische Truppen einen willkommenen Vorwand fand, in Ver-
bindung mit den Türken und dem Herzoge von Cleve (der vom
Kaiser im Besitze des eben gewonnenen Geldern bedroht wurde) den
Krieg zu erneuern. Während die Osmanen den Ueberrest des christ-
lichen Ungarns einnahmen, griffen die Franzosen die Niederlande an,
und eine türkisch-französische Flotte plünderte und verheerte die West-
küste Italiens. Nachdem Karl zunächst den Herzog von Cleve unter-
worfen hatte (dessen Festungen sich nach der Einnahme und Verhee-
rung des für unbezwinglich gehaltenen Düren ergaben), drang er
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Extrahierte Personennamen: Franz_I. Hassan Franz Franz Franz
Sforza Franz Franz_I. Karl Franz Franz Philipp Philipp Johann_Zatzolya Johann Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Johann_Sigismund Johann Ferdinand Franz_I. Cleve Karl Karl Cleve
52
Leopold I.
fallen lassen mußte. Der Reichstag, auf welchem damals 240 Stände
vertreten waren, erhielt (seit 1663) immerwährende Dauer und be-
stand aus einem Congresse von Abgeordneten zu Regensburg. Wäh-
rend seiner langen Regierung war Leopold mit einem dreifachen
Kampfe beschäftigt: a) gegen die Vergrößernngssucht Frankreichs,
6) gegen die abermals das christliche Europa bedrohenden Türken,
e) gegen die mißvergnügten ungarischen Magnaten.
Erster Türkenkrieg 1664. Der Großfürst von Sieben-
bürgen verband sich mit dem Kaiser, um sich gegen einen von den
Türken eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Der Kaiser, der auch
das Wachsen des türkischen Einflusses in Siebenbürgen nicht wün-
schen konnte, eröffnete deshalb Unterhandlungen nüt der Pforte, die aber
zu keinem Ziele führten. Vielmehr rückten die Türken ans Nieder-
ungarn, welches ganz in ihrem Besitze war, gegen die Grenze Ober-
ungarns vor und gingen bei der Cisterzienser Abtei St. Gotthardt
über die Raab; aber der kaiserliche Feldherr Montecucnli erfocht hier
einen glänzenderen Sieg, als seit 3 Jahrhunderten christliche Truppen
in offener Feldschlacht gegen die Osmanen gewonnen hatten. Doch
der von den Türken eingesetzte Großfürst blieb, und der einzige Vor-
theil des Kaisers bestand darin, die Umwandlung Siebenbürgens in
ein türkisches Paschalik verhindert zu haben.
Erster Reichskrieg gegen Ludwig Xiv. 1674—78 s.
S. 50.
Zweiter Türkenkrieg 1683 — 1699. Während im W. Lud-
wig Xiv. Elsaß abriß, wurden im O. die Türken noch einmal furcht-
bar. Sowohl der ungünstige Friede nach dem vorigen Türkenkriege,
als das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und die erneu-
erte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung
ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch
entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft
wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine
Abänderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die
Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter
ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze
sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch
Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge-
müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I. Leopold Leopold Gotthardt Montecucnli Ludwig_Xiv Ludwig Emmerich_Tökely
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Europa Siebenbürgen Nieder- W._Lud- Ungarn
Eintheilung Deutschlands in zehn Kreise.
15
die Handhabung des Landfriedens zu überwachen und die Urtheile
des Kammergerichts zu vollziehen.
Von den 10 Kreisen umfaßte
1) der österreichische, der größte von allen, Oesterreich, Steiermark, Kärn-
then, Krain, Tirol und die habsburgischen Besitzungen am Oberrhein und in
Schwaben (Vorderösterreich).
2) der baierische: das Herzogthum Baicrn, die Oberpfalz, das Fürstenthum
Neuburg, das Erzstift Salzburg u. s. w.;
3) der schwäbische: das Herzogthum Würtemberg, die Markgrafschaft Baden,
die Grafschaft Hohenzollern, die Grafschaft Fürstenberg, das Bisthum Augsburg
u. s. w. — im Ganzen 98 geistliche und weltliche Stände.
4) der fränkische: die brandenburgischen Markgrafschaften Culmbach (Bai-
reuth) und Onolzbach (Anspach), Mergentheim als Mittelpunkt des deutschen Or-
dens seit der Säcularisation Preußens, die Bisthümer Bamberg, Würzburg und
Eichstädt, die Reichsstadt Nürnberg u. s. w.;
5) der oberrheinische Kreis war durch die Länder des kurrheinischen un-
terbrochen und daher sehr zerstückelt; seine beiden Hauptmassen waren die Lothrin-
gischen Lande und Hessen (seit 1619 nur noch in Darmstadt und Kassel getheilt);
6) der kurrheinische oder niederrheinische enthielt die 3 geistlicben Kur-
fürstenthümer Mainz, Trier und Köln, so wie einen Thcil der kurpfälzischen Lande,
die in 3, später in 4 Kreise vertheilt waren;
7) der burgundische, welcher schon 1556 an die spanische Linie des Hauses
Habsburg und dadurch aus dem engern Reichsverbande kam, umfaßte Holland,
Belgien (jedoch mit Ausnahme des Bisthums Lüttich) und einen Theil des jetzigen
nördlichen Frankreichs;
8) der westphälische Kreis zwischen Maas und Weser umfaßte die Herzog-
thümer Cleve, Jülich, Berg, die Grafschaft Mark, 6 Bisthümer (Lüttich, Münster,
Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück), ferner Ostfriesland, Oldenburg, die
Reichsstädte Köln, Aachen, Dortmund u. s. w.
9) der niedersächsische enthielt die Erzbisthümer Magdeburg und Bremen,
die Bisthümer Halberstadt, Hildesheim und Lübeck, die Herzogthümer Braun-
schweig und Lüneburg, Sachsen-Lauenburg, Holstein, Mecklenburg, 6 Reichs-
städte u. s. w.
10) der obersächsische: die 2 Kurfürstenthümer Sachsen und Brandenburg,
die beiden Pommerschen Herzogthümer (Stettin und Wolgast), die Fürstenthümer
Anhalt, die Landgrafschaft Thüringen u. s. w.
Diese 10 Reichskreise enthielten über drittehalbhundert Kreis-
stände, wovon jedoch die kleineren nur curienweise stimmten, so daß
i) Zur Erläuterung dieser Darstellung kann die von mir herausgcgebene Karte
von Deutschland nach seiner Eintheilung in zehn Kreise dienen (Coblenz, bei
Bädeker).
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
Maximilian Ii.
23
Siebenbürgen Johann Sigismund Zapolya den kaum beendeten
Krieg, und die ersten Erfolge des kaiserlichen Heeres veranlagten auch
den altersschwachen Sultan Solyman noch einmal an der Spitze
seiner Schaaren nach Ungarn zu ziehen. Er starb im Lager vor der
Festung Sigeth, welche Graf Zrini mit solchem Heldenmuthe ver-
teidigte, daß die Türken erst nach einem Verluste von 20,000 M.
und nachdem Zrini kämpfend gefallen war, die rauchenden Trümmer
derselben eroberten. Solyman's Nachfolger, Selim Ii., schloß einen
Frieden, dem zufolge beide Theile ihre Eroberungen behielten.
Die letzte Storung des Landfriedens durch die „Grumbach'schen Händel" be-
strafte der Kaiser durch die Hinrichtung des Wilhelm von Grumbach (der den
Bischof von Würzburg hatte ermorden lassen) und seiner meisten Anhänger.
Obgleich Maximilian solche Toleranz gegen den Protestantis-
mus bewies, daß man eine Zeit lang seinen Uebertritt zu demselben
erwartete, wurde er dennoch auf dzu Reichstagen fortwährend mit
Religionsbeschwerden bestürmt, wozu der Religionsfriede von Augs-
burg die Keime enthielt, theils dadurch, daß von der einen Seite
das Reformationsrecht, von der andern der geistliche Vorbehalt gel-
tend gemacht wurde, theils auch dadurch, daß die Calvinisten, die
in Deutschland immer zahlreicher wurden, von dem Religionsfrieden
ausgeschlossen waren und somit nicht nur an den Katholiken, sondern
auch an den Lutheranern Gegner fanden. Noch höher stieg unter
seinem gelehrten, aber unthätigen und trübsinnigen Sohne,
5. Rudolf Ii. 1576—1612,
die Spannung zwischen Katholiken und Protestanten, die sich auch
schon in der Weigerung der Letzter», die von Gregor Xiii. vorge-
nommene Verbesserung des Kalenders anzunehmen, aussprach. Ein-
zelne Fälle trugen nämlich dazu bei, diese gegenseitige Abneigung zu
erhöhen.
a) In Aachen hatten sich die Protestanten, um die ihnen verweigerte Aus-
übung ihrer Religion durchzusetzen, des Stadtregiments bemächtigt, doch durch einen
kaiserlichen Achtspruch wurde Alles wieder auf den vorigen Standpunkt zurückge-
führt. — b) Der Erzbischof Gebhard von Köln heirathete die Gräfin Agnes von
Mansfeld und trat zur calvinischen Lehre über, ohne dem geistlichen Vorbehalte ge-
mäß die erzbischöfliche Würde niederzulegen, wurde aber von dem Papste abgesetzt
und von dem baierischen Prinzen Ernst, den die Mehrzahl des Domkapitels an
seine Stelle gewählt hatte, vertrieben. — c) Drei ebenfalls vom Papste abgesetzte
Kölner Domherren kamen nach Straßburg und veranlaßten dort die Wahl eines
protestantischen Bischofs, der sich jedoch nicht behaupten konnte. — d) Die prote-
stantische Stadt Donauwörth ward wegen zweimaliger Störung einer katholischen
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_Ii Maximilian Johann_Sigismund_Zapolya Johann Wilhelm Grumbach Maximilian Maximilian Rudolf_Ii Rudolf Gregor_Xiii Gregor Gebhard_von_Köln Agnes_von
Mansfeld Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Aachen Straßburg Donauwörth