114
Ausbreitung des Christenthums. Klosterleben.
3. dem Hause Luxemburg (1387—1437), welcher weder
die Rechte der Krone gegen innere, noch das Gebiet des Reiches
gegen äußere Feinde zu behaupten vermochte, wie er denn namentlich
von den Türken die schwere Niederlage bei Nikopolis (1396) erlitt
und an diese Bulgarien, wie an die Venetianer Dalmatien verlor.
4. Ungarn zum ersten Male unter dem Hause Oesterreich
(1438—1457). Nach der kurzen Regierung von Sigmund's Schwie-
gersöhne Albrecht von Oesterreich (1438—1439) und von dessen
nachgebornem Sohne Ladislaus folgte
5. ein einheimischer König (1457— 1490), Matthias
Corvinus (Sohn des tapfern Hunyad, des Reichsverwesers wäh-
rend Ladislaus' Minderjährigkeit), welcher glückliche Kriege gegen die
Osmanen führte und im Kampfe um die Krone Böhmens Mähren,
Schlesien und die Lausitz gewann. Zugleich suchte er durch Errich-
tung eines stehenden Heeres, einer Universität und Bibliothek zu
Ofen, Berufung von Gelehrten und Künstlern, Verbesserung aller
Verwaltungszweige, nicht ohne drückende Steuern, den Glanz des
Reiches zu erneuern. Nach seinem Tode ward
6. Ungarn mit Böhmen vereinigt (1490 — 1526), dem
Hause Habsburg aber die Erbfolge zugesichert, vgl. §. -.37 zu Ende.
8- 49.
Uebersicht der Entwickelung der Cultur im Mittelalter.
1. Religion.
a) Ausbreitung des Christenthums. Nachdem mit der
Bekehrung der Sachsen durch Karl den Großen (s. S. 37) das
Christenthunl bei allen Völkern deutschen Stammes eingeführt war,
verbreitete sich dasselbe im 9. und 10. Jahrh. von Deutschland ans
nach den Nachbarländern im N. und O. sowohl zu den skandinavi-
schen als zu den slavischen Völkern und zu den Ungarn. Die süd-
lichen Slaven (Mähren, Böhmen) erhielten die Kenntniß desselben
zwar von griechischen Missionären, schlossen sich aber der abendlän-
dischen Kirche an, während die Russen und Bulgaren durch ihre
Verbindung mit Coustantinopel den griechischen Ritus erhielten.
Seit dem 11. Jahrh. bemühten sich die Päpste durch ihre Gesandten
oder bevollmächtigten Bischöfe die Erhaltung und weitere Verbreitung
des Christenthums zu fördern, das nun auch von den Bewohnern
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Ladislaus Matthias
Corvinus Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Nikopolis Bulgarien Oesterreich Christenthums Sachsen Deutschland Ungarn
94 Wenzel. Arnold von Winkelried. Ruprecht von der Pfalz.
2). Wenzel 1378— 1400 (1410)'
behielt Böhmen, die Oberpfalz und Schlesien und vereinigte damit spä-
ter (nach dem kinderlosen Ableben seines Oheims Wenzel) Luxemburg,
während sein Bruder Sigmund die Mark Brandenburg behalten hatte,
damit nicht 2 Kurstimmen in einer Person vereinigt würden.
In den ersten 10 Regierungsjahren zeigte sich Wenzel als einen
sehr thätigen, für das Wohl der von ihm beherrschten Länder eifrig
besorgten Fürsten und war unablässig bemüht, den gestörten Frieden
im Reiche und in der Kirche wieder herzustellen. Er machte wieder-
holte Versuche, ganz Deutschland zu einem allgemeinen Landfrieden
(der alle anderen Verbindungen unnöthig machen und aufheben sollte)
zu vereinigen. Aber der unglückliche Krieg des Herzogs Leopold von
Oesterreich gegen die Schweizer Eidgenossen (zunächst veranlaßt durch
gewaltsame Verletzung österreichischer Zölle) und seine Niederlage bei
Sempach 1386, wo Arnold von Winkelried die feindlichen
Reihen sterbend durchbrach, regte die Kampflust zwischen Fürsten und
Städten von Neuem an. Trotz eines neuen Landfriedens begann
der Städtekrieg, welcher das südliche Deutschland verheerte, 1388.
Das Heer der schwäbischen Städte unterlag dem Grafen Eberhard
dem Greiner von Würtemberg bei Döffingen (wo Eberhard's
Sohn Ulrich fiel und der Schleglerhauptmann Wolf von Wunnen-
stein den Ausschlag gab), das der rheinischen Städte dem Pfalz-
grafen Ruprecht bei Worms.
Bald darauf trat ein Wendepunkt in Wenzel's Regierung ein:
nicht nur in Deutschland, sondern auch in seinem Königreiche Böhmen
stng er an, sich durch Trägheit und Grausamkeit (selbst gegen seine
Gemahlin Johanna und deren Beichtvater Johann von Nepomuk)
verächtlich zu machen. Daher entstand eine Verschwörung des böh-
mischen Adels, der König wurde durch seine eigenen Verwandten
(Jodocus) gefangen genommen und nach Oesterreich gebracht, aber
von seinem jüngsten Bruder, dem Herzoge (Johann) von der Lausitz
befreit. Als Wenzel sich um Deutschland wenig mehr kümmerte,
sprachen die vier rheinischen Kurfürsten seine Absetzung aus und er-
hoben (zu Rhense) den einzigen weltlichen Kurfürsten aus ihrer
Mitte, Ruprecht von der Pfalz 1400, welcher jedoch ungeachtet
* seiner vortrefflichen Eigenschaften während einer 10jährigen Regie-
rung (1400 — 1410) weder in Deutschland noch in Italien Ruhe
und Ordnung herzustellen vermochte. Nach seinem Tode folgte
Wenzel's Bruder
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Extrahierte Personennamen: Arnold_von_Winkelried Wenzel Leopold_von
Oesterreich Leopold Arnold_von_Winkelried Eberhard
dem_Greiner_von_Würtemberg Ulrich Schleglerhauptmann_Wolf_von_Wunnen- Johanna Johann_von_Nepomuk) Johann Johann) Johann Wenzel's
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Brandenburg Deutschland Sempach Deutschland Worms Wenzel's Deutschland Oesterreich Deutschland Deutschland Italien
98 Albrecht Ii. Friedrich Iii.
gegen äußere Feinde veranlaßte seine fast beständige Abwesenheit aus
den deutschen Landen.
c) Könige aus dem Hause Oesterreich seit 1438.
1) Albrecht Ii. von Oesterreich 1438—39.
Sigmund's Schwiegersohn, Herzog Albrecht V. von Oesterreich,
ward ohne sein Zuthun von den Kurfürsten, die das Bedürfniß eines
mächtigen Kaisers fühlten, einstimmig gewählt, und die Kais er-
würde blieb nun bis zu ihrem Erlöschen beim Hause
Oesterreich. Er folgte zugleich in Böhmen und Ungarn als König,
kehrte aber schon im nächsten Jahre krank von einem unglücklichen
Feldzug gegen die Türken, welche in Siebenbürgen eingefallen waren,
zurück und starb. Auf diese kürzeste aller Kaiserregierungen folgte
die längste, indem Albrechts Vetter,
2) Friedrich Iii. 1440—93,
der letzte in Rom gekrönte Kaiser, 53 Jahre, aber meistens unglück-
lich regierte. Ein nachgeborner Sohn Albrecht's Ii., Ladislav Post-
humus, erhielt die Krone voi» Böhmen und Ungarn, nach dessen
Tode (1457) trennten sich aber beide Länder von dem Hause Habs-
bnrg: die Böhmen wählten ihren bisherigen Statthalter Georg
Podiebrad zum Könige, die Ungarn den Matthias Corvinus, den
Sohn des tavfern Johann Hnnyadi, der als Reichsverweser während
Ladislav's Minderjährigkeit durch siegreiche Kämpfe gegen die Os-
manen Ungarn zu einer starken Schntzwehr der Christenheit gegen
die östlichen Feinde gemacht hatte und wenige Tage nach einem
glänzenden Siege über die Türken (bei Belgrad 1456) gestorben
war. Der Kaiser sah sich genöthigt, beide anzuerkennen.
Nicht einmal das Herzogthum Oesterreich, welches ihm als dem Aeltesten des
Hauses zugefallcn war, konnte er behaupten. Sein Bruder Albrecht und sein Vetter
Sigmund zwangen ihn zu einer Theilung des Herzogthums, Friedrich mußte sich
mit Niederösterrcich begnügen, und als er hier das Volk durch neue Steuern drückte
und vom Adel angemaßte Güter zurückforderte, entstand eine Empörung gegen ihn,
sein eigener Bruder Albrecht schloß sich den Mißvergnügten an und betrieb eifrig die
Belagerung des Kaisers in seiner Burg zu Wien 1462. In dieser Noth erschien
der König von Böhmen, Georg Podiebrad, zum Entsatz und vermittelte einen Frieden,
wodurch Albrecht auch Niederösterreich (nebst Wien) erhielt. Doch starb dieser schon
im nächsten Jahre (1463), und dadurch ward Kaiser Friedrich wieder Herr aller
österreichischen Lande außer Tirol, welches Sigmund besaß.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Albrecht_Ii Albrecht Albrecht_V._von_Oesterreich Albrecht_V. Albrechts_Vetter Albrechts Friedrich_Iii Friedrich Ladislav_Post- Georg
Podiebrad Matthias_Corvinus Johann_Hnnyadi Johann Albrecht Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Georg_Podiebrad Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich Oesterreich Ungarn Rom Ungarn Ungarn Belgrad Oesterreich Wien Niederösterreich Wien
60 Geographische Nrbersicht von Europa im Zeitalter der Kreuzjüge.
13) Preußen.
14) Rußland unter der Oberherrschaft des Großfürsten von
Kijow.
15) Ungarn hatte sich durch Eroberung von Croatien, Dal-
matien und Bosnien bedeutend vergrößert.
16) Die Cumanen hatten die Wohnsitze der Petschenegcn im
südlichen Rußland eingenommen.
17) Ein neues Bulgarisches Reich zwischen Donau und
Hämus (seit 1186).
18) Das byzantinische Reich hatte, durch das Vordringender
türkischen Völker, außerhalb Europa nur noch den westlichen und
nordwestlichen Theil von Kleinasten behalten. Serbien war unter
einheimischen Fürsten meist abhängig von Byzanz.
§. 26.
Die Kreuzzüge. 1096—1276.
Sobald das Christenthunl sich über die Grenzen Palästina's
hinaus verbreitet hatte, wallfahrteten die Christen ans andern Pro-
vinzen des römischen Reiches nach Jerusalem zum heiligen Grabe,
neben welchem Constantin der Große eine prachtvolle Kirche erbaut
hatte. Diese Wallfahrten, begünstigt durch die gastfreie Aufnahme
der Pilger und den Handel nach dem Orient, wurden immer häufiger
und dauerten auch nach derleroberung Jerusalems durch die Araber
(ßäß) ungehindert fort. Seitdem aber Palästina unter die Herr-
schaft der Khalifen ans dem Hanse der Fatimiden, und noch mehr,
als cs unter die der Seldschnken gekonuuen war, begannen die Miß-
handlungen der Christen im Morgenlande und die Türken erhoben
von den Pilgern eine Abgabe für den Besuch Jerusalems. Dennoch
ließen die Wallfahrten nicht nach, und der Gedanke, Palästina
wieder zu einem christlichen Reiche zu machen, ward überall rege.
Der erste Kreuzzug 1096 —1100.
Die bittersten Klagen der morgenländischen Christen kamen nach
Europa. Insbesondere forderte der Einsiedler Peter von Amiens,
nach seiner Rückkehr aus Jerusalem, -in Italien, Frankreich und
Burgund, durch die Schilderung jener Leiden, und der Papst Ur-
ban Ii. auf der Kirchenvcrsammlung zu Clermont durch eine begei-
sternde Rede zur Befreiung Jerusalenls auf. Im Frühjahr 1096
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Extrahierte Personennamen: Kijow Constantin Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Bosnien Donau Europa Serbien Byzanz Jerusalem Jerusalems Palästina Europa Jerusalem Italien Frankreich Burgund Clermont
62 Zweiter Kreuzzug.
Euphrat die syrische Küste entlang bis an die Nordspitze des rochen
Meeres und östlich stellenweise bis an den Saum der syrischen Wüste *).
Der zweite Kreuzzug 1147 — 1149.
Die ägyptischen Khalifen machten wiederholte Versuche, Palä-
stina wieder zu gewinnen, und während Balduin's Iii. Minderjäh-
rigkeit ward Edessa erobert, die Einwohner ermordet oder gefangen.
Daher ließ König Ludwig Vii. von Frankreich durch den Abt Bern-
hard von Clairveaux, der damals das größte Ansehen genoß, das
Kreuz predigen. Diesem Rufe folgte eine Menge Franzosen und
Deutsche, zuletzt Kaiser Konrad Iii. selbst. Im Frühjahr 1147 zogen
zwei gewaltige Heere durch Ungarn über Constantinopel nach Klein-
asien; die Deutschen, welche den kürzesten Weg durch das Reich
Jconium gewählt hatten, litten durch unvorsichtige Theilung und
Vernachlässigung der Verpflegung harte Verluste, sie wurden von
einem Heere des Sultans von Jconium überfallen und nur der
zehnte Theil konnte den Rückzug nach Nicäa antreten. Ludwig, der
etwas später ankam, vereinigte sich mit den spärlichen Ueberresten
der Deutschen und zog in Kleinasien längs der Küste bis nach Pam-
phylien, wo er sich mit einem Theile des Heeres nach Antiochia
einschiffte, während der übrige Theil noch bis Tarsus zu Lande zog
und durch Elend, Noth und die Feinde fast gänzlich aufgerieben
wurde. Der Plan zur Wiedereroberung Edessa's ward vorläufig
aufgegeben, und die drei Könige Balduin Iii., Konrad Iii. und
Ludwig Vii. vereinigten sich zu einem gemeinschaftlichen Angriffe auf
Damaskus, der aber durch Verzagtheit und Verrath (der syrischen
Fürsten) ohne Erfolg blieb, worauf beide Könige in ihre Staaten
zurückkehrten.
Der dritte Kreuzzug 1189 — 1193.
Saladin, Sultan von Aegypten und Syrien, schlug die Chri-
sten, welche mehrere nach Mekka pilgernde Karavanen (auch des
Sultans Mutter) überfallen hatten, bei Hittin unweit des alten
Tiberias, nahm den König Guido (Veit) mit vielen Rittern gefangen
und machte durchwinnahme der Hauptstadt dem Königreiche Jeru-
salem nach 88jähriger Dauer ein Ende. //3k
i) S. v. Spruner's historisch-geographischer Handatlas, 45. Blatt nebst
Erläuterung.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Vii Ludwig Clairveaux Konrad_Iii Konrad Ludwig Ludwig Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Saladin Guido_(
66
Der siebente Kreuzzug. Folgen der Kreuzzüge.
Der siebente Kreuzzug 1270.
Als ein Anführer der Mameluken das Sultanat von Aegypteir
und Syrien an sich gerissen hatte, und eine Besitzung der Christen
nach der andern einnahm, beschloß Ludwig Ix., weil sein Gelübde
noch nicht erfüllt sei, einen zweiten Kreuzzug, und ging zunächst nach
Tunis, weil man ihm versicherte, der Fürst dieser Stadt werde un-
ter dem Schutze des Kreuzheeres zum Christenthume übertreten..
Aber indem Ludwig einen Angriff auf Tunis bis zur Ankunft seines
Bruders Karl von Anjou, des Königs von Neapel, verschob, rafften
Krankheiten einen großen Theil des Heeres und den König selbst hin.
Im Jahre 1291 fiel Accon, die letzte Besitzung der Christen in Pa-
lästina, in die Hände der Mameluken.
'-7 Folgen der Kreuzzüge.
>
Wenn die Kreuzzüge auch" ihren eigentlichen Zweck für die
Dauer nicht erreichten, so hatten sie doch für alle Verhältnisse des-
Abendlandes die bedeutendsten Folgen.
Sie beförderten die Macht und das Ansehen der Päpste, welche
die Urheber und Lenker dieser Unternehmungen waren Aie erweiterten die
Hausmacht der Fürsten durch Erledigung vieler Lehen^sie begründeten
das Entstehen und Gedeihen bürgerlicher Gemeinden /welche ihre
Freiheiten erkauften, wenn die Herren in Geldnoth war^ljmnd das Auf-
kommen eines freien Bauernstandes (indem viele^eibeigene das
Kreuz nahmen, um ihre Freiheit zu erhalten, und der Ackerbau daher
freien Leuten übertragen werden mußte) ;^sie gaben dem Handel neue
Richtungen (Handelslogen der Venetianer, später der Genueser in Con-
stantinopel) und neue Produkte; sie erweiterten die geographischen und
naturhistorischen Kenntni sse.fmm bedeutendsten aber sind ihre Folgen
für den Adel, denn ihnen verdankt das Ritterthum, die schönste Er-
scheinung des Mittelalters, seine Ausbildung. Unmittelbar gingen aus
den Kreuzzügen.die drei geistlichen Ritterorden hervor:
1) Die Hospitaliter oder Johanniter. Kaufleute aus
Amalfi hatten 7104-81 in Jerusalem ein Benediktinerkloster mit einem
Spitale (des h. Johannes) zur Aufnahme und Pstege armer und
kranker Pilger gestiftet. Noch vor der Eroberung Jerusalems durch
die Kreuzfahrer erhielt dieser Verein von Männern und Frauen
(durch einen Franzosen Gerhard) eine bestimmte Regel, die Mitglie-
der deffelben nahmen bald nachher ein Ordenskleid (schwarzen Man-
tel mit weißem Kreuze) an und legten das Gelübde der Armuth,
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Ludwig Ludwig Karl_von_Anjou Karl Johannes
Karl Xii. in der Türket.
65
ihn gefangen, bis er endlich (Ende 1714) auf die Nachricht, daß
man in Schweden seiner Schwester (Ulrike) die Negierung übertragen
wolle, sich bewogen fand, mit abenteuerlicher Schnelligkeit in seine
Staaten zurückzueilen.
5) Karl's Angriff auf Norwegen und sein Tod. In-
zwischen hatten sich auch Friedrich Wilhelm I., König von Preußen,
und Georg I., Kurfürst von Hannover und König von England,
an die Feinde Schwedens angeschlossen, welches nun seine letzten Be-
sitzungen in Deutschland (Stralsund, Wismar) verlor. Während
Karl Peter den Gr. durch Friedensuuterhandluugen uuthätig machte,
verwandte er die letzten Kräfte der Nation zu dem vergeblichen Ver-
suche, den Dänen Norwegen zu entreißen und sich durch diese Er-
oberungen für das Verlorne zu entschädigen. Der erste Feldzug
ward durch die schlechte Witterung vereitelt, und auf dem dritten
fiel Karl in den Laufgräben vor Friedrichshall, wahrscheinlich durch
die Hand eines Meuchelmörders und als Opfer einer Verschwö-
rung 1718 (36 I. alt).
6) Der Krieg ward durch einzelne Friedensschlüsse mit
den Gegnern Schwedens beendet: 1) Dänemark erhielt einen Theil
Schleswig's und verkaufte Bremen und Verden an Hannover. 2)
Preußen erhielt Vorpommern zwischen Oder und Peene nebst Stettin
und den Inseln Usedom und Wollin (gegen 2 Mill. Thlr.). 3) Die
Russen erzwangen durch wiederholte Verwüstungen der schwedischen
Küsten (im Frieden zu Nystädt 1721) die Abtretung von Liefland,
Esthland, Jngermannlaud und eines Theils von Carelien, wogegen sie
Finnland Zurückgaben. So verlor Schweden sein Uebergewicht im
Norden, und Rußland trat an seine Stelle als europäische Großmacht.
8- 21.
Kaiser Karl Vi. 1711 — 1740.
1) In einem Kriege mit den Türken (1714 — 1718), den
der Kaiser zum Schutze der aus Morea vertriebenen Venetianer
führte, bewährte der Prinz Engen von Savoyen sein Feldherrntalent
von Neuem in der glänzendsten Weise, indem er zwei so bedeutende
Siege, den einen bei Peterwardein, den andern bei Belgrad,
erfocht, daß die Türken im Frieden (zu Passarowitz) dem Kaiser alles
Eroberte (den Banat, Theile von Servien und der Walachei) lassen
mußten. Einen so vortheilhaften Frieden hatte Oesterreich noch nicht
mit den Türken geschlossen.
Pütz Geogr. u. Gesch. f. mittl. Kl. Abth. Hl**
5
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Ulrike) Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Georg_I. Karl_Peter Karl Karl Karl Karl_Vi Karl Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Hannover England Deutschland Stralsund Wismar Norwegen Schwedens Hannover Stettin Wollin Esthland Finnland Schweden Morea Belgrad Oesterreich
68
Krieg wegen Polen und Italien. Türkenkrieg.
fensive und bewahrte den Kaiser vor auffallendem Unglück, wogegen
die kaiserlichen Feldherren in Italien Alles bis auf Mantua ver-
loren. Nach langen Unterhandlungen kam der Friede zu Wien
1738 zu Stande: Stanislaus verzichtete auf den Thron und erhielt
als Entschädigung Lothringen und Bar mit der Bedingung, daß
diese Herzogthümer nach seinem Tode als Erbtheil seiner Tochter an
Frankreich fallen sollten, der Herzog von Lothringen Franz Stephan
erhielt das durch das Aussterben des Hauses Medici (1737) damals
erledigte Großherzogthum Toscana; der Kaiser trat das Königreich
beider Sicilien an den Jnfanten Don Carlos gegen Parma und
Piacenza ab, wofür Frankreich sich zur Garantie der pragmatischen
Sanction verstand.
4) Krieg der Türken gegen Rußland und Oesterreich
(1736—1739). Die russische Kaiserin Anna benutzte einen zwischen
den Türken und Persern ausgebrochenen Krieg, um das von Peter
d. Gr. im Frieden am Pruth abgetretene Asow wieder zu gewinnen,
welches auch gelang. Desto unglücklicher aber war ihr Bundesge-
nosse Kaiser Karl, welcher an dem Kriege Theil nahm in der Hoff-
nung, durch Eroberungen in der Türkei den Verlust von Neapel
und Sicilien zu ersetzen, die Türken waren den schwachen und seit
Eugen's Tode (f- 1736) schlecht angeführten österreichischen Heeren
in 3 Feldzügen stets überlegen und erhielten im Belgrader Frie-
den (1739) einen großen Theil der früher« Verluste zurück, indem
die Donau und Sau als Grenze beider Reiche festgesetzt wurde; Ruß-
land behielt Asow.
8- 22.
Preußen unter den beiden ersten Königen 1701 — 1740.
1) Friedrich I., als König 1701 — 1713, unterstützte den Kai-
ser und dessen Bundesgenossen im spanischen Erbfolgekrieg mit Hülfs-
truppen, welche unter dem Fürsten Leopold von Dessau an den
Schlachten bei Höchstädt und Turin, so wie (unter Lottum) an den
Schlachten bei Ramillies, Oudeuarde und Malplaguet ruhmvollen
Antheil nahmen. Er erhielt (als Sohn der altern Schwester Königs
Wilhelm Iii. von England) aus der Oranischen Erbschaft: die Graf-
schaften Lingen und Meurs und die Fürstenthümer Neuenburg und
Valendis (Neufchatel und Valcngin). Sein Sohn
2) Friedrich Wilhelm I., 1713-1740, führte sofort die
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Stanislaus Franz_Stephan Franz Carlos Anna Peter
d Karl Karl Friedrich_I. Friedrich_I. Leopold_von_Dessau Leopold Königs
Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Mantua Wien Lothringen Frankreich Lothringen Piacenza Frankreich Oesterreich Hoff- Neapel Sicilien Belgrader_Frie- Donau England
Türkenkrieg.
19
weil er durch Gewalt erzwungen sei, und schloß mit dem Papste
(Clemens Vii.) und den übrigen auf Karl's Ueberlegenheit eifer-
süchtigen Mächten (England, Venedig, Sforza) die sog. heil. Ligue
zur Befreiung Italiens von der kaiserlichen Herrschaft. Daher
begann
der zweite Krieg zwischen Karl und Franz 1527—1529.
Der kaiserliche Feldherr Karl von Bourbon führte sein zucht-
loses, beutegieriges Heer, das er nicht bezahlen konnte, gegen Nom
und vereinigte sich ans dem Wege mit 12,000 deutschen Landsknech-
ten, welche Georg Frundsberg aus eigenen Mitteln geworben und
nach Italien geführt hatte. Rom ward durch Sturm genommen,
und da der Oberfeldherr selbst beim Ersteigen der Mauer gefallen
war, so erfolgte eine fast beispiellose Plünderung der ersten Stadt
der damaligen Welt, wobei die Spanier sich durch Habsucht, wie
durch Grausamkeit und Frevel jeder Art hervorthaten. Der Papst
wurde in der Engelsburg belagert, bis er sich zur Annahme eines
Vertrages entschloß, der ihm schwere Zahlungen und die Berufung
eines Concils zur Herstellung der Einheit in der Kirche auferlegte.
König Franz I., der im folgenden Jahre das Königreich Neapel
schnell erobert, aber auch bald wieder verloren hatte, erhielt in dem
(durch Karl's Tante, Margaretha von Oesterreich, und Franzens
Mutter, Louise von Savoyen vermittelten) sog. Damen-Frieden
zu Cambrai (1529) Burgund zurück, entsagte aber allen Ansprü-
chen auf Italien. Darauf kam Karl selbst nach Italien und em-
pfmg zu Bologna aus den Händen des Papstes die lombardische
und die Kaiserkrone. Seitdem hat Italien keine Kaiserkrönung mehr
gesehen.
Wie der Kaiser durch seine lange (8jährige) Entfernung von
Deutschland und die Kriege mit Franz I. und dem Papste, 'eben
so wurde sein Bruder verhindert der Reformation entgegenzutreten
durch den
Krieg mit den Türken 1529.
Nachdem der König Ludwig Ii. von Ungarn und Böhmen in
der Schlacht bei Mohacz (1526) von den Türken geschlagen und
auf der Flucht in einem Moraste unter seinem auf ihn gestürzten
Rosse erstickt war, folgte ihm sein Schwager, Erzherzog Ferdinand,
Karl's V. Bruder, in den beiden Reichen, die auch schon einmal
2*
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Vii Sforza Karl Karl Franz Karl_von_Bourbon Karl Georg_Frundsberg Franz_I. Franz_I. Margaretha Franzens Louise_von_Savoyen Karl Karl Franz_I. Franz_I. Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: England Venedig Italiens Italien Engelsburg Neapel Oesterreich Cambrai Burgund Italien Italien Bologna Italien Deutschland Ungarn
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Karl's V. Zug gegen Tunis.
unter Kaiser Albrecht's Ii. Herrschaft vereinigt gewesen waren. In
Böhmen und den dazu gehörigen Nebenländern: Schlesien, Mähren
und der Lausitz ward Ferdinand auch, durch eine Wahl der Stände
anerkannt, in Ungarn dagegen war ihm Johann von Zapolya,
Woiwode von Siebenbürgen, in der Erwerbung der Krone zuvor-
gekommen. Zwar vertrieb Ferdinand seinen Nebenbuhler (durch eine
Niederlage bei Tokay), aber dieser fand Schutz am Sultan Soly-
man Ii., welcher 1529 vor dem Abschlüsse des Friedens zu Cambrai
den Krieg erneuerte, in der Hoffnung, die Gegner Karl's V. noch
in voller Thätigkeit zu finden. Er durchzog (mit 250,000 M.)
unter schrecklichen Verheerungen und fast ohne Widerstand Ungarn
und belagerte Wien. Allein die fruchtlosen Anstrengungen bei wie-
derholten Stürmen, die Kunde von beni Herannahen eines Entsatz-
heeres und die vorgerückte Jahreszeit bewogen ihn nach 3 Wochen
die Belagerung aufzuheben. Bei seinem Rückzuge nach Ofen über-
gab er seinem Schützlinge die sog. Krone des heil. Stephan, die
ihm in die Hände gefallen war. Doch gab er seinen Lieblingsge-
danken, das Kaiserthum der Welt an sich zu bringen, noch nicht
auf und erschien, auf die religiösen Spaltungen in Deutschland rech-
nend, 1532 (abermals mit 250,000 M.) in Ungarn; allein der
Kaiser hatte inzwischen durch den Religionsfrieden in Nürnberg auch
von den Protestanten Hülfe erhalten (vgl. S. 11) und ein treff-
liches Heer zusammengebracht. Dieser unerwartete Umstand, so wie
der bedeutende Widerstand, den Soliman bei kleinen Orten (Günz)
fand, bewogen ihr: zum schleunigen Rückzuge.
Die Reichstage zu Speier und Augsburg s. S. 11.
Karl's Zug gegen Tunis 1535. Mnley Hassan, König
von Tunis, war von Chaireddin Barbarossa, einem Vasallen Soly-
mans Ii. und Anführer von Seeräubern, der sich schon früher in
Algier festgesetzt hatte, vertrieben worden. Als dieser die Küste
Spaniens und Süditaliens durch Seeräubereien heimsuchte und den
Johannitern, denen Karl nach dem Verluste von Rhodus bei seiner
Kaiserkrönung 1530 Malta, Gozzo und Tripoli in Afrika unter der
Bedingung eines beständigen Kampfes gegen die Ungläubigen und
Seeräuber als Lehen eingeräumt hatte, überlegen war, landete Karl
mit einer spanisch-italienischen Flotte (von 420 Segeln), erstürmte
Chaireddin's Hauptfestung Goletta, schlug sein Landheer vor Tunis,
eroberte auch dieses, unterstützt durch die in der Stadt aus ihren
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Johann_von_Zapolya Johann Ferdinand Stephan Mnley_Hassan Chaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl Karl Rhodus Karl Karl Goletta
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Ungarn Cambrai Ungarn Deutschland Ungarn Nürnberg Tunis Tunis Algier Spaniens Malta Gozzo Tripoli Afrika Tunis