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1. Teil 1 - S. 131

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das Christentum der Deutschen vor Bonifacius. 131 Die tiefere Erkenntnis der christlichen Wahrheit war mithin für die deutschen Völker nicht nur infofern ein Segen, wie sie für alle Menschen ein Segen ist, sondern insbesondere auch deshalb, weil die einheimische Religion der Germanen eben durch die Berührung mit dem Christentume die Kraft eingebüßt hatte, fernerhin die sittliche Grundlage des Volkslebens zu sein. Daß an die Stelle der dumpfen Glaubenslosigkeit allmählich eine tiefere Erkenntnis der christlichen Grundwahrheiten trat, das verdanken die deutschen Völker hauptsächlich der Thätigkeit, welche die christliche Geistlichkeit vom siebenten bis elften Jahrhunderte entwickelte. Den Ansang machten die Missionäre, die im siebenten und achten Jahrhundert teils aus Irland, teils aus dem westlichen Frankenreiche in das innere Deutschland eindrangen. So predigten um das Jahr 610 die Irländer Columban und Gallus im südlichen Alemannien, und letzterer gründete dort an der einsamen Steinach seine Zelle, das später so berühmt gewordene St. Gallen. Von St. Gallen drangen um die Mitte des siebenten Jahrhunderts zwei Schüler des heiligen Gallus, Magnus und Theodor, noch tiefer in das östliche Alemannien ein. St. Maguus wirkte in der Gegend von Füssen, Theodor in der von Kempten. Unter den übrigen Männern, die in Alemannien christliche Kultur pflanzten und förderten, ist noch der heilige Pirminins hervorzuheben, der im Jahre 724 auf einer Insel des unteren Bodensees (Zellersees) das Kloster Reichenau gründete. In Bayern lehrte um das Jahr 650 St. Emmeran. Er war gebürtig ans Poitiers im südlichen Frankreich und wirkte am Hofe des bayrischen Herzogs Theodo zu Regensburg. Vierzig Jahre nach ihm (um 696) predigte der Westsranke Ruodpert (Rupertus) zu Salzburg, und fast zu gleicher Zeit (um 717) St. Corbinian, gleichfalls aus dem westlichen Frankenreiche, zu Freising. Um dieselbe Zeit sehen wir auch die ersten festen kirchlichen Einrichtungen auf bayrischem und alemannischem Grund und Boden entstehen. Das Land, das zu Konstantins Zeiten noch den Römern gehörte, hat wohl ohne Frage schon im vierten Jahrhundert seine kirchliche Einteilung gehabt. Aber alle diese Stiftungen wurden durch den Einbruch der deutschen Volker teils zerstört, teils ganz in den Hintergrund gedrängt. Daher erklärt es sich, daß die ältesten deutschen Bistümer plötzlich in der Geschichte vorhanden sind, ohne daß wir etwas Sicheres über ihre Gründung erfahren. Das erste Bistum, das nach dem Jahre 400 in Bayern uni) Alemannien mit Bestimmtheit nachgewiesen werden kann, ist das von Chur in Graubündteu. Im Jahre 451 nahm Bischof Asimo von Chur an dem Provinzialkonzil zu Mailand teil. Denn Chur stand damals unter dem Metropoliten von Mailand. Um dieselbe Zeit soll das Bistum von Augusta Rauracorum in das benachbarte Basel verlegt worden sein. Um das Jahr 560 wird der Bischofssitz von Vindonissa, der 517 zum ersten

2. Die Neuzeit - S. 19

1905 - Bamberg : Buchner
19 Auch politische Beweggrnde trugen zur Lossagung von der alten Kirche bei: wie die Fürsten durch die Annahme der Reformation die oberste Aufsicht der die Kirche (Summepiskopat") und die Kirchengter in ihre Hand brachten, so ent-zogen sich die Reichsstdte dadurch der geistlichen Aufsicht der benachbarten Bischfe. So wurde in Nrnberg, wo der bedeutendste Dichter jener Zeit, Hans Sachs, in seinem Gedicht Die wittenbergisch Nachtigall" (1523) das Auftreten Luthers begrt hatte, nach einem ffentlichen Religionsgesprch trotz des Widerspruches des Bamberger Bischofs die Reformation eingefhrt und unter Melanchthons Mit-Wirkung eine hhere Schule eingerichtet. Whrend aber die Mehrzahl der Brger (darunter Albrecht Drer) der neuen Richtung anhing, blieben doch einzelne der alten Kirche treu, so auch nach anfnglichem Schwanken Drers Freund, der gelehrte Willibald Pirckheimer. Desgleichen zogen sich einige der Humanisten, so besonders Erasmus, von den Reformatoren zurck, als sie dieselben zur Trennung von Rom entschlossen sahen. 3. Die durch das Auftreten Luthers vermehrte Grung unter der bei-feite gesetzten Reichsritterschaft und dem vielfach bedrckten Bauernstand machte sich in Emprungen Luft. Die Erhebung der Reichsritter wurde durch den unglcklichen Ausgang Sickingens beendigt (1523); der Aufstand der Bauern in Sddeutschland sowie die sozialistische Bewegung Thomas Mnzers in Thringen wurde von den Fürsten und von dem Schwbischen Bund unterdrckt (1525). Franz v. Sickingen hatte auf der Ebernburg bei Kreuznach (der Herberge der Gerechtigkeit") seine Anhnger (Hutten u. a.) versammelt und mit Luther Fhlung gesucht. Da er weder diesen noch den Kaiser fr seine ehrgeizigen Plne gewinnen konnte, welche auf eine Strkung des Ansehens der Reichsritterschaft und Schwchung der Frstengewalt hinausliefen, unternahm er eine Fehde gegen Kur-Trier. Sein Angriff milang; bald darauf wurde er selbst auf seiner Burg Landstuhl bei Kaiserslautern von dem Landgrafen Philipp von Hessen und dem Kurfrsten Ludwig von der Pfalz eingeschlossen und fiel bei der Verteidigung seiner Feste. Die Unzufriedenheit der sddeutschen Bauern hatte sich seit dem Ende des 15. Jahrhumre In mehreren Geheimbnden (der Bundschuh", der arme Konrad") gezeigt; vergl. die Jacquerie" in Frankreich in der zweiten Hlfte des 14. Jahrhunderts sowie den Volksaufstand in England unter Wat Tyler am Ende desselben Jahrhunderts. Luthers Worte von der evangelischen Freiheit", welche man auch auf das soziale und das politische Leben bezog, hatten die Mistimmung vermehrt. In den 12 Artikeln" verlangten die Bauern Aufhren der Frondienste und der Steuerfreiheit des Adels, s Reht, ihre Priester selbst zu whlen n. a. m. Der Aufstand brach in Oberschwaben aus und verbreitete sich bis nach Lothringen im Westen, Franken im Norden und Salzburg im Osten. Viele Burgen und Klster wurden zerstrt, viele Greueltaten begangen, z. B. an dem Grafen von Helfenstein in Mmverg. Auch der unruhige Reichsritter Gtz von Berlichingen stand auf kurze Zeit an der Spitze der aufrhrerischen (Odenwlder) Bauern. An der Feste von Wrzburg zerschellte der Aufstand; die einzelnen Bauernhaufen wurden dann aufgerieben oder zerstrm, so bei Knigshofen a. d. T. durch die Truppen des Schwbischen Bundes unter Georg Truchsetz vn"^Wldburg, bei Pfeddersheim (unweit Worms) durch die Kurfrsten von der Pfalz und von Trier. Die Lage der Bauern wurde nur in einzelnen Gebieten, so in Tirol, verbessert.

3. Hessische Geschichte - S. 80

1897 - Gießen : Ricker
- 80 — 3. Die wal-enserkolonien in Hessen (*688—1(699)» Etwa eine Stunde vom Schloßberge bei Niedermodau im Kreise Dieburg liegen in malerischer Gegend die Waldenserorte Rohrbach, Wembach und Hahn. Fahren wir mit der hessischen Ludwigsbahn vou Frankfurt nach Großgerau, so gelangen wir nach einhalbstündiger Fahrt nach dem friedlich gelegenen Waldenserdorfe Walldorf. Die Vorfahren dieser Gemeinden, Waldenser genannt, fanden in unserem Hessenlande unter dem toleranten Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt vor etwa mehr als 200 Jahren gastliche Aufnahme, nachdem ihr Landesherr, der Herzog von Savohen, sie vertrieben hatte. Verweilen wir etwas näher bei den Schicksalen dieser Flüchtlinge und ihrer Niederlassung in Hessen! Südlich der gewaltigen Alpenkette, etwa 15 Stunden westlich von der italienischen Stadt Turin in der Landschaft Piemont befinden sich schöne Thäler, welche von himmelhohen Bergen umgeben sind. Während auf den hohen Felfen die Adler horsten und die Gemsen jagen, gedeihen in den tiefer gelegenen Gegenden Weintrauben, Feigen und Oliven. In diesen Thälern wohnte fchon seit vielen hundert Jahren ein gottes-fürchtiges Volk, die Waldenser, welcher Name wohl soviel als „Thalleute" sagen will. Diese Leute zeichneten sich von jeher durch strenge Sittenreinheit und wahre Frömmigkeit aus; gab es doch einige unter ihnen, welche ganze Bücher der heiligen Schrift und eine große Anzahl Psalmen auswendig wußten. Im Verkehre mit andern waren sie freundlich und bescheiden, liebten Einfachheit in ihrer Kleidung, waren fleißig und nährten sich redlich von ihrer Arbeit. Sie waren außerdem wie alle Bergbewohner treffliche Bogenschützen und Jäger. Sie hielten nur an den Überlieferungen der Apostel fest, gestatteten die Priesterehe und den Genuß des Abendmahls in beiderlei Gestalt. Dadurch zogen sie sich den Haß und die Verfolgung der römischen Kirche zu. Den ersten Anstoß zu den Glaubensverfolgungen gab die Einsetzung eines geistlichen Gerichts, die Inquisition, im 13. Jahrhundert durch den spanischen Mönch Dominicns von Gnsman. Dieser ließ die Bewohner des südlichen Frankreich, die Albigenser, welche sich nicht zum Papsttum bekennen wollten, durch dieses geistliche Gericht mit den schrecklichsten Folterqualen verfolgen. Auch die Waldenser konnten dieser Verfolgung nicht entgehen. Sie traf zunächst die benachbarten französischen Orte in der Provence. Auch in der nahe gelegenen französischen Provinz Dauphins hausten die wilden Soldaten der Inquisition gegen die friedlichen Bewohner, sodaß 3000 Menschen in wenigen Tagen einen gräßlichen Tod fanden. Die Waldenser in den Thälern Piemonts hatten gleichfalls viel zu leiden; aber tapfer wehrten sie sich gegen ihre Bedränger. Im Jahre 1400 erschien am Weihnachtstage der Inquisitor Borelli im Thale Pragelas und ließ viele Bewohner in den Häusern und Kirchen grausam niedermetzeln. _ Die Reformation übte auf das Schicksal der Waldenser günstigen Einfluß. Sie fanden, daß ihre Lehre in vielen Dingen mit der der

4. Hessische Geschichte - S. 35

1897 - Gießen : Ricker
— 35 — pflege teilten. Die Arbeitszeit war genau bestimmt. Die Erholungsstunden verbrachten die Brüder in einem Saale der Burg bei heiterem Spiele und Scherz. Ein einfaches Mahl führt sie im Speisesaale zusammen. Die Speisen waren einfach, aber gesund und nahrhaft. Bier wnrde täglich, Wein nur an festlichen Tagen gereicht. Jedes Ordens-Hans stand unter einem Komthur, ohne dessen Erlaubnis sich kein Ritter entfernen durfte. Strenge Zucht herrschte in dem Orden, und jedes Vergehen gegen die Regel wurde schwer geahndet. Der oberste Gebieter des Ordens war der Hochmeister, sein Stellvertreter der Landmeister, die mit fürstlicher Gewalt regierten. Der deutsche Ritterorden war 1190 von einem deutschen Ritter, Friedrich von Schwaben, in Jerusalem gegründet worden, der hier ein Krankenhaus nebst Bethaus errichtete. Wie die übrigen Ritterverbindungen, so legte auch der deutsche Orden seinen Sitz nach Europa, zunächst nach Venedig. 1233 war der Orden in Marburg ansässig. Die Ballei Hessen war eine der bedeutendsten Niederlassungen der Deutschherren. Der 5. Ordensmeister in Hessen war Landgraf Konrad von Thüringen, der mit den Ordensbrüdern den Grundstein der Elisabethenkirche in Marburg legte. Die Ballei Hessen bestand aus den Kommenden Marburg, Griffstädt in Thüringen, Flörsheim in der Pfalz und Schiffenberg bei Gießen. Eine der stattlichsten Komthureieu war die Komthnrei Schiffenberg; ihr Kommenthur war auf den hessischen Landtagen vertreten und zählte zu den Ständen. Jahrelang führte die Kommende Schiffenberg einen Streit mit dem landgräflichen Hanse zu Darmstadt über die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit. Das Jahr 1809 erst entschied diese Streitfrage, indem Napoleon innerhalb des Rheinbundes alle geistlichen Stifter und so auch den deutschen Orden auflöste und feine Besitzungen dem Großherzoge von Hessen als Staatsdomäne überwies. Seit dieser Zeit wird das ehemalige Besitztum des deutschen Ordens auf Schiffenberg als Domänialgnt verpachtet. Außerdem unterhält der jeweilige Pächter für Ausflügler nach dem Schiffenberge eine Wirtschaft. Wie der deutsche Ritterorden, so waren auch die Templer und Johanniter in Hessen begütert und ansässig. Gehen wir von Butzbach in die Wetterau nach Südosten, so kommen wir nach dem Dorfe Nieder-ln eise l. Hier gründeten vor beinahe 700 Jahren die Templer ein Kloster. Als dieser Orden ausgelöst wurde, gingen seine Besitzungen durch kaiserliche Bestimmung im Jahre 1258 an die Johanniter über. Dieselben errichteten in Niederweisel eine Komthnrei. Die Komthnre wohnten jedoch nicht immer hier, sondern nur zeitweise; ihre Besitzungen ließen sie durch einen Amtmann verwalten. Ein herrliches Denkmal romanischer Baukunst aus dem Xii. oder Xiii. Jahrhundert ist die neuerdings wiederhergestellte Komthureifirche. Dieselbe wurde seit 1812 als Stall benutzt und sollte 1864 aus den Abbruch versteigert werden. Das Kriegsjahr 1866 verzögerte die Verhandlungen über den Verkauf, bis mt Jahre 1869 der Fiskus sie für 2500 fl. erwarb und den Komthur der hessischen Abteilung des Johanniterordens, dem Grafen Görz von 3*

5. Tabellen zur allgemeinen Geschichte zum Gebrauch für höhere Lehranstalten und zum Selbstudium - S. 112

1871 - Berlin : Habel
112 1534-1535 Die Wiedertäufer in Münster (Johann Mathiesen aus Harlem, Knipperdolling, Krechting, Johann Bockold aus 'Leyden). Aufrichtung des neuen Jerusalem, Johann Bockold König desneueuzion. Eroberung Münsters durch den Bischof und Hinrichtung der Rädelsführer. 1535 Erster Zug Kaiser Karls V uach Africa, Sieg über den seeränberischen Chaireddin Barbarossa von Tunis bei dieser Stadt, Befreiuug von 22000 Christensclaven. 1536-1538 Dritter Krieg Karls V gegen Franzi wegen Mailands (Franz Sforza f 1535). Bünduiß Franz I mit den Türken, Eroberung Savoyens durch die Franzosen, Einfall Karls in die Provence. 1538 Zehnjähriger Waffenstillstand zu Nizza, beiden Theilen verbleibt was sie gerade haben. 1541 Zweiter Zug Karls nach Asrica, die Expediton nach Algier wegeu ungünstiger Witterung ohne Erfolg. lo41-1564 Jo hann Calvin Reformator in Genf, dasselbe wird durch ihn Mittelpunkt der reformierten Kirche. 1542-1544 Vierter Krieg Karls V gegen Franzi. Bündniß der Franzosen mit den Türken, des Kaisers mit Heinrich Viii von England. Die Engländer fallen in die Picardie ein, der Kaiser dringt in die Champagne vor. Friede von Crespy. Burgund verbleibt Frankreich, Mailand dem Kaiser. 1545-1563 Das Concil zu Trient, die Protestanten weigern sich, dasselbe zu beschicken. 1546 Tod Martin Luthers zu Eisleben, seiner Geburts- stadt, seine Bestattung zu Wittenberg. 1546-1547 Der schmalkaldische Krieg. 1546 Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Land- graf Philipp von Hessen in der Reichsacht. Erstürmung der Ehrenbürger Klause in Tirol durch Schärtlin von Burdeubach, Feldhauptmann der oberdeutschen Bundesgenossen. Herzog Moritz von Sachsen Verbündeter des Kaisers.

6. Die neue Zeit - S. 92

1866 - Leipzig : Brandstetter
92 den jungen Zwingli anzog. Wytteubach lehrte schon damals öffentlich, daß das ganze Ablaßwesen nichts als ein bloßes Blendwerk sei; Jesus Christus allein habe das Lösegeld für die Sünden der Menschheit geleistet. In gleichem Sinn und Streben, auf das lautere Wort Gottes in der Bibel zurückzugehen, verband sich Zwingli auch mit Leo Jud, seinem Wiener Uuiversitätsfrennd, der sein treuester Mitarbeiter am späteren Reforma- tionswerk wurde. Nachdem Zwingli vier Jahre in Basel zugleich Lehrer und Schüler gewesen, ward er von der Gemeinde Glarus als Pfarrer berufen. In Konstanz ließ sich der 22jährige Mann vorerst zum Priester weihen, hielt auf seiner Reise in Rapperswyl die erste Predigt und in Wildhaus die erste Messe. Von 1506—1516 wirkte er nun als Pfarrer in Glarus. Es waren zehn bedeutende Jahre. Er machte als Feldprediger die Kriegs- züge nach Italien mit, lernte das Verderbliche des Schweizer Söldner- wesens kennen und eiferte daun mit aller Kraft gegen die, welche um schnödes Gold das Blut ihrer Mitbürger an die Fürsten des Auslandes verkauften. Dies erweckte ihm viel Feindschaft, aber der größere Theil seiner Gemeinde war ihm herzlich zugethan; seine Predigten erleuchteten und erwärmten zugleich und bei aller sittlichen Strenge, mit welcher Zwingli die vielen Mißbräuche auch im staatlichen Leben rügte, fehlte doch die christliche Liebe nicht. Als er im Jahre 1516 sich entschloß, als Prediger an den berühmten Wallfahrtsort Ein siede ln zu gehen, wollte ihn die Gemeinde nur „auf Urlaub" entlassen, und nöthigte ihn, seinen Titel und Gehalt beizubehalten. In Maria-Einsiedeln traf Zwingli abermals mit freigesiunten Männern zusammen, in denen das Gefühl lebendig war, daß die Schäden der Kirche zu offenbar seien, um nicht einer Heilung zu bedürfen. Am Fest der Engel- weihe 1517 hielt Zwingli die Predigt, und redete voll des heiligen Geistes zu den Pilgerschaaren in volksthümlicher Kraft, daß nicht Maria, sondern Jesus unser Heil sei, daß Niemand angebetet werden solle als der alleinige Gott, und daß Gottes Geist und Gnade sich nicht an Einen Ort binden lasse, sondern aller Orten gegenwärtig sei. Viele Pilger entfernten sich mit Schrecken, Andere schwankten zwischen dem Glauben der Väter und der Neuen Lehre, Viele wurden aber auch von der Wahrheit der evangelischen Predigt überzeugt. Der Nus Zwiugli's erscholl nicht allein durch die Städte und Dörfer der Schweiz, auch in Schwaben und im Elsaß ward des kühnen Predigers Name ehrenvoll ge- nannt. Denn auch Zwingli hatte, wie Luther, das kühnlich ausgesprochen, was schon in vielen Gemüthern sich regte und worauf die ganze Zeit hindrängte. 2. Nun berief man ihn nach Zürich, zwei Jahre darauf, nachdem Luther seine 95 Sätze angeschlagen hatte. Hier fand er ein gewecktes, freiheits- liebendes Völkchen und einen Magistrat, der ihm auf halbem Wege ent-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 24

1914 - Bamberg : Buchner
24 Das Christentum in Deutschland. zwar schon mit den römischen Legionen über die Alpen gedrungen und hatte da und dort in den römischen Kolonien des Rhein- und Donaugebietes Anhänger gefunden. Noch ums Jahr 480 scharte sich zu Lorch an der Donau eine christliche Gemeinde um den heiligen Severin, in dessen niedriger Zelle Gdovakar seine Waffen hatte segnen lassen. Aber mit den römischen Soldaten verschwanden auch die römischen Bürger und die christlichen Gemeinden aus Deutschland. Kaum daß sich in Lorch das Andenken des heiligen giorian, in Augsburg das der heiligen Afra erhielt, welche beide unter Diokletian den Itlärtyrertob erlitten. Etwas besser stand es in den rheinischen Städten. Aber auch hier drang das Licht des Evangeliums wenig über die Stadtmauern hinaus. Chlodwig, der Gründer des $ran$enreichs, hat trotz seiner Greueltaten den Ruhm das Christentum in seinem Reiche begründet zu haben. Sein Nachkomme Dagobert erließ (um 630) den Befehl, daß sich jedermann in seinem Reiche taufen lasse. So kam durch die fränkische Herrschaft das Christentum zu den Schwaben, Bayern, Thüringern, Friesen und schließlich auch zu den Sachsen. Die ersten christlichen Glaubensboten, die den Rhein zu überschreiten wagten, kamen indes nicht aus dem $rankenreich, sondern aus Irland und Schottland. Irische Mönche brachten das Christentum nach (Dberfchwaben, schottische nach Gstfranken. Kolumban und Gallus predigten am Bodensee zu Anfang des 7. Jahrhunderts, gegen Ende desselben Kilian zu Würzburg, wie sich die aus der Zremde gekommenen Mönche die Landessprache zu eigen machten, zeigen die noch heute erhaltenen Übersetzungsproben kirchlicher Texte. Dagegen waren es fränkische Missionare, die zur Zeit des frommen Herzogs Theodo Ii. (690—717) in Bayern wirkten. Der heilige Emmeram, Bischof von poitiers, kam an den herzoglichen Hof nach Regensburg und gründete dort das nach ihm benannte Kloster. Sein Werk setzte der Bischof von Worms Rupert fort; er beschloß sein Leben in Salzburg, wo er auf den Trümmern der alten Römerstabt Iuvavum das Kloster St. Peter gestiftet hatte. Noch zu bessen Lebzeiten begann Korbinian, ebenfalls ein Zranke, in Kreising zu lehren. So zählte das Christentum in allen bebeutenben Stäbten Sübbeutsch-lanbs zahlreiche Anhänger. Aber es fehlte noch an einer festen Kirchen-orbnung. Um eine solche zu schaffen und um die Sprengel der Bistümer abzugrenzen erbat sich Herzog Theobo Ii. den Beirat des Papstes Gregor Ii. Es war das erstemal, daß ein beutscher $ürst betenb und Rat heischenb nach Rom kam. 3m Auftrag des nämlichen Papstes hat einige Jahre später Bonifatius die kirchlichen Verhältnisse Deutschland geregelt.

8. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 22

1880 - Berlin : Habel
in seiner festen Burg Land stuhl bei Kaiserslautern im April 1523 belagert und während der Beschießung schwer verwundet. Er starb den 7. Mai in den Händen seiner Feinde Noch in demselben Jahre endete auch, flüchtig und verlassen, Ulrich .von Hutten aus der Insel Usnan im Züricher See. 1524-1525 2. Der Kauernkrreg 1524—1525. a. Ursache der Bauernaufstände. Die Reichsgesetzgebung hatte gerade den Bauernstand gänzlich vernachlässigt. In Hörigkeit versunken und durch Steuern der geistlichen und weltlichen Grundherren bedrückt, führte der Bauer ein erbarmungswürdiges Dasein. Das Beispiel der Schweizer welche sich gegen den Adel und die Landsknechte des Kaisers die Freiheit errungen hatten, gab das Beispiel Gleiches zu versuchen. Dazu kam, daß durch die meist dem Bauernstande entnommenen Landsknechte das Gesühl der Kraft desselben 1476-1514 mächtig geweckt worden war. So brachen seit 1476—1514 schon hier und da in Süddeutschland Erhebungen der ländlichen Bevölkerung los (z. B. 1502 die Bauernempörung im Rheinlande, nach ihrem Wahrzeichen der Bundschuh genannt; 1514 in Mrtemberg derbnnd des armen Konrad (u.s.w.), welche ohne Abhilse der Beschwerden erdrückt wurden. — Die kirchliche Bewegung mit ihren geistigen Freiheitsideeen mußte natürlich dieser Gärung in der Bauernschaft Vorschub leisten. Schwarmgeister, wie der wiedertäuserisch gesinnte Thomas Münzer (früher Prediger zu Allstädt in Thüringen) und Karl stadt (von Wittenberg nach Orlamünde gegangen, später [nach abermaligem furgen Aufenthalte in Wittenberg] in Ostsriesland und der Schweiz wirkend, gestorben 1541 als Professor und Prediger in Basel) regten das Volk auf und suchten es in wilden religiös-politischen Fanatismus zu versetzen. Auch der vertriebene Herzog Ulrich von Wirtemberg suchte von der Schweiz aus das Feuer zu schüren, in der Hoffnung, bei einem Aufstande fein Land wiederzuerlangen. So brach 1524 im Sommer 1524 der Aufruhr in Oberschwaben (besonders in der Landgrafschaft Stichlingen) in hellen Flammen los und erlangte bald eine nicht geahnte Verbreitung. d. Verlauf des Krieges in Süddeutschlanld. 1525 Im Anfang des Jahres 1525 hatte sich der Bauernaufstand bereits in dem ganzen Striche zwischen Bodensee und Donau verbreitet. Nach Osten hin wurden Baiern, Tirol und Salzburg von ihm ergriffen, im Westen dehnte er sich auf den Elfaß, Lothringen, nach dem Rhein und dem Main hin aus. Auch viele Städte (Heilbronn, Fulda, Frankfurt u. s. w.) beteiligten sich. In zwölf Artikeln politisch-socialen Inhaltes verlangten die Aufständischen Verbesserung ihrer Lage (z. B.

9. Geschichte der Neuzeit - S. 25

1915 - Bamberg : Buchner
Zwingli. 25 mahls in zweierlei Gestalt anordnete und die Ehe der Geistlichen erlaubte. Die Messe wurde gekürzt, die predigt ward zum wichtigsten Bestandteil des Gottesdienstes erhoben und der deutsche Ktrchengesang eingeführt. Oie Vhrenbeichte wurde nur mehr auf besonderen Wunsch gewährt. (Eine allgemeine Kirchenvisi-tation beseitigte in der Stadt und auf dem Lande die eingerissenen Schäden. Sämtliche Klöster auf reichsstädtischem Gebiet wurden aufgehoben; Besitz und vermögen derselben wurde sofort eingezogen, wenn die Gesamtheit der Klosterinsassen die Klausur freiwillig verließ,- diese erhielten dann lebenslänglich eine Rente. Im anderen $alle, wenn auch nur einige (Drdensmitglieder nach ihrer Regel weiter leben wollten, wurde dies zwar gestattet, doch durften weiterhin feine Novizen mehr aufgenommen werden; mit dem Tode des letzten Insassen fiel das Kloster an die Stadt. Die Übergangszeit dauerte über zwanzig Jahre; erst am Schluß dieses Zeitraumes wurde mit den letzten Resten des früheren Kultus aufgeräumt, verschwand die Messe völlig und wurde die kirchliche Liturgie ganz im Geiste der neuen Lehre eingerichtet. Dem Beispiel Nürnbergs folgten die meisten Reichsstädte, so Speyer, Rothenburg, Ulm, Kempten, Nördlingen, Weißenburg, Windsheim usw. — Aus ähnlichen Gründen wie Luther, aber noch entschiedener verlangte der Schweizer huldreich Zwingli eine Reformation der Kirche. Seine Lehre fand in vielen schweizerischen Städten und in einigen oberdeutschen (Straßburg, Konstanz, Lindau und Memmingen) Eingang. Zwingli, zu Wildhaus im Toggenburgischen 1484 geboren, Prediger am Wallfahrtsort Maria-Einsiedeln, später Pfarrer am Großen Münster in Zürich, unterschied sich von Luther namentlich in der Lehre vom Abendmahl. Er deutete die Worte der Hi. Schrift: „Dies ist mein Leib usw." dahin, daß Brot und wein nur Leib und Blut Christi bildlich vorstellten, und wollte demgemäß das Abendmahl nicht als Sakrament, sondern nur als einen (Erinnerungsaft gelten lassen. Ein Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli, das 1529 zu Marburg stattfand, führte zu feiner Verständigung. Die Schweizer gingen ihre eigenen Wege. Zwingli fiel im Kampfe gegen die katholisch gebliebenen Urkantone in der Schlacht bei Kappel 1531. Als später der Zranzose Kelvin Genf zum Mittelpunkt seiner informatorischen Tätigfeit gemacht hatte (1541), einigten sich Ztoinglianer und Kalvinisten über die Abendmahlslehre (1549) und legten so den Grund zur reformierten Kirche. Der Kaiser und der Protestantismus. Karl V. hatte durch das Wormser Edikt die lutherische Lehre verboten. Allein diese verbreitete sich ganz von selbst im Reiche, äußere Verwicklungen hinderten aber den Kaiser gegen die Neuerer vorzugehen. Der Reichstag zu Speyer 1526 endete sogar mit dem einhelligen Beschluß, 1526 bezüglich des Wormser Ediktes möge es jeder Reichsstand so halten, wie er

10. Theil 3 - S. 29

1875 - Leipzig : Brandstetter
29 Seit mehr als dreißig Jahren gährte der Zündstoff in den Bauer-schasten des Reiches. Ihre politischen Gedanken waren aber von jeher von einem religiösen Element durchdrungen, das sie nicht erst von der Reformation erhielten. Die in Schwaben und am Rheine mächtige Bauernverbindung, „der Bundschuh," wurde von ihren Gliedern als ein göttlich Ding angesehen, das man aus der Schrift beweisen könne. Der „arme Konrad," ein ähnlicher Bund in Würtemberg, erklärte, „daß er der Gerechtigkeit und dem göttlichen Recht einen Beistand thun wolle." Die aufregenden Ideen der Zeit gelangten durch Wort und Schrift in die Mitte des bewegten und schwer gedrückten Volkes. Politische und religiöse Momente durchdrangen sich; der Ausbruch ließ nicht auf sich warten. Schon hatten sich einzelne Fälle von Empörungen im Bambergischen und in Schwaben gezeigt, als sie gegen den Abt von Reichenau zuerst mit gesammelter Kraft und einiger Ordnung hervortraten; aufrührerische Bewegungen in dem Gebiete des Abtes von Kempten und des Bischofs von Augsburg schlossen sich an, zu denen sich immer größere Rotten zusammenfanden. Mit außerordentlicher Schnelligkeit verbreitete sich der Aufruhr im Schwarzwald und Odenwald, in Schwaben, Franken, Thüringen, im Elsaß und in der Schweiz. Man begann in der Regel damit, die Fasten zu brechen; ein Gelag ward veranstaltet, bei dem der beredteste Unzufriedene das Wort nahm. Ein Anführer ward ernannt, die Sturmglocke gezogen, die Nachbarn brachen auf, die Ackergeräthe wurden zu Waffen, so ging der Zug voran gegen die Schlöffer und Burgen der Ritter und Bischöfe zu Thaten wilder Rachsucht. Zwölf Artikel waren es, in welchen die Bauern ihre Forderungen niedergelegt hatten. Sie wollten nicht mehr leibeigen sein. Sie wollten den Zehnten nicht mehr bezahlen und forderten als Recht, ihre Geistlichen selbst zu wählen u. s. w. Artikel, gegen die kein Billigdenkender etwas einwenden konnte. Bald aber ging man weiter. Die Hauptidee war eigentlich: Befreiung von allen Lasten weltlicher und geistlicher Herrschaft, von Zöllen, Geleiten, Frohnden und Steuern. Dabei sollte die Einziehung der geistlichen Güter zur Entschädigung der Fürsten dienen. Ideen einer völligen Umwälzung, die erst in der französischen Revolution wieder zum Vorschein gekommen sind. Luther widersetzte sich jeder Gewaltthätigkeit mit tiefem Zürnen; doch wollte er diejenigen nicht entschuldigen, die sie hervorgerufen. „Niemand auf Erden," sprach er, „möge man solchen Aufruhr danken, denn euch Herren sonderlich euch blinden Bischöfen, tollen Pfaffen und Mönchen, die ihr noch heutigen Tages verstockt nicht aufhört zu toben und zu wüthen wider das heilige Evangelium. Dazu im weltlichen Regiment nichts thut, denn daß ihr schindet und schwatzt, eure Pracht
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TM Hauptwörter (200)200

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