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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 64

1895 - Straßburg : Heitz
64 V. Der Kreis R a p p o l ts w e ile r. 61,800 Einwohner, 459 □ km. 1. Die Stadt Nnppoltsweiler ^ [Ribeauville] (5900 Einw.) liegt am Eingang des reizenden Strengbachthales, durch welches die ' Straße von Colmar nach Markirch zieht. Im oberen Teile der Stadt, auf einer Anhöhe, lag das Schloß der ehe- maligen Grafen von Rappoltstein. Ueberragt wird die Stadt von den Ruinen der drei Schlösser: Giersberg, Ulrichsburg und Hohrappoltstein, Sitz der mächtigen Grafen von Rappoltstein, bevor sie ihren Aufenthalt in das schon erwähnte Schloß verlegten. Von den zahlreichen Klöstern, welche sich vor Zeiten auf dem Gebiete der Stadt befanden, besteht nur noch das Augustinerkloster, welches gegenwärtig dem Orden der Schwestern der „Vorsehung" angehört. Erziehnngs- anstatt für juuge Mädchen. Der Herrengarten, vor dem östlichen Ein- gange der Stadt, ist eine schöne schattige Anlage, die von Eberhard von Rappoltstein 1617 angelegt wurde. — In einem kleinen Seitenthale, 3 km von der Stadt, rechts der Markircher Straße, liegt der berühmte Wallfahrtsort Dusenbach, der kürzlich wieder ausgebaut wurde. Die h. Maria von Dusenbach war die Patronin der Musikanten im Elsaß, daher der Patronstag hier noch der P s e i f e r s ta g genannt wird. Die Grafen von Rappoltstein waren die Pfeifer- könige, d. h. die Schutzherren der außerhalb der Ge- setze stehenden Zunft.

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 72

1895 - Straßburg : Heitz
wein ist sehr bedeutend. Unweit der Stadt die Ruinen der Schlösser Andlau, Spesbnrg und Landsberg. In dem Barrer oder St. Ulrichsthale sixd zwei Badeanstalten, wovon die vordere, auf eiver Anhöhe sehr hübsch gelegen, der Bühl heißt. Sie werden während des Sommers stark besucht. Au dl au (1700 Einw.), am Flusse und am Ein- . gange des Thüles gleichen Namens, hat eine prächtige ehemalige Stiftskirche, eine Wollspinnerei mit Für- berei, Getreide-, Oel- und Sägemühlen. — Die Umgegend hat guteu Weinwuchs. Dambach (2800 Einw.), altertümliches Städtchen. Die Gemeinde betreibt fast ausschließlich Weinbau. Oberhalb des Ortes die Ruine Bernstein. Station der Linie Zabern-Schlettstadt. .Ii. Der Kreis Erstein. 61,700 Einwohner. 498 □ km. 1. Erstein* (4800 Einw.), an der Jll und an der Eisenbahnlinie Straßburg-Basel, treibt großen Acker- bau und besitzt eine Wollspinnerei, Gerbereien, Ziegel- brennereien und Mühleu. Starker Tabakbau. Straßen- bahn, die die Verbindung der Eisenbahnlinie und der Straßenbahn Straßburg-Markolsheim herstellt. 2. Benfeld (2300 Einw.), ebenfalls an der Jll und der Eisenbahnlinie Straßbnrg-Bafel, treibt, wie Erstdn, Ackerbau und hat Färbereien, Ziegelhütten und eine Kaltwasserheilanstalt. In der Umgegend gleichfalls starker Tabakbau.

3. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 87

1895 - Straßburg : Heitz
87 und Rebbau. Dennoch findet man daselbst Bier- brauereien, Buchdruckerei, Färbereien, Hutfabrikeu, Mühlen, Gerbereien und Ziegeleien. Lembach (1430 Einw.), an der Straße von Weißenburg nach Bitsch. Nördlich liegen unweit der Grenze die Ruinen Fleckenstein, Löweustein, Hohen- bürg und Frönsburg. Obersteinbach (560 Eirtw.), gleichfalls an der Straße Weißenburg-Bitsch. Nördlich die Ruine des .in der deutschen Heldensage hochberühmten Wasgeu- steiues. Oberhalb des Ortes die Ruine Klein-Arnsburg. 2. Lauter-bürg (1570 Eiuw.), 20 km von Weißenburg, an der Lauter, die hier die Grenze nach Bayern bildet und sich zwei Stunden unterhalb bei Neuburg in den Rhein ergießt, und an der Eisen- bahnlinie Straßburg-Lanterburg (Germersheim), hat eine Tabakmanufaktur und eine Mühle. Präporaudeu- schule. 3. Selz (1660 Einw.), in der Nähe des Rheins am Zusammenflusse der Sauer und des Selzbaches und an der Eisenbahnlinie Straßburg-Lauterburg und der Eisenbahn nach Walburg, hat eine berühmte Orgelfabrik, eine Mühle und Ziegelbütten. 4. S u l z - u u t e r m - W a l d (1560 Einw.), an der Eisenbahnlinie Straßburg-Weißenburg, hat eine Pe- troleumraffinerie. Der Betrieb der dortigen Salzquelle ist längst eingestellt. Lobsann (330 Einw.), nordwestlich von Sulz, b?t eine Aspbaltgrube.

4. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 91

1895 - Straßburg : Heitz
91 sauren Kali, Potasche, Schwefelsäure und Salzsäure betrieben. An sonstigen industriellen Anstalten sind noch vor- Händen: Färbereien, Bierbrauereien, Seifenfabriken, eine Wollspinnerei, eine Tuch- und Kalikofabrik und eine Gerberei mit Lohmühle. Ju Pfaffenhofen (1350 .Einw.), an der Eisenbahnlinie Zabern-Hagenau, herrscht viel In- dustne und Handel. Steinbruche, Gerbereien, Thon- Warenfabriken, Färbereien und eine Bleiche. Ingweiler* (2250 Einw.), mehrere große Brane- reien, Ziegeleien und Bleichen, auch sonst gewerb- reiches Dorf, das mit Buchsweiler durch eine Eisen- bahn verbunden werden -fall. 4. Lützel st ein (920 Einw.), ehemals kleine Bergfestung, die einen Vogesenübergang deckte. Nord- östlich liegt Lichtenberg (1060 Einw.), über- ragt von den Ruinen der ehemaligen kleinen Festung Lichtenberg, die eine Straße nach Lothringen be- herrschte. Neuweiler (1380 Einw.), mit schöner (kath.) romanischer Kirche St. Peter und Paul und der spät- romanischen (Protest.) Kirche St. Adelphi. Ziegelei, Rotweinbau. Das Städtchen wird überragt von der Ruine Herrenstein. 5. D r u l i n g e n (500 Einw.), au der Straße von Pfalzburg nach Saargemüud, treibt Ackerbau und Viehzucht. Ottweiler (305 Einw.), in der Nähe von Drnlingen, hat Gerbereien.

5. Das Mittelalter - S. 40

1896 - Bamberg : Buchner
40 In die Zeit der gemeinsamen Regierung Pippins und Karlmanns fallen eine Emprung des Stiefbruders Grifo und Abfallversuche der Alamannen und Bayern (Oatilo!) im Bunde mit den Sachsen. Die weltgeschichtliche Bedeutung des hl. Bonifatius liegt weniger in seiner Missionsthtigkeit (bei Friesen, Thringern, Hessen) als vielmehr darin, da er die entartete und Ron, entfremdete frnkische Landeskirche reformierte und in enge Verbindung mit dem rmischen Stuhle brachte, da er ferner als Erzbischof und ppstlicher Legat eine groe Anzahl von berrheinischen Bistmern (so fr Bayern Regensburg, Freising, Salzburg, Passau) organisierte, zu einer Kirchenprovinz vereinigte und dem zum erzbischflichen Sitz (Metropole) fr Deutschland erhobenen Mainz unter-ordnete und zugleich der ppstlichen Gerichtsbarkeit (dem ppstlichen Primat) unterstellte. Vor ihm war die Organisation der deutschen Kirche wie ihr Zusammenhang mit Rom ein nur sehr lockerer gewesen. 754 erlitt Bonifatius als Missionr in Friesland den Mrtyrertod. Neben Mainz wurden spter andere Städte zu erzbischflichen Sitzen und damit zu Mittelpunkten besonderer Kirchenprovinzen erhoben, unter Karl dem Groen Kln, Trier, Salzburg (fr Bayern und die sdstlichen Slavenlnder), unter Ludwig dein Frommen Hamburg Bremen (fr den skandinavischen Norden), unter Otto 1. Magdeburg (fr die nordstlichen Slavenlnder). M Neue Erhebungen hatten dringend gemahnt, der Zwitterstellung des Herrschers im Frankenreich, der knigliche Gewalt hatte, aber nur Hausmeier hie, ein Ende zu machen, denjenigen, dem der Herr die Sorge der Regierung anvertraut hatte," nicht blo tatschlich, sondern auch rechtlich an die Stelle des Knigtums zu setzeu. 752 lie sich Pippin zu Soissous durch die weltlichen Groen des Frankenreiches auf den Schild erheben, den letzten Merovinger, Childerich Iii., aber verwies er in ein Kloster. Die Salbung durch den Erzbischos Bonifatius, gauz besonders die ppstliche Gutheiung nahmen der Erhebung Pippins zum Frankenknig deu Charakter eines gewalt-samen Staatsstreiches. * der das merovingifche S ch a t t e n k n i g t um f. Einhard, Vita Karoli Magni c. 1: Gens Meroingorum, de qua Franci reges sibi crearc soliti erant, usque in Hil-dricum regem, qui iussu Stephani (Zachariae!) Romani pontificis depositus ac detonsus atque in monasterium trusus est, durasse putatur. Quae licet in illo finita possit videri, tarnen iam dudum nullius vigoris erat, nec quicquam in se darum praeter ihane regis vocabulum praeferebat. Nam et opes et potentia regni penes palatii prae-fectos, qui maiores domus dicebantur et ad quos summa imperii pertinebat, teneban-tur. Neque regi aliud relinquebatur, quam ut, regio tantum nomine contentus, crine pr -fuso, barba summissa, solio resideret ac speciem dominantis effingeret, legatos undecumque venientes audiret eisque abeuntibus responsa, quae erat edoctus vel etiam iussus, ex sua velut potestate redderet; cum praeter inutile regis nomen et precarium vitae Stipendium, quod ei praefectus aulae prout videbatur exhibebat, nihil aliud proprii possideret quam unam et eam praeparvi reditus villam, in qua dorn um et ex qua famulos sibi necessaria ministrantes atque obsequium exhibentes paucae numerositatis habebat. Quocumque eundum erat, carpento ibat, quod bubus iunctis

6. Bd. 2 - S. 219

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Zeitalter Ludwigs Xvi. 219 fehl; eben so auch das noch umfassendere Unternehmen seines Sohnes, des Prätendenten Karl Eduard (ß. 639). Beide starben in Italien, jener 1766, dieser (vermählt mit der Gräfin von Stolberg, der bekannten Freundin des Dichters Alsieri) als kinderloser Herzog von Albany 1788 ; sein jüngerer Bruder, der Kardinal von Pork (st 1807), war der letzte vom Mannstamm der Stuarts. 6. Ludwigs Xiv. dritter (Orleansscher) Krieg, §.626. Das Augsburger Bündniß (§.624.) überzeugte Lud- wig Xiv., daß die europäischen Völker der französischen Zwingherrschast müde seien; und da zugleich das öftreichische Waffenglück seinen Verbün- deten, den Großsultan, sehr ins Gedränge brachte, so beschloß er aufs Neue Krieg, um seinen Feinden zuvorzukommen und die deutsche Militärmacht vom Osten an den Rhein zu ziehen. Die pfälzische Erbsch aftssache und die Kölner Erzbischofswahl gaben willkommene Veranlassung zur Kriegserklärung. 1) Als Kurfürst Karl, der Sohn Karl Ludwigs (§. 583.) von der simmernschen Linie ohne männliche Erben starb, siel die Pfalz nach den Gesetzen des Reichs und des kurfürstlichen Hauses wie nach dem Testament des Verblichenen an die katholische Seiten- linie Pfalz-Neu bürg. Aber Ludwig Xiv. sprach für die an seinen Bruder, den Her- zog von Orleans, vermählte geistreiche und liebenswürdige Schwester des verstorbenen Kurfürsten Elisabctha Charlotte nicht nur die ganze bewegliche Hinterlassenschaft an, sondern begehrte auch die P sa lz- Simm ern sch en Lande und dehnte endlich seine Forderungen über alle Territorien aus, von denen der Kurfürst Philipp Wilhelm nicht Nachweise, daß sie nur Mannlehen seien. 2) Bei dem Tode des Kurfürsten von Köln wünschte Ludwig den französisch gesinnten Wilhelm von Fürstenberg, Bischof von Straßburg, zu dessen Nachfolger. Durch Bestechung brachte er die Mehrzahl der Domherrn dahin, daß sie einer ernsten Abmah- nung des Kaisers zum Trotz, dem französischen Söldling ihre Stimmen gaben; aber der Papst war der Wahl entgegen und bestätigte den von der Minderzahl gewählten Kandi- daten aus dem bayerischen Fürstenhause. Dieser dritte Krieg begann mit einer barbarischen Maßregel. Um den Feinden das Eindringen in Frankreich unmöglich zu machen, beschloß Lou- vois mit Genehmigung seines despotischen Königs, durch Verheerung der Rheingegenden eine Wüstenei zwischen beiden Reichen zu schaffen. So- fort besetzten französische Truppen unter harten Feldherren die Rh ein - Pfalz, die sich von den frühern Kriegsleiden noch kaum erholt hatte, und verübten unmenschliche Grausamkeiten. Wie Mordbrenner sielen die wilden Schaaren über die blühenden Dörfer an der Bergstraße, über die reichen Städte am Rhein, über die Ortschaften der südlichen Pfalz her und verwan- delten sie in Aschenhaufen. Der gesprengte Thurmdes Heidelberger Schlosses ist noch jetzt ein stiller Zeuge von der Barbarei, mit der Melac und andere Anführer die Befehle einer grausamen Regierung vollzogen. Heidelberg ging zum Theil in Flammen auf, nachdem die Neckarbrücke in die Lust gesprengt worden; Rohrbach, Wiesloch, Kirchheim, Baden, Bretten, 1747. 1686. März 1689.

7. Bd. 2 - S. 230

1854 - Leipzig : Engelmann
230 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. kunst der geübten Truppen und die Einheit und Planmäßigkeit der Bewe- gungen gegenüber der vielgegliederten Kriegsmacht der andern Mächte sich anfangs noch geltend machte. Der Herzog von Savoyen entsagte dem fran- zösischen Bündniß, zog aber dadurch schwere Kriegsnoth über sein Land. Ven dorne, ein geschickter Feldherr, eroberte Piemont und die reichen Fluren der Lombardei und gedachte sich mit dem Kurfürsten von Bayern, der nach der Besetzung der Reichsstadt Ulm in Tyrol einfiel, Kufstein erstürmte und über Ins druck dem Brenner zuzog, zu verbinden; allein der muthige Aufstand d e r T y r o l e r, die von den wohlbekannten Berghohen und aus den unzugänglichen Thalschluchten die Bayern mit ihren Büchsen angriffen und durch einen wohlgeleiteten Schaarenkrieg am Vorrücken hinderten, ver- eitelte den Plan. Der Kurfürst mußte nach großen Verlusten Tyrol räumen und zum Marschall Villars, der durch das Kinzigthal an die obere Donau gedrungen und Bayern gegen die Feinde geschützt hatte, zurückkehren. Die Einnahme von Augsburg und Passau, wodurch sich Max Emanuel zu entschädigen hoffte, war die letzte glückliche Waffenthat der Bayern und Franzosen. Als weder die Mahnungen des Kaisers noch die Verwüstung des bayerischen Landes den verblendeten Fürsten von seinem Bunde mit Frank- 1704• reich abzuziehen vermochten, er vielmehr im nächsten Jahr seine Truppen mit dem von den Marschällen Vi llars und Tallard befehligten französi- schen Heer verband, vereinigte sich Eugen mit dem Anführer der Reichsarmee Ludwig von Baden und trat in Schwaben den Feinden entgegen. Unab- hängig vom Wiener Hofkriegsrath konnte Eugen bei allen Unternehmungen seinem eigenen Geiste folgen. Bald schloß sich Marlborough nach einem meisterhaften Zuge am Rhein und der Mosel (wo er seine Absicht nicht nur vor den ihn verfolgenden Franzosen, sondern sogar vor seinen eigenen hol- ländischen und englischen Truppen zu verbergen wußte), den beiden andern an; worauf Eugen und Marlb orough den alten bedächtigen Markgra- fen Ludwig zur Belagerung von Ingolstadt abschickten und dann in der ^70^'Schlacht bei Höchftädt (oder wie die Engländer sie nennen, von Blen- heim) die französische und bayerische Armee aufs Haupt schlugen. 20,000 Leichen deckten das Schlachtfeld, 15,000franzosen, darunter Tallard selbst, geriethen in Gefangenschaft, das ganze Kriegsgeräthe wurde erbeutet. Der Kurfürst von Bayern mußte den Franzosen über den Rhein folgen und sein Land dem Kaiser preis geben, dessen Beamte das unglückliche Volk auf bar- barische Weise peinigten. Und als endlich der Druck die Bayern zur Em- pörung trieb und sie die Dränger, die ihren Wohlstand vernichteten und ihre Söhne zur Armee schleppten, erschlugen, rückten östreichische Truppen ein und vermehrten durch Raub und Mord die Leiden des Volkes. Und um das bayerische Fürstenhaus für seine undeutsche Gesinnung zu züchtigen, i70ö-ii'.sprach der neue Kaiser Joseph I-, der seines Vaters Politik und Gesin- i7v5. nung beibehielt, über Max Emanuel und seinen Bruder, den Kölner

8. Bd. 2 - S. 384

1854 - Leipzig : Engelmann
384 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. eine traurige unheilvolle Regierung bis zum 3. November 1807. — Der Lstreichische Groß- herzog von Toscana erhielt das Erzstist Salzburg und die Kurwürde. Am 27. März 1 799 war Ferdinand Iii. aus seiner schönen Hauptstadt geschieden. Die französische Be- satzung war zwar vorübergehend wieder durch die östreichische verdrängt worden, nun er- folgte aber eine neue französische Occupation. Bei solchen Wechselfällen war das Land allen Unordnungen tumultuarischer Besatzungen, allen Räubereien französischer Emissäre, allem Elend des kleinen Kriegs, allen Gräueln des Parteihasses ausgesetzt. Die deutschen Reichsstände, die durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich Länder und Rechte eingebüßt, oder durch rechtzeitigen Anschluß an den mächtigen Nachbar Napoleons Gunst erlangt hatten, erhielten durch den so- 28. Febr. genannten Reichsdeputationshauptschluß reichliche Entschädigung in den ' säcularisirten Bistbümern und Stiftern und in den aufgehobenen Reichsstädten auf dem rechten Rheinufer. „In Paris begann ein Handel mit deutschen Bis- thümern, Abteien, freien Reichsstädten, wobei die fürstlichen Bewerber vor dem ersten Cónsul, seinen Gesandten und Geschäftsmännern mit goldbeladenen Hän- den erschienen und vor Talleyrand's Mätresse, seinem Secretär Matthieu und dem Gesandten Laforest in Regensburg um die Wette krochen." Preußen erlangte die Bisthümer Münster, Hildesheim, Paderborn, mehrere Ab- teien und Reichsstädte (Mühlhausen, Nordhausen), die mainzischen Besitzungen in Thü- ringen (Erfurt) und das Eichsseld. Bayern erhielt die geistlichen Fürstenthümer Würz- burg, Bamberg, Augsburg, die Bisthümer Freising und Passau, mehrere Abteien und Reichsstädte (Schweinfurt, Kempten, Memmingen, Kaufbeucrn, Nördlin- gen rc.); der zum Kurfürsten erhobene Markgraf Friedrich von Baden bekam die durch den Tod des Kurfürsten Karl Theodor (st 1799) erledigten pfälzischen Aemter Bret- ten, Heidelberg und Ladenburg mit der Stadt Mannheim; ferner die diesseitigen Gebiete der säcularisirten Bisthümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speier, mehrere Reichs- städte (Psullcndorf, Ueberlingen, Offenburg u. a.) und viele Klöster und Stifter (Salem, Lichtenthal, Allerheiligen, Ettenheimmünster u. a.); der tyrannische aber kluge Herzog Friedrich von Würtemberg erhielt für seine Verluste in Frankreich (Mömpelgard u. a.) eine große Anzahl säcularisirter Abteien und Klöster und mehrere wichtige Reichsstädte (Reutlingen, Hall, Gmünd, Heilbronn, Eßlingen u. a.). Auf ähnliche Weise wurden ent- schädigt und vergrößert: Hessen-Kassel (durch Fritzlar, Amöneburg, Gelnhausen u. a.); Hessen-Darmstadt (mit den Mainzer Aemtern Gernsheim, Bcnsheim, Lorsch, Heppen- heim u. a., mit dem Reste des Bisthums Worms, mit einigen pfälzischen Aemtern und mehreren geistlichen Stiftern (Hirschhorn, Seligenstadt u. ass); Nassau (mit mehreren mainzischen und pfälzischen Aemtern im Rheingau u. a.) und einige nachmals mediatisirte Fürsten, wie Lein in gen (mit der Abtei Amorbach), Isenburg, Hohenlohe, Lö- wenstein und mehrere R eich s gra sen. Wilhelm von Oran ten, der Sohn des flüchtigen Erbstatthalters von Holland (§. 727.) erhielt die Stifter Fulda und Corvey. Dagegen wurden die beiden geistlichenkurfürstenthümerköln und Trier und eine große Anzahl Bisthümer ganz eingezogcn, das Erzstist Mainz auf wenige Orte (Aschaffcnburg, Wetzlar) beschränkt und die zahlreichen Reichsstädte auf sechs vermindert (Hamburg, Bre- men, Lübeck, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg). Die höchste geistliche Würde erhielt der Fürst Karl von Dalberg als Reichskanzler und Fürst Primas. Außer dem Nest des Kurfürstcnthums Mainz besaß er noch das Bisthum Regensburg. Während dieser Vorgänge hatte sich in Rußland eine wichtige Begebenheit zugetragen. Pauls Verhältniß zu Oestreich und England war in demselben Grade feindselig geworden, als seine Verbindung mit Bonaparte sich freundlicher und inniger gestaltet hatte (§. 740). Er erneuerte den Plan seiner Mutter (§. 677.)

9. Bd. 2 - S. 399

1854 - Leipzig : Engelmann
399 Das französische Kaiserreich. 2) Excelmans, Freiwilliger 1791, Divisionsgeneral 1812, Großkanzler der Ehrenlegion 1849, Marschall 1851, gest. 23. Juli 1852, 77 I. alt. §. 748. Der Rheinbund. Durch die Erhebung des Kurfürsten von Bayern und des Herzogs von Würtemberg zur souverainen Königs- würde war bereits die Verfassung des deutschen Reichs aufgelöst. Napoleon kam daher auf den Gedanken, durch Stiftung des Rheinbundes den Süden und Westen von Deutschland dem östreichifchen Einflüsse ganz zu entrücken und an sich zu ketten. Bei der Selbstsucht der meisten deutschen Fürsten und bei der obwaltenden Furcht vor dem gewaltigen Gebieter, auf dessen Seite immer das Schlachtenglück war, fiel es dem schlauen Talley - rand und dem Kurfürsten-Erzkanzler von Dalberg nicht schwer, durch die Aussicht auf Landergewinn und Machtvergrößerung eine Anzahl Fürsten und Reichsstände zur Trennung vom deutschen Reiche und zum Anschluß an Frankreich zu bewegen. Am 12. Juli 1806 wurde in Paris der Grundver- trag unterzeichnet, kraft dessen Napoleon als Protector des Rhein- bundes den einzelnen Gliedern (Bayern, Würtemberg, Baden, Darm- ftadt, Berg, Nassau, Hohenzollern, Lichtenstein u. a. m.) in Betreff der Besteuerung, Conscription, Gesetzgebung und obersten Gerichtsbarkeit voll- kommenes Herrenrecht (Souverainetat) zuerkannte gegen die Verpflichtung, eine bestimmte Anzahl Truppen (bis zum Belauf von 63,000 Mann) zu des Kaisers Verfügung bereit zu halten. Der zum Fürst Primas erhobene und mit der Stadt Frankfurt beschenkte Kurfürst - Erzkanzler Dalberg ward als Napoleons Stellvertreter beim Rheinbund ausersehen. Durch neue Gebietsvermehrung und durch Unterordnung (Mediatisirung) vieler kleinen vordem unmittelbaren Reichsstände unter die Oberhoheit der größeren Fürsten, von deren Gebiet jene eingeschlossen waren, nahm die Macht der Bundesglieder bedeutend zu. Kaiser Franz Ii., der schon vorher durch Uebertragung der Kaiserwürde auf die östreichifchen Erbstaatcn sein geringes Vertrauen auf den Fortbestand des Reichs kund gegeben, entsagte der deut- schen Kaiserwürde, nannte sich Franzi., Kaiser von Oestreich und entzog seine sammtlichen Staaten dem deutschen Reichsverband. Damit wurde das heilige römische Reich deutscher Nation aufgelöst; durch c- innere Zwietracht und machtlose Vielherrschaft war es schon längst zum Schatten herabgesunken. Jetzt wurden seine mächtigsten Glieder die Vasallen eines fremden Zwingherrn. Die Reichsgesetze wurden abgeschafft und die Unterthanen der Rheinbundsftaaten traten bis zur Ausarbeitung neuer Ge- setze in den Zustand einer rechtlosen Uebergangsperiode. Wohl drückte das Gefühl der Schmach manche deutsche Brust; und E. M. Arndt gab in dem „Geist der Zeit" diesem Gefühle Worte; aber wie Wenige wagten es noch ferner zu sprechen, seitdem der wackere Buchhändler Palm von Nürn- berg auf Befehl des despotischen Machthabers das Opfer eines schmachvollen Justizmordes geworden, weil er sich weigerte, den Verfasser einer von ihm

10. Bd. 2 - S. 400

1854 - Leipzig : Engelmann
400 23. Jan 1800. 13. Sept 1806. Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft. verlegten kleinen Schrift „Deutschland in seiner tiefsten Erniedri- gung" anzugeben? Der Rheinbund umfaßte noch einige Rcichsglieder, die später mediatisirt wurden, nämlich Salm, Isenburg, Aremberg und von der Le Yen. — Zu den mediasirten Fürsten gehörten: Fürstenberg, Schwarzenberg, Thurn und Taxis, Löwenstein, Dettin- gen, Hohenlohe, Leiningen, Nassau-Oranien, Wied-Runkel, Metternich, Fugger, Bentheim, Solms, Sayn-Witgenstein u. A.; ferner die Grafen von Castell, Erbach, Stolberg, Isenburg, Stcrnberg, Plettenberg, Wartenberg, Waldbott-Bassenheim u.a. Die Media- tisirten (Standesherren) behielten ihr Patrimonial- und Privateigenthum, das Recht der niedern und mittleren Gerichtsbarkeit und das Jagd-, Fischerei- und Patronatsrecht. T. Der preußische Krieg §. 749. a) Veranlassung. Hatte die schwankende Haltung Preußens wahrend des östreichischen Kriegs und die Unschlüssigkeit des friedfertigen aber übel berathenen Königs den französischen Kaiser mit tiefem Groll erfüllt, so erzeugte die Demuth und Willfährigkeit, womit sich der gewissenlose, unpatrio- tische Haugwitz und andere Minister allen Machtsprüchen Napoleons fügten, alle Demüthigungen geduldig ertrugen und der Huld des Gewaltigen die Ehre des Landes zum Opfer brachten, in ihm die Ansicht, daß man gegen Preußen alle Rücksicht und Schonung bei Seite setzen dürfe, daß der König als Freund unzuverlässig, als Feind zaghaft und unschädlich sei. In dieser Voraussetzung behandelte Napoleon die preußischen Staatsmänner mit Hohn und Uebermuuh und gab bei jeder Gelegenheit seinen Groll und seine Mißachtung zu erkennen. Die vielfachen Kränkungen, die Napoleon absichtlich der preußischen Regierung zufügte, überzeugten diese endlich, daß jener den Krieg wünsche und daß der Friede nicht länger mit Ehren aufrecht erhalten werden könne. Zwei Ursachen erweiterten den schon bestehenden Bruch und steigerten in Preußen die Erbit- terung bis zur Kriegserklärung. 1) Der Stiftung des Rheinbundes schien die Absicht unterzuliegen, Deutschland allmählich ebenso von dem fränkischen Kaiser- thum abhängig zu machen, wie Italien und Holland. Preußen suchte daher durch Gründung eines n o r d i sche n B u n d es, dem alle am Rheinbunde noch unbe- theiligten Reichsstäude (Sachsen, Hessen-Eassel, Mecklenburg, Oldenburg, die Hansestädte, Holstein u. a. m.) beitreten sollten, dieses Vorhaben zu vereiteln und fühlte sich tief verletzt, als Napoleon diesen anfangs gebilligten und gerathe- nen Plan zuerst heimlich, dann offen mit falscher Doppelzüngigkeit Hintertrieb. 2) Das Berliner Kabinet brachte in Erfahrung, daß Napoleon bei Erneuerung der Friedensunterhandlungen mit dem englischen Ministerium diesem die Zurück- gabe des an Preußen abgetretenen Kurfürstenthum Hannover angeboten habe, ohne mit der preußischen Regierung darüber Rücksprache zu nehmen. (— Die Vernichtung der französischen Flotte bei Trafalgar (§. 747.) hatte den Kaiser .aufs Neue überzeugt, daß er trotz aller Landsiege das meerbeherrschende England nicht überwinden könne, und der Tod Pitts, der den freisinnigen, den Ideen der Revolution befreundeten Fox ins Ministerium führte, erfüllte ihn mit der Hoff- nung eines Friedensschlusses. Allein ehe die Verhandlungen zum Ziel gekommen, .starb Fox und die Kriegspartei bekam wieder die Oberhand. —) Diese Erfah- rungen , verbunden mit mannichfaltigen Grenzverletznng en (Besitznahme von Wesel), brachten die preußische Regierung zu der Ueberzeugung, daß sie sich von Frankreich des Schlimmsten zu versehen habe. Sie gab ihren Unwillen auf
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