64
V. Der Kreis R a p p o l ts w e ile r.
61,800 Einwohner, 459 □ km.
1. Die Stadt Nnppoltsweiler ^ [Ribeauville]
(5900 Einw.) liegt am Eingang des reizenden
Strengbachthales, durch welches die ' Straße von
Colmar nach Markirch zieht. Im oberen Teile der
Stadt, auf einer Anhöhe, lag das Schloß der ehe-
maligen Grafen von Rappoltstein. Ueberragt wird die
Stadt von den Ruinen der drei Schlösser: Giersberg,
Ulrichsburg und Hohrappoltstein, Sitz der mächtigen
Grafen von Rappoltstein, bevor sie ihren Aufenthalt
in das schon erwähnte Schloß verlegten. Von den
zahlreichen Klöstern, welche sich vor Zeiten auf dem
Gebiete der Stadt befanden, besteht nur noch das
Augustinerkloster, welches gegenwärtig dem Orden
der Schwestern der „Vorsehung" angehört. Erziehnngs-
anstatt für juuge Mädchen.
Der Herrengarten, vor dem östlichen Ein-
gange der Stadt, ist eine schöne schattige Anlage,
die von Eberhard von Rappoltstein 1617 angelegt
wurde. — In einem kleinen Seitenthale, 3 km von
der Stadt, rechts der Markircher Straße, liegt der
berühmte Wallfahrtsort Dusenbach, der kürzlich
wieder ausgebaut wurde. Die h. Maria von Dusenbach
war die Patronin der Musikanten im Elsaß, daher
der Patronstag hier noch der P s e i f e r s ta g genannt
wird. Die Grafen von Rappoltstein waren die Pfeifer-
könige, d. h. die Schutzherren der außerhalb der Ge-
setze stehenden Zunft.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Giersberg Eberhard_von_Rappoltstein Maria_von_Dusenbach Maria
wein ist sehr bedeutend. Unweit der Stadt die Ruinen
der Schlösser Andlau, Spesbnrg und Landsberg.
In dem Barrer oder St. Ulrichsthale sixd zwei
Badeanstalten, wovon die vordere, auf eiver Anhöhe
sehr hübsch gelegen, der Bühl heißt. Sie werden
während des Sommers stark besucht.
Au dl au (1700 Einw.), am Flusse und am Ein-
. gange des Thüles gleichen Namens, hat eine prächtige
ehemalige Stiftskirche, eine Wollspinnerei mit Für-
berei, Getreide-, Oel- und Sägemühlen. — Die
Umgegend hat guteu Weinwuchs.
Dambach (2800 Einw.), altertümliches Städtchen.
Die Gemeinde betreibt fast ausschließlich Weinbau.
Oberhalb des Ortes die Ruine Bernstein. Station
der Linie Zabern-Schlettstadt.
.Ii. Der Kreis Erstein.
61,700 Einwohner. 498 □ km.
1. Erstein* (4800 Einw.), an der Jll und an der
Eisenbahnlinie Straßburg-Basel, treibt großen Acker-
bau und besitzt eine Wollspinnerei, Gerbereien, Ziegel-
brennereien und Mühleu. Starker Tabakbau. Straßen-
bahn, die die Verbindung der Eisenbahnlinie und
der Straßenbahn Straßburg-Markolsheim herstellt.
2. Benfeld (2300 Einw.), ebenfalls an der Jll
und der Eisenbahnlinie Straßbnrg-Bafel, treibt, wie
Erstdn, Ackerbau und hat Färbereien, Ziegelhütten
und eine Kaltwasserheilanstalt. In der Umgegend
gleichfalls starker Tabakbau.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
87
und Rebbau. Dennoch findet man daselbst Bier-
brauereien, Buchdruckerei, Färbereien, Hutfabrikeu,
Mühlen, Gerbereien und Ziegeleien.
Lembach (1430 Einw.), an der Straße von
Weißenburg nach Bitsch. Nördlich liegen unweit der
Grenze die Ruinen Fleckenstein, Löweustein, Hohen-
bürg und Frönsburg.
Obersteinbach (560 Eirtw.), gleichfalls an der
Straße Weißenburg-Bitsch. Nördlich die Ruine des
.in der deutschen Heldensage hochberühmten Wasgeu-
steiues. Oberhalb des Ortes die Ruine Klein-Arnsburg.
2. Lauter-bürg (1570 Eiuw.), 20 km von
Weißenburg, an der Lauter, die hier die Grenze
nach Bayern bildet und sich zwei Stunden unterhalb
bei Neuburg in den Rhein ergießt, und an der Eisen-
bahnlinie Straßburg-Lanterburg (Germersheim), hat
eine Tabakmanufaktur und eine Mühle. Präporaudeu-
schule.
3. Selz (1660 Einw.), in der Nähe des Rheins
am Zusammenflusse der Sauer und des Selzbaches
und an der Eisenbahnlinie Straßburg-Lauterburg und
der Eisenbahn nach Walburg, hat eine berühmte
Orgelfabrik, eine Mühle und Ziegelbütten.
4. S u l z - u u t e r m - W a l d (1560 Einw.), an der
Eisenbahnlinie Straßburg-Weißenburg, hat eine Pe-
troleumraffinerie. Der Betrieb der dortigen Salzquelle
ist längst eingestellt.
Lobsann (330 Einw.), nordwestlich von Sulz,
b?t eine Aspbaltgrube.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
91
sauren Kali, Potasche, Schwefelsäure und Salzsäure
betrieben.
An sonstigen industriellen Anstalten sind noch vor-
Händen: Färbereien, Bierbrauereien, Seifenfabriken,
eine Wollspinnerei, eine Tuch- und Kalikofabrik und
eine Gerberei mit Lohmühle.
Ju Pfaffenhofen (1350 .Einw.), an der
Eisenbahnlinie Zabern-Hagenau, herrscht viel In-
dustne und Handel. Steinbruche, Gerbereien, Thon-
Warenfabriken, Färbereien und eine Bleiche.
Ingweiler* (2250 Einw.), mehrere große Brane-
reien, Ziegeleien und Bleichen, auch sonst gewerb-
reiches Dorf, das mit Buchsweiler durch eine Eisen-
bahn verbunden werden -fall.
4. Lützel st ein (920 Einw.), ehemals kleine
Bergfestung, die einen Vogesenübergang deckte. Nord-
östlich liegt Lichtenberg (1060 Einw.), über-
ragt von den Ruinen der ehemaligen kleinen Festung
Lichtenberg, die eine Straße nach Lothringen be-
herrschte.
Neuweiler (1380 Einw.), mit schöner (kath.)
romanischer Kirche St. Peter und Paul und der spät-
romanischen (Protest.) Kirche St. Adelphi. Ziegelei,
Rotweinbau. Das Städtchen wird überragt von der
Ruine Herrenstein.
5. D r u l i n g e n (500 Einw.), au der Straße
von Pfalzburg nach Saargemüud, treibt Ackerbau und
Viehzucht.
Ottweiler (305 Einw.), in der Nähe von
Drnlingen, hat Gerbereien.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
40
In die Zeit der gemeinsamen Regierung Pippins und Karlmanns fallen eine Emprung des Stiefbruders Grifo und Abfallversuche der Alamannen und Bayern (Oatilo!) im Bunde mit den Sachsen.
Die weltgeschichtliche Bedeutung des hl. Bonifatius liegt weniger in seiner Missionsthtigkeit (bei Friesen, Thringern, Hessen) als vielmehr darin, da er die entartete und Ron, entfremdete frnkische Landeskirche reformierte und in enge Verbindung mit dem rmischen Stuhle brachte, da er ferner als Erzbischof und ppstlicher Legat eine groe Anzahl von berrheinischen Bistmern (so fr Bayern Regensburg, Freising, Salzburg, Passau) organisierte, zu einer Kirchenprovinz vereinigte und dem zum erzbischflichen Sitz (Metropole) fr Deutschland erhobenen Mainz unter-ordnete und zugleich der ppstlichen Gerichtsbarkeit (dem ppstlichen Primat) unterstellte. Vor ihm war die Organisation der deutschen Kirche wie ihr Zusammenhang mit Rom ein nur sehr lockerer gewesen. 754 erlitt Bonifatius als Missionr in Friesland den Mrtyrertod.
Neben Mainz wurden spter andere Städte zu erzbischflichen Sitzen und damit zu Mittelpunkten besonderer Kirchenprovinzen erhoben, unter Karl dem Groen Kln, Trier, Salzburg (fr Bayern und die sdstlichen Slavenlnder), unter Ludwig dein Frommen Hamburg Bremen (fr den skandinavischen Norden), unter Otto 1. Magdeburg (fr die nordstlichen Slavenlnder).
M Neue Erhebungen hatten dringend gemahnt, der Zwitterstellung des Herrschers im Frankenreich, der knigliche Gewalt hatte, aber nur Hausmeier hie, ein Ende zu machen, denjenigen, dem der Herr die Sorge der Regierung anvertraut hatte," nicht blo tatschlich, sondern auch rechtlich an die Stelle des Knigtums zu setzeu. 752 lie sich Pippin zu Soissous durch die weltlichen Groen des Frankenreiches auf den Schild erheben, den letzten Merovinger, Childerich Iii., aber verwies er in ein Kloster. Die Salbung durch den Erzbischos Bonifatius, gauz besonders die ppstliche Gutheiung nahmen der Erhebung Pippins zum Frankenknig deu Charakter eines gewalt-samen Staatsstreiches.
* der das merovingifche S ch a t t e n k n i g t um f. Einhard, Vita Karoli Magni c. 1:
Gens Meroingorum, de qua Franci reges sibi crearc soliti erant, usque in Hil-dricum regem, qui iussu Stephani (Zachariae!) Romani pontificis depositus ac detonsus atque in monasterium trusus est, durasse putatur. Quae licet in illo finita possit videri, tarnen iam dudum nullius vigoris erat, nec quicquam in se darum praeter ihane regis vocabulum praeferebat. Nam et opes et potentia regni penes palatii prae-fectos, qui maiores domus dicebantur et ad quos summa imperii pertinebat, teneban-tur. Neque regi aliud relinquebatur, quam ut, regio tantum nomine contentus, crine pr -fuso, barba summissa, solio resideret ac speciem dominantis effingeret, legatos undecumque venientes audiret eisque abeuntibus responsa, quae erat edoctus vel etiam iussus, ex sua velut potestate redderet; cum praeter inutile regis nomen et precarium vitae Stipendium, quod ei praefectus aulae prout videbatur exhibebat, nihil aliud proprii possideret quam unam et eam praeparvi reditus villam, in qua dorn um et ex qua famulos sibi necessaria ministrantes atque obsequium exhibentes paucae numerositatis habebat. Quocumque eundum erat, carpento ibat, quod bubus iunctis
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Pippins Karlmanns Ron Bonifatius Karl Karl Ludwig_dein Ludwig Otto Pippin Childerich Pippins Karoli_Magni_c
Extrahierte Ortsnamen: Karlmanns Sachsen Hessen Freising Salzburg Deutschland Mainz Rom Friesland Mainz Trier Salzburg Magdeburg Frankenreich Erzbischos_Bonifatius
Das Zeitalter Ludwigs Xvi.
219
fehl; eben so auch das noch umfassendere Unternehmen seines Sohnes, des Prätendenten
Karl Eduard (ß. 639). Beide starben in Italien, jener 1766, dieser (vermählt mit der
Gräfin von Stolberg, der bekannten Freundin des Dichters Alsieri) als kinderloser
Herzog von Albany 1788 ; sein jüngerer Bruder, der Kardinal von Pork (st 1807),
war der letzte vom Mannstamm der Stuarts.
6. Ludwigs Xiv. dritter (Orleansscher) Krieg,
§.626. Das Augsburger Bündniß (§.624.) überzeugte Lud-
wig Xiv., daß die europäischen Völker der französischen Zwingherrschast
müde seien; und da zugleich das öftreichische Waffenglück seinen Verbün-
deten, den Großsultan, sehr ins Gedränge brachte, so beschloß er aufs Neue
Krieg, um seinen Feinden zuvorzukommen und die deutsche Militärmacht
vom Osten an den Rhein zu ziehen. Die pfälzische Erbsch aftssache
und die Kölner Erzbischofswahl gaben willkommene Veranlassung
zur Kriegserklärung.
1) Als Kurfürst Karl, der Sohn Karl Ludwigs (§. 583.) von der simmernschen
Linie ohne männliche Erben starb, siel die Pfalz nach den Gesetzen des Reichs und des
kurfürstlichen Hauses wie nach dem Testament des Verblichenen an die katholische Seiten-
linie Pfalz-Neu bürg. Aber Ludwig Xiv. sprach für die an seinen Bruder, den Her-
zog von Orleans, vermählte geistreiche und liebenswürdige Schwester des verstorbenen
Kurfürsten Elisabctha Charlotte nicht nur die ganze bewegliche Hinterlassenschaft
an, sondern begehrte auch die P sa lz- Simm ern sch en Lande und dehnte endlich seine
Forderungen über alle Territorien aus, von denen der Kurfürst Philipp Wilhelm nicht
Nachweise, daß sie nur Mannlehen seien.
2) Bei dem Tode des Kurfürsten von Köln wünschte Ludwig den französisch gesinnten
Wilhelm von Fürstenberg, Bischof von Straßburg, zu dessen Nachfolger. Durch
Bestechung brachte er die Mehrzahl der Domherrn dahin, daß sie einer ernsten Abmah-
nung des Kaisers zum Trotz, dem französischen Söldling ihre Stimmen gaben; aber der
Papst war der Wahl entgegen und bestätigte den von der Minderzahl gewählten Kandi-
daten aus dem bayerischen Fürstenhause.
Dieser dritte Krieg begann mit einer barbarischen Maßregel. Um den
Feinden das Eindringen in Frankreich unmöglich zu machen, beschloß Lou-
vois mit Genehmigung seines despotischen Königs, durch Verheerung der
Rheingegenden eine Wüstenei zwischen beiden Reichen zu schaffen. So-
fort besetzten französische Truppen unter harten Feldherren die Rh ein -
Pfalz, die sich von den frühern Kriegsleiden noch kaum erholt hatte, und
verübten unmenschliche Grausamkeiten. Wie Mordbrenner sielen die wilden
Schaaren über die blühenden Dörfer an der Bergstraße, über die reichen
Städte am Rhein, über die Ortschaften der südlichen Pfalz her und verwan-
delten sie in Aschenhaufen. Der gesprengte Thurmdes Heidelberger Schlosses
ist noch jetzt ein stiller Zeuge von der Barbarei, mit der Melac und andere
Anführer die Befehle einer grausamen Regierung vollzogen.
Heidelberg ging zum Theil in Flammen auf, nachdem die Neckarbrücke
in die Lust gesprengt worden; Rohrbach, Wiesloch, Kirchheim, Baden, Bretten,
1747.
1686.
März
1689.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karl_Eduard_( Karl Eduard Ludwigs Ludwigs Karl Karl Karl_Ludwigs Karl Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Elisabctha_Charlotte Simm Philipp_Wilhelm Philipp Wilhelm Ludwig Ludwig Wilhelm_von_Fürstenberg Wilhelm Bischof_von_Straßburg Kirchheim
230 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
kunst der geübten Truppen und die Einheit und Planmäßigkeit der Bewe-
gungen gegenüber der vielgegliederten Kriegsmacht der andern Mächte sich
anfangs noch geltend machte. Der Herzog von Savoyen entsagte dem fran-
zösischen Bündniß, zog aber dadurch schwere Kriegsnoth über sein Land.
Ven dorne, ein geschickter Feldherr, eroberte Piemont und die reichen Fluren
der Lombardei und gedachte sich mit dem Kurfürsten von Bayern, der nach
der Besetzung der Reichsstadt Ulm in Tyrol einfiel, Kufstein erstürmte
und über Ins druck dem Brenner zuzog, zu verbinden; allein der muthige
Aufstand d e r T y r o l e r, die von den wohlbekannten Berghohen und aus
den unzugänglichen Thalschluchten die Bayern mit ihren Büchsen angriffen
und durch einen wohlgeleiteten Schaarenkrieg am Vorrücken hinderten, ver-
eitelte den Plan. Der Kurfürst mußte nach großen Verlusten Tyrol räumen
und zum Marschall Villars, der durch das Kinzigthal an die obere Donau
gedrungen und Bayern gegen die Feinde geschützt hatte, zurückkehren. Die
Einnahme von Augsburg und Passau, wodurch sich Max Emanuel zu
entschädigen hoffte, war die letzte glückliche Waffenthat der Bayern und
Franzosen. Als weder die Mahnungen des Kaisers noch die Verwüstung des
bayerischen Landes den verblendeten Fürsten von seinem Bunde mit Frank-
1704• reich abzuziehen vermochten, er vielmehr im nächsten Jahr seine Truppen
mit dem von den Marschällen Vi llars und Tallard befehligten französi-
schen Heer verband, vereinigte sich Eugen mit dem Anführer der Reichsarmee
Ludwig von Baden und trat in Schwaben den Feinden entgegen. Unab-
hängig vom Wiener Hofkriegsrath konnte Eugen bei allen Unternehmungen
seinem eigenen Geiste folgen. Bald schloß sich Marlborough nach einem
meisterhaften Zuge am Rhein und der Mosel (wo er seine Absicht nicht nur
vor den ihn verfolgenden Franzosen, sondern sogar vor seinen eigenen hol-
ländischen und englischen Truppen zu verbergen wußte), den beiden andern
an; worauf Eugen und Marlb orough den alten bedächtigen Markgra-
fen Ludwig zur Belagerung von Ingolstadt abschickten und dann in der
^70^'Schlacht bei Höchftädt (oder wie die Engländer sie nennen, von Blen-
heim) die französische und bayerische Armee aufs Haupt schlugen. 20,000
Leichen deckten das Schlachtfeld, 15,000franzosen, darunter Tallard selbst,
geriethen in Gefangenschaft, das ganze Kriegsgeräthe wurde erbeutet. Der
Kurfürst von Bayern mußte den Franzosen über den Rhein folgen und sein
Land dem Kaiser preis geben, dessen Beamte das unglückliche Volk auf bar-
barische Weise peinigten. Und als endlich der Druck die Bayern zur Em-
pörung trieb und sie die Dränger, die ihren Wohlstand vernichteten und ihre
Söhne zur Armee schleppten, erschlugen, rückten östreichische Truppen ein
und vermehrten durch Raub und Mord die Leiden des Volkes. Und um
das bayerische Fürstenhaus für seine undeutsche Gesinnung zu züchtigen,
i70ö-ii'.sprach der neue Kaiser Joseph I-, der seines Vaters Politik und Gesin-
i7v5. nung beibehielt, über Max Emanuel und seinen Bruder, den Kölner
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Max_Emanuel Max Eugen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Marlborough Eugen Ludwig Ludwig Joseph_I- Max_Emanuel Max
384
Napoleon Bonaparte's Machtherrschast.
eine traurige unheilvolle Regierung bis zum 3. November 1807. — Der Lstreichische Groß-
herzog von Toscana erhielt das Erzstist Salzburg und die Kurwürde. Am 27. März
1 799 war Ferdinand Iii. aus seiner schönen Hauptstadt geschieden. Die französische Be-
satzung war zwar vorübergehend wieder durch die östreichische verdrängt worden, nun er-
folgte aber eine neue französische Occupation. Bei solchen Wechselfällen war das Land
allen Unordnungen tumultuarischer Besatzungen, allen Räubereien französischer Emissäre,
allem Elend des kleinen Kriegs, allen Gräueln des Parteihasses ausgesetzt.
Die deutschen Reichsstände, die durch die Abtretung des linken Rheinufers
an Frankreich Länder und Rechte eingebüßt, oder durch rechtzeitigen Anschluß an
den mächtigen Nachbar Napoleons Gunst erlangt hatten, erhielten durch den so-
28. Febr. genannten Reichsdeputationshauptschluß reichliche Entschädigung in den
' säcularisirten Bistbümern und Stiftern und in den aufgehobenen Reichsstädten
auf dem rechten Rheinufer. „In Paris begann ein Handel mit deutschen Bis-
thümern, Abteien, freien Reichsstädten, wobei die fürstlichen Bewerber vor dem
ersten Cónsul, seinen Gesandten und Geschäftsmännern mit goldbeladenen Hän-
den erschienen und vor Talleyrand's Mätresse, seinem Secretär Matthieu und
dem Gesandten Laforest in Regensburg um die Wette krochen."
Preußen erlangte die Bisthümer Münster, Hildesheim, Paderborn, mehrere Ab-
teien und Reichsstädte (Mühlhausen, Nordhausen), die mainzischen Besitzungen in Thü-
ringen (Erfurt) und das Eichsseld. Bayern erhielt die geistlichen Fürstenthümer Würz-
burg, Bamberg, Augsburg, die Bisthümer Freising und Passau, mehrere
Abteien und Reichsstädte (Schweinfurt, Kempten, Memmingen, Kaufbeucrn, Nördlin-
gen rc.); der zum Kurfürsten erhobene Markgraf Friedrich von Baden bekam die
durch den Tod des Kurfürsten Karl Theodor (st 1799) erledigten pfälzischen Aemter Bret-
ten, Heidelberg und Ladenburg mit der Stadt Mannheim; ferner die diesseitigen Gebiete
der säcularisirten Bisthümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speier, mehrere Reichs-
städte (Psullcndorf, Ueberlingen, Offenburg u. a.) und viele Klöster und Stifter (Salem,
Lichtenthal, Allerheiligen, Ettenheimmünster u. a.); der tyrannische aber kluge Herzog
Friedrich von Würtemberg erhielt für seine Verluste in Frankreich (Mömpelgard u. a.)
eine große Anzahl säcularisirter Abteien und Klöster und mehrere wichtige Reichsstädte
(Reutlingen, Hall, Gmünd, Heilbronn, Eßlingen u. a.). Auf ähnliche Weise wurden ent-
schädigt und vergrößert: Hessen-Kassel (durch Fritzlar, Amöneburg, Gelnhausen u. a.);
Hessen-Darmstadt (mit den Mainzer Aemtern Gernsheim, Bcnsheim, Lorsch, Heppen-
heim u. a., mit dem Reste des Bisthums Worms, mit einigen pfälzischen Aemtern und
mehreren geistlichen Stiftern (Hirschhorn, Seligenstadt u. ass); Nassau (mit mehreren
mainzischen und pfälzischen Aemtern im Rheingau u. a.) und einige nachmals mediatisirte
Fürsten, wie Lein in gen (mit der Abtei Amorbach), Isenburg, Hohenlohe, Lö-
wenstein und mehrere R eich s gra sen. Wilhelm von Oran ten, der Sohn des
flüchtigen Erbstatthalters von Holland (§. 727.) erhielt die Stifter Fulda und Corvey.
Dagegen wurden die beiden geistlichenkurfürstenthümerköln und Trier und eine große
Anzahl Bisthümer ganz eingezogcn, das Erzstist Mainz auf wenige Orte (Aschaffcnburg,
Wetzlar) beschränkt und die zahlreichen Reichsstädte auf sechs vermindert (Hamburg, Bre-
men, Lübeck, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg). Die höchste geistliche Würde erhielt der
Fürst Karl von Dalberg als Reichskanzler und Fürst Primas. Außer dem Nest des
Kurfürstcnthums Mainz besaß er noch das Bisthum Regensburg.
Während dieser Vorgänge hatte sich in Rußland eine wichtige Begebenheit
zugetragen. Pauls Verhältniß zu Oestreich und England war in demselben Grade
feindselig geworden, als seine Verbindung mit Bonaparte sich freundlicher und
inniger gestaltet hatte (§. 740). Er erneuerte den Plan seiner Mutter (§. 677.)
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Ferdinand_Iii Ferdinand Napoleons Matthieu Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_Theodor_( Karl Friedrich_von_Würtemberg Friedrich Hohenlohe Wilhelm Karl_von_Dalberg Karl Pauls
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Frankreich Rheinufer Paris Regensburg Hildesheim Paderborn Nordhausen Erfurt Bamberg Augsburg Schweinfurt Memmingen Heidelberg Ladenburg Mannheim Basel Straßburg Offenburg Salem Allerheiligen Frankreich Mömpelgard Reutlingen Heilbronn Eßlingen Hessen-Kassel Fritzlar Amöneburg Gelnhausen Hessen-Darmstadt Bcnsheim Lorsch Seligenstadt Nassau Rheingau Isenburg Oran Holland Fulda Corvey Mainz Aschaffcnburg Wetzlar Hamburg Frankfurt Nürnberg Augsburg Mainz England
399
Das französische Kaiserreich.
2) Excelmans, Freiwilliger 1791, Divisionsgeneral 1812, Großkanzler der Ehrenlegion
1849, Marschall 1851, gest. 23. Juli 1852, 77 I. alt.
§. 748. Der Rheinbund. Durch die Erhebung des Kurfürsten
von Bayern und des Herzogs von Würtemberg zur souverainen Königs-
würde war bereits die Verfassung des deutschen Reichs aufgelöst. Napoleon
kam daher auf den Gedanken, durch Stiftung des Rheinbundes den
Süden und Westen von Deutschland dem östreichifchen Einflüsse ganz zu
entrücken und an sich zu ketten. Bei der Selbstsucht der meisten deutschen
Fürsten und bei der obwaltenden Furcht vor dem gewaltigen Gebieter, auf
dessen Seite immer das Schlachtenglück war, fiel es dem schlauen Talley -
rand und dem Kurfürsten-Erzkanzler von Dalberg nicht schwer, durch
die Aussicht auf Landergewinn und Machtvergrößerung eine Anzahl Fürsten
und Reichsstände zur Trennung vom deutschen Reiche und zum Anschluß an
Frankreich zu bewegen. Am 12. Juli 1806 wurde in Paris der Grundver-
trag unterzeichnet, kraft dessen Napoleon als Protector des Rhein-
bundes den einzelnen Gliedern (Bayern, Würtemberg, Baden, Darm-
ftadt, Berg, Nassau, Hohenzollern, Lichtenstein u. a. m.) in Betreff der
Besteuerung, Conscription, Gesetzgebung und obersten Gerichtsbarkeit voll-
kommenes Herrenrecht (Souverainetat) zuerkannte gegen die Verpflichtung,
eine bestimmte Anzahl Truppen (bis zum Belauf von 63,000 Mann) zu des
Kaisers Verfügung bereit zu halten. Der zum Fürst Primas erhobene
und mit der Stadt Frankfurt beschenkte Kurfürst - Erzkanzler Dalberg
ward als Napoleons Stellvertreter beim Rheinbund ausersehen. Durch
neue Gebietsvermehrung und durch Unterordnung (Mediatisirung) vieler
kleinen vordem unmittelbaren Reichsstände unter die Oberhoheit der größeren
Fürsten, von deren Gebiet jene eingeschlossen waren, nahm die Macht der
Bundesglieder bedeutend zu. Kaiser Franz Ii., der schon vorher durch
Uebertragung der Kaiserwürde auf die östreichifchen Erbstaatcn sein geringes
Vertrauen auf den Fortbestand des Reichs kund gegeben, entsagte der deut-
schen Kaiserwürde, nannte sich Franzi., Kaiser von Oestreich und
entzog seine sammtlichen Staaten dem deutschen Reichsverband. Damit
wurde das heilige römische Reich deutscher Nation aufgelöst; durch c-
innere Zwietracht und machtlose Vielherrschaft war es schon längst zum
Schatten herabgesunken. Jetzt wurden seine mächtigsten Glieder die Vasallen
eines fremden Zwingherrn. Die Reichsgesetze wurden abgeschafft und die
Unterthanen der Rheinbundsftaaten traten bis zur Ausarbeitung neuer Ge-
setze in den Zustand einer rechtlosen Uebergangsperiode. Wohl drückte das
Gefühl der Schmach manche deutsche Brust; und E. M. Arndt gab in
dem „Geist der Zeit" diesem Gefühle Worte; aber wie Wenige wagten es
noch ferner zu sprechen, seitdem der wackere Buchhändler Palm von Nürn-
berg auf Befehl des despotischen Machthabers das Opfer eines schmachvollen
Justizmordes geworden, weil er sich weigerte, den Verfasser einer von ihm
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Talley Dalberg Napoleon Dalberg Napoleons Franz_Ii Franz Franzi Oestreich Arndt Buchhändler_Palm_von_Nürn-
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Bayern Würtemberg Rheinbundes Deutschland Frankreich Paris Würtemberg Baden Nassau Frankfurt Rheinbundsftaaten
400
23. Jan
1800.
13. Sept
1806.
Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft.
verlegten kleinen Schrift „Deutschland in seiner tiefsten Erniedri-
gung" anzugeben?
Der Rheinbund umfaßte noch einige Rcichsglieder, die später mediatisirt wurden,
nämlich Salm, Isenburg, Aremberg und von der Le Yen. — Zu den mediasirten
Fürsten gehörten: Fürstenberg, Schwarzenberg, Thurn und Taxis, Löwenstein, Dettin-
gen, Hohenlohe, Leiningen, Nassau-Oranien, Wied-Runkel, Metternich, Fugger, Bentheim,
Solms, Sayn-Witgenstein u. A.; ferner die Grafen von Castell, Erbach, Stolberg,
Isenburg, Stcrnberg, Plettenberg, Wartenberg, Waldbott-Bassenheim u.a. Die Media-
tisirten (Standesherren) behielten ihr Patrimonial- und Privateigenthum, das Recht der
niedern und mittleren Gerichtsbarkeit und das Jagd-, Fischerei- und Patronatsrecht.
T. Der preußische Krieg
§. 749. a) Veranlassung. Hatte die schwankende Haltung Preußens
wahrend des östreichischen Kriegs und die Unschlüssigkeit des friedfertigen aber
übel berathenen Königs den französischen Kaiser mit tiefem Groll erfüllt, so
erzeugte die Demuth und Willfährigkeit, womit sich der gewissenlose, unpatrio-
tische Haugwitz und andere Minister allen Machtsprüchen Napoleons fügten,
alle Demüthigungen geduldig ertrugen und der Huld des Gewaltigen die Ehre
des Landes zum Opfer brachten, in ihm die Ansicht, daß man gegen Preußen
alle Rücksicht und Schonung bei Seite setzen dürfe, daß der König als Freund
unzuverlässig, als Feind zaghaft und unschädlich sei. In dieser Voraussetzung
behandelte Napoleon die preußischen Staatsmänner mit Hohn und Uebermuuh
und gab bei jeder Gelegenheit seinen Groll und seine Mißachtung zu erkennen.
Die vielfachen Kränkungen, die Napoleon absichtlich der preußischen Regierung
zufügte, überzeugten diese endlich, daß jener den Krieg wünsche und daß der
Friede nicht länger mit Ehren aufrecht erhalten werden könne. Zwei Ursachen
erweiterten den schon bestehenden Bruch und steigerten in Preußen die Erbit-
terung bis zur Kriegserklärung. 1) Der Stiftung des Rheinbundes schien die
Absicht unterzuliegen, Deutschland allmählich ebenso von dem fränkischen Kaiser-
thum abhängig zu machen, wie Italien und Holland. Preußen suchte daher durch
Gründung eines n o r d i sche n B u n d es, dem alle am Rheinbunde noch unbe-
theiligten Reichsstäude (Sachsen, Hessen-Eassel, Mecklenburg, Oldenburg, die
Hansestädte, Holstein u. a. m.) beitreten sollten, dieses Vorhaben zu vereiteln
und fühlte sich tief verletzt, als Napoleon diesen anfangs gebilligten und gerathe-
nen Plan zuerst heimlich, dann offen mit falscher Doppelzüngigkeit Hintertrieb.
2) Das Berliner Kabinet brachte in Erfahrung, daß Napoleon bei Erneuerung
der Friedensunterhandlungen mit dem englischen Ministerium diesem die Zurück-
gabe des an Preußen abgetretenen Kurfürstenthum Hannover angeboten habe,
ohne mit der preußischen Regierung darüber Rücksprache zu nehmen. (— Die
Vernichtung der französischen Flotte bei Trafalgar (§. 747.) hatte den Kaiser
.aufs Neue überzeugt, daß er trotz aller Landsiege das meerbeherrschende England
nicht überwinden könne, und der Tod Pitts, der den freisinnigen, den Ideen der
Revolution befreundeten Fox ins Ministerium führte, erfüllte ihn mit der Hoff-
nung eines Friedensschlusses. Allein ehe die Verhandlungen zum Ziel gekommen,
.starb Fox und die Kriegspartei bekam wieder die Oberhand. —) Diese Erfah-
rungen , verbunden mit mannichfaltigen Grenzverletznng en (Besitznahme
von Wesel), brachten die preußische Regierung zu der Ueberzeugung, daß sie sich
von Frankreich des Schlimmsten zu versehen habe. Sie gab ihren Unwillen auf
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Hohenlohe Metternich Fugger Demuth Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Isenburg Aremberg Schwarzenberg Löwenstein Leiningen Wied-Runkel Bentheim Sayn-Witgenstein Erbach Stolberg Isenburg Stcrnberg Plettenberg Wartenberg Waldbott-Bassenheim Napoleons Deutschland Italien Holland Rheinbunde Sachsen Hessen-Eassel Mecklenburg Oldenburg Holstein Hannover England Wesel Frankreich