101
Kraft entwickelte. Unter dem Hause Romanow
(seit 1613) erhob es sich bereits auf Kosten Polens.
160. Die Türken.
Ungern stand noch immer unter der Abhängigkeit
von den Türken, die über Land und Meer, von der
Theiß bis Nubien herrschten. Denn Selim I. hatte
1517 Ägypten, Selim Ii. 1571 Cyprus erobert. In-
deß ward die türkische Flotte bei Lepanto 1571 von den
Spaniern bereits besiegt, und hatte den Ruf der Un-
überwindlichkeit verloren, den in der folgenden Periode
auch die Landheere der Pforte einbüßten.
16t. C u l t u r.
Der Streit in Neligionssachen belebte den Eifer in
wissenschaftlichen Forschungen, wobei insonderheit die
historischen und Alterthumsstudien sehr gewannen.
(R e u ch l i n, Erasmus, M e l a n ch t h o n, Came-
rarius, Muretus, Lipsius, Scaliger, Ste-
phanus, Gronow u. v. a.). Daneben erreichte
die schöne National-Literatur der europäischen Völker,
insonderheit die spanische (Cervantes, Lope
de Vega), portugiesische, italianische
(Ariosto, Torquato Tasso), englische (Sha-
kespeare um 1600) eine Hobe Trefflichkeit. Die
Naturwissenschaften machten große Fortschritte, be-
sonders die Astronomie durch Kopernicuö (-j- 1543),
Kcppler, Tycho de Brühe, Galilei (ff-1642).
Otto von Guerike (1650) erfand die Luftpumpe.
Non der fortschreitenden und allgemeiner verbreiteten
wissenschaftlichen Bildung zeugt auch die sehr zuneh-
mende Zahl der in dieser Periode gestifteten Universitä-
ten. — In den Künsten erreichten unsterblichen Ruhm
die Maler Raphael, Michael Angelo, Cor-
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Extrahierte Personennamen: Lipsius Gronow Vega Otto Raphael Michael_Angelo
— 101 —
Burggrafentum Friedberg, die Herrschaft Breuberg, Grafschaft Erbach, die Besitzungen der fürstlich- und gräflich-folmsischeu Häuser in der Wetterau mit Ausschluß der Ämter Hohen-Solms und Braunfels, die Grafschaft Schlitz, im ganzen ein Zuwachs von 122 000 Einwohnern.
1809 kam Schiffenberg an den Staat, 1810 das Amt Babenhausen, das Amt Rodheim, Heuchelheim, Münzenberg und Ortenberg. Ludwig mußte 1806 an dem Kriege gegen Preußen und 1809 an dem gegen Österreich teilnehmen. 1812 war Hessen verpflichtet, ein bestimmtes Kontingent der französischen Armee nach Rußland zu stellen. Im Feldzuge des Jahres 1813 kämpften die Hessen auf Napoleons Seite. Stach der Schlacht bei Leipzig sagte sich Ludwig von Napoleon los und schloß sich durch den Vertrag vom 2. November 1813 zu Dörnigheim bei Hanau dem deutschen Bunde an. Die Hessen drangen mit den Verbündeten in Frankreich ein und nahmen, nachdem Napoleon 1815 von Elba zurückgekehrt war, an den Kämpfen bei Straßburg teil. Durch die Wiener Schlußakte von 1815 gab Hessen Westfalen an Preußen ab und erhielt dafür Rheinhessen. 1816 erwarb es von den ehemaligen fürstlichen isenburgischen Besitzungen Offenbach, Dreieichenhain, Götzenhain, Hausen, Heusenstamm, Neu-Jfenburg, Öffenthal, Philippseich und Sprendlingen.
b) Ludwigs I. Verdienste um das Volkswohl.
Großherzog Ludwig I. hat sich durch eine Reihe humaner Reformen große Verdienste um das Volkswohl erworben. Schon 1810 gab er das Gesetz über Vergütung des Wildschadens. Leibeigenschaft und Fronen betrachtete er als seiner Zeit unwürdig und hob sie 1811 auf. Durch Verbesserung des Volksschulunterrichts, die Gründung zweier Lehrerseminare, Errichtung von Real- und Gewerbeschulen hob er das geistige und sittliche Wohl seines Volkes. Die Universität Gießen förderte er durch reichliche Geldmittel und Berufung von tüchtigen Lehrern. In religiösen Dingen zeigte er eine seltene Duldsamkeit. Geistreiche Männer liebte er um sich, namentlich Freunde und Kenner der Kunst. An seinen Hofe zog er den großen Komponisten und Orgelspieler Abbe Vogler, unter dem Carl Maria v. Weber und Meyerbeer ihre musikalischen Studien machten. Er unterstützte das Talent, gab ihm Mittel, sich im In- und Auslande zu entwickeln und zu bilden. Er legte die Bildergallerie an, das Museum, das Opernhaus, erweiterte die Hofbibliothek, deren Benutzung er dem Publikum gestattete. Einfach und schlicht in seinem Wesen, liebte er innere Gediegenheit und Biederkeit. Als Freund der Natur verweilte er gern in den nahen Wäldern, wie er auch schöne Punkte in Anlagen umschaffen ließ. Wie ein Vater sorgte er für sein Volk, gab ihm eine Verfassung, nahm sich der Witwen und Waisen, Armen und Notleidenden an. Durch seine Minister du Thil und v. Hofmann brachte er am 14. Februar 1828 den Zollverein zum Abschluffe, der den Grundstein zu einem großen einigen Deutschland legte. Am 6. April 1830 verschied Großherzog Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Napoleons Ludwig_von_Napoleon Ludwig Napoleon Napoleon Ludwigs_I. Ludwig_I. Abbe_Vogler Carl_Maria_v Maria Meyerbeer Hofmann
458
Neueste Geschichte. 3. Periode.
bereit; auch an der russisch-türkischen Grenze in Asien sollte der Kampf beginnen.
Die Türkei hatte, die Unvermeidlichst des Krieges voraussehend, alle ihre Streitkräfte aufgeboten, um ihre Existenz in Europa mannhaft zu vertheidigen. Der Krieg erhielt hier den Charakter eines Kampfes für die Religion; der Sultan erhob die heilige Fahne des Propheten und nahm den Titel Gazis d. H. Glanbens-kümpfer an; der Scherif in der jedem Mnhamedaner ehrwürdigen Stadt Mekka erklärte den Kampf gegen Rußland als ein Gebot der Religion. Von den tunesischen bis zu den arabischen Grenzen der Wüste, vom Nillande bis zum Euphrat und Tigris hin eilten die Bekenner des Halbmonds unter die an der Donau sich sammelnden Schaaren.
Wir beschränken uns auf einen den Verlauf der Kriegsereignisse andeutenden Ueberblick. Es Lann auch hier nicht Aufgabe dieser Erzählung sein, bei den erhebenden wie bei den erschütternden Vorfällen und Thaten dieses Krieges zu verweilen, so reich er auch an denkwürdigen Tagen und an dem Wechsel des Schlachten-Mcks war.
Am 24. April 1877 begannen die Russen ihre kriegerischen Bewegungen, indem sie den Pruth überschritten. Kaiser Alexander Ii. hatte am Tage zuvor au's User des Flusses sich begeben und in schweigendem Sinnen hinübergeblickt, ehe seine letzten Befehle den tückischen, wilden Dämon des Krieges entfesselten. Die großherzigen Bewegungsgründe, welche ihn zu diesem Kriege trieben, legte der Czar seinen Völkern und der staunenden Welt in einem Manifeste vor. Selten, außer den Kreuzzügen, hat die Geschichte ein kriegerisches Unternehmen mit so idealen, selbstlosen Zielen bezeichnet gesehen. Daß aber die politischen Ideale von den „Wirbeln der Zeitgewalt" erfaßt werden und nach der Erkenntniß der Täuschungen ermüdet am Ziele ankommen, das sollte Kaiser Alexander Ii. auch erfahren. Er reiste jetzt nach St. Petersburg zurück und begab sich erst im Juni zur Armee.
Rumänien hatte den Durchzug der russischen Heeresmassen und ihr erstes Verweilen zu überstehen. Dieses Land, bisher ein Vasallenstaat der Türkei, war entschlossen, dieses Verhältniß zu lösen. Es mußte dies in einem Augenblicke thun, wo es von Rußland, unter dessen vormuudschastlicher Protection es unleugbar gestanden hatte, gleichsam besetzt war. Die Lage war schwierig, aber Fürst Karl, vertrauend ans die Uebereinstimmung mit seinem
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Ii Alexander Alexander_Ii Alexander Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Asien Europa Mekka Nillande Donau Petersburg
356 Neuere Geschichte.
auf, das Erzb. Mainz allein ausgenommen.
Der Kurfürst ndeß behielt unter dem T tel Ku r-
Erzkanzler von seinem Erzbisthum blofiaschaf-
sendurg, als ein Fürstenthum, wozu ih n das
Bisch. und die Reichsstadt Regensburz, und
Wetzlar gegeben wurdkn, welche Städte jedoch die
Sitze des Reichstages und des R. K. Gcricits
blieben. Für die zwei eingegangenen geistlichen
Kuren wurden vier neue weltliche errichtet, Wir-
temberg, Baden, Hessen - Cassel und Salzburg,
die letzte zur Entschädigung des Grosikerzogs Dun
Toskana. Das Kurfürsten - Collegium bestand
nun ans Iq Mitgliedern; denn Pfalz war seit
1779 als besondere Kur erloschen, und mit Baiern
(Psalz Baiern) zusammengefallen. Da zu den
E'iltschadigungen so vieler Fürsten auch die Reichs-»
siavte angewandt wurden, so behielt das Reich
nur 6 freie Städte, Augsburg, Lübeck, Nürn-
berg, Frankfurt, Bremen und Hamburg, dem»»
die Landeshoheit und in Reichskriegcn eu.e unbe-
dingte 9teutralitat zugestanden wurde.
192. Wahrend aber der ehrsüchtige Vonaparte
sein Ansehen auch durch äußern Glanz, und die Gran-
zen der Republik in Italien durch Piemont und Parma
erweiterte, Holland wie eine eroberte Provinz benutzte,
und den Schweitzern eine neue Constitution aufdrang,
erneuerte i^'O3 England den kaum beendeten Krieg, wo-
für jener sich durch Besetzung Hannovers zu rächen
suchte. Hannover, Holland, Spanien und Portugal
mußten ihm das Geld zu diesem Kriege hergeben.
Swon machte er Vorbereitungen zu einer Landung in
England. Jndeß gaben einige entdeckte Verschwörungen
gegen das Leben des ersten Consuls die Veranlassung
zu einer neueu Umwandlung der Verfassung, indem
durch ein organisches Senatus - Cousult vom 18.
1804
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Swon Jndeß
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Wetzlar Baden Hessen Salzburg Grosikerzogs_Dun
Toskana Augsburg Frankfurt Bremen Hamburg Reichskriegcn Italien Holland England Hannovers Hannover Holland Spanien Portugal England
462 Neuere Geschichte.
alle Vvlen iftrert Willen als Gesetz verehren. Die (Tone
föderation zu Bar wirkte ihren Absichten entgegen, und
suchte Hülfe bei der Pforte. Im Divan erkannte man
die Gefahr der russischen Übermacht in Polen, und er-
klarte den Krieg Zo. Oct. 1768. I» diesem sechsjähri-
gen bartnackigen Kriege gewann Nußland mehr an
Kri^gsruhm, Katharina an Kenntniß ihrer Macht, als
on Landerumfang. Zur See und zu Lande zeichnete«
sich die Russen aus.
Zum erstenmal,l segelte eine russische Flotte aus der
Oftsee ins Mittelmeer; sie schlug die türkische bei
Scio 5. Jul. 1770, uild verbrannte sie in der
Bucht von Tschesme 16. Jul., ohne den Siez
geborig zu nutzen. Zu Lande siegte Romanzo v
zuerst an, Pruth 18. Jul., wodurch er die M»l-
dau eroberte, bald nachher in einer noch großem
Schlacht am Kagul 1. Aug., wo die emgeschlos-
sene Armee mit dem Bajonett deu Sieg erlampste,
dessen Folge vie Eroberung dtr Walachei war.
Beuler wurde von Panin r. Sept. und in dem
folgenden Feldzuge die Krim von Oolgoruckl ero-
bert. An der Donau war der Krieg weniger leb-
Haft', weil 7771 die Pest zu Moskau, 1772 das
polnische Tbeilungsgeschaft, 177? die Unruhen
des Kosacken Pu ga tscheff am Jaik die Unter-
nehmungen lahmten. Aber der Feldzug von 1774
wurde entscheidend, da Romanzow sich nicht bloß
jenseits der Donau behauptete, sondern auch die
Türken durch Einschließung in solche Noth und
Nieoergeschlagenheit versetzte, daß schnell der Friede
zu Kutschuk Kainardge in Bulgarien zu Stande
kam 21. Jul. Rußland behielt Kinburn und
Asow, das Gebiet zwischen dem Bog und Dnepr,
und in der Krini Jenikale und Kertsch, nebst der
großen und kleineu Kabardei, auch freie Schiff-
fahrt m allen türkischen Meeren» Die Krim und
Kuban
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Extrahierte Personennamen: Katharina_an_Kenntniß Romanzo Romanzow
176
ßischen Hilfstruppen zu, der sich zur Freude Friedrich Wilhelms aus das vorteilhafteste über den Prinzen aussprach.
1734 Als ein Zeichen der Gunst seines Vaters erhielt Friedrich 1734 von diesem die Herrschaft Rnppin und das Schloß Rheinsberg geschenkt. Hier lebte er nun ganz seinen Neigungen. Eifrig ergab er sich dem Studium der Kriegswiffenschaften. Seine Erholungsstunden vollbrachte er im Kreise heiterer Gesellschafter und geistreicher Männer bei Musik und Lektüre großer Dichter und Schriftsteller. In seiner nächsten Umgebung besanden sich Männer wie Fouquet, Jordan und andere Gelehrte und die Komponisten Graun und Benda. Mit auswärtigen Gelehrten, besonders mit dem von ihm bewunderten Voltaire, stand er fortwährend in Briefwechsel. Mehrere Schriften Friedrichs erhielten in der ländlichen Ruhe Rheinsbergs ihr Dasein, so sein „Europäisches Staatensystem" und sein „Antimacchiavel, ou essai critique sur le Prince de Macchiavel“, in welchem er im Gegensatz zu dem bekannten Werke des Italieners Macchiavelli den Gedanken durchführte, daß Hauptzweck einer guten Regierung das Volkswohl und die Gerechtigkeit sein müsse. Überhaupt bildete sid) Friedrich hier in jeder Beziehung auf feinen hohen Beruf vor. Seinen Vater begleitete er häufig auf Reisen, um den Zustand und die Tüchtigkeit der versd)iedenen Regimenter zu untersuchen. So fand in den letzten Lebensjahren Friedrich Wilhelms I. das beste und innigste Verhältnis zwischen diesem und seinem Sohne statt.
I. Die ?mei ersten schlesischen Kriege ttttfr der 1740-1748 österreichische Grvfolgekrrieg 1740—1748.
Aussterben der Habsburger. Kaiser Karl Vi. (1711—1740) war der letzte der Habsburger. Er hatte auch nach dem Frieden von Rastadt nicht unbedeutende Kriege geführt, so in den Jahren von 1716—1718 gegen die Türken, in welchem Prinz Eugen dieselben in den ruhntmdjen Schlachten bei Peterwardein (1716) und bei Belgrad (1717) schlug und 1718 den Frieden von Passarowitz (in Serbien) erzwang, durch welchen Österreich in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien, von Kroatien und der kleinen Walad)ei gelangte*); freilief) gingen diese Erwerbungen nach einem späteren Türkenkriege 1737—1739 wieder verloren. — Während dieses Türkenkrieges harte Philipp V. von
*) Venedig, in diesem Kriege die Bundesgenossin Österreichs, erhielt für das 1715 an die Türken verlorene Morea Dalmatien.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich Friedrich Jordan Benda Friedrichs Italieners_Macchiavelli Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelms_I. Friedrich Wilhelms_I. Karl_Vi Karl Eugen Eugen Philipp_V. Philipp_V.