320
Neuere Geschichte, Zweite Periode.
Blüthezeit der französischen Literatur im Zeitalter Ludwigs Xiv.
Corneille (f 1684), Racine (f 1699), Molière (f 1673), La Fontaine
(f 1695), Boileau (f 1711), Bossuet (f 1704), Fuchier (f 1710),
Fcnelon (f 1715).
Ludwigs Hoflehen in Versailles (von 1680 ab), das Vorbild der
europäischen Höfe. Bauten, Luxus, Maitressen (La Vallière, Mon-
tespan, Fontange). Nach dem Tode seiner Gemahlin Maria The-
resia von Spanien (f 1683) vermählt sich Ludwig im Geheimen mit
Françoise d'aubigné, Wittwe des Dichters Scarron, die er zur
Marquise von Maintenon erhebt. Seitdem Bigotterie am Hofe.
§. 2. Deutschland.
1658—1705. Leopold I. (Sohn Ferdinands Iii.).
Seit 1663 stehender Reichstag zu Begensburg, von den
Vertretern der 8 Kurfürsten, der 69 geistlichen, der 96 weltlichen
Fürsten und der Reichsstädte gebildet. Corpus Catholicorum und
Corpus Fvangelicorum.
1661—1664. Erster Türkenkrieg, durch eine streitige Fürstenwahl
in Siebenbürgen veranlasst. Die Fortschritte der Türken
verschaffen dem Kaiser endlich die Unterstützung des Reichs und
selbst der Franzosen. Sieg des kaiserlichen Feldherrn Montecuculi
über die Türken bei St.-Gotthard an der Raab (1664). Dennoch
20jähriger, den Türken vortheilhafter Waffenstillstand. Die Kriege
des Reiches gegen Ludwig Xiv. s. S. 316 f.
1666. Jülichscher Erbfolgestreit geendet: Cleve, Mark, Raven-
stein und halb Ravensberg an Brandenburg; später
statt Ravenstein ganz Ravensberg.
1682—1699. Zweiter Türkenkrieg. Verschwörung ungarischer Mag-
naten entdeckt und bestraft, Graf Tököly ruft die
Türken herbei. Eindringen des Grofsveziers Kura
Mustapha in Ungarn und
1683. Belagerung Wiens.
Heldeninilthige Vertheidigung, geleitet durch Rüdiger
von Stahremberg. Glücklicher Entsatz durch das vereinigte deutsche
und polnische Heer unter Karl von Lothringen und dem Polenkönig
Johann Sobicski. Seitdem eifrigere Theilnahrne der deutschen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Boileau Ludwigs_Hoflehen Ludwigs Maria_The- Maria Ludwig Ludwig Leopold_I. Ferdinands Ludwig_Xiv Ludwig Cleve Graf_Tököly Stahremberg Karl_von_Lothringen Karl Johann_Sobicski Johann
324
Neuere Geschichte, Zweite Periode.
die Strelitzen aufgelöst und durch ein nach europäischer Weise disci-
plinirtes Heer ersetzt (1699).
1699. Friodo mit den Türken zu Karlowitz, Azow gewonnen.
§. 4. England.
1649—1660. England Republik (Commonwealth).
Cromwell (s. S. 313) unterwirft nach blutigem Kampfe
Irland und durch zwei Siege (hei Dumbar und bei Worcester
[spr. u~ufter]) Schottland, von wo er des hingerichteten Königs Sohn,
Karl Ii., vertreibt. In England löst Cromwell das Rumpfparlament
und zwei von ihm selbst gebildete auf. Durch das Heer wird
1653—1658. Cromwell Lord-Protektor der drei Reiche (England,
Schottland, Irland).
Navigationsakte (1651), welche den Fremden auf ihren eigenen
Schilfen nur die Einfuhr eigener Produkte erlaubt und namentlich
den holländischen Zwischenhandel schwer trifft. Daher Krieg mit
Holland (1652—1654), aus welchem die Engländer als Sieger hervor-
gehen. Im Kriege mit Spanien (1655—1658) Eroberung Jamaikas
und Einnahme von Dünkirchen.
Nach Oliver Cromwells Tode folgt ihm als Protektor sein Sohn
Richard Cromwell, der schon nach 8 Monaten abdankt. Zwistig-
keiten unter den Befehlshabern der Heere führen zur
1660. Restauration der Stuarts.
General Monk versammelt ein neues Parlament (Ober-
haus und Unterhaus), welches auf den Thron ruft Karls I. Sohn, den
charakterlosen, verschwenderischen und ausschweifenden
1660—1685. Karl Ii., der, ohne andere Zugeständnisse als Amnestie
u. Gewissensfreiheit, zu gewähren, nach England zurück-
kehrt. Beides wird nicht gehalten, sondern blutige Rache genommen.
Verhängnisvoller Einfluss von Lord Clarendon (Edward Hyde),
Schwiegervater des Herzogs v. York, später aus dem Reiche verbannt.
Verheerung Englands durch eine ansteckende Krankheit (1665).
Feuersbrunst, die 2,3 von London verzehrt (1666). Dünkirchen an
Frankreich verkauft. Zahlung französischer Jahrgelder an Karl Ii.
Grausames Verfahren gegen die puritanischen Geistlichen, Duldsam-
keit gegen die Katholiken, denen der zwischen Freigeisterei und un-
bedingter Unterwerfung unter geistliche Autorität schwankende
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Cromwell Karl_Ii Karl Cromwell Cromwell Oliver_Cromwells Richard_Cromwell Monk Karls_I. Karl_Ii Karl Edward_Hyde Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: England Irland Worcester Schottland England England Schottland Irland Holland Spanien England Englands London Frankreich
Deutschland unter Karl Vi.
385
1714—1718. Krieg der Türken gegen Venedig und, seit 1716, gegen
den Kaiser. Leichte Einnahme von Morea durch die
Türken, die Venetianer behaupten nur Corfu. In Ungarn wird der
Krieg durch Prinz Eugen ruhmvoll geführt. Sieg bei Peterwardein
(1716). Sieg, Belagerung und Einnahme von Belgrad (1717).
1718. Friede zu Passarowitz (Posharewatz).
1) Oesterreich erhält das Temesvarer Banat, einen Theil von
Serbien mit Belgrad und die kleine Wallachei. 2) Venedig behält
die eingenommenen Plätze in Dalmatien, überlässt der Pforte Morea.
Die Wegnahme Sardiniens (1717) und Siciliens (1718) durch
die Spanier (,Elisabeth von Parma, zweite Gemahlin Philipps V. und
ihr Günstling, der Minister und Cardinal Alberoni, beabsichtigen
die Nebenländer, wieder mit der spanischen Monarchie zu vereinigen)
bewirkt die
1718. Quadrupelallianz zur Aufrechterhaltung des Utrechter Frie-
dens, geschlossen vom Kaiser, England, Frankreich,
in Hoffnung des Beitritts der Pepublik Holland.
Nach einem kurzen Kriege und dem Sturze Alberonis (geht
nach Rom, f 1752) werden die Verabredungen der Quadrupelallianz
im Jahre 1720 zur Ausführung gebracht:
1) Spanien räumt Sicilien und Sardinien und verzichtet für
immer auf die Nebenländer, wogegen der Kaiser die spanischen
Bourbonen anerkennt. 2) Savoyen muss Sicilien (s. S. 330) mit
Sardinien vertauschen, seitdem nennen sich die Herzoge von Savoyen:
Könige von Sardinien.
Kaiser Karl Vi. ist ohne männliche Nachkommen. Seine haupt-
sächlichste Bemühung während seiner ganzen Regierung geht dahin,
die verschiedenen, unter österreichischem Scepter vereinten Länder
nach seinem 'Tode ungctheilt zu erhalten. Deshalb Festsetzung einer
Erbfolgeordnung unter dem Titel
Pragmatische Sanktion,
welche 1) die Untheilbarkeit der zur österreichischen Monarchie
gehörigen Länder anordnet, 2) dieselben in Ermangelung männlicher
Nachkommen auf Karls Töchter (die älteste Maria Theresia) und
deren Nachkommen nach dem Erstgeburtsrecht vererbt, 3) im Fall
(S, 336 u. 337 folgen 2 genoal. Tafeln; Fortsetz, d. Textes S. 338.)
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TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Eugen Philipps_V. Philipps_V. Cardinal_Alberoni Karl_Vi Karl Karls Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Venedig Corfu Ungarn Belgrad Oesterreich Serbien Belgrad Venedig Dalmatien Morea Parma England Frankreich Pepublik_Holland Rom Spanien Sicilien Sardinien Sicilien Sardinien Sardinien Karls
Reichsdeputationshauptschluss von 1808.
385
so, dass das Land als Gesammtstaat durch einen Landamman und
eine Tagsatzung vertreten wird.
Für die inneren Verhältnisse Deutschlands wird der Friede zu
Lunéville nach einem von Frankreich und Russland festgesetzten
Entschädigungsplan zur Ausführung gebracht durch den
]$03. Reichs - Deputationshauptschluss.1
(Febr.) Von geistlichen Ständen bleiben nur: 1) der bisherige
l(urjjrßt von Mainz, von jetzt ab Kurerzkanzler, mit
einem Territorium, gebildet aus Ueberresten dos Erzstifts Mainz auf
dem rechten Rheinufer, dem Bisthum Regensburg und den Städten
Regensburg und Wetzlar; 2) die Oberen des Johanniter- und des
deutschen Ordens. Von den 48 freien Reichsstädten bestehen nur
6 fort, die 3 Hansestädte : Lübeck, Hamburg, Bremen, dann Frank-
furt, Augsburg, Nürnberg. Alle übrigen geistlichen Territorien und
Reichsstädte werden zu Entschädigungen verwendet. Hie Kurfürsten-
thümer Trier und Köln gehen ein. Vier neue Kurfürstenthümer: .
Hessen-Kassel, Baden, Wurtemberg, Salzbwg.- ^ 'A
Himptsächlichste Entschädigungen: 1) Grofsherzog v. Toscana:
Salzburg und Berchtesgaden. 2) Herzog von Modena: Breisgan
(wofür Oesterreich die Stifter Trient und Brixen erhält). 3) Baiern :
Bisthümer Würzbwrg, Bamberg, Freising, Augsburg, die meisten
Prälaturen und Reichsstädte in Franken und dem östlichen Schwaben,
dafür an 4) Baden : Der auf dem rechten Rheinufer gelegene Theil
der Rheinpfalz (Heidelberg, Mannheim, etc.). Außerdem erhält
Baden: die Bisthümer Konstanz, Basel, Strafsburg, Speyer, viele
Stifter und Reichsstädte, 5) Wurtemberg: Viele Abteien, Klöster
und Reichsstädte, besonders Reutlingen, Esslingen, Heilbronn, etc.
0) Preußen : Die Bisthümer Paderborn, Hildesheim, das mainzische
Thüringen (Eichsfeld und Erfurt), einen Theil von Münster, viele
Abteien, besonders Quedlinburg, und die Reichsstädte : Mühlhausen,
Nordhausen, Goslar. 7) Oldenburg: Bisthum Lübeck. 8) Hannover:
Bisthum Osnabrück. 9) Beide Hessen und Nassau tlieilen sich in
die diesseits des Rheins gelegenen Ueberreste der Erzstifte Mainz,
Trier und Köln. 10) Nassau-Oranien : Bisthum Fulda und Abtei
Corvey, (im Allgemeinen gewinnen die entschädigten Fürsten be-
deutend an Territorien und Untcrthanen.)
1 Eichhorn, Deutsche Staats- und Rcchtsgeschichte, Iv, § 606.
C. l’luuz, Auszug. 5. Aufl. 25
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
388
Neuere Geschichte, Dritte Periode.
I
Länder ah. 5) Baiern und Wurtemberg werden als Königreiche an-
erkannt. (!) Oesterreich erhält als Entschädigung: Salzburg, Berchtes-
gaden und die Güter des säeularisirten deutschen Ordens ; der Kurfürst
von Salzburg bekommt von Baiern Würzburg als Entschädigung.
Russland bleibt im Kriegsstande.
1805. Die Bourbonen in Neapel werden durch eine Verfügung
Dec. Napoléons aus Schönbrunn (La dynastie de Naples a
cessé de régner) entthront.
1800. Joseph, Napoléons älterer Bruder, König von Neapel. Der
Hof von Neapel zieht sich nach Palermo zurück.
Sicilien ist für Napoléon unerreichbar, da die Engländer das
Meer beherrschen.
Joachim Murat, Schwager Napoléons, wird Grofsherzog von
Berg. Marschall Berthier wird Fürst von Neuchâtel. Louis Bona-
parte, Napoléons dritter Bruder, wird König von Holland (frühere
batavischo Republik).
1806. Errichtung des Rheinbundes.
Juli. Napoléon Protector. Kurerzkanzler von Mainz Fürst
Brimas, Könige von Baiern und Wurtemberg, Grofs-
herzöge von Baden, Hessen-Darmstadt und Berg, Herzog von
Nassau, etc. (Später treten sämmtliche deutsche Fürsten hinzu, mit
Ausnahme derer von Oesterreich, Breufsen, Braunschweig und
Kurhessen.)
Zahlreiche Mediatisirungen bisher reichsunmittelbarer Fürsten,
dio freie Reichsstadt Nürnberg kommt an Baiern, Frankfurt an den
Fürst Primas. I
Kaiser Franz, der sich schon 1804 zum Kaiser seiner Oester-
reichischen Erblande erklärt hatte, legt die deutsche Kaiserkrone
nieder. Ende des alten deutschen Reiches.
1806-1835. Franz L, Kaiser von Oesterreich.
1806—1803*. (Vierter) Krieg Mit Preussen Und
Russland.
Gründe der pr eiifsischcn Kriegserklärung : Errichtung des Rhein-
bundes, Einverleibung Wesels, Wegnahme von Essen und Verden,
die Besetzung von halb Deutschland durch französische Hccro, An- ^
I
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joachim_Murat Schwager_Napoléons Louis_Bona- Kurerzkanzler_von_Mainz_Fürst
Brimas Franz Franz Franz_L Franz Wesels
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Wurtemberg Oesterreich Salzburg Salzburg Baiern_Würzburg Russland Neapel Neapel Neapel Palermo Berg Holland Baiern Wurtemberg Baden Hessen-Darmstadt Nassau Oesterreich Braunschweig Kurhessen Baiern Frankfurt Oesterreich Russland Rhein- Deutschland
Griechischer Freiheitskrieg.
415
1822. Congress zu Verona wegen äer spanischen und griechischen
Unruhen.
1823. Französische Intervention in Spanien, unter Anführung
des Herzogs v. Angouleme. Die Franzosen ziehen in
Madrid ein, zwingen Gadix zu kapituliren und befreien
den dort gefangen gehaltenen König Ferdinand Vii.
Grausame Reaktion, zahlreiche Hinrichtungen (Riego).
1810—1825. Umwandlung der spanischen und portugiesischen
Kolonien in Mittel- und Süd-Amerika in unabhängige
Staaten:
Columbia, seit 1819 Republik (Bolivar 1824 Dictator), löst
sich 1830 in 3 Republiken auf: Neu-Granäda, Venezuela, Ecuador.
Peru 1823 Freistaat. Auch La Plata, Uruguay, Chile und Süd-
Peru unter dem Namen Bolivia werden Freistaaten. In dem Jesuiten-
staat Paraguay herrscht lange Dr. Francia mit dictatorischer Ge-
walt. Mexico durch Iturbide 1821 von der spanischen Herrschaft
befreit, Iturbide Kaiser 1822, muss abdanken und das Land ver-
lassen. Mexico Republik 1823, Iturbide kehrt zurück, wird hin-
gerichtet 1824.
Brasilien seit 1822 unabhängiges Kaiserthum.
1820— 1834. Revolution und Bürgerkrieg in Portugal.
Don Miguel, der jüngere Sohn des Königs Johann Vi. (f 1826),
wird nach langem inneren Kampfe und unerhörten Grausamkeiten
von seinem älteren Bruder Don Pedro besiegt. Don Pedro (f 1834)
tritt noch bei seinen Lebzeiten die Regierung von Portugal an seine
Tochter Donna Maria ab. In Brasilien war schon 1831 sein Sohn
Pedro Ii. zum Kaiser proldamirt worden.
1821— 1829. Griechischer Freiheitskrieg.
Hetärie. Fürst Alexander Ypsilanti, an der Spitze
eines Griechenaufstandos in der Moldau und Wallachei, wird (Juni
1821) geschlagen, rettet sich nach Oesterreich, 6 Jahre in Munlcatsch
gefangen gehalten. — Wüthen der Türken gegen die Griechen in
Constantinopel und Adrianopel; über 300hingerichtet, viele ermordet.
Furchtbare Gräuel der Türken in Chios, das sich empört hatte, über
20,000 Griechen ermordet. — Mainottennnhtana. — Kanaris ver-
brennt einen Theil der türkischen Flotte und tötet 3000 Türken
(1821). Lord Byron (f 1824), der Genfer Fynard. Der Griechen-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Johann Pedro Pedro_( Donna_Maria Maria Pedro_Ii Alexander_Ypsilanti Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Madrid Mittel- Süd-Amerika Columbia Neu-Granäda Venezuela Ecuador La_Plata Uruguay Chile Peru Paraguay Portugal Portugal Brasilien Oesterreich Constantinopel Chios Mainottennnhtana
Aufstand der Ungarn (Magyaren).
427
1n48—1h49. Krieg Oesterreichs gegen Sardinien.
Die Oesterreicher, durch einen Aufstand aus Mailand
vertrieben, gehen bis nach Verona zurück. Angriff der Italiener bei
S. Lucia zurückgescblagen. Radetzki, durch Nugent (Kämpfe bei
Udine und Belluno) verstärkt, geht wieder vor. Die Truppen Karl
Alberta, Königs von Sardinien, siegreich bei Goito, werden bei Custozza
(24. Juli) von Radetzki vollständig geschlagen. Mailand wird von
den Oesterreichern wieder eingenommen. Waffenstillstand vom 9.
August 1848 bis 16. März 1849. Radetzki erzwingt durch die Siege
bei Mortara (21. März) und bei Novara (23. März) den Frieden.
Karl Albert dankt zu Gunsten seines Sohnes Victor Emmanuel ab und
begibt sich nach Portugal (f Juli 1849). — Einnahme von Brescia
nach furchtbarem Strafsenkampf, Grausamkeiten gegen die Gefangenen
(Haynau). — In Venedig nach Abzug der österreichischen Besatzung
(1848, März) erst provisorische Regierung im Namen des Königs von
Sardinien, dann nach der Niederlage des italienischen Heeres Republik
(Präsident Manin). Belagerung (1848, Mai—august) und Einnahme
Venedigs durch die Oesterreicher. Das ganze lombardo-venetianische
Königreich ist den Oesterreichern von neuem unterworfen.
1h48 — 1h49. Aufstand der Ungarn (Magyaren).
Die Ungarn verlangen und erhalten ein eigenes Mini-
sterium (1848, April). Graf Battliyanyi Ministerpräsident, Kossuth
(spr. Koschüt) Finanzminister. Reichstag in Pesth unter dem Vorsitz
des Erzherzogs Stephan als Palatin. Der Widerstand der slarischen
Bevölkerung und der Nebenländer der Krone Ungarn (Kroatien,
Siebenbürgen) gegen die magyarische Suprematie und ihre Forderung
politischer Gleichberechtigung werden vom Wiener Hofe unterstützt,
Jellachich wird zum Ban von Kroatien ernannt. Kossuth setzt im
Reichstage die Aushebung von Nationaltruppen (Honveds) und die
Ausgabe ungarischen Papiergeldes durch. Jellachich fällt in Ungarn
ein, wird bei Velencze geschlagen. Der Erzherzog Palatin Stephan
legt seine Stelle nieder. Graf Bamberg, zum kaiserlichen Statthalter
von Ungarn ernannt, wird in Pesth ermordet (Sept.); der Kaiser
verfügt die Auflösung des Reichstages.
Nach Abdankung Ferdinands I. besteigt den Thron sein
Neffe
1848—x. Franz Joseph I., Kaiser von Oesterreich.
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Extrahierte Personennamen: Radetzki Karl
Alberta Karl Goito Custozza Radetzki August Radetzki Mortara Karl_Albert Karl Victor_Emmanuel Battliyanyi_Ministerpräsident Stephan Stephan Ferdinands_I. Franz_Joseph_I. Franz
428
Neuere Geschichte, Vierte Periode.
Der ungarische Reichstag erkennt die Abdankung Ferdinands 1.
und die Thronbesteigung Franz Josephs I. nicht an. Fürst
Windischgrätz rückt mit einem österreichischen Heere in Ungarn
ein. Kossuth zieht- sich mit den magyarischen Behörden nach
Debreczin zurück, Windischgrätz besetzt Pestìi (1849, Jan.). Der
polnische General Bein, dem Kossuth ein Kommando übergeben hatte,
schlägt die Oesterreicher in einer Reihe von Gefechten. Andere
Truppen, geführt von dem Polen Dembinski und den magyarischen
Führern Görgey und Klapka, kämpfen mit Erfolg gegen die Oester-
reicher. Dembinski erhält den Oberbefehl über die magyarischen Heere,
wird aber bei Kapolna (1849, 26. Febr.) geschlagen und legt sein
Kommando nieder. — Unterdess blutiger Kampf in Siebenbürgen:
Bern, erst von dem österreichischen General Büchner bei Hermann-
stadt geschlagen (1849, Jan.), ergreift, nachdem er Verstärkungen
erhalten, mit Vortheil die Offensive gegen die Oesterreicher und die
von diesen zu Hülfe gerufenen Hussen, welche ganz aus Siebenbürgen
hinausgeschlagen werden. Auch im Westen wendet sich das Glück
wieder auf Seite der Ungarn. Görgey entsetzt Komorn. Windisch-
grätz wird zum Rückzug nach Pestìi, später zur Räumung von Besth
gezwungen; in Ofen bleibt eine österreichische Besatzung. In
Folge der
1849. 4. März. Publikation der Gesammtverfassung für Oesterreich,
welche die alte ungarische Konstitution aufhebt, spricht
auf Kossuths Antrag der Reichstag die Absetzung des Hauses Habs-
burg-Lothringen aus. Kossuth wird als „Gouverneur“ zum Haupt
der magyarischen Regierung ernannt. Spaltungen und Unentschlossen-
heit der Ungarn. Statt auf Wien zu marschiren, belagern sie Ofen,
welches Görgey (21. Mai) einnimmt. Kossuth und der Reichstag
halten einen pomphaften Einzug in Pestìi. Unterdess wird bei einer
Zusammenkunft der Kaiser von Oesterreich und llussland in War-
schau die russische Intervention verabredet und ein gemeinsamer
Operationsplan für die Unterwerfung Ungarns festgestellt.
Letzter Entscheidungskampf der Ungarn. Bern wird in Sieben-
bürgen bei Hermannstadt von den dreifach überlegenen Russen (Lu-
ders) geschlagen. Dembinski muss sich vor der Uebcrmacht des
russischen Heeres unter Daskjeioitsch zurückziehen. Görgey versucht
vergeblich, die österreichische Hauptarmee unter Ilaynau zu durch-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinands Franz Kossuth Jan Polen_Dembinski Dembinski Jan Görgey Besth Dembinski Görgey
Der Norden und Osten.
273
Ungarn unter den Arpaden vom 9. Jahrhundert, wo sie zwischen
Karpathen und Sawe feste ¡Sitze nehmen, bis 1301. Das Cliristen-
thum wird eingeführt durch den heiligen Adalbert. Erster christ-
licher König von Ungarn: Stephan der Heilige (um 1000). Ein-
wanderung zahlreicher Deutscher. Kirchliche Eintheilung des Landes
in 10 Bisthümer, politische in 72 Comitatus (Gespanschaften). Bildung
einer mächtigen Aristokratie, Magnaten. Die goldene Bulle, dem
Könige Andreas Ii. (Zeitgenossen de3 Kaisers Friedrich Ii.) nach
seiner Rückkehr von einem Kreuzzuge (s. 8. 235) abgepresst, bildet
die Grundlage der Privilegien des ungarischen Adels.
Nach dem Erlöschen der Arpaden, Ungarn unter dem Hause
Anjou (1308 — 1382), Blüthezeit unter Ludwig dem Grofsen (1342 bis
1382), der die Walachen unterwirft, von Venedig Dalmatien erwirbt
und 1370 auch den polnischen Thron besteigt.
Unter König Sigismund aus dem Hause Luxemburg (1387 bis
1437) Verfall des Reiches, Dalmatien wieder verloren. Albrecht von
Oesterreich (1438—1439), dann Wladislaw Iii. von Polen gewählt,
der bei Varna (1444) gegen die Türken fällt, darauf Albrechts un-
mündiger Sohn Ladislaus Postumus. Der Reichsverweser Johann
Hwnyadi besiegt die Türken bei Belgrad (1450), nach seinem und
des Ladislaus Tode Hunyadis Sohn Matthias Gorvinus (1458—1490)
König. Nach dessen glänzender Regierung wird Ungarn unter Ladis-
laus Ii. mit Böhmen vereinigt und dem Erzherzoge Maximilian die
Nachfolge zugesichert.
Herrschalt der Osmanen, turkoinannischer Nomaden, um 1300 durch.
Osman I. in Kleinasien begründet. Von seinen Nachfolgern Urchan,
Mur ad I. und Bajazet 1. wird die türkische Herrschaft im 14. Jahr-
hundert'"nach Europa gebracht (Adrianopel Residenz).
Durch die Mongolen unter Timur Lenk (d. h. der Lahme), gewöhn-
lich Tamerlan genannt, wird die Entwickelung der osmanischen Macht
■vorübergehend gehemmt, Bajazet 1402 bei Angora geschlagen und ge-
fangen. Einer von Bajazets Nachfolgern, Muhammed Jj„ macht dem
Byzantinischen Reiche (seit 1201 unter der Herrschaft der Pa-
laeologen) durch die Eroberung Constantinopels 1453 ein Ende.
Griechische Gelehrte flüchten nach Italien, lehren an den dortigen
Universitäten und geben den Anstofs zu einem erneuten Studium der
Ii
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Stephan_der_Heilige Andreas_Ii Friedrich_Ii Friedrich Ludwig Ludwig Sigismund Albrecht Albrechts Albrechts Ladislaus_Postumus Ladislaus Johann
Hwnyadi Johann Ladislaus Matthias_Gorvinus Maximilian Maximilian Timur_Lenk Bajazets Muhammed_Jj„ Muhammed
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Neuere Geschichte, Erste Periode.
Franz zahlt 2 Millionen Kronen, entsagt den Ansprüchen auf Italien,
Karl verspricht, seine Ansprüche auf Burgund für jetzt nicht geltend
zu machen und entlässt die französischen Prinzen.
1529. Ziveiter Reichstag zu Speier, auf dem Ferdinand und die
katholische Partei in Folge der siegreichen Machtstellung
des Kaisers energischer auftroten. Die strenge Durchführung des
Wormser Edikts (s. S. 280) wird beschlossen. Hiergegen protestircn
die evangelischen Stände, daher Protestanten genannt.
1526—1532. Krieg mit den Türken. Als Ludwig Ii., König von
Ungarn, in der Schlacht hei Mohacz gefallen, wählt
eine Partei Ferdinand, Karls Bruder, die andere Johann Zapolya.
Dieser wird unterstützt von Sultan Soliman (Suleiman), dor vergeb-
lich Wien belagert (1529).
1530. Karl wird in Bologna vom Papst gekrönt (letzte Krönung
eines deutschen Kaisers durch den Papst).
1530. Glänzender Reichstag zu Augsburg unter persönlichem Vor-
sitz des Kaisers. Ucberreichung der von Melanchthon
(Schwarzerd, geh. 1497, f 1560), Luthers gelehrtem Freunde, verfassten
Ausburgischen Confession (Confessio Augustana). Der Reichstags-
abschied gebietet die Aufhebung aller Neuerungen.
1531. Schmalkaldischer Bund (schon 1530 verabredet) der meisten
protestantischen Fürsten und Reichsstädte.
Karl lässt seinen Bruder Ferdinand in Cöln zum römischen König
wählen und in Aachen krönen. Der Kurfürst von Sachsen protestili
im Namen der Evangelischen dagegen. In Folge der von neuem
drohenden Gefahr kommt zu Stande der
1532. Religionsfriede zu Nürnberg. Der Augsburger Reichs-
tagsabschied zurückgonommen, den Protestanten wird bis
zu einem allgemeinen, binnen Jahresfrist zu berufenden Concil freie
Religionsübung zugestanden.
Soliman fällt verheerend in Ungarn ein. Ileldenmüthige Ver-
teidigung von Günz. Ein greises Reichsheer wird zu Hülfe nach
Ungarn geschickt, Soliman geht zurück.
1534—1535. Wiedertäufer in Münster (Johann Bockeisohn aus
Leyden).
1534. Landgraf Philipp von Hessen führt den (1519) von dem
schwäbischen Städtebund vertriebenen (lutherischen)
Herzog Ulrich von Würtembcrg in sein Herzogthum zurück, mit
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Karl Karl Ferdinand Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand Ferdinand Karls Johann_Zapolya Johann Soliman_(Suleiman Karl Melanchthon Karl Karl Ferdinand Johann_Bockeisohn Johann Philipp_von_Hessen Philipp Ulrich_von_Würtembcrg
Extrahierte Ortsnamen: Italien Burgund Ungarn Karls Wien Bologna Schwarzerd Luthers Aachen Sachsen Nürnberg Ungarn Ungarn