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Geschichte des Mittelalters.
972-997. allmälig gestatteten sie auch dem Christcnthum Eingang. Geisa
wurde durch seine Gemahlin Sarolta für dasselbe günstig gestimmt
997-1038. und sein Sohn Stephan der Heilige führte es als Staatsre-
ligion ein. Eine Empörung dämpfte er mit Waffengewalt, gründete
Bisthümer, Kirchen und Klöster, theilte Ungarn in Ko mit ate und
führte eine Gerichtsordnung ein. Von Kaiser und Papst erhielt er
im Jahr 1000 die königliche Krone, eroberte 1002 Siebenbürgen
und schlug 1003 die Bulgaren und Petschenegen zurück. Mit Otto Iii.
und Heinrich Ii., dessen fromme Schwester Gisela seine Gemahlin
war, stand er in dem besten Einvernehmen, mit Konrad Ii. aber gerieth
er in einen kurzen nichts entscheidenden Krieg.
8 190. Stephans Neffe und Nachfolger, Peter, wurde vertrie-
den und fand bei dem Markgrafen Albrecht von Oesterreich Ausnahme,
was zu einem Einfalle der Ungarn und zu einem Kriege mit Heinrich Iii.
führte. Dieser erzwang 1043 die Abtretung des Landstrichs bis zur
Leitha, erfocht in dem schon im nächsten Jahre wieder ausgebrochenen
Kriege einen großen Sieg an der Raab und setzte Petern zu Stuhl-
weißenburg zum König ein, wofür ihm dieser als Oberherrn hul-
digte. Doch Peter wurde abermals gestürzt und Andreas I., der
Enkel eines Bruders von Stephan, zum König erhoben. Zwei neue
V Feldzüge überzeugten jedoch den Kaiser von der Unmöglichkeit eine
Oberherrschaft über Ungarn zu behaupten, daher nahm er den durch
Cb ist i, Papst Leo Ix. vermittelten Frieden an.
sierung von In Ungarn folgten noch viele einheimische Kriege, bis Ladislaus I.
Äroatienund (Wladislaw) die Herrschaft errang; er eroberte auch Kroatien und
Torfu™ Slavonien und führte in diesen Ländern das Christenthum ein.
1095' Heinrich Iii. in Italien (1046—1047).
§ 191. Italien war um diese Zeit mehr als je der Schauplatz
wüthender Parteikämpfe und der päpstliche Stuhl der Siegespreis; daher
war Heinrichs Römerfahrt (so hieß der Zug des deutschen Königs nach
Italien und Rom zur Kaiserkrönung) auch den Italienern willkommen
und er ernannte auf das Verlangen der Römer, der Geistlichkeit und
des Volks einen Papst in der Person des Bischofs Suitger von Bam-
berg, welcher als Klemens Ii. Heinrichen krönte, aber schon im fol-
genden Jahre starb. Ein zweiter von dem Kaiser ernannter Papst
starb wenige Tage nach seiner Ankunft in Rom, worauf Heinrich seinen
Verwandten, den allgemein verehrten Bischof Bruno von Tüll, auf den
päpstlichen Stuhl erhob, der als Leo Ix. sein Amt ruhmvoll verwaltete.
Die Normannenherrschaft in Unteritalien.
8 192. Von den französischen Normannen gingen viele in fremde
Dienste, weil die nachgebornen Söhne keinen Antheil an dem untheil-
baren Allode bekamen und daher ihr Glück nur mit den Waffen suchen
konnten. In Unter Italien behaupteten sich noch einige longobardi-
sche und griechische Fürsten, z. B. von Benevent, Neapel, Sa-
lerno, Amalfi, gegen die Angriffe der Saracenen und nahmen nor-
mannische Krieger in ihren Sold, welche durch ihre gewaltige Körper-
kraft und ihren unbändigen Muth die Saracenen mit Schrecken erfüllten.
Als ihnen nach griechischer Gewohnheit nicht Wort gehalten wurde,
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Extrahierte Personennamen: Geisa Sarolta Stephan_der_Heilige Otto Heinrich_Ii Heinrich Gisela Konrad_Ii Konrad Peter Albrecht_von_Oesterreich Albrecht Heinrich_Iii Heinrich Peter Andreas_I. Stephan Leo_Ix Leo Ladislaus_I. Wladislaw Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs_Römerfahrt Heinrichs Klemens_Ii Heinrich Heinrich Bruno_von_Tüll Leo_Ix Leo B._von_Benevent
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Leitha Ungarn Kroatien Italien Italien Italien Rom Rom Unteritalien Italien Neapel Amalfi
Das Mittelalter geht zu Ende.
113
stützten, geriethen darüber in Streit, in welchem die ersten vollständig
obsiegten; denn der von ihnen erwählte Regent Georg Podiebrad Georg Po-
behauptete sich bis zu des Ladislaus Tod (1457), wurde dann zum ^kbrad.
Könige erwählt und regierte mit Klugheit und Kraft bis zu seinem
Tode (1471). Ungarn, das von den Türken bedroht wurde, übertrug
während der Minderjährigkeit des Thronfolgers Ladislaus die Krone
dem König Ladislaus Vi. von Polen, der 1444 bei Warna gegen Johannes
die Türken siel, woraus der Held Johannes Hunyad als Statthal- Hunyad.
ter Ungarn bis zu seinem Tode gegen die Türken vertheidigte. 1456.
§ 339. König Ladislaus von Böhmen und Ungarn starb 1457; von
seinem Erbe siel das Herzogthum Oesterreich au Friedrich Iii. und
dessen Bruder Albrecht, die Böhmen wählten den Regenten Podiebrad
zum Könige, die Ungarn Hunyads Sohn Mathias Korvinus (1458
bis 1490). Dieser schlug die Türken mehrmals zurück, richtete aber seine
Waffen nicht vorzugsweise gegen diese Barbaren, sondern entriß dem Nach-
folger Podiebrads Mähren, Schlesien und die Lausitz, dem Kaiser
Unterösterreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb.
Auf diese Weise kam Friedrich Iii. wieder zu seinem Herzogthum
und beerbte auch seinen Bruder Albrecht; 1456 hatte er die erledigte
Grafschaft Cilly eingezogen und als Herzog Sigismund 1490 Friedrichs
Sohne Maximilian Tyrol übertrug, sah der alte Kaiser das ganze
habsburgische Erbe wieder vereinigt, aber seit 1480 auch
die verwüstenden Streifzüge der Türken nach Kärnthen und Steyermark.
Die osmanischen Türken. Eroberung Konstantinopels
(29. Mai 1451).
8 340. Die türkischen Fürstentümer in Vorderasten warfen das
mongolische Joch frühe ab, worauf sich unter ihnen die Dynastie der
Osmanen rasch zur herrschenden erhob. Osman, der Sohn Er-
to^ruls, kam 1296 an die Spitze der von ihm benannten Horde und
gründete seine Herrschaft am trojanischen Olymp. Sein Sohn Orchan Reg. 1326
eroberte Brusa, Nikäa und Ni komedia und nahm den Titel Pa- bis 1359.
dischah an (Herr des Thrones). Er errichtete ein stehendes Fußvolk,
die Janitscharen (Jenitscheri, d. h. junge Leute), und die Reiterei
der Späh i. Ein Spahi, der im Dienste des Sultans einen glücklichen Die Späht.
Feldzug gemacht hatte, erhielt von diesem ein Lehen (Timar), das ihn
zum Auszuge auf das Gebot des Sultans verpflichtete; das Lehen war
aber nicht erblich, sondern die Spahisöhne mußten sich durch Kriegsdienst
erst Lehen erwerben, daher waren alle voll Kriegslust. Orchans Sohn
So lim an setzte 1356 über den Hellespont und eroberte Gallipoli;
Murad I. bemächtigte sich Adrianopels (1361), wo er seine Re-Reg. 1359
stdenz aufschlug, sowie Thessalonikas (1386) und umspannte da- bis 1389.
durch das byzantinische Reich, auch unterwarf er sich die kleinen türki-
schen Reiche in Vorderasieu.
§ 341. Er vollendete die Organisation der Janitscha-Die Janit-
ren, die er vorzugsweise aus kräftigen Christenknaben heranzog; sparen,
dieselben wurden entweder in Kriegszügen erbeutet, oder aus den unter-
worfenen Christenfamilien von Zeit zu Zeit (wie etwa der Zehnten)
ausgehoben und auf Kosten des Sultans zum Christenhasse und Waffen-
dienste nach spartanischer Weise erzogen. Dieses Fußvolk, welches an die
Bumüller, Wkltg. Ii. o
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Extrahierte Personennamen: Georg_Podiebrad_Georg_Po- Ladislaus Ladislaus Ladislaus Ladislaus Johannes_Hunyad Ladislaus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Albrecht Mathias_Korvinus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Sigismund_1490_Friedrichs Friedrichs Maximilian_Tyrol Maximilian Brusa
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Geschichte des Mittelalters.
Reg. 1336
Bis 1359.
1389.
Reg. 1389
bis 1103.
Schlacht
bcinikopolis
1396.
Tamerlan.
1122 bis
1151.
10 Novbr.
1111.
Schlacht
bei Koffowa
1118.
Reg 1151
bis 1180.
Fallvonkon-
stantinopcl.
strengste Zucht und wie die Spahi an unbedingten Gehorsam gewöhnt
war, gab der osmanischen Kriegsmacht ein entschiedenes Uebergewicht
über die abendländische Lehenmiliz, deren Anführer sich weder von Kaiser
noch von König befehlen ließen, wenn es ihnen nicht gerade gefiel. Schon
Murad I. vernichtete 1363 ein Heer Ungarn, Serben und Walachen
an der Ma rizza und zerstörte das emporstrebende serbische Reich,
welches unter Stephan Duschan von Jllyrien bis Makedonien und
Thessalien reichte. Bei Kossowa auf dem Amselfelde schlug Murad
1389 das Heer der Serben und Bulgaren, wurde aber nach der Schlacht
in seinem Zelte von einem Serben Milo sch erstochen. Sein Sohn
Bajasid Dschilderin (d. h. Wetterstrahl) unterwarf die Donau-
fürstenthümer und besiegte am 28. September 1396 bei Nikopolis ein
100.000 Mann starkes Kreuzheer, das aus Franzosen, Deutschen und
Ungarn bestand; 20,000 Christen wurden in der Schlacht getödtet,
10.000 den folgenden Tag auf Befehl des Sultans geköpft, der über
seinen Verlust, welcher 60,000 Mann betragen haben soll, wüthend war.
§ 342. Schon damals wäre Konstantinopel gefallen, wenn
nicht der Mongole Tim ur, der Beherrscher Dschagatais (Turkestans),
sich gegen Vorderasien gewendet hätte, nachdem er alles Land zwischen
Indus, Orus und Euphrat erobert und theilweise ausgemordet hatte.
Er besiegte 1402 bei Ancyra den Sultan Bajasid und nahm ihn
gefangen (derselbe starb in der Gefangenschaft 1403), erstürmte Da-
maskus und Smyrna, kehrte aber in das innere Asien zurück und
starb 1404, worauf sein großes Reich zerfiel. Daher war es möglich,
daß die Osmanen nach zwei Decennien so furchtbar als je dastanden;
Murad Ii. bestürmte Konstantinopel, schlug und tödtete bei Warna den
König Ladislaus von Polen und Ungarn, bei Kossowa 1448 den
Ungarn Hunyad, und nur der albanesische Fürst Georg Kastriota
(Skanderbeg) schlug alle seine Angriffe siegreich zurück.
§ 343. Murads Ii. Sohn und Nachfolger Mohammed Ii. er-
mordete seine Brüder, unterwarf die aufgestandenen Vasallenfürsten in
Asien und rückte 1453 mit 200,000 Mann vor Konstantinopel.
Vergebens rief Konstantin Xi. das christliche Europa um Hilfe an.
Nur Genua lieferte einige Schiffe und etwa 500 Mann; die Bewoh-
ner der Hauptstadt waren unkriegerisch und viel zu habsüchtig, als daß
sie dem Kaiser die Mittel gegeben hätten ein Soldheer zu werben,
daher etwa 9000 Mann die Mauern Konstantinopels gegen einen zwan-
zigmal stärkeren fanatischen und kriegskundigen Feind zu vertheidigen
hatten. Am 6. April begann der Sultan die Belagerung und griff
die Mauern mit beweglichen Thürmen und dem andern Sturmzeug
des Alterthums an, während ungeheure Kanonen mehrzentrige Steine
schleuderten. Er bemächtigte sich bald des Hafens und griff die Stadt
auch von dieser Seite an; am 50. Tage der Belagerung stürzte ein
Theil der Mauer ein und am 53., am 29. Mai 1453, nahm der Sultan die
Stadt mit Sturm. Er hatte sich die Häuser Vorbehalten, daher wurden
sie nicht verbrannt, das bewegliche Gut und die Einwohner überließ er
den Soldaten, doch kaufte er viele Gefangene selbst los, weil er in
seiner Hauptstadt Künstler und Handwerker brauchte; daher gestattete
den Griechen unter einigen Beschränkungen die Ausübung ihres
er
Kultus und gab ihnen bürgerliche Rechte.
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TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
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Extrahierte Personennamen: Stephan_Duschan Milo Ladislaus Kossowa Georg_Kastriota Mohammed Konstantin_Xi
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Makedonien Thessalien Nikopolis Ungarn Smyrna Konstantinopel Polen Ungarn Asien Konstantinopel Europa Genua
Das Mittelalter geht zu Ende.
115
§ 344. Er bekriegte hierauf die benachbarten christlichen Reiche zu
Wasser und zu Lande. Belgrad bestürmte er jedoch 1456 vergebens
und erlitt dabei durch Hunyad eine große Niederlage, dagegen eroberte
er nach Kastriotas Tod Albanien, Mit tel griechenlavd und den Abaà,
Peloponnes, Serbien und Bosnien, wo die Edelleute ihrergüter Bosnien,'
wegen Mohammedaner wurden. Er entriß den Genuesen ihre Han- Hellas,Pelo-
delsplätze in der Krim und an der kleinasiatischen Küste, machte
dem kleinen griechischen Kaiserthume Trapezunt ein Ende und Trapezunt
eroberte 1480 Otranto in Unteritalien; überdies ließ er fast jedes türkisch.
Jahr einen Streifzug nach Siebenbürgen, Ungarn, Kärnthen, Krain und
Steyermark unternehmen.
Erneuerung des englisch-französischen Kriegs
(1415—1451).
8 345. Der König Karl Vi. von Frankreich verfiel 1392 in Reg. 1380
Wahnsinn, und jetzt stritten sich die Herzoge von Burgund und Berry, bis 1122.
seine Oheime, bald auch sein Bruder, der Herzog Ludwig von Orleans,
zuletzt der Dauphin Karl um die Regentschaft, zerrütteten Frankreich
durch Krieg und Meuchelmord und brachten das gemeine Volk fast zur
Verzweiflung. Da erneuerte 1415 der englische König Heinrich V.
die Ansprüche seiner Vorfahren auf das Herzogthum Aquitanien
und landete bei Harfleur. Als er jedoch die Hälfte seines Heeres
durch die Ruhr verlor, zog er sich auf Kal a is zurück und bot den
Franzosen, die ihn verfolgten, einen billigen Frieden an. Diese ver-
warfen aber jede Bedingung, denn sie waren den Engländern sehr ,
überlegen, doch die Schlacht von Azinkourt hatte für sie den gleichen beiaziàrt
traurigen Erfolg wie die bei Krecy und Maupertuis. Die Herzoge 25. Oktoîer
von Orleans und Bourbon waren gefangen, der Herzog von Bur- 1415'
gund wurde zu Montereau ermordet, da verständigten sich sein Sohn, 1119.
die Königin und die Stadt Paris mit dem englischen Könige, welcher
die Hand der französischen Prinzessin Katharina erhielt und zum
Regenten Frankreichs ernannt wurde.
§ 346. Der Dauphin Karl wurde fast allgemein verlassen und
schien unrettbar verloren, als der englische König 1422 zu Vincennes
starb. Sein Sohn Heinrich Vi. war erst ein Jahr alt, daher re-
gierten für ihn seine Oheime; die Herzoge von Burgund und der
Bretagne schworen ihm den Vasalleneid, auch Paris huldigte,
Karl Vi. verlor zwei Treffen und hatte keine Hilfsquellen mehr. Zu
seinem Glücke beschäftigte die Engländer ein Zwist mit dem Herzoge
von Burgund volle drei Jahre, und als sie 1428 Orleans belager-
ten, rettete Frankreich das wunderbare Mädchen Johanna Romee Diejung-
(d'arc), aus dem lothringischen Dorfe Domremy. Sie entflammte den Orleans"
Patriotismus der Franzosen, befreite Orleans, gewann eine Stadt nach 1
der andern und führte Karl Vii. 1429 zur Krönung nach Rheims.
Zwar siel sie das Jahr darauf in die Hände der Engländer, welche sie
als Hexe und Ketzerin verbrennen ließen, aber der Sieg blieb doch den
Franzosen getreu. Sie eroberten 1436 Paris, die abgefalleuen
Großen versöhnten sich mit dem Könige, und den Engländern blieb
1451 allein Kalais.
8 *
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Extrahierte Personennamen: Otranto Karl_Vi Karl Berry Ludwig_von_Orleans Ludwig Karl Karl Heinrich_V. Heinrich_V. Maupertuis Katharina Karl Karl Heinrich_Vi Heinrich Karl_Vi Karl Johanna_Romee Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Albanien Serbien Bosnien Bosnien Unteritalien Ungarn Krain Frankreich Burgund Frankreich Paris Frankreichs Burgund Bretagne Paris Burgund Frankreich Rheims Paris
108
Geschichte des Mittelalters.
sahen sich die erbitterten Feinde einander gegenüber; die Ritter stiegen
von ihren Rossen und bildeten einen eisernen Schlachthaufen, an welchen
sich die Bürger der habsburgischen Städte im Oberlande anschloßen.
Die Eidgenossen, fast lauter Bauern oder Hirten aus den Waldstätten,
waren ungefähr wie die alten Germanen bewaffnet, nur daß sie statt
der framea die furchtbare Hellebarde oder die mit eisernen Spitzen ver-
sehene Keule (Morgenstern, Schweizerprügel) führten; sie waren ein
leichtbewegliches Fußvolk, während die Phalanx des Adels nur auf
ebenem Boden Vordringen und ihren wuchtigen Stoß ausführen konnte.
Die Eidgenossen bildeten rasch die altgermanische keilförmige Schlacht-
ordnung, stürzten sich auf die Mitte der feindlichen Linie, durchbracheu
sie trotz des tapfersten Widerstandes, und da die eisernen Fußgänger
zu unbeweglich waren, als daß sie auf beiden Flügeln gegen den Feind
in der Mitte hätten einschwenken können, so fielen die meisten, auch
Herzog Leopold, unter den Streichen der erbitterten Bauern. Das
Schlacht gleiche Schicksal hatte zwei Jahre später ein anderes Heer bei Näfels
5 Aprt! im Glarnerlande; daher schloß Oesterreich und der Adel Waffenstill-
1388. stand und verlängerte ihn von Zeit zu Zeit, die Eidgenossen aber be-
sangen ihre Thaten in stolzen Kriegsliedern und galten seitdem als ein
unüberwindliches Fußvolk.
Krieg der fränkischen und schwäbischen Städte (1387—1389).
§ 324. Dagegen siegten die Fürsten und der mit ihnen verbundene
Adel über die Städte in Bayern, Schwaben, Franken und
Schlacht gm Oberrhein. Bei Döffingen, zwischen Stuttgart und Weil,
gen 2?Hu0* unterlagen die schwäbischen Städte nach hartem Kampfe dem Grafen
1388. Eberhard von Württemberg, das gleiche Schicksal traf die
rheinischen durch den Pfalzgrafen Ruprecht, die Frankfurter
1389. durch den Adel der Wetterau. Darauf schritt Wenzel ein, hob die
Städtebündnisse durch kaiserliches Mandat auf und brachte einen all-
gemeinen Landfrieden zu Stande; die Kraft der Städte blieb
aber seit dieser Zeit gebrochen.
Ruprecht (1400-1410). Sigismund (1410-1437).
§ 325. Derselbe wurde auf einem Fürstentage zu Oberlahn-
stein gewählt, vermochte aber weder in Italien noch in Deutschland
ein königliches Ansehen zu gewinnen. Nach seinem Tode wählte ein
Theil der Fürsten Wenzels Bruder Sigismund, ein anderer dessen
Vetter Jodok von Mähren; letzterer starb jedoch bald und Sigis-
mund wurde allgemein anerkannt.
Sigismund war bereits seit 1378 König von Ungarn, wo das
Geschlecht der Arpaden 1301 mit Andreas Iii. erloschen war. Nach
längerer Anarchie behauptete Karl Robert aus dem neapvlitani-
1310. schen Hause der Anjou den Thron; sein Nachfolger Ladislaus der
Große (1342—1382) regierte kräftig und weise, unterwarf Serbien,
Bosnien, Moldau und Walachei seiner Oberherrschaft und entriß
den Venetianern Dalmatien; 1370 wurde er auch König von Po-
len und dadurch der mächtigste Monarch im östlichen Europa. Seine
ältere Tochter Hedwig erbte Polen und heirathete den Großfürsten
Witold von Lithaueu, die jüngere die Erbin Ungarns, Maria,
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Extrahierte Personennamen: Morgenstern Leopold Leopold Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Sigismund Andreas_Iii Karl_Robert Karl Ladislaus Hedwig Witold_von_Lithaueu Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Oberlande Oesterreich Bayern Schwaben Stuttgart Wetterau Italien Deutschland Ungarn Serbien Bosnien Moldau Dalmatien Europa Ungarns
Die Reformation in Deutschland.
17
persische Reich schon als ein nelenbuhlerisches verhaßt, noch mehr aber
als ein schulisches, daher Selim die Feindseligkeiten mit der Nieder-
metzlung aller mehr als sieben Jahr alten Schiiten im osmanischen
Reiche eröffnete. Den Sieg über die nicht minder fanatischen Perser
verdankte er hauptsächlich seinen Kanonen und dem Feuergewehr der
Janitscharen, so daß er den Persern die Provinzen Mo sul und Diar-
bekir entreißen konnte. löi5-
§ 42. Darauf bekriegte er den Mamelukensultan in Aegypten,
eroberte im ersten Feldzuge mit Hilfe seiner Seemacht Syrien und
im zweiten Aegypten, wodurch er nicht bloß reiche Provinzen ge-1517.
wann, sondern auch die Würde des Chalifen und Beschützers der heiligen
Orte an sein Haus brachte. Sein Nachfolger Solyman Ii. eroberte Solymcm n.
1521 die Festungen Sch abaz, Semlin und Belgrad, wodurch "^520btö
er sich den Weg nach Ungarn öffnete, im folgenden Jahre Rhodos,
das ihm die Herrschaft des östlichen Mittelmeeres streitig machte
und den Seeweg nach Aegypten sperrte. Mit 300 Schiffen und we-
nigstens 100,000 Mann Landtruppen griff er die starkbefestigte Stadt
an, welche der Großmeister Villiers de l'jsle Adam mit 600
Rittern, 4500 Söldnern und den waffenfähigen Einwohnern sechs
Monate lang vertheidigte; er erhielt freien Abzug, den zurückbleiben-
den Einwohnern gewährte der Sultan freie Religionsübung sowie Unan-
tastbarkeit ihres Eigenthums.
Z 43. Nachdem er einige Empörungsversuche, unter denen der
des Ahmed Pascha in Aegypten der gefährlichste war, niedergeschlagen
hatte, brach er im Frühjahr 1526 mit einem gewaltigen Heere in
Ungarn ein, erstürmte am 27. Juli Peterwardein, ging über die
Theiß und verkündete seinen Entschluß, Ungarn und Deutschland
zu erobern. Der junge König Ludwig Ii. von Ungarn ließ nach
alter Sitte einen blutigen Säbel durch Städte und Dörfer tragen und
alle streitbare Mannschaft zum Kampfe gegen die Ungläubigen entbie-
ten; aber in Ungarn war 1512 ein Bauernaufstand in dem Blute von
70,000 Menschen erstickt und die allgemeine Leibeigenschaft der Bauern
eingesührt worden, der Adel in Parteien getheilt, die königliche Gewalt
fast vernichtet. Daher brachte Ludwig Ii. höchstens 30,000 Mann
zusammen, mit welchen er dem Sultan cntgegenzog, während Johann
Zapolya, der Graf von der Zips und Woiwode von Siebenbürgen
mit einem andern Heere sich zögernd näherte, weil seine Gegner in der
Umgebung des Königs vorherrschend waren. Diese drangen mit Un-
gestüm auf eine Schlacht; der König gab endlich das Zeichen bei
M oha cs und ein stürmischer Angriff der ungarischen Reiterei warf 29. August
die türkischen Vortruppen gegen einen Hügel bei Földvar zurück. Hier 1526.
empfing aber der Sultan die verfolgenden Ungarn mit dem Feuer von
mehr als 100 schweren Geschützen, mit den Janitscharen und seiner
besten Reiterei und zermalmte in einer Stunde das ungarische Heer,
von dem sich kaum 4000 Mann retteten; der König selbst verlor auf
der Flucht das Leben, indem bei dem Durchreiten eines Sumpfes sein
ermattetes Pferd auf ihn stürzte. Nach dieser Schlacht, welche die Tür-
ken unter die sieben großen Siege des Islam rechnen, drang der Sultan
bis Ofen vor, zog hierauf unter furchtbaren Verwüstungen zurück und
schleppte angeblich 300,000 Menschen in die Sklaverei fort.
Dumüller, Weltg. Iii. o
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Ahmed_Pascha Ludwig_Ii Ludwig Ludwig_Ii Ludwig Johann
Zapolya Johann August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Syrien Belgrad Ungarn Rhodos Ungarn Ungarn Deutschland Ungarn Ungarn Weltg
18
Geschichte der neueren Zeit.
Die Türken
vor Wien
1529.
Das Kriegs-
marinewesen
derreforma-
tionszeit.
§ 44. Durch Ludwigs Ii. Tod wurde den Erbverträgen gemäß
Karls V. Bruder Ferdinand König von Böhmen und Ungarn,
allein die ungarische Krone machte ihm Johann Zapolya streitig,
der sich von einer Partei zum Könige wählen ließ und als er von den
Waffen Ferdinands bedrängt wurde, sich an den Sultan wandte. Dieser
erschien im Frühjahr 1529 mit großer Heeresmacht in Ungarn, zog
bei Mohacs Zapolyas Schwarm an sich, nahm Ofen, Gran, Ko-
morn und Raab, ließ ganz Niederösterreich durch siinen Vor-
trab verwüsten und plündern und schlug Ende September 30,000
Zelte vor Wien auf. Bis zum 15. Oktober belagerte er die Stadt
und öffnete durch Untergrabung der Mauern und Minengänge weite
Breschen, aber alle Stürme wurden von der Besatzung, welche der
Gras Ni kl aus von Salm befehligte, und der Bürgerschaft abge-
schlagen, so daß der Sultan nach schwerem Verluste abziehen mußte.
In Ofen erklärte er Zapolya zum Könige von Ungarn, erneuerte
1532 den Krieg mit furchtbarer Macht, verwüstete Oesterreich und
Steyermark, konnte aber die kleine Stadt Güns in 28 Tagen
nicht überwältigen, verlor zwei Heerhaufen durch Uebersälle und zog
nach mörderischen Kämpfen an der Drau nach Kroatien zurück, denn
diesmal hatte Ferdinand auch Unterstützung aus dem deutschen Reiche
erhalten.
8 45. So ly man wandte sich hierauf gegen die Perser, er-
oberte 1534 ihre Hauptstadt Tauris, nöthigte 1539 die Venetia-
ner zum Frieden, übernahm 1540 die Vormundschaft über den un-
mündigen Johann Sigismund Zapolya, schlug bei Pesth Ferdi-
nands Heer, verwies seinen Schützling sammt dessen Mutter nach
Siebenbürgen, verwandelte das eroberte Ungarn in Paschaliks und
machte Ofen zum Hauptwaffenplatz. Von der Königsburg dieser Stadt
wehten 145 Jahre hindurch die Roßschweife der türkischen Pascha, und
von 1541 bis 1546 leitete Solyman von da aus die Einfälle, durch
welche Schlesien, Mähren, Oesterreich und Steyermark
furchtbar litten, und vereitelte einen Feldzug des deutschen Reichs-
Heeres, das 1545 der Kurfürst I oachim von Brandenburg an
die ungarische Gränze führte. Nach einzelnen Waffenstillständen und
erneuerten Verheerungszügen kam endlich 1562 ein Friede auf acht
Jahre zu Stande, in welchem der Sultan alles eroberte Land behaup-
tete, dem jungen Zapolya Siebenbürgen und Oberungarn bis
Kaschau überließ, Ferdinand den Rest Ungarns behielt und dafür dem
Sultan einen jährlichen Tribut von 30,000 Goldgulden entrichten mußte.
Karl V. erobert Tunis 1534.
§ 46. Der Sultan bekämpfte den Kaiser nicht allein in Ungarn
und an der deutschen Gränze, sondern eben so nachdrücklich auf dem
Mittelmeere. Die gewöhnlichen Kriegsschiffe der damaligen Zeit, die
Galeeren, führten zwar Segel, waren jedoch mehr auf ihre Ruder ange-
wiesen, deren sie 25 auf jeder Seite führten, wobei ein Ruder von je fünf
Mann gehandhabt wurde; auch die größeren, Galeassen und Galeonen
genannt, waren unbehilfliche Segler. Zu Ruderknechten brauchten
Spanier, Italiener und Franzosen meistens Verbrecher, die Türken aber
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karls_V. Karls_V. Ferdinand_König Ferdinand Johann_Zapolya Johann Ferdinands Mohacs_Zapolyas Raab Salm Ferdinand Johann_Sigismund_Zapolya Johann Ferdinand Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Wien Ungarn Ungarn Niederösterreich Wien Ungarn Oesterreich Kroatien Oesterreich Brandenburg Tunis Ungarn
24
Geschichte der neueren Zeit.
Passaucr ständen zum Abschlüsse, demzufolge der Landgraf von Hessen freige-
Aug"i552! ^ssen wurde und man sich gegenseitig Frieden, freien und ruhigen Ge-
brauch aller Rechte, Länder, Gerichtsbarkeiten und Religionsübungen
zusicherte; dieser Vergleich sollte bis zur endlichen Vereinbarung be-
stehen und auch dann gütig sein, wenn man sich wegen der Religion
nicht sollte vereinigen können.
8 61. Moritz verkündigte bei seinem Aufbruche gegen den Kaiser,
daß er „die alte Freiheit der deutschen Stände wieder Herstellen wolle,
welche von dem Kaiser mit erblicher, unerträglicher und viehischer Knecht-
schaft" bedroht sei. Gleichzeitig nahm der französische König Hein-
rich Ii. die Bisthümer Metz, To ul und Verdun ein und besetzte
diese Festungen, von denen Metz seitdem der Stützpunkt für die fran-
zösischen Operationen gegen Mitteldeutschland ist; auch auf Straß-
burg war es abgesehen, der deutsche Sinn seiner Bürger vereitelte
aber für diesmal die Anschläge des französischen Königs, der in einer
Proklamation die Deutschen seiner Uneigcnnützigkeit und Achtung ver-
sicherte und hoch betheuerte, daß er nur für die deutsche Freiheit
gegen den Kaiser eintrete. Gegen diesen hatte er auch einen Bund
mit Sultan Solpman geschloßen und eine französisch-türkische Flotte
erschien vor Neapel, mußte sich jedoch mit Verwüstungen an den
Küsten begnügen.
Reichskrieg gegen die Franzosen und Türken (1553).
§ 62. Nach dem Paffauer Vertrage vermochte der Kaiser doch so
viel in Deutschland, daß er einige Unterstützung zu einem Feldzuge
gegen die Franzosen erhielt und Moritz mit einem Heere gegen die
^/553" Türken nach Ungarn zog. Im Herbste noch brach Karl V. nach
Am 4. No- Lothringen auf, schlug die Franzosen in einem Treffen, konnte aber
vember. Metz trotz aller Anstrengung nicht erobern, denn der Herzog von
Guise vertheidigte die Stadt trefflich und die schlechte Witterung unter-
stützte ihn so nachdrücklich, daß der Kaiser im December nach großem
Verluste abziehen mußte. Auch Moritz kehrte aus Ungarn zurück, ohne
etwas Erhebliches ausgerichtet zu haben.
K 63. Der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulm-
bach, ein armer, aber kriegerischer Fürst, der mit Moritzen gegen den
schmalkaldischen Bund gefochten und hierauf den Ueberfall gegen den
Kaiser hatte ausführen helfen, leistete letzterem große Dienste in dem miß-
lungenen französischen Feldzuge. Nach demselben behielt er seine Lands-
knechte und Reisigen bei einander und begann einen Raubkrieg
gegen die Hochstifte von Trier, Würzburg und Bamberg, wandte
sich hierauf, als sich ein großer Bund in Süddeutschland gegen ihn
bildete, nach Niedersachsen, brandschatzte ohne Unterschied katho-
lische und protestantische Stände und verheerte ihr Gebiet. Endlich
Äic lothringischen Festungen den Franzosen ausgeliesert.
Tod des Äursürsien Moritz (11. Juli 1553).
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Extrahierte Personennamen: Moritz Moritz Karl_V. Karl_V. Moritz Albrecht_von_Brandenburg-Kulm- Albrecht Moritz_(
94
Geschichte der neueren Zeit.
solche Niederlage, daß er sich nur mit 2000 Mann über den Dniepr
auf türkisches Gebiet retten konnte, wo er in Bender gastliche Auf-
nahme fand; 16,000 Mann wurden von den Russen gefangen, als
Sklaven in Rußland vertheilt oder in die uralischen Bergwerke ge-
schickt ; nicht ein Mann sah seine schwedische Heimat wieder.
Karl in der Türkei (1709—1714).
§ 243. Karl hoffte den Sultan zum Kriege gegen den Czareu
zu vermögen, und wirklich setzte sich ein großes türkisches Heer gegen
die Russen in Bewegung, als Peter sich 1711 durch den Hospodaren
Kantemir in die Moldau, wie Karl zwei Jahre vorher durch
Mazeppa in die Ukraine, verlocken ließ. Bald sah er sich mit seinem
40,000 Mann starken Heere von der türkischen Uebermacht am Pruth
eingeschlossen, rettete sich aber, indem er den geizigen und furchtsamem
Großwesir durch Geschenke und die Zusicherung, Asow zu räumen
sowie die Festungswerke Taganrogs zu schleifen, zum Frieden bewog
(19. Juli). Dennoch blieb Karl bis in den Herbst 1714 in der Türkei
immer in der Hoffnung, einen neuen Krieg gegen Rußland erregen zu
können; endlich eilte er unerkannt und nur von dem Obersten Düring
begleitet in 16 Tagen durch Ungarn und Deutschland nach Stral-
sund, dessen Belagerung der Feind bereits begonnen hatte.
Schweden von Dänemark, polen, Uußland, Lrandenburg und Hannover
angegriffen (1709—1718).
§ 244. Nach dem Sieg bei Pultawa eroberte Peter Livland,
Esthland und Kurland, setzte in Polen den König August
wieder ein, der den Krieg gegen Schweden erneuerte, wie dies auch
von Dänemark geschah, und griff hierauf Schwedisch-Pommern
an, betrat also deutschen Reichsboden. Der Kaiser, England und
Holland machten zwar Miene für Schweden einzuschreiteu, thaten je-
doch nichts, dagegen vertheidigte sich Schweden selbst mannhaft. Das
in Schonen gelandete dänische Heer schlug General Stenbock mit
einem Aufgebote von Bauern und zwang es zu eiliger Einschiffung;
dagegen sielen die Herzogtümer Bremen und Verden in die Ge-
walt der Dänen, das sächsisch-russische Heer eroberte Schwedisch-
Pommern bis auf Stralsund und Wismar, erlitt aber mit den
Dänen bei Gadebusch durch Stenbock eine blutige Niederlage. Der
Sieger schändete jedoch seinen Ruhm durch die Verbrennung Altonas
und wurde in Schleswig von der Uebermacht umringt und zur Erge-
bung genöthigt. Zur Rache für Altona verbrannte Peter Garz und
Wolgast (nicht gar lange nach den Mordbrennereien der Franzosen
am Rhein und in Schwaben); auch Hannover und Brandenburg
schloßen sich dem Bunde gegen Schweden an, was dem Könige von
Frankreich sehr zu statten kam (1715).
Karls letzte Thaten und Ende (11. December 1718).
§ 245. Karl verlor nach hartnäckiger Verteidigung Stralsund
sowie die Insel Rügen, worauf der Krieg hauptsächlich zur See,
aber nicht zum Vortheile Schwedens geführt wurde. Der von allen
Seiten angegriffene und von allen Bundesgenossen verlassene Schwe-
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Peter Kantemir Karl Karl Karl Karl Peter_Livland August General_Stenbock Peter_Garz Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ukraine Obersten_Düring Ungarn Deutschland Lrandenburg Esthland Kurland Polen Schweden England Holland Schweden Schwedisch-
Pommern Stralsund Wismar Gadebusch Schleswig Altona Wolgast Franzosen
am_Rhein Schwaben Brandenburg Frankreich
96
Geschichte der neueren Zeit.
Eroberungen in Persien (1722) j Kamtschatka besetzt (1706).
§ 248. Peter war vorläufig zufrieden mit Asow den Zugang
zum schwarzen Meere errungen zu haben und faßte 1722 den Plan,
das kaspische Meer zu einem russischen See und zum Weg nach dem
innern Asien zu machen. Er baute auf demselben eine Flotte und
eroberte die Provinzen Asterabad, Masanderan sowie das seiden-
reiche Ghilan (1737 von Rußland wieder an Persien abgetreten).
In Nord a sien, wo die Russen und Kosaken von dem Obi bis an
die Behringsstraße und den großen Ocean (1609—1646) vorgerückt
waren, ließ er die Halbinsel Kamtschatka besetzen (1690—1706) und
richtete seinen Blick nach China. Er entwarf im Geiste den Grundriß
zu dem künftigen russischen Weltreiche, wenn auch die als ^Peters des
Großen politisches Testament" veröffentlichte Schrift nicht von ihm
herrührt.
Pcter als Legrünbrr der russischen Staatsordnung.
8 249. Nach dem Frieden mit Schweden nahm Peter den Titel
Kaiser und den Beinamen des Großen an und fuhr fort, für die
Eröffnung der Hilfsquellen des russischen Reichs durch Herbeiziehung
tüchtiger Ausländer, durch Kanalbauten, Eröffnung von Bergwerken
u. s. w. zu sorgen. Er ist auch der Schöpfer der russischen Staats-
ordnung. Statt des Bojarenhofs errichtete er einen Senat, dessen
Mitglieder der Kaiser ernannte, als obersten Gerichtshof, und in den
Provinzen Regierungskollegien. Den alten Adel theilte er in
drei Klassen (Fürsten, Grafen, Barone), den Rangadel in 14, von
denen acht mit dem erblichen, sechs mit dem persönlichen Adel, alle mit
mehr oder weniger wichtigen Privilegien verbunden sind, den Bürger-
stand in sechs Klassen mit entsprechenden Privilegien; den Beamten gab
er nach ihrem Grade einen den Militärgraden entsprechenden Rang.
1700. Nach dem Tode des Patriarchen Adrian ernannte er während 20 Jah-
ren nur Stellvertreter, dann setzte er die sogenannte heilige diri-
gierende Synode ein, deren Mitglieder beschwören, daß der Kaiser
ihr Oberhaupt ist, so daß dieser also auch die Gewalt des Papstes
in der russisch-griechischen Kirche ausübt.
8 250. Als Peter am 8. Februar 1725 starb, folgte ihm seine
Katharina I. Gemahlin Katharina I.; die anderen Mitglieder des kaiserlichen
"ñicrt 1725 Hauses waren : zwei Töchter, Anna, die Gemahlin Karl Friedrichs
‘ ' von Holstein-Gottorp, und die erst 13jährige Elisabeth; Peter, ein
Enkel des Kaisers; von Peters Bruder Iwan stammte Anna, die
Wittwe des Herzogs von Kurland und als Enkelin Anna, die Gemahlin
Anton Ulrichs von Braunschweig mit einem Sohne Iwan.
Lari Vl., bcr letzte Kaiser aus brm Manns stamme der Habsburger (1711 bis
1740). Türkcnkricg (1716-1718). /riebe von Passarowitz (21. Juli 1718).
8 251. Die Türken hatten durch einen glücklichen Krieg mit Ve-
nedig neuen Muth geschöpft und griffen 1716 Ungarn an, das sie
als die Vormauer ihres Reichs in Europa betrachteten. Aber Eugen
schlug (5. August 1716) das gewaltige Heer derselben bei Peter-
wardein vollständig, eroberte Temeswar, auf dessen Bastionen
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Peter Adrian Peter Katharina_I. Anna Karl_Friedrichs Karl Friedrichs Peter Peters_Bruder_Iwan Anna Anna Anton_Ulrichs_von_Braunschweig Eugen Eugen August
Extrahierte Ortsnamen: Persien Kamtschatka Nord Kamtschatka China Schweden Kurland Europa Peter- Temeswar