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Ii. Frankreich als Kaiserreich.
an Frankreich verloren; Napoleon bildete daraus die sogenannten Jllyrischen Provinzen. Salzburg wurde an Bayern, Westgalizien an das Großherzogtum Warschau abgetreten. Österreich hytte seinen Anteil am Meere und seine natürlichen Grenzen eingebüßt.
^Jn diesen Krieg fällt der heldenmütige Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer.
Die allzeit treu österreichische Grafschaft Tirol war von Napoleon Österreich genommen und Bayern gegeben worden. Die bayrische Regierung machte sich durch viele Änderungen mißliebig. Führer des Aufstandes war Andreas Hofer, Besitzer des Wirtshauses Am Sand zu St. Leonhard im Passeiertal. Er war mit einigen Landsleuten in Wien gewesen, wo ihnen ein Plan zum Aufstande Tirols vorgelegt wurde, ,den sie dann mündlicb überall in Tirol bekannt machten. Hofer rief kjem Tal am bestimmten Tage zum Aufstand auf, griff die abziehenden Bayern an und nahm viele gefangen. Mit französischer Hilfe besetzten die Bayern Tirol wieder, wurden aber durch die Schlacht am Jselberge gezwungen, das Land zu verlassen.
Die Niederlage bei Wagram zwang Österreich zum Friedensschlüsse. Tirol mußte es in den Händen der Bayern, der Verbündeten Napoleons, lassen. Kaiser Franz forderte nun selbst die Tiroler zur Unterwerfung unter Bayern auf. Hofer gehorchte. Als ihm aber falsche Nachrichten von dem Herannahen eines österreichischen Heeres zukamen, erhob er noch einmal die Fahne des Aufstandes, doch unterlagen die treuen Tiroler der bayrischen und französischen Übermacht. Andreas Hofer floh mit Weib und Kind in eine Sennhütte, weil er Tirol nicht verlassen wollte. Zwei Monate hielt er sich dort verborgen, bis er von einem übelwollenden Landsmanne den Franzosen verraten wurde. Er wurde nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Mit unverbundenen Augen sah er der tödlichen Kugel entgegen; erst der dreizehnte Schuß machte seinem Leben ein Ende. Seine Leiche wurde in der Hofkirche zu Innsbruck beigesetzt. Hofers Tod besingt das überall bekannte Lied von Mosen:
„Zu Mantua in Banden der treue £}ofer war."
Ähnlich dem Auftreten Hofers ist das des preußischen Majors Ferdinand von Schill. In Sachsen, in der Nähe von Dresden gebürtig, war er in preußische Dienste getreten, war bei Auerstädt verwundet worden und hatte nach seiner Genesung die Erlaubnis bekommen, eine Freischar zu bilden. Mit dieser führte er den sogenannten kleinen Krieg mit Erfolg und Geschick in der Umgegend von Stralsund, als diese Festung von den Franzosen belagert wurde. Zum Lohn für seine Dienste wurde er nach dem Frieden von Tilsit zum Befehlshaber des Leibhusarenregiments in Berlin ernannt.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Andreas_Hofer Napoleon Andreas_Hofer Leonhard Napoleons Franz Franz Andreas_Hofer Ferdinand_von_Schill Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Salzburg Westgalizien Warschau Passeiertal Wien Bayern Napoleons Mantua Mosen Mantua Sachsen Dresden Stralsund Tilsit Berlin
11. Der Berliner Kongreß.
101
setzt und es verliert, wenn das Unternehmen mißlingt. Aber auch die Unternehmer selbst hatten Schuld an der Unzufriedenheit der Arbeiter. Aus allen Gegenden zogen sie fremde Arbeiter heran, ohne für deren ausreichende Wohnungsgelegenheit zu sorgen. In Baracken und Kosthäusern Hausenweise untergebracht, von ihrer Verwandtschaft, ihrer Heimat getrennt, entbehrten die Arbeiter der nötigen Ruhe und Pflege nach vollbrachter Arbeit. So sind die Arbeiterbaracken die Brutstätten der Sozialdemokratie geworden. Der Niedergang der Industrie machte die Unzufriedenheit noch größer.
Wo die Fabrikherren sich nicht damit begnügten, den Arbeitern ihren Lohn zu zahlen, sondern für gute Wohnungen sorgten und sonstige Wohlfahrtseinrichtungen schufen, wie Kranken- und Unfallkassen, schlug die Sozialdemokratie nicht Wurzel. Unter den Arbeitgebern, die vorbildlich durch ihre Arbeiterfürsorge gewirkt haben, sind an erster Stelle zu nennen die Firma Krupp in Essen und Graf Ballestrem in Schlesien, Hösch, Schleicher-Schüll und Schöller in Düren, Brandts in München-Gladbach, Stumm in Neunkirchen, Villeroy & Boch in Mettlach.
Allgemeine Entrüstung im deutschen Volke erregten zwei Attentate auf das Leben des 81jährigen Kaisers im Jahre 1878, von denen das zweite eine mehrmonatige Dienstunfähigkeit des allbeliebten Monarchen zur Folge hatte.
Die deutsche Industrie beteiligte sich an der Weltausstellung in Paris 1878 und erzielte rühmliche Anerkennung. Von da ab datiert ein Wiederaufschwung von Handel und Verkehr, der bis 1883 anhielt1'
Das Jahr 1878 brachte den Abschluß eines Krieges zwischen Rußland und der Türkei (1877—1878).
Bis auf Prinz Eugen hatte sich vornehmlich Österreich der schweren Aufgabe angenommen, Europa gegen die Osmanen zu schützen. Nachdem die Kraft der Osmanen nicht mehr zu fürchten, trat Rußland auf den Plan. Schon Katharina Ii., als Gegnerin Friedrichs des Großen bekannt, träumte von der Eroberung Konstantinopels. Die Erfolge in dem griechischen Befreiungskämpfe (S. 57) schienen dieses Ziel in nächste Nähe zu rücken, aber der Krimkrieg (S. 76) warf Rußland wieder weit vom Ziele zurück. Da versuchte es 1877 von neuem sein Glück. Die Türkei wehrte
*) Albrecht Wirth, Weltgeschichte der Gegenwart S. 22 belegt die Umsätze des Welthandels durch Zahlen: Das Jahr 1877 zeigt eine Abnahme von 69 Million, das Jahr 1878 eine Zunahme von 1407 Million Mark.
11. Der Berliner Kongreß.
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Katharina_Ii Friedrichs Friedrichs Albrecht_Wirth Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Graf_Ballestrem Schlesien Hösch Schleicher-Schüll München-Gladbach Neunkirchen Mettlach Paris Europa Konstantinopels
6. Der Reichsdeputationshauptschluß.
21
Krieges durch englische Seetruppen besetzt worden waren. Damit war auch der zweite Koalitionskrieg zugunsten Frankreichs entschieden.
Der Friede zu Amiens hatte zur Folge, daß Bonaparte durch Senatsbeschluß und Volksabstimmung zum Konsul aus Lebenszeit ernannt wurde.
6. Der Reichsdeputationshauptschlutz.
In den Friedensschlüssen zu Campo Formio und Luneville war bestimmt worden, daß die Fürsten des linken Rheinufers sür ihre Abtretungen an Frankreich entschädigt werden sollten. Der Kongreß zu Rastatt in Baden brachte kein Ergebnis. Die Ermordung zweier französischer Gesandten führte die Auslösung herbei. Bis heute ist nicht aufgeklärt, wer die Täter und wer die Anstifter dieses Frevels gegen das Völkerrecht gewesen sind. Nach dem Frieden zu Luneville wurden die Verhandlungen in Regensburg durch eine Reichsdeputation festgesetzt. Der Wille Bonapartes war auch hier ausschlaggebend. Als Entschädigungen wurden die Länder der geistlichen Fürsten und die Reichsstädte verwandt. Nur der Erzbischof Dalberg von Mainz behielt ein Fürstentum im Gebiet der Städte Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar und den Titel Kur- und Erzkanzler; Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt am Main und Nürnberg behielten ihren Charakter als Freie Reichsstädte.
Preußen bekam die Bistümer Paderborn und Hildesheim, einen Teil des Bistums Münster, Erfurt, das Eichsfeld, mehrere Freie Städte und Abteien. Österreich erhielt die Bistümer Brixen und Trient in Tirol. Die Entschädigungen der übrigen Staaten können übergangen werden.
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47
finden sich große Moore l.,Ried", „Moos"), so das Donauried nordöstlich
von Ulm, das Dachauer Moos nordwestlich von München. Wie in Nord-
deutschlaud, so liefern auch hier die Moore deu Bewohnern den Brennstoff.
Aufgaben. 1. Wo liegen die Quellen der Nebenflüsse, wie ist ihre Richtung
nach der Mündung zu verschieden? 2. Wo folgen die Eisenbahnen den Flüssen?
3. Welche Flüsse kreuzt die Bahn Salzburg— Müuchen—ulm?
§ 59. Am Fuße der Alpen breiten sich langgestreckte Seen aus, dar-
unter der Chiemsee (Bayrisches Meer) mit Herrenchiemsee, dem Pracht-
strotzenden, von König Ludwig Ii. erbauten Schloß, der Starnberger
See und der Bodensee (Schwäbisches Meer). Der Bodensee ist unter den
deutschen Seen der größte. Der Hauptteil, der Obersee, hat nach W zwei
32. Torfstich in Oberbayern.
Fortsetzungen, den Überlinger See mit der Insel Mainau und den Unter-
linger See mit der Insel Reichenau. Fünf Staaten stoßen an seine Ufer,
zahlreiche Bahnen berühren ihn, ein reicher Verkehr belebt seine Fluten.
Auf einer Insel liegt Lindau, der Endpunkt der aus Norddeutschland
kommenden Eisenbahnlinien. Friedrichshafen bildet den Endpunkt der
Bahn von Stuttgart her. Am Südufer liegt das badische Konstanz.
Zeichnung: Der Bodensee. Die Anteile der fünf Staaten am Uferrande
sind durch kleine senkrechte Striche zu bezeichnen, die Uferstädte sind einzutragen.
Bemerkung. Nur die im Unterricht behandelten Stoffe werden gezeichnet.
Aufgaben. 1. Was sagt das Bild Nr. 32 über den Torfstich in Oberbayern?
2. Wie faßt das Bild Nr. 33 Vergangenheit und Gegenwart zusammen?
3. Betrachte es und sprich dich im Zusammenhang darüber aus!
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48
C. Länderkunde.
33. Die Jnselstadt Lindau ^400 m) am Bodensee mit dem Blick auf die Oster-
reichischen Alpen im Südosten des Sees.
Die günstige Lage des Sees, das milde Klima und die Fruchtbarkeit der Umgebung lockten früh, wie
die Reste von Pfahlbauten verraten, eine zahlreiche Bevölkerung an seine Ufer, besonders an die Ost-
und Westseite. Lindau, das „schwäbische Venedig", einst Freie Reichsstadt, blüht jetzt von neuem empor.
§ 60. Das Klima des Alpenvorlandes ist wegen der hohen Lage rauh
und feucht; nach der Donau zu wird es milder und trockner. Im 3 ist
das Land deshalb mehr für Viehzucht und Forstwirtschaft, im N mehr
für Ackerbau geeignet. Der Weinbau ist wegeu der hoheu Lage aus-
geschlossen, ein ausgedehnter Hopfenbau dient der Bierbereitnng. Die Be-
wohner sind östlich vom Lech Bayern, westlich Schwaben.
§ 61. Staatlich gehört der größte Teil des Deutschen Alpenvorlandes
zum Königreich Bayern, westlich der Jller dagegen zu Württemberg,
Hohenzollern und Baden.
Unter den Orten steht voran München im Regierungsbezirk Oberbayern,
die Hauptstadt Bayerns, mit fast 600,000 E. die drittgrößte Stadt des
Deutschen Reiches. Die einheitlichen Straßenbilder und die vielen stolzen
Bauten zeigen die Hand eines kunstsinnigen Herrschergeschlechtes. Die reichen
Kunstschätze, namentlich die Gemäldesammlungen salte und Neue Pinakothek,
Schackgalerie! Eigentum des Kaisers^, Glaspalast) machen München zu einer Kunst-
stadt ersten Ranges. München ist Sitz einer Universität und Kunstakademie,
wichtigster Knotenpunkt der süddeutschen Bahnen und Hauptsitz der Bierbrauerei.
Die Hauptstadt des Regierungsbezirks Schwaben ist Augsburg (102^
wie Regensburg und Bregenz eine Gründung der Römer. Der Name erinnert
an den Kaiser Augustus. Die Stadt liegt am Nordrand des Lechseldes, das
bekannt wurde durch die Ungarnschlacht von 955. Durch den Handel mit
Italien wurde es eine der reichsten Städte Deutschlands. Die Fugger und
die Welser waren die Rothschilds des Mittelalters. Noch jetzt ist Augsburg
ein Hauptsitz für Handel und Industrie Süddeutschlands ^Webereien).
1 Tie Einwohnerzahlen sind in Tausenden angegeben.
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde Augustus Augustus
52
C. Länderkunde.
3. Das Schwäbisch-fränkische 5tufenland.
K (i6. Das Schwäbisch-Fränkische Stufenland, das Nordwest-
liche Vorland des Jura, senkt sich in mehreren Stufen Don 0 nach W.
Gib seine Grenzen nach der Karte an! Weite, wellige Flächen wechseln
im Stufenlande mit schönen, tief eingeschnittenen Tälern, so daß diese
Gegend zu den lieblichsten Deutschlands zählt. Durch die umliegenden
Gebirge vor kalten östlichen und nördlichen Winden geschützt, tiefer als das
Alpenvorland gelegen, ist ihr Klima mild; bei ansreicheudeu Niederschlägen
ist das Land meist sorgfältig bebaut und dicht bevölkert, doch finden sich
auf der höheren fränkischen Stufe auch Sandflächen, die nur Kiefernwald
und dürftigen Getreidebau aufweisen.
§ 07. Der Main. — Aufgaben. 1. Verfolge auf der Karte seinen Lauf
und gib an, wie oft der 50. Grad ihn schneidet! 2. Welche Gebirge um-
geben ihn, welche Quellflüsse bilden ihn, welche Flüsse nimmt er auf?
Der Lauf des Mains ist äußerst gewunden und doppelt so laug wie die
Luftlinie vou der Quelle bis zur Mündung. Das ziemlich starke Gefälle
ist gleichmäßig verteilt und dadurch die Schiffbarkeit des Flusses erhöht.
In trockenen Sommern leidet der Fluß an Wassermangel. Das tief ein-
gefurchte Tal mit seinen fruchtbaren Abhängen ist durch die Höhen gegen
kalte Winde geschützt und hat eine hohe Solnmerwärme. Deshalb bant
man £bst und Wein an allen Bergwänden. Die Zahl der Städte ist
geringer als im Neckartal, weil die Industrie zurücktritt.
Bamberg ist eine alte Bischofsstadt in der fruchtbaren, obstreichen
Garteulandschaft des Bamberger Kessels.
Bei Schweinfurt beginnt der Weinbau, während bis dahin Obstbau
vorherrscht. Würzburg ist Universitäts-und Bischofsstadt, entstanden an
einer Straßenkreuzung, die den dortigen Übergang über den Main benutzte.
Die Stadt ist durch ihre herrlichen Weine bekannt. Nachdem der Main
sich zwischen Odenwald und Spessart hindurchgedrängt hat, erreicht er bei
Aschaffenburg die Oberrheinische Tiefebene.
Zeichnung: Das Maintal. i Unter Zugrundelegung des 50. Breitenkreises.)
§ 68. Der Neckar. — Aufgaben. 1. Suche aus der Karte seine Quelle,
seine Mündung! 2. Welche beiden Abschnitte sind in seinem Laufe zu unter-
scheiden? 3. Welcher Gebirgszug bestimmt die Richtung des Oberlaufs?
4. An welchem Zufluß liegt Wildbad?
Ter Neckar fließt anfangs dem Jura parallel. In einer Ausweitung
des Tales liegt die Universitätsstadt Tübingen, näher dem Gebirge Reut-
liugen. Jeuseit des Neckarknies folgt Eßlingen, Jndnstrieplatz mit
großer Lokomotivenfabrik. Dann reiht sich Stadt auf Stadt an den Fluß
wie Perleu an einer Schnnr. Am Fuß der Rauheu Alb liegt das gewerb-
fleißige Cannstatt, das schon von den Römern als Bad benutzt wurde,
und Stuttgart (286), d. h. „Gestütgarten". Stuttgart, die in geschütztem
Kessel schön gelegene Hauptstadt Württembergs, ist der Sitz des süddeutschen
Buchhandels und wichtiger Jndnstrieplatz. Je mehr sich von hier an das
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Extrahierte Personennamen: C._Länderkunde
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Main Mains Bamberg Main Main Odenwald Aschaffenburg Maintal Jndnstrieplatz Stuttgart Stuttgart
I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich.
53
Neckartal senkt, desto reicher wird es an Reben, Wiesen und Obstfluren,
während von den Höhen Kirchen, Kapellen und Landhäuser herabblicken.
Heilbronn ist der Endpunkt der Rhein-Neckargroßschiffahrt und dadurch
ein wichtiger Verkehrsplatz. Weiter nördlich münden von rechts Kocher
und Jagst, deren Namen ihren raschen Laus andeuten. Bei Heidelberg
erreicht der Fluß die Oberrheinische Tiefebene. Wegen ihrer schönen Lage
ist die Stadt in der Dichtung hochgepriesen. (Herrliche Schloßruine.) Die
Universität, eine der ältesten Deutschlands, hob die Bedeutung der Stadt
weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus.
36. Heidelberg.
Die zugleich großartige und anmutige Lage der Stadt am Ausgange des Neckartales aus dem Schwarz-
ivalde, ihr mildes Klima, die üppige Fruchtbarkeit der Umgebung, die Fröhlichkeit des Studentenlebens
und der wuchtige Eindruck ihrer Schloßruine machen „Alt-Heidelberg", die „Feine" zu einem Kleinod unter
den deutschen Städten. Das auch in Trümmern noch schönste deutsche Fürstenschloß am Fuße des König-
stuhles ist für jeden Deutschen eine mahnende Erinnerung an die Zeit deutscher Zersplitterung und Schwäche.
Das Neckarland ist die Heimat des durch edle Eigenschaften bekannten
Schwabenstammes. Die Lieblichkeit der Gegend, der Reichtum an Wein,
Korn und Obst, die große Zahl altberühmter Städte und Burgen regten
das Gemüt mächtig an und machten Schwaben zum Lande der Dichter
(Schiller, Uhlaud, Schwab, Kerner, Mörike, Gerok). Aus Schwaben stammen
auch die großen Kaisergeschlechter der Hohenstaufen und Hohenzollern.
Zeichnung: Das Neckartal und seine Umgebung. Mit Benutzung
des 9. Längenkreises.
§ 69. Im Gegensatz zu diesen reichen Flußtälern steht das oft sandige,
höhergelegene Gebiet der Regnitz. (Fränkische Terrasse.)
Trotzdem hat sich hier die Großstadt Nürnberg (333) entwickelt. Die
-ölüte Nürnbergs begann, als in der Zeit der Kreuzzüge der Handelsweg
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117.
Volkserhebungen in auerdeutschen Lndern.
37
Knigs. Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." Die letzte Ruhesttte fand er neben seiner Luise im Charlottenburger Mausoleum.
Nie war der Staat in grerer Not gewesen als unter seiner Regierung, nie hatte er sich mit solcher Kraft wieder emporgearbeitet.
117. Volkserhebungen in auerdeutschen Lndern.
Kriegerische Verwicklungen unter den Hauptmchten wurden durch das Zusammenhalten der Heiligen Allianz, namentlich durch das freund-schaftliche Verhltnis zwischen sterreich, Preußen und Rußland ver-mieden. Dagegen riefen die nationalen und freiheitlichen Bestrebungen in mehreren Lndern bewaffnete Volkserhebungen hervor.
1. Der Befreiungskampf der Griechen, 18211829. Zuerst erreichte der nationale Gedanke sein Ziel in Griechenland. Die Griechen, von jeher kluge Handelsleute, waren unter der im allgemeinen nicht harten trkischen Herrschaft wohlhabend geworden, und die westeuropische Bil-dung war ihnen nicht fremd geblieben. Schiller in Jena weckte in seinen griechischen Zuhrern das Verstndnis fr die Zeit des Leonidas und Themistokles und damit die Begeisterung fr ihr Vaterland. Es ent-stand ein Bund, der sich die Befreiung Griechenlands zur Aufgabe machte und weite Verbreitung fand. Das Haupt des Bundes war der Fürst Alexander Ipsilanti, ein Offizier in russischen Diensten.
Im Vertrauen ans die Hilfe des Zaren Alexander erregte er 1821 1821. in der Moldau einen Aufstand gegen die Trken. Aber der Zar blieb teilnahmlos, die heilige Schar", die Ipsilanti gebildet hatte, wurde auf-gerieben, und er selber floh nach Ungarn, wo er gefangen gehalten wurde.
Ein allgemeiner Aufstand der Griechen war die Folge. Sie kmpften mit groer Tapferkeit und erhielten aus allen Lndern Europas Unter-sttzung durch Freiwillige (unter denen auch der englische Dichter Lord Byron war). Aber ihnen fehlte eine einheitliche Leitung und militrische Ausbildung. Nach dem Falle der heldenmtig verteidigten Festung Missolunghi war ihre Lage hoffnungslos.
Da vereinigte sich England mit Frankreich und Rußland (wo 1825 Nikolaus I. den Thron bestiegen hatte), um den Griechen zu helfen,
trotz Metternichs Gegenbemhungen, der auch hier alles beim alten lassen wollte. Die vereinigte Flotte der drei Mchte und ein von Norden ein-rckendes russisches Landheer besiegten die Trken, und der Sultan sah sich 1829 im Frieden zu Adrianopel gezwungen, die Griechen frei- 1829. zugeben.
1832 setzten die Mchte Otto von Bayern, einen Sohn Ludwigs I., 1832. der sich als Griechenfreund hervorgetan hatte, als König ein. Nur lang-sam wich unter seiner Regierung die Verwilderung und Verwstung, die'
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Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburger_Mausoleum Griechenland Jena Ungarn Europas England Frankreich
Das Deutsche Reich, — B. Das Deutsche Alpenvorland.
407
erfteut sich eines trockneren Klimas, und so liefert sein fruchtbarer Lößlehm-
boden reiche Erträge. Das Ackerbaugebiet zwischen Regensburg und Passau
bis in die Gegend von Landshut gilt als die „Kornkammer" Bayerns. Im
Donautal von der Lech- bis zur Regeumüuduug und in der Oberpfalz blüht
der Hopfenbau, im tiefgelegenen, geschützten Jnntal der Obstbau. Auch die
Ränder des tiefeingesenkten Bodenfeebeckens sind ein Gebiet guten Obstbans.
Im allgemeinen aber finden bessere Obstsorten und Wein bei dem uusteuud-
lichen Klima der Hochfläche kein Gedeihen. An Bodenschätzen werden
am Rande der Alpen, wo auch viele Heilquellen sprudeln, Braunkohle
und am Inn Eisenerze gewonnen. Aber die Bodenschätze sind nicht so
bedeutend, daß besondere Jndustriebezirke entstanden.
Zentrale Lage und ungehinderte Verbindung mit den Nachbarländern
infolge der Lücken in der Gebirgsnmrandnng machten das Deutsche Alpen-
Vorland seit alters zu einem wichtigen Durchgangslande für den Ver-
kehr zwischen dem und 3, dem W und 0. Eine wichtige Straße von
Frankreich, dem Oberrhein und Schwaben her tritt bei Ulm ein und nimmt
die Richtung auf München. Bedeutsame Straßen verbinden diese Stadt, Ulm
und Augsburg mit dem Bodeusee. Aus Norddeutschland führt eine Linie
durch das Ries nach Augsburg und über Ingolstadt nach München, eine
zweite durch die Oberpfalz nach Regensburg und zur Douau. Der Verkehr
nach dem S drängt sich auf der Brennerstraße zusammen. Für den west-
östlich gerichteten Verkehr ist die Donau wichtig; sie kann von Regensburg
ab von Dampfschiffen befahren werden. Die ausgezeichnete Verkehrslage
des Gebietes ist für seine Geschichte und Kultur von der größten Be-
deutuug gewesen; schon sehr früh besiedelt und der Kultur erschlossen, hat es
zu allen Zeiten den Schauplatz hochwichtiger geschichtlicher Ereignisse gebildet.
Vi. Bewohner. Die Bewohner des westlichen Teiles sind meist Schwaben.
Der Lech scheidet sie von den Bayern, den Bewohnern des 0.
Da Viehzucht und Ackerbau die Haupterwerbsquellen der Bevölkerung bilden und
eine allgemeiner verbreitete Industrie infolge des Mangels an Bodenschätzen sich nicht
entwickeln konnte, so ist die Volksdichte gering. Sie beträgt nur stellenweise über
75 Einwohner auf 1 qkm; im südlichen Teile sinkt sie unter 50 aus 1 qkm herab.
Mit der Art des Erwerbslebens hängt anch die Erscheinung zusammen, daß nur
wenige Siedlungen zu städtischer Entwicklung gelangten. Die größeren Städte er-
wuchsen meist als Brückenorte für den Verkehr von W nach 0 und von N nach
S an solchen Stellen der Flußläufe, die zwischen Moorgegenden gelegenen, festen
Boden darboten. So entstanden die einzigen Großstädte der Landschaft: München
und Augsburg. Infolge der fiedlungs- und verkehrsfeindlichen Beschaffenheit
der Flußufer tritt, namentlich in Oberbayern, die Neigung für die Anlage von
Höhendörfern und Hochstraßen hervor. Die Entwicklung der größeren Städte
wurde in der neueren Zeit durch den Aufschwung ihrer industriellen Betätigung
wesentlich gefördert.
Vii. Staatliche Gliederung und Siedlungen. Der weitaus größte Teil der § 273.
oberdeutschen Hochfläche gehört zum Königreich Bayern, während Württemberg
sich mit dem Großherzogtum Baden und dem kleinen preußischen Fürstentum
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408
B. Länderkunde. — Vi. Europa,
Hohenzollern in den Rest teilt. Der bayrische Anteil umfaßt die drei Kreise:
Schwaben, Oberbayern, Niederbayern.
1. Königreich Bayern, Schwaben. Im Kreise Schwaben blühen Weberei,
Maschinenbau und Handel, besonders in Augsburg (115), der alten Übergangs-
statte am Lech (Hauptstadt der römischen Provinz Vindelizien, Augusta Yindelicorum).
Am Vereinigungspunkte der alten Querstraße über die Hochfläche (Schlacht 955) und
der viel umkämpften Juraübergänge, die bei Ulm und Donauwörth die Donau treffen,
blühte es im Mittelalter als beherrschender Sammelpunkt der deutscheu Straßen nach
Italien, durch Vermitteluug des rheinischen und italienischen Handels und durch Ge-
Werbtätigkeit als „Stadt der Fugger". Zwar wurde Augsburg durch die Gotthard-
216. Passau.
Die Lage auf einer Flußgabel gewährt die Möglichkeit einer leichten Verteidigung und zugleich eines
leichten Flußüberganges. Beiden Ursachen verdanken Flußhalbinselstädte wie Passau und Coblenz ihre
Entstehung und ihre Verkehrsbedeutung. Sie wurden Sammelpunkte der die Flüsse begleitenden Längs-
straßen. Die Häuser der Stadt wuchsen bald über die Halbinsel hinaus auf die gegenüberliegenden Ufer,
mit denen der Verkehr zuerst durch Kähne, später durch Brücken hergestellt wurde.
und Brennerbahn um seine alte Bedeutung gebracht, doch ist es, die Wassertrieb-
kraft seiner Flüsse ausuutzend, in den letzten Jahrzehnten der Sitz einer hoch-
entwickelten Webindustrie und infolge seiner Lage wieder ein Knotenpunkt starken
Verkehrs geworden. Am Donauübergang der durch das fruchtbare Ries führenden
Straße aus dem Neckartal liegt Donauwörth (5), auf einer Insel im Bodensee,
die mit dem Festlande durch eine 330 m lange Brücke verbunden ist, Lindau,
eine Stadt mit lebhaftem Verkehr.
d) Oberbayern. München (600), die Hauptstadt Bayerns und die drittgrößte
Stadt des Deutschen Reiches, ist als Zollstätte an der Stelle, wo die „Salzstraße"
von Salzburg nach Augsburg und Ulm die Isar zwischen den nördlich gelegenen
Mooren und den südlich sich ausbreitenden Seen und großen Wäldern überschreitet,
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