28
Ii. Frankreich als Kaiserreich.
an Frankreich verloren; Napoleon bildete daraus die sogenannten Jllyrischen Provinzen. Salzburg wurde an Bayern, Westgalizien an das Großherzogtum Warschau abgetreten. Österreich hytte seinen Anteil am Meere und seine natürlichen Grenzen eingebüßt.
^Jn diesen Krieg fällt der heldenmütige Aufstand der Tiroler unter Andreas Hofer.
Die allzeit treu österreichische Grafschaft Tirol war von Napoleon Österreich genommen und Bayern gegeben worden. Die bayrische Regierung machte sich durch viele Änderungen mißliebig. Führer des Aufstandes war Andreas Hofer, Besitzer des Wirtshauses Am Sand zu St. Leonhard im Passeiertal. Er war mit einigen Landsleuten in Wien gewesen, wo ihnen ein Plan zum Aufstande Tirols vorgelegt wurde, ,den sie dann mündlicb überall in Tirol bekannt machten. Hofer rief kjem Tal am bestimmten Tage zum Aufstand auf, griff die abziehenden Bayern an und nahm viele gefangen. Mit französischer Hilfe besetzten die Bayern Tirol wieder, wurden aber durch die Schlacht am Jselberge gezwungen, das Land zu verlassen.
Die Niederlage bei Wagram zwang Österreich zum Friedensschlüsse. Tirol mußte es in den Händen der Bayern, der Verbündeten Napoleons, lassen. Kaiser Franz forderte nun selbst die Tiroler zur Unterwerfung unter Bayern auf. Hofer gehorchte. Als ihm aber falsche Nachrichten von dem Herannahen eines österreichischen Heeres zukamen, erhob er noch einmal die Fahne des Aufstandes, doch unterlagen die treuen Tiroler der bayrischen und französischen Übermacht. Andreas Hofer floh mit Weib und Kind in eine Sennhütte, weil er Tirol nicht verlassen wollte. Zwei Monate hielt er sich dort verborgen, bis er von einem übelwollenden Landsmanne den Franzosen verraten wurde. Er wurde nach Mantua gebracht, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Mit unverbundenen Augen sah er der tödlichen Kugel entgegen; erst der dreizehnte Schuß machte seinem Leben ein Ende. Seine Leiche wurde in der Hofkirche zu Innsbruck beigesetzt. Hofers Tod besingt das überall bekannte Lied von Mosen:
„Zu Mantua in Banden der treue £}ofer war."
Ähnlich dem Auftreten Hofers ist das des preußischen Majors Ferdinand von Schill. In Sachsen, in der Nähe von Dresden gebürtig, war er in preußische Dienste getreten, war bei Auerstädt verwundet worden und hatte nach seiner Genesung die Erlaubnis bekommen, eine Freischar zu bilden. Mit dieser führte er den sogenannten kleinen Krieg mit Erfolg und Geschick in der Umgegend von Stralsund, als diese Festung von den Franzosen belagert wurde. Zum Lohn für seine Dienste wurde er nach dem Frieden von Tilsit zum Befehlshaber des Leibhusarenregiments in Berlin ernannt.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Andreas_Hofer Napoleon Andreas_Hofer Leonhard Napoleons Franz Franz Andreas_Hofer Ferdinand_von_Schill Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Salzburg Westgalizien Warschau Passeiertal Wien Bayern Napoleons Mantua Mosen Mantua Sachsen Dresden Stralsund Tilsit Berlin
6. Der Reichsdeputationshauptschluß.
21
Krieges durch englische Seetruppen besetzt worden waren. Damit war auch der zweite Koalitionskrieg zugunsten Frankreichs entschieden.
Der Friede zu Amiens hatte zur Folge, daß Bonaparte durch Senatsbeschluß und Volksabstimmung zum Konsul aus Lebenszeit ernannt wurde.
6. Der Reichsdeputationshauptschlutz.
In den Friedensschlüssen zu Campo Formio und Luneville war bestimmt worden, daß die Fürsten des linken Rheinufers sür ihre Abtretungen an Frankreich entschädigt werden sollten. Der Kongreß zu Rastatt in Baden brachte kein Ergebnis. Die Ermordung zweier französischer Gesandten führte die Auslösung herbei. Bis heute ist nicht aufgeklärt, wer die Täter und wer die Anstifter dieses Frevels gegen das Völkerrecht gewesen sind. Nach dem Frieden zu Luneville wurden die Verhandlungen in Regensburg durch eine Reichsdeputation festgesetzt. Der Wille Bonapartes war auch hier ausschlaggebend. Als Entschädigungen wurden die Länder der geistlichen Fürsten und die Reichsstädte verwandt. Nur der Erzbischof Dalberg von Mainz behielt ein Fürstentum im Gebiet der Städte Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar und den Titel Kur- und Erzkanzler; Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt am Main und Nürnberg behielten ihren Charakter als Freie Reichsstädte.
Preußen bekam die Bistümer Paderborn und Hildesheim, einen Teil des Bistums Münster, Erfurt, das Eichsfeld, mehrere Freie Städte und Abteien. Österreich erhielt die Bistümer Brixen und Trient in Tirol. Die Entschädigungen der übrigen Staaten können übergangen werden.
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I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
55
37. Der Höllsteig im Höllental im südlichen Schwarzwald.
Den südlichen Teil des Schwarzwaldes erschließt von der Rheinebene die von Freiburg i. B. ausgehende
Höllental-Bahn. Sie führt an den malerischen Titisee unterhalb des Feldberggipfels und durchschneidet auf
kühnen Brücken und in zahlreichen Tunneln zwischen Wiesen und Tannenwäldern das wilde Höllental.
Durch ihre schnell sich folgenden Windungen gewährt sie stets neue, überraschende Blicke auf die steil an-
steigenden Höhen und die engen, von einer gewerbflewgen, zutraulichen und liebenswürdig-gemütlichen
Bevölkerung bewohnten Talgründe.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Höllental Schwarzwald Rheinebene Freiburg
I. Europa. — 2. Das Deutsche Reich.
59
5. Politische Übersicht über die Staaten Süddeutschlands.
§ 77. Das betrachtete Gebiet verteilt sich über folgende sechs Staaten:
Die Königreiche Bayern und Württemberg, die Großherzogtümer Baden
und Hessen, Elsaß-Lothringen, die Hohenzollernschen Lande.
Aufgabe. Suche von diesen Staaten die politischen Grenzen, nenne die
wichtigsten fließenden und stehenden Gewässer, die Gebirge mit ihren höchsten
Punkten, die Tief- und die Hochebenen!
§ 78. 1. Königreich Bayern.
Fast 76000 qkm, 6,9 Mill. E>, 91 auf 1 qkm. 70,8% Katholiken, 28,2% Evangelische.
a) Bewohner und Einteilung. Die Altbayern bewohnen den
ältesten Teil des Landes, das alte Herzogtum Bayern zwischen Lech,
Donau und Inn.
Aufgaben. 1. Wo wohnen Franken, Schwaben, Pfälzer? 2. In
welche beiden Hauptteile zerfällt das Land?
b) Erzeugnisse und Beschäftigung. Aufgaben. 1. Welches ist die Haupt-
beschäftigung, und wo blüht sie besonders? 2. Welche Pflanze wird wegen der
Bierbereitung im großen angebaut? 3. Wo gedeihen besonders Wein, Obst,
Tabak? 4. Wo gewinnt man Salz, Eisen, Torf, lithographischen Schiefer?
5. Wo blüht die Glasindustrie? 6. Wo liegen die Waldlandschaften?
c) Städte. — Aufgaben. 1. Was weißt du von der Hauptstadt zu
sagen? 2. Welche Städte liegen a) am Bodensee und in den Bayrischen
Alpen? b) auf der Schwäbisch-Bayrischen Hochebene? c) an der Donau?
d) in der Oberpfalz? e) am Main? f) in der Bayrischen Pfalz?
§ 79. 2. Königreich Württemberg.
Reichlich 19500 qkm, 2,4 Mill, E,, 125 auf 1 qkm. Annähernd 70^ Evangelische,
30% Katholiken.
Aufgaben. Gib an: Grenzen, natürliche Landschaften, Flüsse, Bergeshöhen!
a) Bevölkerung. Im S Schwaben, im N Franken.
b) Produkte und Beschäftigung. — Aufgaben. 1. Warum ist auch hier
die Landwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle? 2. Wo herrscht Wein-, wo Obst-
bau vor? 3. Wo gewinnt man Salz? 4. Wo blüht die Industrie, der Buchhandel?
e) Städte. — Aufgaben. 1. Was weißt du von der Hauptstadt zu
sagen? 2. Welche Städte liegen a) am Neckar und seinen Nebenflüssen?
b) an der Donau? c) am Bodensee?
§ 80. 3. Großherzogtum Baden.
Rund 15000 qkm, 2,1 Mill. E>, 142 auf 1 qkm. 60^ Katholiken, 38% Evangelische.
Aufgaben. 1. Wo bildet der Rhein die Grenze, wo der Main, der Boden-
see? 2. Welche Staaten berührt Baden? 3. Welche Gebirge füllen den 0?
4. Welche Eisenbahnen durchqueren das Gebirge?
a) Bevölkerung. Wie in Württemberg, dazu im 8 Alemannen.
b) Beschäftigung. —Aufgabe. Was kommt vom Schwarzwald her zur
Ausfuhr?
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Extrahierte Personennamen: Königreich_Württemberg
Extrahierte Ortsnamen: Europa Baden Hessen Elsaß-Lothringen Altbayern Donau Schwaben Bayrischen
Alpen Schwäbisch-Bayrischen Donau Oberpfalz Main Bayrischen_Pfalz Schwaben Donau Baden Rhein Main Baden Württemberg Schwarzwald
512
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
ungleich verteilt, und die größten Gegensätze liegen oft dicht nebeneinander
(Rheintalebene — Eifel; Sauerland — Westerwald). Volkreich sind die gewerb-
tätigen Gebiete, mäßig oder schwach bevölkert Gegenden mit rein ländlichen Erwerbs-
zweigen. Dem industriellen, dicht besiedelten W steht der ländliche 0 mit seiner ge-
ringen Bevölkerungszahl gegenüber. Die größten Dichteziffern weisen als Stätten
lebhaften Gewerbsleißes das Königreich Sachsen (320 auf 1 qkm) und die Pro-
vinz Rheinl and (264 auf 1 qkm) auf. Die Bevölkerungszunahme seit der Gründung
des Reiches ist sast ausschließlich den städtischen Siedlungen zugute gekommen.
Während sich die Landbevölkerung trotz eines kleinen Rückganges im wesentlichen
ans ihrem alten Stande von ruud 26 Mill. erhalten hat, ist die Zahl der Stadt-
bewohner von 15 Mill. auf 40 Mill. gestiegen. Diese Erscheinung ist eine Folge
der starken Abwanderung vom Lande nach der Stadt („Landflucht"), die wieder
zum größten Teile hervorgerufen wurde durch das Anwachsen der Industrie, durch
den Übergang Deutschlands von einem reinenagrarstaat zu einem Industrie-
und Ackerbaustaat. Deutschland zählte 1910 48 Großstädte (1870 nur 8),
davon 7 Großstädte mit mehr als ■§- Mill. E.
Ii. Der Abstammung nach bildet die Bevölkerung Deutschlands den beden-
tendsten Zweig der germanischen Völkerfamilie, die auch die Engländer, die Hollän-
der, die Flämen im Königreich Belgien, die Dänen, Norweger und Schweden sowie
fast ein Viertel der Bevölkerung Österreich-Ungarns umfaßt. Etwa 92 °/0 unseres
Volkes sind Deutsche. Sie verteilen sich auf die alten Stämme der Friesen,
Sachsen, Hessen, Thüringer, Franken, Alemannen, Schwaben und
Bayern; sie alle sind zwar von fremden Beimischungen nicht frei geblieben, unter-
scheiden sich aber in Sprache und Sitte, Hausbau und Siedlungsweise noch dent-
lich voneinander. In Ostdeutschlands auf eiust slawischem Boden, haben sich
die ursprünglichen Stämme aufs vielfältigste miteinander vermischt, da die hier
einwandernden deutschen Ansiedler aus allen westlichen Gauen kamen. Fremde
Stämme finden sich, mit Ausnahme der Wenden an der Spree, an den Grenzen:
im 0 Polen (3,65 Mill.), im W Franzosen (200000), im N Dänen (140000).
— Mit der räumlichen Verteilung der deutschen Stämme hängt diejenige der dent-
scheu Mundarten, die in nieder- oder plattdeutsche, mitteldeutsche und
oberdeutsche unterschieden werden, aufs engste zusammen.
Iii. Dem Glaubensbekenntnisse nach gehört die Bevölkerung Deutschlands
zwei großen Kirchengemeinschasten an; auf die Evangelischen kommen 62° 0, auf
die Katholiken 36,5 o/o1. Der Katholizismus überwiegt in den altpolnischen
Gebieten von Posen und Westpreußen und südwestlich einer vom Böhmer Walde
bis zur Emsmündung gezogenen Linie, jedoch sind in Süd- und Westdeutschland
Württemberg, Oberfrauken, die Bayrische Pfalz, das Großherzogtum Hessen und die
Provinz Hesseu-Nassau vorwiegend evangelisch. Die Zahl der Juden beträgt 1%.
It. An geistiger Bildung der gesamten Bevölkerung steht das Deutsche Reich
allen Staaten voran. Die Volksbildung ist allgemein verbreitet. Die Zahl
der Analphabeten, der Leute, die weder schreiben noch lesen können, ist niedriger
(0,3 auf 1000 Rekruten) als in irgendeinem anderen europäischen^ Staate.
Außer zahlreichen Volks-, Mittel- und höheren Schulen besitzt das Deutsche Reich
21 Universitäten, die Akademie in Posen, 11 Technische Hochschulen, 5 Handels-
Hochschulen, 3 Bergakademien, 5 Forstakademien, 5 Tierärztliche und 4 Landwirt-
schaftliche Hochschulen und etwa 30 Hochschulen für bildende Künste und Musik.
1 Fast dasselbe Verhältnis findet sich in den Niederlanden.
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Das Deutsche Reich, — B. Das Deutsche Alpenvorland.
407
erfteut sich eines trockneren Klimas, und so liefert sein fruchtbarer Lößlehm-
boden reiche Erträge. Das Ackerbaugebiet zwischen Regensburg und Passau
bis in die Gegend von Landshut gilt als die „Kornkammer" Bayerns. Im
Donautal von der Lech- bis zur Regeumüuduug und in der Oberpfalz blüht
der Hopfenbau, im tiefgelegenen, geschützten Jnntal der Obstbau. Auch die
Ränder des tiefeingesenkten Bodenfeebeckens sind ein Gebiet guten Obstbans.
Im allgemeinen aber finden bessere Obstsorten und Wein bei dem uusteuud-
lichen Klima der Hochfläche kein Gedeihen. An Bodenschätzen werden
am Rande der Alpen, wo auch viele Heilquellen sprudeln, Braunkohle
und am Inn Eisenerze gewonnen. Aber die Bodenschätze sind nicht so
bedeutend, daß besondere Jndustriebezirke entstanden.
Zentrale Lage und ungehinderte Verbindung mit den Nachbarländern
infolge der Lücken in der Gebirgsnmrandnng machten das Deutsche Alpen-
Vorland seit alters zu einem wichtigen Durchgangslande für den Ver-
kehr zwischen dem und 3, dem W und 0. Eine wichtige Straße von
Frankreich, dem Oberrhein und Schwaben her tritt bei Ulm ein und nimmt
die Richtung auf München. Bedeutsame Straßen verbinden diese Stadt, Ulm
und Augsburg mit dem Bodeusee. Aus Norddeutschland führt eine Linie
durch das Ries nach Augsburg und über Ingolstadt nach München, eine
zweite durch die Oberpfalz nach Regensburg und zur Douau. Der Verkehr
nach dem S drängt sich auf der Brennerstraße zusammen. Für den west-
östlich gerichteten Verkehr ist die Donau wichtig; sie kann von Regensburg
ab von Dampfschiffen befahren werden. Die ausgezeichnete Verkehrslage
des Gebietes ist für seine Geschichte und Kultur von der größten Be-
deutuug gewesen; schon sehr früh besiedelt und der Kultur erschlossen, hat es
zu allen Zeiten den Schauplatz hochwichtiger geschichtlicher Ereignisse gebildet.
Vi. Bewohner. Die Bewohner des westlichen Teiles sind meist Schwaben.
Der Lech scheidet sie von den Bayern, den Bewohnern des 0.
Da Viehzucht und Ackerbau die Haupterwerbsquellen der Bevölkerung bilden und
eine allgemeiner verbreitete Industrie infolge des Mangels an Bodenschätzen sich nicht
entwickeln konnte, so ist die Volksdichte gering. Sie beträgt nur stellenweise über
75 Einwohner auf 1 qkm; im südlichen Teile sinkt sie unter 50 aus 1 qkm herab.
Mit der Art des Erwerbslebens hängt anch die Erscheinung zusammen, daß nur
wenige Siedlungen zu städtischer Entwicklung gelangten. Die größeren Städte er-
wuchsen meist als Brückenorte für den Verkehr von W nach 0 und von N nach
S an solchen Stellen der Flußläufe, die zwischen Moorgegenden gelegenen, festen
Boden darboten. So entstanden die einzigen Großstädte der Landschaft: München
und Augsburg. Infolge der fiedlungs- und verkehrsfeindlichen Beschaffenheit
der Flußufer tritt, namentlich in Oberbayern, die Neigung für die Anlage von
Höhendörfern und Hochstraßen hervor. Die Entwicklung der größeren Städte
wurde in der neueren Zeit durch den Aufschwung ihrer industriellen Betätigung
wesentlich gefördert.
Vii. Staatliche Gliederung und Siedlungen. Der weitaus größte Teil der § 273.
oberdeutschen Hochfläche gehört zum Königreich Bayern, während Württemberg
sich mit dem Großherzogtum Baden und dem kleinen preußischen Fürstentum
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420
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Geisteslebens der betriebsamen Bevölkerung. Pforzheim (70), an der Bahn Straß-
bürg—karlsruhe—stuttgart, die hier den nordöstlichen Eingang zum Schwarz-
Walde trifft, wurde neben Hanau Hauptsitz der deutschen Gold- und Silberwaren-
industrie. Den Austritt des Neckars in die Ebene und den Übergang der Bergstraße
über den Fluß beherrscht Heidelberg (60) am Fuße des Königsstuhls, überragt
von den Ruinen des (1689) zerstörten Schlosses der Pfälzer Kurfürsteu. Es ist die
älteste deutsche Universitätsstadt und wegen seiner anmutigen Lage einer der geseiert-
sten Orte Deutschlands. Mannheim (200, Bild 220) ist über die einstige Schach-
brettanlage des Bebauungsplanes weit hinausgewachsen. Hervorragend günstig
für den Verkehr zwischen dem Rhein und dem fruchtbaren und reichen Hinterlande
gelegen, gewann es schnell hohe Bedeutung, nachdem der Rhein bis zur Neckar-
mündnng eine auf 2 m künstlich vertiefte Fahrrinne erhalten hatte. So bildet es
den Anfangspunkt der großen Dampfschiffahrt auf dem Rhein und den Endpunkt
der Schisfahrt auf dem von Cannstatt ab schiffbaren Neckar; sein Hafen ist der
Wasserfläche nach der umfangreichste Binnenhafen des Deutschen Reiches. Daher
wurde es der Einfuhrhafen Süddeutfchlauds und der Schweiz, der süddeutsche
Hauptmarkt für Getreide, Baumwolle, Kaffee und Kohlen, zugleich der Ausfuhr-
platz von Holz, Steinen und Jndnstrieerzengnissen Süddeutschlands. Die Stadt
betreibt auch chemische Industrie und Maschinenbau in der näheren und ferneren
Umgebung. Konstanz (30) am Bodensee liegt im Bereich der Oberdeutschen Hoch-
ebene. (Vgl. § 273.)
2. Das Großherzogtum Hessen umfaßt füdlich vom Main den Odenwald und
die Ebene zu beiden Seiten des Rheins bis zum unteren Main und zur Nahe.
Am Nordende der Bergstraße liegt in der Ebene das gewerbtätige Darm-
stadt (90), die politische Hauptstadt des Landes. Die erste Industriestadt Hessens
(Leder- und Metallwaren, Tabakfabrikate) ist Offenbach am Main (80).
Mainz (115), infolge seiner das Rhein- und Maintal beherrschenden Lage befestigt,
erwuchs aus dem römischen Mogontiacum gegenüber der alten Feste Kastel (Castel-
lum). Im Mittelalter war es das „goldene Mainz", Sitz des Erzbischofs und
Kurfürsten; heute ist es Stapelplatz für Wein, Obst, Getreide und Kohlen und die
erste Haudelsstadt Hessens. — Worms (50), eine der ältesten deutschen Rhein-
städte, berühmt in Sage und Geschichte und einst blühende Reichsstadt, kommt
durch seinen neuen Hasen in Handel und Industrie wieder zu Bedeutung. — Auch
der südliche Teil der Provinz Oberhessen mit Bad Nauheim gehört noch zur
Rheinebene.
3. Die preußische Provinz Hessen-Nassau besitzt den gesegneten Rheingau.
Frankfurt am Main (420), an der Mündung der beiden großen, aus Nord-
und Mitteldeutschland durch Hessen kommenden Verkehrsstraßen, war bis 1866
Freie Reichsstadt, einst Wahl- und Krönungsstadt der deutschen Kaiser. Die Stadt
hat sich nach der Einverleibung in das Königreich Preußen großartig entwickelt.
Sie nimmt infolge der Kanalisierung des unteren Mains an der Rheingroßschiffahrt
teil und wurde nach Berlin und Cöln der bedeutendste Eisenbahnknotenpunkt des
Deutschen Reiches. Frankfurt beherrscht den Durchgangsverkehr zwischen Nord- und
Süddeutschland wie den zwischen dem Rhein- und Maintal. Infolgedessen betreibt
es einen großartigen Handel, auch mit außerdeutschen Ländern. Es ist eine Zentrale
des deutschen Obstmarktes und ein hervorragender deutscher Geldplatz. Frankfurt
pstegt auch die Wissenschaft in rühmlicher Weifet — Hanau (40) an der Kinzigmün-
1 Die Gründung einer Universität ist in Aussicht genommen.
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Vorwort.
Bei der Bearbeitung des vorliegenden 5. Teiles des Pfeiferschen Lehr-bnchs der Geschichte fr die Bedrfnisse Sdwestdeutschlands sind die gleichen Grundstze befolgt worden wie bei der Bearbeitung der vorher-gehenden.
Zu aufrichtigem Dank sind wir Herrn Professor Dr. Fhlisch in Wertheim und Herrn Professor Henkelmann in Bensheim verpflichtet fr die liebenswrdige Untersttzung beim Lesen der Korrektur.
Besserungsvorschlge werden den Herausgebern stets willkommen sein und nach bestem Wissen und Gewissen dankbar verwertet werden.
Wertheim a. Main und Straburg i. E., Mai 1911.
Kienitz, v. Borries.
Bemerkung des Verlegers.
Als Ergnzung zu dem vorliegenden Lehrbuche sind Sondergeschichtcn der einzelnen sdwestdeutschen Staaten in Aussicht genommen. Diese sollen die Landesgeschichten in geschlossenem Abri bringen und die Einzelheiten nachtragen, die der Text des Lehrbuchs nicht in vollem Mae bercksichtigen konnte. der das Erscheinen dieser in Vorbereitung befindlichen Ergnzungshefte behalte ich mir direkte Mitteilung an die in Frage kom-Menden Anstalten vor.
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Karl der Groe.
71
legte die Bistmer Mnster, Osnabrck, Paderborn, Minden, Bremen und Verden an, um die Bekehrung durchzufhren (785). Da sich aber in den nchsten zwanzig Jahren, wenn auch allmhlich immer vereinzelter, Em-pruugeu wiederholten, griff Karl zu dem Mittel, die Sachsen aus ihrer Heimat wegzufhren und im Frankenlande anzusiedeln und die verlassenen Wohnsitze frnkischen Bewohnern anzuweisen. Darauf weisen Ortsnamen wie Sachsenhausen, Sachsenflur, Grosachsen, Hohensachsen und Ltzel-sachsen n. a. in Baden, in Hessen Eichelsachsen und Wildsachsen, im Elsa Sachsenwinkel (bei Neu-Breisach), in Wrttemberg Rentsachsen u. a., Sachsen-hausen bei Frankfurt a. M.; in Bayern Sachsenheim bei Lohr u. a. Mit der Erschpfung des Volkes hrten schlielich die Kriege auf (804).
3. Krieg gegen Tassilo von Bayern. Als dieser, der bereits Pippin und nachher Karl den Lehnseid geschworen hatte, wieder abfiel, wurde er 788 abgesetzt und Bayern in das Frnkische Reich einbezogen; die Herzogswrde wurde abgeschafft und die Einteilung in Grafschaften durchgefhrt.
Alle Deutschen stlich vom Rhein waren nunmehr dem Frankenreich unterworfen.
$ 85. Der Schutz der Grenzen. Gegen die Araber ist Karl 778 zu Felde gezogen; er berschritt die Pyrenen und eroberte den Nord-osten Spaniens. Bei der Rckkehr erlitt die Nachhut seines Heeres im Tale Roneesvalles spr. Roudsesvalljes) durch die Basken eine Niederlage, die der Sage von Roland und seinem Tode zugrunde liegt. Am Ende seiner Regierung stand der Nordosten der Halbinsel zwischen den Pyrenen und dem Ebro als Spanische Mark unter seiner Herrschaft.
Vor allem furchtbar waren die Normannen (Nordmnner", Wi-kinger) oder Dnen, die Bewohner Skandinaviens, Jtlands und der Dnischen Inseln. Als Seeknige" machten ihre kriegs- und beutelustigen Könige auf ihren Meerdrachen" Plnderungszge zur See an allen Ksten des Abendlandes. Karl mute Burgen und Festungswerke an den Ksten zum Schutze gegen sie anlegen und richtete sdlich der Eider die Dnische Mark ein.
Mit den slawischen Obotriten im heutigen Mecklenburg schlo Karl ein Bndnis, Tschechen, Sorben und Wilzen wurden bekmpft, die Sorbische Mark geschaffen.
Das finnisch-mongolische Reitervolk der Awaren in der Donau- und Theiebene hat Karls Sohn Pippin besiegt, der ihren Knigsring, die von einem kreisrunden Erdwall umschlossene Hauptburg, strmte. Karl verleibte das Land als Awarische oder Pannonische Mark ein. Durch Zuzug bayrischer Ansiedler erhielt sie eine germanische Bevlkerung.
36. Aus der inneren Geschichte. Die wirtschaftlichen Verhlt-nisse des Frnkischen Reiches unter den Karolingern unterschieden sich nur wenig von denen der merowingischen Zeit. Der Stand der Freien
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Tassilo_von_Bayern Tassilo Pippin Karl Karl Karl Karl Roland Karl Karl Karl Karls_Sohn_Pippin Karls Pippin Karl
Aus der Geschichte der Neuzeit.
herab oder aus den sten eines Baumes sprach, bis der Wrzburger Bi-schof ihn nachts greifen lie, die 12 000 vor Wrzburg ziehenden Anhnger zersprengte und den Pfeiferle verbrannte. 1493 erhoben sich die Bauern im Elsa, gleichzeitig in der Abtei Kempten; 15021505 breitete sich die Erhebung mit dem Bundschuh" als Abzeichen im Bistum Speyer, ebenso 1513 im Breisgau aus. Vom Remstal her griff der Arme Konrad" der in das Neckartal und den Schwarzwald, bis er teils durch einen Vertrag, teils durch Gewalt beigelegt wurde.
Der groe Bauernkrieg von 1525 hatte zwei Herde, den einen im sdwestlichen Deutschland, den anderen in Thringen; im Norden griff die Bewegung nicht der den Harz, im Nordosten nicht der die Elbe hinaus. Den buerlichen Scharen, die von allen Seiten her zu groen Heerhaufen zusammenstrmten, schlo sich die rmere Bevl-kerung der Städte an. Ihr religis-politisches Glaubensbekenntnis war in den Zwlf Artikeln" zusammengefat. Neben Abstellung wirt-schaftlicher Mibruche verlangten sie Aufzeichnung der ihnen obliegenden grundherrlichen Lasten, Wegfall gewisser Zehnten an die Kirche, das Jagd-, Fischerei- und Holzrecht nach altem Volksrechte, die Aufhebung der Leib-eigenfchaft mit Berufung auf die Gleichheit aller Menschen, freie Wahl der Geistlichen durch die Gemeinden, endlich die Prfung der Artikel auf Grund der Heiligen Schrift. Wenn sie daraus als unziemlich nachgewiesen wrden, wollten sie davon abstehn. Alle Haufen nahmen diese Forderungen - mit Abnderungen im einzelnen an, und viele Grundherren entschlossen sich, sie zu bewilligen.
Luther stellte sich zunchst zu der Bewegung so, da er zu ver-Mitteln suchte und die Annahme der Artikel empfahl. Aber die Fhrer der Bauern waren der schwierigen Aufgabe, Zucht und Ordnung in den einzelnen Haufen zu erhalten und Migung zu beobachten, auch wenn sie es wollten, nicht gewachsen. Wenn auch Grausamkeiten vereinzelt blieben, so waren Roheiten die Regel, und die Zerstrungen fanden kein Ende. Wie es die Natur gewaltsamer Bewegungen der Massen mit sich bringt, so gewannen auch hier, je lnger der Aufruhr dauerte, desto mehr die, welche die am weitestgehenden Forderungen vertraten, die Oberhand. Die stdtischen Teilnehmer brachten kommunistische Ideen zur Geltung. Durch diese Ausschreitungen und das Umsichgreifen religis schwrmerischer Gedanken sah Luther sein eigenstes Lebens-werk, die Herstellung der reinen evangelischen Lehre, bedroht und nahm nun gegen die Bauern in der heftigen Schrift Wider die mordischen And raubischen Rotten der Bauern" mit unverhohlener Feindschaft Stellung.
Im sdlichen Schwarzwald, im Hegau und Klettgau und weiter oft-wrts im Algn begann die Erhebung. Das Beispiel der benachbarten Schweiz reizte zur Nachahmung. Um Johauni 1524 schwuren die Bauernschaften von Sthlingen, Bonndorf und Umgegend, miteinander brderlich Lieb und Leid zu tragen. Mit schwarz-rot-gelben Fhnlein zogen sie in Waldshut ein, sandten Boten nach dem Breisgau und Sundgau, nach Elsa
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Johauni
Extrahierte Ortsnamen: Elsa Bistum_Speyer Neckartal Schwarzwald Deutschland Schwarzwald Bonndorf Waldshut