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1. Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 - S. 139

1909 - Bamberg : Buchner
Die sozialen Zustnde in Deutschland am Ende des Mittelalters. 139 ausgewuchert. Die Folge war eine weitverbreitete antisemitische oder juden-feindliche Bewegung, und ihre Folge die Vertreibung der Juden aus Sachsen (1432); aus Bayern (1450); aus Wrzburg dem Bistum (1470). Und wer half den Bauern? Niemand. Wer fhlte wenigstens mit ihnen? Vereinzelte Dichter, Gelehrte und Pfarrer. Den tatschlichen Verfall des Bauernstandes hintanzuhalten, wre Sache des Reiches gewesen. Aber nicht einmal das erreichten die Kurfrsten, da ihrem Verlangen, die Raubritter sollten doch wenigstens veranlat werden, die Ackerleute und Weinbauern während ihrer Feldarbeit in Ruhe zu lassen, stattgegeben wurde, was uns einfach unglaublich klingt. Aber leider war es so. Wenn also der Bauer schlielich in seiner Verzweiflung auf den Gedanken kam: hilf dir selbst, so hilft dir Gott, so knnen wir ihm das nicht verargen und blo bedauern, da diese Selbsthilfe der Bauern, wie sie noch vor dem blutigen Bauern-krieg von 1525 durch Emprungen in zwanzig verschiedenen Teilen des Reichs zum Ausdruck kam, im groen und ganzen ergebnislos fr die armen, unter-drckten Bauern verlaufen ist. Daraus erklrt sich auch die wirklich viehische Wut, womit dann die Bauern im eigentlichen Bauernkrieg zu Werke gingen, was ihnen hinwiederum die Untersttzung der Gutgesinnten raubte und ihre Sache vereitelte. 'Wre aber der Notstand der Bauern ein selbstverschuldeter gewesen, die Folge eines bertriebenen Aufwands und unmiger Ansprche, so htten sie wohl kaum den Mut zur Selbsthilfe gefunden. Denn wo sich der deutsche Bauer im allgemeinen wohl fhlt und ihm in seiner Lage kein allzu harter Druck widerfhrt, da ist er geordnet und geduldig und macht keine Revolution. Weil uns aber gerade aus. dem 15. Jahrhundert eine Reihe von Aufstnden aus den verschiedensten Gegenden des Reichs gemeldet werden, so ist dies der schlagende Beweis dafr, da die Bauern tatschlich zur Selbsthilfe gegen unerhrte Unterdrckung und Aussaugung greifen muten. Nicht blo gegen die Juden, sondern gegen ihre Grundherrschaften schlugen sie los. So die Appenzeller, Vorarlberger, Tiroler, Allguer, Hauen-steinet (im sdlichen Schwarzwald) und Rottweiler Bauern. Es folgten die der Abteien Kempten und Ochsenhausen; 1461 standen die Bauern im Piuzgau und Brixenertal; 1476 die des Taubergrundes; 1492 die im Lechtal und in Friesland; 1493 die am Oberrhein, und 1514 die im Remstal auf. 4. Von diesen Aufstnden find die bemerkenswertesten die vom Jahre 1476, 1493 und 1514. Im Jahre 1476 trat in der Gegend von Wrzburg ein armer Hirtenjunge auf, man nannte ihn den Pauker von Niklashausen, weil er an der Kirchweih die Pauke schlug. Dieser er-klrte, die Jungfrau Maria sei ihm erschienen und habe ihn einen Zustand 247

2. Römische Kaisergeschichte, Geschichte der Völkerwanderung und deutsche Geschichte im Mittelalter bis 1519 - S. 121

1909 - Bamberg : Buchner
Wenzel. Ruprecht von der Pfalz. Sigismund. 121 grasen von Nrnberg, Friedrich von Hohenzollern, zum Markgrafen und Kurfrsten von Brandenburg ernannt (1417).1 Whrend nun 1417 Sigismund in Ungarn weilte, kam die Erbitterung der Bhmen zum offenen Ausbruch (1419). Die Aufregung hierber kostete Wenzel das Leben. Er starb am Schlag. Sigismund wre sein Nachfolger geworden. Aber die Bhmen, die ihm mit Recht die Schuld am Tode ihres Hns beimaen, weigerten sich, einem wortbrchigen" Fürsten zu huldigen. Der Adel aber bemchtigte sich des Kirchenguts. Bhmen ward in seinen tiefsten Siefen aufgeregt. Man rief das Land zum Gottesfreistaat" aus. Als Christen wollten die Tschechen nichts mehr vom Papste, und als Tschechen nichts mehr von einem Deutschen als Oberhaupt wissen und nannten sich Husiten. Auf Betreiben Sigismunds lie Papst Martin den gemeinsamen Kreuzzug gegen die Husiten predigen (1420).^ Aber unter Ziskas Fhrung warfen die Husiten das Kreuzheer vor Prag zurck und besiegten es zum zweitenmal bei Wyfchehrad (1420). und zum drittenmal bei Deutschbrod (1422). 9. Sigismunds Lage war eine verzweifelte. Ein neuer Trken-einfall rief ihn nach Ungarn, und vom Reich hatte er gegen die Husiten Adrianopel eingenommen, Serbien unterworfen, und, nach dem blutigen Siege bei Nikopolis (1396) der König Sigismund und seine Ritter Bosnien erobert. Seitdem bedrngten die Trken Ungarn und sterreich ebenso bestndig, wie die Um-gegend von Konstantinopel. Und als dieses Bollwerk des christlichen Ostens (Ende Mai) 1453 gefallen war, blieb das andere Bollwerk, Wien, noch mehr als zwei Jahr- 1406 hunderte lang das Ziel der trkischen Waffen (Trkenkriege!). 1 Damit kamen die Hh enzoll ern, ein schwbisches Grafengeschlecht, in den noch nicht vllig germanisierten Norden, berufen, dem deutschen Gedanken daselbst Bahn zu brechen und in spteren Jahrhunderten ein Hort des Deutschtums zu werden. Die ltesten Ahnherren der Hohenzollern sind die Grafen Bnrchard und Wezel, Zettgenossen Heinrichs Iv. Von einem Burchard Ii. und seinem dritten Sohne Friedrich I. an be-ginnt dann eine ununterbrochene Reihe von Grafen. Die Burggrafschaft Nrnberg erhielten sie von dem Hohenstaufen Heinrich Vi. Als Burggrafen erwarben sich die Hohenzollern Ansbach und Bayreut. Schon 1411 war Friedrich V. von Sigismund zum erblichen vollmchtigen Verweser und obersten Hauptmann" der arg herabgekommenen und durch die Fehden der unbotmigen Adelsgeschlechter wie z. B. der Quitzows tief zerrtteten Mark Brandenburg bestellt worden. Im Juni 1412 sodann war Friedrich in dem Lande eingetroffen und hatte sich binnen zweier Jahre in einem mit Umsicht und Ausdauer gefhrten Kampf gegen die bermtigen Junker zum Herrn des Landes gemacht, das er um (1417) als Landesherr und Kurfürst fr immer erhielt. Gewertet wurde der Besitz der Markgrafschaft zu 400 000 Goldgulden. 2 Kaiser Karl V. soll, als ihm in Worms zugeredet wurde, Luther das Geleite zu brechen, geantwortet haben: Ich will nicht errten wie Sigismund", was damit zusammenhngt, da Sigismund zu Konstanz errtet sein soll, als ihn Hus, starr an-blickend, in seiner letzten Not daran gemahnte: Bin ich doch hierhergekommen unter des Kaisers sicherem Geleite". 229

3. Hessische Geschichte - S. 82

1897 - Gießen : Ricker
— 82 — sitz an. Auch des Großen Kurfürsten Sohn, Friedrich Iii., gestattete den Glaubensflüchtlingen die Ansiedelung in seinem Lande. Eine beträchtliche Anzahl Waldenser ließ sich in Württemberg und in der Psalz nieder. Der menschenfreundliche Landgraf von Hessen-Homburg überließ den Heimatlosen, Hugenotten und Waldensern, am Fuße des Taunus ein Stück Land, auf welchem die Kolonien Friedrichsdorf und Dornholzhausen entstanden. Durch den Verwüstungszug Ludwigs Xiv. mich der Pfalz im Jahre 1687 wurden die piemontesischen Flüchtlinge, die hier Aufnahme gefunden hatten, beunruhigt. Sie flohen nach der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Anfang September 1688 lagerten sich im Walde bei Darmstadt 120 Personen, welchen der Landgraf Ernst Ludwig bei Arheiligen ein Asyl bot und ihnen die Gemarkung Michelfeld überließ. Ein anderer Trupp von 300 Personen wurde in der Grafschaft Nidda untergebracht. Weitere Züge kamen aus der Pfalz und ließen sich in Arheiligen, Kelsterbach, Rüsselsheim und Mörfelden nieder. Kelsterbach behielt die Verbannten nicht lange. Sie zogen weiter in der Richtung nach Frankfurt und gründeten am Saume des Waldes die Kolonie Walldorf. 1699 kamen aus Savoyen wieder 300 Familien, etwa 1500 Personen, in Hessen an, die in den bereits vorhandenen Waldenserorten Ausnahme fanden. Da die Bewohner von Arheiligen ihnen nicht freundlich entgegenkamen, so wandten sie sich an den Landgrafen Ernst Ludwig (1678 — 1739) mit der Bitte um Verbesserung ihrer Lage. Dieser überließ ihnen im Oberamte Lichtenberg im Odenwalde die herrschaftlichen Güter Rohrbach, Wembach und Hahn. 125 Personen ließen sich in Rohrbach, 115 in Wembach und Hahn nieder. Durch Fleiß suchten diese Ansiedler die ihnen überlassenen Ländereien zu verbessern und in die Höhe zu bringen. Durch sie kam die Strumpfweberei in Aufschwung, und bald zählten diese Kolonien über 100 Webstühle. Überallhin fanden ihre Waren Absatz; allein ins Ausland lieferten sie jährlich für 12—15000 fl. Strümpfe. Es waren fleißige, intelligente Leute, jene Waldenser, die unserem Laude alle Ehre machten. Ihre Abstammung können die Bewohner dieser Waldenserdörfer auch heute noch nicht verleugnen. Ihre schwarzen Haare, lebhaften Augen, ihre Beweglichkeit und Gesprächigkeit unterscheiden sie von den anderen Bewohnern. Ihrem alten Grundsätze getreu: „Lux lucet in tenebris,“ das Licht scheint in der Finsternis, haben diese fremden Flüchtlinge viel Licht in ihre Umgebung gebracht, nicht bloß durch die Hebung der Industrie und des Handels, sondern auch durch die Belebung anderer zu aufrichtigem Glaubensleben. 4. Die „grotze Lair-gräfin", Laildgräfiir Xaroltite von Hessen-Darmstadt. (1721—1775,) Eine hervorragende deutsche Frauenerscheinung, welche die Bewunderung ihrer Zeitgenossen erregte, bildete die Landgräsin Karoline von Hessen. Der Dichter Goethe nannte sie „die große Landgräfin",

4. Elementarbuch für den Unterricht aus der Geschichte - S. 83

1890 - Nürnberg : Korn
§ 76. Kaiser Leopold I. und seine Kriege mit den Türken. 83 zu einem für die Türken günstigen Waffenstillstand wobnrch biefe als die Oberherren von Siebenbürgen anerkannt mürben. 3) Zweiter Türkenkrieg 1683—1699. Rübiger von Star- less-hemberg. Als die Ungarn von den Österreichern hart bebrücktwürben, erhoben sie sich und riefen die Türken zur Hilfe herbei. Dieselben erschienen unter Kara Mustapha im Hochsommer des Jahres 1683 vor «83 Wien. An 200,000 Türken lagerten sich rings um die Stadt und schlossen sie enge ein. Kaiser Leopolb hatte seine Person nicht den Gefahren einer Belagerung aussetzen wollen und hatte Wien verlassen. Allein die Kaiserstabt warb von dem Grafen Rübiger vonstarhemberg tapfer verteibigt. Derselbe verfügte zwar nur über eine geringe Streitmacht, warb aber von der Bevölkerung eifrigst unterstützt. Die Türken suchten namentlich durch Anlegung von Minen in den Besitz der Stadt zu kommen, und es gelang ihnen auch, einen Teil der Mauer in die Lust zu sprengen. Durch die entstonbene Lücke,suchten die Türken einzubringen; allein es mißlang ihnen jebesmal. Überall, wo es not that, erschien der unerschrockene Kommanbant und feuerte durch fein eigenes Beispiel die Verteibiger zum Kampfe an. Der Kaiserliche Felbherr,Herzog Karl v on Lothringen, sammelte unterbesien ein Heer, um die hart bebrängte Stadt zu entsetzen. Nach-bem er sich mit dem Könige Johann Sobiesky von Polen, dem Kurfürsten Max Emanuel und anberen vereinigt hatte, lagerte er sich auf dem Kahlenberge bei Wien. Es war die höchste Zeit, benn ein großer Teil der Verteibiger war bereits tot, und die Lebensrnittel gingen auf die Neige. Da warf sich das Entsatzheer am nächsten Morgen mit solcher Gewalt auf die Türken, daß sie nach fürchterlichen Verlusten in wilber Flucht auseinanberstoben. Unermeßlich war der Jubel der Wiener und ungeheuer die Beute, welche im türkischen Lager gemacht würde. Vor allen warb Johann Sobiesky gefeiert. Als beim Dankesgottesbienst im Stephans-bom der Priester beit Text wählte: „Es war ein Mensch, von Gott gesanbt, der hieß Johannes" — brach die ganze Versammlung in Schluchzen zugleich und Jubel aus. Die Sieger machten eine ungeheure Beute au Kanonen, Stanbarten, Roßschweisen, Zelten, Golb- und Schmuckwaren, sowie an Lebensrnitteln. Die Menge des erbeuteten Kaffees war so groß, daß bieses Genußmittel von ba an allgemeiner in Gebrauch kam. Die Reste des geschlagenen Türkenheeres kehrten nun unter unglaublichen Verheerungen und Greuelthateu über Steiermark nach Belgrab zurück. Karl von Lothringen aber erstürmte Ofen und siegte 1687 168? bei Mohacz aufs ueue über die Türken. Jetzt warb Ungarn ein Erbreich des Habsburgischen Hauses. Nun warb Siebenbürgen erobert und Belgrab 1688 i688 durch Max Emanuel und Ludwig von Baden erstürmt, und der letztere siegte baun auch bei Sa lau kernen unweit Belgrab. Die Entscheibuug aber führte erst der Prinz Eugen durch seinen

5. Lehrbuch der mittleren Geschichte - S. 95

1882 - Berlin : Habel
verstand sich Bretislaw dazu, auf einem Reichstage zu Regenz-burg huldigend zu erscheinen. Doch beließ ihm der König das den Polen entrissene Schlesien. Seitdem blieb Bretislaw treu. Kasimir bekannte sich als Heinrichs Lehnsmann, legte den von Boleslaw Chrobry angemaßten Königstitel ab und durste nach Polen zurückkehren, wo er unter mancherlei Kämpfen seine und der christlichen Kirche Herrschaft wiederherstellte. b) Heinrichs Kämpfe gegen Ungarn 1042—1053. Jn Ungarn war Stephan der Heilige 1038 gestorben. Es folgte ihm sein Schwestersohn Peter, der Sohn eines vmetianischen Dogen. Gegen diesen, der sich bald verhaßt machte, wählten die ungarischen Großen Stephans Schwager Aba. Als Peter nach Deutschland zu Heinrich geflohen war, fiel jener verheerend in die Ostmark und Mähren ein. Da zog der König im Jahre 1042 gegen Ungarn, eroberte Heim-1042 bürg und Preß bürg und schlug König Aba in zwei Treffen. Er hatte anfangs den Plan, Peter aus den Thron zurückzuführen, doch ließ er sich nach einem zweiten Zuge gegen Aba auf dessen demütiges Bitten bewegen, ihm die Krone zu belassen, dafür mußte derselbe das Land bis zur March und Leitha abtreten (1043). Doch schon im folgenden Jahre 1043 machte Aba neue Rüstungen. Da bot Heinrich abermals die Baiern und Böhmen aus und schlug 1044 die Ungarn trotz 1044 ihrer Übermacht jenseits der Raab bei Mensö (unweit Raab). Nun ward Peter wieder aus den Thron gesetzt und bekannte sich zu Stuhlweißenburg, als König Heinrich 1045 dahin kam, 1045 als deutschen Lehnsmann; dasür durfte er eine deutsche Abteilung zu seinem Schutze in Ungarn zurückbehalten. Aba ward von Peter gefangen genommen und hingerichtet. Indessen schon im Jahre 1046 erfolgte ein nationaler 1046 Rückschlag. Die Magyaren vertrieben die Deutschen, fielen wieder in das Heidentum zurück, blendeten Peter und erhoben einen verbannten Großneffen Stephans, Andreas, auf den Thron. Derselbe war jedoch Christ und stellte das Christentum bald wieder her, auch erbot er sich gegen Heinrich Zins zu zahlen. Nichtsdestoweniger ließ der König im Jahre 1050 1050 den Krieg gegen ihn eröffnen. Derselbe verlies auch anfangs günstig, indem die Feinde verschiedene Male durch die Baiern von Heim bürg zurückgeschlagen wurden, doch wendete sich im darauffolgenden Jahre das Glück auf die Seite der Ungarn. Als nämlich die Herzoge von Böhmen und Kärnten 1051 aus Heinrichs Befehl am nördlichen Donauufer vor-1051 rückten, geriet das Heer in Not und Mangel und mußte den Rückzug antreten. Nicht mehr Glück hatte Heinrich im Jahre 1053, wo er ohne Ersolg Preßburg belagerte. Papst 1053

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 378

1914 - Nürnberg : Korn
378 sches Heer unter dem Befehl des Marschalls Duras fiel in die Pfalz und einige benachbarte Fürstentümer ein. Es war vorauszusehen, daß Frankreich bald auf allen Seiten angegriffen sein würde, und daß Duras sich nicht lange im Besitze derjenigen Provinzen würde behaupten können, welche er überrascht und überzogen hatte. Da gab der „allerchristlichste König“ auf den Rat seines Kriegsministers Louvois den eben so furchtbaren als unmenschlichen Befehl die Pfalz und alle Lande am Rhein in eine Wüste zu verwandeln, damit sie den vordringenden deutschen Heeren keinen Anhalt bieten könnten. Der französische Befehlshaber verkündete fast einer halben Million Menschen, daß er ihnen drei Tage Zeit lasse, und daß sie nach Ablauf derselben ihrem Schicksal über- lassen sein würden. Bald schwärzten sich die Straßen und Felder, welche damals im tiefen Schnee lagen, mit zahl- losen Haufen von Männern, Weibern und Kindern, welche von ihrem Herde flohen. Viele starben vor Kälte und Hunger; aber genug von ihnen blieben am Leben um fast alle Städte Europas mit abgemagerten und schmutzigen Bettlern zu füllen, welche einst als Landwirte und Kauf- leute ein blühendes Gewerbe gehabt hatten. Mittlerweile begann das Werk der Zerstörung. General Melac vollführte es von Heidelberg aus mit hunnischer Grausamkeit. Sein Name ist dafür aber auch in der Ge- schichte gebrandmarkt und mit Fluch beladen. —Aus jedem Marktplatze, jedem Weiler, jeder Pfarrkirche, jedem Land- sitze in den dem Untergange geweihten Provinzen schlugen die Flammen empor. Die mit Korn bestellten Äcker wurden umgepflügt, die Obstgärten niedergehauen; die fruchtbaren Ebenen um den Ort, wo einst Frankenthal gelegen, ge- währten keine Aussicht auf eine Ernte. Kein Weinstock, kein Mandelbaum war auf den Abhängen der sonnigen Berge zu sehen, zwischen denen einst Heidelberg gestanden. Palästen, Tempeln, Klöstern, Krankenhäusern, den schönsten Kunstwerken, Denkmälern erlauchter Toten erwies man keine Achtung. Die weitberühmte Burg des Kurfürsten ward in einen Haufen von Ruinen verwandelt; das zunächst liegende Hospital ward geplündert; die Lebensrnittel, Arz- neien, die Strohsäcke, auf denen die Kranken lagen, wurden zerstört. Selbst die Steine, aus denen Mannheim erbaut war, wurden in den Rhein geworfen. Die prachtvolle

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 121

1914 - Nürnberg : Korn
121 führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel!" Das ging dem Manne tief zu Herzen und sein Gewissen erwachte. Er fühlte, wie schwer die Sünde sei, die er eben hatte begehen wollen. Da falteten sich auch seine Hände und auch er betete inbrünstig für sich: „Führe uns nicht in Ver- suchung, sondern erlöse uns von dem Übel!" Und der liebe Gott erhörte ihn. Auf demselben Wege, den er gekommen, schlich er wieder zurück bis in sein Kämmerlein. Dort bereute er von ganzem Herzen sein bisheriges Leben, bat Gott um Verzeihung und dankte ihm für den Schutz, den er ihm durch den Mund eines frommen Kindes hatte angedeihen lassen. Er ist darauf ein arbeitsamer und ordentlicher Mensch geworden. mnu +109. Rätsel. Ich bin das Nützlichste für dich wohl auf der Erde Und dennoch gleicht dem nichts, wie ich gemartert werde; Den Prügel und das Rad hab' ich erst auszustehen, Ich muß durchs Wasser erst und dann durchs Feuer gehen Und alles, was man mir nur Hartes angetan, Beschließt zuletzt mit Graus das Messer und der Zahn. 110. Das Mahl zu Heidelberg. Bon Württemberg und Baden Die Herren zogen aus; Von Metz des Bischofs Gnaden Vergaß das Gotteshaus; Sie zogen aus zu kriegen Wohl in die Pfalz am Rhein, Sie sahen da sie liegen Im Sommersonnenschein. Umsonst die Rebenblüte Sie tränkt mit mildem Duft, Umsonst des Himmels Güte Aus Ährenfeldern ruft: Sie brannten Hof und Scheuer^ Daß heulte groß und klein; Da leuchtete vom Feuer Der Neckar und der Rhein. Mit Gram von seinem Schlosse Sieht es der Pfälzer Fritz; Heißt springen auf die Rosse Zwei Mann auf einen Sitz. Mit enggedrängtem Volke Sprengt er durch Feld und Wald, Doch ward die kleine Wolke Zum Wetterhimmel bald.

8. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 178

1912 - Nürnberg : Korn
— 178 — Nur einer verlor den Mut nicht, das war der Graf Rüdiger von Starhemberg. „Liebe Bürger", sprach er, „folget mir; ich will Euer Anführer sein! Wir wollen lieber eines rühmlichen Todes sterben, als uns den Feinden ergeben." Eilig ließ er Gräben und Mauern ausbessern und Waffen verteilen. Aber schon nach wenigen Tagen langten die Türken vor Wien an. In einem Halbkreise von sechs Stunden schlugen sie rings um die Stadt ihre Zelte auf. Dann schossen sie Tag für Tag mit ihren Kanonen gegen die Stadt und sprengten mit Pulver große Stücke der Stadtmauer in die Luft. Was jedoch die Türken bei Tag niederrissen, das ließ Graf Rüdiger bei Nacht wieder aufbauen, und so oft auch die Feinde den Wall erkletterten, eben so oft wurden sie wieder hinabgestürzt. Allein bald gingen in der Stadt Fleisch und Brot zu Ende; eine Hungersnot entstand und ansteckende Krankheiten brachen ans. Schon waren sechzig Tage vergangen; die Zahl der Streiter wurde immer kleiner und Graf Rüdiger dachte: „Jetzt ist es höchste Zeit, daß Hilfe kommt!" Da, in der Nacht war der ganze Kahlenberg über und über mit Wachtfeuern bedeckt, und am nächsten Morgen sah Graf Rüdiger ein großes Heer vom Berge herabkommen. Es war der Polenkönig Johann Sobiesky und der Kurfürst Max Emanuel von Bayern, die herbeigeeilt waren, um die Stadt zu retten. Mutig wurden die Türken angegriffen; nach drei Stunden wichen die Feinde zurück und flohen. Alle Kanonen und Zelte der Türken, ihr Geld, ihre Waffen und eine Menge Gefangener fielen den Christen in die Hände. Der Polenkönig zog in die befreite Stadt ein und umarmte den Grafen Starhemberg, der ihm freudig entgegenritt. Und als Sobiesky aus der Kirche trat, wo er Gott für den Sieg gedankt hatte, da drängten sich die Leute an ihn heran und küßten ihm voll Dank die Hände und den Mantel. B. Betrachtung der Bilder. 2. A. Erklärung, a) Die Gefahr. Wie prahlten die Türken mit ihrer Macht (gleich den Ungarn vor Augsburg?) Welche Grausamkeiten verübten sie (gleich diesen?) Welchen Eindruck machte dies a) auf den Kaiser? b) auf das Volk in der Stadt und auf dem Lande? b) Der Mut in der Gefahr. Wie ermunterte Graf Rüdiger die Wiener a) durch Worte? b) durch die Tat? Welche Folgen hatte die Einschließung für die

9. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 180

1912 - Nürnberg : Korn
— 180 — V. Stufe. Abraham rettet Lot aus der Gefangenschaft. 1. In welche Gefahr geriet Lot? 2. Wie hcmbelte Abraham nach dem Spruch: „Es geht bich auch an ac."? fiurfärs Rax ßnianucl m Belgrad. (1088.) Veranschaulichungsmittel: Eine Szene aus der Erstürmung von Belgrad. !. Stufe. 1. Welches österreichische Land liegt der Türkei am nächsten? 2. Durch welche Länber ist jetzt Ungarn von der Türkei getrennt? 8. Ob wohl die Türken in ihr Land zurückkehrten, als sie vor Wien besiegt würden! Ii. Stufe. 1. A. Erzählung. Im Jahre 1688 zog der bayerische Kurfürst Max Emanuel mit dem Reichsheere nach Belgrab, um die Türken auch aus Ungarn zu vertreiben. Mehrere Wochen bornierten die Kanonen gegen die Festung, bis enblich große Trümmer der Stabtmauer krachenb einstürzten. Durch eine solche Lücke brang Max Emanuel ein, obwohl die Türken mit Pfeilen nach ihm schossen und Kessel mit brennenbem Pech und kochenbem Wasser auf ihn herabschütteten. Aber jetzt lag vor ihm tin tiefer, breiter Graben zwischen zwei hohen Zäunen. Da stieg der Kurfürst vom Pferbe und burctibrach den Zaun. Dann schwang er den Degen und sprang mit dem Rufe: „Bayern, mir nach!" mutig in die Tiefe. Begeistert folgten ihm die Seinen. Manche fielen tot zu Boben; auch ihm flog ein Pfeil ins Gesicht; aber keine Gefahr konnte ihn aufhalten. Der Schmieb von Kochel hob mit Riesenkraft das schwere eiserne Tor aus den Angeln, und nun brang das ganze Heer in die Stadt. Max Emanuel nahm alle Kanonen und Fahnen der Türken und befreite 1400 Christensklaven. So war Belgrab in zwei Stnnben erobert. B. Betrachtung der Silber. 2. A. Erklärung, a) Das Wagnis. Welches österreichische Land besaßen bamals die Türken? Welche Stadt verteibigten sie am längsten? Welchen ehrenvollen

10. Präparationen für den Geschichts-Unterricht in der Volksschule - S. 208

1912 - Nürnberg : Korn
— 208 — C. Vergleichung. a) Die beiden Pflugscharen. 1. Inwiefern glich die preußische Armee der rostigen, die französische der glänzenden Pflugschar? 2. Wodurch war der Unterschied entstanden a) zwischen den beiden Pflugscharen? b) zwischen den Armeen Frankreichs und Preußens? b) Der Krieg 1805 und 1806. 1. Mit wem war verbündet a) Österreich im Jahre 1805? b) Preußen im Jahre 1806? 2. Wo besiegte Napoleon a) die Österreicher 1805? b) die Preußen 1806? 3. Inwiefern waren in beiden Kriegen die Russen soweit zurück? Wo wurden sie besiegt 1805? 1806? 4. Welches Land verlor a) Österreich' 1805? b) Preußen 1806? Wer erhielt Tirol? Westfalen? 5. Warum standen Österreich und Preußen in beiden Kriegen einander nicht bei? Iv. Stufe. A. Grundgedanke. Was war schuld an Preußens Niederlage? B. Verallgemeinerung des Grundgedankens. Rastest du, so rostest du? C. Begründung des Grundgedankens. Stillstand ist Rückschritt. Stillestehen ist Rückwärtsgehen. Durch Schaden wird man klug. Kein Unglück ist so groß, es hat ein Glück im Schoß. V. Stufe. Die damalige Dreiteilung Deutschlands: a) Preußen, b) Österreich, c) Rheinbund (ganz Süddeutschland und Norddeutschland westlich der Elbe). Andreas Hoser. (1809.) Beranschaulichungsmittel: Hofers Hinrichtung. I. Stufe. 1. Wann kam Tirol zu Bayern? Zu welchem Reiche gehört Tirol jetzt wieder? Wann wurde wohl Tirol wieder von Bayern getrennt?
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