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1. Geschichte des Mittelalters - S. 238

1888 - Wiesbaden : Kunze
238 Vierte Periode des Mittelalters. ein, damit er über seine Regierung Rechenschaft ablege. Da er nicht erschien, so wurde er als „saumseliger Entgliederer des Reiches" abgesetzt und am folgenden Tage zu Rense der Kurfürst Ruprecht von der Pfalz zum Reichsoberhaupt gewählt. Ruprecht von der Pfalz 1400— 1410 war ein tapferer, milder und gerechter Fürst. Aber es zeigte sich bald, daß auch er den Zeitverhältnissen nicht gewachsen war, obgleich ihm Wenzel die Krone nicht streitig machte. Es lastete damals ein doppeltes Unheil auf der Christenheit, die große Kirchenspaltung und der Einfall der Türken in Europa. Die Kirchenspaltung oder das Schisma (1378 — 1417) war 1378 durch die gleichzeitige Wahl zweier Päpste, wovon der eine in Rom, der andere in Avignon feinen Sitz hatte, entstanden. Jeder behauptete, das rechtmäßige Oberhaupt der Kirche zu fein, bannte den Gegner und feinen Anhang und rief dadurch die größten Übelstände in der Christenheit hervor. Zwar setzte 1409 die Kirchenversammlung zu Pisa beide Päpste ab und wählte einen dritten. Da aber keiner zurücktrat, so hatte die katholische Christenheit nunmehr drei Oberhäupter und ebenso viele Parteien. Die Türken. Eine andere Gefahr drohte dem Reiche von Osten her durch die Türken, die bereits auf der Balkanhalbinsel festen Fuß gefaßt hatten. Als nämlich der letzte seldschuckische Sultan von Jkonium gestorben war, hatte der türkische Statthalter in Kleinasien, Osman I. (1288 bis 1326), dessen Herrschaft an sich gerissen und 1299 den Sultantitel angenommen. Unter ihm und feinem Nachfolger Urchan {1326 — 1359) war dann die Osman enherrschaft in Vorderasien bedeutend erweitert worden. Murad I. (1359 —1389) war mit den durch religiösen Fanatismus aufgeregten Türken 1359 von Asien aus in das griechische Kaiserreich eingefallen und hatte 1360 Adrianopel erobert und zu seiner Hauptstadt erhoben. Nachdem er mit seinen Janitscharen die slawischen Volker bis zur unteren Donau unterworfen hatte, und bei Kossowa (1389) gefallen war, hatte fein tapferer Sohn Bajazet I. (1389 —1402) die siegesmutigen Türkenscharen über die Donau geführt, die Walachei zins-pflichtig gemacht und die Grenze des südlichen Ungarns überschritten. Hier hatte sich ihm Sigismund, Wenzels Bruder, entgegengestellt, der durch feine Vermählung mit Maria (§. 42, 11), der Erbtochter des letzten ungarischen Königs Ludwig des Großen, das Königreich Ungarn erworben hatte, war aber in der blutigen Schlacht bei Nikopolis

2. Geschichte des Mittelalters - S. 275

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 39, 5. Der Norden und Osten. 275 selben in der Schlacht bei Tannenberg 1410. Wladislavs Sohn Wladislav Iii. (1434—1444) vereinigte Ungarn wieder mit Polen und fiel im Kampfe gegen die Türken bei Varna. Dessen Sohn Kasimir Iv. (1447—1492) schloß mit dem deutschen Orden den Frieden zu Thorn 1466, der Westpreußen zu einem Besitz, Ostpreußen zu einem Lehn der polnischen Krone machte. Aber trotz dieser Gebietserweiterung blieb Polen in der Kulturentwickelung und Machtentfaltung zurück. Bei jedem Thronwechsel wußte der Adel seine Vorrechte zu mehren und die Königsmacht zu schwächen, von Osten her drängten die Russen (Teil Iii, §. 11, 1), von Süden her die Türken erobernd gegen dasselbe vor. Ungarn hatte unter Kaiser Heinrich Iii. die deutsche Oberhoheit anerkannt, war aber dann wieder unabhängig geworden. Als mit Andreas Iii. das Haus Arpad (1301) erlosch, wurde Ungarn ein Wahlreich und erhielt einen Urenkel Stephans V., Karl Robert, aus dem Hause 2lnjou von Neapel zum König (1308 —1342). Dessen Sohn Ludwig der Große (1342 bis 1382) erhob Ungarn auf den Gipfel seiner Macht. Er erwarb Polen, eroberte die Walachei, Bulgarien und Dalmatien, verbesserte die Rechtspflege, förderte den Land-und Weinbau (Tokaier) und schützte Bürger und Bauern gegen Druck und Willkür. Durch die Vermählung seiner Tochter Maria mit dem nachmaligen Kaiser Sigismund erhielt Ungarn mit dem deutschen Reich denselben Fürsten. Sigismund vererbte Ungarn seinem Schwiegersohn Albrecht Ii. von Östreich, von dem es an seinen unmündigen Sohn Ladislaus (Posthumus) überging. Für diesen führte der Fürst von Siebenbürgen Hunyadi die vor-mundschaftliche Regierung und verteidigte das Land tapfer gegen die Türken. Nach dem Tode des Ladislaus erhoben die Ungarn den Sohn Hunyads, Matthias Corvinus (1458—1490), auf den Thron. Dieser behauptete sich auf demselben gegen den Kaiser Friedrich Iii., welchen er bis Östreich und Steiermark zurückdrängte, eroberte Mähren, Schlesien und die Lausitz und entriß den Türken die Moldau und Walachei. Er förderte Kultur und Bildung, zog Künstler und Gelehrte in sein Land und errichtete die Universität Ofen. Aber mit seinem Tod verschwand die kurze Blüte Ungarns wieder. Es wurde mit Böhmen vereinigt, die Magnaten beschränkten die königliche Gewalt und rissen die Macht des Landes an sich, von außen drangen die Türken ein. Als der letzte König Ludwig Ii. in der Schlacht bei Mohacz 1526 fiel, kam Ungarn an den mit 18 *

3. Geschichte des Mittelalters - S. 258

1888 - Wiesbaden : Kunze
258 Vierte Periode des Mittelalters. Die zehn Kreise waren: 1) der östreichische (Ostreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol), 2) der bayrische (Bayern mit der Oberpfalz, Salzburg, Regensburg), 3) der schwäbische (Württemberg, Baden), 4) der fränkische (Ansbach, Baireuth), 5) der oberrheinische (Lothringen, Elsaß, Hessen), 6) der niederrheinische (die Kurpfalz und die Bistümer Mainz, Trier, Köln), 7) der westfälische (zwischen Maas und Weser), 8) der nieder sächsische (von der Weser bis Holstein und Mecklenburg), 9) der ober-sächsische (Sachsen, Brandenburg, Pommern), 10) der burgun-bische (die Niederlande und Franche Comte). Preußen fehlte, weil es in Abhängigkeit von Polen geraten war, Böhmen blieb als slawisches Land fern, die Schweiz verwarf das Reichskammergericht und versagte die Reichssteuer, um sich von dem deutschen Reiche völlig loszulösen, Italien konnte nicht mehr in Betracht gezogen werden. So war das deutsche Reich auf sich und seine besonderen Aufgaben beschränkt. Von der ehemaligen Kaisermacht war nur noch ein Schatten geblieben. Die Kreise umfaßten etwa drittehalbhundert Stände mit 500 Stimmen bei den Reichstagen. Da diese Stände ihre Gebiete als selbständiges Eigentum betrachteten, so bildete das Reich eine Art Staaten -bund mit einem Kaiser an der Spitze, der zugleich Beherrscher eines besonderen Reiches, feiner Habsburgischen Erbländer war. Wie der Kaiser in der Regierung und bei Auslegung neuer Reichssteuern an den Beirat der Reichsstände und die Beschlüsse der Reichstage gebunden war, so waren wiederum den Fürsten durch ihre Landstände, die nicht reichsfreien Adeligen, Geistlichen und Städte, Schranken gesetzt, welche für sich ebenfalls das Steuerbewilligungsrecht in Anspruch nahmen und in der Folge auf die Erlangung mancher Vorteile auf Kosten der Bauern Bedacht nahmen. Zum Schutze des Reiches führte Maximilian stehende Truppen, die Landsknechte oder Lanzknechte, wie sie nach ihren langen Spießen auch genannt wurden, ein und setzte erprobte Kriegsobersten über dieselben, welche sie für den Kriegsdienst auszubilden hatten. Zur Hebung des Verkehrs richtete er das Postwegen ein, dessen erste Linie Wien mit Brüssel verband, und übertrug den Grafen von Thurn und Taxis die erbliche Verwaltung derselben. Die geringen Erfolge der Regierung Maximilians nach außen find hauptsächlich daraus zurückzuführen, daß ihn die Fürsten nicht hinreichend mit Truppen unterstützten. Als er die Schweiz dem Reiche erhalten wollte, wurde er bei Dornach geschlagen und mußte im Frieden zu Basel 1499 seine Absicht aufgeben,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 276

1888 - Wiesbaden : Kunze
276 Vierte Periode des Mittelalters. seiner Schwester vermählten Enkel Maximilians, Ferdinand von Ostreich. Der Untergang des oströmischen Reiches. Den Eroberungen der Türken irrt Südosten Europas setzte der Mongolenführer Timur der Lahme (Tamerlan) kurze Zeit hemmende Schranken. Als ein Nachkomme Dschingischans (§. 27, 5) war er von seinem Herrschersitz in Samarkand aufgebrochen, um dessen Reich wieder aufzurichten. In raschem Siegeslauf war er von Indien westwärts quer durch Asien gezogen und erfüllte alles mit Verwüstung und Entsetzen. In der Ebene von Angora stellte sich ihm Bajazet I. (§. 36, 4) mit dem Türkenheer 1402 entgegen, wurde aber besiegt, gefangen genommen und in einer vergitterten Sänfte fortgeführt. Er starb nach einem Jahre vor Gram. Auch Timur fand bald nachher auf einem Eroberungszug nach China seinen Tod, und sein Weltreich zersiel so schnell, wie es entstanden war. Die Osmanenmacht erhob sich unter Bajazets Enkel Murad Ii. (1421 —1451) von neuem zum Kampf gegen das oströmische Reich. Er eroberte alles Gebiet desselben bis auf Konstantinopel und dessen nächste Umgebung und machte auch dieses zinspflichtig. Nun war es seinem Sohne, dem gewaltigen Sultan Mohammed Ii. (1451—1481), ein Leichtes, den ohnmächtigen Rest des oströmischen Reiches vollends zu unterwerfen. Er erklärte dem Kaiser Konstantin Xi. den Krieg und belagerte Konstantinopel mit 300 000 Mann, 300 Galeeren und 200 kleineren Fahrzeugen. Vergeblich hatte sich Konstantin an die abendländischen Christen um Beistand gewandt, vergeblich von seinen reichen Unterthanen Geld zur Anwerbung von Söldnern begehrt. Zum äußersten Widerstand entschlossen, hielt Konstantin mit 8000 Mann die gewaltige Übermacht 53 Tage auf und hätte sich noch langer halten können, wenn nicht durch den Verrat einiger Genuesen sein Plan, die in den Hafen eingedrungenen Schiffe der Türken zu verbrennen, vereitelt worden wäre. Konstantinopel wurde erstürmt, Kaiser Konstantin fand im Kampfe auf den Wällen feiner Hauptstadt den Tod, 2000 Christen fielen unter den Schwertern der fanatischen Türken, die übrigen gerieten in Sklaverei. Das Kreuz mußte dem Halbmond weichen, die Sophienkirche und andere christliche Tempel wurden in türkische Moscheen umgewandelt. Bald fielen auch Serbien, Bosnien und Griechenland in die Hände der Türken, fanatische Heere ergossen sich in Raubzügen über die Donau nach Ungarn und Östreich und blieben lange Zeit eine furchtbare Geißel für die Christenheit im Osten Europas.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 22

1887 - Wiesbaden : Kunze
22 Erste Periode der Neuzeit. Eidschwures entbinden und schloß mit diesem und Heinrich Viii. von England, sowie mit einigen italienischen Fürsten einen Bund gegen den Kaiser. Dieses führte zum zweiten Krieg (1527—1529). Die deutschen und spanischen Truppen des Kaisers, von Karl von Bourbon geführt, drohten, da es an Sold fehlte, mit Ausstand und Desertion- Um sie zu befriedigen, ließ Bourbon sie nach R o m marschieren und die Stadt erstürmen, woraus eine großartige Plünderung folgte. Der Papst hatte sich nach der festen Engelsburg geflüchtet, wo unter feinen Fenstern übermütige Landsknechte ihn und die Kar-dinäle durch Nachäffung der kirchlichen Gebräuche verhöhnten und Luther in wildem Jubel zum Papste ausriefen. Jetzt erschien ein französisches Heer unter dem Marschall Lautrec und drang siegreich bis Neapel vor, welches 1528 belagert wurde. Allein der verschwenderische, prachtliebende Franz schickte seinem Heere kein Geld; eine furchtbare Pest lichtete die Reihen der Franzosen, auch Sautrec starb. Franz sehnte sich ebensosehr nach dem Frieden wie Karl, welchem die Türken und die Evangelischen in Deutschland Sorge machten. Karls ~Lante, Magareta von Östreich, und Franzens Mutter, Luise von Savoyen, kamen in Cambray zusammen und schlossen 1529 einen Frieden, in welchem Franz gänzlich aus Italien verzichtete, des Kaisers Schwester heiratete, und Burgund um zwei Millionen Kronen erhielt. Dieser Friede heißt der Damenfriede. Auch mit dem Papste söhnte sich Karl aus und empfing von demselben in Bologna 1530 die lombardische und die römische Krone, obwohl er schon nach seiner Krönung in Aachen den Kaisertitel geführt hatte. Es ist dies die leate Kaiserkrönung, welche Italien gesehen hat. Einsall der Türken. Im Jahre 1529 ward Wien von den Türken hart bedrängt. Gegen den König Ludwig von Ungarn hatte sich Johann Zapolpa, der reichste Gras in Ungarn, aufgelehnt und unverhohlen seine Absichten auf die Königskrone bekannt. Die größte Verwirrung herrschte im Lande; da erschien noch der Sultan Sol im an mit 300 000 Mann. Franz I. hatte ihn während feiner Gefangenschaft in Madrid zu diesem Einfalle veranlaßt. Bei Mohacz kam es 1526 zur Schlacht. Trotz aller Tapferkeit wurden die Ungarn besiegt und verloren ihren König. Nun entstanden zwei Parteien; die eine, die Jagellonische, wählte des Kaisers Bruder Ferdinand zum König, die andere den Grasen ^>apolya. Dieses letzteren nahm sich Soliman an, besetzte ohne große Mühe beinahe ganz Ungarn und belagerte Wien. Allein der alte

6. Geschichte der Neuzeit - S. 23

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 6. Karl V. und Franz I. 23 Graf Nikolaus von Salm, der Kommandant Wiens, und die Bürger der Stadt verteidigten den heimatlichen Herd 1529 mit solchem Heldenmut, daß dem Sultan die Eroberung nicht gelang. Soliman zog sich wegen der vorgerückten Jahreszeit mit großem Verluste zurück, erschien aber 1532 mit einem neuen Heere wieder, gegen welches der Kaiser 90 000 Mann ins Feld stellen konnte. Nun räumte Soliman das Land. Zug gegen die Seeräuber in Afrika. In jenen Zeiten beunruhigten die Seeräuber Nordafrikas die Christenheit, indem sie die Schiffe überfielen, deren Mannschaft in die Sklaverei abführten und auch die Küstenländer heimsuchten und brandschatzten. Das Übel wuchs noch, als Chaireddin Barbarossa, der Sohn eines Töpsers von der Insel Lesbos, ein mächtiges Reich in Algier und Tunis unter Oberhoheit des Sultans von Konstantinopel gründete. Gegen ihn unternahm Karl 1535 einen Zug, zu welchem er 30 000 Mann aufbrachte. Tunis fiel in die Hände des Siegers, und 20 000 Christensklaven, welche Gelegenheit fanden sich zu befreien, kehrten nach Europa zurück. Dritter Krieg zwischen Karl und Franz (1536—1538). Im folgenden Jahre kam es zum dritten Kriege zwischen Karl und Franz, welcher, da er keinen Verbündeten unter den christlichen Fürsten erhielt und unauslöschliche Sehnsucht nach dem Besitze von Mailand und Neapel fühlte, auf die er bereits in zwei Friedensschlüssen Verzicht geleistet hatte, mit dem osmanischen Sultan zum großen Ärgernis der gesamten Christenheit ein Bündnis schloß. Allein das Kriegsglück war schwankend. Die streitenden Parteien nahmen daher mit gleicher Bereitwilligkeit die Vermittlung des Papstes an, und ließen es in dem auf zehn Jahre gültigen Waffenstillstand zu Nizza 1538 beim Bestehenden. Beide Fürsten kamen dann zu Aiguesmortes an der Rhonemündung zusammen und verkehrten einige Tage in freundlicher Weise mit einander. Als Karl bald darauf durch einen Aufstand in Gent genötigt wurde, von Spanien nach den Niederlanden zu gehen, lud Franz ihn 1540 ein, den kürzesten Weg durch Frankreich zu nehmen. Der Kaiser fand in Paris glänzende Aufnahme; doch ließ er sich von den Schmeicheleien des Hofes nicht bethören und entgegnete einmal: „Das große Lob, das man uns spendet, ist uns darum lieb, weil es uns daran erinnert, wie wir beschaffen sein sollen." Im Jahre 1541 unternahm Karl einen zweiten Zug gegen die Seeräuber an der Nordküste Afrikas, um sie in dem Mittel-

7. Geschichte der Neuzeit - S. 166

1887 - Wiesbaden : Kunze
166 Zweite Periode der Neuzeit. gegangen waren, und trieb sie nach argen Verlusten vor sich her, bis sie sich mit Karl vereinigten. Die Nachricht, daß der Zar mit einem ungeheuren Heere herannahe, hatte Mazeppas Bemühungen, das Volk der Ukraine aufzuwiegeln, gänzlich vereitelt. Als man Mazeppas Wohnort erreichte, wo man Vorräte zu finden hoffte, hatten die Russen diese fortgeführt und den Ort niedergebrannt. Bald stellte sich strenger Winterfrost ein, dem Tausende des an allem Mangel leidenden schwedischen Heeres erlagen. Karls Lage war schwierig, und seine Offiziere gaben ihrem Zorn über Mazeppa unverhohlen Ausdruck. Aber noch wäre es Zeit für Karl gewesen, umzukehren, er mochte jedoch nichts unternehmen, was einer Flucht ähnlich sah, und marschierte auf Pultawa, die befestigte Hauptstadt der Ukraine, los. Wegen Mangel an Geschütz konnte er aber hier nichts ausrichten; er verlor noch obendrein die polnischen Hilfstruppen, welche zum Feinde übergingen, und erhielt bei einem Ausfalle der russischen Besatzung einen gefährlichen Schuß durch den Knöchel des linken Fußes. Zu allem Unglück erschien nun Peter der Große mit 65 000 Mann, und es kam zu der unglücklichen Schlacht bei Pultawa 1709, in welcher General Löwenhaupt mit 9000 Mann das Gewehr strecken mußte und Karls Armee sich auflöste. Karl überschritt nach dieser Niederlage die türkische Grenze, und der Sultan Achmed Iii. ließ ihm mit dem Rest seiner Truppen ein Lager bei Bender Herrichten. Hier blieb er und bewog den Sultan zum Kriege gegen die Russen. Als diese im Frühjahr 1711 in die Moldau einrückten, traten ihnen 200000 Türken entgegen und umzingelten sie am Pruth. Peter der Große sah schon den Augenblick herankommen, wo er mit seinen Truppen entweder verhungern oder sich ergeben müsse. Da wurde er aus dieser Not durch seine Gemahlin Katharina befreit, eine kluge Frau, welche eine Leibeigene gewesen und durch ihre Schönheit, sowie durch ihr einnehmendes Wesen zur Kaiserin erhoben worden war. Sie übersandte, um ihren Gemahl zu retten, ihre Juwelen nebst einer bedeutenden Summe Geldes dem Großvezier und bewog ihn zum Frieden. Karl tobte vor Wut, als er den Abschluß des Friedens vernahm, vermochte jedoch nichts mehr wider den Zaren. Auf die Nachricht von Karls Niederlage bei Pultawa regten sich auch seine Feinde in Sachsen und Dänemark aufs neue. König August bemächtigte sich der polnischen Krone wieder, allein die Dänen fanden tapferen Widerstand. Auch neue Feinde rüsteten sich, Preußen, England und Holland. Peter der Große versuchte

8. Geschichte der Neuzeit - S. 167

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 11, 2. Karl Xii. von schweben. 167 den Sultan durch fünf Millionen Rubel zu bewegen, ihm den Schwedenkönig auszuliefern. Der Sultan, dem Karls Aufenthalt schon lange lästig war, ließ sich indessen zu einem solchen Verrate nicht verleiten. So oft er aber dem Könige seinen Wunsch mitteilen ließ, in seine Heimat zurückzukehren, mußte er erfahren, daß Karl ihm jetzt recht zum Ärger zu bleiben entschlossen sei. Endlich drohte man mit Gewalt, und da Karl immer halsstarriger wurde, so befahl der Sultan zuletzt, sich des Königs tot oder lebendig zu bemächtigen. Karl setzte sich mit 700 Schweden zur Verteidigung. Die Türken rückten heran und erstiegen Karls Verschanzungen. Jetzt beschloß Karl, sich in seinem Hause bis auss äußerste zu wehren. Er hieb sich durch 40 Ianitscharen, die ihn umringten, bis zur Hausthüre durch und trieb die plündernden Türken zum Hause hinaus. Endlich gelang es den letzteren, das Haus in Brand zu stecken. Sobald die brennenden Balken herabstürzten, sloh Karl nach einem benachbarten Haufe, verwickelte sich aber mit den Sporen und fiel zu Boden. Er ward ergriffen und nach dem Schlosse Demirtasch bei Adrianopel gebracht, wo er knapp gehalten wurde. Endlich erklärte er, abreisen zu wollen, als die Kunde anlangte, daß der schwedische Reichstag Friedensunterhandlungen mit Rußland und Sachsen pflege. Von zwei Adjutanten begleitet, trat er seine Rückreise über Wien, Regensburg, Nürnberg, Hanau, Kassel, Braunschweig nach Stralsund an. In 14 Tagen legte er eine Strecke von 286 Meilen zurück, bald zu Wagen, bald zu Pferd, so daß ihm seine Begleiter kaum folgen konnten. Als er 1714 in Stralfund anlangte, waren seine Füße von den Strapazen der Reise so angeschwollen, daß man ihm die Stiesel herunterfchneiden mußte. Inzwischen waren Karls deutsche Länder an feine Feinde verloren gegangen, und Schweden selbst befand sich in der traurigsten Lage. Das Heer war im elendesten Zustande; aus Mangel an Geld zahlte man in Papier und in kupfernen Thalern, die keinen Groschen wert waren, doch hatte Karl Hoffnung, durch die Klugheit des Barons von Görz den schwedischen Angelegenheiten mit der Zeit wieder aufhelfen zu können. Auch verstand er sich dazu, an Peter Livland, Esthland und Jngermanland abzutreten, wollte sich aber für die erlittene Einbuße durch Eroberung Norwegens entschädigen. 1718 eröffnete er den unglücklichen Feldzug. Ein Teil der Armee zog nach Drontheim, erlag aber der grimmigen Kälte, welche früh-zeitig hereinbrach. Karl selbst war nach dem Süden gezogen und belagerte Friedrichshall. Als er dort eines Nachts beim Sternen-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 199

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 2. Friedrich der Große als König von Preußen. 199 auf Erhaltung und Ausbildung seiner Hausmacht gerichtet. Zwei Kriege hatte er gegen die Türken zu führen. Als nämlich die Türken den Venetianern die Halbinsel Morea entreißen wollten, trat Karl auf die Seite Venedigs, und Prinz Eugen besiegte 1716 das türkische Heer bei Peterwardein. Nachdem 1717 auch Belgrad wieder in Eugens Hände gefallen war, mußte die Türkei den Frieden zu Passarowitz 1718 eingehen, in welchem sie Bosnien und einen Teil von Serbien und der Wallachei an Östreich abtrat, aber Morea erhielt. Der zweite Krieg (1736—1739) wurde nach Prinz Eugens Tod von Östreich als Verbündeter Rußlands unglücklich geführt, so daß die Erwerbungen des ersten Krieges im Frieden zu Belgrad 1739 wieder verloren gingen. Auch der polnische Erlfolgekrieg (1733 —1738) bot keinen günstigen Ausgang. Als nach Augusts Ii. Tod Stanislaus Leszins ky (§. 11, 2) den polnischen Thron wieder einnehmen wollte, begünstigten Rußland und Östreich die Bewerbung Augusts Iii. von Sachsen um denselben. Deshalb verband sich Ludwig Xv. von Frankreich, der mit der Tochter Stanislaus Leszinskys vermählt war, mit Spanien, erklärte Karl Vi. den Krieg und sandte seine Truppen an den Rhein und in die östreichischen Länder Italiens. Da willigte Karl Vi. in den nachteiligen Frieden zu Wien 1738. In diesem vertauschte er das seinem Schwiegersohn Franz Stephan gehörende Herzogtum Lothringen gegen Toskana, wo das Haus der Medieer erloschen war, gab Lothringen an Leszinsky unter der Einwilligung, daß dieses deutsche Herzogtum nach dessen Tode an Frankreich fallen sollte (was 1766 geschah), erkannte August Iii. als König von Polen an und überließ Neapel und Sizilien dem Sohne Philipps V. von Spanien, Don Carlos, wofür er Parma und Piacenza erhielt. Alle diese Opfer hatte Karl Vi. gebracht, um seiner Tochter die Erbfolge in den östreichischen Staaten zu sichern. Er war nämlich der letzte männliche Sproß des habsburgischen Hauses und hatte für seine Tochter, die schöne und geistreiche Maria Theresia, einen Erbvertrag, gewöhnlich die pragmatische Sanktion genannt, bei den Fürsten Europas anerkennen lassen, wonach sie alle seine Länder erblich erhalten solle. Demungeachtet erhoben nun nach Karls Tode der Kurfürst Karl Albert von Bayern und der König August Iii. von Polen als männliche Verwandte und Sprößlinge des habsburgischen Hauses Anspruch auf Östreich; Frankreich und Spanien standen ihnen bei.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 269

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 22. Der dritte Koalitionskrieg. 269 Napoleon antwortete damit, daß er Hannover, das dem König von England gehörte, bis zur Elbe besetzte und die Einfuhr englischer Waren nach Frankreich verbot, wodurch der Anfang mit der Kontinentalsperre gemacht wurde. Nach der Erschießung des Herzogs von Enghien brach auch Rußland, wo nach Pauls I. Ermordung dessen Sohn Alexander I. (1801 — 1825) gefolgt war, die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich ab. Als nun Napoleon 1804 in Boulogne und anderen Häfen große Vorbereitungen traf, um einen Zug nach der englischen Küste zu unternehmen, stiftete der englische Minister Pitt mit Rußland die dritte Koalition, um Frankreich auf seine alten Grenzen zurückzuführen. Diesem Bündnisse trat (Nov. 1804) Östreich, dann Schweden, dessen König Napoleons unversöhnlicher Feind war, und Neapel bei. Östreich rüstete zwei Heere aus, das eine stand unter Erzherzog Karl in Italien, wo man Napoleons Angriff erwartete, das andere, dem die beiden russischen sich anschließen sollten, rückte unter General Mack durch Bayern an die obere Donau. Napoleon traf mit scharfem Geistesblick und überraschender Schnelligkeit seine Vorbereitungen. Er schickte Massena nach Italien, verband sich mit Bayern, Württemberg und Baden, hob das Lager in Boulogne auf und rückte über den Rhein nach Süddeutschland. Bernadotte kam mit einem Heer aus Hannover herbei und eilte durch das neutrale preußische Gebiet Ansbach nach Ingolstadt, während Napoleon den General Mack täuschte, umging und dann bei Donauwörth überraschte. Nach mehreren Gefechten wurde Mack in Ulm eingeschlossen und mit 25 000 Mann (17. Okt.) 1805 gefangen genommen. Der Erzherzog Ferdinand schlug sich mit seinen Truppen durch und vereinigte sich mit den unter Kutusoff vom Inn zurückziehenden Russen in Mähren, wo auch das zweite russische Heer mit dem Kaiser Alexander eintraf. Napoleon zog in Wien ein, von wo der Kaiser nach Mähren, geflohen war, und eilte dann nordwärts gegen das vereinigte russischöstreichische Heer. Am Jahrestag seiner Krönung, am 2. Dez. 1805 kam es zu der sogenannten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz unweit Brünn, wo die Verbündeten eine vollständige Niederlage erlitten. Nach einer persönlichen Unterredung mit Napoleon schloß Kaiser Franz, bekümmert um das Los seines Landes und Volkes, (26. Dez.) 1805 den Frieden zu Prhburg: Östreich mußte Venedig an Frankreich, Tirol an Bayern und seine Besitzungen in Schwaben an Württemberg abtreten, dagegen bekam es als Entschädigung Salzburg, an dessen Kurfürsten Würzburg von Bayern abgetreten wurde. Zugleich
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