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zurückgewiesen wurden, und zugleich den deutschen Heeren den Anmarsch durch die verödete Pfalz unmöglich machen. Durch den Mordbrenner Melac wurden Worms, Speyer, Frankenthal, Alzei, Oberwesel, Andernach, Kreuznach in Asche gelegt. In
Melac tn Heidelberg.
Speyer wurde der Kaiserdom durch Sprengung mit Pulver verwüstet, die Kaisergräber erbrochen und die Gebeine der Kaiser umhergeschleudert. Aus dem rechten Rheinufer wurden Mannheim, Ladenburg, Weinheim, Breiten, Pforzheim, Bruchsal, Durlach, Rastatt, Baden und unzählige Dörfer verbrannt. In
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jagte die französischen Heere aus Italien; allein der Sieg des Generals Bonaparte über die Österreicher bei Marengo (1800) und die Niederlage des Herzogs Johann bei Hohenlinden (1800) zwangen den Kaiser, den Frieden von Lüneville zu schließen, durch den Frankreich das ganze linke Rheinuser erhielt. Diejenigen weltlichen Fürsten, die Landbesitz aus dem linken Rhein-user verloren, wurden durch die Gebiete der geistlichen Fürsten und der Reichsstädte entschädigt. Von den geistlichen Fürstentümern wurde nur das Kurfürstentum Mainz, von den Reichs? städten Augsburg, Nürnberg, Frankfurt, Bremen und Lübeck erhalten. Die neue Ordnung der deutschen Verhältnisse wurde durch den sogenannten Reichs-Depntationshanptschlnß vom 25. Februar 1803 festgestellt.
4. Das Ende.
General Napoleon Bonaparte, seit 1799 Oberhaupt der französischen Republik, wurde 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen erhoben. Der deutsche Kaiser Franz Ii. und der Kaiser Alexander von Rußland schlossen (1805) mit England ein Bündnis gegen den Kaiser Napoleon. Zum großen Schaden der deutschen Sache lehnte Preußen die Teilnahme an dem Bündnisse ab und blieb neutral. Napoleon war wohlgerüstet; er eroberte in wenigen Wochen ganz Süddeutschland und zwang die Fürsten von Baden, Württemberg und Bayern, sich mit ihm zu verbinden. Der österreichische General Mack ließ sich bei Ulm mit 25 000 Mann schimpflich gefangen nehmen. Napoleon drang, fast ohne Widerstand zu finden, bis Wien vor und besiegte die vereinigten Österreicher und Russen in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz, 2. Dezember 1805. Jnsolge der Niederlage bei Austerlitz mußte Kaiser Franz Ii. den Frieden von Preßburg schließen, durch den er Tirol an Bayern, seine schwäbischen Besitzungen an Württemberg, den Breisgau und die Orten an an Baden abtrat. Bayern und Württemberg wurden Königreiche, Paden ein Kurfürstentum.
Am 12. Juli 1806 sagten sich, von Napoleon dazu gezwungen, sechzehn deutsche Fürsten, Bayern und Württemberg voran, von Kaiser und Reich los und schlossen den Rheinbund, dessen Beschützer — richtiger dessen Zwingherr — der Kaiser Napoleon war. Ihm hatten die verbündeten Fürsten ein Heer von 63000 Mann zu stellen und Gehorsam in allem zu leisten, wie er niemals dem Oberhaupte des deutschen Reiches geleistet worden war. Nun blieb dem letzten römisch-deutschen Kaiser nichts mehr übrig, als die Kaiserkrone niederzulegen. Er richtete ein Rundschreiben an sämtliche Fürsten des Reiches lind entband sie von allen Pflichten, die sie dem Kaiser und dem Reiche zu erfüllen hatten.
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Extrahierte Personennamen: Marengo Johann Napoleon_Bonaparte Napoleon Franz_Ii Franz Alexander_von_Rußland Alexander Napoleon Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Mainz Nürnberg Frankfurt Bremen England Baden Württemberg Bayern Wien Bayern Rheinbund
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der Zur Reichsgräfin von Hochberg erhobenen Luise Karoline Geher von Geyersberg, die ihm eine liebevolle (Sattln war und ihn noch mit drei Söhnen und einer Tochter beglückte.
Volle 50 x>ahre hatte bereits der ausgezeichnete Fürst feinem Lande vorgestanden und mit vollen Händen Glück und Segen über sein Volk ausgebreitet, da brach von Westen herein ein gewaltiges Unwetter, das auch die badischen Lande empfindlich ' heimsuchte. 1796 wurde die Markgrafschaft in den großen Krieg verwickelt.« der im Verlauf der ungeheuren französischen Staatsumwälzung in Europa sich entzündete. Zwar gelang es durch einen günstigen Vertrag mit Frankreich, die erste Gefahr wieder rasch abzuwenden,.aber auf die Dauer konnte sich Karl * Friedrich den mit voller Wucht hereinstürmenden Ereignissen nicht entziehen. Schon wenige Jahre später war das' Ende der alten Markgrafschaft herbeigekommen, der Sturm, der von Napoleon entfacht, den deutschen Kaiserthron stürzte, änderte auch die Besitzverhältnisse am Oberrhein völlig. Ans dieser Bewegung, die 1803 ihren Anfang nimmt, ist schließlich das (Broßherzogtum Baden erwachsen.
2. Kurpfalz.
Das bedeutendste Gebiet, das neben den badischen Stamm-landen als Bestandteil unseres Großherzogtums in Betracht kommt, ist die Pfalzgrafschaft bei Rhein ober das Kurfürstentum Pfalz, das sich auf beiden Seiten des nördlichen Oberrheines ausbreitete und außer dem heute bayrischen Kreis Pfalz noch die jetzt badischen Gebiete von der Bergstraße über Heidelberg das Neckartal hinaus bis an die Grenze der ehemaligen Hochstifter Mainz und Würzburg umfaßte, mit den Ämtern und Stäbten Labenburg, Mannheim, Heibelberg, Bretten, Mosbach und Boxberg nebst der Herrschaft Zwingenberg. Auch die Z
bayrische Oberpfalz gehört eine geraume Zeit dazu.
Die Würbe eines Pfalzgrafen bei Rhein, die sich von der kaiserlichen Pfalz zu Aachen ableitete, spielte in der Geschichte des Mittelalters wie der neueren Zeit eine hervorragende Rolle. Ihr Inhaber war einer der vornehmsten Reichsfürsten. In der zweiten Halste des 12. Jahrhunberts war Konrab von Hohenstaufen, der Bruder Kaiser Rotbarts, Pfalzgraf bei Rhein. Von ihm stammt die älteste Schloßanlage in Heibelberg, das schon frühzeitig zur Resibenz erwählt war, oberhalb des jetzigen Schlosses, auf dem Iettenbühl bei der Molken kur; ihre Spuren sind schon längst verweht. 1214 ging die Pfalzgrafschaft auf das Haus Wittelsbach über, bei dem sie banrt verblieb. In einem Familien-
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Extrahierte Ortsnamen: Hochberg Europa Frankreich Baden Rhein Heidelberg Hochstifter_Mainz Würzburg Labenburg Mannheim Heibelberg Mosbach Zwingenberg Rhein Aachen Rhein Heibelberg Haus_Wittelsbach
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Endingen, Kenzingeri, Waldkirch, 2ßihirtgert, Bräunlingen u. a. habsburgisch. Diese Städte und Landschaften, sowie namentlich der zahlreiche oberländische Adel leisteten Österreich bei seinem habsüchtigen Streben nach schweizerischem Besitz im Kampf gegen die Eidgenossen wertvolle Hilfe. Aber trotz aller Opfer und stets bewiesener Anhänglichkeit mußte sichs der Breisgau uebst den „Waldstädten" Säckingen und Waldshut und anderen Nach-bargebieten gefallen lassen, von Österreich in seiner Geldverlegenheit an Burguud verpfändet zu werden, deffen Herzog Karl der Kühne den Vogt Peter von Hagenbach ins Land sandte, einen grausamen Volksbedrücker, der schließlich auf dem Blutgerüst endete. Das Pfand wurde allerdings mit französischer Hilfe bald wieder eingelöst; und nuu verbanden sich die verschiedenen rechts- und linksrheinischen Teile der habsburgischen Herrschaft nebst der Ortenau, die gleichfalls ein häufiges Pfandobjekt bildete, untereinander mit der Erklärung, daß sie allezeit beim Hause Österreich bleiben wollten. Aus dieser Vereinigung bildeten sich die vorderösterreichischen Landstünde, welche in den drei Gruppen der Prälaten oder Äbte, des Adels, der Städte und Ämter für die Folgezeit einen nicht geringen Anteil an der Regierung gewannen. Im 16. Jahrhundert kam auch die ehemals freie Reichsstadt Konstanz unter österreichische Herrschaft. Der Sitz der Regierung ^es badifchen Teils von Vorderösterreich wurde Freiburg. Diese Stadt, als eine der schönsten des heutigen Großherzogtums, als die Perle des Breisgaues vielgerühmt, hat unter österreichischen Szepter aus der alten, von den Zähringern geschaffenen Grundlage eine großartige Entwicklung genommen, zugleich aber auch unter dem traurigen Geschick, das den oberrheinischen Landen in neuerer Zeit beschieden war, schwer gelitten. Schon im 13. Jahrhundert erstand in diesen Mauern der herrliche gotische Dom, der seinesgleichen in deutschen Landen nicht findet. 1457 erhielt die Stadt durch Erzherzog Albrecht Vi. ihre Universität. Der Bauernkrieg, der im Breisgau seinen Anfang nahm, setzte auch der Stadt Freiburg hart zu. Der Reformation gegenüber verhielt sich die Bürgerschaft unter dem Drucke Österreichs ablehnend. Die Leiden des dreißigjährigen Krieges hatte die Stadt in vollem Umfang zu kosten, sie kam abwechselnd in die Hände der Schweden, der Kaiserlichen und der Franzosen, bis endlich der westfälische Friede sie dem Hause Habsburg wieder zurückgab. Doch schon 30 Jahre später nahmen die Franzosen aufs ueue von dem wichtigen Platze Besitz, der von Ludwig Xiv. zu einer bedeutenden Festung umgebaut wurde, eine Maßnahme, durch die die Stadt in ihrer Weiterentwicklung völlig lahm gelegt und stark entvölkert wurde. Damals wanderte »auch die Hochschule aus und fiedelte sich in Konstanz an, wo ste
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kühne Karl Peter_von_Hagenbach Albrecht Albrecht Ludwig_Xiv Ludwig
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f*
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Vabener. An dies Ereignis knüpft sich die in Wort und Bild verherrlichte Sage von dem Opfertod der 400 Pforzheimer.
Tie Folge dieser Niederlage war die Besetzung der Markgrafschaft Turch die kaiserlichen Truppen, und säst den ganzen langen _ Krieg hindurch lasteten die schwersten Bedrückungen auf dem ■armen Volke. Georg Friedrich starb 1638 in der Fremde zu Strasz-burg; der regierende Markgraf mußte gleichfalls flüchtend im Auslande Schutz suchen. Auch nach diesem Kriege konnte das Land fast ein ganzes Jahrhundert nicht zum vollen Frieden kommen; die Raubkriege Ludwigs Xiv., deren schlimme Folgen für die oberrheinischen Gegenden wir bereits bei Baden-Baden kennen gelernt haben, suchten Baden-Dnrlach nicht minder schwer heim.
4* Das Unglücksjahr 1689 brachte furchtbare Verwüstungen über das Land; die meistert Dörfer, Städte und Schlösser fielen der Zerstörungswut der Franzosen zum £pser. Durlach, Mühlburg,
Pforzheim wurden ein Raub der Flammen, und die fürstliche Familie mußte nach Basel ihre Zuflucht nehmen, wo der Mark-» graf Bürgerrecht und ein Haus besaß, das noch oftmals in den ^ kriegerischen Wirren ihm und den Seinen Schutz gewähren sollte.
Friedrich M agnus, der 1677—>1709 regierte, bewährte ■* sich tn jenen schweren Zeiten als treuer Protestant. Als Ludwig Xiv. in rücksichtsloser Willkür die Anhänger des Ss evangelischen Bekenntnisses in feinem Lande durch Aufhetzung 7 des Edikts von Nantes (1685) des ihnen As dahin gewährten Kx Rechtsschutzes entblößte, nahm unser Markgraf einen Teil der flüchtig gewordenen Glaubensgenossen in feinem Lande aus und ■ siedelte sie in den nahe bei seiner Residenz gelegenen Dörfern ^ .Welsch-Neureuth und Friedrichstal an. Auch der spanische Erb-
t folgekrieg, sowie der polnische Erbsolgekrieg brachten der Mark-grafschaft kriegerische Unruhen. Erst feit dem Wiener Frieden e < von 1738 durste sie sich eines lang andauernden Friedens • 1 erfreuen. In die letzte Zeit der Kriegswirren fällt die Regierung t ■ffifltl Wilhelms (1709—1738), der es verstand, trotz der
: ~ Ungunst der Verhältnisse, sein Volk miebex-zu einem gewissen___________________
h —Wohlstand zu bringen und durch Tilgung der nach und nach erwachsenen Schuldenlast, durch mancherlei kluge Maßnahmen für die Zukunft eine gedeihliche Entwicklung anzubahnen. Er ^
^ ist.ber Schöpfer der neuen Haupt- und Residenzstabl f 'S,. 4, i ^ ^l'11u11 Manien trägt. Nach dem, wie etffiähnt,
1 ch(o 15, bi^Karlsburg in Dnrtach, zerstört
worben war und der vollständige Bieberaus bau, abgesehen von "den großen Kosten, in den unruhigen Zeitläuften nur äußerst langsam vorwärts schritt, kam der Markgraf, der ohnehin allerlei übsonberliche Neigungen zeigte, ans den Gebanken, Durlach zu verlassen und in dem nahen Harbtwalb ein einsames Jagdschloß
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Extrahierte Personennamen: Georg_Friedrich Friedrich Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Friedrich_M Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelms Wilhelms
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Helfershelfer Ludwigs Xiv. beim Raube Straßburgs im Jahre 1681.
4. Die übrigen weltlichen Gebiete.
Außer den erwähnten größeren weltlichen Herrschaften ftnben wir noch eine bunte Menge kleiner Länbchen im heutigen Großherzogtum Baden vereinigt. Im Taubergau ist die Grafschaft Wertheim zu erwähnen, die nach dem Erlöschen des alten Geschlechtes der Grafen von Wertheim im 16. Jahrhundert an die Herren von Löwenstein, einem mit den Pfalzgrafen ver-wcmbten Haufe, gekommen war; die eine Linie biefes Hauses schloß sich der Reformation an, bte anbete blieb katholisch. Im Lanbe bestauben beibe Bekenntnisse neben einanber, was zu manchen Streitigkeiten führte und im breißigjährigen Krieg die Bebrückung von beiben Religionsparteien zur Folge hatte. Die Hauptlinie würde 1711 in den Fürstenftanb erhoben. Weiter kommt in Betracht die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, zu der auf dem rechten Ufer des Rheines die Herrschaft Lichtenau mit den Ämtern Lichtenau und Wiüstett gehörte; die Grafen von Hanau wcmbten sich frühzeitig der Reformation zu; ihr Laub hatte im breißigjährigen Krieg wie in den beutsch-französi-schen Kämpfen des 17. und 18. Jahrhunberts schwer zu leiben. Nach dem Aussterben des gräflichen Hauses kam das Gebiet 1736 an Hessen-Darmstabt.
Die Herrsch äst Th engen (B. A. Engen) war ursprünglich in den Hänben der Herren von Thengen, die im 15. Jahr-huitbert auch die Lanbgrasschast Nellenburg inne hatten. Wegen zu großer Schulbettlastett mußten sie jeboch ihren Besitz an Österreich abtreten, das Nellenburg behielt, Thengett aber 1663 an die Fürsten von Auersperg vergab, bte es bis zum Übergang an Baden besaßen. Die Lanbgrasschast Klettgau mit dem Hauptort Thiengen (B. A. Walbshut) gehörte früher zutu Bistum Konstanz und fiel nach mehrfachem Besitzwechsel 1687 an die Fürsten von Schwarzenberg, bei benen sie bis zu ihrer Auflösung verblieb. Ferner sind zahlreiche Heinere Herrschaften im heutigen Großherzogtum ausgegangen, vor allem eine Menge reich§ritterschaftlicher Gebiete, der ganze Reichsritterfchaftskanton Orten au, sowie Teile der Kantone Donau, Hegau, Kraichgau und Obenwalb: insgesamt 8 3 Abelsfamilien haben thre allerbings meist recht bescheibenen Besitzungen der babischen Lanbeshoheit unterordnen müssen. Auch mehrere ehemalige freie Reichs ft äbte kommen in Betracht; von den gegen Ende des alten Reiches noch be-ftehenben 48 Stabtrepubliken fittb 5 heute babisch, nämlich Überlingen, Pfullenborf, Offenburg, Gengenbach und Zell a. H.;
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nebenbei fei hier auch das sog. freie Reichstal Harmersbach angeführt. Diese Städte haben weniger eine politische, denn eine kulturgeschichtliche und wirtschaftliche Bedeutung als selbständige Glieder des Reiches gehabt. Selbst in den kleinen Verhältnissen, wie wir sie in den genannten Orten treffen, entwickelte sich unter einer freien Verfassung ein frischer Bürgersinn, der manche schöne Blüte für die Kultur unserer Heimat gezeitigt hat. Noch zeugen davon ehrwürdige Bau-und Kunstdenkmäler, so das im 14. Jahrhundert begonnene gotische Münster zu Überlingen, das prächtige Rathaus ebenda u. a. Überlingen, einer der ältesten Orte der Gegend, wurde 1397 zur freien Reichsstadt erhoben. Ohne Anteil an der Reformation zu nehmen, wurde die Stadt lebhaft in den Bauernkrieg verwickelt und hatte im dreißigjährigen Krieg eine zweimalige Belagerung auszuhalten, vermochte aber in den folgenden Kämpfen allen feinden gegenüber feine Freiheit zu behaupten. Die Überlinger Fruchtmärkte wie fein sonstiger Handelsverkehr hatten eine ansehnliche, weit über feine Mauern hinausreichende Bedeutung. Pfulleudorf, einst der Sitz gleichnamiger Grafen, kam im 12. Jahrhundert an die Hohenstaufen und erhielt 1220 die Reichsfreiheit. Die aut katholisch gebliebene Stadt wurde im Bauernkrieg eine Beute der Aufständischen und auch in den fortgesetzten kriegerischen Unruhen des 17. Jahrhunderts schwer heimgesucht. So erlebte sie keinen rechten Aufschwung und blieb im ganzen nur ein bescheidenes Landstädtchen. Offen bürg, dessen Ursprung in die Römerzeit zurückreicht, wurde nach Wechselbörsen Schicksalen gegen Ende des 13. Jahrhunderts freie Reichsstadt. In der Folgezeit mußte fichs die Stadt unzählige-mal gefallen lassen, als Pfandobjekt für die geldbedürftigen Kaiser zu dienen; sie kam dadurch vorübergehend an den Bischof von Straßburg, an die Kurfürsten von der Pfalz, an das Haus Fürstenberg und wiederholt an die Markgrafen von Baden. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an endlich bleibt ihr die Freiheit, anfangs unter österreichischem, später unter badenbadischem Schutze erhalten. Derartiger häufiger Wechsel war begreiflicher Weise einer günstigen Entwicklung des Gemeinwesens sehr im Wege. Das gleichfalls alte Gengenbach gehörte seit dem 11. Jahrhundert dem Bistum Bamberg und wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts reichsfrei. In der Folgezeit teilte es die Schicksale des nahen Offenburg, mit dem es schließlich gemeinsam an Baden kam. Gleiches Los erlebte auch die dritte Reichsstadt der Ortenau, Zell a. H.
Noch manche andere Stadt des heutigen Großherzogtums war einst außerhalb der fürstlichen Macht, unmittelbar unter dem Reiche gestanden, hatte diese Freiheit aber früher schon
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eingebüßt. Die namhafteste derselben war das alte Konstanz, das schon 1192 zur Reichsstadt erhoben worden war und als solche einen glänzenden Aufschwung genommen hatte. In ihren Mauern fand 1414—1418 das berühmte Konstanzer Konzil statt, die größte Kirchenversammlung des Mittelalters, an der, wie berichtet wird, Wohl mehr als 80000 Fremde der verschiedensten Nationen teilnahmen. Mit voller Begeisterung schloß sich die Bürgerschaft der Reformation an und stellte sich auch im fchmalkaldifchen Krieg auf die Seite der Protestanten. Dafür verfiel es der Rache des Kaisers Karl V., der mit blutiger Strenge 1548 das neue Bekenntnis ausrottete, die Stadt ihrer freien Verfassung beraubte und sür das Habsburgische Haus in Besitz nahm. Seitdem war Konstanz als österreichische Landstadt in jeder Hinsicht zurückgegangen und blieb bis zum Anfall an Baden ziemlich unbedeutend.
5. Die geistlichen Herrschaften.
Eine beträchtliche Gebietsvermehrung hat Baden durch die Zuteilung ehemals geistlicher Herrschaften erfahren. Nicht weniger als 6 Bistümer haben dazu beigetragen; eine ganze Reihe von Abteien, sowie Besitzungen des Dentschberren- und des Iohanniter-ordens wurden Baden einverleibt. Mit diesen geistlichen Herrschaften hat es eine besondere Bewandtnis. Nach der Verfassung des alten Reiches waren die Bischöfe und bedeutenderen Äbte nicht nur die geistlichen Häupter ihrer Diözese oder ihres Klosters, sondern sie besaßen auch über ein bestimmtes Gebiet volle landesherrliche Gewalt. Hier waren sie Fürsten, so gut wie die weltlichen Herzöge. Unsere Gegend war besonders reich an solchen geistlichen Territorien, die samt und sonders im Jahr 1803 durch Napoleon I. aufgehoben, säkularisiert (verweltlicht), wie man es nannte, und weltlichen Herren zugewiesen wurden.
Das Bistum Konstanz, eines der ältesten und ausgedehntesten in Deutschland, umfaßte ein weites Gebiet und hatte eine wechselvolle Geschichte. Seine Fürstbischöfe übten nicht selten entscheidenden Einfluß in Reichsangelegenheiten. Frühzeitig machte sich die Stadt Konstanz von der Bischofsgewalt frei und ging, wie wir gesehen haben, ihre eigenen Wege. Das einst hochberühmte Kloster Reichenau wurde 1541 dem Bistum einverleibt. Zur Zeit der Reformation wurde die Residenz anfangs nach Überlingen, später nach Meersburg verlegt, wo der Bischof bis zur Auflösung des Hochstifts seinen Sitz behielt und auch die fürstliche Begräbnisstätte sich befand. Der letzte Fürstbischof von Konstanz war der bekannte Karl Theodor von Dalberg, gleichzeitig als Erzbischof von Mainz des heiligen römischen Reiches letzter Kurerzkanzler.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Napoleon_I. Karl_Theodor_von_Dalberg Karl
Extrahierte Ortsnamen: Habsburgische_Haus Baden Deutschland Meersburg Konstanz Mainz
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Ein kleines Stück des Hochstifts Basel, die auf dem rechten Rheinufer liegende Landvogtei Schliengen, die seit 1400 vom Hauptort gleichen Namens aus verwaltet wurde, gehört jetzt gleichfalls zu Baden.
Bedeutender ist das ehemals bischöflich Straßburgische Gebiet, nämlich die Herrschaften Ettenheim und Oberkirch mit den Klöstern Ettenheimmünster und Allerheiligen; erstere stand seit der Gründung des Ortes im 8. Jahrhundert unter dem Bistum Straßburg und erfreute sich einer günstigen Entwicklung. Nach Ausbruch der französischen Revolution nahm der letzte Bischof, Kardinal von Rohnn, nach Ettenheim seine Zuflucht und residierte in dem einfachen Schlößchen 1790 —1803. Stadt und Herrschaft Oberkirch waren ursprünglich im Besitz der Zähringer, dann der Fürsteuberger, die sie an den Bischof von Straßburg verkauften; lange Zeit mußten sie als Pfaudschafteu dienen, bis endlich vom Jahr 1697 an das erwähnte Hochstist sie dauernd behielt.
Der größte Zuwachs rührt von dem Bistum Speyer her, dessen rechtsrheinischer Teil als Fürstentum Bruchsal bezeichnet wurde, nach der gleichnamigen Stadt, die einen alten Königshos besaß und im Jahr 1056 von Heinrich Iii. dem Speyrer Bischos verliehen wurde. Infolge ernster Zerwürfnisse mit den Bürgern der Stadt Speyer siedelte der Bischos 1722 von da nach Bruchsal über, wo unter Damian Hugo von Schön bor u und Franz Christoph von Hutten ein prachtvolles Residenzschloß erbaut wurde, das noch heute den Gegenstand allgemeiner Bewunderung bildet. Diese Gegend war ein Hauptherd des Bauernkrieges.
Die zwischen Neckar und Main gelegenen Ämter Tauber-bifchofsheim, Hardheim und Lauda hatten früher zum Erzbistum Mainz und zum Bistum Würzburg gehört, nach deren Säkularisation (1803) sie an das neugebildete Fürstentum Leiningen (siehe u. S. 42) und von diesem nach wenigen Jahren an Baden kamen. Hier machte sich die ausständige Bewegung der Bauern beim Ausgang des Mittelalters ganz besonders bemerkbar. Einer der Führer dieser Bewegung war der volkstümliche Johann Böhm, der „Pseiser von Niklashausen."
Unter den größeren Klöstern mit ansehnlichem Besitz, die an Baden sielen, verdient zunächst St. Blasien Erwähnung. Zu ihm gehörten die Herrschaften Bonndorf und Blumegg. Die irrt 10. Jahrhundert gegründete Benediktinerabtei war eine der angesehensten ihres Ordens und erwarb sich namentlich durch die Gelehrsamkeit seiner Mönche einen hohen Ruhm. Der Bauernkrieg spielte ihr Übel mit; auch sonst wurde das Kloster vielfach in die kriegerischen Unruhen hineingezogen. Gleichwohl
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Damian_Hugo_von_Schön Franz_Christoph_von_Hutten Franz Johann_Böhm Johann