40
In die Zeit der gemeinsamen Regierung Pippins und Karlmanns fallen eine Emprung des Stiefbruders Grifo und Abfallversuche der Alamannen und Bayern (Oatilo!) im Bunde mit den Sachsen.
Die weltgeschichtliche Bedeutung des hl. Bonifatius liegt weniger in seiner Missionsthtigkeit (bei Friesen, Thringern, Hessen) als vielmehr darin, da er die entartete und Ron, entfremdete frnkische Landeskirche reformierte und in enge Verbindung mit dem rmischen Stuhle brachte, da er ferner als Erzbischof und ppstlicher Legat eine groe Anzahl von berrheinischen Bistmern (so fr Bayern Regensburg, Freising, Salzburg, Passau) organisierte, zu einer Kirchenprovinz vereinigte und dem zum erzbischflichen Sitz (Metropole) fr Deutschland erhobenen Mainz unter-ordnete und zugleich der ppstlichen Gerichtsbarkeit (dem ppstlichen Primat) unterstellte. Vor ihm war die Organisation der deutschen Kirche wie ihr Zusammenhang mit Rom ein nur sehr lockerer gewesen. 754 erlitt Bonifatius als Missionr in Friesland den Mrtyrertod.
Neben Mainz wurden spter andere Städte zu erzbischflichen Sitzen und damit zu Mittelpunkten besonderer Kirchenprovinzen erhoben, unter Karl dem Groen Kln, Trier, Salzburg (fr Bayern und die sdstlichen Slavenlnder), unter Ludwig dein Frommen Hamburg Bremen (fr den skandinavischen Norden), unter Otto 1. Magdeburg (fr die nordstlichen Slavenlnder).
M Neue Erhebungen hatten dringend gemahnt, der Zwitterstellung des Herrschers im Frankenreich, der knigliche Gewalt hatte, aber nur Hausmeier hie, ein Ende zu machen, denjenigen, dem der Herr die Sorge der Regierung anvertraut hatte," nicht blo tatschlich, sondern auch rechtlich an die Stelle des Knigtums zu setzeu. 752 lie sich Pippin zu Soissous durch die weltlichen Groen des Frankenreiches auf den Schild erheben, den letzten Merovinger, Childerich Iii., aber verwies er in ein Kloster. Die Salbung durch den Erzbischos Bonifatius, gauz besonders die ppstliche Gutheiung nahmen der Erhebung Pippins zum Frankenknig deu Charakter eines gewalt-samen Staatsstreiches.
* der das merovingifche S ch a t t e n k n i g t um f. Einhard, Vita Karoli Magni c. 1:
Gens Meroingorum, de qua Franci reges sibi crearc soliti erant, usque in Hil-dricum regem, qui iussu Stephani (Zachariae!) Romani pontificis depositus ac detonsus atque in monasterium trusus est, durasse putatur. Quae licet in illo finita possit videri, tarnen iam dudum nullius vigoris erat, nec quicquam in se darum praeter ihane regis vocabulum praeferebat. Nam et opes et potentia regni penes palatii prae-fectos, qui maiores domus dicebantur et ad quos summa imperii pertinebat, teneban-tur. Neque regi aliud relinquebatur, quam ut, regio tantum nomine contentus, crine pr -fuso, barba summissa, solio resideret ac speciem dominantis effingeret, legatos undecumque venientes audiret eisque abeuntibus responsa, quae erat edoctus vel etiam iussus, ex sua velut potestate redderet; cum praeter inutile regis nomen et precarium vitae Stipendium, quod ei praefectus aulae prout videbatur exhibebat, nihil aliud proprii possideret quam unam et eam praeparvi reditus villam, in qua dorn um et ex qua famulos sibi necessaria ministrantes atque obsequium exhibentes paucae numerositatis habebat. Quocumque eundum erat, carpento ibat, quod bubus iunctis
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Extrahierte Ortsnamen: Karlmanns Sachsen Hessen Freising Salzburg Deutschland Mainz Rom Friesland Mainz Trier Salzburg Magdeburg Frankenreich Erzbischos_Bonifatius
212 -
Pfalz und Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut, standen (Sieg Friedrichs bei Seckenheim [das Mahl zu Heidelberg!"^, Ludwigs bei Giengen 1462).t 9?ach der Wahl Maximilians zum rmischen König (1486) brachte Erzbisch of Berthold von Mainz die Reichsreformbewegung in der Richtung nach einem stndischen Reichsregiment, nach einem Reichs-kammergericht, nach Landsriedenskreisen wieder in Flu. Das Ergebnis dieser Reformbewegung in der Zeit Friedrichs Iii. war ein besseres Zu-sammeuwirkeu der Fürsten und Städte, eine geordnetere Stellung der letzteren auf den Reichstagen (als eines dritten Kollegiums neben dem der Fürsten und Kurfrsten), die Grndung eines zweiten schwbischen Bun-des 1488, gerade 100 Jahre nach dem Ende des ersten. Dieser zweite schwbische Bund, der im Gegensatze zu dem ersten aus Stdten und Fürsten und Herren zusammengesetzt war und bald glnzende Erfolge sowohl den Friedensbrechern im Innern als dem Auslande gegenber erzielte, zeigte mit seinem Bundesrate, seiner Bundeskasse, seinem Bundesheere im kleinen, welche Reform dem Reiche not that.
Eine bundesstaatliche oder stndische Reichsreform entsprach einzig und allein den Verhltnissen der Zeit, eine streng monarchische Reichsresorin lag auer dem Bereiche der Mglichkeit. Die Forderung nach einem stndischen Reichsregiment, nach einem ewigen Landfrieden, nach einem Reichskammergericht, nach Landfriedenskreisen find seitdem nicht mehr verstummt und haben, wie die militrischen Reform-bestrebungen der Hussitenzeit, unter Maximilian I. und K a r l V. zu dauern-{jden Institutionen gefhrt.
Gefahren im Osten von Trken und Ungarn. .Inzwischen hatten die Trken Konstantinopel erobert (1453) und die ganze Balkan-Halbinsel ihrer Herrschaft einverleibt; von hier aus bedrohten sie nicht mehr blo Ungarn, fondern auch das Reich, drangen bereits nach Krain und Steiermark vor. Vergebens bemhte sich der Papst Pius Ii., durch einen allgemeinen Kreuzzug der christlichen Fürsten und Völker Europa von den Trken zu befreien. Man hielt Reichstage der Reichstage, ohne aber bei der Engherzigkeit des Kaisers, der lediglich den Schutz seiner eigenen Erb-lande im Auge hatte, und der Lauheit der Fürsten zu Thateu zu kommen. Infolge der Teilnahmslosigkeit des Reiches sahen sich die Ungarn bei ihren Kmpfen gegen die Trken auf sich selbst angewiesen.
Die osmanifchen Trken, ursprnglich eigentlich kein Volk, sondern eine Kriegerschar, stammen, wie die seldschnkischen Trken, aus Turkestan und erscheinen zuerst um 1200 in Kleinasien im Dienste der Sultane von Jkonium. Aber schon um das Jahr 1300 (nach dem Falle des Sultanates von Jkonium) waltete Osman, welcher der Kriegerschar den Namen gegeben, als selbstndiger Sultan. (Hauptstadt des Reiches wurde gegen das Ende seines Lebens Brussa am Olymp. Unter seinem Sohn Urchan, welcher neben der osmanischen Reiterei (denspahis) die Futztruppeder Janitscharen organisierte, rckten die Trken das Reich auf Kosten der byzantinischen
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213 -
Kaiser aus dem Hause der Palologen (12611453, vergl. S. 149) bis an den Hellespont und den Bosporus vor. ^Urchans ltester Sohn setzte sich in Gallipoli, dem Schlssel zur Balkanhalbinsel. 1357 fest. Archans jngster Sohn, Murad I. (13591389), eroberte Rumnien und Bulgarien, schlug 1365 seine Residenz in Adrianovel auf und fiel als Sieger der das gro-serbische Reich in der Schlacht auf dem Amselfelde (bei Kossowa ander Morava) 1386/^Schon drang Murads Sohn und Nachfolger, Bajefid I. (Blitz"), der die Donau nacy der Walachei vor und brachte dem ungarischen Heere Siegmunds bei Nikopolis 1396 eine vernichtende Niederlage bei (Burggraf Friedrich Vi. von Nrnberg aus dem Hause Hoheuzollern!), da wurde die osmauische Macht er-schttert durch die Mongolen, welche unter Timurlenk oder Tamerlan zum zweiten-mal die asiatische Welt vom Ganges bis zum agischen Meere berfluteten. Nwwr Niederlage von Angora (1402) starb Bajesid in mongolischer Gefangenschaft.
^Doch mit dem Tode Tamerlans (f 1405) zerfiel sein Reich, und die Osmanen gingen bald wieder zum Angriff der. Der byzantinische Kaiser Johannes Vii. bot alles auf, um Beistand vom Abendlande zu erhalten; die Durchfhrung der auf dem Konzil zu Ferrara zu stnde gebrachten Vereinigungsformel zwischen der morgenlndischen und abendlndischen Kirche scheiterte aber an dem Widerstande des byzantinischen Volkes. Zwar errangen die Ungarn im Bunde mit den anderen bedrohten Vlkern unter Fhrung Johann Hunyadys einen Sieg (bei Nissa), aber 1444 verlor König Wladislav Iii. von Polen und Ungarn bei Varna Schlacht und Leben)Die Trkengefahr stieg noch mit dem Regierungsantritte Mo Hammeds Ii. (1451811. Am 29. Mai 1453 fiel Konstantinopel und damit der letzte Rest des byzantinischen Reiches: Kaiser Konstantin (Xi.) Palologus fand seinen Tod im letzten Verzweiflungskampfe. Unter Mohammed Ii. wurden die Walachei. Serbien, Bosnien, die Herzegowina, Albanien und Griechenland endgltig dem osmanifchen Reiche ein-verleibt, wurden die Trken der ganzen Sdgrenze entlang Nachbarn der Ungarn^ Der Retter Belgrads und damit des ungarischen Reiches war Johann Huny ady. Das Ansehen dieses ungarischen Nationalhelden war so groß, da die Magnaten nach dem Tode des Ladislav Postumus den Sohn Johann Hunyadys auf den Thron er-hoben.
Die klgliche Haltung des Kaisers und der deutschen Fürsten verriet sich ganz besonders auf dem Christentag von Regensburg 1471, an dessen Erffnung sich die grten Hoffnungen geknpft hatten.
In demselben Ungarn bildete sich gerade damals unter dem Sohne des groen Trkenkmpfers Johann Hunyady, dem Könige Matthias Kor-Vinns, eine gefhrliche Macht im Osten. Matthias eroberte im Kampfe gegen den Bhmenknig Podiebrad die bhmischen Nebenlnder, Mhren, Schlesien, Lausitz, und entri dem Kaiser, als dieser fr die Bhmen Partei ergriff, Kram, Steiermark, Niedersterreich mit der Kaiserstadt Wien. Der Gedanke eines groen, aus deutschen, slavischen und ungarischen Gebieten zusammengesetzten Ostreichs, wie ihn einst Ottokar von Bhmen ge-trumt, schien sich verwirklichen zu wollen.
Eine Zeit lang strebte Matthias Korvinus sogar die Erwerbung der rmischen Knigswrde an, um im Reiche einen Rckhalt gegen die Trken zu gewinnen. In jenen Tagen konnte man den lnderlosen Kaiser mit einem Ochsengespann durch Schwaben fahren und vom Almosen der Städte und Klster leben sehen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Nrnberg Nwwr Johannes Johann_Hunyadys Johann König_Wladislav Konstantin_( Palologus Mohammed Johann_Huny Johann Ladislav_Postumus Johann_Hunyadys Johann Johann_Hunyady Johann Matthias_Kor-Vinns Matthias Ottokar_von_Bhmen Ottokar Matthias_Korvinus
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
245
Saardam (Zaandam) unweit Amsterdam bei einem Zimmermann in Arbeit und
verkehrte in England hauptsächlich mit den Schiffleuten auf den Werften. Die
Werkstätten der Künstler und Handwerker, die Mühlen, Dämme, Maschinen
und dergl. feffelten die Wißbegierde des jungen Regenten. In England wurde er
so von Bewunderung für die Seemacht hingerissen, daß er ausrief: wäre ich nicht
Zaar von Rußland, so möchte ich englischer Admiral sein! Als er das Land ver-
ließ, um sich über Wien nach Venedig zu begeben, schickte er eine große Anzahl
Seeleute, Wundärzte und Künstler in seine Heimath. Kaum aber war Peter
nach Wien gelangt, so nöthigte ihn ein von den gegen die Neuerung und die
Fremdlinge erbitterten Großen erregter Aufstand der Strelitzen zur schleu- ^98.
nigen Rückkehr. Die Empörung wurde unterdrückt und die Schuldigen mit furcht-
barer Härte gezüchtigt. Das Hängen, Rädern, Enthaupten dauerte mehrere Wo-
chen lang; der Zaar legte selbst Hand an. Denn trotz seines Strebens, der euro-
päischen Cultur in seinen Staaten Eingang zu verschaffen und trotz seiner euro-
päischen Tracht, die er auch seinen Unterthanen gebot, blieb Peter doch in
Sitten, Denkungsart und Herrscherweise ein Barbar, dem Branntweintrinken
ergeben, roh in seinen Begierden und wüthend im Zorn. Dkeser Aufstand beför-
derte seinen Plan, das russische Kriegswesen allmählich durch das europäische zu
verdrängen. Er errichtete zwei Garden, schuf aus dem Adel eine Cavalerie und
bildete aus den Rekruten, die ihm die Geistlichen und Edelleute liefern mußten,
eine Infanterie. Fremde in russische Dienste getretene Offiziere übten die Truppen
nach europäischer Weise ein und vervollkommneten seine Artillerie. So kam es,
daß er bereits in dem oben erwähnten Türkenkrieg festen Fuß am Aso w sch en
Meer fassen konnte, indem er durch den Earlowitzer Frieden (tz. 620.) 1699.
der Pforte die mit Hülfe brandenburgischer, östreichischer und holländischer Heer-
führer eroberte Stadt Asow abtrotzte und dann Taganrog anlegen ließ. Wie
erstaunten die Türken, als plötzlich eine russische Fregatte in den Hafen von Con-
stantinopel einlief! Der Schwedenkrieg öffnete den Russen bald auch die
O stsee.
§. 643. Polen. Als der kriegskundige König Johann Sobieski
(§. 620.) nach vergeblichen Mühen, das polnische Staatswesen zu ordnen und
den Trotz des Adels zu bändigen, von häuslichen Leiden niedergebeugt kummervoll
ins Grab gestiegen war, erhob sich ein neuer Wahlkampf zwischen den Anhängern 16!,ß-
eines französischen Thronbewerbers und der Partei des Kurfürsten Friedrich
August von Sachsen. Der letztere trug den Sieg davon, weil die durch den
Verkauf deutscher Aemter und Städte erlangten Geldmittel des sächsischen Be-
werbers weiter reichten. Friedrich August, ein durch seine Körperstärke, wie2g ,
durch seine Galanterie und Prachtliebe bekannter Fürst, wurde zum König von' roo?.
Polen ausgerufen, nachdem er vorher zum Jubel des römischen Hofes in den
Schooß der katholischen Kirche übergetreten und den machtlosen
Thron durch Verzichtung auf seine große protestantische Stellung in Deutschland
und auf die Liebe und das Vertrauen eines treuen Volkes erkauft hatte. Der
polnische Adel, der allein Staatsbürgerrechte besaß, indeß der Bauer in harter
Leibeigenschaft schmachtete und der Bür^erstand sich nicht aus seiner untergeord-
neten Stellung emporzuarbeiten vermochte, benutzte jeden Wahlkampf zur Erwei-
terung seiner Corporationsrechte und zur Minderung der Königsgewalt durch be-
schränkende Capitulalionen (pacta convente,), bis der Staat die Form einer
demokratischen Adelsrepublik erhielt, in welcher das gewählte Oberhaupt nicht
viel mehr als der Vollstrecker der Reichstagsbeschlüsse war. Parteileidenschaften,
Conföderationen, stürmische Berathungen, die den polnischen Reichstag sprich-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Peter Peter Johann Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Zaandam Amsterdam England England Wien Polen Sachsen Deutschland
209
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
schlossene Waffenruhe benutzte die östreichische Regierung, besonders der den
Ungarn feindlich gesinnte Minister Lobkowitz, zur allmählichen Vernich-
tung der ungarischen Freiheiten und Rechte.
Eine von den mächtigsten Edelleuten Ungarns gebildete Verschwörung zur
Abwehr des von den östreichischen Beamten, Jesuiten und Soldaten geübten
Drucks gab dem Kaiser die gewünschte Gelegenheit, Ungarns Selbständigkeit zu
brechen. Nachdem die Häupter derselben aus dem Schaffet geblutet, erklärte ein
kaiserliches Edikt, daß die Gewalt des Throns unumschränkt sei und die Ungarn
fernerhin eine östreichische Kriegsmacht zu erhalten und die ihnen eigenmächtig
aufgelegten Steuern zu entrichten hatten. Ein harter, ungerechter Fremdling
ward als Haupt der neuen despotischen Militärregierung eingesetzt. Protestantische
Prediger wurden als Ruderknechte verkauft; die Bekenner des Evangeliums, „die
dem Preise des Abfalls, Bischofsstühlen, Hof- und Staatsamtern widerstanden,
ihrer Kirchen, ja ihrer Kinder beraubt."
Aber die Gewaltschritte weckten den Freiheitssinn und den Kriegsmuth
der Ungarn. Emmerich Tb ko li, ein thatkräftiger, talentvoller Edelmann,
dessen Güter eingezogen wurden, entfaltete die Fahne der Empörung. In
Kurzem stand ihm eine beträchtliche Streitmacht zu Gebote, mit der er das
östreichische Kriegsvolk aus Ungarn vertrieb. Ludwig Xiv. leistete ihm Bei-
stand, und die Pforte, die ihn als zinspflichtigen König von Ungarn aner-
kannte, trug zu seinem Schutz von Neuem den Krieg in das Herz von Oest-
reich. Mit einem Heere von 200,000 Mann rückte der Großvezier Kara
Mustapha sengend und brennend bis vor die Mauern Wiens. Der Hof
flüchtete sich nach Linz, Oestreichs Hauptstadt schien verloren. Aber der Hel-
denmuth der von dem entschlossenen Befehlshaber Rüdiger von Sta-
remberg geleiteten Bürgerschaft und die Ungeschicklichkeit der Osmanen im
Belagerungskrieg bewirkten, daß Wien 60 Tage lang allen Angriffen Trotz
bot, bis die von Karl von Lothringen befehligte Reichsarmee und ein
mit derselben vereinigtes polnisches Heer unter dem Heldenkönig Johann
Sobieski der bedrängten Stadt zu Hülfe kam. Eine blutige Schlacht unter
den Mauern Wiens entschied wider die Türken. Sie zogen eilig ab und
ließen unermeßliche Beute in den Händen der Sieger. Kara Mustapha
wurde auf Befehl des Sultans enthauptet, aber das Glück der Schlachten
blieb bei dem christlichen Heere. Karl von Lothringen eroberte eine ungarische
Stadt nach der andern, und als endlich auch Ofen, das die Türken
146 Jahre lang besessen, in die Gewalt der Oestreicher siel, glaubte Leo-
pold seinen lang gehegten Plan gegen Ungarn ausführen zu können. Das
Blutgericht von Eperies beraubte den Adel seiner unternehmendsten
Häupter und schreckte die Nation so, daß die Stände auf dem Reichstag
von Preß bürg in die Aufhebung d es Wah lkönigthums willigten
und das wichtige Recht, verfassungswidrigen Verordnungen
sich widersetzenzu dürfen, aufgaben.
Weber, Geschichte. 11. 6. A'ufl. 14
1670.
1671.
1674.
1681.
i. Setzt.
1683.
1687.
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Oestreichs Karl_von_Lothringen Karl Johann
Sobieski Johann Mustapha Karl_von_Lothringen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Ungarns Ungarn Ungarn Ungarn Ungarn Wiens Linz Wien
210
Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
Seitdem hörte Ungarn auf ein Wahlreich zu sein und die königliche Würde
wurde dem Habsburger Mannstamm erblich zuerkannt. Die übrigen Rechte ver-
blieben der Nation und mußten bei jedem Thronwechsel vom Herrscher beschworen
werden. Aber die Klagen der Protestanten über die Bekehrungslist der Jesuiten
fanden kein Gehör. „Die evangelische Kirche wurde durch ein unblutiges
Martyrerthum über die Halste vermindert." Tököli flüchtete sich zu den Tür-
ken, wo ec lange in Ketten gehalten wurde.
Die Osmanen, von den Venetianern in Morea und in dem alten
Hellas glücklich bekriegt und von den Oestreichern aus Ungarn und Sie-
benbürgen getrieben, stürzten ihren Sultan vom Thron und erhoben einen
andern; aber Karl von Lothringen, Prinz Eugen und Ludwig von
Baden hielten den Sieg bei Oestreichs Fahnen fest. Erst als der Großvezier
Kbprili die Leitung des Kriegs übernahm, schwankte eine Zeitlang das
1688. Glück; das mit den größten Anstrengungen eroberte Belgrad kam wieder
an die Türken. Allein Ludwigs von Baden glorreicher Sieg bei
*691- Salankemen, wo 26,000 türkische Leichen, darunter der kräftige Groß-
es?. vezier selbst, die Wahlstatt bedeckten, und die blutige Schlacht von Zentha
an der Theiß, in der Prinz Eugen sein überlegenes Feldherrntalent ent-
1699. wickelte, zwang endlich die Pforte, den Carlowitzer Frieden einzugehen.
Siebenbürgen und alles Land zwischen der Donau und Theiß wurde
an Oestreich abgetreten, Morea und einige Inseln sielen an Venedig; Ruß-
land, das zuletzt gleichfalls am Krieg Theil genommen, behielt das eroberte
Asow. So ging Oestreich ruhmvoll aus einem Kampfe, der so gefahrdrohend
begonnen hatte.
5. England unter den beiden letzten Stuarts.
^0-85 §.621. Karl Ii. Die Regierungszeit des leichtsinnigen, charakterlosen
und wollüstigen Karls 11. war für England verhängnißvoll. Weder das
Schicksal seines Vaters, noch die eigenen schweren Lebensgeschicke dienten
ihm zur Lehre und Warnung. An dem fröhlichen Hofe von Whitehall ge-
dachte man weniger als irgendwo sonst der ernsten Vergangenheit. Kaum
war die Rache der Royalisten an den Puritanern und Republikanern ge-
stillt (§. 604.), so wurde das Reich von schweren Drangsalen heimgesucht.
1665. Eine ansteckende Krankheit stürzte in einem einzigen Sommer 100,000 Be-
wohner der Hauptstadt ins Grab; im nächsten Jahr verzehrten die Flam-
1666. men zwei Drittel von London (43,000 Hauser,89 Kirchen) und bald darauf
befuhr die holländische Flotte die Themse, verbrannte die Kriegsschiffe und
raubte Fahrzeuge und Gut. Den leichtsinnigen König focht dies wenig an;
am Tage des Flottenbrandes jagte er mit seinen Buhlerinnen in kindischem
Getändel einer Motte nach; ohne Vaterlandsliebe und Ehrgefühl verkaufte
er an Frankreich das von Cromwell erworbene Dünkirchen und „verjubelte
den Kaufpreis;" und als seine verschwenderische Hofhaltung Schulden und
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Baden Ludwig Ludwigs Eugen Eugen Oestreich Morea Oestreich Karl_Ii Karl Karls Hauser Cromwell
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Morea Ungarn Belgrad Donau Venedig Karls England Whitehall London Frankreich
230 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
kunst der geübten Truppen und die Einheit und Planmäßigkeit der Bewe-
gungen gegenüber der vielgegliederten Kriegsmacht der andern Mächte sich
anfangs noch geltend machte. Der Herzog von Savoyen entsagte dem fran-
zösischen Bündniß, zog aber dadurch schwere Kriegsnoth über sein Land.
Ven dorne, ein geschickter Feldherr, eroberte Piemont und die reichen Fluren
der Lombardei und gedachte sich mit dem Kurfürsten von Bayern, der nach
der Besetzung der Reichsstadt Ulm in Tyrol einfiel, Kufstein erstürmte
und über Ins druck dem Brenner zuzog, zu verbinden; allein der muthige
Aufstand d e r T y r o l e r, die von den wohlbekannten Berghohen und aus
den unzugänglichen Thalschluchten die Bayern mit ihren Büchsen angriffen
und durch einen wohlgeleiteten Schaarenkrieg am Vorrücken hinderten, ver-
eitelte den Plan. Der Kurfürst mußte nach großen Verlusten Tyrol räumen
und zum Marschall Villars, der durch das Kinzigthal an die obere Donau
gedrungen und Bayern gegen die Feinde geschützt hatte, zurückkehren. Die
Einnahme von Augsburg und Passau, wodurch sich Max Emanuel zu
entschädigen hoffte, war die letzte glückliche Waffenthat der Bayern und
Franzosen. Als weder die Mahnungen des Kaisers noch die Verwüstung des
bayerischen Landes den verblendeten Fürsten von seinem Bunde mit Frank-
1704• reich abzuziehen vermochten, er vielmehr im nächsten Jahr seine Truppen
mit dem von den Marschällen Vi llars und Tallard befehligten französi-
schen Heer verband, vereinigte sich Eugen mit dem Anführer der Reichsarmee
Ludwig von Baden und trat in Schwaben den Feinden entgegen. Unab-
hängig vom Wiener Hofkriegsrath konnte Eugen bei allen Unternehmungen
seinem eigenen Geiste folgen. Bald schloß sich Marlborough nach einem
meisterhaften Zuge am Rhein und der Mosel (wo er seine Absicht nicht nur
vor den ihn verfolgenden Franzosen, sondern sogar vor seinen eigenen hol-
ländischen und englischen Truppen zu verbergen wußte), den beiden andern
an; worauf Eugen und Marlb orough den alten bedächtigen Markgra-
fen Ludwig zur Belagerung von Ingolstadt abschickten und dann in der
^70^'Schlacht bei Höchftädt (oder wie die Engländer sie nennen, von Blen-
heim) die französische und bayerische Armee aufs Haupt schlugen. 20,000
Leichen deckten das Schlachtfeld, 15,000franzosen, darunter Tallard selbst,
geriethen in Gefangenschaft, das ganze Kriegsgeräthe wurde erbeutet. Der
Kurfürst von Bayern mußte den Franzosen über den Rhein folgen und sein
Land dem Kaiser preis geben, dessen Beamte das unglückliche Volk auf bar-
barische Weise peinigten. Und als endlich der Druck die Bayern zur Em-
pörung trieb und sie die Dränger, die ihren Wohlstand vernichteten und ihre
Söhne zur Armee schleppten, erschlugen, rückten östreichische Truppen ein
und vermehrten durch Raub und Mord die Leiden des Volkes. Und um
das bayerische Fürstenhaus für seine undeutsche Gesinnung zu züchtigen,
i70ö-ii'.sprach der neue Kaiser Joseph I-, der seines Vaters Politik und Gesin-
i7v5. nung beibehielt, über Max Emanuel und seinen Bruder, den Kölner
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TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Max_Emanuel Max Eugen Eugen Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Marlborough Eugen Ludwig Ludwig Joseph_I- Max_Emanuel Max
268
Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
in den 70er und 80er Jahren wirkte wohlthatig auf Handel, Gewerbsamkeit
und Ackerbau; die regsamen, häuslichen und sparsamen Bewohner der Städte
und Dörfer gelangten wieder zu Glück, Wohlstand 'und Zufriedenheit. —
Hannover. Während dieser Friedenszeiten nahm auch in Hannover der materielle Wohl-
stand zu. Die Abhängigkeit von England gereichte dem Lande nicht zum Nach-
theil, indem die englischen Könige ihr deutsches Stammland stets mit einiger
Vorliebe behandelten und ihm von ihrem Ueberfluß manches zuwendeten. Die
unter Georg Ii. gegründete Universität Göttingen (1737) war eine weithin
strahlende Leuchte in Norddeutschland. — Für das Aufblühen der Kunst und
Literatur, für das Wachsthum der Bildung und Wistenschaft waren die deut-
schen Residenzstädte und die zahlreichen Fürstenhöfe, namentlich in der zweiten
Halste des 18. Jahrhunderts, höchst förderlich; wäre nur dieser hohe Bildungs-
grad und Literaturblüthe ein genügender Ersatz gewesen für die Verarmung des
Volks, für dieabnahme der Charakterstärke, der Thatkraft und der männlichen
Tugend und für den Untergang aller politischen Freiheit, alles öffentlichen Le-
bens, aller praktischen Volksthatigkeit.
:r. Der östreichische Erbfolgekrieg £4-50—494s.
1714.
1716.
1717.
21. Juli
1718.
§.657. Karls Vi. Türkenkrieg e. Kaiser Karl Vi. warein gut-
müthiger, aber in keiner Weise bedeutender Fürst, der die im Anfänge seiner
Regierung errungene Vergrößerung der östreichischenmonarchie in seinen spa-
tern Jahren durch nachtheilige Friedensschlüsse und Vertrage theilweise wieder
einbüßte. Kaum war der spanische Erbfolgekrieg zu Ende, so brach diepforte
den Carlowitzer Frieden (§. 620.) und entriß, im Einverständniß mit
den über den religiösen und materiellen Druck der venetianischen Herrschaft
empörten Griechen, jenem reichen und harten Handelsstaate den Peloponnes
(Morea) wieder. Oestreich, zur Gewährleistung jenes Friedens verpflichtet
und für seine eigenen Erwerbungen besorgt, schloß mit den Venetianern ein
Bündniß. Dies benutzten die durch das Waffenglück in Griechenland über-
müthigen Osmanen zur Kriegserklärung an Oestreich. Aber auch diesmal
behielten die kaiserlichen Heere die Oberhand. Eugens glänzende Siege bei
Peterwardein und Belgrad zwangen diepforte zu dem nachtheiligen
Frieden von Passarowitz, worin sie zwar im Besitz des eroberten Pe-
loponneses blieb, aber an Oestreich Temeswar, die Walachei bis zur
Aluta und Belgrad nebst einem beträchtlichen Stücke von Bosnien und
Servien abtreten mußte, so daß jetzt Nissa, Widdin, Nikopoli und Sophia
die Grenzfestungen des osmanischen Reichs gegen Ungarn bildeten.
Der Sultan überzeugte sich, daß das türkische Kriegswesen dem durch neue
Erfindungen stets verbesserten und ausgebildeten europäischen nicht mehr ge-
wachsen wäre und suchte mit Hülfe des tapfern, aus Frankreich und Oestreich
verwiesenen, in Konstantinopel zum Islam übergetretenen Abenteurers Bonne-
val (Achmet Pascha) Heerwesen und Artillerie nach europäischem Muster umzu-
gestalten. Aber diese Neuerung, verbunden mit einer Verkaufssteuer (Accis),
erzeugte einen gefährlichen Aufstand der Janitscharen, durch den die Abschaffung
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ii Karls Karl_Vi Karl Oestreich Eugens Eugens Oestreich Sophia
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Hannover England Norddeutschland Karls Griechenland Oestreich Belgrad Belgrad Bosnien Nikopoli Ungarn Frankreich Konstantinopel Bonne-
384
Napoleon Bonaparte's Machtherrschast.
eine traurige unheilvolle Regierung bis zum 3. November 1807. — Der Lstreichische Groß-
herzog von Toscana erhielt das Erzstist Salzburg und die Kurwürde. Am 27. März
1 799 war Ferdinand Iii. aus seiner schönen Hauptstadt geschieden. Die französische Be-
satzung war zwar vorübergehend wieder durch die östreichische verdrängt worden, nun er-
folgte aber eine neue französische Occupation. Bei solchen Wechselfällen war das Land
allen Unordnungen tumultuarischer Besatzungen, allen Räubereien französischer Emissäre,
allem Elend des kleinen Kriegs, allen Gräueln des Parteihasses ausgesetzt.
Die deutschen Reichsstände, die durch die Abtretung des linken Rheinufers
an Frankreich Länder und Rechte eingebüßt, oder durch rechtzeitigen Anschluß an
den mächtigen Nachbar Napoleons Gunst erlangt hatten, erhielten durch den so-
28. Febr. genannten Reichsdeputationshauptschluß reichliche Entschädigung in den
' säcularisirten Bistbümern und Stiftern und in den aufgehobenen Reichsstädten
auf dem rechten Rheinufer. „In Paris begann ein Handel mit deutschen Bis-
thümern, Abteien, freien Reichsstädten, wobei die fürstlichen Bewerber vor dem
ersten Cónsul, seinen Gesandten und Geschäftsmännern mit goldbeladenen Hän-
den erschienen und vor Talleyrand's Mätresse, seinem Secretär Matthieu und
dem Gesandten Laforest in Regensburg um die Wette krochen."
Preußen erlangte die Bisthümer Münster, Hildesheim, Paderborn, mehrere Ab-
teien und Reichsstädte (Mühlhausen, Nordhausen), die mainzischen Besitzungen in Thü-
ringen (Erfurt) und das Eichsseld. Bayern erhielt die geistlichen Fürstenthümer Würz-
burg, Bamberg, Augsburg, die Bisthümer Freising und Passau, mehrere
Abteien und Reichsstädte (Schweinfurt, Kempten, Memmingen, Kaufbeucrn, Nördlin-
gen rc.); der zum Kurfürsten erhobene Markgraf Friedrich von Baden bekam die
durch den Tod des Kurfürsten Karl Theodor (st 1799) erledigten pfälzischen Aemter Bret-
ten, Heidelberg und Ladenburg mit der Stadt Mannheim; ferner die diesseitigen Gebiete
der säcularisirten Bisthümer Konstanz, Basel, Straßburg und Speier, mehrere Reichs-
städte (Psullcndorf, Ueberlingen, Offenburg u. a.) und viele Klöster und Stifter (Salem,
Lichtenthal, Allerheiligen, Ettenheimmünster u. a.); der tyrannische aber kluge Herzog
Friedrich von Würtemberg erhielt für seine Verluste in Frankreich (Mömpelgard u. a.)
eine große Anzahl säcularisirter Abteien und Klöster und mehrere wichtige Reichsstädte
(Reutlingen, Hall, Gmünd, Heilbronn, Eßlingen u. a.). Auf ähnliche Weise wurden ent-
schädigt und vergrößert: Hessen-Kassel (durch Fritzlar, Amöneburg, Gelnhausen u. a.);
Hessen-Darmstadt (mit den Mainzer Aemtern Gernsheim, Bcnsheim, Lorsch, Heppen-
heim u. a., mit dem Reste des Bisthums Worms, mit einigen pfälzischen Aemtern und
mehreren geistlichen Stiftern (Hirschhorn, Seligenstadt u. ass); Nassau (mit mehreren
mainzischen und pfälzischen Aemtern im Rheingau u. a.) und einige nachmals mediatisirte
Fürsten, wie Lein in gen (mit der Abtei Amorbach), Isenburg, Hohenlohe, Lö-
wenstein und mehrere R eich s gra sen. Wilhelm von Oran ten, der Sohn des
flüchtigen Erbstatthalters von Holland (§. 727.) erhielt die Stifter Fulda und Corvey.
Dagegen wurden die beiden geistlichenkurfürstenthümerköln und Trier und eine große
Anzahl Bisthümer ganz eingezogcn, das Erzstist Mainz auf wenige Orte (Aschaffcnburg,
Wetzlar) beschränkt und die zahlreichen Reichsstädte auf sechs vermindert (Hamburg, Bre-
men, Lübeck, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg). Die höchste geistliche Würde erhielt der
Fürst Karl von Dalberg als Reichskanzler und Fürst Primas. Außer dem Nest des
Kurfürstcnthums Mainz besaß er noch das Bisthum Regensburg.
Während dieser Vorgänge hatte sich in Rußland eine wichtige Begebenheit
zugetragen. Pauls Verhältniß zu Oestreich und England war in demselben Grade
feindselig geworden, als seine Verbindung mit Bonaparte sich freundlicher und
inniger gestaltet hatte (§. 740). Er erneuerte den Plan seiner Mutter (§. 677.)
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Ferdinand_Iii Ferdinand Napoleons Matthieu Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_Theodor_( Karl Friedrich_von_Würtemberg Friedrich Hohenlohe Wilhelm Karl_von_Dalberg Karl Pauls
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Frankreich Rheinufer Paris Regensburg Hildesheim Paderborn Nordhausen Erfurt Bamberg Augsburg Schweinfurt Memmingen Heidelberg Ladenburg Mannheim Basel Straßburg Offenburg Salem Allerheiligen Frankreich Mömpelgard Reutlingen Heilbronn Eßlingen Hessen-Kassel Fritzlar Amöneburg Gelnhausen Hessen-Darmstadt Bcnsheim Lorsch Seligenstadt Nassau Rheingau Isenburg Oran Holland Fulda Corvey Mainz Aschaffcnburg Wetzlar Hamburg Frankfurt Nürnberg Augsburg Mainz England
399
Das französische Kaiserreich.
2) Excelmans, Freiwilliger 1791, Divisionsgeneral 1812, Großkanzler der Ehrenlegion
1849, Marschall 1851, gest. 23. Juli 1852, 77 I. alt.
§. 748. Der Rheinbund. Durch die Erhebung des Kurfürsten
von Bayern und des Herzogs von Würtemberg zur souverainen Königs-
würde war bereits die Verfassung des deutschen Reichs aufgelöst. Napoleon
kam daher auf den Gedanken, durch Stiftung des Rheinbundes den
Süden und Westen von Deutschland dem östreichifchen Einflüsse ganz zu
entrücken und an sich zu ketten. Bei der Selbstsucht der meisten deutschen
Fürsten und bei der obwaltenden Furcht vor dem gewaltigen Gebieter, auf
dessen Seite immer das Schlachtenglück war, fiel es dem schlauen Talley -
rand und dem Kurfürsten-Erzkanzler von Dalberg nicht schwer, durch
die Aussicht auf Landergewinn und Machtvergrößerung eine Anzahl Fürsten
und Reichsstände zur Trennung vom deutschen Reiche und zum Anschluß an
Frankreich zu bewegen. Am 12. Juli 1806 wurde in Paris der Grundver-
trag unterzeichnet, kraft dessen Napoleon als Protector des Rhein-
bundes den einzelnen Gliedern (Bayern, Würtemberg, Baden, Darm-
ftadt, Berg, Nassau, Hohenzollern, Lichtenstein u. a. m.) in Betreff der
Besteuerung, Conscription, Gesetzgebung und obersten Gerichtsbarkeit voll-
kommenes Herrenrecht (Souverainetat) zuerkannte gegen die Verpflichtung,
eine bestimmte Anzahl Truppen (bis zum Belauf von 63,000 Mann) zu des
Kaisers Verfügung bereit zu halten. Der zum Fürst Primas erhobene
und mit der Stadt Frankfurt beschenkte Kurfürst - Erzkanzler Dalberg
ward als Napoleons Stellvertreter beim Rheinbund ausersehen. Durch
neue Gebietsvermehrung und durch Unterordnung (Mediatisirung) vieler
kleinen vordem unmittelbaren Reichsstände unter die Oberhoheit der größeren
Fürsten, von deren Gebiet jene eingeschlossen waren, nahm die Macht der
Bundesglieder bedeutend zu. Kaiser Franz Ii., der schon vorher durch
Uebertragung der Kaiserwürde auf die östreichifchen Erbstaatcn sein geringes
Vertrauen auf den Fortbestand des Reichs kund gegeben, entsagte der deut-
schen Kaiserwürde, nannte sich Franzi., Kaiser von Oestreich und
entzog seine sammtlichen Staaten dem deutschen Reichsverband. Damit
wurde das heilige römische Reich deutscher Nation aufgelöst; durch c-
innere Zwietracht und machtlose Vielherrschaft war es schon längst zum
Schatten herabgesunken. Jetzt wurden seine mächtigsten Glieder die Vasallen
eines fremden Zwingherrn. Die Reichsgesetze wurden abgeschafft und die
Unterthanen der Rheinbundsftaaten traten bis zur Ausarbeitung neuer Ge-
setze in den Zustand einer rechtlosen Uebergangsperiode. Wohl drückte das
Gefühl der Schmach manche deutsche Brust; und E. M. Arndt gab in
dem „Geist der Zeit" diesem Gefühle Worte; aber wie Wenige wagten es
noch ferner zu sprechen, seitdem der wackere Buchhändler Palm von Nürn-
berg auf Befehl des despotischen Machthabers das Opfer eines schmachvollen
Justizmordes geworden, weil er sich weigerte, den Verfasser einer von ihm
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Talley Dalberg Napoleon Dalberg Napoleons Franz_Ii Franz Franzi Oestreich Arndt Buchhändler_Palm_von_Nürn-
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Bayern Würtemberg Rheinbundes Deutschland Frankreich Paris Würtemberg Baden Nassau Frankfurt Rheinbundsftaaten