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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 292

1906 - München : Oldenbourg
292 56. Würzburg, die alte Bischossstadt am Main. Zu beiden Seiten des Mains baut sich Würzburg auf und da ragt am linken Ufer auf steil ansteigender Felsenhöhe, dem Marienberg, jene alte Feste „Unser lieben Frauen Berg" empor, welche den ganzen Talkessel, in den die Stadt gebettet liegt, beherrscht. Sie gibt dem ganzen Städtebild seinen eigenartigen, romantischen Reiz, sein charakteristisches Gepräge und steht andern Bergschlössern, an die man sich unwillkürlich erinnert fühlen mag, wie Hohensalzburg, der Willibaldsburg bei Eichstätt, in keiner Weise nach. Deshalb sei dieser auch sür die ganze geschichtliche Entwicklung der Stadt so bedeutsame Marienberg hier im Bilde wiedergegeben. Dort aus jener Burg herrschten bis zu Beginn des 8. Jahrhunderts die unter der Oberhoheit der Frankenkönige stehenden fränkisch-thüringischen Volksherzoge über ein weites Gebiet insbesondere gegen Norden hin. Unter ihnen fand als neue Botschaft von folgenreichster Wirkung auch für die gesamte Kultur der Mainlande das Christentum seinen Eingang. Auch hier waren es britische Mönche, St. Kilian und seine Gefährten, denen das mühevolle Werk gelang; für alle Folgezeit sind sie die gefeierten, volkstümlichen Apostel Frankens geblieben. Durch den kulturverbreitenden Eifer der Mönche, die sich dann bald dort niederließen, begann jedenfalls schon in sehr früher Zeit der Weinbau, der bis heute Frankens Reichtum und Stolz geblieben ist; gerade an den Abhängen des Marienbergs wächst eine der edelsten Arten. Von entscheidender Bedeutung für Würzbnrgs Zukunft wurde aber die mit Hilfe der Karolinger bewirkte Gründung eines Bischofssitzes durch den großen Organisator der Kirche des Frankenreiches, Bonisatins, im Jahre 741. Durch diese bischöfliche Kirche und das, was sich in ihrer Umgebung sammelte, erwuchs recht eigentlich die spätere Stadt und zwar so, daß nun mich auf dem rechten Flußufer eine wohl schon früher vorhandene Ansiedelung rasch sich ausdehnte und dann bald zum Schwerpunkte des Ganzen geworden ist. Groß war das geistliche Machtbereich dieser Würzburger Bischöfe; Spessart und Fichtelgebirge bildeten die Grenzen gegen Westen und Osten, nördlich reichte es weit nach Thüringen hinein, südlich bis ius heutige Württemberg. Aber auch die weltliche Ausstattung des Bischofsstuhles war gleich von Anfang an eine wahrhaft glänzende und die folgenben Jahrhunberte vermehrten sie dann immer noch weiter mit Gütern, mit ganzen Grafschaften und Gerechtsamen verschiebender Art. Der Bischof von Würzburg war schließlich der reichste und mächtigste Herr und Fürst in Franken; in jenem Titel eines Herzogs von Ostfranken, der vorn 15. Jahrhundert an regelmäßig von ihm geführt wurde, der aber schon älteren Ursprungs ist, hat diese ganze Stellung ihren beredten Ausdruck gesunden. Der eigentliche Lebensnerv dieses ganzen Gebietes war aber der Flußlauf des Mains, sein Mittelpunkt Würzburg. Und bieses Würzburg konnte, als man später aus wohlerwogenen Grünben weiter mainanfwürts an die Grünbnng eines neuen Bistums in Bamberg ging und als anberfeits das später so

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 298

1906 - München : Oldenbourg
298 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. unten in der Stadt, ein Kunstwerk, in mehr als einer Hinsicht epochemachend für die Entwicklung Wurzburgs. Dabei ist zu bebenken, wie unterdessen die Zeit eine cinbere geworben war; mit anderen Augen sah man gewisse Dinge an. Vorüber war die Zeit, in der man noch ein Gefühl für die Romantik der Bergfchloffer befaß; das Sinnen und Trachten der fürstlichen Herren war jetzt anders geartet. Man stieg herab von den alten Burgen in die Ebene um sich da neue, glänzende Schlosser, vielfach von grandiosem Umfang, zu bauen und man fchuf sich künstlich eine neue, eigenartige Natur in den mächtigen Schloßgärten mit ihren architektonisch streng gezogenen Baurnlinien; allem zwang man gewissermaßen den Willen der absolut gewordenen Fürstenherrlichkeit auf, die damit sich selbst 2vwv Das Würzburger Schloß von Nordwest. lnach „Tie Baukunst". W. ©pemnnn, Berlin.) verherrlichen wollte. So kehrten die Pfalzgrafen am Rhein der alten Heidelberger Romantik den Rücken um sich in Mannheim und Schwetzingen ein neues, glänzendes Heim zu schaffen und ebenso stieg auch der Fürstbischof von Eichstätt von seiner Willibalbsburg hinunter in die Stadt, wo dann um das neue Fürstenschloß sich eine neue Ansiebelung in diesem Stil bilbete. So war es eben auch hier in Würzbnrg; seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Marienberg als Fürstensitz verlassen. Was da nun Nenmann binnen kurzer Zeit als neue, eines Fürsten würdige Wohnung hervorzauberte, ist weltbekannt und hat kaum seinesgleichen; das war der richtige Auftrag um feine ganze künstlerische Kraft und Leistungsfähigkeit zu erproben. Wie es dann in solchen Fällen zu gehen pflegt, schlossen sich an dieses gewaltige Werk noch andere Kunstleistungen in ebenbürtiger Weise an. Für dieses neue Fürstenfchloß fchuf der Venetianer Tiepolo feine berühmten Fresken, einzigartig in der Kühnheit des Entwurfs bei den gewaltigsten Ranmverhältniffen wie auch in der Leuchtkraft des Kolorits. Hier fertigte der aus Tirol herberufene Kunstschlosser Oegg jene eifengetriebenen Tore, noch heute vielbewunderte Muster dieser Kunstfertigkeit, während für den plastischen Schmuck,

3. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 91

1912 - München : Oldenbourg
Die Ereignisse zur Zeit Kaiser Karls Vi. 91 Politik eine rein dynastische Politik, d. H. sie verfolgte lediglich die Interessen des Fürsten bzw. seines Hauses. Besonders nach außen hin galten als die vornehmsten Ziele Landerwerb und Machtvergrößerung, ohne daß man dabei aus sprachliche oder natürliche Grenzen Rücksicht nahm. 1. Karl Vi. und die Regelung der Nachfolge in Österreich. Kaiser Karl Vi., ein gelehrter und wohlwollender, aber von der Hoheit seiner Würde erfüllter1) Herrscher, war der letzte männliche Habsburger und suchte deshalb die Nachfolge seiner älteren Tochter Maria Theresia (geb. 1717) in sämtlichen habsburgischen Ländern durch ein Staatsgrund-gesetz, die sog. Pragmatische Sanktion?), sicherzustellen: diese bestimmte, 1713/28 daß die habsburgischen Besitzungen für immer ungeteilt bleiben und für die Thronfolge, falls dem Kaiser keine Söhne mehr geboren würden, zunächst die Töchter Karls und deren Nachkommen, dann erst die Töchter Josephs I. in Betracht kommen sollten. Die ganze äußere Politik Karls erklärt sich aus dem Bestreben, die Pragmatische Sanktion von sämtlichen europäischen Mächten „garantiert" (anerkannt) zu sehen. Mit Ausnahme von Bayern erkannten tatsächlich fast alle in Betracht kommenden Staaten nach und nach die Sanktion an. Allerdings meinte der kluge Prinz Eugen, die besten „Garantien" seien 200 000 österreichische Bajonette und ein gefüllter Staatsschatz. Doch der Rat des erfahrenen Helden blieb unbeachtet: der Kaiser ;erkaufte die allgemeine Zusümmung durch die größten Opfer sowie durch die Beteiligung an Kämpfen, die ihm wiederholt nur V e r l u st e brachten. 2. Der erste Türkenkrieg (1716—1718). Die Türkei wollte die gleichzeitige Verwicklung der europäischen Mächte in den Spanischen Erbsolge-und in den Nordischen Krieg benutzen, um die durch den Karlowitzer Frieden verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Mit Asow war dies (1711) bereits gelungen. Nun suchte sie den Venetianern Morea wieder zu entreißen (1715), und als diese auf Prinz Eugens Rat von Kaiser Karl unterstützt wurden, erklärte die Pforte an Österreich den Krieg. Prinz Eugen siegte jedoch bei Peterwardein (a. d. Donau, oberhalb d. Theißmündung), 1716 gewann Temesvar, überschritt die Donau und belagerte Belgrad. Nachdem ein überlegenes türkisches Entsatzheer geschlagen worden war, bot die Eroberung Belgrads^) durch Eugen Gelegenheit, die österreichische 1717 Herrschaft über die unteren Donauländer auszubreiten. Da indes gleichzeitig Spanien die österreichische Stellung in Italien bedrohte, begnügte sich der Kaiser im Frieden von Passaröwitz (unweit der Moräwamündung) 1718 mit dem Banat (von Temesvar), der Kleinen Walachei (bis zur Aluta) und dem größeren Teile Serbiens (mit Belgrad). Venedig verzichtete 1) Für die Charakterisierung Karls ist ein Wort des Prinzen Eugen bezeichnend, der Leopold I. seinen Vater, Joseph I. seinen Bruder, Karl Vi. seinen Herrn nannte. 2) Von Tiqnynn (— Geschäft, Staatsgeschäft) und Sanktion (— Bestätigung, Erlaß). 3) Auf diese Waffentaten bezieht sich das Volkslied „Prinz Eugen, der edle Ritter".

4. Hessische Geschichte - S. 101

1897 - Gießen : Ricker
— 101 — Burggrafentum Friedberg, die Herrschaft Breuberg, Grafschaft Erbach, die Besitzungen der fürstlich- und gräflich-folmsischeu Häuser in der Wetterau mit Ausschluß der Ämter Hohen-Solms und Braunfels, die Grafschaft Schlitz, im ganzen ein Zuwachs von 122 000 Einwohnern. 1809 kam Schiffenberg an den Staat, 1810 das Amt Babenhausen, das Amt Rodheim, Heuchelheim, Münzenberg und Ortenberg. Ludwig mußte 1806 an dem Kriege gegen Preußen und 1809 an dem gegen Österreich teilnehmen. 1812 war Hessen verpflichtet, ein bestimmtes Kontingent der französischen Armee nach Rußland zu stellen. Im Feldzuge des Jahres 1813 kämpften die Hessen auf Napoleons Seite. Stach der Schlacht bei Leipzig sagte sich Ludwig von Napoleon los und schloß sich durch den Vertrag vom 2. November 1813 zu Dörnigheim bei Hanau dem deutschen Bunde an. Die Hessen drangen mit den Verbündeten in Frankreich ein und nahmen, nachdem Napoleon 1815 von Elba zurückgekehrt war, an den Kämpfen bei Straßburg teil. Durch die Wiener Schlußakte von 1815 gab Hessen Westfalen an Preußen ab und erhielt dafür Rheinhessen. 1816 erwarb es von den ehemaligen fürstlichen isenburgischen Besitzungen Offenbach, Dreieichenhain, Götzenhain, Hausen, Heusenstamm, Neu-Jfenburg, Öffenthal, Philippseich und Sprendlingen. b) Ludwigs I. Verdienste um das Volkswohl. Großherzog Ludwig I. hat sich durch eine Reihe humaner Reformen große Verdienste um das Volkswohl erworben. Schon 1810 gab er das Gesetz über Vergütung des Wildschadens. Leibeigenschaft und Fronen betrachtete er als seiner Zeit unwürdig und hob sie 1811 auf. Durch Verbesserung des Volksschulunterrichts, die Gründung zweier Lehrerseminare, Errichtung von Real- und Gewerbeschulen hob er das geistige und sittliche Wohl seines Volkes. Die Universität Gießen förderte er durch reichliche Geldmittel und Berufung von tüchtigen Lehrern. In religiösen Dingen zeigte er eine seltene Duldsamkeit. Geistreiche Männer liebte er um sich, namentlich Freunde und Kenner der Kunst. An seinen Hofe zog er den großen Komponisten und Orgelspieler Abbe Vogler, unter dem Carl Maria v. Weber und Meyerbeer ihre musikalischen Studien machten. Er unterstützte das Talent, gab ihm Mittel, sich im In- und Auslande zu entwickeln und zu bilden. Er legte die Bildergallerie an, das Museum, das Opernhaus, erweiterte die Hofbibliothek, deren Benutzung er dem Publikum gestattete. Einfach und schlicht in seinem Wesen, liebte er innere Gediegenheit und Biederkeit. Als Freund der Natur verweilte er gern in den nahen Wäldern, wie er auch schöne Punkte in Anlagen umschaffen ließ. Wie ein Vater sorgte er für sein Volk, gab ihm eine Verfassung, nahm sich der Witwen und Waisen, Armen und Notleidenden an. Durch seine Minister du Thil und v. Hofmann brachte er am 14. Februar 1828 den Zollverein zum Abschluffe, der den Grundstein zu einem großen einigen Deutschland legte. Am 6. April 1830 verschied Großherzog Ludwig

5. Theil 4 - S. 458

1880 - Stuttgart : Heitz
458 Neueste Geschichte. 3. Periode. bereit; auch an der russisch-türkischen Grenze in Asien sollte der Kampf beginnen. Die Türkei hatte, die Unvermeidlichst des Krieges voraussehend, alle ihre Streitkräfte aufgeboten, um ihre Existenz in Europa mannhaft zu vertheidigen. Der Krieg erhielt hier den Charakter eines Kampfes für die Religion; der Sultan erhob die heilige Fahne des Propheten und nahm den Titel Gazis d. H. Glanbens-kümpfer an; der Scherif in der jedem Mnhamedaner ehrwürdigen Stadt Mekka erklärte den Kampf gegen Rußland als ein Gebot der Religion. Von den tunesischen bis zu den arabischen Grenzen der Wüste, vom Nillande bis zum Euphrat und Tigris hin eilten die Bekenner des Halbmonds unter die an der Donau sich sammelnden Schaaren. Wir beschränken uns auf einen den Verlauf der Kriegsereignisse andeutenden Ueberblick. Es Lann auch hier nicht Aufgabe dieser Erzählung sein, bei den erhebenden wie bei den erschütternden Vorfällen und Thaten dieses Krieges zu verweilen, so reich er auch an denkwürdigen Tagen und an dem Wechsel des Schlachten-Mcks war. Am 24. April 1877 begannen die Russen ihre kriegerischen Bewegungen, indem sie den Pruth überschritten. Kaiser Alexander Ii. hatte am Tage zuvor au's User des Flusses sich begeben und in schweigendem Sinnen hinübergeblickt, ehe seine letzten Befehle den tückischen, wilden Dämon des Krieges entfesselten. Die großherzigen Bewegungsgründe, welche ihn zu diesem Kriege trieben, legte der Czar seinen Völkern und der staunenden Welt in einem Manifeste vor. Selten, außer den Kreuzzügen, hat die Geschichte ein kriegerisches Unternehmen mit so idealen, selbstlosen Zielen bezeichnet gesehen. Daß aber die politischen Ideale von den „Wirbeln der Zeitgewalt" erfaßt werden und nach der Erkenntniß der Täuschungen ermüdet am Ziele ankommen, das sollte Kaiser Alexander Ii. auch erfahren. Er reiste jetzt nach St. Petersburg zurück und begab sich erst im Juni zur Armee. Rumänien hatte den Durchzug der russischen Heeresmassen und ihr erstes Verweilen zu überstehen. Dieses Land, bisher ein Vasallenstaat der Türkei, war entschlossen, dieses Verhältniß zu lösen. Es mußte dies in einem Augenblicke thun, wo es von Rußland, unter dessen vormuudschastlicher Protection es unleugbar gestanden hatte, gleichsam besetzt war. Die Lage war schwierig, aber Fürst Karl, vertrauend ans die Uebereinstimmung mit seinem

6. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 236

1891 - München : Oldenbourg
236 11. Münchens Wasserversorgung. Auswanderer über den Ozean gezogen, als aus allen übrigen Bayerns zusammen. Das Selbstgefühl des Pfälzers und sein Streben nach Unabhängigkeit und Selbständigkeit sind ebenfalls mächtiger noch als beim Franken. Unterwürfigkeit gegen Höhergestellte ist dem Pfälzer fremd, und mit Titeln und Komplimenten geizt er außerordentlich. „Selbst ist der Mann!" spricht er, und darum verläßt er eine abhängige, wenn auch noch so sorgenfreie Stellung, sofern er seinen eigenen Herd gründen kann, wie bescheiden immer dieser sein mag. Gleich dem Franken hält auch der Pfälzer viel ans Bildung, und es ist ein Ehrenpunkt für ihn, als aufgeklärt zu gelten. Kein Pfälzer will sich für beschränkt oder ungebildet ansehen lassen. Folgende Anekdote zeichnet hierin das pfäl- zische Wesen ganz treffend. Als einst ein französischer General über die Neustädter, weil sie List und Verrat geübt hätten, als Strafe aussprach, daß die drei Gescheidesten des Städtchens gehenkt werden sollten, lies die ganze Einwohnerschaft davon, weil sich jeder unter diese drei rechnete. Bei all ihrer Heiterkeit und Beweglichkeit sind die Pfälzer fleißige, arbeit- same Leute. Wie oft auch ihr Land durch Krieg zu einer Wüste verödet worden: sie haben es in kurzer Zeit immer und immer wieder in einen blühenden Garten umgewandelt. Ihre Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit machen es möglich, daß sich aus engem Raum verhältnismäßig viele Menschen nähren, und wie man sagen muß, gut nähren. Wie groß nun auch der Unterschied im Wesen des Bayern, Schwaben, Franken und Pfälzers sein mag: es liegt darin kein Hindernis einträchtigen, friedsamen Zusammenlebens in einem Staate. Im Gegenteil, gerade aus der Vereinigung des mehr ruhigen und stetigen Volkselements in Südbayern und des beweglicheren, vorwärts treibenden in Franken und der Pfalz bildete sich ein Volks-Ganzes, auf welches man das Dichterwort anwenden darf: „Denn wo das Strenge mit dem Zarten, Wo Starkes sich und Mildes paarten, Da gibt es einen guten Klang!" Von der Gesamtmasse des bayerischen Volkes gilt heute noch, was der Geschichtschreiber Joh. v. Müller von ihr gesagt: „Ein Volk von Nationalgefühl, verständig, beharrlich und zu allem fähig, wenn ihm Wohl vorgeleuchtet wird". ^ Bavaria, W. Riehl u. °. 11. Münchens Wasserversorgung. Wie leicht und bequem haben es jetzt doch unsere Dienstmädchen bei Beschaffung des nötigen Wassers zum Haushalte ihrer Herrschaften! Sie brauchen nur an dem blinkenden Wasserhahn in der Küche zu

7. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 27

1912 - München : Oldenbourg
Die Ereignisse zur Zeit Kaiser Karls Vi. 27 Politik eine rein dynastische Politik, d. H. sie verfolgte lediglich die Interessen des Fürsten bzw. seines Hauses. Besonders nach außen hin galten als die vornehmsten Ziele Landerwerb und Machtvergrößerung, ohne daß man dabei auf sprachliche oder natürliche Grenzen Rücksicht nahm. 1. Karl Vi. und die Regelung der Nachfolge in Österreich. Kaiser Karl Vi., ein gelehrter und wohlwollender, aber von der Hoheit seiner Würde erfüllter1) Herrsche?, war der letzte männliche Habsburger und suchte deshalb die Nachfolge seiner älteren Tochter Mariatheresia (geb. 1717) in sämtlichen Habsburgischen Sandern durch ein Staatsgrundgesetz, dje sog. Pragmatische Sanktion^), sicherzustellen: diese bestimmte, 1713/20 daß die Habsburgischen Besitzungen für immer ungeteilt bleiben und für die Thronfolge, falls dem Kaiser keine Söhne mehr geboren würden, zunächst die Töchter Karls und deren Nachkommen, dann erst die Töchter Josephs I. in Betracht kommen sollten. Die ganze äußere Politik Karls erklärt sich aus dem Bestreben, die Pragmatische Sanktion von sämtlichen europäischen Mächten „garantiert" (anerkannt) zu sehen. Mit Ausnahme von Bayern erkannten tatsächlich säst alle in Betracht kommenden Staaten nach und nach die Sanktion an. Allerdings meinte der kluge Prinz Eugen, die besten „Garantien" seien 200 000 österreichische Bajonette und ein gefüllter Staatsschatz. Doch der Rat des erfahrenen Helden blieb unbeachtet: der Kaiser erkaufte die allgemeine Zustimmung durch die größten Opfer sowie durch die Beteiligung an Kämpfen, die ihm wiederholt nur Verluste brachten. 2. Der erste Türkenkrieg (1716—1718). Die Türkei wollte die gleichzeitige Verwicklung der europäischen Mächte in den Spanischen Erbfolge-und in den Nordischen Krieg benutzen, um die durch den Karlowitzer Frieden verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Mit Asow war dies (1711) bereits gelungen. Nun suchte sie den Venetianern Morea wieder zu entreißen (1715), und als diese aus Prinz Eugens Rat von Kaiser Karl unterstützt wurden, erklärte die Pforte an Österreich den Krieg. Prinz Eugen siegte jedoch bei Peterwardein (a. d. Donau, oberhalb d. Theißmündung), 1716 gewann Temesvar, überschritt die Donau und belagerte Belgrad. Nachdem ein überlegenes türkisches Entsatzheer geschlagen worden war, bot die Eroberung Belgrads^) durch Eugen Gelegenheit, die österreichische 1717 Herrschaft über die unteren Donauländer auszubreiten. Da indes gleichzeitig Spanien die österreichische Stellung in Italien bedrohte, begnügte sich der Kaiser im Frieden von Passaröwitz (unweit der Moräwamündung) 1718 mit dem Banat (von Temesvar), der Kleinen Walachei (bis zur Aluta) und dem größeren Teile Serbiens (mit Belgrad). Venedig verzichtete 1) Für die Charakterisierung Karls ist ein Wort des Prinzen Eugen bezeichnend, der Leopold I. seinen Vater, Joseph I. seinen Bruder, Karl Vi. seinen Herrn nannte. 2) Von pragma (— Geschäft, Staatsgeschäst) und Sanktion (= Bestätigung, Erlaß). 8) Aus diese Waffentaten bezieht sich das Volkslied „Prinz Eugen, der edle Rittet.

8. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 176

1880 - Berlin : Habel
176 ßischen Hilfstruppen zu, der sich zur Freude Friedrich Wilhelms aus das vorteilhafteste über den Prinzen aussprach. 1734 Als ein Zeichen der Gunst seines Vaters erhielt Friedrich 1734 von diesem die Herrschaft Rnppin und das Schloß Rheinsberg geschenkt. Hier lebte er nun ganz seinen Neigungen. Eifrig ergab er sich dem Studium der Kriegswiffenschaften. Seine Erholungsstunden vollbrachte er im Kreise heiterer Gesellschafter und geistreicher Männer bei Musik und Lektüre großer Dichter und Schriftsteller. In seiner nächsten Umgebung besanden sich Männer wie Fouquet, Jordan und andere Gelehrte und die Komponisten Graun und Benda. Mit auswärtigen Gelehrten, besonders mit dem von ihm bewunderten Voltaire, stand er fortwährend in Briefwechsel. Mehrere Schriften Friedrichs erhielten in der ländlichen Ruhe Rheinsbergs ihr Dasein, so sein „Europäisches Staatensystem" und sein „Antimacchiavel, ou essai critique sur le Prince de Macchiavel“, in welchem er im Gegensatz zu dem bekannten Werke des Italieners Macchiavelli den Gedanken durchführte, daß Hauptzweck einer guten Regierung das Volkswohl und die Gerechtigkeit sein müsse. Überhaupt bildete sid) Friedrich hier in jeder Beziehung auf feinen hohen Beruf vor. Seinen Vater begleitete er häufig auf Reisen, um den Zustand und die Tüchtigkeit der versd)iedenen Regimenter zu untersuchen. So fand in den letzten Lebensjahren Friedrich Wilhelms I. das beste und innigste Verhältnis zwischen diesem und seinem Sohne statt. I. Die ?mei ersten schlesischen Kriege ttttfr der 1740-1748 österreichische Grvfolgekrrieg 1740—1748. Aussterben der Habsburger. Kaiser Karl Vi. (1711—1740) war der letzte der Habsburger. Er hatte auch nach dem Frieden von Rastadt nicht unbedeutende Kriege geführt, so in den Jahren von 1716—1718 gegen die Türken, in welchem Prinz Eugen dieselben in den ruhntmdjen Schlachten bei Peterwardein (1716) und bei Belgrad (1717) schlug und 1718 den Frieden von Passarowitz (in Serbien) erzwang, durch welchen Österreich in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien, von Kroatien und der kleinen Walad)ei gelangte*); freilief) gingen diese Erwerbungen nach einem späteren Türkenkriege 1737—1739 wieder verloren. — Während dieses Türkenkrieges harte Philipp V. von *) Venedig, in diesem Kriege die Bundesgenossin Österreichs, erhielt für das 1715 an die Türken verlorene Morea Dalmatien.

9. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 229

1906 - München : Oldenbourg
149. Die bayerischen Volksstämme. 229 sinn der Bayern, der niemals erschüttert wurde, weder in guten noch in bösen Tagen. Wenn die Stimme seiner Wittelsbacher rief, hat sich noch immer das Volk um sie geschart und für seine Herrscher Gut und Leben eingesetzt; es hat für die Verbannten geblutet und ist für die Geächteten gestorben. „Erhebend ist mir deine Vaterlandsliebe und der Ruhm deiner durch Jahrtausende bewährten Tapferkeit und Treue" — sagt Bayerns edler Geschichtschreiber Westenrieder; „dein Glaube ist eine Säule deiner Sitten und die Einfalt derselben die Stärke des Vaterlandes. Kein Blatt in der Geschichte ist mit Empörung oder Fürstenmord befleckt von euch, ihr Bayern!" 2. Nahe verwandt dem Altbayern an Charakter und Sitte ist der Schwabe. Bieder und treuherzig wie jener, hat er einen strebsameren, rührigeren Geist, ist berechnender, unternehmender und hängt schon nicht mehr mit der Zähigkeit am Ererbten, wie sein Nachbar östlich des Lech. Bei der Zersplitterung Schwabens in viele Herrschaften weist dessen Geschichte häufig innere Kämpfe und Reibereien auf; die Anhänger ver- schiedener Religionsbekenntnisse wohnen hier neben- und durcheinander und sie haben durch manche Bitterkeiten gelernt, sich in Friede und Eintracht zu vertragen und einer die Meinung des andern zu achten. Schon frühe, da durch Schwaben der große Handelsweg von Italien nach dem Norden führte, erblühten hier Handel und Gewerbfleiß und bis zum heutigen Tage haben sie dort eine hervorragende Pflege gefunden. Darum ist es denn auch erklärlich, daß der Schwabe beweglicher, zugänglicher und leutseliger sich zeigt als der Altbayer und Verbesserungen im Ge- werbs- und Landwirtschaftsbetrieb weit zugänglicher ist denn jener. 3. Schon auffallender unterscheiden sich der Franke und der diesem stammverwandte Rheinpfälzer vom Altbayern. Seit den ältesten Zeiten wird der fränkische Volksstamm als der- jenige genannt, welcher allen übrigen in Deutschland an geistiger Beweg- lichkeit, an Bildungstrieb und Bildungsfähigkeit voran stand und diese Eigenschaften sind den Trägern des alten Frankennamens bis auf den heutigen Tag als wertvolles Erbe verblieben. Lebhaft und rasch, heiter und aufgeweckt finden wir den Franken. Wenn der Altbayer zurück- haltend, verschlossen, schweigsam sich zeigt, so der Franke entgegen- kommend, zutraulich, gesprächig. Des letzteren Benehmen ist schon im Äußern fein und gewandt; er ist mehr gewürfelt und abgeschliffen als der naturwüchsige Bewohner der bayerischen Hochebene. Dabei aber hat er keineswegs den guten Kern echt deutschen Wesens eingebüßt. Frei und frank, „von der Leber weg", spricht der Bewohner des Mainlandes;

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 230

1906 - München : Oldenbourg
¿30 149. Die bayerischen Volksstämme. Hinterlist und Falschheit verabscheut auch er. Die Gastfreundschaft, welche man an den alten Deutschen so sehr gerühmt, ist ein hervor- ragender Charakterzug des Franken; der Fremde darf dessen gelviß sein, daß er da herzlich willkommen geheißen und freundlich aufgenommen wird. Der rege Bildungsdrang des Franken wird unterstützt durch eine große Leichtigkeit der Auffassung und eine gewisse Fähigkeit, Fremdes sich anzueignen. Von jeher sind die zwei Hauptstädte des Frankenlandes, Nürnberg und Wlirzburg, der Sitz edler Künste und Wissenschaften gewesen und den größeren Städten suchten die kleineren und selbst das Land nachzueifern. Als Schattenseite des fränkischen Charakters hat man schon öfter Unbeständigkeit bezeichnet und in gewissem Sinne eben nicht mit Unrecht. Gegenliber dem heimatseligen Festhalten des Altbayern an der väterlichen Scholle, wie überhaupt am Hergebrachten, bekundet sich die Beweglichkeit des fränkischen Wesens in der Wanderlust des Mainländers und in der Leichtigkeit, mit welcher dieser seinen Wohnplatz wechselt. Wenn er sein Glück oder sein Fortkommen an einem Orte und in der einen Weise nicht findet, so sucht er es eben an einem andern Orte und in einer andern Weise und der alte Volksspruch „Den Franken und bös Geld Führt der Teufel durch alle Welt" — trifft in dieser Hinsicht schon das Nichtige. 4. Beim Rheinpfälzer zeigen sich die Charaktereigentümlichkeiten des Franken, Heiterkeit und Beweglichkeit des Geistes, in noch höherem Grade und derselbe erinnert schon vielfach an das leichte französische Blut. Ist der Franke gesprächig, so der Pfälzer redselig und Schlagfertigkeit im Entgegnen wird von jedem gefordert, der nicht als ein schwacher Kopf angesehen werden soll. Allein das laute, lärmige Wesen des Pfälzers ist durchaus nicht so gefährlich, als es dem Fremden scheint. „Ein Wort ist kein Pfeil", sagt man dort mit Recht, und wenn nur erst der erregte Pfälzer seinem Herzen Luft gemacht hat, dann ist er wieder der beste Mensch von der Welt. Er trügt nichts nach und mit einem flüchtigen Scherz schneidet er einen Wortwechsel ab, ehe dieser bedenklich werden könnte. Die Wanderlust ist in der Pfalz noch mehr zu Hause als in Franken und aus diesem Kreise allein sind vielleicht mehr Auswanderer über den Ozean gezogen als aus allen übrigen Bayerns zusammen. Das Selbstgefühl des Pfälzers und sein Streben nach Unabhängigkeit und Selbständigkeit sind ebenfalls mächtiger noch als beim Franken. Unter- würfigkeit gegen Höhergestellte ist dem Pfälzer fremd und mit Titeln und Komplimenten geizt er außerordentlich. „Selbst ist der Mann!"
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