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56. Würzburg, die alte Bischossstadt am Main.
Zu beiden Seiten des Mains baut sich Würzburg auf und da ragt
am linken Ufer auf steil ansteigender Felsenhöhe, dem Marienberg, jene
alte Feste „Unser lieben Frauen Berg" empor, welche den ganzen Talkessel,
in den die Stadt gebettet liegt, beherrscht. Sie gibt dem ganzen Städtebild seinen eigenartigen, romantischen Reiz, sein charakteristisches Gepräge und steht andern Bergschlössern, an die man sich unwillkürlich erinnert fühlen mag, wie Hohensalzburg, der Willibaldsburg bei Eichstätt, in keiner Weise nach.
Deshalb sei dieser auch sür die ganze geschichtliche Entwicklung der Stadt so
bedeutsame Marienberg hier im Bilde wiedergegeben.
Dort aus jener Burg herrschten bis zu Beginn des 8. Jahrhunderts die unter der Oberhoheit der Frankenkönige stehenden fränkisch-thüringischen Volksherzoge über ein weites Gebiet insbesondere gegen Norden hin.
Unter ihnen fand als neue Botschaft von folgenreichster Wirkung auch für
die gesamte Kultur der Mainlande das Christentum seinen Eingang. Auch hier waren es britische Mönche, St. Kilian und seine Gefährten, denen das mühevolle Werk gelang; für alle Folgezeit sind sie die gefeierten, volkstümlichen Apostel Frankens geblieben. Durch den kulturverbreitenden Eifer der Mönche, die sich dann bald dort niederließen, begann jedenfalls schon in sehr früher Zeit der Weinbau, der bis heute Frankens Reichtum und Stolz geblieben ist; gerade an den Abhängen des Marienbergs wächst eine der edelsten Arten.
Von entscheidender Bedeutung für Würzbnrgs Zukunft wurde aber die mit Hilfe der Karolinger bewirkte Gründung eines Bischofssitzes durch den großen Organisator der Kirche des Frankenreiches, Bonisatins, im Jahre 741. Durch diese bischöfliche Kirche und das, was sich in ihrer Umgebung sammelte, erwuchs recht eigentlich die spätere Stadt und zwar so, daß nun mich auf dem rechten Flußufer eine wohl schon früher vorhandene Ansiedelung rasch sich ausdehnte und dann bald zum Schwerpunkte des Ganzen geworden ist.
Groß war das geistliche Machtbereich dieser Würzburger Bischöfe; Spessart und Fichtelgebirge bildeten die Grenzen gegen Westen und Osten, nördlich reichte es weit nach Thüringen hinein, südlich bis ius heutige Württemberg. Aber auch die weltliche Ausstattung des Bischofsstuhles war gleich von Anfang an eine wahrhaft glänzende und die folgenben Jahrhunberte vermehrten sie dann immer noch weiter mit Gütern, mit ganzen Grafschaften und Gerechtsamen verschiebender Art. Der Bischof von Würzburg war schließlich der reichste und mächtigste Herr und Fürst in Franken; in jenem Titel eines Herzogs von Ostfranken, der vorn 15. Jahrhundert an regelmäßig von ihm geführt wurde, der aber schon älteren Ursprungs ist, hat diese ganze Stellung ihren beredten Ausdruck gesunden.
Der eigentliche Lebensnerv dieses ganzen Gebietes war aber der Flußlauf des Mains, sein Mittelpunkt Würzburg. Und bieses Würzburg konnte, als man später aus wohlerwogenen Grünben weiter mainanfwürts an die Grünbnng eines neuen Bistums in Bamberg ging und als anberfeits das später so
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Die Ereignisse zur Zeit Kaiser Karls Vi.
91
Politik eine rein dynastische Politik, d. H. sie verfolgte lediglich die Interessen des Fürsten bzw. seines Hauses. Besonders nach außen hin galten als die vornehmsten Ziele Landerwerb und Machtvergrößerung, ohne daß man dabei aus sprachliche oder natürliche Grenzen Rücksicht nahm.
1. Karl Vi. und die Regelung der Nachfolge in Österreich. Kaiser Karl Vi., ein gelehrter und wohlwollender, aber von der Hoheit seiner Würde erfüllter1) Herrscher, war der letzte männliche Habsburger und suchte deshalb die Nachfolge seiner älteren Tochter Maria Theresia (geb. 1717) in sämtlichen habsburgischen Ländern durch ein Staatsgrund-gesetz, die sog. Pragmatische Sanktion?), sicherzustellen: diese bestimmte, 1713/28 daß die habsburgischen Besitzungen für immer ungeteilt bleiben und für
die Thronfolge, falls dem Kaiser keine Söhne mehr geboren würden, zunächst die Töchter Karls und deren Nachkommen, dann erst die Töchter Josephs I. in Betracht kommen sollten. Die ganze äußere Politik Karls erklärt sich aus dem Bestreben, die Pragmatische Sanktion von sämtlichen europäischen Mächten „garantiert" (anerkannt) zu sehen.
Mit Ausnahme von Bayern erkannten tatsächlich fast alle in Betracht kommenden Staaten nach und nach die Sanktion an. Allerdings meinte der kluge Prinz Eugen, die besten „Garantien" seien 200 000 österreichische Bajonette und ein gefüllter Staatsschatz. Doch der Rat des erfahrenen Helden blieb unbeachtet: der Kaiser ;erkaufte die allgemeine Zusümmung durch die größten Opfer sowie durch die Beteiligung an Kämpfen, die ihm wiederholt nur V e r l u st e brachten.
2. Der erste Türkenkrieg (1716—1718). Die Türkei wollte die gleichzeitige Verwicklung der europäischen Mächte in den Spanischen Erbsolge-und in den Nordischen Krieg benutzen, um die durch den Karlowitzer Frieden verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Mit Asow war dies (1711) bereits gelungen. Nun suchte sie den Venetianern Morea wieder zu entreißen (1715), und als diese auf Prinz Eugens Rat von Kaiser Karl unterstützt wurden, erklärte die Pforte an Österreich den Krieg. Prinz Eugen siegte jedoch bei Peterwardein (a. d. Donau, oberhalb d. Theißmündung), 1716 gewann Temesvar, überschritt die Donau und belagerte Belgrad. Nachdem ein überlegenes türkisches Entsatzheer geschlagen worden war, bot
die Eroberung Belgrads^) durch Eugen Gelegenheit, die österreichische 1717 Herrschaft über die unteren Donauländer auszubreiten. Da indes gleichzeitig Spanien die österreichische Stellung in Italien bedrohte, begnügte sich der Kaiser im Frieden von Passaröwitz (unweit der Moräwamündung) 1718 mit dem Banat (von Temesvar), der Kleinen Walachei (bis zur Aluta) und dem größeren Teile Serbiens (mit Belgrad). Venedig verzichtete
1) Für die Charakterisierung Karls ist ein Wort des Prinzen Eugen bezeichnend, der Leopold I. seinen Vater, Joseph I. seinen Bruder, Karl Vi. seinen Herrn nannte.
2) Von Tiqnynn (— Geschäft, Staatsgeschäft) und Sanktion (— Bestätigung, Erlaß).
3) Auf diese Waffentaten bezieht sich das Volkslied „Prinz Eugen, der edle Ritter".
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Karls Josephs Karls Spanischen_Erbsolge-und Donau Temesvar Donau Belgrad Spanien Italien Temesvar Serbiens Belgrad Venedig Karls
— 101 —
Burggrafentum Friedberg, die Herrschaft Breuberg, Grafschaft Erbach, die Besitzungen der fürstlich- und gräflich-folmsischeu Häuser in der Wetterau mit Ausschluß der Ämter Hohen-Solms und Braunfels, die Grafschaft Schlitz, im ganzen ein Zuwachs von 122 000 Einwohnern.
1809 kam Schiffenberg an den Staat, 1810 das Amt Babenhausen, das Amt Rodheim, Heuchelheim, Münzenberg und Ortenberg. Ludwig mußte 1806 an dem Kriege gegen Preußen und 1809 an dem gegen Österreich teilnehmen. 1812 war Hessen verpflichtet, ein bestimmtes Kontingent der französischen Armee nach Rußland zu stellen. Im Feldzuge des Jahres 1813 kämpften die Hessen auf Napoleons Seite. Stach der Schlacht bei Leipzig sagte sich Ludwig von Napoleon los und schloß sich durch den Vertrag vom 2. November 1813 zu Dörnigheim bei Hanau dem deutschen Bunde an. Die Hessen drangen mit den Verbündeten in Frankreich ein und nahmen, nachdem Napoleon 1815 von Elba zurückgekehrt war, an den Kämpfen bei Straßburg teil. Durch die Wiener Schlußakte von 1815 gab Hessen Westfalen an Preußen ab und erhielt dafür Rheinhessen. 1816 erwarb es von den ehemaligen fürstlichen isenburgischen Besitzungen Offenbach, Dreieichenhain, Götzenhain, Hausen, Heusenstamm, Neu-Jfenburg, Öffenthal, Philippseich und Sprendlingen.
b) Ludwigs I. Verdienste um das Volkswohl.
Großherzog Ludwig I. hat sich durch eine Reihe humaner Reformen große Verdienste um das Volkswohl erworben. Schon 1810 gab er das Gesetz über Vergütung des Wildschadens. Leibeigenschaft und Fronen betrachtete er als seiner Zeit unwürdig und hob sie 1811 auf. Durch Verbesserung des Volksschulunterrichts, die Gründung zweier Lehrerseminare, Errichtung von Real- und Gewerbeschulen hob er das geistige und sittliche Wohl seines Volkes. Die Universität Gießen förderte er durch reichliche Geldmittel und Berufung von tüchtigen Lehrern. In religiösen Dingen zeigte er eine seltene Duldsamkeit. Geistreiche Männer liebte er um sich, namentlich Freunde und Kenner der Kunst. An seinen Hofe zog er den großen Komponisten und Orgelspieler Abbe Vogler, unter dem Carl Maria v. Weber und Meyerbeer ihre musikalischen Studien machten. Er unterstützte das Talent, gab ihm Mittel, sich im In- und Auslande zu entwickeln und zu bilden. Er legte die Bildergallerie an, das Museum, das Opernhaus, erweiterte die Hofbibliothek, deren Benutzung er dem Publikum gestattete. Einfach und schlicht in seinem Wesen, liebte er innere Gediegenheit und Biederkeit. Als Freund der Natur verweilte er gern in den nahen Wäldern, wie er auch schöne Punkte in Anlagen umschaffen ließ. Wie ein Vater sorgte er für sein Volk, gab ihm eine Verfassung, nahm sich der Witwen und Waisen, Armen und Notleidenden an. Durch seine Minister du Thil und v. Hofmann brachte er am 14. Februar 1828 den Zollverein zum Abschluffe, der den Grundstein zu einem großen einigen Deutschland legte. Am 6. April 1830 verschied Großherzog Ludwig
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458
Neueste Geschichte. 3. Periode.
bereit; auch an der russisch-türkischen Grenze in Asien sollte der Kampf beginnen.
Die Türkei hatte, die Unvermeidlichst des Krieges voraussehend, alle ihre Streitkräfte aufgeboten, um ihre Existenz in Europa mannhaft zu vertheidigen. Der Krieg erhielt hier den Charakter eines Kampfes für die Religion; der Sultan erhob die heilige Fahne des Propheten und nahm den Titel Gazis d. H. Glanbens-kümpfer an; der Scherif in der jedem Mnhamedaner ehrwürdigen Stadt Mekka erklärte den Kampf gegen Rußland als ein Gebot der Religion. Von den tunesischen bis zu den arabischen Grenzen der Wüste, vom Nillande bis zum Euphrat und Tigris hin eilten die Bekenner des Halbmonds unter die an der Donau sich sammelnden Schaaren.
Wir beschränken uns auf einen den Verlauf der Kriegsereignisse andeutenden Ueberblick. Es Lann auch hier nicht Aufgabe dieser Erzählung sein, bei den erhebenden wie bei den erschütternden Vorfällen und Thaten dieses Krieges zu verweilen, so reich er auch an denkwürdigen Tagen und an dem Wechsel des Schlachten-Mcks war.
Am 24. April 1877 begannen die Russen ihre kriegerischen Bewegungen, indem sie den Pruth überschritten. Kaiser Alexander Ii. hatte am Tage zuvor au's User des Flusses sich begeben und in schweigendem Sinnen hinübergeblickt, ehe seine letzten Befehle den tückischen, wilden Dämon des Krieges entfesselten. Die großherzigen Bewegungsgründe, welche ihn zu diesem Kriege trieben, legte der Czar seinen Völkern und der staunenden Welt in einem Manifeste vor. Selten, außer den Kreuzzügen, hat die Geschichte ein kriegerisches Unternehmen mit so idealen, selbstlosen Zielen bezeichnet gesehen. Daß aber die politischen Ideale von den „Wirbeln der Zeitgewalt" erfaßt werden und nach der Erkenntniß der Täuschungen ermüdet am Ziele ankommen, das sollte Kaiser Alexander Ii. auch erfahren. Er reiste jetzt nach St. Petersburg zurück und begab sich erst im Juni zur Armee.
Rumänien hatte den Durchzug der russischen Heeresmassen und ihr erstes Verweilen zu überstehen. Dieses Land, bisher ein Vasallenstaat der Türkei, war entschlossen, dieses Verhältniß zu lösen. Es mußte dies in einem Augenblicke thun, wo es von Rußland, unter dessen vormuudschastlicher Protection es unleugbar gestanden hatte, gleichsam besetzt war. Die Lage war schwierig, aber Fürst Karl, vertrauend ans die Uebereinstimmung mit seinem
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236
11. Münchens Wasserversorgung.
Auswanderer über den Ozean gezogen, als aus allen übrigen Bayerns
zusammen. Das Selbstgefühl des Pfälzers und sein Streben nach
Unabhängigkeit und Selbständigkeit sind ebenfalls mächtiger noch als
beim Franken. Unterwürfigkeit gegen Höhergestellte ist dem Pfälzer
fremd, und mit Titeln und Komplimenten geizt er außerordentlich.
„Selbst ist der Mann!" spricht er, und darum verläßt er eine abhängige,
wenn auch noch so sorgenfreie Stellung, sofern er seinen eigenen Herd
gründen kann, wie bescheiden immer dieser sein mag. Gleich dem Franken
hält auch der Pfälzer viel ans Bildung, und es ist ein Ehrenpunkt für
ihn, als aufgeklärt zu gelten. Kein Pfälzer will sich für beschränkt oder
ungebildet ansehen lassen. Folgende Anekdote zeichnet hierin das pfäl-
zische Wesen ganz treffend. Als einst ein französischer General über die
Neustädter, weil sie List und Verrat geübt hätten, als Strafe aussprach,
daß die drei Gescheidesten des Städtchens gehenkt werden sollten, lies
die ganze Einwohnerschaft davon, weil sich jeder unter diese drei rechnete.
Bei all ihrer Heiterkeit und Beweglichkeit sind die Pfälzer fleißige, arbeit-
same Leute. Wie oft auch ihr Land durch Krieg zu einer Wüste verödet
worden: sie haben es in kurzer Zeit immer und immer wieder in einen
blühenden Garten umgewandelt. Ihre Arbeitsamkeit und Betriebsamkeit
machen es möglich, daß sich aus engem Raum verhältnismäßig viele
Menschen nähren, und wie man sagen muß, gut nähren.
Wie groß nun auch der Unterschied im Wesen des Bayern,
Schwaben, Franken und Pfälzers sein mag: es liegt darin kein
Hindernis einträchtigen, friedsamen Zusammenlebens in einem Staate.
Im Gegenteil, gerade aus der Vereinigung des mehr ruhigen und stetigen
Volkselements in Südbayern und des beweglicheren, vorwärts treibenden
in Franken und der Pfalz bildete sich ein Volks-Ganzes, auf welches
man das Dichterwort anwenden darf:
„Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang!"
Von der Gesamtmasse des bayerischen Volkes gilt heute noch, was
der Geschichtschreiber Joh. v. Müller von ihr gesagt: „Ein Volk von
Nationalgefühl, verständig, beharrlich und zu allem fähig, wenn ihm
Wohl vorgeleuchtet wird". ^ Bavaria, W. Riehl u. °.
11. Münchens Wasserversorgung.
Wie leicht und bequem haben es jetzt doch unsere Dienstmädchen
bei Beschaffung des nötigen Wassers zum Haushalte ihrer Herrschaften!
Sie brauchen nur an dem blinkenden Wasserhahn in der Küche zu
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Die Ereignisse zur Zeit Kaiser Karls Vi.
27
Politik eine rein dynastische Politik, d. H. sie verfolgte lediglich die Interessen des Fürsten bzw. seines Hauses. Besonders nach außen hin galten als die vornehmsten Ziele Landerwerb und Machtvergrößerung, ohne daß man dabei auf sprachliche oder natürliche Grenzen Rücksicht nahm.
1. Karl Vi. und die Regelung der Nachfolge in Österreich. Kaiser Karl Vi., ein gelehrter und wohlwollender, aber von der Hoheit seiner Würde erfüllter1) Herrsche?, war der letzte männliche Habsburger und suchte deshalb die Nachfolge seiner älteren Tochter Mariatheresia (geb. 1717) in sämtlichen Habsburgischen Sandern durch ein Staatsgrundgesetz, dje sog. Pragmatische Sanktion^), sicherzustellen: diese bestimmte, 1713/20 daß die Habsburgischen Besitzungen für immer ungeteilt bleiben und für
die Thronfolge, falls dem Kaiser keine Söhne mehr geboren würden, zunächst die Töchter Karls und deren Nachkommen, dann erst die Töchter Josephs I. in Betracht kommen sollten. Die ganze äußere Politik Karls erklärt sich aus dem Bestreben, die Pragmatische Sanktion von sämtlichen europäischen Mächten „garantiert" (anerkannt) zu sehen.
Mit Ausnahme von Bayern erkannten tatsächlich säst alle in Betracht kommenden Staaten nach und nach die Sanktion an. Allerdings meinte der kluge Prinz Eugen, die besten „Garantien" seien 200 000 österreichische Bajonette und ein gefüllter Staatsschatz. Doch der Rat des erfahrenen Helden blieb unbeachtet: der Kaiser erkaufte die allgemeine Zustimmung durch die größten Opfer sowie durch die Beteiligung an Kämpfen, die ihm wiederholt nur Verluste brachten.
2. Der erste Türkenkrieg (1716—1718). Die Türkei wollte die gleichzeitige Verwicklung der europäischen Mächte in den Spanischen Erbfolge-und in den Nordischen Krieg benutzen, um die durch den Karlowitzer Frieden verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Mit Asow war dies (1711) bereits gelungen. Nun suchte sie den Venetianern Morea wieder zu entreißen (1715), und als diese aus Prinz Eugens Rat von Kaiser Karl unterstützt wurden, erklärte die Pforte an Österreich den Krieg. Prinz Eugen siegte jedoch bei Peterwardein (a. d. Donau, oberhalb d. Theißmündung), 1716 gewann Temesvar, überschritt die Donau und belagerte Belgrad. Nachdem ein überlegenes türkisches Entsatzheer geschlagen worden war, bot
die Eroberung Belgrads^) durch Eugen Gelegenheit, die österreichische 1717 Herrschaft über die unteren Donauländer auszubreiten. Da indes gleichzeitig Spanien die österreichische Stellung in Italien bedrohte, begnügte sich der Kaiser im Frieden von Passaröwitz (unweit der Moräwamündung) 1718 mit dem Banat (von Temesvar), der Kleinen Walachei (bis zur Aluta) und dem größeren Teile Serbiens (mit Belgrad). Venedig verzichtete
1) Für die Charakterisierung Karls ist ein Wort des Prinzen Eugen bezeichnend, der Leopold I. seinen Vater, Joseph I. seinen Bruder, Karl Vi. seinen Herrn nannte.
2) Von pragma (— Geschäft, Staatsgeschäst) und Sanktion (= Bestätigung, Erlaß).
8) Aus diese Waffentaten bezieht sich das Volkslied „Prinz Eugen, der edle Rittet.
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ßischen Hilfstruppen zu, der sich zur Freude Friedrich Wilhelms aus das vorteilhafteste über den Prinzen aussprach.
1734 Als ein Zeichen der Gunst seines Vaters erhielt Friedrich 1734 von diesem die Herrschaft Rnppin und das Schloß Rheinsberg geschenkt. Hier lebte er nun ganz seinen Neigungen. Eifrig ergab er sich dem Studium der Kriegswiffenschaften. Seine Erholungsstunden vollbrachte er im Kreise heiterer Gesellschafter und geistreicher Männer bei Musik und Lektüre großer Dichter und Schriftsteller. In seiner nächsten Umgebung besanden sich Männer wie Fouquet, Jordan und andere Gelehrte und die Komponisten Graun und Benda. Mit auswärtigen Gelehrten, besonders mit dem von ihm bewunderten Voltaire, stand er fortwährend in Briefwechsel. Mehrere Schriften Friedrichs erhielten in der ländlichen Ruhe Rheinsbergs ihr Dasein, so sein „Europäisches Staatensystem" und sein „Antimacchiavel, ou essai critique sur le Prince de Macchiavel“, in welchem er im Gegensatz zu dem bekannten Werke des Italieners Macchiavelli den Gedanken durchführte, daß Hauptzweck einer guten Regierung das Volkswohl und die Gerechtigkeit sein müsse. Überhaupt bildete sid) Friedrich hier in jeder Beziehung auf feinen hohen Beruf vor. Seinen Vater begleitete er häufig auf Reisen, um den Zustand und die Tüchtigkeit der versd)iedenen Regimenter zu untersuchen. So fand in den letzten Lebensjahren Friedrich Wilhelms I. das beste und innigste Verhältnis zwischen diesem und seinem Sohne statt.
I. Die ?mei ersten schlesischen Kriege ttttfr der 1740-1748 österreichische Grvfolgekrrieg 1740—1748.
Aussterben der Habsburger. Kaiser Karl Vi. (1711—1740) war der letzte der Habsburger. Er hatte auch nach dem Frieden von Rastadt nicht unbedeutende Kriege geführt, so in den Jahren von 1716—1718 gegen die Türken, in welchem Prinz Eugen dieselben in den ruhntmdjen Schlachten bei Peterwardein (1716) und bei Belgrad (1717) schlug und 1718 den Frieden von Passarowitz (in Serbien) erzwang, durch welchen Österreich in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien, von Kroatien und der kleinen Walad)ei gelangte*); freilief) gingen diese Erwerbungen nach einem späteren Türkenkriege 1737—1739 wieder verloren. — Während dieses Türkenkrieges harte Philipp V. von
*) Venedig, in diesem Kriege die Bundesgenossin Österreichs, erhielt für das 1715 an die Türken verlorene Morea Dalmatien.
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149. Die bayerischen Volksstämme.
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sinn der Bayern, der niemals erschüttert wurde, weder in guten noch
in bösen Tagen. Wenn die Stimme seiner Wittelsbacher rief, hat sich
noch immer das Volk um sie geschart und für seine Herrscher Gut und
Leben eingesetzt; es hat für die Verbannten geblutet und ist für die
Geächteten gestorben.
„Erhebend ist mir deine Vaterlandsliebe und der Ruhm deiner durch
Jahrtausende bewährten Tapferkeit und Treue" — sagt Bayerns edler
Geschichtschreiber Westenrieder; „dein Glaube ist eine Säule deiner
Sitten und die Einfalt derselben die Stärke des Vaterlandes. Kein Blatt
in der Geschichte ist mit Empörung oder Fürstenmord befleckt von euch,
ihr Bayern!"
2. Nahe verwandt dem Altbayern an Charakter und Sitte ist der
Schwabe. Bieder und treuherzig wie jener, hat er einen strebsameren,
rührigeren Geist, ist berechnender, unternehmender und hängt schon nicht
mehr mit der Zähigkeit am Ererbten, wie sein Nachbar östlich des Lech.
Bei der Zersplitterung Schwabens in viele Herrschaften weist dessen
Geschichte häufig innere Kämpfe und Reibereien auf; die Anhänger ver-
schiedener Religionsbekenntnisse wohnen hier neben- und durcheinander und
sie haben durch manche Bitterkeiten gelernt, sich in Friede und Eintracht
zu vertragen und einer die Meinung des andern zu achten. Schon
frühe, da durch Schwaben der große Handelsweg von Italien nach dem
Norden führte, erblühten hier Handel und Gewerbfleiß und bis zum
heutigen Tage haben sie dort eine hervorragende Pflege gefunden. Darum
ist es denn auch erklärlich, daß der Schwabe beweglicher, zugänglicher
und leutseliger sich zeigt als der Altbayer und Verbesserungen im Ge-
werbs- und Landwirtschaftsbetrieb weit zugänglicher ist denn jener.
3. Schon auffallender unterscheiden sich der Franke und der diesem
stammverwandte Rheinpfälzer vom Altbayern.
Seit den ältesten Zeiten wird der fränkische Volksstamm als der-
jenige genannt, welcher allen übrigen in Deutschland an geistiger Beweg-
lichkeit, an Bildungstrieb und Bildungsfähigkeit voran stand und diese
Eigenschaften sind den Trägern des alten Frankennamens bis auf den
heutigen Tag als wertvolles Erbe verblieben. Lebhaft und rasch, heiter
und aufgeweckt finden wir den Franken. Wenn der Altbayer zurück-
haltend, verschlossen, schweigsam sich zeigt, so der Franke entgegen-
kommend, zutraulich, gesprächig. Des letzteren Benehmen ist schon im
Äußern fein und gewandt; er ist mehr gewürfelt und abgeschliffen als
der naturwüchsige Bewohner der bayerischen Hochebene. Dabei aber hat
er keineswegs den guten Kern echt deutschen Wesens eingebüßt. Frei
und frank, „von der Leber weg", spricht der Bewohner des Mainlandes;
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Extrahierte Personennamen: Bayerns Franke Franke
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Altbayern Schwabens Italien Altbayern Deutschland Mainlandes
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149. Die bayerischen Volksstämme.
Hinterlist und Falschheit verabscheut auch er. Die Gastfreundschaft,
welche man an den alten Deutschen so sehr gerühmt, ist ein hervor-
ragender Charakterzug des Franken; der Fremde darf dessen gelviß sein,
daß er da herzlich willkommen geheißen und freundlich aufgenommen
wird. Der rege Bildungsdrang des Franken wird unterstützt durch eine
große Leichtigkeit der Auffassung und eine gewisse Fähigkeit, Fremdes sich
anzueignen. Von jeher sind die zwei Hauptstädte des Frankenlandes,
Nürnberg und Wlirzburg, der Sitz edler Künste und Wissenschaften
gewesen und den größeren Städten suchten die kleineren und selbst das
Land nachzueifern.
Als Schattenseite des fränkischen Charakters hat man schon öfter
Unbeständigkeit bezeichnet und in gewissem Sinne eben nicht mit Unrecht.
Gegenliber dem heimatseligen Festhalten des Altbayern an der väterlichen
Scholle, wie überhaupt am Hergebrachten, bekundet sich die Beweglichkeit
des fränkischen Wesens in der Wanderlust des Mainländers und in der
Leichtigkeit, mit welcher dieser seinen Wohnplatz wechselt. Wenn er sein
Glück oder sein Fortkommen an einem Orte und in der einen Weise
nicht findet, so sucht er es eben an einem andern Orte und in einer
andern Weise und der alte Volksspruch
„Den Franken und bös Geld
Führt der Teufel durch alle Welt" —
trifft in dieser Hinsicht schon das Nichtige.
4. Beim Rheinpfälzer zeigen sich die Charaktereigentümlichkeiten
des Franken, Heiterkeit und Beweglichkeit des Geistes, in noch höherem
Grade und derselbe erinnert schon vielfach an das leichte französische Blut.
Ist der Franke gesprächig, so der Pfälzer redselig und Schlagfertigkeit im
Entgegnen wird von jedem gefordert, der nicht als ein schwacher Kopf
angesehen werden soll. Allein das laute, lärmige Wesen des Pfälzers
ist durchaus nicht so gefährlich, als es dem Fremden scheint. „Ein Wort
ist kein Pfeil", sagt man dort mit Recht, und wenn nur erst der erregte
Pfälzer seinem Herzen Luft gemacht hat, dann ist er wieder der beste
Mensch von der Welt. Er trügt nichts nach und mit einem flüchtigen
Scherz schneidet er einen Wortwechsel ab, ehe dieser bedenklich werden
könnte. Die Wanderlust ist in der Pfalz noch mehr zu Hause als in
Franken und aus diesem Kreise allein sind vielleicht mehr Auswanderer
über den Ozean gezogen als aus allen übrigen Bayerns zusammen. Das
Selbstgefühl des Pfälzers und sein Streben nach Unabhängigkeit und
Selbständigkeit sind ebenfalls mächtiger noch als beim Franken. Unter-
würfigkeit gegen Höhergestellte ist dem Pfälzer fremd und mit Titeln
und Komplimenten geizt er außerordentlich. „Selbst ist der Mann!"
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]