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1. Das Mittelalter - S. 40

1896 - Bamberg : Buchner
40 In die Zeit der gemeinsamen Regierung Pippins und Karlmanns fallen eine Emprung des Stiefbruders Grifo und Abfallversuche der Alamannen und Bayern (Oatilo!) im Bunde mit den Sachsen. Die weltgeschichtliche Bedeutung des hl. Bonifatius liegt weniger in seiner Missionsthtigkeit (bei Friesen, Thringern, Hessen) als vielmehr darin, da er die entartete und Ron, entfremdete frnkische Landeskirche reformierte und in enge Verbindung mit dem rmischen Stuhle brachte, da er ferner als Erzbischof und ppstlicher Legat eine groe Anzahl von berrheinischen Bistmern (so fr Bayern Regensburg, Freising, Salzburg, Passau) organisierte, zu einer Kirchenprovinz vereinigte und dem zum erzbischflichen Sitz (Metropole) fr Deutschland erhobenen Mainz unter-ordnete und zugleich der ppstlichen Gerichtsbarkeit (dem ppstlichen Primat) unterstellte. Vor ihm war die Organisation der deutschen Kirche wie ihr Zusammenhang mit Rom ein nur sehr lockerer gewesen. 754 erlitt Bonifatius als Missionr in Friesland den Mrtyrertod. Neben Mainz wurden spter andere Städte zu erzbischflichen Sitzen und damit zu Mittelpunkten besonderer Kirchenprovinzen erhoben, unter Karl dem Groen Kln, Trier, Salzburg (fr Bayern und die sdstlichen Slavenlnder), unter Ludwig dein Frommen Hamburg Bremen (fr den skandinavischen Norden), unter Otto 1. Magdeburg (fr die nordstlichen Slavenlnder). M Neue Erhebungen hatten dringend gemahnt, der Zwitterstellung des Herrschers im Frankenreich, der knigliche Gewalt hatte, aber nur Hausmeier hie, ein Ende zu machen, denjenigen, dem der Herr die Sorge der Regierung anvertraut hatte," nicht blo tatschlich, sondern auch rechtlich an die Stelle des Knigtums zu setzeu. 752 lie sich Pippin zu Soissous durch die weltlichen Groen des Frankenreiches auf den Schild erheben, den letzten Merovinger, Childerich Iii., aber verwies er in ein Kloster. Die Salbung durch den Erzbischos Bonifatius, gauz besonders die ppstliche Gutheiung nahmen der Erhebung Pippins zum Frankenknig deu Charakter eines gewalt-samen Staatsstreiches. * der das merovingifche S ch a t t e n k n i g t um f. Einhard, Vita Karoli Magni c. 1: Gens Meroingorum, de qua Franci reges sibi crearc soliti erant, usque in Hil-dricum regem, qui iussu Stephani (Zachariae!) Romani pontificis depositus ac detonsus atque in monasterium trusus est, durasse putatur. Quae licet in illo finita possit videri, tarnen iam dudum nullius vigoris erat, nec quicquam in se darum praeter ihane regis vocabulum praeferebat. Nam et opes et potentia regni penes palatii prae-fectos, qui maiores domus dicebantur et ad quos summa imperii pertinebat, teneban-tur. Neque regi aliud relinquebatur, quam ut, regio tantum nomine contentus, crine pr -fuso, barba summissa, solio resideret ac speciem dominantis effingeret, legatos undecumque venientes audiret eisque abeuntibus responsa, quae erat edoctus vel etiam iussus, ex sua velut potestate redderet; cum praeter inutile regis nomen et precarium vitae Stipendium, quod ei praefectus aulae prout videbatur exhibebat, nihil aliud proprii possideret quam unam et eam praeparvi reditus villam, in qua dorn um et ex qua famulos sibi necessaria ministrantes atque obsequium exhibentes paucae numerositatis habebat. Quocumque eundum erat, carpento ibat, quod bubus iunctis

2. Das Mittelalter - S. 196

1896 - Bamberg : Buchner
196 liche Stellung gedrngt, so gab er durch seine Einmischung in die schwbi-schen Verhltnisse, wo die drei Stnde ganz dicht neben einander saen, den unmittelbaren Anla zum Ausbruch des Krieges. Unter Fhrung Ulms schlssen 1377 die kniglichen Städte Schwabens sich zu einem Bunde zu-sammen und brachten noch im nmlichen Jahre dem Grafen Eberhard von Wrttemberg und dem ihm verbndeten schwbischen Reichsadel bei Reut-lingen eine vernichtende Niederlage bei. Kart Iv. verpfndete dem Grafen Eberhard von Wrttemberg fr die Anerkennung seines Sohnes Wenzel, den er im Widerspruche mit einer Bestimmung der goldenen Bulle noch zu seinen Lebzeiten hatte whlen lassen, die schwbischen Reichs st dte Elingen,'Gmnd und Weil. Eine solche Verpfndung war meist nur die Einleitung fr die Verwandlung einer reichsunmittelbaren Stadt in eine landsssige: es fhlten sich daher auch die anderen kniglichen Städte Schwabens in ihrer Reichsnnmittelbarkeit bedroht. Nach der Schlacht von Reutlingen enthielt sich Karl Iv. jeder Einmischung m die stndischen Kmpfe Schwabens. Die schwbischen Städte erlangten sogar (wenigstens indirekt) Anerkennung ihres Bundes, wiederum im Widerspruche mit der j goldenen Bulle. Bald darauf ist Karl Iv. gestorben. /. König Wenzel und der groe Stdtekrieg. ^Die Ereignisse in Schwaben unter Karl Iv. hatten den Gegensatz zwischen^ Aristokratie und Brgertum verschrft. Sie veranlagen den Adel, dessen einzelne Mitglieder ohne Einigung widerstandsunfhig waren, sich eben-falls zusammenzuschlieen; rasch entstanden in Sddeutschland die Adels-bnde von S.wilhelm, vom Lwen, vom Georgenschild und hnliche Ver-einignngen in der Wetterau, in Hessen, in Westfalen. Aber auch die stdtische Bewegung zieht weitere Kreise; frher hatten sich nur die in ihrer Reichs-unmittelbarkeit bedrohten kniglichen Städte zusammengeschlossen, jetzt tritt dem schwbischen Bunde von kniglichen Stdten ein rheinischer Bund an die Seite, an dessen Spitze freie Bischofstdte stehen Mainz, Worms. Speyer, Straburg zc.). Beide Bnde verpflichten sich zu gemeinsamer Htlfe und streben zugleich die Verbindung mit der Schweizer Eidgenof-senschaft an, die seit dem Beitritte von Lnzern, Zrich, Zug, Glarus und Bern zu einer Vereinigung von buerlichen und stdtischen Gemeinden sich erweitert hatte. Wenzels Bemhungen, die stndisch gesonderten Einungen zu einem gemeinsamen Friedensbunde zu vereinigen, scheitern, er steht halt-los zwischen den beiden Parteien. Y) Herzog Leopold von sterreich, welcher bei der Teilung der habsbnr-gischen Lande (f. S. 208) Tirol mit Vordersterreich erhalten hatte und die Habs-burgischen Interessen sowohl durch die Ausdehnung der Schweizer Eidgenossen-schaft als auch durch ihre Verbindung mit dem schwbisch-rheinischen Bnme bedroht sah, erffnete im Jahre 1386 den Krieg gegen die Schweizer, verlor

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 121

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 121 — lich teilte Löven der Versammlung mit, daß der Kurfürst den Grafen Johann zu Sayn und Wittgenstein zum Statthalter für das Fürsten- tum Minden bestimmt hätte. Diese Zeremonien wiederholten sich am nächsten Tage, als die Deputierten der Stadt, für welche der Syndikus Dr. Hoyer das Wort führte, den Huldigungseid leisteten, „welchen Eid sie auch mit einem öffentlichen Schall vive la Branden- burg bekräftigt." Hierauf mußten die gesamten Prediger des Stiftes dem Kurfürsten durch Handschlag Treue geloben. Das Fürstentum Minden war aus dem gleichnamigen Bistum hervorgegangen. Die Sage erzählt: In Minden, früher Wissingen geheißen, hat Wittekind eine Burg gehabt. Von dieser aus hat er dem König Karl großen Abbruch gethau. Als Widukind durch die wunderbare Erscheinung des Jesuskindes bekehrt war, da bat er Karl, daß er ihm einen eigenen Priester gäbe, der für den Gottes- dienst sorge und öfter in seiner Gegenwart das heilige Opfer dar- brächte. „Ja," sprach Karl, „ich will dir geben, was du wünschest, und noch mehr als das: einen Bischof will ich dir geben, sorge du nur für eine angemessene Wohnung und den notwendigen Lebens- unterhalt." „Wohlan," erwiderte Widukind, „meine Burg an der Weser reicht für mich und ihn vollends aus. Min und din schall de Borch sin." Daher dann der Name Minden. Innerhalb des großen Burghofes wies Widukind nun den Ort an, wo die Kirche sollte erbaut werden zu Ehren des heiligen Petrus. Erster Bischof aber ward kein anderer, als der heilige Hercumbert, derselbe, in dessen Händen er bei der heiligen Opferhandlung im Lager Karls das göttliche Kind geschaut. Die Ableitung des Namens von Min — din ist sprachlich un- möglich; andere Erklärungen beruhen aber auch nur auf Mut- maßungen. Man denkt an Minne (Liebe, Anmut) und führt einen alten Mönchsvers über die anmutige Gegend an: Dort sind Bäche, dort sind Quellen, Berge, draus die Wasser schwellen, Für die Herden Weideraum. Tort sind Frauen mit der hellen, Reinen Stirne; dort die Wellen, Tie die Weser strömt, zu schauen.

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 172

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 172 — und der westlich vom Orte liegende Kreuzstein aus dem 13. Jahr- hunderte. Die Burg ließ Bischof Gerhard von Minden zum Schuhe gegen die häufigen Einfälle der Grafen von Diepholz, die in der umgebenden Freigrafschaft Stemwede kleine Besitzungen hatten, er- richten. Aber nachdem sie von einem Robodo, genannt Scheel, der in den unzugänglichen Sümpfen eine Burg besaß, erobert war, fiel sie in die Hände des Grafen Rudolf von Diepholz; zuletzt aber kaufte sie Gerhard, der achtundvierzigste Bischof von Minden, für 60t) Pfund klaren Silbers zurück und setzte einen Burgvogt hinein, der die Grafschaft Stemwede in seinem Namen verwalten mußte. Als aber in den erneuten Fehden die Burg 1501 abermals an Diepholz kam, schloß Wulbrandns von Hallermund, Bischof von Minden, ein Bündnis mit dem Grafen Simon von der Lippe, und fielen, nachdem sie die Burg Wegenstein und Reineberg zerstört hatten, sengend und brennend in die Grafschaft Stemwede ein, vertrieben die Besitzerin der Burg, Johanne Bock, und verbrannten die Burg. Der feste, aus Quaderstein erbaute Turm widerstand der Zerstörung, und bis auf den heutigen Tag kann man dieses feste Gebäude noch sehen. Wie die Sage berichtet, sollen zwei Söhne der Burgherrin in Gefangenschaft geraten sein. Die eroberte Grafschaft Stemwede wurde zum Bistum Minden geschlagen. Ter Kreuzstein steht auf einem Grabhügel und hat ein ein- gehauenes Kreuz und außer einigen gotischen Buchstaben die Jahres- zahl 1536. Hier sollen im Kampfe des Grasen von Diepholz und des Bischofs von Minden, der hier unterlag, zwei Brüder mit Namen von Klenke, die in den verschiedenen Kriegsdiensten standen, zusammen getroffen und aus der Stelle geblieben sein. Tie gotischen Buchstaben auf dem Denkmale werden gedeutet: „O Wunner, o Wunner, zwen Bröder liegen darunner." Beim Jägerkruge am Mühlendamme findet man die söge- nannten hohen Steine. Das sind einige zwanzig Granitblöcke, die über einander gelegt ein altheidnisches Hünenbett ausmachen. Nörd- lieh von Rahden liegt das Kirchdorf Ströhen mit 1857 Bewohnern, das gleichwie das erstere wegen seiner ausgezeichneten Pferde- und Rindviehzucht weit bekannt ist. Das südliche Amt in der Westhälfte des Kreises Preußisch-Oldendorf ist alter ravensbergischer Besitz, aber

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 295

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 295 — Dampfsäge- und Mahlmühle, eine Molkerei-Genossenschaft, 3 Kunst- tischlereien, 2 Ziegeleien und eine Gerberei vorhanden. Tie Grafen von Stoppelnberg, denen es einst tributpflichtig war, sind in der Geschichte nie besonders hervorgetreten, und als es dann an den Fürstbischof von Paderborn fiel, blieb Steinheim ein kleiner nnbe- deutender Ort, bis es durch den Eisenbahnverkehr auf der Strecke von Altenbeken nach Hameln rasch gewachsen ist. Im Amte Nieheim-Steinheim liegen die katholischen Pfarr- gemeinden Sandebeck mit 589, Pömbsen mit 503, Viesebeck mit 719 Eingesessenen. Beachtenswert ist noch die alte Wasserburg Thenhausen, im Renaissancestil erbaut, das Eigentum der freiherrlichen früher evan- gelischen, dann katholischen Familie von Haxthausen. Einer aus derselben, August, der durch seine Studien über Rußland bekannt, hat als eifriger Sammler das Schloß mit vielerlei Sehenswürdig- keiten angefüllt. Tort hat auch Jahre lang mit feiner Familie Doktor Fr. W. Weber gewohnt und den größten Teil seines Epos Dreizehnlinden gedichtet. Das östlichere Amt Vörden hat zum Amtssitz das gleichnamige katholische Pfarrdorf mit 699 und das katholische Kirchspiel Alten- bergen mit 438, sowie das von Marienmünster mit 1703, Holz- Hansen mit 430, Bredenborn mit 997 Bewohnern. Tie Evangelischen sind dem Kirchspiele Nieheim-Marien- Münster zugeteilt. Marienmünster ist ein altes Benediktinerkloster, von schön bewaldeten Bergen umgeben. Die Grafen von Schwa- lenberg in Lippe besaßen am Fuße der alten Stammburg Olden- bürg im Amte Vörden einen Hof; Wittekind Iii. von Schwa- lenberg schenkte ihn 1128 der Abtei Corvey mit der Bestimmung, hier zur Sühne für seinen Brudermord ein Kloster zu stiften. Das wurde das reiche Marienmünster. Von seinen Äbten wurden zur Verteidigung des Klosters die zwei Städte Vörden und Bre- denborn gegründet und mit Wall und Gräben umzogen. Die schöne Klosterkirche mit 3 Türmen ist im 15. Jahrhundert er- baut. In ihr steht eine der herrlichsten Orgeln mit über 40 Re- gistern. Das Kloster wnrde 1803 durch den Reichsdeputations-

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 394

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 394 — und Neigung in den verschiedensten Berufszweigen ausgebildet werden. 1v) Im Kreise Borken. Der Kreis Borken ist, begrenzt im Norden vom Königreich der Niederlande, den Kreisen Ahaus und Koesseld, im Westen von dem letztern, Recklinghausen und dem Regierungsbezirke Düsseldorf, der westlichste Teil des Regierungsbezirkes Münster, mit seiner West- lichen Spitze weit vorspringend. Er nimmt einen Flächenraum von 6491/? qkm ein. Das ganze Gebiet ist eben, wenig fruchtbar und enthält große Sand- und Heideflächen und besonders im Osten große Moore, das schwarze und das weiße Veen. Nur 3/io ist Ackerland, V5 ist Holzung. Die Gewässer des Kreises sind die Alte Issel mit der Bocholter Aa und der Mühlenbach. Die Gewerbthätigkeit steht in großer Blüte und überwiegt bedeutend den Ackerbau und die Viehzucht. Die Zahl der Bewohner beläuft sich auf 52 574, von denen 48 982 katholisch, 3035 evangelisch, 554 jüdisch, in 3 Städten: Borken, Anholt, Bocholt, und in 8 Ämtern: Dingden, Lindern, Mar- beck, Reken, Rhede, Velen, Werth, Weseke mit 39 Landgemeinden. Die Kreisstadt Borken mit 4016 Bewohnern, von denen 3738 katholisch, 181 evangelisch, 97 jüdisch sind, an einem Nebeuflnsse der Bocholter Aa und an der Eisenbahn, in sandlger Gegend, hat eine katholische Kirche und ein Amtsgericht. Die dortigen Webereien liesern Leinen, Halbleinen und Banm- wollenwaren. Der Name, früher Burkena, hängt wohl mit den Brukterern zusammen, oder mit Burg, wie denn auch das Stadt- siegel eine Burg zeigt. Die Stadt verdankt wahrscheinlich Herzog Wittekind ihren Ursprung und war schon zu Liudgers Zeiten Pfarrort. Von der alten Stadtmauer find nur noch drei runde Türme übrig. Im dreißigjährigen Kriege wurde es hart mit- genommen und mußte Iv2 Millionen Kriegskosten steuern. Noch seien zwei Absonderlichkeiten erwähnt. Auf dem Hause Engelrading bei der Stadt soll ein Zigeunerkönig gewohnt haben und weil er einen anderen Heidenkönig erschlagen, nachts bei Fackellicht aus

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 410

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 410 — Bischofs Otto Iv. von Münster, der eine Zeitlang in Steinfurt gefangen saß, bis Erich von Hoya und der Bischof von Paderborn durch eine Belagerung seine Befreiung erzwangen (1396). Ludolfs und seiner Gemahlin Locke Tochter, Mechthildis, brachte Steinfurt im 15. Jahrhundert an den Götterswyckfchen Stamm der Grafen von Bentheim. Sehenswürdiger als das Schloß zu Steinfurt oder das fürstliche Museum mit manchen merkwürdigen Besitztümern aus allen Weltgegenden, von der ägyptischen Mumie bis zum Skalp- messer und Wampnm der Huronen, ist die herrliche Gartenanlage, die sich südöstlich von der Stadt eine Stunde weit hinaus erstreckt: das Bagno. Die schönsten Rasen- und Wald- Partien gruppieren sich um einen See, der groß genug, um mehrere vom mannigfaltigsten Baumschlag bedeckte Inseln tragen zu können, doch nicht fo gedehnt ist, daß eine öde Wasserfläche die Anmnt des Übrigen störte. Die bedeutendste der Inseln trägt auf künstlich aufgetürmten Felsen eine recht hübsche gotische Burg, die mit ihren halb zerstörten schlanken Baulinien wie eine ver- steinerte Matthisonsche Elegie durch düstere Fichtenzweige schaut. Ein großes Konzert-, ein Ballhaus, der Kiosk und die Kettenbrücke beleben andere Partien des Parks. Der große Springquell aber ist versiegt und das ungeheure Wasserrad, das, weit in die Gegend hinaus sichtbar, die höchsten Waldeswipfel überragte, verschwunden. Vom Bagno schlängelt sich ein Weg nach Münster durch ein so mannigfach abwechselndes Gelände von Flur und Wald, berg- artigem Hügel und Au, Kamp und Gehöfte und wipfelbeschattetem Dorf, daß man noch immer wie in einem englischen Park zu wandern glaubt. Die Anlage wird dem Geschmack des Grafen Ludwig verdankt, dem auch Bentheim anheimsiel, und unter dem die Grafen 1827 von Preußen in den Fürstenstand erhoben wurden. Die Stadt Rheine, nördlich von Burgsteinfurt, mit 8650 Ein- wohnern, von denen 7127 katholisch, 1436 evangelisch, 87 jüdisch, an der Ems und am wichtigen Knotenpunkte der Münster- Emdener, Köln-Mindener und der Osnabrücker Eisenbahn, hat eine katholische und eine evangelische Kirche, ein Amtsgericht, ein Gymnasium. Die Gewerbthätigkeit zeigt sich namentlich in einer

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 413

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 413 — ihnen liegt die gleichnamige Land- und Pfarrgemeinde mit 3896 Bewohnern. Nach Nordosten zu erstrecken sich die Ämter Nordwalde mit der gleichnamigen Land- und Pfarrgemeinde von 2645, Borghorst mit gleicher Gemeinde von 6021, darunter 91 Evangelische, Emsdetten mit gleicher Gemeinde von 6302, darunter 96 Evangelische, und der Gemeinde Hembergen mit 252, Neuen- kirchen ebenso mit einer Gemeinde von 3611 Bewohnern. Borg- Horst liegt in fruchtbarer Gegend und treibt eifrig Baumwollen- Spinnerei und -Weberei. Name und Ursprung verdankt der Ort dem Schlosse und Frauenkloster Bnrchurst, das Otto I. stiftete. Emsdetten, an der Ems, nährt sich teilweise von Baumwollen- Industrie. Neuenkirchen, in sandiger Gegend, treibt Leinenweberei und Zigarrenfabrikation. Im 13. Jahrhundert von der Pfarre Rheine abgetrennt, wurde in der Bauerschaft „Sundwinkel" eine Kirche errichtet; daher der Name „Nyenkerken". Im Nordwesten liegen die Ämter Wettringen mit der Land- und Pfarrgemeinde gleichen Namens von 2373, darunter 203 Evangelische, Ochtrup mit der gleichen Gemeinde von 6196, darunter 273 Evangelische, Welbergen mit 640, Langenhorst mit 407, Me- telen mit dem gleichnamigen Kirchspiel von 666 und Wiegbold von 1371 Eingesessenen. Der Ort Wettringen, wohl von Water (Wasser, Fluß) ab- geleitet, an der Aa in sandiger Gegend, treibt Zigarrenfabrikation, Kalkbrennerei und Leinenweberei. In der Nähe bietet der rote Berg, der Eisenstein enthält, von seiner 100 in betragenden Höhe eine schöne Aussicht. Ochtrup hat eine der ältesten Kirchen des Bistums und betreibt Nesselfabrikation. Die Gebrüder Lorenz be- schäftigen dabei 800 Arbeiter. Langenhorst, ein ehemaliges Stift, hat eine Taubstummen- und eine Präparandenanstalt. Metelen, in sandiger Gegend, ist schon im 9. Jahrhundert durch ein Frauen- kloster bekannt. Man fand dort Begräbnisstätten der alten Deutschen und römische Waffen. Jetzt treibt man dort Leinen- und Seiden- Weberei. Auch Metelen wurde im dreißigjährigen Kriege arg heim- gesucht.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 543

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 543 — 6. Das Fürstentum Siegen und die Grafschaften Wittgenstein oder die Kreise Siegen und Wittgenstein. 1) Aus der Geschichte des Fürstentums Siegen und der Graf- schaft Wittgenstein bis zur preußischen Besitzergreifung. Die südliche Spitze des Regierungsbezirks Arnsberg mit den beiden Kreisen Siegen und Wittgenstein ist von dem übrigen Teile durch den Gebirgsrücken der Rothaar geschieden. Dieser Grenz- wall bildet zugleich eine Völkerscheide. Nördlich wohnen Sigam- brer, Sachsen, Westfalen mit niederdeutscher, südlich Chatten, Fran- ken, Nassauer mit hochdeutscher Sprache. Der trennende Gebirgs- zug ist vielfach durch alte Wallhecken und Schanzen noch verstärkt. Sie geben Nachricht von frühern Kämpfen hüben und drüben. Zur Römerzeit wohnten südlich Sueven und ein besonderer Stamm derselben, die Chatten, denen die Ubier, die Usipeten und Tenchterer hatten weichen müssen. Der Süden war auch früher als das ganze westfälische Sachsenland fränkisch und christlich geworden. Sie er- scheinen zur Zeit der Sachsenkriege schon fränkisch und ihre Be- wohner im Heerbanne Karls des Großen, dem karolingischen Ober-- lahngau und im südlichen Siegenschen dem Heigergau zugehörig. Die alten Gaubezirke sind an die Grafen von Laurenburg an der Lahn — waren um 1000 n. Chr. als zu Herrschaften von Grafen auch im Besitze eines Gutes Nassau a. d. Lahn — gekommen und nannten sich seit 1160 Grafen von Nassau. Nach vielfachen Teilungen des ganzen Nassauischen Besitzes war das Fürstentum Siegen 1742 an das Haupt der Linie Dietz, an den Erbstatt- Halter der Niederlande, Prinz von Oranien, Wilhelm Iv., Karl Friso gekommen. Ihm folgten Wilhelm V. (gest. 1806) und dessen Sohn Wilhelm Friedrich, nachmaliger König von Holland. Die unter ihrer Regierung erlassenen Gesetze, namentlich über Wiesen- kultur, die Haubergs- und Wegeordnung wirkten, weil der Eigenart des Landes angepaßt, sehr wohlthätig. Die Regenten residierten in Holland, und die Gesetzesmacht stand bei der Landesregierung zu Dillenburg. Dem Erbprinzen Wilhelm hatte sein Vater schon 1802
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