309
Südliche Reiche.
law Iii., schon mit der Krone von Polen geschmückt (1439 —
1444) blieb bei Varna im Kampfe gegen die Türken, wor- 1444
auf der heldenkühne Johann Hunyades (1444 — 1456),
als Statthalter, des Landes Wohlfahrt förderte und schon damals
die erobernden Türken wiederum aus Europa zu vertreiben strebte.
Neid, die Gleichgültigkeit der europäischen Höfe und sein baldiger
Tod verhinderten die Ausführung dieses Plans. Mit Undank
lohnte der König Ladislaus, Albrechts nachgeborener Sohn, für
welchen Johann die Regentschaft geführt, dessen Verdienste in sei-
nen Söhnen. Denn er ließ Johanns ältesten Sohn hinrichten
und warf den zweiten, Matthias Corvinus, in den Kerker.
Ladislaus unerwarteter Tod, 1457 , führte Matthias aus dem
Gefängnisse auf den Thron, den er rühmlicher als irgend ein Fürst
behauptete. Ec ward Europa s Hort gegen die Türken und der 145g
Augvstus seines Reichs), denn er schlug jene bei Weißenburg in — 90
Siebenbürgen, 1479, und schloß mit ihnen einen Waffenstillestand, = 32
1484. Harte Kampfe bestand er gegen den Kaiser, Friedrich 111.
und die Könige von Böhmen; brachte Mahren , Schlesien, die
Lausitz an sich, und fand bei allem diesen noch Muße, den Kün-
sten, den Wissenschaften und der Gelehrsamkeit Schutz und Sor-
ge zu leihen. Er rief die Zeiten Ludwigs I. noch einmal im
Lichte eines mildern Jahrhunderts zurück! Matthias Corvinus
starb kinderlos, daher kam die Krone Ungarns an den König von
Böhmen, Ladislaus Ii., 1460 — 15 J G), besten Schwache
und Unbedeutenheit schmerstich an den Verlust des vorhergehenden
trefflichen Monarchen erinnerten. Insonderheit nahm jetzt eine
gefährliche Magnatenherrschaft überhand und der Woiwode von
Siebenbürgen, Johannvon Zapolya, erlangte, durch den Anhang des
niedern Adels, eine Gewalt, durch welche er Siebenbürgens nachmalige
Unabhängigkeit vorbereitete. Ludwig!!. (1516 — 26), der Sohn
Ladislaus Ji., vermochtenicht den Angerissenen Uebeln zu steuern. Un-
garns Blütezeit war auf immer vorüber durch die verderbliche Vielherr-
schaft des Adels. Die Türken brachen ein, eroberten Sabacz und Bel- 1521
grad ; Ludwig rückte zwar mit einem eiligst zusammen gerafften Heere
entgegen, erlitt aber bei Mohacz eine gänzliche Niederlage und verlor auf dm 20.
der Flucht das Leben. Lange blieb Ungarn der Tummelplatz wü-
thender Parteien und kriegerischer Horden, die alte Kraft aber lo‘
kehrte selbigem niemals wieder.
Böhmen hätte Rudolf von Habsburg nach Ottocars I§.
Falle leicht an sich bringen können; allein um der deutschen
Fürsten eib und Argwohn nicht zu wecken, ward selbiges für
Ottocars unmündigen Sohn, Wenzeslaw 13., dem Markgra-
fen Otto von Brandenburg zu fünfjähriger Verwaltung 1273
übergeben, wo es alle Drangsale der Hab - und Raubsucht einer 1283
fremden Regentschaft erfuhr. Unter der eigenen Regierung Wen-
zrsiaws erholte sich Böhmen. Des jungen Königs Vermahlungj— 32
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Hunyades Johann Ladislaus Albrechts Albrechts Johann Johann Johanns Johanns Matthias_Corvinus Ladislaus Matthias Friedrich Ludwigs_I. Matthias_Corvinus Ladislaus Johannvon_Zapolya Ludwig Ladislaus_Ji Ladislaus Ludwig Ludwig Mohacz Rudolf_von_Habsburg Rudolf Otto
Extrahierte Ortsnamen: Polen Varna Europa Europa Weißenburg — Schlesien Ungarns Ottocars Wenzeslaw Brandenburg
1261
— 83
1283
1328
Ss 45
1328
— 41
Ss 13
1330
1341
— 91
Ss 50
1345
1355
1300
Achter Zeitraum.
Hanns Iv., den er blenden ließ, den erneuerten griechischen Kaiser-
thron in Constantinopel. Er suchte die verödete Hauptstadt wie-
der zu bevölkern und der Betriebsamkeit aufzuhelfen, scheiterte aber
in letzterem an der Trägheit der bereits sehr entarteten Griechen
und an der verschlagenen Eifersucht der Genueser, Florentiner und
Pisaner, die sich den Seidcnhandel vornehmlich zugeeignet hatten.
Mit befferm Glücke brachte er dagegen Makedonien, Morea, und
mehrere Inseln des Archipelagus unter seine Botmäßigkeit. Sein
Sohn,. Andronikus Ii., ein beschrankter Frömmler, brach eiligst
alte Verbindung mit dem römischen Hofe ab, und verweigerte
seinem Vater die üblichen Begrabnißfeierlichkeiten, weil er in so
ketzerischer Gemeinschaft gestanden. Sich eifriger mit theologischen
Spitzfindigkeiten als den Angelegenheiten des Reichs beschäftigend
trat er die Regierung seinem Enkel ab, und begab sich in ein
Kloster. Räuberische Söldner aus Catalonien, früher im Dienste
Michaels, setzten sich in Gallipoli fest, plünderten hordenweise
das Land und konnten von den Kaisern nicht bezwun-
gen werden, sondern sie behaupteten sich in ihrem Schlupf-
winkel bis zur Ankunft der Türken. Das Volk nannte sie K a-
ko dä m one s, Teufel. Andronikus Iii., ein sinnloser Verschwen-
der, gewahrte und achtete nicht die um sich greifende Macht der
Türken. Johann Cantacuzenos, der einzige Mann von Kraft,
trug einige Vortheile über dieselben davon, ward aber durch Caba-
le von dem Waffendienste entfernt, und die Türken trugen bei
Nicäa einen vollständigen Sieg über den Kaiser selbst davon. I o-
hann V., ein neunjähriger Knabe, erhielt den Scepter unter
der Vormundschaft des wohl erprobten Cantacuzenos. Sein
Kopf und sein Arm waren dem Dienste des Staates geweiht.
Dennoch droheten die ränkesüchtige Kaiserin Mutter, Anna, und
der Patriarch Cantacuzenos, ihn zu stürzen. Um des Besten des
Vaterlandes willen widerstrebte er mit den Waffen in der
Hand, das dankbare Volk aber rief Ca tac uzenos, als
Johann Vi., zum Mitkaiser aus. Doch seine Feinde spannen
neue Umtriebe, er mußte fliehen und begab sich zu Orchan, ei-
nem türkischen Häuptlinge, welchem er seine Hochter Theodora ver-
mählte. Orchan ließ 10,000 Reiter unter dem Befehle seines
Sohnes Solimán aufsitz en; die Halbinsel Gallipoli war bald
in seiner Gewalt, Adrianopel ergab sich und fortan wichen
die Türken nicht mehr aus Griechenland, Cantacuze-
nos nahm zwar seine vorige Stelle wieder ein, und selbst sein
Sohn Matthäus erhielt Theil an der Regierung, allein bald er-
griff ihn schmerzliche Reue ob der gefährlichen Bundesgenossen, die
er gerufen, und freiwillig zog er sich in ein Kloster zuruck am
Berge Arhos. Matthäus entsagte gezwungen den Geschäften des
Thrones, auf welchem jetzt Johann V. sorglos schlummerte ^un-
bekümmert, daß sein 9vc¿d? fast nur aus das Gebiet der ^tadt
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Hanns_Iv. Morea Michaels Johann_Cantacuzenos Johann Anna Cantacuzenos Johann_Vi Johann Theodora Matthäus Matthäus Johann_V. Johann_V.
315
Griechenland und Italien.
Constantinopel beschränkt war und er dem Sultan von Adriano-
pel einen jährlichen Tribut von 10,000 Goldstücken zahlen mußte.
Dieses Schattenreich hinterließ er seinem Sobne, Manuel Ii.
Ein Schwächling, wie seine Vorgänger, beschäftigte ec sich mit ~25
theologischen Spitzfindigkeiten, während Parteien in Constantino- _34
pel wütheten. Die Genueser herrschten in Galata, die Venc-
ti aner im Hafen, im Archipel und auf den bedeutendsten Inseln.
Manuel reiste endlich nach dem Abendlande, die Fürsten zu einem
neuen Kreuzzuge zu bewegen; vergebens, dagegen benutzte sein
97cffc Johann seine Abwesenheit, sich des Thrones zu bemächtigen, 1400
wozu ihm der Sultan von Adrianopel, Bajazid, 10,000 Mann
Hülfstruppen lieh, welchen zu Constantinopel ein Stadtviertel
eingeräumt ward. Manuel aber weilte machtlos in Morea.
Schon damals würde der Halbmond in Constantins Stadt auf-
gepflanzt worden seyn, wäre nicht Bajazid nach Asien abgerufen
worden, um dem Mongolenfürsten Ta me rlan oder Timuc Leng
entgegen zu kämpfen. Allein Bajazid unterlag in der Schlacht bei
Ancyra, in Armenien, gerieth in Gefangenschaft und nur dem dm io,
Waffenglücke jenes asiatischen Nomadenkönigs verdankte das grie- ^2
chische Reich seine noch 50jährige Dauer. Jetzt eilte Manuel
nach Constantinopel, vertrieb seinen aufrührischen Neffen, benutzte
aber nicht der Türken innere Spaltungen in Adrianopel, durch
welche ihm ihre Vertreibung vielleicht gelungen wäre. Nach einer
unglückseligen Regierung hinterließ Manuel den wankenden Thron
seinem Sohne Johann Paläologus Vi. Noch einmal warf142s
dieser seine Blicke auf die Fürsten Europa's bei dem sichtlich na- ~ 23
henden Untergange seines Reichs. Doch von wannen sollte Hülfe ""
kommen? Spanien rang mit den Mauren, Frankreich mit
den Engländern, das katholische Deutschland gegen die Huffi-
ten, Polen gegen innere Parteiungen, und so fand Johann Vi.
nur bei dem Papste Felix V. geneigtes Gehör, da er ihm die
Vereinigung der griechischen mit der lateinischen Kirche gelobte. 1439
Laut aber widerstrebte das Volk und die Geistlichkeit zu Constan-
tinopel, und die deshalb zu Florenz gepflogenen Unterhandlungen blie-
den ohne allen Erfolg. Die Niederlage der Ungarn bei Varna 1444
raubte dem dahinstecbenden griechischen Reiche den letzten Schim-
mer von Hoffnung auf etwaige Rettung von außen. Der Tod
befreiete Johann Vi. von der traurigen Nothwendigkeit den Ein-
sturz seiner Monarchie zu schauen; Constantin Xi. sollte die-
sen Kelch leeren. Er war eines beffern Schicksals werth und 1448
mußte, wie jener Darius Eodomannus, die Sünden schlechter ~ 53
Vorfahren und eines ausgcarteten Volkes büffen. Dazu gelangte = *
nach Amurads, des Siegers von Varna, Tode, Muhamed 1!. 1450
zur Regierung in Adriauopel. Eine Heldeuseele wohnte in ihm
mit der glühenoen Phantasie des Orientalen, und die letzte Ero-
berung des morschen griechischen Kaiserthums ward seines Strebens
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TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Manuel_Ii Manuel Johann Johann Constantins Manuel Manuel Johann_Paläologus Johann Johann_Vi Johann Felix_V. Felix_V. Johann_Vi Johann Constantin Darius_Eodomannus Darius Muhamed
266
Achter Zeitraums
1439 einer im Lager herrschenden Ruhr ergriffen, und hinweggerafft.
Nie ward ein Monarch so einstimmig von Hohen und Niedern
betrauert.
,440 Friedrich Iii., Herzog von Oestreich, der Sohn des Her-
^ zogs Ernst, ward auf den deutschen Kaiserthron berufen, welchen
er über ein halbes Jahrhundert inne hatte, ohne die Anforderun-
gen seiner Zeit jemals zu begreifen. Nur mit Gaben aus-
gerüstet, die für den Wirkungskreis eines Privatmannes ausrei-
chen, besaß ec höchstens eine starre Hartnäckigkeit, mit welcher er
die vielen Widerwärtigkeiten seines Lebens ertrug. Nach dem Bei-
spiele zweier seiner Ahnherrn wollte er wieder an sich bringen,
was seinem Hause durch die Schweizer entzogen worden. Fcan-
1444 zöfische Söldner, berüchtigt unter dem Namen Armagnaken,
von ihrem Stifter, dem Grafen Bernhard von A r m a g n a k, strömten
auf das deutsche Gebiet, und zogen nachhelvetien. Allein auch dieß Mal
bewährte sich der Schweizer alter Muth, sie schlugen die fremden
Söldlinge bei Pratteln, unweit Basel, und benahmen ihnen die Lust
1446 weiter vorzudringen. Ein verheerender Grenzkrieg häufte des
Jammers genug auf die unglücklichen Landbewohner, der Kaiser
aber erreichte nicht, was er beabsichtigt hatte. Streitigkeiten mit
Böhmen, mit Ungarn, mit der Kirche, dem Adel und den Städ-
ten füllen diese segensarme Regierung. Das Faustrecht waltete,
wie in den rohesten Jahrhunderten, das beklagenswcrtheste Ereig-
,453 Nlß aber war die Erstürmung Constantinopels durch die Türken,
welche seitdem in Europa festen Fuß faßten. Die persönliche Ach-
tung des Kaisers strnk so, daß sich die Ritter erkühnten, ihm Feh-
debriefe zu senden, und die Bürger Wiens belagerten ihn in seiner
1452 Burg. Durch unzeitigen Stolz vereitelte er beinahe die äußerst
vortheilhafte Verbindung seines Sohnes Maximilian mit Maria,
1473 der reichen Erbin von Burgund, und wenn selbige später doch noch
zu Stande kam, so war es nicht das Verdienst Friedrichs Iii.
Und doch sproßte in seinen Tagen eine große Zeit mächtig empor!
Die Buch druckerkunft, von Johann Guttenberg erfun-
den, und von Schoiffer und Faust weiter ausgebildet, 1436;
die Errichtung vieler Universitäten, die Entdeckungsreisen zur See,
die Auffindung eines neuen Wclttheils durch Christoph Eolumbus
1492, die neue, wissenschaftliche Begeisterung, welche durch die
nrch Italien geflüchteten Griechen angeregt wurde, waren Bege-
benheiten, die zu Herz und Seele drangen, und auch den Gleich-
gültigsten ermunterten, nur Deutschlands Kaiser tffeilte diese allge-
meine Begeisterung nicht; wohl aber beschäftigten ihn grammatische
Spitzfindigkeiten *), astrologische Deutungen, und seinem Hause
*) Cr pflegte ihm gehörige Sache», oder auch Gebäude mit einer, aus folgenden 5
Buchstaben zusammengesetzten Chiffre zu versehen: Aeiou, deren Deutung
war: ,, Austritte Est Iiuperare Qi'bi Uni verso - ,,A".s Erdreich I.st
Lesteeich Untetthan. "
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Oestreich Ernst Bernhard_von_A Maximilian_mit_Maria Maximilian Maria Friedrichs Johann_Guttenberg Johann Christoph_Eolumbus Lesteeich_Untetthan
Extrahierte Ortsnamen: Basel Ungarn Europa Wiens Burgund Italien Deutschlands
3t>4 Neunter Zeitraum. '
Fürsten / dem das öffentliche Wohl ernstlich am Herzen lag.
Sein Sohn
u;58 Leopold I ward sein Nachfolger. Bei nur mittelmäßi-
— gen Gaben war er den schlauen Umtrieben des französischen Cabi-
nets nicht gewachsen, und besaß nicht genug kriegerischen Muth,
7 um den Türken mit Nachdruck entgegen zu kämpfen; seine lange
Regierung umfaßt viele, nur selten mit Glück geführte Kriege.
Bei seiner Erwählung zu Frankfurt brachte der Cardinal Maza rin
einen Rheinbund zu Stande, zu welchem Frankreich,
Schweden, Mainz, Köln, Pfalz-Neuburg, Hessen-
Kassel und die drei Hcrzöge von Braunschweig-Lüneburg gehör-
ten, angeblich zur Aufrechthaltung des westfälischen Friedens,
den z. Durch den Friedensschluß zu Oliva beendete Leopold einen von sei-
Mai nem Vater hinterlaffenen Krieg mit Schweden, worin dieses zu
1660 dem unbestrittenen Besitze von Lief- und Esthland, so wie
der Insel Oe sel gelangte, der Kaiser aber keinen Gewinn davon
trug. Weder ehrenvoll noch vortheilhaft war ferner das Ergebniß
eines Kriegs mit den Türken, in welchen sich Leopold verwickelte,
1662 da er Johann Kemeny unterstützte, als man denselben zum
Fürsten von Siebenbürgen wählte, während die Pforte Michael
Abaffi mit dieser Würde bekleiden wollte. Der unternehmende
Großvezier Achmet Kiupruli drang in Ungarn ein, eroberte
1663 die Festung Neuhäusel, streifte bis Mähren, worauf sich der
Kaiser von Wien nach Regensburg begab. Indessen erfocht sein
tapferer Feldherr Montecuculi, unterstützt von 6,000 Mann
Franzosen unter Coligny und Feuillade, einen glänzenden Sieg
den i, über die Türken bei St. Gotthard an der Raab. Ohne den-
Aug. selben zu verfolgen schloß Leopold einen 20jährigen Waffenstille-
*664 stand, trat Großwaradein und Neuhäusel an die Pforte ab und
Abaffi gelangte zum Fürstenthum Siebenbürgen. Mißtrauen ge-
gen die französischen Hülfstruppen und die ungarischen Magnaten
dm s. führte diesen Vertrag herbei. Der Reichstag, sonst nur bei
Aug. außerordentlichen Gelegenheiten berufen, wurde seit 1663 zu Re-
gensburg permanent und blieb es bis zur Auflösung des
deutschen Reichs 1806.
Frankreichs feststehender Plan, sich der Niederlande zu bemäch»
1667 Ligen, hatte bereits einen Angriff auf selbige veranlaßt. Durch
die Tripleallianz zwischen England, Schweden und den
Niederlanden vermochte Ludwig Xlv. zu einem Frieden zu
den 2. Aachen, worin er zwar die bereits eroberte Fcanche-Comts an
Mai Spanien zurück gab, allein zw ö lf Festungen, worunter Lille,
Charleroi und Douay die wichtigsten, blieben in seiner
1672 Hand. Vier Jahre darauf richtete der eroberungssüchtige Ludwig
seine Waffen gegen die Holländer und vertrieb zugleich den
Herzog Ka rl 1^. von Lothringen aus seinemlande. Fried-
rich Wilhelm, der Churfürst von Brandenburg, rüstete ein Heer
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Leopold_I Leopold Maza Leopold Leopold Leopold Leopold Johann_Kemeny Johann Michael
Abaffi Montecuculi Coligny Gotthard Leopold Leopold Ludwig_Xlv Ludwig Douay Ludwig Ludwig Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Frankreich Schweden Mainz Pfalz-Neuburg Hessen-
Kassel Braunschweig-Lüneburg Schweden Ungarn Wien Regensburg England Schweden Spanien Charleroi Lothringen Brandenburg
Nordische Reiche. Polen.
463
dieser vor seinem Aufbruche nach Deutschland anbot. Er ftarb ' 32
mit Gustav Adolf in einem Jahre und diesesmal ließ man die
Wahl auf den Sohn fallen, denn
Wladislaw Iv., folgte seinem Vater Sigismund.^
Durch persönlichen Muth und Tapferkeit gewankt er die Achtung __
dieser kriegerischen Nation; gleichwohl verursachte ein Aufstand der
Kosaken unter Chmi elniki dem Lande großen Nachtheil, denn
sie verbündeten sich mit den Tartaren und gegen 200,000 Men-
schen wurden in die Sklaverei hinweggeschleppt. Die Schulen ge-
riethen in offenbaren Verfall und das sogenannte polnische Kü-
chenlatein entstand um diese Zeit. Der Bruder des Königs
Johann Ii. Casimir ward sein Nachfolger. Seine
Regierung gehört unter die unglücklichsten. Die Kosaken stellten
sich unter russischen Schutz und in dem deshalb entstandenen kk-.
Kriege machte der Czar Alexei bedeutende Eroberungen (s. §. 78.};
der König von Schweden, Karl X. Gustav überschwemmte Polen
ungehindert mit seinen Schaaren l(s. §. 77.), bis der Friede zu
Oliva, den 3. Mai 1660 in dem erschütterten Norden die
Ruhe wieder herstellte. Johann entsagte der Krone und starb im
Privatstande in Frankreich 1672. Man rechnet den Menschen-
verlust wahrend seiner unseligen Regierung auf 3 Millionen, wo-
von 800,000 von den Kosaken und Tartaren hinweggeführt wor-
den. Ein Piast wurde nach einer höchst stürmischen Versammlung
zum Könige erklärt, es war
Michael Thomas Wisniowicki. Ein klägliches Bild ver- Jfiro
spotteter und machtloser Größe, ertrug er vier Jahre den Ueber- ';
muth der Vornehmen, die Geringschätzung des Auslandes und den
Kummer einer mißvergnügten Ehe mit Eleonora, der Tochter des
Kaisers Leopold I.; einen Türkenkrieg hinterließ er unbecndigc bei
seinem Absterben.
Johann Iii. Sobieski erhielt vor vielen fürstlichen Mit- '
bewerbern den Vorzug, denn er hatte sich als einen tapfern Feld- ^ ,
Herrn erprobt. Den Krieg mit der Pforte beendigte er, wenn^nrr.
schon gegen einige Opfer, durch den Vertrag zu Zurawno. Als
aber Wien in Gefahr schwebte, von den Türken erobert zu 10'6
werden, so flog er zur Hülfe, befreiete diese Hauptstadt durch lfis3
einen glanzenden Sieg, der Kaiser Leopold I. lohnte ihm aber
diese Rettung nur mit einem frostigen Dank. Seiner wahrhaft
königlichen Eigenschaften ungeacktet floh ihn die Freude und das
Gluck in seinem Reiche und in seiner Familie, denn jenes zerris-
sen Parteien, in dieser litt der König durch die Tyrannenlaunen
seiner ehr- und geldsüchtigen Gemahlin Maria Casimira und
den Ungehorsam seiner Söhne. Trauernd sah er das unaufhalt-
bare Sinken seines Vaterlandes. Um die dornenvolle Krone
Polens zu gewinnen, opferte der Churfürst von Sachsen, Fried-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Wladislaw_Iv. Sigismund Muth Johann Casimir Karl_X Karl Gustav Gustav Johann Michael_Thomas_Wisniowicki Eleonora Leopold_I. Leopold_I. Johann Sobieski Leopold_I. Maria_Casimira Maria
Extrahierte Ortsnamen: Polen Deutschland Czar_Alexei Schweden Frankreich Sachsen
465
Südliche Reiche. Ungarn, Böhmen.
nähme von 2,166,000 Thalern betrug. Ein russisches Heer
blieb fortan im Lande, der russische Gesandte Igel ström übte
in Warschau fast königliche Macht aus, und der König war ein
fügsames Werkzeug feines Willens. Da stellten sich Kosciuszko
und Madalinsky an die Spitze der Patrioten, der König er-
klärte sich weder für noch wider sie; in der Schlacht bei Mac- 1704
zi ew i ce griffen die Russen unter dem General F er sen das pol-
Nische Heer mit Ueberlegenheit an, schlugen, zerstreueten es, Kos-
ciuszko ward verwundet und gefangen und das Ende des pol- 1705
Nischen Reichs war gekommen. Stanislaus August legte
die Krone nieder, die letzte Theilung geschah to, daß Rußland
ganz Wolhynien, fast ganz Samogicien und Litthauen, Oestreich
Ostgalizien, nämlich die Palatinate Lublin, Sendomic, Cracau,
Preußen Neu-Ostpreußen, Warschau und den Ueberrest von
Südpreußen erhielten.
§. 80.
Südliche Reiche. Ungarn, Böhmen.
Ungarn schon unglücklich unter dem schwachen Ludwig Ii.
(ff 152h), erfuhr nach dessen Tode die Uebel innerer Zerwürfnisse
und einer unseligen Doppelherrschaft, denn eine Partei krönte Fer-
dinand I. von Oestreich, den Bruder des Kaisers Karl V., zu 1527
Ofen zum Könige, wahrend eine andere dem Fürsten von Sie- - f>4
benbürgen, Johann von Zapolya, welcher sich der heiligen = 37
Krone bemächtigt hatte, zu Stuhlweißenburg die königliche Wurde
gleichfalls übertrug. Von seinen Gegnern mehrmals uberwunden,
floh Johann zum Sultan Soliman. Mit furchtbarer Heeres- J;n0
macht erschien derselbe vor Wien, zog aber zurück, als die Streiter
des Kaisers herbei eilten. Ein Friede zu Großwardein be- yiis
stimmte endlich, daß Johann, so lange er lebe, Ofen nebst
dem größten Tkeile von Ober-Ungarn mit dem königlichen Titel
behalten, nach seinem Töde aber dieses alles auf Ferdinand über-
gehen solle. Gleichwohl suchten nach dessen Tode > 540 Die Vor-
münder seines nachgelassenen Sohnes Johann Sigismund
im Besitze zu bleiben. Seine Mutter Jsabella rief die Türken
wiederum zu Hülfe> Soliman strebte jetzt Ungarn für sich zu
erobern; die Christenheit zitterte, ein Heer von 80,<>00 Mann
zog zu Ferdinands Hülfe, und dennoch konnte ec nur einen fünf-
jährigen Waffenstillestand von dem Sultan erlangen nebst dem
Besitze der an Oestreich granzenden Provinzen Ungarns, wofür er
einen jährlichen Tribut von w,000 Ducaten zahlen muß^e. I 0-
hann «Sigismund behielt Siebenbürgen und Ober-Ungarn
bis Kaschau. Ferdinand bewirkte, daß man seinen Sohn Maxi-
30
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Kosciuszko Stanislaus_August August Ludwig_Ii Ludwig I._von_Oestreich Karl_V. Karl_V. Johann_von_Zapolya Johann Johann_zum_Sultan_Soliman Johann Johann Johann Ferdinand Johann_Sigismund Johann Soliman Ferdinands Oestreich Ferdinand
Nrunter Zeitraum.
406
überwand er den Ungarnkönig Ludwig Ii. bei Mohacz und
führte 300,000 Menschen in die Sklaverei. Ein in Asien aus-
gebrochener Aufruhr rief ihn dorthin. Seine Ankunft brachte
1s27 Ruhe. Kaum zurückgekehrt nach Constantinopel flog er seinem
Verbündeten Johann von Zapolya gegen Ferdinand von
i.->29 Oestreich zu Hülfe, machte Wien erzittern mit 200,000 Streitern,
mußte aber erfolglos abziehen wegen des tapfern Widerstandes
der Deutschen und des einreißenden Mangels, den seine Verhee-
rungen erzeugten. Jetzt wendete Soliman seine Waffen gegen
Persien; Tauris, Bagdad, ein Thcil Georgiens kamen in seine
isr« Gewalt; gegen Tunis schickte er einen berüchtigten Seeräuber,
Schere d bin Barbarossa, den er in seine Dienste genom-
men, und unterwarf es; den Venetianern entriß ec ihre letzten Be-
sitzungen in Morra, nebst Scios, Paros und andern Inseln im
Archipel. Tunis ging zwar an Hassan, welchen der Kaiser
i5,5 Karl V. unterstützte, wieder verloren; dagegen behauptete der
i54i Sultan Algier gegen Karl, auch schloß Franz I., unter allen
christlichen 'Monarchen der erste, ein Bündniß mit ihm. Nach
dem Absterben Johanns von Zapolpa erschien der mächtige Sul-
tan zum zweiten Male in Ungarn, dessen größten Theil er als
sein Eigenthum betrachtete (s. §. 80.). Wioer das Herkommen
erhob er eine Favoritin Noxolane, eine verschmitzte Italienerin,
i»45 zur Sultanin, welche ihn unbeschrankt beherrschte. Ein nochmali-
155» ger Feldzug gegen Persien verschaffte ihm ganz Georgien, doch
verließ ihn sein früheres Glück bei einer Unternehmung gegen
,505 Malta; der großherzige Ordensmeister la Valette behauptete
sich nach übermenschlichen Anstrengungen. Gleichen Heldenmuth
fand Soliman vor Szigeth, wo eine Krankheit seinem fernem
,566 Streben ein Ziel setzte. Ec hatte das Reich der Osmanen auf
den höchsten Gipfel der Macht gehoben; von Algier reichte es bis
an den Euphrat und von den Küsten des schwarzen Meeres bis
zu den äußersten Enden Griechenlands. Keiner seiner Nachfolger
war ihm gleich und des Reiches Sinken begann mit seinem Tode.
Sein und Roxolanens Sohn
,586 Selim il. ward sein Nachfolger. In der trägen Weich-
- lichkeit des Harems erzogen, fröhnre der neue Sultan den Genüs-
sin seines Serails. Die Ianitscharen empörten sich und zum
ersten Male erkaufte er ihren Gehorsam zum folgenreichen
und verderblichen Beispiele für die Zukunft. Durch einen acht-
jährigen Waffenstillestand beendigte er den Krieg in Ungarn,
i §67 begann aber einen neuen gegen Cypern, das den Venetia-
nern gehörte, um die unruhigen Ianitscharen zu beschäfti-
1571 gen. Es siel nach unerhörtem Blutvergießen, dagegen er-
schien eine spanisch - venetianische Flotte unter dem Oberbefehle
Don Juans von Oestreich, eines natürlichen Bruders Phi-
lipps il., vor Lepanto und vernichtete in einer mörderischen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Johann_von_Zapolya Johann Ferdinand_von
i.->29_Oestreich Ferdinand Barbarossa Barbarossa Hassan Karl_V. Karl_V. Karl Karl Franz_I. Franz_I. Johanns_von_Zapolpa Johanns Noxolane Soliman_vor_Szigeth Don_Juans_von_Oestreich Lepanto
Extrahierte Ortsnamen: Asien Constantinopel Wien Bagdad Georgiens Paros Tunis Ungarn Georgien Malta Algier Griechenlands Ungarn Cypern
4~0
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Argwohn, der Sultan wolle sich ihrer durch cine neue Leibwache
entledigen und seinen Sitz nach Mecca verlegen, trieb sie zur offe-
nen Empörung; 'sie erstürmten das Serail, warfen ihn in daffelbe
Gefangniß, worin sein Oheim Mustapha noch schmachtete, erhoben
diesen wiederum zum Sultan, Osman aber wurde am folgenden
K’22 Tage erdrosselt. Nach fünf Monden erfuhr Mustapha dasselbe
Schicksal und
Mura d Iv., ein Sohn Achmeds, ward, trotz seines
I? Sträubens, auf den Thron gesetzt. Die Verwirrung seines Reichs
hinderte ihn von den Uebelu, worein der Zojährige Krieg die Nach-
barstaaten stürzte, Vortheil zu ziehen. Nach einem dreimaligen
Kriege gegen die Perser gelang es ihm endlich, mit der Erwerbung
1638 Bagdads diesen 50jährigen Kämpfen ein Ende zu machen. Eben
so stellte ec die Ruhe und Ordnung im Innern wieder her und die
Pforte erlangte aufs neue Ansehen. Durch die Erlaubniß, daß
sich Muselmänner in die Liften der Janitscharen einzeichnen las-
sen durften, ohne den Dienst zu verrichten, untergrub erjedochdie Dis-
ciplin dieses an sich schon zügellosen Eorps noch mehr. Durch
Völlerei beschleunigte Murad seinen Tod, den seine Unterthanen
laut beklagten. Sein Bruder, der schwachsinnige
164» Ibrahim I., trat an seine Stelle. Eine Zeit lang wal»
48 tete der ordnende Geist seines Vorgängers noch und der Staat
=s8 empfand die Unfähigkeit des Regenten nicht sogleich. Allmählig
aber stockte der geregelte Gang der Verwaltung durch die Cabalen,
die Unfähigkeit oder Veruntreuungen der hohem und niedern Be-
amten. Haß und Geringschätzung trafen den Sultan; das Corps
der Janitscharen und der Ulema, oder Rechtsgelehrten, war von
ihm beleidigt worden; sie vereinten sich zu seinem Verderben, stürzten
ihn in einen Kerker und ließen ihn daselbst ermorden. Der 24-
1614 jährige Krieg gegen die Insel Candia nahm unter ihm seinen
Anfang.
1648 Mohamed Iv., der siebenjährige Sohn Ibrahims, ward
_ 87 als Sultan begrüßt. Sieben Jahre schlachteten und würgten sich
-»39 die ersten Beamten des Staates durch erwirkte Blutbefehle; alle
Bande der Ordnung in den Provinzen wurden locker, bis der geistes-
kräftige Großveziec Mahomed K i u p r i l i das Steuer des zerrütteten
1647 Staates erfaßte. Der Krieg gegen Candia erhielt durch ihn neuen
Aufschwung; eine andere Rüstung wurde wider den Fürsten von
Siebenbürgen, Georg Ra gotzy, gemacht, doch starb Kiuprili wäh-
i66i rfn& derselben. Abweichend von der Sitte folgte ihm sein wür-
diger Sohn Achmed Kiuprili als Großveziec und führte das
ausgerüstete Heer nach Ungarn gegen den Kaiser Leopold, der nach
Ragotzy's bereits erfolgtem Tode Johann Kemeny zum Fürsten
von Siebenbürgen wählte, während die Pforte Michael Abafsi
dazu bestimmte. Trotz der Türken Uebermacht bewährte sich den-
noch die europäische Kriegskunst schon gegen ihre ungeregelte Ta-
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Mustapha Mustapha Achmeds Ibrahim_I. Mohamed_Iv. Candia Georg_Ra_gotzy Kiuprili Achmed_Kiuprili Achmed Leopold Leopold Johann_Kemeny Johann Michael_Abafsi
pferkeit, denn der östreichische General Montecuculi besiegte die Osmanen
bei dem Posten St. G o t tha r d gänzlich. Durch die übereilte Ab- den i.
schließung des Friedens verlor Leopold die Früchte dieses Sieges,
Kiuprili aber vollendete die Eroberung Eandia's, für welches die
Pforte 200,000 Menschen geopfert hatte. Ein Ausstand der ivo«
Kosaken gegen Polen brach aus, wobei sie die Hülse der Pforte
erbarm. Kiuprili überschwemmte mit seinen Schaaren die Ukrai-
ne, eroberte sogar Lemberg, Podolien und ein Theil der Ukraine
und Podoliens verblieb den Türken in dem mit Polen abgeschlos-
senen Frieden, welches außerdem den Uebertritt der Kosaken unter *67«
türkische Hoheit genehmigte. Kiuprili starb vorher, >n75; sein
Schwager Kara Mustapha, nunmehriger Großvezier, besaß die
Fähigkeiten seiner beiden Vorgänger nicht. Wankelmüthig bega-
den sich die Kosaken bald unter russischen Schutz; Kara Mustapha ia78
sollte sie durch diewaffen zurückbringen, focht aber so wenig glücklich, daß
die Pforte das Land der Kosaken am Dnieper an Rußland abtreten muß- iesn
te. Nicht besser gelang der mächtige Heereszug gegen Wien, der die re-
bellischen Ungarn unterstützen sollte. Die anfangs schwach vertheidigte
Hauptstadt würde einem schnellen Angriffe unterlegen seyn; Kara
Mustapha wollte sie durch Hunger bezwingen, dieß verschaffte dem
tapfern Sobiesky Zeit hecbeizueilen; die Türken flohen schimpf-
lich von dannen, Kara Mustapha aber bezahlte dafür mit seinem
Kopse. Jetzt verbanden sich die Mainoten, Nachkömmlinge i,,»;
der alten Spartaner, mit den Venetianern; ganz Morea ging
verloren, sogar Athen ward von ihnen erobert und Dalmatien er-
hob sich in Aufruhr. Die Wuth der Muselmänner über diese 1(lhri
wiederholten Unglücksfälle richtete sich gegen den Sultan selbst.
Man erstürmte in Constantinopel seinen Palast und Mohamed i V.
ward entthront und ins Gefängniß geworfen, wo ec sein Leberc
nach fünf Jahren beschloß. Sein Bruder
So lim an Iii., der bis jetzt in enger Haft gehalten wor- 1(is7
den, mußte den erledigten Thron besteigen. Dumpfes Grübeln <jl
über den Koran hatte ihn zu einem beinahe wahnwitzigen Schwär- ¿=4
mec gemacht. Innere und äußere Stürme tobten gegen das er-
schütterte Reich, dessen Untergang unvermeidlich schien, da rettete
es der zum Großvezier gewählte Mustapha Kiuprili, ein Sohn 168#
und Enkel der beiden früher genannten. Durch Unerschrockenheit,
Strenge, Geldspenden und klug angeregten Fanatismus gab er
dem Volke und dem Heere das verlorene Selbstvertrauen wieder.
Der nichtige Sultan starb, um seinem eben so unfähigen Bruder
Achmed Ii. Platz zu machen. Noch stand ihm Kiuprili lfm
zur Seite und führte das Heer gegen die kaiserlichen Truppen. - -,s
Da streckte ihn eine Kugel nieder bei Salankemen zwischen — *
der Donau und Theiß; die Türken erlitten eine vollständige Nie- de» >v.
Verlage, in Kiuprili sank die Säule des Reichs, das nun allen ftü-
Hern Uebeln wieder anheim fiel. 1601
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Montecuculi Leopold Leopold Kiuprili Kara_Mustapha Mustapha Kara_Mustapha Mustapha_Kiuprili Achmed_Ii Achmed