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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 78

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
78 der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be- sondere Geschichte. Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst- mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter, die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung- sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter, der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin, ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen. Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit ihre Kraft verloren. Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen. Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor- gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines, und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs- kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden Bergstromes, welcher ihren Namen trägt. Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt

2. Abt. 2 - S. 632

1830 - Hannover : Hahn
632 Türkei. Kvnstantinvpel gehn. Sieg der Türken über Ungarn und Griechen 1444. Eroberung der Russen 1828. — Schumla, sehr fester Ort am Fuße des Balkan, über den hier zwei Hauptstraßen nach Rumilien führen, 20,000 (nach Anderen 60,000) E. Die Umgegend ist in S. und W. Gebirg, in N. u. O. Ebene, die aber von Thalern durchschnitten ist. Im oberen Stadttheile wohnen Türken, im unteren Griechen, Armenier und Juden. Berühmte Blechschlager und Kupferschmiede. Belagerungen der Russen 1774 (Romanzow), 1810 (Kamenski), 1829.— Ternovo, Tirnava, im Innern, alte Hauptstadt von Bulgarien. Iii. Serbien. Serbien, in S. von der Hauptkette des Türkischen Gebirges (Zanio- ra, Argenraro, Perserin, Schartag, Egrisu), von der Donau und Save in N., vom Timok gegen Bulgarien, vom Drin gegen Bosnien begranzt, wird von vielen Gebirgszweigen, die sich in N. nach der Donau und Save zu verflachen, durchschnitten und enthalt wenige Ebenen. Die Donau, welche hier der Stadt Neuorsowa gegenüber, in dem sogenann- ten Eisernen Thore, von Felsen eingeengt gefährliche Stromschnellen bil- det, nimmt die Save mit der Lolubara, die Morawa mit dem Ibar und der Nissawa und den Timok auf. Die Gebirge sind mit großen Waldungen bedeckt, in den Thalern und Ebenen aber ist der Boden ;um Acker - und Weinbau äußerst passend. Hauptprodukte sind Getreide, Hanf, Flachs und Wein, gute Pferde, auch Kupfer, Silber und andere Metalle, aber Bergbau wird nicht getrieben. Die Serbier, Serbler, auch Rai- zen oder Razen vom Flusse Rasza genannt, sind Slaven Griechifa-er Re- ligion. Ihr Land, in welches sie in sehr früher Zeit einwanderten, bil- dete im Mittelalter ein besonderes Königreich, welches durch die blutigen Schlachten auf dem Amselfelde 1389 und 1449 unter Türkische Herrschaft geriet!). Der Despotismus brachte das Land 1801 unter Lzerny (tscher- ny) Georg zum Aufstande, der erst 1815 theils durch Vergleich, theils durch Gewalt gedampft wurde. Die E. zahlen einen bestimmten Tribut, ihre Festungen haben Türkische Besatzung und in der Hauptstadt ist ein Pascha, aber die Verwaltung des Landes steht unter einem Serbischen Rathe, an dessen Spitze jetzt der seit 1830 erbliche Fürst Milosch steht, und der in Laragiofdscha seinen Sitz hat. Türken dürfen nicht rm Lande wohnen, eben so wenig Serbier in anderen Provinzen. — f Bel- grad an der Save und Donau, wichtige Handelsstadt und Festung mit 30,000e. Die Festung mit der Wohnung des Paschas von Semendria liegt auf einer Anhöhe; unter derselben an der Donau die Wasser- und Raizenstadt. Merkwürdig durch die vielen Belagerungen und Eroberun- gen der Stadt durch Türken, Österreicher oder Serbier 1442, 1456, 1493, 1522, 1688, 1690, 1717 (durch Eugen von Savoyen), 1739, 1789, 1806, 1813. Friede 1717 und 1739.— -f Semendria a. d. Donau u. Morawa, befestigt, i0,000el — Schabacz (bätsch), Festung a. d. Save, Hauptplatz bei der letzten Empörung. — passarowiy, Städtchen an der Morawa, am

3. Abt. 2 - S. 617

1830 - Hannover : Hahn
Einleitung. 617 chen, Serbier oder Raitzen, Zigeuner und Juden. Außer letzteren beiden sind die E. theils Römische Katholiken, theils P rotestanten (Lutheraner u. Reformirte) ; auch die Zahl der Grie- chen, Armenier und Unitarier oder Socinianer ist nicht ge- ring. In Hinsicht der Bildung stehen die E. den Ungarn ziemlich gleich, vielleicht noch höher. Eine Universität giebt es nicht, wohl aber zahlreiche Gymnasien, besonders unter den Deutschen, unter denen über- haupt am meisten wissenschaftliche Cultur Statt findet. Bemerkens- werth ist der zum Theil unter dem Volke verbreitete Gebrauch der La- teinischen Sprache. Siebenbürgen wurde wie Ungarn von Madjaren besetzt (die Herkunft der Szekler, die Ungarisch reden, ist nicht ganz gewiß) und gehörte auch als Provinz unter eigenen Woiwoden zu diesem Lande. Im X. Jahrh. wanderten Deutsche Colonisten ein; König Geisa rief im Xu. Jahrh. Niederländer ins Land; später folg- ten wieder Oberdeutsche. Allen sicherte der goldne Freiheitsbrief des Königs Andreas (1224) wichtige Rechte. Sie brachten die erste Cultur ins Land und gründeten die Städte, daher so viele Deutsche Städtenamen; sie waren es besonders, die sich im Xvi. Jahrh. der Reformation zuwendeten; Deutsche Sprache und Sitten haben sie bei- behalten. An den Kriegen mit den Türken nahm auch Siebenbürgen Theil. Bei dem 1526 entstandenen Kampfe um die Ungarische Krone riß sich der Woiwode Johann von Zapolya ganz von Ungarn los, u. erst 1687 konnte Kaiser Leopold I. dieses Land wieder unter seine Herrschaft bringen. Die Verfassung ist hier wie in Ungarn. Reichsstände, größtentheils aus dem Adel gewählt, beschränken die Macht des Regenten. Die höchste Behörde ist die Sieben bürgische Hofkanzlei in Wien; im Lande selbst ein Gubernium, beide zugleich die ersten verwaltenden und richterlichen Behörden und unter denselben die Obergerichte, Comitate und Stühle der drei Hauptnationen, nach denen Siebenbürgen eingetheilt ist: der Ungarn, Sachsen und Sz ekler, die sehr verschiedene Rechte und Verfassung haben. Die Kaiserin Maria Theresia erhob das Land 1765 zu einem Großfürstenthume, von dem ein Theil zur Militairgränze gehört, die aber hier nicht so getrennt von der Provinz ist, als in den ande- ren Ungarischen Ländern. I. Das Land der Ungarn mit ll Comitaten und 2distrikten, welche die größere Nw. Hälfte des Landes umfassen.- Rlausenburg am Szamos, 18,000 E. Sitz del Guberniums. Akademisches Lyceum, reformirtes und unitarisches Collegium, kathol. Gymnasium, kathol. geistl. Seminar. Tuch- weberei, Fayencefabrik. Citadelle und Bergschloß. — Rarlsburg oder Iveisienburg am Maros (marvsch), 6000 E. Festung. Sitz eines kathol. Bischofs. Kathol. Gymnasium, Sternwarte, Bibliothek. Schöner Dom in der Festung mit den Gräbern der Familie Hunyad und Rakoczy's. Prächtiges Thor mit Karl's Vl. Bildsäule. Pulvermühlen. — Zalarhna, Groß Schlarren, Oberbergamt. Wichtige Gold- und Silberbergwerke.— Samos Ujvar oder Armenierstadk am Samos, 3200 E. Großes Zucht- haus. Lederfabriken.— Ll. Schlarren, Goldenmarkr, Hauptort der Wla- Volger's Handb. d. Geograph. 2te Aust. 40

4. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 90

1835 - Hannover : Hahn
90 noch 5 Jahre in einer uneingeweihten Kapelle harren, bis der Bann gelöst und ihr in geheiligter Erde im Dome zu Speier, dem Be- gräbnißorte vieler teutschen Kaiser, endlich Ruhe wurde. Unter seinem Sohne Heinrichv. (1106 —1125) wurde über das Jnvestiturrecht noch lange und heftig gestritten, bis man endlich zu einer bessern Einsicht über das Wesen der Staats- und Kirchengewalt gelangte, und der Streit zwischen dem Kaiser und dem Papste Calixtus Ii. zu Worms (1122) dahin verglichen wurde, daß die Wahl zu Kirchen- ämtern frei und die Einsetzung in dieselben mit Ring und Stab, als Zeichen der geistlichen G ewalt, geschehen solle; dagegen sollte der Kaiser den Gewählten mit den weltlichen Gütern durch das Zeichen des Scepters belehnen. Mit Heinrich erlosch das frän- kische Kaiserhaus. Iv. Periode. Von den Zeiten Gregors Vii. bis Columbus, oder von den Kreuzzügen bis auf die Entdeckung von Amerika. 1100—1492. §. 66. Die Kreuzzüge. Es ist ein natürliches Bedürfniß des menschlichen Gemüthes, alles Große und Erhabene, wodurch es geistig bewegt wird, auch äußerlich zu ehren. Aus solchen innern Gründen geschahen schon seit den frühesten Zeiten des Christenthums Wallfahrten nach dem Lande, wo der geboren ward und lehrte, der für das Heil der Welt starb. Schon Constantin's des Großen Mutter, die heil. Helena, erbaute zu Jerusalem die Kirche des heil. Grabes. Als die Araber 637 das Land den Griechen Wegnahmen, gestatteten sie, selbst die heil. Stadt ehrend, den Christen freien Zutritt. Aber nach der Mitte des eilften Jahrhunderts eroberten die Seldsch uken, ein roher Tür- kenstamm, Syrien und Palästina, quälten die Christen und er- schwerten den Besuch der heiligen Orte. Solche Noth der Christen sah auch Peter von Amiens, der Einsiedler; er eilte mit Auf- trägen und Briefen des Patriarchen von Jerusalem an den Papst um Hilfe zurück und brachte nun, mit Vollmachten des Papstes Ur- ban Ii. versehen, durch seine feurigen Reden das ganze Abendland in Bewegung, das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen. Auf den feierlichen Kirchenversammlungen zupiacenza undclermont (1095) hefteten viele Tausende unter dem Rufe: »Gott will es« ein rothes Kreuz, als Zeichen ihrer gemeinsamen frommen Unterneh- mung, auf die rechte Schulter. Die allgemeine Begeisterung sam- melte bald ungeheure Schaaren aus Frankreich, Italien und Teutsch- land, Schon im Frühjahre 1096 eilten Viele unter Peter's und

5. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 99

1835 - Hannover : Hahn
99 abzutreten, wie Konrad verlangte, weil es wider Gesetz und Her- kommen sei, daß ein Fürst zwei zugleich besäße. Da ward Hein- rich in die Reichsacht erklärt, und mit Krieg überzogen. Konrad vor der welsischen Stadt Weinsberg. Ausbaiern vertrieben konnte sich Heinrich kaum in Sachsen halten. Konrad empfahl nach, sei- ner Rückkehr von dem 1147 unternommenen Kreuzzuge, mit Über- gehung des eigenen noch unmündigen Sohnes, seinen tapfern Vetter Friedrich I. (1152—1190), Herzog von Schwaben, seines röthlichen Bartes wegen von den Italienern Barbarossa genannt, zu seinem Nachfolger. Dieser durch Einsicht, Frömmigkeit und jeg- liche Heldentugend ausgezeichnete Kaiser herrschte ganz im Geiste und in der Weise Karls des Großen, den er sich zum Vorbilde gesetzt, und dessen Heiligsprechung er auch bewirkt hatte. Friedrich ^durch- drungen von der erhabenen Idee eines christlichen Kaisers, wollte diese auch durch die That wirklich machen. Nachdem er darum auf einem feierlichen Reichstage zu Merseburg einen Thronstreit zwischen dänischen Königen entschieden hatte, suchte er den alten Streit der Hohenstaufen und Welfen auszugleichen, indem er Heinrich dem Löwen, dem Sohne des geächteten Heinrich, das Herzogthum Bai ern zurückgab. Doch ward.,davon die Ostmark getrennt, und zu einem eignen Herzogthum, Astreich, mit vielen Vorrechten erhoben. Dann zog er nach Italien, um dort das tief- gesunkene kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. In einer großen Versammlung der Vasallen des Reichs auf den ronkalischen Ebenen ließ er durch Rechtsgelehrte die kaiserlichen Rechte oder Re- galien untersuchen, und züchtigte mit Gewalt die Widerspenstigen. Aber die Unzufriedenheit der Italiener machte wiederholte Züge nach Italien, nothwendig. Vorzüglich reizte das mächtige Mailand durch Ubermuth und Gewaltthat an den kaiserlich gesinnten Städten Friedrichs Zorn. Er umschloß es mit einem gewaltigen Heere, gelobend, nicht eher wieder die Krone aufzusetzen, bis er die Stadt gezüchtigt hätte. Endlich ward Mailand erstürmt und fast gänz- lich zerstört (1162). Aber nach Friedrichs Abzüge vereinigten sich die meisten lombardischen Städte, erbittert über den Druck der kai- serlichen Vögte, zu einem großen Bunde, dessen Seele der von Fried- rich nicht anerkannte Papst Alexander Iii. war. Friedrich kam nur mit geringer Heeresmacht, weil Heinrich der Löwe trotz des Kaisers Bitten und Fußfall die Heeresfolge verweigert hatte, nach Italien und wurde bei Legnano (1176) so geschlagen, daß er den Italienern einen Waffenstillstand gewähren mußte, der dann zu Eon stanz (1183) in einen Frieden sich verwandelte, in welchem den lombardischen Städten viele Freiheiten eingeräumt wurden. , Das Unglück von Legnano schrieb Friedrich besonders Heinrich dem Löwen zu. Dieser, seines iibermuthes wegen ohnehin den übrigen Fürsten verhaßt, ward darum zur Verantwor- tung vorgeladen, und als er nach wiederholter Mahnung nicht

6. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 86

1835 - Hannover : Hahn
86 höheren Staatsbeamten, wie Herzogen u. s. w., ein hoher Adel, dessen Macht den größten Einfluß auf die Verwaltung des Reiches übte und den Königen selbst gefährlich wurde. Ja jene mußten nach und nach wahre Landesfürsten werden, da sie von ihren großen Lehnsgütern wieder an kleinere Besitzer vergaben, um diese zu beson- derer Treue und Dienstleistung gegen sich zu verbinden, und dadurch ihre Macht zu erhöhen (Afterlehen, Afterlehnsleute). Diese standen darum nur mittelbar unter dem Kaiser. Doch erwehrten sich viele kleinere Gutsbesitzer, bald auch die Bürger vieler Städte, solcher drückenden Verhältnisse und bildeten die sogenannte unmit- telbare Reichsritterschaft und freien Städte. So begann Teutfchland in eine Vielherrschaft zu zerfallen, welche der Einheit und Kraft des Ganzen sehr nachtheilig ward. Und doch wäre diese nie nöthiger gewesen als um diese Zeit, da Teutfchland von allen Seiten von Feinden angefallen und schrecklich verwüstet wurde. So beson- ders von den Ungarn oder Magyaren, welche, ein kühnes und wildes Reutervolk, das aus Asien gekommen, von ihren heutigen Wohnsitzen aus alljährlich verheerende Raubzüge in die benachbarten Länder unter- nahmen; und von den Normannen, welche auf ihren flachen, zahl- losen Kähnen den Rhein herauf bis Koblenz vordrangen. Aus Teutfchland schlug sie zwar Arnulf (großersieg bei Löwen 891), und aus England Alfred der Große (ch 901) zurück. Aber in Frankreich mußte man ihnen eine der schönsten Provinzen, die von ihnen genannte Normandie, abtreten (Rollo 911), welche ihre Herzoge als ein Lehen von Frankreich beherrschten. Einer derselben, Wilhelm der Eroberer, ging nach England hinüber und wurde durch die blutige Schlacht bei Hastings 1066 Herr des Landes. Da seine Nachfolger als Herzoge der Normandie zugleich Vasallen der Könige von Frankreich waren, so entstanden aus solchem Ver- hältnisse durch das ganze Mittelalter hindurch zwischen Frankreich und England langwierige und heftige Kämpfe. (Das Mädchen von Orleans, Jeanne d'a r c, 1429 zur Zeit des Königes Karl Vii.). Erst 1558 verloren die Engländer mit Calais ihre letzte Besitzung in Frankreich. Auch in Unteritalien hatten sich normännische Schaaren niedergelassen, und dort, wie in Sicilien, seit 1050, ein blühendes Königreich gestiftet. 8- 64. Die sächsischen Kaiser. 918 — 1024. Nach dem Ausgange der Karolinger (911) wählten die Teut- schen, der alten Sitte eingedenk, Konrad I. (911—918), einen frän- kischen Grafen, zum Könige. Von dieser Zeit an war Teutfchland ein Wahlreich, was viel zur Zersplitterung desselben beitrug, obgleich man gern bei einer

7. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 91

1835 - Hannover : Hahn
91 Anderer Anführung voraus, bezeichneten ihren Zug durch blutige Verfolgungen der verhaßten Juden, kamen aber selbst größtentheils um. Das Hauptheer unter Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen; seinem Bruder Balduin, Grafen von Flan- dern ; Robert, Herzog der Normandie; Raimund, Grafen von Tou- louse; Boemund, Fürsten von Tarent; Tancred, seinem ritter- lichen Neffen, und vielen anderen Helden, kam im Spätjahre 1096 in Constantinopel an. Doch fehlte Einheit und Plan beim ganzen Unternehmen. Darum kamen von dem Ungeheuern Heere, wohl gegen 300.000 Mann stark, nach unsäglichen Mühen und Leiden, und un- ter beständigen Kämpfen mit den Türken in Kleinasien kaum 30.000 streitbare Männer am 6. Juni 1099 in der Nahe Je- rusalems an. Als das Heer die heil. Stadt erblickte, sielen Alle auf die Kniee, küßten den Boden und weinten Thränen des Dankes und der Freude. Nach einer mühevollen Belagerung ward endlich, 15. Juli 1099, im blutigen Kampfe die heil. Stadt erstürmt. Der fromme Gottfried, der unter den Ersten die Mauer erstiegen, ward nun zum Könige von Jerusalem gewählt; aber er wollte da keine Königskrone tragen, wo der Erlöser die Dornenkrone trug, und nannte sich nur Schutzherr des heil. Grabes. Erst als Gott- fried 1100 starb, nahm sein Bruder und Nachfolger Balduin den Titel eines Königs an. Aber das neue Reich, das sich längs des Mittelmeeres von Antiochia bis gegen Ägypten hin erstreckte, konnte sich bei der wachsenden Macht der Sarazenen nur durch neue Züge und Verstärkungen, die von jetzt an von Zeit zu Zeit aus Europa herbeikamen, erhalten. So brachen 1147, vorzüglich durch den heil. Bernhard von Clairvaur bewogen, der teutschekai- ser Konrad Iii. und der französische König Ludwig Vii. dahin auf. Allein die alten Ursachen, Verrätherei der Griechen, Unbekannt- schaft mit Ort und Klima, Angriffe der immer zahlreicher werden- den Türken, Uneinigkeit und Eifersucht der Christen untereinander vereitelten auch den glücklichen Erfolg dieses Kreuzzuges. Darum gelang es dem tapferst und edelmüthigen Sultan von Ägypten, Sa- ladin, nach einem blutigen Siege über die Christen bei Liberias, die heil. Stadt zu erobern (1187). Mit Schrecken und Unmuth erfüllte die Kunde hievon das Abendland. Da unternahmen sogleich der teutsche Kaiser Friedrich I. und die Könige Richard Löwen- herz von England und Philipp August von Frankreich den drit- ten großen Kreuzzug. Wohlgeordnet und siegreich drang das teut- sche Heer, unter dem allein über 20,000 Ritter waren, in Kleinasien vor.^ Aber in Syrien starb der greise Friedrich plötzlich durch Erkältung in einem Flusse (1190); da schwand mit dem Haupte des Ganzen auch die Einigkeit der Glieder. Große Noth kam über die Pilger, die sich meist zerstreuten; den Rest führte des großen Kaisers edler Sohn, der Herzog Friedrich von Schwaben, vor Ptolemais oder Akko, wo sich die Franzosen und Engländer, die zur See an-

8. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 92

1835 - Hannover : Hahn
S2 kamen, mit ihnen vereinigten. In glorreichen Kämpfen zeigte sich hier der ritterliche Geist der Franken (so hießen im Morgenlande alle Abendländer) in glänzendem Lichte, vor Allen des Königs Richard Löwen Herz, dem sein würdiger Gegner Sala di n an Großmuthe, Frömmigkeit und ritterlicher Tapferkeit nicht nachstand. Aber Eifer- sucht und Zwist zwischen Franzosen, Engländern und Teutschen ver- eitelten auch hier einen bessern Erfolg Der König Philipp kehrte zurück und betrug sich feindlich gegen Richard's Staaten. Da schloß dieser Waffenstillstand mit Sa ladin und eilte zur Verteidi- gung nach Europa zurück (1192), ward aber in Ostreich von dem Herzoge Leopold, den er gekränkt hatte, gefangen genommen, und an mehren Orten Teutschlands in langer Haft gehalten. Die Er- oberung von Ptolemais und die Behauptung einiger Küstenstriche waren die einzigen Früchte dieses dritten Kreuzzuges. Ebenso blieb auch der vierte große Zug ohne Erfolg, indem das Kreuzheer, das sich in Venedig sammelte, vorerst in Constanti- nopel einem abgesetzten Kaiser wieder auf den Thron verhalf. Als dieser aber den versprochenen Lohn nicht bezahlte, nahmen die Kreuz- ritter Eonstantinopel für sich in Besitz und errichteten dort ein lateinisches oder fränki sch es Kaiserthum (1204), das aber 1261 durch innere Zerrüttung an die Griechen wieder verloren ging. , Erfolgreicher war der Kreuzzug, den der große teutsche Kaiser Friedrich Ii., obgleich vom Kirchenbann gedrückt, 122u unternahm. Er brachte durch Vertrag Jerusalem und die heil. Orte wieder in die Hände der Christen, und nannte sich König von Jerusa- lem. Dieser Titel verblieb von nun an den teutschen Kaisern, ob- gleich Jerusalem schon 1244 wieder an die Sarazenen kam. p Der letzte Kreuzzug ward von dem ritterlichen und frommen Kö- nige Ludwig Ix. oder Heiligen von Frankreich 1248 unternom- men. Er wollte vorerst Ägypten erobern, um das Unternehmen zu sichern; ward aber in dem durchschnittenen Lande irre geführt, ge- schlagen und gefangen. Als er sich gelöset, starb er später auf einem Zuge gegen Tunis (1270). In Palästina selbst sielen die christ- lichen Besitzungen nach einander in die Hände der Sarazenen zurück, am letzten Ptolemais (1291). 8- 67. Folgen der Kreuzzüge. Die Kreuzzüge hatten für die europäischen Völker die wichtigsten Folgen und waren überhaupt ein treffliches Bildungsmittel der Vor- sehung. Der Kreis der Kenntnisse und Erfahrungen ward durch die Verbindung so vieler Völker zu gemeinschaftlichen Unternehmungen in fernen, ihnen fast unbekannten Ländern außerordentlich vermehrt; Handel, Künste und Wissenschaften nahmen durch das so vielfach aufgeregte Leben einen unerwarteten Aufschwung, und wurden beson-

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 134

1835 - Hannover : Hahn
134 zu gewinnen und verbanden sich gegen ihn. So entstand der soge- nannte nordische Krieg (1700--—1721). Aber man hatte sich in der Heldenkraft des Jünglings gar sehr verrechnet. Denn kaum hatte dieser von dem feindseligen Bunde Nachricht erhalten, so schiffte er kühn nach Seeland hinüber, zwang den König von Dänemark zum Frieden von Travendahl (18. Aug. 1700) und zog dann gegen die Russen, die bereits in Jngermannland eingefallen waren, und gegen 80,000 Mann stark Narwa belagerten. Karl griff ohne Verzug mit 8000 Mann die Russen an, schlug und zerstäubte die noch schlecht disciplinirten Haufen (30. Nov. 1700). Ohne diesen glänzenden Sieg gegen den fast wehrlosen Peter zu benutzen, wandte sich jetzt Karl gegen den König August in Polen, der nach wieder- holten Niederlagen nach Sachsen entfliehen mußte. Auch dorthin folgte ihm Karl, und nöthigte ihn zum Frieden von Altranstädt (25. Sept. 1706), in welchem August auf die Krone von Polen verzichten mußte. Die Polen hatten bereits 1764 nach dem Wunsche Karls, den Woywoden Stanislaus Lesczinsky zum Könige gewählt. Unterdessen hatte Peter Jngermannland erobert, und an der Mündung der Newa eine neue Hauptstadt seines Reiches, das präch- tige Petersburg, gegründet (1703). Vergeblich suchte er von Karl den Frieden zu erhalten. In Moskau wollten sie weiter davon reden, antwortete dieser, und drang, indem er 1707 endlich Sachsen verließ, bereits siegreich in Rußland vor. Aber zu seinem Unglück ließ er sich von dem Kosaken-Hetmann Mazeppa bereden, nach der Ukraine sich zu wenden. Hier litt Karl bald an allem Rö- thigen den größten Mangel und ward von den weit überlegenen Russen bei Pultawa (8. Juli 1709), ungeachtet der angestreng- testen Tapferkeit der Scinigen, bis zur Zernichtung geschlagen. Er entfloh zu den Türken, die er nun zum Kriege gegen Rußland auf- reizte (1710). Peter wurde auch wirklich mit seinem ganzen Heere am Pruth von den Türken so eingeschlossen, daß Untergang oder Gefangennehmung unvermeidlich schien. Da ließ sich der geizige Großwcssir bestechen, und gewährte dem Zaar einen unerwartet gün- stigen Frieden. Vergeblich suchte Karl in Bender die Türken zur Erneuerung des Krieges aufzureizen. Sie behandelten ihn zwar mit der größten Achtung, wurden aber endlich doch des trotzigen und kostspieligen Gastes müde, und wollten ihn zwingen, ihr Land zu verlassen. Da widcrsetzte sich Karl mit seinen wenigen Begleitern in seinem Hause bei Bender einer ganzen türkischen Armee, und konnte nur mit Mühe gefangen werden (1713). Die Türken, solchen Muth hochehrend, brachten" den Gefangenen in die Gegend von Adrianopel. Während Karl in der Türkei weilte, hatten seine Feinde, zu denen sich auch Preußen gesellte, sämmtlich die Waffen wieder ergriffen und die meisten Besitzungen der Schweden diesseits der Pstsee erobert. Dies bewog endlich den starrsinnigen König zur

10. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 145

1888 - Habelschwerdt : Franke
Kabul waren. Das Kalifat sank vollends zum Schalten herab, als dem Anführer der türkischen Leibwache unter dem Namen Emir al Omra die höchste Zivil- und Militärgewalt gegeben wurde. Die Seldschnken. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurden die Seldschuken in das Kalifenreich gerufen, ein türkischer Stamm, den Seldschuk um das Jahr 1000 geeint und zum Islam bekehrt hatte. Seldschuks Nachfolger errangen bald die Würde des Emir al Omra und eroberten binnen 40 Jahren fast das ganze Reich. Den Fatimiden wurde Syrien und Palästina mit Jerusalem entrissen; Konstantinopel ward bedroht. Indes das Seldschnkenreich zerfiel eben so schnell in mehrere Herrschaften, i von denen das Reich von Jkonium das bedeutendste wurde. ,/' 2. Ursachen der Kreuzzüge. Als die Kämpfe zwischen Kaiser und Papst in Deutschland die Geister zu ermüden begannen, wurden die Interessen des Abendlandes durch die Ereignisse im Orient in Anspruch genommen. Der griechische Kaiser Alexius hatte die Hilfe des Abeudlaudes gegen den Islam angerufen, und Gregor Vii. hatte schon den Gedanken gefaßt, die Türken über den Enphrat zurückzuwerfen. Seinem zweiten Nachfolger Urban Ii. war es beschieden, diese Idee unter günstigeren Umständen auszuführen. A. Hauptursachen. a) Der tiefreligiöse Sinn der damaligen Christenheit. Seit Konstantins Zeiten war Jerusalem das Ziel der christlichen Wallfahrten, die von den Arabern geduldet, von den Türken aber hart unterdrückt wurden. b) Die Abenteuerlust des lebensfrischen Geschlechts, besonders der wanderlustigen Normannen, fand keine hinreichende Befriedigung mehr, seitdem geordnete Staatsverhältnisse im Abendlande eingetreten waren. B. Mitwirkende Umstände. a) Durch die Teilnahme am Kreuzzuge glaubte mancher Ritter, der in gewaltthätig er Zeit Sündenschuld auf sich gehäuft hatte, dieselbe abbüßen zu können. b) Jedem Hörigen, der am Zuge teilnahm, wurde die Freiheit, jedem Verschuldeten Erlaß der Schulden verheißen. c) Die erfolgreichen Kämpfe der christlichen Ritter gegen die Araber-aus der pyrenäischen Halbinsel gaben den Christen ein anregendes Beispiel. (I) Das Abendland, welches damals an Übervölkerung litt, hatte das Bedürfnis, im reichen Orient Kolonieen zu gründen.
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