100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
Der dreißigjährige Krieg.
151
zeichnet und am 24. Oktober als der „westfälische Friede" bekannt 1648
gemacht. Die Nachricht von diesem Frieden erregte in ganz Deutschland
allgemeinen Jubel. Paul Gerhard gab demselben Ausdruck in den
Worten:
Gottlob! nun ist erschollen Wohlauf und nimm nun wieder
das edle Fried- und Freudenwort. dein Saitenspiel hervor,
daß nunmehr ruhen sollen o Deutschland, und sing' Lieder
die Spieß' und Schwerter und ihr Mord, im hohen, vollen Chor!
In dem westfälischen Frieden verlor Deutschland seine schönsten
Grenzländer an die Fremden.
Frankreich erhielt Metz. Toul und Verdun, sowie das Ober- und
Unterelsaß, ausgenommen die freien Städte Straß bürg u. a.
Schweden beanspruchte ganz Pommern, mußte aber dem großen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der seinem
Vater Georg Wilhelm 1640 gefolgt war, wenigstens Hinterpommern
lassen; dagegen erhielt es Vorpommern mit den Inseln Rügen, Use-
dom, Wollin und die Stadt Stettin und als Entschädigung für Hinter-
pommern Wismar und die Stifter Bremen (die Stadt Bremen ward
freie Reichsstadt) und Verden. Außerdem erhielt es 15 Mill. Mark
Entschädigung für die Kriegskosten.
Brandenburg erhielt Hinterpommern, für Vorpommern aber
Magdeburg. Halberstadt. Minden und Kam min.
Hessen-Kassel bekam Hersfeld und Rinteln,
Mecklenburg für Wismar Schwerin und Ratzeburg.
Bayern wurde die Oberpfalz und die Kurwürde zugesprochen;
der Sohn Friedrichs V.. welcher letzterer bereits gestorben war, erhielt
die Unterpsalz und die neu errichtete achte Kurwürde.
Die Niederlande und die Schweiz wurden als selbständige
Staaten anerkannt. Alle deutschen Fürsten erhielten „Landeshoheit" und
wurden dadurch fast unabhängig vom Kaiser. Hinsichtlich der Religion
ging man auf den Augsburger Religionssrieden zurück; doch ward dieser
jetzt auch auf die Reformierten ausgedehnt. Das Restitutionsedikt ward
aufgehoben; den Protestanten wurden alle Güter, welche ste vor 1624
besessen hatten, sowie gleiche Rechte mit den Kotholiken zuerkannt.
o. Folgen des Krieges. Dieser Frieden beschloß den furchtbarsten
Krieg, den die Welt je gesehen hat. Ganz Deutschland war durch die
schrecklichen Heere der Söldner bis in die entferntesten Winkel verwüstet.
Die Fürsten hatten noch kein stehendes Heer, sie waren auf Söldner an-
gewiesen. Da aber im 30 jährigen Kriege die Fürsten den hohen Sold
für die großen Heere nicht aufbringen konnten, kam man auf den schreck-
lichen Gedanken: „Der Krieg muß den Krieg ernähren." Jetzt schwand
der letzte Rest edler Landsknechtssitte; allerlei Gesindel strömte zusammen,
das nicht für die Religion, sondern um Sold und Beute kämpfte, während
des Krieges mehrmals den Herrn wechselte und immer dahin lief, wo
die größte Beute winkte. Je länger der Krieg währte und je unregel-
mäßiger der Sold einging, desto mehr sahen sich die Heere aufs Plündern,
„aufs Parteigehen", angewiesen. Wo ein Heer das Lager aufschlug, da
ward alles weit und breit zur Wüste. Gegen den Schluß des Krieges
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Extrahierte Personennamen: Metz Friedrich_Wilhelm_von_Brandenburg Friedrich Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Verdun Schweden Pommern Hinterpommern Wollin Stettin Bremen Brandenburg Hinterpommern Magdeburg Halberstadt Hessen-Kassel Rinteln Wismar_Schwerin Ratzeburg Friedrichs Deutschland
52
Mittlere Geschichte.
Befreiung des heiligen Grabes aus unter einem Kriegsherrn, „dem das Brot nimmer
ausgeht, bei dem der Sieg gewiß, der Lohn ewig, der Tod ein Märtyrertod ist."
Als er geendet, erscholl aus tausend Kehlen der Ruf: „Gott will es! Gott will es!"
Da erhob sich der Papst noch einmal. „Dies Wort," rief er, „möge euer Feldgeschrei
sein, das Kreuz aber das Zeichen zur Kraft und zur Demut. Der Fluch des heiligen
Stuhles soll jeden treffen, der sich unterfängt, das heilige Unternehmen zu bindern,
sein Beistand hingegen im Namen des Herrn eure Bahn ebnen und euch geleiten auf
allen euren Wegen!" Dazu verkündete der Papst jedem Teilnehmer am Zuge voll-
ständige Sündenvergebung; keinem Herrn solle gestattet sein, seine Untergebenen an
der Teilnahme zu hindern; die Mitziehenden sollten während der Dauer des Zuges
von der Verpflichtung, ihre Schulden 311 bezahlen, befreit sein.
Die Teilnehmer dieser Versammlung trugen die Begeisterung in ihre
Heimat. Die Bewegung ergriff zunächst Frankreich, dann die lothringische
Ritterschaft und endlich die Normannen in England und Süditalien.
(Deutschland wurde wegen des Streites zwischen Kaiser und Papst davon
fast gar nicht berührt.) Nicht bloß Ritter und Edle, auch dienstbare Leute
entschlossen sich zum Zuge; denn diese konnten nach des Papstes Wort
dadurch die Freiheit erlangen. Viele lockte die Lust an Abenteuern,
andere die Hoffnung auf große Schätze. Die Männer verließen ihre
Frauen, der Vater den Sohn, der Sohn den Vater, und es gab kein
Band des Herzens, welches die allgemeine Begeisterung zu zügeln ver-
mochte; ja, sogar Mönche ließen sich durch die Fesseln, die sie sich dem
Herrn zuliebe freiwillig angelegt hatten, nicht in ihren Klöstern zurück-
halten. Von allen Orten berichtete man über Wundererscheinun gen,
welche zum Kreuzzuge aufzufordern schienen. Es ward sogar erzählt und
geglaubt, Kaiser Karl sei der Gruft entstiegen, um selbst sein Volk gegen
die Ungläubigen zu führen. Eine damals ausbrechende Seuche, das
heilige Feuer genannt, erklärte man schon als göttliche Strafe der
Zögerung.
d. Erfolglose Versuche. Und wirklich dauerte vielen die zum Auf-
bruch bestimmte Zeit — nach der Ernte — schon zu lange. Bereits im
Anfange des Frühlings sammelte Peter von Amiens ein Heer. Es
fanden sich entlaufene Knechte, Handwerker, welche keine Lust zur
Arbeit hatten, Schuldner, die ihrer Schuld, Diebe, die der Haft ent-
laufen wollten. Zu Tausenden strömten sie herbei. Ohne gehörige Waffen
und Kleidung, ohne Lebensmittel und Geld, singen sie schon in christ-
lichen Ländern an zu plündern. Schrecken ging vor ihnen her. Der
Kaiser von Konstantinopel ließ sie gern übersetzen, um sie nur los zu
werden. Peter blieb vorsichtigerweise in Konstantinopel. Die übrigen
fanden bis auf einige Entflohene in Kleinasien ihr Grab.
Diesem Zuge folgte noch in demselben Sommer ein zweiter und
dritter, deren Teilnehmer in Ungarn erschlagen wurden; der folgende war
der schlimmste von allen. Es waren Räuber und Landstreicher der ärgsten
Art; aber alle Sünden waren ihnen ja vergeben, die vergangenen und
die zukünftigen. Sie begannen mit der Bekämpfung der Ungläubigen,
namentlich der Juden, schon im Abendlande. In Ungarn erfolgte ein
allgemeines Aufgebot, um dieses Gesindel fernzuhalten; hier fanden auch
alle ihr Grab.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Deutschland Konstantinopel Konstantinopel Kleinasien Ungarn Ungarn
Mittelalterliche Zustände.
69
geführt hatte, unter seinem hochherzigen Sohne Friedrich vo n Schwaben
die Stadt Akkon belagerte, erschien dort auch der Marianische1 Brüder-
verein und übernahm die Pflege der deutschen Kranken. Der Eifer
dieser Brüder bestimmte Friedrich von Schwaben, den Verein zu einem
deutschen Ritterorden zu erheben. (1190.) Die Ordensbrüder
mußten Deutsche sein; ihre Kleidung war ein weißer Mantel mit schwarzem
Kreuze. Der Orden wurde vom Papste bestätigt und ließ sich in Akkon
nieder; später ging er nach Venedig und dann nach Preußen. (S. den
dritten Teil.)
Mit dem Verfall der edlen Ritterzeit artete die Kleidung in das Geschmacklose
und Unnatürliche aus. Die Frauen trugen so hohe Hauben, daß sie durch keine
Thür gehen konnten, ohne sich zu bücken, dazu Schleppen von drei bis vier Ellen.
Männer und Frauen hängten Schellen an den Gürtel. „Wo die Herren sein, da
klingen die Schellen," sagt eine alte Chronik. Schnabelschuhe dienten zum Unter-
schiede der Stände: die Schnäbel durften bei Adeligen zwei Fuß,2 bei reichen Bürger-
lichen einen, bei gewöhnlichen Leuten einen halben Fuß lang sein. Sie waren ent-
weder schlaff und wurden mit einem Kettchen am Knie oder am Gürtel in die Höhe
gehalten, oder sie waren steif ausgestopft und standen in die Höhe. In der Schlacht
bei Sempach (1386) gegen die Schweizer trugen die östreichischen Herren so lange
Schnäbel, daß sie dieselben, als sie genötigt waren, abzusteigen und zu Fuße zu kämpfen,
erst abhauen mußten. „Man hätte damit gefüllt einen Wagen!" sagt die Chronik.
2) Mürger und Mauern.
Ursprünglich hatten die Deutschen eine große Abneigung gegen die
Städte. In unsicheren Kriegszeiten lernten aber die Ein- und Um-
wohner einer Stadt deren Wert schätzen; denn alle Städte waren mit
Mauern oder mit Pfahlwerk umgeben und glichen so einer Burg, wes-
halb ihre Einwohner Bürger hießen. Landbewohner siedelten sich als
Pfahlbürger außerhalb des Pfahlwerks in den Vorstädten an; selbst
Adlige ließen ihre Güter verwalten und zogen der Sicherheit oder des
angenehmen Lebens halber in die Stadt. Auf Handel und Gewerbe,
die beiden Hauptbeschäftigungen der Stadtbewohner, hatten die Kreuzzüge
einen vorteilhaften Einfluß geübt. Die Europäer lernten auf ihren Zügen
von Griechen und Arabern manche Verbesserung der Gewerbe kennen,
die sogleich eingeführt wurde. Nach damaliger Sitte bildeten die Ge-
werbetreibenden Zünfte, Gilden oder Innungen, die bis in die neueste
Zeit bestanden haben. — Ihre Blüte verdankten die Städte hauptsächlich
dem Handel. Die italienischen Städte Venedig, Genua, Pisa
und Am alfi hatten die Kreuzfahrer mit ihren Schiffen treu unterstützt;
sie hatten aber auch an der Eroberung Palästinas großes Interesse:
neue Handelsverbindungen wurden angeknüpft, die Waren des Ostens
kamen nach Europa. Von Italien aus gingen diese über die Alpen,
besonders über den Brenner, und verbreiteten sich auf Landstraßen und
Flüssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde,
ging vereint mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseeländern.
Durch diesen Zwischenhandel blühten im Süden die Städte: Augsburg,
Regensburg, Nürnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz; im
1 Nach der Jungfrau Maria genannt. 2 Daher kommt der Ausdruck „aus
großem Fuße leben."
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Akkon Venedig Gürtel Sempach Genua Europa Italien Deutschland Augsburg Regensburg Nürnberg Worms Frankfurt Mainz
Rudolf von Habsburg.
85
Freund, aller Welt Feind!" Mehrmals mußte Rudolf das Reichsheer
gegen ihn aufbieten; da unterwarf er sich, gab die eingezogenen Länder
wieder heraus, und Schwaben ward wieder ein unmittelbares Reichsland.
Schon vorher hatte Rudolf den mit Ottokar verbündeten Herzog von
Bayern zur Unterwerfung gebracht.
Mit gleichem Eifer sorgte Rudolf für eine bessere Handhabung der
Rechtspflege und für Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicher-
heit. Er durchzog das Reich, saß oft persönlich zu Gericht und gewährte
jedermann Gehör. „Denn", pflegte er zu sagen, „ich bin wahrlich nicht
König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen!" Er ließ
Grafen, Ritter und Städte den Landfrieden beschwören und bestrafte die
Übertreter streng. Auf einem Zuge nach Thüringen ließ er 66 Raub-
burgen abbrechen und in Erfurt in seiner Gegenwart 29 adelige Raub-
ritter hinrichten.
d. Rudolfs Tod; seine Persönlichkeit. Rudolf wollte gern seinem
Sohne Albrecht, der ihm allein von vier Söhnen geblieben war, die
Krone hinterlassen. Aber die deutschen Fürsten fürchteten die schnell
wachsende Größe des habsburgischen Hauses und wichen seinen Anträgen
aus. Verstimmt über diese Undankbarkeit verließ Rudolf den Reichstag zu
Frankfurt und gintz nach Straßburg. Er war schon 73 Jahre alt und
seit einem Jahre immer kränklich. Als er die Nähe des Todes fühlte,
rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, an der Begräbnisstätte der
Kaiser, wollte er sein Ende erwarten. Aber er kam nur bis Germers-
heim in der bayrischen Pfalz, dort starb er, 1291; im Dome zu
Speier liegt er begraben.
Tapferkeit, Einfachheit, Freundlichkeit und Gerechtigkeitsliebe sind
die Tugenden, durch welche Rudolf sich ein dankbares Andenken gesichert
hat. Er teilte alle Gefahren und Entbehrungen mit seinen Rittern.
Als einst seinem Heere die Zufuhr abgeschnitten war, zog er eine Rübe
aus dem Acker, schabte sie und verzehrte sie mit den Worten: „So
lange wir die noch haben, laßt uns zufrieden sein." Sein sehnlichster
Wunsch war, ein Heer von 40 000 Deutschen zu Fuß und 4000 zu
Pferde zu haben; damit getraute er sich gegen die ganze Welt auszu-
ziehen. In Speise und Trank war er stets'mäßig; im Felde schämte er
sich nicht, sein graues Wams selber zu flicken. An der Kleidung erkannte
niemand den König. Sein freundliches, volkstümliches Wesen erweckte
bei jedermann Zutrauen; stets war er heiter und voll guter Laune.
Viele Anekdoten wußte das Volk von ihm zu erzählen, die uns teilweise
aufbewahrt sind. (Die Bäckersfrau; die lange Nase; der diebische Wirt.)
Seine Gerechtigkeitsliebe war sogar zum Sprichworte geworden, so daß
man lange nachher von einem weniger gewissenhaften Herrscher sagte:
„Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht."
6. Die nächsten Nachfolger Rudolfs. Nach Rudolfs Tode wählten
die Fürsten Adolf von Nassau (1292—1298) zum Könige. Wegen
seiner großen Ländergier und Grausamkeit setzten sie ihn aber schon nach
sechs Jahren wieder ab und machten nun Rudolfs I. Sohn, Albrecht 1.
(1298— 1308), zum Könige. Auch er strebte nach Vergrößerung seiner
Hausmacht; unter ihm fingen die Schweizer an, sich vom Reiche loszu-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf_für Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf Albrecht Albrecht Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolfs Rudolfs Rudolfs Adolf Rudolfs_I. Albrecht_1. Albrecht
232 Die Neuzeit.
mehr!" worauf Ziethen erwiderte: „Er streitet dennoch für uns und läßt uns nimmer sinken!" Nach einigen Tagen wurden die Russen dadurch von einem neuen Einbruch in die Mark abgehalten, daß es den Preußen gelang, ihnen die Vorräte wegzunehmen. „Er hat doch recht gehabt," sagte Friedrich zu Ziethen, „sein Verbündeter hat Wort gehalten." Großen Trost und immer neue Hoffnung schöpfte der König aus der Opferfreudigst seines Volkes. Ein siebzigjähriger Schäfer im Halberstädtischen rühmte sich, sechs Söhne bei der Fahne zu haben; als er auch noch den siebenten und letzten hergeben sollte, fragte er den Werbeoffizier: „Herr Hauptmann, sag Er mir ehrlich: brennt's dem König wirklich aus dem Nagel?" - „Ja." - „Nun, dann nehme Er ihn hin!" — (Vergl. Die braven Markaner!)
f. Ende; Friede. Friedrich durfte 1761 kaum noch eine offene Feldschlacht wagen, sondern bezog in Schlesien ein verschanztes Lager, in welchem der Feind ihn nicht anzugreifen wagte. Er konnte aber nicht verhindern, daß die Festung Schweidnitz von den Österreichern und Kolb erg von den Russen erobert wurde. So war halb Schlesien und halb Pommern verloren; der Krieg zog sich immer mehr nach dem Herzen des Landes hin. Trotz seiner Ausdauer und Tapferkeit hätte Friedrich unterliegen müssen, wenn nicht der Herr aller Heerscharen ihn vor dem Untergange bewahrt hätte.
Die Kaiserin von Rußland, Friedrichs Feindin, starb: da zogen sich die Russen vom Kampfe zurück; ihnen folgten die Schweden und bald auch die Franzosen. Friedrich eroberte das wichtige Schweidnitz wieder, und sein Bruder Heinrich, von dem der König sagte, daß derselbe allein während des ganzen Krieges keinen Fehler gemacht habe, schlug die Österreicher und die Reichsarmee bei Freiberg in Sachsen' Es war die letzte Schlacht dieses Krieges. Maria Theresia getraute sich nicht, allein den Kampf mit dem Heldenkönige aufzunehmen, und 1763 war deshalb zum Frieden bereit, der auf dem sächsischen Jagdschlösse Hubertsburg zustande kam. Preußen erhielt alles zurück, was es vor dem Kriege besessen hatte. Sieggekrönt kehrte Friedrich der Große in seine Hauptstadt zurück.
Die Berliner wollten ihm bei seiner Rückkehr einen festlichen Empfang bereiten. Er liebte aber den Prunk nicht und traf erst spät abends in der Hauptstadt ein. Wenige Tage nachher begab er sich nach Charlottenburg. In die Kapelle des dortigen Schlosses bestellte er seine Musiker und Sänger und befahl, das Lied: „Herr Gott, dich loben wir" anzustimmen. Man erwartete den ganzen Hofstaat und wunderte sich nicht wenig, als der große König ganz allein eintrat, Platz nahm und der Musik zum Anfangen winkte. Als dann der Gesang zum Himmel tönte, senkte Friedrich das Haupt und brach in Thränen aus.
Friedrich hatte sein Land mit kaum mehr als 5 Millionen Einwohnern fast gegen das ganze verbündete Europa, gegen 60 Millionen, siegreich verteidigt und Deutschland vor dem abermaligen Abreißen von Ländergebieten (Preußen, Pommern und den Rheinlanden) bewahrt. Für die evangelischen ^ewohner Deutschlands war sein Sieg
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Kolb Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_der_Große Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Friedrichs Schweden Schweidnitz Freiberg Sachsen Hubertsburg Charlottenburg Europa Deutschland Pommern Rheinlanden Deutschlands
18 Das Altertum.
die Hand und ließ sich von ihr durch ein Leben voller Arbeit und Gefahren, aber auch voller Ruhm bei Göttern und Menschen geleiten Auf ihren Rat _ fragte er das delphische Orakel um Rat, was er zu thun habe. Dieses wies ihn an Eurystheus, den König von Mycenä, der ihm zwölf schwere Arbeiten auferlegte.
Die wichtigsten derselben sind folgende: 1) Im Walde bei Nemea hauste _ ein ungeheurer Löwe; Herkules schoß seine Pfeile auf ihn; aber sie prallten an dem undurchdringlichen Felle ab. Da schlug er ihn mit einer Keule zu Boden und erstickte ihn dann. 2) Er tötete ein schlangenartiges Ungeheuer bei Lernä in Argolis. So oft er von den 100 Köpfen desselben einen abhieb, wuchsen deren zwei wieder. Da hielt er einen Feuerbrand auf den abgehauenen Stumpf, und so gelang es ihm, das Ungeheuer zu töten. 3) Darauf reinigte Herkules den Stall des Königs Augias in Elis. Dieser Stall hatte 3000 Rinder 30 Jahre lang beherbergt und war in dieser Zeit nicht gereinigt. Herkules leitete durch die Wand desselben einen Fluß und vollbrachte so die Reinigung in einem Tage. 4) Darauf sollte Herkules dem Eurystheus die goldenen Äpfel der Hesperiden holen, die im fernen Westen auf einem Wunderbaume wuchsen und von einem hundertköpfigen Drachen bewacht wurden. Nach einer mühseligen und gefahrvollen Wanderung durch Nordafrika kam Herkules in das Land, wo der Titan Atlas das Himmelsgewölbe trug. Herkules überredete diesen, für ihn die goldenen Äpfel zu holen; dafür trug er so lange das Himmelsgewölbe. 5) Endlich sandte Eurystheus den Helden in die Unterwelt, daß er den Cerberus auf die Oberwelt bringe. Pluto bewilligte ihm den Hund, wenn er denselben unbewaffnet bände. Der Held umschlang den Hals des Hundes und fesselte ihn, wobei der Schwanz des Tieres, der eine Schlange war, ihn in den Fuß biß. Herkules brachte das Ungetüm in Fesseln vor den staunenden Eurystheus, der ihm befahl, dasselbe in die Unterwelt zurückzubringen.
Nach diesen Arbeiten war Herkules frei; aber der giftige Biß des Höllenhundes zog ihm eine Gemütskrankheit zu. In einem Anfall derselben plünderte er sogar das delphische Orakel und tötete seine eigenen Kinder. Zur Strafe mußte er abermals Kriegsdienste verrichten. Nach drei Jahren erlangte er seine Freiheit und Heldenkraft wieder; im Kampfe erwarb er sich eine andere Gemahlin. Als er mit ihr in seine Heimat reifte, kam er an einen Flnß, an welchem ein Unmensch wohnte, der in seinem unteren Teile ein Pferd, in seinem oberen ein Mensch war. Derselbe erbot sich, die Gemahlin des Herkules hinüberzutragen. Er durchwatete auch glücklich den Strom; am anderen Ufer aber wollte er mit ihr entfliehen. Da sandte Herkules ihm einen vergifteten Pfeil nach, der ihm durch die Brust drang. Sterbend sprach der Falsche zu der Frau: „Nimm
von meinem Blute; es ist ein Zaubermittel, um dir ewig die Liebe deines Gatten zu erhalten." Sie bestrich mit dem Blute ein Fest-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
20 Das Altertum.
Schiffe ans Land, errichteten hinter denselben ein Lager und umgaben dieses noch mit einem Graben. Auf der weiten Ebene bis £Ur gab es Kämpfe über Kämpfe. Zehn Jahre lang lagen
die Griechen vor Troja, doch kennen wir nur die Geschichte der letzten ol Tage, die Homer in seiner Ilias besungen hat. Die Kämpfe fanden fast nur zwischen den Führern statt, die von ihren Streitwagen herab mit Lanze, Schwert und Schild stritten. Nach langen unentschiedenen Kämpfen sollte der Streit durch einen Kampf zwischen Menelaus und Paris beendigt werden; das Volk sollte sich unterwerfen, dessen Kämpfer besiegt würde. Vor dem rachedürstenden Menelaus geriet Paris in große Not; da entführte Aphrodite diesen in einer Wolke nach Troja.
Achilles hatte sich schon lange vom Kampfe fern gehalten, weil er von Agamemnon beleidigt war. Dadurch erlangten die Trojaner die Oberhand; Hektor warf schon den Brand in die griechischen Schiffe und doch sah Achilles dem Kampfe thatenlos zu. In der Not eilte Patroklus in Achilles' Rüstung den Trojanern entgegen. Diese wichen, in der Meinung, Achilles selber stehe ihnen gegenüber; bis an das Thor wurden sie gedrängt, da fiel Patroklus, von'hektors Lanze durchbohrt. Unbeschreiblich war der Schmerz des Achilles; er fiel neben der Leiche zur Erde, raufte sich die Haare aus, bestreute sich mit Staub und heulte so gräßlich durch die Luft, daß selbst seine Mutter im Abgrunde des Meeres ihn vernahm und emportauchte. Vergebens suchte sie ihn zu trösten; vergebens offenbarte sie ihm den Ratschluß der Götter, daß bald nach Hektors Tode auch ihm sein Ende bestimmt sei: wie eine gereizte Löwin, der ihr Junges genommen, stürmte er in den Kampf. Gräßlich war sein Morden, den Fluß Skamander füllte er mit Leichen; aber sein Rachedurst war noch ungestillt; er suchte nur den Einen, Hektor. Dreimal floh dieser vor ihm um die Stadt, dann stellte er sich ihm. Von des Gewaltigen Lanze durchbohrt, sank Hektor in den Staub. Vergebens flehte er: „Gieb meinen Leib nicht den Hunden, sondern sende ihn für schweres Lösegeld nach Troja!" Achilles tötete ihn vollends, band ihn an seinen Streitwagen und schleifte ihn um die Stadtmauer. Darauf veranstaltete er dem Patroklus eine großartige Leichenfeier und schleifte den Leichnam Hektors dreimal um das Grabdenkmal. Herzzerreißend war der Jammer der edlen Andromache, der Gemahlin Hektors; das Schloß des Königs Priamus erscholl von Wehklagen. Auf Befehl der Götter eilte der greise König in das griechische Lager, fiel dem Achilles zu Füßen und küßte die Hand, welche ihm so viele Kinder gemordet hatte. Doch unerbittlich blieb jener. Da erinnerte ihn Priamus an seinen eigenen Vater, und wehmütig hob der Pelide den Greis von der Erde und übergab ihm gegen hohes Lösegeld Hektors Leichnam, der zu Troja mit allen Ehren bestattet ward. Bald nachher fiel auch Achilles, getroffen vom Pfeile Apollos.
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Der trojanische Krieg. 21
c. Trojas Fall. Nachdem auf beiden Seiten die edelsten Helden gefallen, ohne daß Troja erobert war, ersann der schlaue Odysfens eine List. Die Griechen bauten ein Pferd, so hoch fast wie ein Turm; durch eine verborgene Thür stiegen die edelsten der noch lebenden griechischen Helden in den Bauch desselben. Dann brachen die Griechen ihr Lager ab und fuhren hinter die Insel Tenedos, wo sie von den Trojanern nicht gesehen werden konnten. Neugierig kamen diese aus der Stadt, das gewaltige Tier zu besehen. Ein aufgefangener Grieche, Sinon, verkündete: „Das Pferd wird dem Glück bringen, in dessen Besitze es ist; deshalb haben es die Griechen so groß gebaut, daß ihr es nicht durch eure Thore bringen könnt." Trotz der Warnung des Priesters Laokoon rissen die Trojaner einen Teil ihrer Mauern ein und führten das Pferd triumphierend in die Stadt; dann überließen sie sich der Freude bei Schmaus und Gelage und in der nächsten Nacht dem langentbehrten Schlafe. Ungehört verhallte auch die Warnungsstimme der Seherin Kassandra. Als alles schlief, schlich sich Sinon aus dem Thore, gab den auf den Schiffen harrenden Griechen mittelst einer Fackel das verabredete Zeichen und klopfte dann an den hohlen Bauch des Pferdes. Vorsichtig öffnete Odysseus; die Helden stiegen aus; Mord und Brand erfüllte die ganze Stadt, die bald in einen Schutthaufen verwandelt war. Die Einwohner wurden getötet oder in die Sklaverei verkauft, nur wenige entkamen, unter ihnen Äneas, der in Italien eine neue Heimat fand. Helena erhielt Verzeihung und kehrte mit nach Sparta zurück.
d. Die heimkehrenden Helden traf mannigfaches Unglück. Agamemnons Gemahlin hatte sich wahrend der langen Abwesenheit ihres Gemahles mit einem anderen vermählt; als Agamemnon endlich heimkehrte, wurde er von dem Räuber seines Weibes Überfallen und getötet. Am meisten hatte Odysseus zu leiden; 10 Jahre mußte er auf dem Meere umherirren. Als er endlich nach vielen Gefahren (bei den Cyklopen, in der Unterwelt, bei der Scylla und der Charybdis und bei der Zauberin), in denen er seine Begleiter, sein Schiff und alle seine Habe verlor, die Heimat wiedersah, mußte er um sein Eigentum und um seine Gemahlin Penelope mit zudringlichen Freiern einen harten Kampf ausfechten. Er bestand denselben stegreich, unterstützt von feinem Sohne Telemach und einem treuen Diener.
3. Sparta und Athen.
1) Lykurg, Gesetzgeber in Sparta.
a. Sparta. Die beiden wichtigsten Zweige des griechischen Volkes waren die Ionier und die Dorier. Letztere wohnten an-
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Extrahierte Personennamen: Schmaus Kassandra Helena Telemach
204
Die Weltgeschichte.
geheuer, die nicht werth wären, das Land zu besitzen',
in welchem die Erzvater, Propheten und Apostel gewan-
delt hatten und Christus gestorben wäre. Das größte
Actergeschrey aber erhob ein gewisser lahmer Mönch aus
Frankreich, namens Pktkk, der im Jahr 1095 aus dem
gelobten Lande kam. Er gieng zum Pabst, und wußte
ihm so viel Greuelthaten der Türken vorzulügen, daß die-
ser von nun an beschloß, den Bluthunden, wie sie Pstcr
nannte, das heilige Land aus den Händen Zu reißen.
In dieser Absicht ließ der Pabst einen Befehl fürs erste
durch ganz Frankreich ergehen,- es solle jeder, der die
Waffen tragen könne, sich zu diesem Feldzuge anschicken,
wobey er sowohl denen, die wirklich mit zu Felde giengen,
als auch solchen, die die Streiter mit Geld und Lebens-
mitteln unterstützten, das ewige Leben verhieß. Nun
bewafnetcn sich Vornehme und Geringe, Greise und Kna-
den, ehrliche Menschen und Verbrecher, Lahme, Bucke-
lichte und Geradegewachscne, Priester und Mönche: alles
ergriff das Schwerdt, und sogarweiber zogen die Rüstung
des Kriegers an und mischten sich unter den bewafnetcn
Haufen. Da jeder Soldat einen rothen Lappen in Gestalt
eines Kreuzes auf dem Rücken trug, so nannte man die-
se vom Pabst aufgcbotenen Krieger Kreuzsoldaten, und
ihre Unternehmung hieß ein Krcuzzug. Im Jahr 1096
war ein Heer von einer Million bcysammen, worunter
sich aber eine große Menge untauglichen Gesindels be-
fand. Dies sonderte man ab, und so entstand ein Hau-
fen von 320,000 Mann, worüber der lahme Peter das
Commando bekam. Dieser war vor Freuden außer sich,
und er sähe schon im Geiste, wie seine Brüder allen Ara-
bern und Türken die Köpfe absäbclten. Als der seltsame
Feldmarschall die Musterung über sein Heer gehalten hat-
te, stellte er sich an die Spitze desselben. Sein Harnisch
rvar seine zerlumpte Kutte, seine Beinstieftln die nackte
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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