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hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792.
C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr
(Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst
j
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Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Napoleons Wien Frankreich Elba Cannes Paris Gent Napoleons Frankreich Belgien Wellington
23
Parthenopeischen Republik (von Parthenope, der dichterischen Bezeichnung Neapels) zur Folge hatte.
Die sterreichischen Heere kmpften aber glcklich. Erzherzog Karl drang in Sddeutschland vor, schlug die Franzosen bei Stockach in Baden (nordwestlich vom Bodensee) und verfolgte sie bis R a st a t t. Der hier tagende Kongre wurde aufgelst. Die bis jetzt noch nicht aufgeklrte Ermordung der heimkehrenden franzsischen Gesandten trug viel zur gegenseitigen Erbitterung bei. Inzwischen trieben die sterreicher die Frauzofeu in Italien der die Etfch zurck, und der tapfere russische General Suworow drngte sie bis an die Kste von Genua. Die rcksichtslose Behandlung Suworows durch den Wieuer Hof und die Befrchtung Englands und sterreichs, da sich die Russen in Italien oder am Mittelmeer festsetzen knnten, lhmten aber die Fortschritte der Sieger. Suworow erhielt vom Wiener Kriegsrate den Befehl, nach der Schweiz zu marschieren. Er berstieg unter unsglichen Schwierigkeiten im Oktober die mit Eis und Schnee bedeckten Alpen, mute sich aber, uachdem er der den St. Gotthard bis zum Vierwaldsttter See vorgedrungen war, nach dem Rheintale retten,
da die Schweiz von den Verbndeten schon aufgegeben war. Darber erbittert, rief der Zar sein Heer zurck.
c. Wendung durch Bonaparte. Whrend die Koalition durch das Ausscheiden Rulands geschwcht worden war, verstrkte sich Frankreich dnrch neue Rstungen und bertrug Bouaparte den Oberbefehl. Dieser ging in 5 Tagen der den Groen St. Bernhard und schlug die sterreicher nach hartnckigem Widerstande bei Marengo (sdstlich von Alessandria). Da die Franzosen auch bei Hohenlinden (stlich von Mnchen) einen entscheidenden Sieg erfochten hatten, sah sich sterreich zum Frieden von Lnniville (lhnewihl, sdstlich von Nancy), 1801, gentigt. Das linke Rheinnser blieb bei 1801 Frankreich. So verlor das deutsche Reich 1150 Quadratmeilen mit 4 Millionen Bewohnern. Die benachteiligten weltlichen Fürsten sollten durch Einziehung geistlicher Gter und Aufhebung von Reichsstdten entschdigt werden. Mit England schlo Frankreich 1802 den Frieden von Amiens.
C. Der Neichsdeputatioiis-Hanptschlu, 1803. 1803
Das schwierige Werk der Entschdigung wurde auf dem Reichs-tage in Regensburg durch den Reichsdeputations-Hauptschlu vollendet. Von den 3 geistlichen Kurfrsten behielt nur Karl von Dalberg, der Kurfürst von Mainz, feine weltliche Wrde; doch verlor er Mainz und bekam dafr Regensburg nebst Wetzlar und Aschaffen-bnrg, sowie den Rang eines Primas von Deutschland. Wrttemberg,
Baden, Hessen-Kassel und Salzburg wurden zu Kurfrstentmern erhoben!
21*
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Extrahierte Ortsnamen: Neapels Sddeutschland Stockach Baden Italien Genua Wieuer_Hof Englands Italien Rheintale Frankreich Alessandria Frankreich Frankreich Amiens Regensburg Reichsdeputations-Hauptschlu Mainz Mainz Wetzlar Deutschland Baden Hessen-Kassel Salzburg
343
drangen viele Patrioten in Friedrich Wilhelm, die gnstige Gelegenheit zu bentzen und im Bunde mit dem sterreichischen Kaiser gegen Napoleon zu ziehen. Der König konnte sich aber zu diesem Schritt nicht entschlieen; er wollte ohne Rulands Hilfe einen solchen Kampf nicht wageu.
Dazu kam, da der König von einer Adelspartei beeinflut wurde, der Steins Reformen zuwider waren. Im Sommer 1808 fiel den Franzosen ein Brief in die Hnde, in welchem Stein den Wunsch verriet, eine Volkserhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Durch das Bekanntwerden dieses Briefes wurde Preueus Lage sehr verschlimmert. Bei der drohender? Haltung Napoleons willigte der König in den Vertrag vom September 1808 ein (S. 330).
Stein, dem- von seinen Feinden fortwhrend entgegengearbeitet wurde, sah sich im November 1808 gentigt, seinen Abschied zu nehmen. Im Dezember wurde er von Napoleon gechtet und mute Preueu verlasse.
Nach Steins Entlassung trat in der Durchfhrung der Reformen ein Stillstand ein. Whrend im preuischen Volke der Freiheitsdrang erwachte und sterreich och einmal den Kampf mit dem franzsischen Gewalthaber wagte, konnte sich Friedrich Wilhelm, der vom russischen Kaiser vor jeder bereilung gewarnt wurde, nicht entschlieen, im Verein mit sterreich gegen Napoleon vorzugehen. Trotzdem trat der König zu sterreich in Beziehungen, die Napoleon nicht verborgen blieben. Nach dem siegreichen Kriege gegen sterreich zog der fran-zfische Kaiser Preußen zur Rechenschaft und verlangte drohend die Bezahlung der Kriegsschuld. Das Ministerium machte dem Könige den Vorschlag, die franzsischen Forderungen durch die von Napoleon gewnschte Abtretung von Schlesien zu befriedigen. Durch das mutige Eintreten der Knigin Luise, welche die Vorschlge der Minister als erbrmlich" bezeichnete und die Berufung Hardenbergs betrieb, wurde aber Schlesien vor der Losreiung von Preußen bewahrt.
Im Sommer 1810 stellte Friedrich Wilhelm Iii. Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze der gesamten Verwaltung. Diesem gelang es, durch Einfhrung einer allgemeinen Grundsteuer, durch Verbrauchs- und Luxussteuern die notwendigen Mittel zur Bezahlung Frankreichs zu beschaffen. Hardenberg, der ein gewandter Staatsmann war, aber nicht Steins sittlichen Ernst besa, leitete die preuische Politik bis zu seinem Tode im Jahre 1822. Er setzte die von Stein begonnenen Reformen fort und suchte besonders die wirtschaftliche Ent-Wicklung Preuens zu frdern, indem er die volle Gewerbe fr eiheit einfhrte. Da infolge des Ediktes der den erleichterten Besitz des Grundeigentums und die persnlichen Verhltnisse der Landbewohner der Gesindezwang aufhrte, wurde durch die Gesindeordnung vom 8, November 1810 bestimmt, da zwischen Herrschaften und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Hardenberg Hardenberg Ernst
107
einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten.
Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes.
Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet.
Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser.
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Frankreich Bonvines Frankreich Deutschlands
108
ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
für jnternationah S;' ^ ? ung
Werscht A
über das Landgebiet der Provinz Hannover.
Unser Heimatland, die Provinz Hannover, nimmt die Nordwestecke
des großen deutschen Vaterlandes ein. Sie reicht von den mit dunklen
Tannen bewachsenen Höhen des Harzgebirges bis hinab zur stürmischen
Nordsee und von dem stolzen Elbstrome bis in die stillen Moorgebiete
an der Grenze Hollands.
Auf der Karte sehen.wir, daß die Grenze des deutschen Gebirgs-
und Tieflandes durch unsere Provinz zieht. Der gesamte nördliche Teil,
etwa 2/3 des Landes, liegt als weites Flachland da, während das kleinere
südliche Stück ein Bergland ist. Das Bergland läßt sich aber bei näherem
Hinschauen auf die Karte in zwei deutlich hervortretende Stücke scheiden.
Da hebt sich aus der Masse der kreuz und quer lausenden Bergzüge ein
geschlossenes und höheres Gebirge heraus, das ist der. Harz. Um dieses
Harzgebirge herum legt sich im Sw., W. und Nw. dann das vielge-
staltige hannoversche Hügel- und Bergland.
Auch im Flachlande treten zwei in Aussehen und Größe verschiedene
Gebiete hervor. Da bedeckt fast die ganze breite Fläche von dem Fuße
des Berglandes bis nahe an das Meer ein von großen Heiden und
Mooren durchzogenes Geestland. Dann zieht an den Unterläufen unserer
großen Flüsse und am Meere entlang ein schmaler Landsaum, der durch
seine Fruchtbarkeit bekannt und berühmt ist; das sind unsere stolzen
Marschen, denen als natürlicher Schutzwall gegen das unruhige Meer
ein schmaler Jnselkranz vorgelegt ist.
Meyer, Heimatkunde.
1
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4
Mittlere Geschichte.
der Franken, Bischof Gregor von Tours: „So fällte Gott täglich seine Feinde
unter feiner Hand, darum, daß er mit rechtem Herzen vor ihm wandelte und that,
was seinen Augen wohlgefiel."
Chlodwig genoß die Früchte seiner Frevelthaten nicht lange. Er
starb schon 511 in seiner Hauptstadt Paris, erst 45 Jahre alt. Sein
Reich wurde unter seine vier Söhne verteilt.
6. Das Lehnswesen. Das fränkische Reich war von Anfang an
stark und fest durch das L eh ns wesen. In den vielen Kriegen wurde
das eroberte Land größtenteils Königseigentum. Der König teilte es
mit seinem Gefolge, und jeder erhielt sein Losteil als freies Eigentum,
als Allod. Dennoch behielt der König für sich so viel, daß er den Ge-
treusten und Höchsten seines Gefolges noch Land geben konnte, das ihm
zwar eigen blieb, jenen aber zur Nutznießung gelehnt war. Ein solches
Land hieß Lehen (feudum, beneficium, d. i. Wohlthat). Der Geber
war der Lehnsherr, der Empfänger hieß Lehnsmann oder Basall.
Der Vasall besaß das Lehen, wenn er es nicht durch Treulosigkeit
(Felonie) verwirkte, gewöhnlich auf Lebenszeit. Abgaben bezahlte der
Lehnsmann davon nicht; nur war er in jedem Streite zur Heeresfolge
verpflichtet; auch mußte er von Zeit zu Zeit Hofdienst leisten, d. h. an
dem Hofe erscheinen. Auch die Häupter der Kirche, die Bischöfe und
Erzbischöfe, meist Welsche, wurden nicht mit Geld besoldet, sondern er-
hielten Lehen. Dadurch wurde die Kirche bald reich und konnte selbst
kleine Lehen austeilen, ebenso wie die großen Vasallen dies thaten. Solche
kleinere Lehen waren: einzelne Städte, Burgen und Schlösser, Fischereien,
Wälder, Weinberge, Salzpfannen, Mühlen, Brauereien, Häuser, Höfe,
selbst einzelne Hufen. Vor allem aber wurden Klöster mit ihren reichen
Einkünften oft an weltliche Große gegeben. Später galten auch Ämter,
wie die der Schultheißen, Vögte und Grafen, als Lehen. Für diese
niederen Lehen wurden entweder geringe Dienste verlangt, z. B. den
Wagen eines Klosters zu geleiten und gegen räuberische Anfälle zu
schützen, den Abt zu Pferde zu begleiten oder ihm das Pferd zu leihen;
oder es wurde für den Nießbrauch des Lehens ein jährlicher Zins gezahlt.
Aus den kleinen Lehnsleuten entstand der niedere, aus den höchsten
der hohe Adel.
Ii. Zustinian; 527-565.
3. Fall des Vandalenreichs. Als das weströmische Reich
bereits untergegangen war, gelangte das oströmische unter dem Kaiser
Justinian noch einmal zur Blüte. Er kehrte seine Waffen zunächst
gegen das Vandalenreich in Afrika. Sein Feldherr Belisar zog
siegreich in die Hauptstadt Karthago ein, und das Vandalenreich wurde
534 eine oströmische Provinz.
Der einst so kräftige Stamm der Vandalen hatte unter der heißen Sonne
Afrikas und bei der veränderten Lebensweise seine alte Kraft verloren. Sein König
verteidigte sich in einem Bergschlosse des Atlas drei Monate lang. Dem Verhungern
nahe, ließ er den feindlichen Hauptmann, der ein Deutscher war, um drei Dinge
bitten: um ein Stück Brot, seinen Hunger zu stillen, um einen Schwamm, seine
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Extrahierte Personennamen: Gregor_von_Tours Gregor Chlodwig
Neu e Geschichte.
mal ärger als dieser wäre." Dem Kurfürsten aber schrieb er: „Ich ge-
traue mir, Kurfürstliche Gnaden besser zu schützen, als Sie mich; denn
wer am meisten glaubet, der vermag am meisten."
Fest trat Luther gegen die „Zwickauer Propheten" auf. Selbst
Melanchthon hatten sie halb gewonnen; Luther aber sprach: „Mich be-
wegen jene gar nicht." Er erklärte ihnen, daß die äußerlichen Dinge, aus
denen sie so großes Wesen machten, wie das Anfassen des Brotes beim
Abendmahle, die Bilder in der Kirche, das Essen von Fleisch und Eiern
in der Fastenzeit, nur „kleines Narrenwerk" seien; sie hätten die Liebe
verleugnet und „diesen Handel schnell angefangen und mit Fäusten hinein-
getrieben." Acht Tage predigte er täglich gegen sie und bändigte den
Sturm. (Ostern 1522). Die Zwickauer verließen Wittenberg, um in
anderen Gegenden ihre gefährliche Lehre zu verbreiten; im folgenden
Jahre ging auch Karlstadt fort.
b. Der Bauernkrieg. Die vielfach unterdrückten Bauern hofften
von Luthers Predigt über die evangelische Freiheit auch Befrei-
ung von allen sie drückenden Lasten und Abgaben, und als ihnen ihre
Forderungen verweigert wurden, erhoben sie sich, zunächst in Süd-
deutschland. gegen ihre Gutsherrn. So entstand der Bauernkrieg,
1525 der schreckliche Verheerungen anrichtete. Ähnliche Bewegungen wurden
durch Thomas Münzer in Thüringen erregt.' Die Bauern
plünderten und verbrannten Kirchen und Klöster und mißhandelten oder
töteten Priester und Edelleute. Luther ermahnte die Aufrührer zur Unter-
werfung ; als aber ihre Greuel sich täglich mehrten, forderte er die Fürsten
auf, „die räuberischen und mörderischen Bauern wie tolle Hunde totzu-
schlagen." Den kampfgeübten Herren vermochten die Rebellen nicht stand-
zuhalten. Der größte, von Münzer geführte Haufen der Bauern, etwa
8000 Mann, wurde bei Frankenhausen fast vernichtet. Thomas Münzer
wurde hingerichtet. — Die Empörer hatten durch diesen Aufstand ihre
Lage nicht' gebessert: unzählige derselben wurden getötet oder schrecklich
gepeinigt; die überlebenden verloren ihre Güter und das geringe Maß
der ihnen bisher noch gewährten Freiheit.
4) Aortgang der Reformation.
a. Auswärtige, für die Reformation günstige Verhältnisse. Es
war für das Gedeihen der Reformation von großem Segen, daß Karl V.
wie auch sein Bruder Ferdinand fast 'fortwährend in auswärtige
Kriege verwickelt waren, jener mit Franz l. von Frankreich, dieser mit
den Türken.
Die Türken hatten nach der Einnahme Konstantinopels Griechenland,
Serbien und die Walachei erobert und machten schon verheerende Streif-
züge nach Steiermark, Kärnthen und Krain; ja, selbst in Italien hatten
sie bereits festen Fuß gefaßt und richteten ihre Augen auf Rom, mit
dessen Sturze sie den Glauben an den Heiland vom Erdboden zu ver-
tilgen hofften. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts fiel Belgrad und
Peterwardein, und durch die schreckliche Schlacht bei Mohacs
(1526), in welcher der König von Ungarn umkam, geriet die Hälfte von
Ungarn in türkische Gewalt. Ferdinand, Karls V. Bruder, wurde als
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Thomas_Münzer Thomas_Münzer Karl_V. Karl_V. Ferdinand Ferdinand Franz_l Franz Ferdinand Karls_V. Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Wittenberg Luthers Frankenhausen Frankreich Griechenland Serbien Krain Italien Rom Belgrad Ungarn Ungarn
100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
234 Die Neuzeit.
sparsam sein. Giebt er das Beispiel der Verschwendung, so werden seine Unterthanen, die arm sind, ihm nachzuahmen suchen und sich dadurch ruinieren." Nach und nach wurden hilfsbedürftige Gemeinden mit 72 Millionen Mark unterstützt, und am Ende seines Lebens hinterließ der König dennoch 20 Millionen Mark im Staatsschatze. Mit Recht konnte er deshalb von sich sagen: „Mein Staat ist reich, ich bin arm."
b. Weitere Sorge für das Land. Die größte Sorge wandte Friedrich dem Heere zu, um jederzeit bereit zu sein, die neu erworbene Provinz und die für Preußen errungene Stellung als Großmacht zu verteidigen. Von den Staatseinnahmen gebrauchte er für das Heer allein über die Hälfte und erhöhte es auf 200000 Mann. Er führte die reitende Artillerie ein und sorgte für tüchtige Ausbildung der Reiterei. Die Soldaten mußten 20 Jahre dienen und waren häufig Familienväter. Die eigentliche Übungszeit beschränkte sich auf jährlich zwei Monate; die Inländer wurden für die übrige Zeit beurlaubt. Die wenigsten Soldaten waren Landeskinder, die meisten durch Werber in ganz Deutschland aus den niederen Ständen angeworben.
Der Bauernstand war zu Friedrichs Zeit in Deutschland mit) auch in Preußen mit drückenden Lasten und Abgaben beschwert. Die Bauern standen fast ganz unter ihrem Gutsherrn, der von ihnen Frondienste und den Zehnten verlangte und über sie zu Gericht saß. Friedrich konnte an diesen Verhältnissen wenig ändern; aber er schützte die Landleute durch zahlreiche Verordnungen gegen Mißhandlung und Überbürdung. Er gebot, daß die Bauern ihren Gutsherren nicht mehr als wöchentlich drei Tage Hofdienst leisten sollten; wer einen Bauern mit Stockschlägen behandelte, sollte sechs Jahre zur Festung gebracht werden. Ferner schärfte der König den Beamten aufs neue das Gebot seines Vaters ein, daß deit Bauern auf den Domänen ihre Güter erb- und eigentümlich übergeben werden sollten, so daß diese von den Eltern auf die Kinder vererbten. Wie große Aufmerksamkeit er den ländlichen Zuständen widmete, zeigt ein Befehl an die Landräte, „daß sie imstande sein sollten, anzuzeigen: so viel Menschen sind im Kreise, so viel Kühe und Pferde, so viel Korn von jeder Art wird in guten, mittleren und schlechteren Jahren gewonnen." Um den Landbau zu heben, rief er nach dem Beispiele seiner Vorfahren Kolonisten ins Land. Gegen 250 000 Ansiedler kamen aus andern deutschen Ländern nach Preußen, wo ihnen unter günstigen Bedingungen Land überlassen wurde. Sobald der Zuzug der Einwanderer abnahm, vermehrte der König die ihnen zu gewährenden Vergünstigungen: zeitweilige Befreiung von Lasten, unentgeltliches Bauholz, Reisegeld. Dabei suchte er jeden in die für ihn passende Gegeud zu bringen: Württemberger und Hessen bestimmte er für den Ackerbau, Holländer und Ostfriesen für die Verbesserung der Viehzucht, Pfälzer für die Hebung des
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Friedrichs Deutschland Hessen