Das Mittelalter geht zu Ende.
113
stützten, geriethen darüber in Streit, in welchem die ersten vollständig
obsiegten; denn der von ihnen erwählte Regent Georg Podiebrad Georg Po-
behauptete sich bis zu des Ladislaus Tod (1457), wurde dann zum ^kbrad.
Könige erwählt und regierte mit Klugheit und Kraft bis zu seinem
Tode (1471). Ungarn, das von den Türken bedroht wurde, übertrug
während der Minderjährigkeit des Thronfolgers Ladislaus die Krone
dem König Ladislaus Vi. von Polen, der 1444 bei Warna gegen Johannes
die Türken siel, woraus der Held Johannes Hunyad als Statthal- Hunyad.
ter Ungarn bis zu seinem Tode gegen die Türken vertheidigte. 1456.
§ 339. König Ladislaus von Böhmen und Ungarn starb 1457; von
seinem Erbe siel das Herzogthum Oesterreich au Friedrich Iii. und
dessen Bruder Albrecht, die Böhmen wählten den Regenten Podiebrad
zum Könige, die Ungarn Hunyads Sohn Mathias Korvinus (1458
bis 1490). Dieser schlug die Türken mehrmals zurück, richtete aber seine
Waffen nicht vorzugsweise gegen diese Barbaren, sondern entriß dem Nach-
folger Podiebrads Mähren, Schlesien und die Lausitz, dem Kaiser
Unterösterreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb.
Auf diese Weise kam Friedrich Iii. wieder zu seinem Herzogthum
und beerbte auch seinen Bruder Albrecht; 1456 hatte er die erledigte
Grafschaft Cilly eingezogen und als Herzog Sigismund 1490 Friedrichs
Sohne Maximilian Tyrol übertrug, sah der alte Kaiser das ganze
habsburgische Erbe wieder vereinigt, aber seit 1480 auch
die verwüstenden Streifzüge der Türken nach Kärnthen und Steyermark.
Die osmanischen Türken. Eroberung Konstantinopels
(29. Mai 1451).
8 340. Die türkischen Fürstentümer in Vorderasten warfen das
mongolische Joch frühe ab, worauf sich unter ihnen die Dynastie der
Osmanen rasch zur herrschenden erhob. Osman, der Sohn Er-
to^ruls, kam 1296 an die Spitze der von ihm benannten Horde und
gründete seine Herrschaft am trojanischen Olymp. Sein Sohn Orchan Reg. 1326
eroberte Brusa, Nikäa und Ni komedia und nahm den Titel Pa- bis 1359.
dischah an (Herr des Thrones). Er errichtete ein stehendes Fußvolk,
die Janitscharen (Jenitscheri, d. h. junge Leute), und die Reiterei
der Späh i. Ein Spahi, der im Dienste des Sultans einen glücklichen Die Späht.
Feldzug gemacht hatte, erhielt von diesem ein Lehen (Timar), das ihn
zum Auszuge auf das Gebot des Sultans verpflichtete; das Lehen war
aber nicht erblich, sondern die Spahisöhne mußten sich durch Kriegsdienst
erst Lehen erwerben, daher waren alle voll Kriegslust. Orchans Sohn
So lim an setzte 1356 über den Hellespont und eroberte Gallipoli;
Murad I. bemächtigte sich Adrianopels (1361), wo er seine Re-Reg. 1359
stdenz aufschlug, sowie Thessalonikas (1386) und umspannte da- bis 1389.
durch das byzantinische Reich, auch unterwarf er sich die kleinen türki-
schen Reiche in Vorderasieu.
§ 341. Er vollendete die Organisation der Janitscha-Die Janit-
ren, die er vorzugsweise aus kräftigen Christenknaben heranzog; sparen,
dieselben wurden entweder in Kriegszügen erbeutet, oder aus den unter-
worfenen Christenfamilien von Zeit zu Zeit (wie etwa der Zehnten)
ausgehoben und auf Kosten des Sultans zum Christenhasse und Waffen-
dienste nach spartanischer Weise erzogen. Dieses Fußvolk, welches an die
Bumüller, Wkltg. Ii. o
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Extrahierte Personennamen: Georg_Podiebrad_Georg_Po- Ladislaus Ladislaus Ladislaus Ladislaus Johannes_Hunyad Ladislaus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Albrecht Mathias_Korvinus Friedrich_Iii Friedrich Albrecht Sigismund_1490_Friedrichs Friedrichs Maximilian_Tyrol Maximilian Brusa
4
Geschichte des Mittelalters.
Dik germa- § 7. Tacitus zählt in seiner Germania nicht alle germanischen
Stämme^des ^nutte auf, sondern führt nur die folgenden an: auf dem linken
Tacitus und Rheinufer gehören entschieden zu den Germanen (denn auch belgische
Mniusd.ä. Stamme schrieben sich germanische Abkunft zu) die streitbaren Bata-
ver auf der Insel zwischen Rhein, Waal und Ocean, freie römische
Bundesgenossen; die romanisierten Ubier, Vangionen, Remeter
und Tribokken. Auf dem rechten Rheinufer gränzen an die von den
Römern unterworfenen Mattiaken die Chatten, nördlich von diesen
folgen die durch ihre Reiterei berühmten Lenkte rer, die Sigam-
bern, Usipeter; östlich von den Batavern wohnen die Friesen
und Chauken; an der Ems die Brukterer, welche von den einwan-
dernden Angrivariern und Chamaven beinahe aufgerieben wur-
den; hinter diesen die Amsivarier, Chasuarier und Dulgibi-
ner; zu beiden Seiten der mittleren Weser die Cherusker; jenseits
der unteren Elbe Reste der Teutonen und Cimbern, später die
Saronen. Die weiteste Verbreitung haben die suevischen Völker:
zu ihnen gehören die Hermunduren vom rhätischen Gränzwall über
den Thüringer Wald bis an die Saale; die Rarisken im nordöst-
lichen Bayern, die Markomannen in Böhmen, die Quaden in
Mähren; nördlich von den Hermunduren hausen zwischen der mittleren
Elbe und Oder die Semnonen, die Elbe abwärts Longobarden,
zwischen der unteren Elbe und der Ostsee die Avionen, Anglen,
Variner, Endosen, Suardonen, Ruithonen; zwischen der
Oder und der Weichsel die ligyschen Völker: Arier, Helvekonen,
Manimer, Elysier, Raharvalen; an der Ostsee, von Tacitus
suevisches Meer genannt, die Gothonen, Lemovier und Rugier;
die Vandalen erwähnt Tacitus nicht, wohl aber sein Zeitgenosse
Plinius d. ä., welcher die Burgundionen einen Stamm derselben
nennt. Jenseits der Weichsel und der Gothonen folgen die nichtgerma-
nischen Aesthyer, in den polnischen Ebenen sarmatische (slavische)
Völker; nordöstlich von den Markomannen und Quaden, an der obern
Oder und Weichsel, galten die Burier und Marsigner als Sue-
ven, die Gothinen als ein keltisches, die Osen als ein pannonisches
(illyrisches) Volk; die Bastarner, welche sich von den Theißquellen
bis an die untere Donau, wo sie Peuciner hießen, ausbreiteten, scheinen
ein germanisches, jedoch mit fremden Bestandtheilen gemischtes Volk ge-
wesen zu sein. Die Bewohner der Inseln im nördlichen Oceane nennt
Tacitus Suionen und Sitonen und rechnet sie zu den Sueven;
jenseits derselben sei das Meer trüg und fast unbewegt.
§ 8. Die Gränzen dieser verschiedenen Völker und Stämme lassen
sich selten genau bestimmen, weil die Römer selbst dieselben meistens nicht
genau kannten, und die Germanen in fast ununterbrochener kriegerischer
Bewegung waren, so daß die Gränzen und Wohnsitze einzelner Stämme
häufigem Wechsel unterworfen waren.
Religion der Germanen.
Charakter § 9. Es gilt als erwiesen, daß die Religion aller germanischen
dcr gcrm. Stämme wesentlich die gleiche war, jedoch einzelne eigenthümliche Kulte
e'80n' hatte, wie z. B. bei den suevischen Stämmen der Sonnen-, Mond-
und Elementardienst vorherrschte, während bei den westlichen die
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108
Geschichte des Mittelalters.
sahen sich die erbitterten Feinde einander gegenüber; die Ritter stiegen
von ihren Rossen und bildeten einen eisernen Schlachthaufen, an welchen
sich die Bürger der habsburgischen Städte im Oberlande anschloßen.
Die Eidgenossen, fast lauter Bauern oder Hirten aus den Waldstätten,
waren ungefähr wie die alten Germanen bewaffnet, nur daß sie statt
der framea die furchtbare Hellebarde oder die mit eisernen Spitzen ver-
sehene Keule (Morgenstern, Schweizerprügel) führten; sie waren ein
leichtbewegliches Fußvolk, während die Phalanx des Adels nur auf
ebenem Boden Vordringen und ihren wuchtigen Stoß ausführen konnte.
Die Eidgenossen bildeten rasch die altgermanische keilförmige Schlacht-
ordnung, stürzten sich auf die Mitte der feindlichen Linie, durchbracheu
sie trotz des tapfersten Widerstandes, und da die eisernen Fußgänger
zu unbeweglich waren, als daß sie auf beiden Flügeln gegen den Feind
in der Mitte hätten einschwenken können, so fielen die meisten, auch
Herzog Leopold, unter den Streichen der erbitterten Bauern. Das
Schlacht gleiche Schicksal hatte zwei Jahre später ein anderes Heer bei Näfels
5 Aprt! im Glarnerlande; daher schloß Oesterreich und der Adel Waffenstill-
1388. stand und verlängerte ihn von Zeit zu Zeit, die Eidgenossen aber be-
sangen ihre Thaten in stolzen Kriegsliedern und galten seitdem als ein
unüberwindliches Fußvolk.
Krieg der fränkischen und schwäbischen Städte (1387—1389).
§ 324. Dagegen siegten die Fürsten und der mit ihnen verbundene
Adel über die Städte in Bayern, Schwaben, Franken und
Schlacht gm Oberrhein. Bei Döffingen, zwischen Stuttgart und Weil,
gen 2?Hu0* unterlagen die schwäbischen Städte nach hartem Kampfe dem Grafen
1388. Eberhard von Württemberg, das gleiche Schicksal traf die
rheinischen durch den Pfalzgrafen Ruprecht, die Frankfurter
1389. durch den Adel der Wetterau. Darauf schritt Wenzel ein, hob die
Städtebündnisse durch kaiserliches Mandat auf und brachte einen all-
gemeinen Landfrieden zu Stande; die Kraft der Städte blieb
aber seit dieser Zeit gebrochen.
Ruprecht (1400-1410). Sigismund (1410-1437).
§ 325. Derselbe wurde auf einem Fürstentage zu Oberlahn-
stein gewählt, vermochte aber weder in Italien noch in Deutschland
ein königliches Ansehen zu gewinnen. Nach seinem Tode wählte ein
Theil der Fürsten Wenzels Bruder Sigismund, ein anderer dessen
Vetter Jodok von Mähren; letzterer starb jedoch bald und Sigis-
mund wurde allgemein anerkannt.
Sigismund war bereits seit 1378 König von Ungarn, wo das
Geschlecht der Arpaden 1301 mit Andreas Iii. erloschen war. Nach
längerer Anarchie behauptete Karl Robert aus dem neapvlitani-
1310. schen Hause der Anjou den Thron; sein Nachfolger Ladislaus der
Große (1342—1382) regierte kräftig und weise, unterwarf Serbien,
Bosnien, Moldau und Walachei seiner Oberherrschaft und entriß
den Venetianern Dalmatien; 1370 wurde er auch König von Po-
len und dadurch der mächtigste Monarch im östlichen Europa. Seine
ältere Tochter Hedwig erbte Polen und heirathete den Großfürsten
Witold von Lithaueu, die jüngere die Erbin Ungarns, Maria,
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Extrahierte Personennamen: Morgenstern Leopold Leopold Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Sigismund Andreas_Iii Karl_Robert Karl Ladislaus Hedwig Witold_von_Lithaueu Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Oberlande Oesterreich Bayern Schwaben Stuttgart Wetterau Italien Deutschland Ungarn Serbien Bosnien Moldau Dalmatien Europa Ungarns
72
Geschichte des Mittelalters.
Die Staats-
vcrhältniffe
zurzeitbar-
barossas.
7000 Mann brachten beide Könige im Frühjahr 1078 nach Palästina,
mit welchen ste Damaskus und Askalon vergeblich angriffen und
dann rühmlos nach Hause zurückkehrten.
K 213. Konrad Hi. fand in Deutschland die Feinde seines Hauses
in voller Thätigkeit; der alte Welf war ihm aus dem Morgenlande
vorausgeeilt und schloß unterwegs mit König Roger in Neapel ein
Bündniß gegen Konrad, suchte in Deutschland Konrads Verwandte zu
verführen und begann dann offenen Krieg, in welchem er jedoch dem
Sohne Konrads, Heinrich, unterlag. Er erhielt Verzeihung, doch starb
der hoffnungsvolle Heinrich bald darauf und Konrad Iii. folgte ihm 1152.
Friedrich I., der Rothbart (1152—1190).
§ 214. Sein Neffe Friedrich wurde einstimmig gewählt, ein
so gewaltiger Herrschergeist, daß er gewiß Karls des Großen Reich
wieder hergestellt hätte, wenn durch das Lehensystem nicht die Macht
des Königs gebrochen gewesen wäre. Denn seine Hauömacht, die
fränkischen und schwäbischen Lehenträger, konnte er nicht anhaltend zu
auswärtigen Kriegen gebrauchen, weil sie durch mehrjährige Kriegs-
dienste verarmt wären, und das Reichsheer durfte der König nur
mit Bewilligung des Reichstags aufbieten. Dann, bei einem Reichö-
kriege, trug ein Fürst das königliche Panner (in demselben ist seit
Friedrich I. der einfache schwarze Adler), um das sich die unmittel-
baren Vasallen des Königs schaarten, und unter den Pannern der-
jenigen Fürsten, welche Inhaber von Fahnenlehen mit herzoglicher Ge-
walt waren, folgten die Panuer der Grafen und Freiherren, sowie
der freien Stadt- und Landgemeinden. (Auf dieser Ordnung des Reichs-
heeres beruhte auch die Eintheilung aller Freien des Reichs in sieben
Heerschilde: Kaiser, geistliche Fürsten, weltliche Fürsten, Grafen und
Freiherren, Pannerherren d. h. nicht hochadelige Freie, die aber noch
Freie zu Vasallen haben, die gemeine Ritterschaft, die Freien nicht
ritterlicher Geburt.)
Die Heerfahrt nach Rom (Römerzug) mußte Jahr und Tag
vorher angesagt werden und mit der Krönung endigte die Dienstpflicht
des Reichsheers. Jeder andere Reichsdienst dauerte nur sechs Wochen
auf Kosten der Aufgebotenen, und wollte der König die Fürsten mit
ihren Mannschaften länger im Dienste behalten, so mußte er ihren
guten Willen mit Gnaden und Lehen theuer erkaufen. Friedrichen
mangelte also das nothwendigste Werkzeug jedes Eroberers, nämlich
ein schlagfertiges, unbedingt gehorsames Heer. Karls des Großen
Heerbann war nicht mehr herzustellen, denn das Lehcnsyfiem hatte ihn
zerstört, und aus unfreien Bauern ein Soldheer anzuwerben, wäre das
Zeichen zu einer Revolution gegen Adel und Lehensystem gewesen,
Friedrich selbst aber war zu sehr Adeliger, als daß er nur einen solchen
Gedanken hätte fassen mögen.
Das Einkommen Friedrichs I. als des Reichs Oberhaupt (also
ohne seine großen Familiengüter) bestand: 1) in den Zöllen; 2) in
dem Münzregale; 3) in der Steuer, welche die eigentlichen Reichö-
güter, so viele deren noch übrig waren, ferner die nicht zum Heerdienst
verpflichteten Stifte und die unmittelbar unter des Kaisers Schutz
stehenden freien Stadt- und Landgemeinden entrichteten; 4) aus dem
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Extrahierte Ortsnamen: Palästina Damaskus Deutschland Neapel Deutschland Rom
10
Geschichte der neueren Zeit.
in der Engelsburg belagert und durch Hunger gezwungen, einen harten
Vertrag abzuschließen, fand jedoch bald Gelegenheit zu entfliehen.
§ 25. Unterdessen eroberten die Franzosen Genua und den größten
Theil der Lombardei wieder und drangen 1528 durch ihre italieni-
schen Verbündeten verstärkt mit einem übergroßen Heere durch die
Marken nach Unteritalien vor, wo nur Gaöta, Neapel und Man-
fredonia Widerstand leisteten. Doch bei der Belagerung Neapels
ging der größte Theil des Heeres durch Krankheiten zu Grunde, Genua
eroberte der Seeheld Andreas Doria, welchen der französische Ueber-
muth auf die Seite des Kaisers getrieben hatte, in der Lombardei
siegte Ley va bei Landria no, daher kam bei der Erschöpfung aller
Friede von Parteien ein Friede zu Stande (zwischen Karl V. und Franzi, zu
Kambray Kambrai 1529). Der Kaiser überließ das Herzogthum Mailand
1529. dem letzten Sforza , gab Genua seine Freiheit wieder und setzte den
Alexander von Medici als Herzog von Florenz ein. In Bo-
logna krönte Klemens Vii. Karl V. am 22. Februar 1530 mit der
eisernen Krone zum König von Italien und den folgenden Tag
mit der kaiserlichen. Karl ist der letzte Kaiser, den der Papst krönte,
auch der letzte, der neben den Otto, Heinrich, Konrad und Friedrich
des alten Reichs einen Platz behauptet.
Fortschritte der Ucsormation in Deutschland.
8 26. Während der langen Abwesenheit des Kaisers in Spanien
und Italien gewann die Wittenberger Reformation immer
größere Ausbreitung. Im Jahr 1525 starb der Kurfürst Friedrich
von Sachsen und sein Nachfolger Johann Friedrich bekannte
sich feierlich zu Luthers Lehre, die von ihm und seinen Anhängern „das
Evangelium" genannt wurde, weil sie nichts enthalte, was nicht in
dem Evangelium begründet sei. Mit dem sächsischen Kurfürsten war
der Landgraf Philipp von Hessen die Stütze der Reformation; zu
derselben bekannten sich nach und nach die Herzoge von Pommern,
Mecklenburg, Braunschweig-Lüneburg, Schleswig-Hol-
stein, die Fürsten von Anhalt sowie die bedeutendsten Reichsstädte,
denn in den Städten war überhaupt die Opposition gegen den Klerus immer
am stärksten gewesen. Der Hochmeister des Deutschordens in Preußen,
Albrecht von Brandenburg, trat ebenfalls über und erklärte sich
zum Herzog und erblichen Landesherrn von Preußen unter polnischer
1525. Oberlehensherrlichkeit. Aehnliches geschah, wiewohl nicht gleichzeitig,
von den Ketteler und Plettenberg in Kurland, Esthland und Liv-
land, welche Länder seitdem zum Zankapfel zwischen Schweden, Po-
len und Rußland wurden. Luther selbst gab seinem Werke eine be-
stimmte Form durch die Einrichtung eines geistlichen Standes, des Kul-
tus, des Religionsunterrichts (Katechismus), wobei ihn die Landesherren
und Stadtmagistrate unterstützten ; denn den weltlichen Obrigkeiten stand
nach Luthers Ausspruche die ordnende Gewalt in der neuen Kirche zu.
§ 27. Davon war übrigens keine Rede, daß den deutschen Bür-
gern und Bauern es freigestellt blieb, ob sie bei dem katholischen Glauben
ausharren oder sich zu dem neuen bekennen wollten. Wo die Regierung,
Cujususret st? Fürst oder Stadtmagistrat hieß, sich dem „Evangelium" zuwandte,
^"eügu). da wurde der katholische Kult nicht mehr geduldet, und ebenso wenig
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von Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp_von_Hessen Philipp Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
6
Geschichte der neueren Zeit.
Fürsten überall die Wege verlegten, und als er selbst tödtlich verwun-
det wurde, übergab die Besatzung die Burg, so daß der Ritter als Ge-
7^Mai" fanöcnct starb.
Der Äaucrnkrieg (1524—1525).
§ 14. Gefährlicher als Sickingens ritterlicher Handstreich war die
Bauernrevolution, die vom Oberrhein bis Thüringen
und Sachsen reichte. Die Mehrzahl der deutschen Bauern war mit
Abgaben und Diensten verschiedener Art schwer belastet und mußte
vielfach von adeligen Herren und deren Knechten dieselbe Behandlung
erdulden, welche vor 200 Jahren die Bauern in der Schweiz zum
Aufstande getrieben hatte. Schon vor dem Auftreten Luthers gährte
es unter den Bauern, besonders in Schwaben, in sehr bedenklicher
Weise. Als sie aber erst von der Predigt der „evangelischen Freiheit"
hörten, glaubten sie auch ihre Zeit gekommen und verlangten Freiheit von
der Leibeigenschaft und anderen Lasten und beriefen sich zu ihrer Recht-
fertigung auf das Wort Gottes. Sie gingen jedoch in ihren Forderun-
gen immer weiter, so daß an eine gütliche Vereinbarung fast in keiner
Gegend mehr zu denken war, und auch die zwischen Bauern mit Herren
und Städten anfangs abgeschlossenen Verträge gewöhnlich von den
Bauern selbst zuerst gebrochen wurden. Die Bauern blieben daher sich
selbst überlassen, da auch die Bürger (mit Ausnahme von wenigen und
unbedeutenden Städten), die sonst den geistlichen und weltlichen Herren
nicht eben hold waren, sich von ihnen abwandten oder ihnen, wie be-
sonders mehrere Reichsstädte thaten, mit Stückkugeln Antwort gaben.
§ 15. Die Bauern selbst waren unter sich nicht einig und ihre
Heerhaufen, die sich zwischen dem Rheine und dem Lech, am Neckar,
Sommer in Franken und Thüringen umhertrieben, gehorchten weder den An-
führern, die sie aus ihrer Mitte wählten (G. Metzler, Jäcklin
Rohrbach, Salb, Bermeter rc.), noch den entlaufenen Mönchen
und Geistlichen, die sich ihnen zugesellten; auch eine Art Bundes-
Die zwölf bries, die berühmten zwölf Artikel, welche die Forderungen der Ober-
Artikcl. Nutzer aussprachen, wurde nicht allgemein anerkannt, so daß der Tag
zu Heilbronn, wo die Anführer von der Abschaffung aller geistlichen
und weltlichen Territorialherrschaft und der Aufrichtung einer einheit-
lichen Reichsregierung durch den Kaiser verhandelten, ohne allen Erfolg
blieb.
§ 16. Im Frühjahr 1525 schwärmten die Bauern in großen Heer-
haufen im Elsaß, am Oberrhein, in Oberschwaben, am Neckar, in
Franken und Thüringen, plünderten und verbrannten Klöster und
Schlösser und schmausten aus dem Vorrathe der Speicher und Keller.
Unterdessen hatten sich aber auch die Fürsten gerüstet; der Feldherr des
schwäbischen Bundes, Truchseß Georg von Waldburg, zersprengte
oder vernichtete die ungeordneten Schaaren bei Elchingen und Leip-
heim, bei Böblingen den „Hellen Haufen", der am 16. April
Weinsberg erobert und alle gefangenen Adeligen sammt deren Knech-
ten getödtet hatte, siegte bei Königshofen und Würzburg (Aprilbis
Juni); nicht besser ging es den Aufgestandenen in der Rheinpfalz;
im Elsaß sowie in Lothringen ließ sie der Herzog Anton zu Tau-
senden niedermetzeln.
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Extrahierte Personennamen: Georg_von_Waldburg Anton
Das Soldatenkaiserthum.
135
England, Oesterreich, Rußland, Schweden und Neapel gegen Frankreich
verbündet. Ulm (17. Oktober), Äufterlitz (2. Äeeembcr), Trafalgar
(21. Oktober 1805)?
§ 353. Vorzüglich durch die Bemühungen des englischen Ministers
Pitt kam die sogenannte dritte Koalition, der Bund der oben ge-
nannten Reiche gegen Frankreichs drohende Uebermacht zu Stande, aber
Napoleon schloß das österreichische Heer unter Mack in Ulm ein und
nöthigte dasselbe zur Ergebung; die badischen, hessischen, würt- !?•
tembergisch en Truppen verstärkten sein Heer, mit dem er schon am 1 °‘
13. November Wien besetzte, und am 2. Decomber bei Austerlitz
(unweit Brünn in Mähren) einen eben so leichten als vollständigen
Sieg über die österreichisch-russische Armee erfocht. Am 26. Decomber
schloß Kaiser Franz Ii. den Frieden von Preßburg, in welchem
er Vorderösterreich vollends an Bayern, Württemberg und
Baden, Tyrol an Bayern, Venedig und Dalmatien an
Napoleon abtrat, wofür er nur Salzburg und Berchtesgaden,
sowie das erbliche Hochmeisterthum des Deutschordens für einen
österreichischen Prinzen erhielt. Bayern gab Würzburg ab und
empfing dafür die Reichsstadt Augsburg, von Preußen Anspach
und Baireuth, welches dagegen Hannover besetzen durfte, worauf
England durch eine Blokade der preußischen Häfen antwortete; auch
Kleve-Berg überließ es an Napoleon, der daraus und aus einigen
anderen Stücken das Großherzogthum Berg für seinen Schwa-
ger und Reitergeneral Murat bildete. Die Freude Napoleons I. über
seine Erfolge verbitterte jedoch der englische Admiral Nelson,
welcher bei dem Vorgebirge Trafalgar am 21. Oktober die fran-
zösisch-spanische Flotte vernichtete und die Franzosen nöthigte dem See-
kriege im Großen zu entsagen.
Der Rheinbund (12. Juli 1806); Ende des deutschen Reichs (6. Äug. 1806).
§ 354. Bayern, Württemberg (deren Fürsten in dem Preß-
burger Frieden den Königstitel erhielten), der Kurerzkanzler Karl
Theodor von Dalberg, Baden, Kleve-Berg, Darmstadt,
die nassauischen, salm'schen und hohenzollern'schen Für-
stenthümer, Aremberg, I senburg - Birstein, Lichtenstein und
Ley en sagten sich vom Reiche los und errichteten den sogenannten
Rheinbund, erkannten Kaiser Napoleon l. als ihren Protektor 12. Juli
und verpflichteten sich in dessen Kriege 63,000 Mann zu stellen. Der ^ris.
Bundestag sollte in Frankfurt berathen, der ehemalige Kurerz-
kanzler als Fürst Primas demselben präsidieren, daher Napoleon
ihm die Reichsstadt Frankfurt schenkte, wofür Regensburg an
Bayern fiel; die neuen Souveräne erhielten auch die Erlaubniß alle
zwischen ihren Gebieten gelegene Fürsten, Grasen, Reichsritter und
Reichsstädte ihrer Souveränität zu unterwerfen (Nürnberg wird
bayerisch). Der französische Gesandte kündigte dem Reichstage zu
Regensburg die Errichtung des Rheinbundes an und erklärte, daß
Frankreich von einem deutschen Reiche in Zukunft nichts mehr
wisse, worauf Kaiser Franz Ii. am 6. August seine Würde als Kaiser
des heiligen römischen Reichs deutscher Nation niederlegte;
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Franz_Ii Franz Napoleon Napoleon Napoleons_I. Admiral_Nelson Karl
Theodor_von_Dalberg Karl Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz August
Extrahierte Ortsnamen: England Oesterreich Schweden Neapel Frankreich Frankreichs Ulm Wien Württemberg Baden Tyrol Venedig Dalmatien Salzburg Berchtesgaden Würzburg England Napoleons Rheinbund Württemberg Baden Kleve-Berg Darmstadt Aremberg Rheinbund Frankfurt Nürnberg Rheinbundes Frankreich
38
Geschichte der alten Welt.
Tempel wurde ausgeraubt, die goldenen Geräthe in den Baalstempel
geschickt, die ganze Stadt verbrannt, der Rest des streitbaren Volkes
nach Babylonien abgeführt.
Auch die andern abgefallenen Stämme, z. B. Moabiten und Edo-
miten unterwarf Nebukadnezar; nur Jnseltyrus konnte er trotz vieljäh-
riger Blokade nicht bezwingen, doch anerkannte es endlich die Ober-
hoheit des babylonischen Königs und bezahlte Tribut, eine babylonische
Besatzung nahm es aber nicht auf.
§ 99. Nachdem Nebukadnezar seinem Reiche ganz Syrien einver-
leibt hatte, schuf er auch große Werke des Friedens. Er grub den
Königskanal (jetzt Naharmalka), der den Euphrat mit dem Tigris ver-
band und die größten Flußschiffe trug, außerdem andere Gräben, die
nur zur Bewässerung bestimmt waren oder die Versumpfung niederer
Lagen verhindern sollten; bei Sepharvaim, oberhalb Babylon, ließ er
ein großes Becken ausgraben, welches bei der Anschwellung des Euphrat
die Ueberfülle des Flußwaffers aufnahm und dasselbe durch eine Reihe
von Kanälen in die Sümpfe und Seen am Ausflusse des Stromes führte,
bei niederem Wasserstande aber die Bewässerungsgräben speiste. Den
Kern des Reiches, die Ebene Schinear zwischen Euphrat und Tigris,
schützte er durch eine Mauer, welche bei einer Dicke von 20' und einer
Höhe von 100' von einem Strome bis zum andern reichte; sie hieß
die medische Mauer.
Die Stadt Babylon.
§ 100. Durch Nebukadnezar erhielt Babylon seinen vollen Um-
fang, seine unüberwindlichen Festungswerke und bewunderte Prachtbauten.
Ihm verdankte der Stadttheil auf dem östlichen Ufer des Euphrat seine
Gründung, so daß Babylon (nach Herodot) ein Viereck von 480 Sta-
dien Umfang bildete, das von einem tiefen ausgemauerten Graben, der
aus dem Euphrat gefüllt werden konnte, und einer Mauer von 200 Ellen
Höhe und 50 Ellen Breite umschlossen war, mit 250, die Mauer um
10 Ellen überragenden Thürmen und 100 ehernen Thoren, so daß die
alte Kriegskunst mit Gewalt gegen Babylon nichts auszurichtcn ver-
mochte. Beide Stadttheile verband Nebukadnezar durch eine Brücke und
sicherte die Ufer des Flusses durch steinerne Dämme; zum Flusse hinunter
führten auf beiden Ufern große Treppen, die nachts durch Thore ge-
schloffen wurden. Aus der Ostseite erbaute er einen neuen Königspalast,
der 30 Stadien cinnahm und von einer gewaltigen Backsteiumauer um-
geben war, mit bemalten Gypsplattcn bekleidet, welche Schlachten
und Jagden darstellten. Zu diesem Palafte gehörten die sogenannten
hängenden Gärten, die 400' lang und breit in Stufen, welche auf
Mauern ruhten, vom Euphrat bis zu 130' senkrechter Höhe anstiegen.
Er restaurierte den großen Tempelthurm des Bel; derselbe erhob sich
hinter einem großen Vorhof auf einer viereckigen Unterlage in acht
verjüngten Stockwerken bis 000' Höhe, zu welcher man auf einer mit
Absätzen und Ruhepunkten versehenen außen herumlaufenden gewun-
denen Treppe gelangte.
Bildung und Gesittung.
§ 101. Die Chaldäer (mit welchem Namen man in späterer
Zeit die babylonischen Priester und Gelehrten bezeichnete, in der Bibel
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Extrahierte Personennamen: Nebukadnezar Nebukadnezar Nebukadnezar Herodot Ellen
Höhe Nebukadnezar
Innere Zustände und Untergang der römischen Republik. 157
Uebung und hatten die „nobiles" aller Stände vom Gemeinlande mög-
lichst viel okkupiert, sondern sie kauften auch die kleinen Bauerngüter in
Italien auf, und ließ sich der Kleinbauer durch hohe Preise nicht
ködern, so verbitterten sie ihm durch Gewaltthatigkeiten und Quälereien
aller Art das Leben in ihrer Nachbarschaft so lange, bis er endlich los-
schlug. So gingen die ehemaligen kleinen Güter, auf denen sich ple-
bejische Familien ehrlich nährten, in den großen Herrengütern auf, deren
Umfang nach Meilen berechnet wurde Oatifundia). Die Herren ließen
dieselben aber nicht durch Pächter oder Taglöhner anbauen, sondern
durch Sklaven, die nachts in einem unterirdischen Zwinger einge-Die Sklave»,
sperrt schliefen, am Tage auf dem Felde arbeiteten, zum Theil in Ket-
ten und immer von der Riemenpeitsche oder der schrecklichen Geißel
bedroht, denn diese späteren Römer übertrafen an schonungsloser Härte
selbst die westindischen Plantagenbesitzer des vorigen Jahrhunderts. Mit
der Zeit verwandelten die Herren viel Ackerland in Weide, weil die
Viehzucht mehr eintrug, seitdem Sicilien und Afrika römische Provin-
zen waren und die Spekulation von dorther wohlfeileres Korn auf den
römischen Markt lieferte.
§ 473. Auch in der Stadt nahm die Zahl der Sklaven über-
mäßig zu; denn der vornehme Römer hielt sich Sklaven nicht allein zur
Verrichtung der niedrigen und gewöhnlichen Arbeiten, sondern auch die
meisten Handwerker und Künstler, Verwalter, Schreiber, Vorleser,
Köche waren Sklaven, zuletzt selbst die Lehrer und Erzieher der
Kinder. Diese »gebildeten" Sklaven (ordinarii) waren in der Regel
griechische Asiaten und trugen nicht wenig zur Sittenverderbniß in
Rom bei; diese ging von den höheren Ständen (nodiles, optimates)
aus, welche mit der feinen griechischen Bildung auch die griechisch-
orientalische Genußsucht und Leichtfertigkeit aufnahmen und mit römi-
scher Energie hegten. Das gemeine Volk verfiel der Entsittlichung um
so schneller, je mehr die Stadt der Sammelplatz der Landbürger wurde,
die ihren Boden freiwillig oder gezwungen verkauften, und je mehr die
Bürgerschaft durch die freigelassenen Sklaven zunahm.
§ 474. Daß durch das Ueberhandnehmen der armen, theilweise
verdorbenen, stets aber unzufriedenen Volksmenge in der Stadt für
die Republik eine große Gefahr erwachsen müsse, sahen manche hochge-
stellte Männer ein, am meisten aber nahm es sich Tiberius Graccchus Tibcnus
zu Herzen, welcher der vornehmen plebejischen Familie der Sempronier Graccchus.
augehörte und durch seine Mutter Kornelia ein Enkel des ältern
Scipio war. Er glaubte, das einzige Heilmittel sei die Wiederher-
stellung des licinischen Ackergesetzeö, daher ließ er sich zumi33v.chr.
Volkstribunen wählen und schlug als Gesetz vor: 1) Das gesammte
okkupierte Gemeinland wird eingezogen, jedoch behält der bisherige In-
haber 500 Jucharte und weitere 250 für jeden herangewachsenen Sohn,
ferner wird er auch für Verbesserungen, Gebäulichkeiten re. entschädigt.
2) Das eingezogene Gemeinland wird in Stücken von 30 Jucharteu unter
römische Bürger oder italische Bundesgenossen vertheilt, welche diesen
Grundbesitz weder veräußern noch verpachten dürfen und von demselben
jährlich einen mäßigen Zins an die Staatskasse entrichten. 3) Eine
Kommission von drei Männern besorgt die Einziehung und Austheiluug
des Gemeinlandes, scheidet also Gemeinland und Privatland aus.
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Extrahierte Personennamen: Tiberius_Graccchus_Tibcnus Tiberius Sempronier_Graccchus Kornelia Scipio Scipio
Extrahierte Ortsnamen: Italien Ket- Riemenpeitsche Afrika Rom
Rom cine ariftofratijdjc Republik.
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Seiten, sondern auch Sie Handwerker, Künstler, Haus- und Guts-
verwalter, Köche, Vorleser und L-chreiber waren Sklaven oder
Freigelassene, zuletzt selbst die Lehrer und Erzieher der Kinder. Diese
gebildeten Haussklaven waren meistens asiatische Griechen, und diese trugen
zur Sittenverderbniß sebr viel bei. Solche Sklaven, welche sich die Gunst
ihrer Herren zu verschassen wußten, wurden in der Regel mit der Frei-
lassung belohnt (sie wurden liberti) und gingen in die gemeine Bür-
gerschaft der Stadt Roms über, welche dadurch immer zahlreicher und
verdorbener wurde. Rom war auch der Sammelplatz für die meisten kleinen
Landbürger, welche ihre Grundstücke an die Vornehmen verkauft hatten;
überdies strömten auch aus den Städten Italiens müßige arbeitsscheue
Leute iit Nom zusammen, so daß auch dadurch die Zahl der armen
Stadtbevölkerung reißend zunahm. Zum Aufenthalte in Rom
lockten verschiedene Ursachen: 1. war dort das tägliche Brot sehr wohl-
feil, weil der Staat aus seinen Magazineil alle 2 oder 4 Wochen ein be-
stimmtes Maß Getreide an die armen Bürger um einen geringen Preis abgab.
2. Die Can didaten (candiclati, s. S. 70) spielten den armen Bürgern
manches Silberstück in die Hand, um deren Wahlstimmen zu erhalten.
3. Die vornehmen Herren suchten sich die Gunst des Volkes auch dadurch
zu erwerben, daß sie öffentliche Spiele aufführen ließen, z. B. Wa-
genwettrennen, Thierkämpfe, eigentliche Schauspiele. Das beliebteste wur-
den die Gladiatorenkämpfe oder die Fechterspiele. Gladiatoren (Fechter
mit dem Schwerte) waren entweder starke Sklaven, gewöhnlich Kriegs-
gefaugeile, welche in der Fechtkunst geübt wurden, oder verwegene Leute,
welche sich für gute Bezahlung als Gladiatoren gebrauchen ließen. Sie
fochten vor den Augen des versammelten Volkes, in zwei Partien getrennt,
auf Leben und Tod mit einander, später auch mit wilden Thieren; auch
wurde es Brauch, den wilden Thieren, welche in den Zwingern des
Amphitheaters unterhalten wurden, gemeine Verbrecher preis zu
geben. L>o erstand in Rom nach dem zweiten punischen Kriege eine ar-
beitsscheue, verwilderte Volksmasse, welche mit ihrem Geschrei: wir wol-
len Brot und Spiele! (panera et circenses!) die öffentlichen Plätze
erfüllte.
Innere Erlchnttcrnngen und auswärtige Kriege.
Die gracchischen Unruhen. (133—121 v. Chr.)
§. 42. Wohlgesinnte Staatsmänner sahen wohl ein, daß durch das
Ikeberhandnehmen einer solchen Volksmenge die Republik in Gefahr kom-
men müsse; am meisten aber nahm es sich Tiberius Gracchus zu
Herzen, welcher durch seine Mutter Cornelia ein Enkel des älteren Scipio
Africanus war. Er glaubte, das einzige Hilfsmittel sei die Wiederher-
stellung des licinischen Ackergesetzes, wodurch über Italien wieder eine
kräftige bürgerliche Landbevölkerung verbreitet werden könne; darum ließ
er sich zum Volkstribunen wählen und schlug das folgende Gesetz vor:
i) Das sämmtliche dem Staate gehörige Land wird eingezogen,
sedoch bleiben jedem der bisherigen Erbpächter 500 Jucharten und weitere
250 . für jeden herangewachsenen ^ohn; für die Auslagen, die sie auf
Gebäulichkeiten, Gräben, Bodenverbesserungen u. s. w. verwendet haben,
werden sie^ aus der Staatskasse entschädigt. 2) Das eingezogene Land
wird in Stücken zu 30 Juch arten unter römische Bürger oder ita-
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Extrahierte Personennamen: Tiberius_Gracchus Tiberius Cornelia Scipio
Extrahierte Ortsnamen: Roms Italiens Rom Schwerte Rom Italien