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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 335

1888 - Habelschwerdt : Franke
335 hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792. C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr (Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst j

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 323

1904 - Habelschwerdt : Franke
23 Parthenopeischen Republik (von Parthenope, der dichterischen Bezeichnung Neapels) zur Folge hatte. Die sterreichischen Heere kmpften aber glcklich. Erzherzog Karl drang in Sddeutschland vor, schlug die Franzosen bei Stockach in Baden (nordwestlich vom Bodensee) und verfolgte sie bis R a st a t t. Der hier tagende Kongre wurde aufgelst. Die bis jetzt noch nicht aufgeklrte Ermordung der heimkehrenden franzsischen Gesandten trug viel zur gegenseitigen Erbitterung bei. Inzwischen trieben die sterreicher die Frauzofeu in Italien der die Etfch zurck, und der tapfere russische General Suworow drngte sie bis an die Kste von Genua. Die rcksichtslose Behandlung Suworows durch den Wieuer Hof und die Befrchtung Englands und sterreichs, da sich die Russen in Italien oder am Mittelmeer festsetzen knnten, lhmten aber die Fortschritte der Sieger. Suworow erhielt vom Wiener Kriegsrate den Befehl, nach der Schweiz zu marschieren. Er berstieg unter unsglichen Schwierigkeiten im Oktober die mit Eis und Schnee bedeckten Alpen, mute sich aber, uachdem er der den St. Gotthard bis zum Vierwaldsttter See vorgedrungen war, nach dem Rheintale retten, da die Schweiz von den Verbndeten schon aufgegeben war. Darber erbittert, rief der Zar sein Heer zurck. c. Wendung durch Bonaparte. Whrend die Koalition durch das Ausscheiden Rulands geschwcht worden war, verstrkte sich Frankreich dnrch neue Rstungen und bertrug Bouaparte den Oberbefehl. Dieser ging in 5 Tagen der den Groen St. Bernhard und schlug die sterreicher nach hartnckigem Widerstande bei Marengo (sdstlich von Alessandria). Da die Franzosen auch bei Hohenlinden (stlich von Mnchen) einen entscheidenden Sieg erfochten hatten, sah sich sterreich zum Frieden von Lnniville (lhnewihl, sdstlich von Nancy), 1801, gentigt. Das linke Rheinnser blieb bei 1801 Frankreich. So verlor das deutsche Reich 1150 Quadratmeilen mit 4 Millionen Bewohnern. Die benachteiligten weltlichen Fürsten sollten durch Einziehung geistlicher Gter und Aufhebung von Reichsstdten entschdigt werden. Mit England schlo Frankreich 1802 den Frieden von Amiens. C. Der Neichsdeputatioiis-Hanptschlu, 1803. 1803 Das schwierige Werk der Entschdigung wurde auf dem Reichs-tage in Regensburg durch den Reichsdeputations-Hauptschlu vollendet. Von den 3 geistlichen Kurfrsten behielt nur Karl von Dalberg, der Kurfürst von Mainz, feine weltliche Wrde; doch verlor er Mainz und bekam dafr Regensburg nebst Wetzlar und Aschaffen-bnrg, sowie den Rang eines Primas von Deutschland. Wrttemberg, Baden, Hessen-Kassel und Salzburg wurden zu Kurfrstentmern erhoben! 21*

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 343

1904 - Habelschwerdt : Franke
343 drangen viele Patrioten in Friedrich Wilhelm, die gnstige Gelegenheit zu bentzen und im Bunde mit dem sterreichischen Kaiser gegen Napoleon zu ziehen. Der König konnte sich aber zu diesem Schritt nicht entschlieen; er wollte ohne Rulands Hilfe einen solchen Kampf nicht wageu. Dazu kam, da der König von einer Adelspartei beeinflut wurde, der Steins Reformen zuwider waren. Im Sommer 1808 fiel den Franzosen ein Brief in die Hnde, in welchem Stein den Wunsch verriet, eine Volkserhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Durch das Bekanntwerden dieses Briefes wurde Preueus Lage sehr verschlimmert. Bei der drohender? Haltung Napoleons willigte der König in den Vertrag vom September 1808 ein (S. 330). Stein, dem- von seinen Feinden fortwhrend entgegengearbeitet wurde, sah sich im November 1808 gentigt, seinen Abschied zu nehmen. Im Dezember wurde er von Napoleon gechtet und mute Preueu verlasse. Nach Steins Entlassung trat in der Durchfhrung der Reformen ein Stillstand ein. Whrend im preuischen Volke der Freiheitsdrang erwachte und sterreich och einmal den Kampf mit dem franzsischen Gewalthaber wagte, konnte sich Friedrich Wilhelm, der vom russischen Kaiser vor jeder bereilung gewarnt wurde, nicht entschlieen, im Verein mit sterreich gegen Napoleon vorzugehen. Trotzdem trat der König zu sterreich in Beziehungen, die Napoleon nicht verborgen blieben. Nach dem siegreichen Kriege gegen sterreich zog der fran-zfische Kaiser Preußen zur Rechenschaft und verlangte drohend die Bezahlung der Kriegsschuld. Das Ministerium machte dem Könige den Vorschlag, die franzsischen Forderungen durch die von Napoleon gewnschte Abtretung von Schlesien zu befriedigen. Durch das mutige Eintreten der Knigin Luise, welche die Vorschlge der Minister als erbrmlich" bezeichnete und die Berufung Hardenbergs betrieb, wurde aber Schlesien vor der Losreiung von Preußen bewahrt. Im Sommer 1810 stellte Friedrich Wilhelm Iii. Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze der gesamten Verwaltung. Diesem gelang es, durch Einfhrung einer allgemeinen Grundsteuer, durch Verbrauchs- und Luxussteuern die notwendigen Mittel zur Bezahlung Frankreichs zu beschaffen. Hardenberg, der ein gewandter Staatsmann war, aber nicht Steins sittlichen Ernst besa, leitete die preuische Politik bis zu seinem Tode im Jahre 1822. Er setzte die von Stein begonnenen Reformen fort und suchte besonders die wirtschaftliche Ent-Wicklung Preuens zu frdern, indem er die volle Gewerbe fr eiheit einfhrte. Da infolge des Ediktes der den erleichterten Besitz des Grundeigentums und die persnlichen Verhltnisse der Landbewohner der Gesindezwang aufhrte, wurde durch die Gesindeordnung vom 8, November 1810 bestimmt, da zwischen Herrschaften und

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 107

1904 - Habelschwerdt : Franke
107 einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten. Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes. Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet. Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser. Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 108

1904 - Habelschwerdt : Franke
108 ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern. Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs. Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland. England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen

6. Staats- und Bürgerkunde - S. 19

1910 - Wittenberg : Herrosé
19 ist fein Wunder. Aber kaum begannen bessere Zustände, kaum bedeckten sich die Felder wieder mit Saaten, da brausten die Treib- jagden der Großen darüber hin, und die Bauern mußten dabei als Treiber helfen. Das Wild vernichtete vielfach die Früchte des Feldes. Der Bauer durfte es nicht töten. Diese Wildschäden er- setzte ihm keiner. Wenn er ein Tier tötete, so hatte er die härtesten Strafen zu erwarten. Die Lage des Bauernstandes blieb auch in der Zukunft eine traurige. Er unterstand seinem Gutsherrn nicht bloß wirtschaftlich, sondern auch rechtlich. Er war mit seiner Person an das Gut, an die Scholle, auf der er geboren war, gebunden. Seine Binder durften nicht ohne Erlaubnis des Gutsherrn in fremde Dienste ziehen, seine Töchter nicht ohne Wissen und Willen des Gutsherrn sich verheiraten. Wollte der hörige Bauer frei werden, so mußte er sich loskaufen. Die billigsten Loskäufe waren für 46—75 Mk. Auf einigen Gütern zahlte der Knecht 300 Mk., die Magd 240 Mk. für die Freiheit. Das Ersparte ging oft auf diesem Wege wieder in die Tasche des Gutsherrn. Unsere preußischen Könige richteten ihre Hauptsorge auf die Erleichterung der Lage unserer Bauern. Friedrich Wilhelm l., dessen Ideal eines deutschen Fürsten war: „Guter Soldat, guter Wirt, guter Christ", richtete sein Augen- merk auf die Verbesserung. Er verbot den Beamten, sich von den Bauern fahren zu lassen oder sie durch Stockschläge zu strafen. Im Wiederholungsfälle solle der Übeltäter sechs Wochen Festung haben und wenn das nicht hülfe, gehängt werden. Friedrich der Große hob auf den Krongütern die Leibeigen- schaft auf. Er hielt streng auf menschenwürdige Behandlung der Bauern. Wer einen Bauern mit dem Stocke geschlagen, der solle sechs Jahre auf Festung. Und Friedrich war der Mann, seine Drohung auch auszuführen: Die Gemahlin des Grafen Geßler, des Obersten des Bayreuther Dragonerregiments, erhielt eine Festungs- strafe von sechs Jahren. Es war dem Könige zwar nicht möglich, auch die Bauern der Rittergüter zu befreien, doch erleichterte er ihre Lage, indem er verordnete, „daß der Bauer jetzo die ganze Woche hindurch dienen muß, derselbe die Woche über nicht mehr als drei oder vier Tage zu Hofe dienen dürfe." Langsam wurden die Verhältnisse bessere. Die Vollendung der Befreiung blieb Friedrich Wilhelm Iii. vorbehalten. Das furchtbare Unglück, das 1806 über Preußen hereingebrochen war, forderte eine vollständige Umgestaltung des ganzen Staatswesens an Haupt und Gliedern. Das riesige Reformwerk, welches der Minister von Stein gleich im Jahre 1807 in die Wege leitete begann mit der Schaffung eines freien Bauernstandes. Das Gesetz datiert vom 9. Oktober 1807. Darin ordnet Friedrich Wilhelm Iii. an: Von Martini 1810 ist jede Art von Leibeigen- schaft, Erb- und Gutsuntertänigkeit aufgehoben. Der Bauer er- 2*

7. Staats- und Bürgerkunde - S. 222

1910 - Wittenberg : Herrosé
222 Prägstellen wurden „Heckenmünzen" genannt. In ihnen fand eine planmäßige Verschlechterung des Geldes statt. Nach der Berechtigung des Münzers wurde nicht gefragt, wer mit Feuer und Eisen umzugehen wußte, verdang sich zu solchem Werke. Auf den vorgeschriebenen Feingehalt und das Gewicht des Geldes ward wenig Rücksicht genommen, es ward mit falschen Stempeln geprägt und auf leichte Münzen das Bild des Landesherrn und die Jahreszahl aus einer besseren Zeit geschlagen, ja es wurden in wirklicher Falschmünzerei die Stempel fremder Münzen nach- gestochen. Den neugeprägten Münzen ward dann durch Weinstein oder Lotwasser der neue Glanz genommen. Alles geschah unter dem Schutze des Landesherrn. So war es überdies schon vor dem Jahre 1618. Die kleinen wie die großen Landesherren brauchten Geld und wieder Geld. Da fingen einige Reichsfürsten an, die Arbeiten der verrufensten Heckenmünzer zu übertreffen. Sie ließen statt von Silber in einer schlechten Mischung von Silber und Kupfer schwere und leichte Landesmünzen schlagen. Bald wurde versilbertes Tupfer daraus. Zuletzt schlug man z. B. in Leipzig das kleine Geld gar- nicht mehr von Tupfer, das man höher verwerten konnte, sondern die Stadt gab statt dessen eckiges Blech mit einem Stempel aus. Wie eine Pest griff diese Entdeckung, Geld ohne große kosten zu machen, um sich. Hundert neue Münzen wurden errichtet. Wo ein verfallener Turm für Schmiede und Blasebalg fest genug schien, wo Holz zum Brennen vollauf und eine Straße war, das gute Geld zur Münze hinein- und schlechtes hinauszufahren, da nistete sich eine Bande Münzer ein. Kurfürsten und Herren, geistliche Stifter und Städte wetteiferten miteinander, aus Kupfer Geld zu machen. Auch das Volk wurde angesteckt. Seit Jahrhunderten hatten Goldmacherkunst und Schatzgräberei die Phantasie des Volkes beschäftigt; jetzt schien die glückliche Zeit gekommen zu sein, wo jeder Fischtiegel sich auf der Wage des Münzers in Silber ver- wandeln konnte. Es begann ein tolles Geldmachen. Alle Welt legte sich auf Geldhandel. Der Kaufmann machte Geldgeschäfte mit dem Handwerker, der Handwerker mit dem Bauer. Ein all- gemeines Umherlungern, Schachern und Übervorteilen riß ein. Der moderne Schwindel mit Aktien und Börsenpapieren gibt nur eine schwache Vorstellung von dem Treiben der damaligen Zeit. Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 89. Vertreter des Geldes. Die Vertreter des Geldes oder seine Ersatzmittel sind Kredit- papiere. Sie führen von der reinen Geldwirtschaft zur Kredit- wirtschaft hinüber. Ihre Bedeutung ist in den Staaten mit blühender Volkswirtschaft ungeheuer. Sie haben den Umsatz des baren Geldes weit überflügelt.

8. Staats- und Bürgerkunde - S. 387

1910 - Wittenberg : Herrosé
wieder einschlummerte, weil es au dem Gelde fehlte, die iuu ge- ringen Kosten zu tragen. Der Krämersinn der Städte war nicht zu bewegen, irgendwelche Opfer zu bringen. Die raublustigen und rohen Ritter jener Zeit liebten aber das Raufen in so hohem Grade, daß ihnen ein machtvolles deutsches Gericht sehr unbequem war. Es war ihnen angenehmer, von der Plünderung der Han- delsleute und von der Unterdrückung des Landvolkes zu leben, als die Hände in ehrlicher Arbeit zu rühren. Trotzdem wurde, sobald nur einiges Geld vorhanden war, das Reichsgericht wieder er- öffnet. Zu einer wirkungsvollen Tätigkeit kam es freilich nicht, da keine Stelle vorhanden war, die den Urteilen desselben den Rittern, Fürsten und den Städten gegenüber Nachdruck verliehen hätte. Daß die Einrichtung sehr mangelhaft blieb, folgt auch aus der Tatsache, daß es wiederholt feinen Sitz wechselte, nach Worms, Speier, Wetzlar verlegt wurde. Allgemein war auch die Klage, daß die Geschäfte an dieser Gerichtsstelle so langsam abgewickelt wurden, daß oft Jahrzehnte vergingen. ehe ein Rechtsspruch er- folgte. Es blieben infolgedessen immer viele Taufende von Rechts- sachen lange Jahre unentschieden, so daß die Bewohner des Reiches nur in den äußersten Notfällen die Hilfe dieses schwerfälligen Ge- richtshofes in Anspruch nahmen. Im übrigen war auch das Ver- trauen zu den Richtern ein sehr geringes, da man allgemein glaubte, daß diese Leute bestechlich seien und ihre Entscheidungen nach Gunst oder anderen Rücksichten träfen. Es war darum kein Verlust für unser deutsches Volk, als mit der Auflösung des zu einem Zerrbilde herabgesunkenen Deutsches Reiches im Jahre 180i) auch das Reichskammergericht einging. Freilich wurde dadurch die Verwirrung, welche auf dem Ge- biete des Rechts in Deutschland bestand, nicht geringer. Sie hatte ihren Grund in der Tatsache, daß jeder deutsche Staat sein eigenes Recht hatte, so daß oft im Umkreise weniger Stunden drei oder vier voneinander abweichende Gesetze zur Anwendung kamen. Das war schlimm; denn das Recht ist die Grundlage des ganzen Staates und des gesamten Volkslebens. Wo ein einheitliches Recht fehlt, wird der Staat nie zu seiner höchsten Blüte gelangen, und das Volk wird sich niemals einig fühlen. Es liegt ja auch in der Natur der Dinge, daß kein Deutscher die Gesetze aller Staaten des Reiches kannte. Dies brachte vielen recht schweren Schaden. War z. B. eine Ware von Hamburg nach Frankfurt a. M. zu schaffen, so wurden mindestens zehn Staaten durchfahren. Gerade im Handel entstehen leicht Streitigkeiten, die nur im Wege des Prozesses ent- schieden werden können. Entstanden nun bei solcher Gelegenheit derartige Meinungsverschiedenheiten, so war der Verlauf des Streites niemals abzusehen, da eben in jedem Lande verschieden- artige Gesetze vorhanden waren. Der Kaufmann ließ sich deshalb nur im äußersten Notfälle auf die Verfolgung seiner Rechts- ansprüche ein, wenn dies „im Auslande" geschehen mußte. „Aus- land" war aber schon das nur wenige Stunden entfernt gelegene

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 2

1910 - Wittenberg : Herrosé
2 I. Der Bauernstand sonst und jetzt. Zieh fröhlich, wenn erschallt das igorn, ein Sturm auf allen Wegen, und wirf ein heißes blaues Korn dein Räuber kühn entgegen. Die Siegessaat, die Freiheitssaat, wie herrlich wird sie sprießen! Du Bauer sollst für solche Tat die Ernten selbst genießen. Du frommer, freier Bauernstand, du liebster mir von allen, dein Erbteil ist im deutschen Land gar lieblich dir gefallen. Max von Schcnkendorf. 2. Sprüche, Sprichwörter und Merkworte. 1. Mos. 3, 19: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen. l.kön.4, 25: Sie wohnten sicher, ein jeglicher unter seinem Weinstock und Feigenbaum. Glückselig ist der Bauersmann, wenn er’s nur recht erkennen kann. Besser ein reicher Bauer, denn ein armer Edelmann. Ein Ackermann — ein Wackermann. Ackerwerk — Wacker- werk. In jedem Lande ist der Pflug der erste Gläubiger, gegen dessen Forderungen jede andere zurück tritt. (Burke.) Vor allem sei du mir gepriesen, Ackerbaul In der Erde Furchenwunden streuest du siebenfältig Leben. Da hebt sich das Herz, da wächst der Geist. (B. Auerbach.) Glückselig jener, der, entfernt dem Weltgeschäfte, sein Vater- feld mit eignen Stieren wohl durchpflügt. (Horaz.) Nicht der Stand ehrt den Mann, sondern der Mann den Stand. Der eine dient mit Kunst, der andre mit den Waffen; doch muß der Bauernstand uns allen Brot verschaffen. Vom Bauernstand von unten aus soll sich das neue Leben in Adels Schloß und Bürgers Haus, ein frischer Quell, erheben. Doch eines, liebster, ältster Stand, kann größres Lob dir schaffen: Nie müßig hängen an der Wand laß deine Bauernwaffen! Der scharfe Speer, das gute Schwert muß öfter dich begleiten, um fröhlich für Gesetz und Herd und für das Heil zu streiten. 3. Der deutsche Bauer. Mit dem zähen Beharren des Bauern hängt ein mächtiges Selbst- gefühl zusammen, ein stolzes Bewußtsein seines gesellschaftlichen Wertes. Der unverfälschte Bauer schämt sich nicht, ein Bauer zu sein; es liegt ihm im Gegenteil nahe, jeden andern zu unterschätzen.

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 16

1910 - Wittenberg : Herrosé
16 I. Der Bauernstand sonst und setzt. mühlen und Windmühlen im Gebrauch. Auf größern Grundstücken findet matt nebett den genannten Gebäuden noch ein Badehaus, Backhaus, Koch Hans und Fr au eit Haus. Ziegelsteine mid Kalkbrennereien waren schon vorhanden. Die gewöhnlichen Wohn- häuser hatten keine Zimmerdecke; der Wohnraum reichte vom Fußboden bis zum Dach. Der durch einen hohen Zaun umschlossene Hofraum war von zahlreichent Geflügel belebt; da waren nicht nur Gänse, Enten und Hühiter, sondern manchmal auch Schwäne und Kraniche zu finden. An der Tür fand man beit Hund, der Hoswart genannt wurde. Bei den kriegerischen Stämmen genoß unter den Tieren von jeher das Pferd die beste Pflege. Gesetze schützten im Pserdehandel den Käufer schon gegen Blindheit, Rotz usw. des Pferdes. Des wohlschmeckenden Bratens wegen kam die Schweinezucht in Ansehen. Schafzucht trat noch mehr zurück; Ziegen gingen wohl auch in der Schafherde mit. Honig war schon seit alter Zeit besonders auch zur Metbereitnng gesucht, und die Bienenzucht kam in Aufnahnie; man fertigte Bienen- stöcke ans Baumstämmen oder aus Geflecht. Die Landbevölkerung bestand schon lange nicht mehr aus gleich- gestellteu Landwirten. Die Heerführer im Kriege waren Landes- fürsten geworden und hatten das eroberte Land teilweise an ihre Waffengenossen zur Nutznießung als Lehen gegeben. Diese Lehn- güter zwischen den Bauerngütern geboten über viele Hintersassen und Fronbauern, die dem adligen Lehnsherrn Frondienste leisten mußten, weil es Tagelöhner noch nicht gab. Die Fronbauern unterschieden sich in Hüfner mit einer Hufe von 160 Morgen, Halbhüfner oder Kötner mit einem Hause und einem Morgen Acker, Büdner mit einer Hütte im Dorfe oder am Herrenhause und Brotlinge oder Heuer- leute, die am Gesindetische des Hervir aßen. Die Unfreien waren entweder rechtlose Leibeigene, die wie Vieh oder tote Sachen be- handelt wurden, oder Hörige, die zwar auf eigenen Grundstücken als Nutznießer saßen, aber kein eigenes Recht vor Gericht hatten, allerlei Dienste leisten und allerlei Abgaben zahlen mußten, oder Dienst- mannen für die persönlichen Dienste der Herren aus der Jagd, im Kriege usw. Mit der Bekehrung zum Christentume wurden die Bauern nach und nach nicht allein vom Adel, sondern auch von der Kirche und den Klöstern abhängig. Meist zu ihrem Glück! Denn die Herrschaft der Kirche war anfangs ohne Härte. Sie half den Schwachen, milderte unerträgliche Lasten und suchte die Leibeigenschaft in den leichteren Zustand der Hörigkeit umzuwandeln. Sie verminderte die Zahl der Frontage, schaffte die Sonntagsfron ganz ab und legte manchen Feiertag neu ein, um dem gequälten Bauer Ruhe zu geben. Es war kein Wuitder, daß viele bedrängte Bauern den Schutzbezirk des Klosters suchten und freiwillig tu die Kirchenfron traten. Die Klöster verbesserten den Ackerbau wesentlich, indem sie bessere Arten von schon vorhandenen Fruchtsorten einführten und neue be- nutzen lehrten. Die Lage der Bauern war in der Zeit Karls des Großen keine schlechte, obwohl sie manche Lasten zu tragen hatten. Karl der Große
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