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hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792.
C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr
(Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst
j
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Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Elba Frankreich Frankreich Napoleons Wien Frankreich Elba Cannes Paris Gent Napoleons Frankreich Belgien Wellington
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Parthenopeischen Republik (von Parthenope, der dichterischen Bezeichnung Neapels) zur Folge hatte.
Die sterreichischen Heere kmpften aber glcklich. Erzherzog Karl drang in Sddeutschland vor, schlug die Franzosen bei Stockach in Baden (nordwestlich vom Bodensee) und verfolgte sie bis R a st a t t. Der hier tagende Kongre wurde aufgelst. Die bis jetzt noch nicht aufgeklrte Ermordung der heimkehrenden franzsischen Gesandten trug viel zur gegenseitigen Erbitterung bei. Inzwischen trieben die sterreicher die Frauzofeu in Italien der die Etfch zurck, und der tapfere russische General Suworow drngte sie bis an die Kste von Genua. Die rcksichtslose Behandlung Suworows durch den Wieuer Hof und die Befrchtung Englands und sterreichs, da sich die Russen in Italien oder am Mittelmeer festsetzen knnten, lhmten aber die Fortschritte der Sieger. Suworow erhielt vom Wiener Kriegsrate den Befehl, nach der Schweiz zu marschieren. Er berstieg unter unsglichen Schwierigkeiten im Oktober die mit Eis und Schnee bedeckten Alpen, mute sich aber, uachdem er der den St. Gotthard bis zum Vierwaldsttter See vorgedrungen war, nach dem Rheintale retten,
da die Schweiz von den Verbndeten schon aufgegeben war. Darber erbittert, rief der Zar sein Heer zurck.
c. Wendung durch Bonaparte. Whrend die Koalition durch das Ausscheiden Rulands geschwcht worden war, verstrkte sich Frankreich dnrch neue Rstungen und bertrug Bouaparte den Oberbefehl. Dieser ging in 5 Tagen der den Groen St. Bernhard und schlug die sterreicher nach hartnckigem Widerstande bei Marengo (sdstlich von Alessandria). Da die Franzosen auch bei Hohenlinden (stlich von Mnchen) einen entscheidenden Sieg erfochten hatten, sah sich sterreich zum Frieden von Lnniville (lhnewihl, sdstlich von Nancy), 1801, gentigt. Das linke Rheinnser blieb bei 1801 Frankreich. So verlor das deutsche Reich 1150 Quadratmeilen mit 4 Millionen Bewohnern. Die benachteiligten weltlichen Fürsten sollten durch Einziehung geistlicher Gter und Aufhebung von Reichsstdten entschdigt werden. Mit England schlo Frankreich 1802 den Frieden von Amiens.
C. Der Neichsdeputatioiis-Hanptschlu, 1803. 1803
Das schwierige Werk der Entschdigung wurde auf dem Reichs-tage in Regensburg durch den Reichsdeputations-Hauptschlu vollendet. Von den 3 geistlichen Kurfrsten behielt nur Karl von Dalberg, der Kurfürst von Mainz, feine weltliche Wrde; doch verlor er Mainz und bekam dafr Regensburg nebst Wetzlar und Aschaffen-bnrg, sowie den Rang eines Primas von Deutschland. Wrttemberg,
Baden, Hessen-Kassel und Salzburg wurden zu Kurfrstentmern erhoben!
21*
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Extrahierte Ortsnamen: Neapels Sddeutschland Stockach Baden Italien Genua Wieuer_Hof Englands Italien Rheintale Frankreich Alessandria Frankreich Frankreich Amiens Regensburg Reichsdeputations-Hauptschlu Mainz Mainz Wetzlar Deutschland Baden Hessen-Kassel Salzburg
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drangen viele Patrioten in Friedrich Wilhelm, die gnstige Gelegenheit zu bentzen und im Bunde mit dem sterreichischen Kaiser gegen Napoleon zu ziehen. Der König konnte sich aber zu diesem Schritt nicht entschlieen; er wollte ohne Rulands Hilfe einen solchen Kampf nicht wageu.
Dazu kam, da der König von einer Adelspartei beeinflut wurde, der Steins Reformen zuwider waren. Im Sommer 1808 fiel den Franzosen ein Brief in die Hnde, in welchem Stein den Wunsch verriet, eine Volkserhebung gegen Napoleon vorzubereiten. Durch das Bekanntwerden dieses Briefes wurde Preueus Lage sehr verschlimmert. Bei der drohender? Haltung Napoleons willigte der König in den Vertrag vom September 1808 ein (S. 330).
Stein, dem- von seinen Feinden fortwhrend entgegengearbeitet wurde, sah sich im November 1808 gentigt, seinen Abschied zu nehmen. Im Dezember wurde er von Napoleon gechtet und mute Preueu verlasse.
Nach Steins Entlassung trat in der Durchfhrung der Reformen ein Stillstand ein. Whrend im preuischen Volke der Freiheitsdrang erwachte und sterreich och einmal den Kampf mit dem franzsischen Gewalthaber wagte, konnte sich Friedrich Wilhelm, der vom russischen Kaiser vor jeder bereilung gewarnt wurde, nicht entschlieen, im Verein mit sterreich gegen Napoleon vorzugehen. Trotzdem trat der König zu sterreich in Beziehungen, die Napoleon nicht verborgen blieben. Nach dem siegreichen Kriege gegen sterreich zog der fran-zfische Kaiser Preußen zur Rechenschaft und verlangte drohend die Bezahlung der Kriegsschuld. Das Ministerium machte dem Könige den Vorschlag, die franzsischen Forderungen durch die von Napoleon gewnschte Abtretung von Schlesien zu befriedigen. Durch das mutige Eintreten der Knigin Luise, welche die Vorschlge der Minister als erbrmlich" bezeichnete und die Berufung Hardenbergs betrieb, wurde aber Schlesien vor der Losreiung von Preußen bewahrt.
Im Sommer 1810 stellte Friedrich Wilhelm Iii. Hardenberg als Staatskanzler an die Spitze der gesamten Verwaltung. Diesem gelang es, durch Einfhrung einer allgemeinen Grundsteuer, durch Verbrauchs- und Luxussteuern die notwendigen Mittel zur Bezahlung Frankreichs zu beschaffen. Hardenberg, der ein gewandter Staatsmann war, aber nicht Steins sittlichen Ernst besa, leitete die preuische Politik bis zu seinem Tode im Jahre 1822. Er setzte die von Stein begonnenen Reformen fort und suchte besonders die wirtschaftliche Ent-Wicklung Preuens zu frdern, indem er die volle Gewerbe fr eiheit einfhrte. Da infolge des Ediktes der den erleichterten Besitz des Grundeigentums und die persnlichen Verhltnisse der Landbewohner der Gesindezwang aufhrte, wurde durch die Gesindeordnung vom 8, November 1810 bestimmt, da zwischen Herrschaften und
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einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten.
Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes.
Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet.
Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser.
Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Frankreich Bonvines Frankreich Deutschlands
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ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
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Die Zeit von Rudolf von Habsburg
hatte schwere Verwüstungen angerichtet. „Der Herren und Städte Lande waren so sehr geschädigt mit Raube und mit Brande, daß mehr Leute verdarben und in Armut sanken, als vorher in viel hundert Jahren je geschah," „und sonderlich Schwabenland und das Land der Herren von Württemberg wurde dermaßen verheert und verbrannt, daß da an manchen Enden außerhalb der Städte und Festen auf zehn und zwölf Meilen nirgends Dorf noch Haus stand."
Unter König Wenzel, „des Heyligen reyches schwecher und schender, war nirgend recht und gerechtigkeit zu finden und die mechtigen mogten ungestraft alle unterdrücken," so schreibt ein ehrlicher Kölner Bürger.
Viii. Dnprecht von der Pfalz 1400—1410*
Da Wenzel sowohl in Deutschland als in Böhmen durch eigene Schuld immer mehr im Ansehen sank, wurde er von den vier rheinischen Kurfürsten abgesetzt und an seiner Stelle Ruprecht von der Pfalz gewählt; aber auch er konnte bei allem guten Willen wenig ausrichten, da in Wahrheit der Erzbischof Johann von Mainz die Regierung im Reiche führte. Die Reichsgewalt war so tief gesunken, daß ihm dieser Erzbischof die Verpflichtung abnötigte, „ohne dessen Erlaubnis keine Bündnisse mit Fürsten oder Städten einzugehen und nie es mit dessen Feinden zu halten." Was dem König verboten war, das war den Reichsständen erlaubt. Als Ruprecht sich anschickte, das ihm auferlegte Joch abzuschütteln und die Macht des Erzbischofs zu brechen, starb er 1410 mitten unter den Kriegsrüstungen.
Bezeichnend für die ganze damalige Lage des Königtums ist eine letztwillige Verfügung Ruprechts: Man solle ndch seinem Tode seine Königskrone und andere Kleinodien verkaufen, um mit dem Erlös seine Schulden beim Apotheker, Schmied, Schuster und Maler in Heidelberg und bei einigen armen Leuten in Arnberg zu bezahlen.
Ix. Sigismund 1410-1437.
Nach Ruprechts Tode wurde Wenzels Bruder Sigismund Kaiser. Er sah sich vor die Aufgabe gestellt, die eingetretene Kirchenspaltung zu beseitigen und auf eine „Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern" hinzuwirken. Eine Kirchenversammlung zu Pisa (1409) hatte das Übel beseitigen wollen, indem es die beiden
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Heidelberg Arnberg
bis zu Maximilian I.
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rief bei seinen Anhängern in Böhmen die heftigste Erbitterung hervor. Ritter, Bauern, Handwerker scharten sich zusammen unter ihrem Anführer, dem einäugigen Ziska, und forderten den Kelch beim Abendmahle zurück. Auf ihren Fahnen war das Bild des Kelches; mit dem Kelche in der Hand riefen die Priester zum heiligen Kampfe auf. Den „wortbrüchigen" Sigismund wollten sie nicht als König von Böhmen anerkennen. Mit Sensen, Keulen, Dreschflegeln und Lanzen bewaffnet, durchzogen die wilden Scharen der Huffiten Böhmen, Bayern, Frauken, Brandenburg und andere Teile Deutschlands. Ein kaiserliches Heer vermochte ebenso wenig vor ihnen Stand zu halten wie das des Kurfürsten von Brandenburg. Alle Einwohner, mit Ausnahme der Gläubigen, sollten vernichtet werden, alle Kirchen, Klöster und Altäre niedergerissen werden, da man sie zu den heiligen Handlungen nicht gebrauche. Wohin die wilden Haufen kamen, bezeichneten Schutt und Asche ihre Spuren. Durch einen Pfeil verlor Ziska später auch das zweite Auge, aber nach wie vor führte er die Seinen zum Kampf und Sieg, bis ihn die Pest dahin raffte. Nach seinem Tode wurde Prokopius Anführer der Hussiten. Auch unter seiner Führung wurden die Verheerungen und Verwüstungen fortgesetzt. Endlich gestand man ihnen auf der Kirchenversammlung zu Basel ihre Hauptforderungen zu, nämlich, daß der Kelch allen, nicht nur dem Priester gereicht, und daß ihnen in der Muttersprache, nicht lateinisch gepredigt werde. Dafür erkannten sie Sigismund als ihren König an. 1436. Schon ein Jahr später 1437 starb Sigismund, und mit ihm nahm das Haus Luxemburg sein Ende. Die Länder Sigismunds fielen an seinen Schwiegersohn Albrecht von Österreich, durch den die Macht der Habsburger also noch bedeutend vermehrt wurde.
3. Die Zustände im Reiche zur Zeit Sigismunds. Wie unter Wenzel und Ruprecht so spielte auch unter Sigismund das Reich nach außen eine klägliche Rolle. „Die Fürsten und^erren," schreibt ein Kölner Chronist, „machen uns durch ihre fast unablässigen Kriege und Fehden zum (Bespotte der fremden Nationen und erfüllen im Lande gar oft alles mit Raub und Brand. Die Fürsten insonderheit tragen Schuld, daß das Königtum, vormals so edel und groß, in Machtlosigkeit im Reich verkommen ist, und in Italien und Burgund niemand mehr Furcht hat vor dem römischen König und Kaiser t deutscher Nation." Ein rheinfränkischer Dichter sang:
„Du bist so stolz gewesen, o teueres Königtum,
Vor allen auserlesen, dem Volk zur Ehr', zum Ruhm,
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248 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches
war, und helfen alle Ordnungen dagegen von Fürsten und Städten gar wenig, als denn die Fürsten und Stadtherren selbst am meisten Schleckereien, große Tischungen und Gastereien lieben. Es ist zu verwundern, was da all vertrunken wird und verzehrt, viele Tage nach einander, oft wohl eine Woche lang. Gottes Strafe wird wenig gefürchtet von selbigen Schleckern, ich aber fürchte Gottes Strafe und Gerichte über uns und glaube nicht, daß der Reichtum an Geld und Kaufmannschaft und die Köstlichkeit des Essens die Menschen kann glücklich machen. Unmäßig essen macht die Sitten schlecht, erzeugt Unzüchtigkeit, wie man gar viel in den Städten und an den Fürstenhöfen sieht. Wirtshäuser, Badestuben, Spiel und Tanz sind gar viel besucht. Die jungen Herren der Reichen in den Städten, insonderheit der reichen Kaufleute, baden sich, trinken dann fremden Wein oder gebrannten Wein, baden wieder und lassen sich salben. O der Schande ob solcher Weibischkeit."
Wie weit der bei Festessen entfaltete Luxus zuweilen ging, zeigt unter anderm die Beschreibung eines solchen am bischöflichen Hofe zu Straßburg im Jahre 1449. „Nach gehaltener Messe ging der Bischof mit seiner Herrschaft in seinen Hos, und man saß zu Tisch und trug manch Essen und fremde Trachten auf. Unter anderm brachte man dem Bischof ein Gebackenes, das war ein Schloß. Da that der Bischof an dem Schloß ein Fensterlein auf, da flogen Vögel heraus; danach that er ein Thürlein auf, da war ein Weiher darein gemacht, das lief voll lebendiger Fischlein."
Iii. Häusliches Qtbtn.
1. Verlobung und Ehe. Fürsten sowohl wie Bürger und Bauern schritten mit nüchterner Erwägung der Vermögensvorteile zur Ehe, doch war insofern gegen frühere Zeiten eine ganz wesentliche Änderung eingetreten, als das Mädchen bei der Wahl ihres Gatten nicht mehr an den väterlichen Willen gebunden war. Der Eheverabredung, welche Aussteuer, Morgengabe und ähnliches vorausbestimmte, und der Lautmerung, der öffentlichen Verlobung, folgte die Hochzeit, die noch häufig als Brautlauf bezeichnet wurde, und zu der nunmehr auch in Bürgerkreifen der Kirchgang häufiger wie früher als Sitte hinzutrat. Doch war die kirchliche Einsegnung nicht nötig, die Ehe war auch jetzt noch gesetzlich gültig, wenn sie vor Zeugen abgeschlossen wurde. Über die patrizischen Hochzeiten in Frankfurt a. M. wird uns erzählt: „Wenn die Verlobung eines
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292 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches
schwätz und ihr Geschrei, ihre Sprünge und Prügeleien solch ein Getöse machen, daß die Stube dem Einsturze droht und keiner den andern hört. Und doch glauben sie, so recht angenehm zu leben, und man ist gezwungen, bis in die tiefe Nacht hinein sitzen zu bleiben. Ist endlich der Käse abgetragen, der ihnen nur schmackhaft erscheint, wenn er stinkt oder von Würmern wimmelt, so tritt wieder jener Bärtige auf mit der Speisetafel in der Hand, auf die er mit Kreide einige Kreise und Halbkreise gezeichnet hat. Diese Tafel legt er auf den Tisch hin, still und trüben Gesichtes wie Charon. Die das Geschreibe kennen, legen einer nach dem andern ihr Geld darauf, bis die Tafel voll ist. Dann merkt er diejenigen, die gezahlt haben, und rechnet im stillen nach; fehlt nichts an der Summe, so nickt er mit dem Kopfe. Niemand beschwert sich über eine ungerechte Zeche; wer es thäte, der würd alsbald hören müssen: „Was bist du sür ein Bursche, du zahlst um nichts mehr als die andern!" Wünscht ein von der Reise Ermüdeter gleich nach dem Essen zu Bett zu gehen, so heißt es, er solle warten, bis die übrigen sich niederlegen. Dann wird jedem sein Nest gezeigt, und das ist weiter nichts als ein Bett, denn es ist außer den Betten nichts, was man brauchen könnte, vorhanden. Die Leintücher sind vielleicht vor sechs Monaten zuletzt gewaschen worden. — Was geschieht indes mit den Pferden? sie werden ebenso behandelt wie die Menschen."
Vii. Gesellschaftliche Zustande und Anschauungen des scheidenden Millelallers.
Zusammenfassender Überblick. Seitdem die Landesherrschaften sich mehr und mehr an Macht entwickelt und das Reich beinahe zur Auflösung gebracht hatten, der Kaiser zu einem bloßen Vorsteher der Reichsgemeinde herabgesunten war, begann zugleich die Absonderung und Abzweigung der Stände in früher unbekannter Weise sich mehr und mehr zu steigern. Noch um 1300 heiratete der arme Edelmann das Kind des reichen Bauern, und auch um 1400 waren die Stände noch nicht kastenartig abgeschlossen. Der Ritter war um jene Zeit in seiner Lebensweise und Lebensanschauung noch nicht sehr von einem wohlhabenden Bauern verschieden. Zwar war es ihm nicht erlaubt, Handel, Handwerk oder gewöhnliche Feldarbeit zu treiben, aber man achtete es nicht für gering, wenn er selbst die Bewirtschaftung seines
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bis zum Großen Kurfürsten.
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Sohnes und war bemüht, in dem lange verwahrlosten Lande gesetzliche Ordnung, Gewerbefleiß, Handel und Wohlstand wieder herzustellen. Durch bedeutende Bauten, besonders in Tangermünde, beschäftigte er die niederen Stände, den Städten suchte er durch Erneuerung ihres alten Verhältnisses zur Hansa wieder aufzuhelfen; der Straßenraub wurde streng bestraft und der Adel durch kaiserliche Verbote gehindert, neue Schlösser und Burgen ohne Bewilligung des Landesherrn aufzubauen. Um eine geordnete Verwaltung durchzuführen, ließ er alle Grundstücke, Erträge und Einkünfte in einem „Landbuch der Mark" aufzeichnen. Nach diesem Verzeichnis hatte das Kurfürstentum damals 171 Städte und Schlösser und 1094 Dörfer. Der vorzeitige Tod des Kaisers führte jedoch die meisten der alten Übel- und Mißstände zurück. Denn sein zweiter Sohn und Erbe Sigismund (1378— 1415) verweilte in diesem Lande nur zweimal und auch nur, um hier Mittel zur Befriedigung seiner Geldbedürfnisse zu gewinnen. Schließlich (1488) verpfändete er die gesamten Marken nebst der Kurwürde seinem Vetter Jobst von Mähren, die Neumark verkaufte er gar (1402) an den Hochmeister des Deutschen Ordens. Jobst aber schickte Statthalter nach Brandenburg, die ebenfalls nur Geld für ihn schaffen sollten und sonst alles gehen ließen, wie es gehen wollte. Da trat nun eine vollständige Auflösung aller geordneten Verhältnisse ein. Ein Teil des Adels, darunter namentlich die Brüder Hans und Dietrich von Quitzow, suchte das Land dermaßen heim, daß die Zustände in demselben weithin verrufen waren. „Rauben und Stehlen," hieß es, „sei damals in der Mark die größte Kunst und das beste Handwerk gewesen," und „je näher jemand den Marken gekommen ist, je fähr-licher er gereiset oder gewandert hat." Erst der Tod Jobsts (1411) brachte die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Sigismund, der inzwischen Kaiser von Deutschland geworden war, erklärte die Marken als ein ihm gehörendes Besitztum und übertrug die Verwaltung derselben einem seiner treuesten und besten Räte, dem Burggrafen von Nürnberg, Friedrich Vi. aus dem Hause Hohenzollern*).
*) Die Hohenzollern waren schon unter Friedrich Rotbart ein angesehenes schwäbisches Grafengeschlecht, das seinen Ursprung von dem schwäbischen Herzogshause der Burkharde herleitete. Friedrich I. wurde um das Jahr 1191 des Kaisers Burggraf zu Nürnberg, wo er dessen Rechte und Einkünfte zu verwalten hatte. Von seinen beiden Söhnen erbte der ältere, Konrad, das Burggrasentum und die fränkischen Besitzungen, der jüngere, Friedrich Ii., die schwäbischen Güter; von jenem stammen die preußischen Könige, von diesem die Fürsten von Hohenzollern ab. Der Name Hohenzollern ist von der älteren Linie erst durch den Großen Kurfürsten (1685) angenommen worden. Kaiser Karl Iv. hat die zollerschen Burggrafen wegen ihres Ansehens und ihrer Besitzungen zu deutschen Reichsfürsten erhoben.
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Extrahierte Personennamen: Sigismund_( Jobst_von_Mähren Neumark Hans Dietrich_von_Quitzow Sigismund Friedrich_Vi Friedrich Friedrich_Rotbart Friedrich Friedrich_I. Konrad Konrad Friedrich_Ii Friedrich Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschland Nürnberg Nürnberg