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1. Illustriertes Realienbuch - S. 60

1902 - Leipzig : Hofmann
60 I Unter Elisabeths Regierung brachte der Weltumsegler Franz Drake (spr. Drehk) die Kartoffeln nach Europa. Der Kriegsheld Raleigh (spr. Rahli) machte England zur See mächtig. Der große Dichter Shakespeare (spr. Schehkspier) dichtete seine berühmten Dramen. Die unüberwindliche Armada Philipps Ii. von Spanien, bestehend aus 130 großen Schiffen, wurde teils von Stürmen vernichtet, teils von den begeisterten Engländern besiegt und ver- jagt. Ein Schatten auf dem hellen Bilde^ der Königin Elisabeth ist die Hin- richtung der schottischen Königin Maria Stuart. Letztere war in Frankreich katholisch und in leichten Sitten erzogen, ihr Volk aber durch den unbeug- samen Reformator John Knox für die Presbyterialkirche, die ihre Angelegenheiten durch Älteste ordnet, gewonnen worden. Die schöne, lebens- frohe Königin erbitterte ihre Unterthanen durch die Anstrengungen, der katholischen Kirche wieder zum Siege zu verhelfen, und durch ihre freien Sitten. Allerlei Übles sagte man ihr nach. Man gab ihr schuld, sie habe ihren verhaßten Gatten ermorden lassen und den Mörder Both well ge- heiratet. Es brach ein allgemeiner Aufstand der Schotten aus; Maria floh und suchte Schutz in England. Die Königin Elisabeth aber nahm sie in Haft, weil sie Ansprüche auf den englischen Thron erhob, Titel wie Wappen einer englischen Königin führte und des Gattenmordes verdächtig war. Als mehrere Verschwörungen zu Gunsten der gefangenen Maria entdeckt wurden, glaubte sich Elisabeth ihres Lebens nicht mehr sicher. Ein englischer Gerichtshof verurteilte Maria Stuart zum Tode. Nach langem Schwanken und Zögern unterschrieb Elisabeth das Todesurteil. Als sie es kurz daraus be- reute und das Blatt wieder haben wollte, war es zu spät. Ihre Räte hatten das Urteil vollstrecken und die unglückliche Maria im Kerker hinrichten lassen. Gefaßt und gottergeben war diese gestorben. Elisabeth aber brach in Thränen aus und entließ ihren übereifrigen Geheimschreiber in Ungnaden. — Die letzten Jahre ihres Lebens waren freudlos. Sie erklärte den Sohn der un- glücklichen Maria, Jakob I., zu ihrem Nachfolger und starb unter den Ge- beten und Thränen ihrer Umgebung 1603. 15. Frankreich vor und nach der Reformation. Nach dem Aus- sterben der Karolinger kamen in Frankreich die Kapetinger zur Re- gierung (987). Ein König aus diesem Hause war Philipp August, der mit dem englischen Könige Richard Löwen herz den dritten Kreuzzug unter- nahm. Ludwig der Heilige, ein edler und gewissenhafter Fürst, unter- nahm den letzten unglücklichen Kreuzzug gegen Ägypten und starb auf einem Zuge gegen Tunis an der Pest 1270. Um 1300 regierte Philipp der Schöne, ein schlauer und gewaltthätiger Fürst. Den Ritterorden der Templer rottete er aus und eignete sich seine Güter an. Den Papst nötigte er, in Avignon (spr. Awinjong) seine Residenz zu nehmen. Hier sind die Päpste 70 Jahre lang, „während der babylonischen Gefangenschaft der Kirche", Spielbälle in den Händen französischer Machthaber gewesen. Unter der Regierung der Könige aus dem Hause Valois (Waloa) ent- brannten lange und blutige Kämpfe zwischen den französischen und englischen Königen. Letztere besaßen einen großen Teil Frankreichs. Durch die sieg- reiche Schlacht bei Azin court (Asängkuhr) gewann der englische König alles Land bis an die Loire und belagerte Orleans. Der mut- und mittellose König Karl Vi. schien verloren. Da kam plötzlich wunderbare Hilfe. Das stille, fromme Hirtenmädchen Johanna d'arc glaubte sich von Gott berufen, dem Könige und dem Lande aus feiner Not zu helfen. Alle Einwände der Zweisier widerlegte sie siegreich. Zu Roß und in Männerrüstung erschien

2. Illustriertes Realienbuch - S. 61

1902 - Leipzig : Hofmann
I 61 sie vor dem Könige und verkündigte ihm, daß Gott sie gesandt habe, um Orleans zu befreien und ihn zur Krönung nach Reims (Rangs) zu führen. Ihre göttliche Sendung bewies sie durch überzeugende Proben. Mit einer weißen Fahne in der Hand stellte sie sich an die Spitze eines Heerhaufens, riß die Krieger durch ihr Beispiel zur Begeisterung hin, schlug die Engländer, entsetzte das halbverhungerte Orleans und führte den König zur Krönung nach Reims. Unbeschreiblich war der Jubel und die Begeisterung des Voltes. Rach der Krönung sagte die Jungfrau: „Edler König! Gottes Wille ist nun erfüllt; laßt mich wieder zu den Meinen gehen!" Aber alle bestürmten sie so lange mit Bitten, bis sie mit Widerstreben blieb. Von da ab verließ sie das Glück, ja endlich fiel sie gefangen in die Hände der Engländer, die sie nach langer, qualvoller Kerkerhaft als Zauberin zum Tode verurteilten. Auf dem Markte in Rouen (Ruang) wurde sie 1431 verbrannt. Betend gab sie ihren Geist auf. Später wurde der Jungfrau von Orleans ein Denkmal errichtet und ihr zu Ehren ein Volksfest gefeiert. — Von der Schweiz drang die Reformation auch nach Frankreich und fand hier zahlreiche Anhänger, die Hugenotten hießen. Ihre Häupter waren der König von Navarra und der Admiral Coligny, ihre heftigsten Gegner die Königin-Mutter, Katharina von Mediei, und der Herzog von Guise. Lange Bürger- und Religionskriege wüteten zwischen diesen Parteien. Plötzlich stellte die Königin alle Feindseligkeiten ein, ja vermählte ihre Tochter mit dem jungen Könige Heinrich von Navarra. Zu der Hochzeit wurden alle Hugenotten freundlich nach Paris eingeladen. Ahnungslos folgten die meisten. Der junge König Karl Ix. begrüßte den edlen Admiral Coligny als seinen Vater und den Tag, da er ihn endlich in Paris habe, als den glücklichsten seines Lebens. Aber seine ruchlose Mutter hetzte so lange an ihm und wußte ihm vor den Anschlügen der Hugenotten so bange zu machen, daß er endlich einwilligte, in der Hochzeits - (Bartholomäus-) Nacht am 24. August 1572 alle Hugenotten ermorden zu lassen. Eine Glocke im königlichen Schlosse gab das Zeichen zum Anfange des Gemetzels. Blutgierig, mit weißen Binden um den linken Arm, durchrasten die Henker die Straßen und drangen in alle Häuser, wo Hugenotten wohnten. Eins der ersten Opfer war Coligny. Beim Anblick der nächtlichen Menschenjagd schrie der König heiser vor Auf- regung vom Balkon seines Schlosses: „Tötet! Tötet!" und soll selbst auf flüchtige Hugenotten geschossen haben. Heinrich von Navarra rettete sein Leben nur dadurch, daß er seinen protestantischen Glauben abschwur. In Paris fielen 2000 Hugenotten bei dieser Bluthochzeit. Von hier verbreitete sich das Gemetzel in das ganze Land, und wenigstens 20 000 kamen noch um. Nur einzelne Statthalter befleckten ihre Hände und ihr Gewissen nicht mit dieser Schlächterei. Einer schrieb aus Bayonne: „Majestät, ich habe nur gute Bürger und Soldaten unter Ihren Unterthanen gefunden, aber keinen Henker." In allen Kirchen wurden nach dem dreitägigem Gemetzel Lobge- sänge angestimmt, und auch der Papst ordnete ein Dankfest an. Den jungen König aber ließ sein Gewissen nicht wieder zur Ruhe kommen. Er siechte elend hin und starb kaum 24 Jahre alt. Sein Bruder und Nachfolger, der letzte König aus dem Hause Valois, wurde von einem Mönch ermordet. Nach langen, furchtbaren Kämpfen wurde endlich Heinrich Iv. von Navarra aus dem Hause Bourbon nach dem Siege bei Jvry 1590 zum Könige gewählt. Durch eine weise Regierung heilte er die schweren Wunden des Landes. Den Hugenotten gewährte er Duldung durch das Edikt von Nantes 1598. Wie sehr ihm das Wohl seines Volkes am

3. Illustriertes Realienbuch - S. 36

1902 - Leipzig : Hofmann
36 I und seiner Länder verlustig erklärt. Bis ins dritte Jahr wehrte sich der Löwe, dessen Länder von den Alpen bis an die dänische Grenze reichten, da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich seinem tiefgekränkten Herrn und Freunde zu Füßen und erhielt zwar sein Erbland Braunschweig wieder, mußte aber drei Jahre in die Verbannung nach Eng- land gehen. Vor dem Dome in Braunschweig steht ein eherner Löwe als Sinnbild seiner Macht. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen dort noch aus dem Throne sitzen. 5. Die Fülle von Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem Senden Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele iche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches teilnahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man aus der Rheinebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, prunkvollen Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbarkeiten und Lieder der Minnesänger bildete dieses Fest den Glanzpunkt des Mittelalters und lebte noch lange in Sagen und Liedern fort. Auf seinem letzten Zuge nach Italien wurden dem Kaiser in dem beruhigten Lande überall die höchsten Ehren erwiesen. In Mailand vermählte er seinen Sohn Heinrich mit einer griechischen Kaisertochter, die ihm Sizilien als Mitgift zubrachte. 6. Friedrichs Kreuzzug und Tod (1190). Plötzlich kam die Kunde aus dem Morgenlande, daß der Sultan Saladin von Ägypten Jerusalem erobert hätte. Schmerz und Jammer ergriff alle Herzen im Abendlande. Da stellte sich der greise Kaiser an die Spitze eines auserlesenen Kreuzheeres und drang siegreich in Kleinasien vor. Bei dem Übergange über den Fluß Seleph ging der Zug dem Kaiser zu langsam über die Brücke; er sprengte mit dem Rosse in die Flut, wurde von den Wellen ergriffen und als Leiche an das Ufer gebracht. Unbeschreiblich war die Trauer des Pilgerheeres. Klagen erfüllten bei Tage, und Fackeln erleuchteten schaurig bei Nacht das Lager. Die Leiche wurde in Antiochia beigesetzt. Das deutsche Volk aber glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und versetzte ihn durch die Sage in den Kyffhäuserberg, von wannen er wiederkommen würde zu seiner Zeit, um der Uneinigkeit zu steuern und des Reiches Herrlichkeit zu erneuern. 7. Der letzte Staufer (1268). Noch vier staufische Kaiser folgten; aber in den Kümpfen mit gewaltigen Päpsten, hochmütigen Vasallen und frei- heitsdurstigen Städten rieben sie in Italien ihre Kraft aus. Der letzte Sproß des edlen Hauses war Konradin. Er wollte sein erbliches Königreich Unter- italien, das der Papst dem Karl von Anjou (spr. Angschu) als Lehen ge- schenkt hatte, wieder erobern. Mit Jubel empfingen die Ghibellinen den herrlichen Jüngling. Aber nach einem anfänglichen Siege wurde sein beute- durstiges Heer von einem Hinterhalte überfallen und vernichtet, er selber auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und dem Thronräuber ausgeliefert. Nur einer der Richter stimmte für seinen Tod; trotzdem wurde dies Urteil vollstreckt. Konradin saß mit seinem Freunde beim Schachspiel, als ihm das Todesurteil vorgelesen wurde. Gefaßt bereitete er sich zum Tode. Barfuß und in Hemdärmeln bestieg er das Schafott, um- armte seinen Freund, befahl seine Seele Gott und legte sein schönes Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Das Volk zerfloß in Thränen, aber der steinerne Anjou stand kalt hinter dem Fenster und sah mit Be- friedigung das Ende des letzten Stausers. Doch auch ihn hat die ewige Gerechtigkeit gefunden. Ohne Frieden und Freude verflossen seine Tage, und

4. Illustriertes Realienbuch - S. 45

1902 - Leipzig : Hofmann
I 45 seine Helfer erwies sich Waldemar sehr dankbar, indem er ihnen Landstriche und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst an; da er sich aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen Betrüger, und Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte aber alle Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet. Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein. Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373). 15. Die Mark unter den Luxemburgern <1373—1415). 1. Karl Iv im deutschen Reiche. Er war auf allerlei krummen Wegen zum Throne gekommen und wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deutschen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen Gerechtsamen, um seinen Säckel zu füllen. In Italien spielte er ohne Heer eine traurige Rolle und stahl sich am Tage seiner Krönung wie ein Dieb aus Rom. Der Dichter Petrarca rief ihm nach: „Wenn dir dein ritterlicher Großvater in den Alpen begegnete, mit welchem Namen würde er dich anreden?" In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schreck- nisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Menschen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt, so wurden diese Unglücklichen grausam verfolgt. Andere sahen in ihr ein göttliches Strafgericht und wollten den Zorn Gottes durch schmerzliche Buß- übungen versöhnen. Die Geißler zogen in Schwärmen unter einer roten Fahne umher, sangen Büßlieder und geißelten sich mit Stachelriemen blutig. Zuletzt sammelten sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewaltthaten, so daß man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv. setzte durch die goldene Bulle (von der goldenen Siegelkapsel so genannt) 1356 fest, daß 7 Kur- oder Wahlfürsten den Kaiser wählen sollten, und zwar drei geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und vier weltliche: der König von Böhmen, der Pfalzgras am Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. 2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für ge- rechtes Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Universität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die Wissenschaft in den Klöstern gepflegt worden oder das Vorrecht der Geist- lichen gewesen. Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen für den Kaiser das rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er weilte gern in Tangermünde an der Elbe und machte es zum Mittel- 25. Karl iv.

5. Illustriertes Realienbuch - S. 34

1883 - Berlin : Hofmann
34 kommen würde zu seiner Zeit, um der Uneinigkeit zu steuern und des Reiches Herrlichkeit zu erneuern. 7. Der letzte Hohenstaufe (1268). Noch 4 hohenstaufische Kaiser folgten; aber in den Kämpfen mit gewaltigen Päpsten, hochmütigen Vasallen und frei- heitsdurstigen Städten rieben sie in Italien ihre Kraft auf. Der letzte Sproß des edlen Hauses war Konradin. Er wollte sein erb- liches Königreich Unteritalien, das der Papst dem Karl von Anjou (svr. Angschu) als Lehen geschenkt hatte, wieder erobern. Mit Jubel empfingen die Ghibellinen den herrlichen Jüngling. Aber nach einem anfänglichen Siege wurde sein beutedurstiges Heer von einem Hinterhalte überfallen, und vernichtet, er selber auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Österreich gefangen und dem Thronräuber ausgeliefert. Nur einer der Richter stimmte für seinen Tod, trotzdem wurde dies Urteil vollstreckt. Konradin saß mit seinem Freunde beim Schachspiel, als ihm das Todesurteil vorgelesen wurde. Gefaßt bereitete er sich zum Tode. Barfuß und in Hemdärmeln bestieg er das Schafott, umarmte seinen Freund, befahl seine Seele Gott und legte sein schönes Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Daun empfing er den Todesstreich. Sein Freund schrie auf in namenlosem Schmerze, dann fiel auch sein Haupt. Das Volk zerfloß in Thränen, aber der steinerne Anjou stand kalt hinter dem Fenster und sah mit Befriedigung das Ende des letzten Hohenstaufen. Doch auch ihn hat die ewige Gerechtigkeit gefunden. Ohne Frieden und Freude verflossen seine Tage, und durch das Blutbad der sici- l i a n i s ch e n V e s p e r (1282) wurde ihm die Perle seines Reiches, Sicilien, entrissen. 11. Das Leben im Mittelalter. 1. Das Rittertum. Die Hauptstütze der Fürsten bei Kriegen waren die Ritter. Sie kämpften zu Roß und zu Fuß. Ein Panzer schützte Brust und Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, die Schienen Arme und Deine. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang die Lanze; ein Schild war die Schutzwaffe. Die Füße schmückten goldene Sporen, den Schild ein Tier- bild als Wappen, den Helm ein Zierat als Kleinod. Die Ritter mußten eine lange Schule durchlaufen. Vom 7. Jahre ab lernten die Edelknaben als Pagen auf der Burg eines Ritters Dienst und höfische Sitte. Im 14. Jahre wurden sie durch Umgürtung eines Wehrgehenks vor dem Altar wehrhaft gemacht und begleiteten nun ihre Herren als Knappen zu Jagd, Krieg und Festen. Hatten sie sich bewährt, so erfolgte meist im 21. Jahre der feierliche Ritterschlag. Am Altar mußte der junge Ritter geloben, die Kirche zu ehren, die Ungläubigen zu bekämpfen, die Wahrheit zu reden- das Recht zu verteidigen, im Dienste der Fürsten und Frauen treu und gewärtig zu sein, Wehrlose, Witwen und Waisen zu beschirmen. Dann erhielt er von einem Fürsten oder berühmten Ritter 3 Schläge mit dem flachen Schwerte auf den Nacken, erhob sich als Ritter und bestieg sein Roß. Der Geist und die Pracht des Rittertums entfaltete sich bei den Turnieren. Ein Platz war mit Sand bestreut, von Schranken eingefaßt und von Schaubühnen überragt. Hier wurden allerlei Waffenspiele vor edlen Frauen und tapfern Männern gehalten. Herolde überwachten die Ordnung, und eine Dame reichte endlich dem Sieger den „Dank," d. h. den Preis. In der Zeit der Kreuzzüge entstanden 3 Ritterorden, die eine Verschmelzung der Mönchs- und Ritterpflichten zeigten. Die Johanniter, die ein weißes Kreuz auf dem schwarzen Mantel trugen, hatten sich oie Pflege kranker und hilf- loser Pilger zur Pflicht gemacht. Sie mußten Gehorsam, Ehelosigkeit und

6. Illustriertes Realienbuch - S. 41

1883 - Berlin : Hofmann
41 Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein. Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373). 15. Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415). 1. Karl Iv. im deutschen Reiche. Er war auf allerlei krummen Wegen zum Throne gekommen und wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deut- schen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen Gerechtsamen, um seinen Säckel zu füllen. In Italien spielte er ohne Heer eine traurige Nolle und stahl sich am Tage seiner Krönung wie ein Dieb aus Rom. Der Dichter Petrarca rief ihm nach: „Wenn dir dein ritter- licher Großvater in den Alpen begegnete, mit welchem Namen würde er dich anreden?" In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärine und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Men- schen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt, so wurden diese Unglücklichen grausam verfolgt. Andere sahen in ihr ein göttliches Strafgericht und wollten den Zorn Gottes durch schmerzliche Bußübungen versöhnen. Die Geißler zogen in Schwärmen unter einer roten Fahne umher, sangen Büßlieder und geißelten sich mit Stachelricmcn blutig. Zuletzt sammelten sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewalttaten, so daß man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv. setzte durch die goloene Bulle (1356) fest, daß 7 Kur- oder Wahl fürsten den Kaiser wählen sollten, und zwar 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und 4 welt- liche: der König von Böhmen, der Pf alz graf am Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Von dem angehängten goldenen Siegel (Bulle) erhielt dieses Reichsgrundgesetz den Namen goldene Bulle. 2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für gerechtes Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Univer- sität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die Wissenschaft in den Klöstern gepflegt worden oder war das Vorrecht der Geistlichen gewesen. Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen für den Kaiser das rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er weilte gerne in Tanger- münde a n d e r E l b e und machte es zum Mittelpnnkt des Verkehrs. Der Land- bau blühte auf, nützliche Thätigkeit regte und Wohlstand mehrte sich überall. Karl ließ ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge- rechter Weise. Für Böhinen und Brandenburg starb er zu früh. 3. Seine Söhne Wenzel und Sigismund glichen ihm nicht in der Für- sorge für ihre Erbländer. Wenzel war ein träger und grausamer Tyrann, der

7. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 73

1901 - Leipzig : Hofmann
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte. 73 ihn auf seinem Krönungszuge nach Rom und rettete Friedrich in einem Aufstande der treulosen Römer mit eigener Lebensgefahr das Leben. Dankbar bestätigte Kaiser Friedrich ihm die Herrschaft über Bayern. 3. In höchster Macht herrschte nun der 27jährige Sachsenherzog. Gern weilte er im Sachsenlande; die Burg Dankwarderode in der Stadt Braunschweig war sein Lieblingssitz. Hier stellte er zum Zeichen seiner Macht den ehernen Löwen auf, der noch jetzt die ehrwürdige Burg schmückt. Er verdiente den Ruhm, den er neben seinem kaiser- lichen Vetter genoß. Denn nach außen hin hatte er dessen Grenzen erweitert. Jenseit der Elbe hatte er die slavischen Völker, die heidnischen Obotriten, unterworfen. Nicht mit Gewalt hatte er ihre Tempel zer- brochen, nicht mit dem Schwerte sie zur Taufe getrieben, sondern durch treue, würdige Priester ihnen das Evangelium lieb und wert machen lassen; auch hatte er viele sächsische Ansiedler unter sie gemengt, und so befestigte er hier nach und nach seine Herrschaft. Auch im Innern hatten seine Lande an Macht zugenommen. Er duldete nicht Fehden und Unordnung. Der Handel Bardowiks erblühte unter Heinrichs Schutze und füllte die Stadt mit Reichtum, und mehr noch geschah dies bei Lübeck, als der Herzog dieje nenerworbene Stadt wegen ihrer günstigern Handelslage bevorzugte (worüber freilich Bardowik ihm gram wurde). Das von den Slaven eingeäscherte Hamburg war unter ihm herrlich erstanden. In Bayern erhob sich München unter seiner Pflege. Er sah mit Freuden seine Werke, erkannte mit Hochgefühl die Macht seines Willens. So wollte er seinen Willen auch vor niemand beugen, wollte allein Herr sein in seinem Reiche. Was bisher nur dem Kaiser vergönnt war, das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der Elbe); er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden ihm die mächtigen geistlichen Herren rings umher gar feind. Bald kam es zu offener Fehde. Im Jahre 1172 machte er eine Betfahrt nach Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte, empfingen fürstliche Gesandte den Weltgepriesenen, ehrten ihn mit reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein Ruhm ließ selbst Kaiser Friedrich den mächtigen Welfen mit besorgtem Blicke betrachten. Er kaufte zur Stärkung seiner Macht Heinrichs schwelgerischem Oheim Welf Vi. Besitzungen ab, die nach dessen Tode von Rechts wegen Heinrich hätten zufallen müssen. Da wandte dieser sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder. Der Kaiser wollte die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Heinrich wollte wohl Unterstützungen an Geld und Volk gewähren, aber selber mitziehen wollte er nicht. „Es hat dich Gott im Himmel," so redete der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches auf dir allein beruht; so ist es billig, daß du jetzt des Reiches Ehre rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah

8. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 76

1901 - Leipzig : Hofmann
76 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. Unrecht. Als ihm einst die Nachricht gebracht wurde, einige Ritter seines Landes wollten einen Kaufmannszng überfallen, da setzte er sich auf einen der Wagen. Als dann im Dunkeln die Räuber hervor- brachen, rief er mit gewaltiger Stimme die einzelnen an, und Scham und Furcht trieb die Erkannten zur Flucht. Das Althergebrachte achtete und ehrte er, soweit es gut war; gegen seine Untergebenen war er leutselig und herablassend, gegen seine Prediger freigebig; sein Ohr stand den Klagen eines jeden offen. Er sprach gut und vermochte durch die Kraft seiner Rede manchen zu überzeugen. Denn was er redete, war stets seine eigene innere Überzeugung, und die Macht seiner Persönlichkeit mußte man empfinden, wenn er das Wort ergriff. Den Krieg fürchtete er nicht; aber er wollte ihn nicht selbst herbeiführen, sondern nur angegriffen das Schwert ziehen. Wie Luther hat ihn der Tod vor dem Schmalkaldischen Kriege hingerafft. Aus „Bilder zur Heimatskunde" (Bielefeld, Velhageu u. Klasing). 33. Die Kitdeshermer Stiftsfehde. 1. Das Bistum Hildesheim war seit der unglücklichen Verwaltung Johannes Iii. (1398—1424) mit Schulden also beladen, daß der Bischof oft nicht eine Burg frei hatte, wo er seinen Wohnsitz nehmen mochte; an eine kräftige Wahrung der fürstlichen Rechte konnte gar nicht gedacht werden. Im Laufe eines Jahrhunderts war diese Besitz- losigkeit fast Rechtsgrundsatz geworden, und wie das Reich durch die Erblichkeit der Reichsümter um sich selbst gekommen war, so mußte hier durch die Erblichkeit der Pfandschaften das Fürstentum, soweit es auf Landesteilen beruhte, beinahe zu bestehen aufhören. Als nun Johann Iv., welcher eine geordnete bürgerliche Wirtschaft dem ziel- und ratlosen Prassen vorzog, im Jahre 1504 zum Bischöfe erhoben war und die Pfandschaften einzulösen begann, standen die Ritter- mäßigen im erbittertsten Grimme gegen ihn auf. Denn es war süßer, auf den landesherrlichen Burgen zu hausen, über eine schöne Landschaft fast unumschränkt zu gebieten und durch Steigerung der bäuerlichen Dienste das auf die Burg vorgestreckte Geld sich reichlich verzinsen zu lassen, oder auch von sicherer Feste aus durch Fehde und Raub sich ein ritterliches Ergötzen und Einkommen zu verschaffen, als auf mäßigem väterlichen Erbteile zum Pfluge und prunkloser, doch rechtlicher Lebens- weise zu greifen. Die Gewaltthätigkeiten begannen im Jahre 1518; die Rittermäßigen verbündeten sich mit den Herzögen von Braunschweig; der Bischof erfocht am 28. Juni 1519 auf der Soltauer Heide einen entscheidenden Sieg, konnte ihn aber nicht gehörig benutzen. Seine Feinde bewirkten die Verhängung der Reichsacht über ihn, deren Vollziehung gerade ihnen übertragen wurde. 2. Wie die Rittermüßigen gegen ihre Fürsten, so standen die Bürger für ihn, und die Treue, welche damals Hildesheim, Peine und Bockenem mit ihrem Blute bewährt haben, wird in jeder Zeit rühmens- wert erscheinen. Retten konnten sie den Bischof nicht. In den Jahren 1521 und 1522 wurde das ganze Stift bis auf Hildesheim, Peine
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