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Unter Elisabeths Regierung brachte der Weltumsegler Franz Drake
(spr. Drehk) die Kartoffeln nach Europa. Der Kriegsheld Raleigh (spr. Rahli)
machte England zur See mächtig. Der große Dichter Shakespeare (spr.
Schehkspier) dichtete seine berühmten Dramen. Die unüberwindliche Armada
Philipps Ii. von Spanien, bestehend aus 130 großen Schiffen, wurde teils
von Stürmen vernichtet, teils von den begeisterten Engländern besiegt und ver-
jagt. Ein Schatten auf dem hellen Bilde^ der Königin Elisabeth ist die Hin-
richtung der schottischen Königin Maria Stuart. Letztere war in Frankreich
katholisch und in leichten Sitten erzogen, ihr Volk aber durch den unbeug-
samen Reformator John Knox für die Presbyterialkirche, die ihre
Angelegenheiten durch Älteste ordnet, gewonnen worden. Die schöne, lebens-
frohe Königin erbitterte ihre Unterthanen durch die Anstrengungen, der
katholischen Kirche wieder zum Siege zu verhelfen, und durch ihre freien
Sitten. Allerlei Übles sagte man ihr nach. Man gab ihr schuld, sie habe
ihren verhaßten Gatten ermorden lassen und den Mörder Both well ge-
heiratet. Es brach ein allgemeiner Aufstand der Schotten aus; Maria floh
und suchte Schutz in England. Die Königin Elisabeth aber nahm sie in Haft,
weil sie Ansprüche auf den englischen Thron erhob, Titel wie Wappen einer
englischen Königin führte und des Gattenmordes verdächtig war. Als mehrere
Verschwörungen zu Gunsten der gefangenen Maria entdeckt wurden, glaubte
sich Elisabeth ihres Lebens nicht mehr sicher. Ein englischer Gerichtshof
verurteilte Maria Stuart zum Tode. Nach langem Schwanken und
Zögern unterschrieb Elisabeth das Todesurteil. Als sie es kurz daraus be-
reute und das Blatt wieder haben wollte, war es zu spät. Ihre Räte hatten
das Urteil vollstrecken und die unglückliche Maria im Kerker hinrichten lassen.
Gefaßt und gottergeben war diese gestorben. Elisabeth aber brach in Thränen
aus und entließ ihren übereifrigen Geheimschreiber in Ungnaden. — Die
letzten Jahre ihres Lebens waren freudlos. Sie erklärte den Sohn der un-
glücklichen Maria, Jakob I., zu ihrem Nachfolger und starb unter den Ge-
beten und Thränen ihrer Umgebung 1603.
15. Frankreich vor und nach der Reformation. Nach dem Aus-
sterben der Karolinger kamen in Frankreich die Kapetinger zur Re-
gierung (987). Ein König aus diesem Hause war Philipp August, der
mit dem englischen Könige Richard Löwen herz den dritten Kreuzzug unter-
nahm. Ludwig der Heilige, ein edler und gewissenhafter Fürst, unter-
nahm den letzten unglücklichen Kreuzzug gegen Ägypten und starb auf einem
Zuge gegen Tunis an der Pest 1270. Um 1300 regierte Philipp der
Schöne, ein schlauer und gewaltthätiger Fürst. Den Ritterorden der Templer
rottete er aus und eignete sich seine Güter an. Den Papst nötigte er, in
Avignon (spr. Awinjong) seine Residenz zu nehmen. Hier sind die Päpste
70 Jahre lang, „während der babylonischen Gefangenschaft der Kirche",
Spielbälle in den Händen französischer Machthaber gewesen.
Unter der Regierung der Könige aus dem Hause Valois (Waloa) ent-
brannten lange und blutige Kämpfe zwischen den französischen und englischen
Königen. Letztere besaßen einen großen Teil Frankreichs. Durch die sieg-
reiche Schlacht bei Azin court (Asängkuhr) gewann der englische König alles
Land bis an die Loire und belagerte Orleans. Der mut- und mittellose
König Karl Vi. schien verloren. Da kam plötzlich wunderbare Hilfe. Das
stille, fromme Hirtenmädchen Johanna d'arc glaubte sich von Gott berufen,
dem Könige und dem Lande aus feiner Not zu helfen. Alle Einwände der
Zweisier widerlegte sie siegreich. Zu Roß und in Männerrüstung erschien
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Extrahierte Personennamen: Franz_Drake Franz Raleigh Schehkspier Philipps Maria John_Knox Maria Maria Maria Maria Elisabeth Maria_Stuart Maria Elisabeth Maria Maria Elisabeth Maria Maria Jakob_I. Philipp_August Philipp August Könige_Richard_Löwen Ludwig Philipp_der
Schöne Philipp Karl_Vi Karl Johanna_d'arc Gott
Extrahierte Ortsnamen: Europa England Spanien Frankreich England Frankreich Frankreich Avignon Frankreichs
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sie vor dem Könige und verkündigte ihm, daß Gott sie gesandt habe, um
Orleans zu befreien und ihn zur Krönung nach Reims (Rangs) zu führen.
Ihre göttliche Sendung bewies sie durch überzeugende Proben. Mit einer
weißen Fahne in der Hand stellte sie sich an die Spitze eines Heerhaufens,
riß die Krieger durch ihr Beispiel zur Begeisterung hin, schlug die Engländer,
entsetzte das halbverhungerte Orleans und führte den König zur Krönung
nach Reims. Unbeschreiblich war der Jubel und die Begeisterung des Voltes.
Rach der Krönung sagte die Jungfrau: „Edler König! Gottes Wille ist nun
erfüllt; laßt mich wieder zu den Meinen gehen!" Aber alle bestürmten sie so
lange mit Bitten, bis sie mit Widerstreben blieb. Von da ab verließ sie das
Glück, ja endlich fiel sie gefangen in die Hände der Engländer, die sie nach
langer, qualvoller Kerkerhaft als Zauberin zum Tode verurteilten. Auf dem
Markte in Rouen (Ruang) wurde sie 1431 verbrannt. Betend gab sie
ihren Geist auf. Später wurde der Jungfrau von Orleans ein Denkmal
errichtet und ihr zu Ehren ein Volksfest gefeiert. —
Von der Schweiz drang die Reformation auch nach Frankreich und fand
hier zahlreiche Anhänger, die Hugenotten hießen. Ihre Häupter waren der
König von Navarra und der Admiral Coligny, ihre heftigsten Gegner
die Königin-Mutter, Katharina von Mediei, und der Herzog von Guise.
Lange Bürger- und Religionskriege wüteten zwischen diesen Parteien. Plötzlich
stellte die Königin alle Feindseligkeiten ein, ja vermählte ihre Tochter mit
dem jungen Könige Heinrich von Navarra. Zu der Hochzeit wurden alle
Hugenotten freundlich nach Paris eingeladen. Ahnungslos folgten die meisten.
Der junge König Karl Ix. begrüßte den edlen Admiral Coligny als seinen
Vater und den Tag, da er ihn endlich in Paris habe, als den glücklichsten
seines Lebens. Aber seine ruchlose Mutter hetzte so lange an ihm und wußte
ihm vor den Anschlügen der Hugenotten so bange zu machen, daß er endlich
einwilligte, in der Hochzeits - (Bartholomäus-) Nacht am 24. August 1572
alle Hugenotten ermorden zu lassen. Eine Glocke im königlichen Schlosse gab
das Zeichen zum Anfange des Gemetzels. Blutgierig, mit weißen Binden
um den linken Arm, durchrasten die Henker die Straßen und drangen in alle
Häuser, wo Hugenotten wohnten. Eins der ersten Opfer war Coligny.
Beim Anblick der nächtlichen Menschenjagd schrie der König heiser vor Auf-
regung vom Balkon seines Schlosses: „Tötet! Tötet!" und soll selbst auf
flüchtige Hugenotten geschossen haben. Heinrich von Navarra rettete sein
Leben nur dadurch, daß er seinen protestantischen Glauben abschwur. In
Paris fielen 2000 Hugenotten bei dieser Bluthochzeit. Von hier verbreitete
sich das Gemetzel in das ganze Land, und wenigstens 20 000 kamen noch um.
Nur einzelne Statthalter befleckten ihre Hände und ihr Gewissen nicht mit
dieser Schlächterei. Einer schrieb aus Bayonne: „Majestät, ich habe nur
gute Bürger und Soldaten unter Ihren Unterthanen gefunden, aber keinen
Henker." In allen Kirchen wurden nach dem dreitägigem Gemetzel Lobge-
sänge angestimmt, und auch der Papst ordnete ein Dankfest an. Den jungen
König aber ließ sein Gewissen nicht wieder zur Ruhe kommen. Er siechte
elend hin und starb kaum 24 Jahre alt. Sein Bruder und Nachfolger, der
letzte König aus dem Hause Valois, wurde von einem Mönch ermordet.
Nach langen, furchtbaren Kämpfen wurde endlich Heinrich Iv. von
Navarra aus dem Hause Bourbon nach dem Siege bei Jvry 1590
zum Könige gewählt. Durch eine weise Regierung heilte er die schweren
Wunden des Landes. Den Hugenotten gewährte er Duldung durch das
Edikt von Nantes 1598. Wie sehr ihm das Wohl seines Volkes am
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Mediei Heinrich_von_Navarra Heinrich Karl_Ix Karl Coligny August Coligny Heinrich_von_Navarra Heinrich Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Reims Reims Gottes Rouen Frankreich Navarra Paris Paris Paris Bayonne Navarra Nantes
36
I
und seiner Länder verlustig erklärt. Bis ins dritte Jahr wehrte sich der
Löwe, dessen Länder von den Alpen bis an die dänische Grenze reichten, da
ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich seinem
tiefgekränkten Herrn und Freunde zu Füßen und erhielt zwar sein Erbland
Braunschweig wieder, mußte aber drei Jahre in die Verbannung nach Eng-
land gehen. Vor dem Dome in Braunschweig steht ein eherner Löwe als
Sinnbild seiner Macht. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen
Nachkommen dort noch aus dem Throne sitzen.
5. Die Fülle von Friedrichs Glück und Macht zeigte sich auf dem
Senden Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40 000 Ritter, viele
iche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches
teilnahmen. Um die Gäste zu beherbergen, hatte man aus der Rheinebene
eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kämpfe, prunkvollen
Schmuck, reiche und fröhliche Gastmähler, allerlei Lustbarkeiten und Lieder
der Minnesänger bildete dieses Fest den Glanzpunkt des Mittelalters und
lebte noch lange in Sagen und Liedern fort. Auf seinem letzten Zuge nach
Italien wurden dem Kaiser in dem beruhigten Lande überall die höchsten
Ehren erwiesen. In Mailand vermählte er seinen Sohn Heinrich mit einer
griechischen Kaisertochter, die ihm Sizilien als Mitgift zubrachte.
6. Friedrichs Kreuzzug und Tod (1190). Plötzlich kam die Kunde
aus dem Morgenlande, daß der Sultan Saladin von Ägypten Jerusalem
erobert hätte. Schmerz und Jammer ergriff alle Herzen im Abendlande.
Da stellte sich der greise Kaiser an die Spitze eines auserlesenen Kreuzheeres
und drang siegreich in Kleinasien vor. Bei dem Übergange über den Fluß
Seleph ging der Zug dem Kaiser zu langsam über die Brücke; er sprengte
mit dem Rosse in die Flut, wurde von den Wellen ergriffen und als Leiche
an das Ufer gebracht. Unbeschreiblich war die Trauer des Pilgerheeres.
Klagen erfüllten bei Tage, und Fackeln erleuchteten schaurig bei Nacht das
Lager. Die Leiche wurde in Antiochia beigesetzt. Das deutsche Volk aber
glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und versetzte ihn durch die
Sage in den Kyffhäuserberg, von wannen er wiederkommen würde zu seiner
Zeit, um der Uneinigkeit zu steuern und des Reiches Herrlichkeit zu erneuern.
7. Der letzte Staufer (1268). Noch vier staufische Kaiser folgten;
aber in den Kümpfen mit gewaltigen Päpsten, hochmütigen Vasallen und frei-
heitsdurstigen Städten rieben sie in Italien ihre Kraft aus. Der letzte Sproß
des edlen Hauses war Konradin. Er wollte sein erbliches Königreich Unter-
italien, das der Papst dem Karl von Anjou (spr. Angschu) als Lehen ge-
schenkt hatte, wieder erobern. Mit Jubel empfingen die Ghibellinen den
herrlichen Jüngling. Aber nach einem anfänglichen Siege wurde sein beute-
durstiges Heer von einem Hinterhalte überfallen und vernichtet, er selber auf
der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und dem
Thronräuber ausgeliefert. Nur einer der Richter stimmte für seinen Tod;
trotzdem wurde dies Urteil vollstreckt. Konradin saß mit seinem Freunde beim
Schachspiel, als ihm das Todesurteil vorgelesen wurde. Gefaßt bereitete er
sich zum Tode. Barfuß und in Hemdärmeln bestieg er das Schafott, um-
armte seinen Freund, befahl seine Seele Gott und legte sein schönes Haupt
auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich
dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Das Volk zerfloß in Thränen,
aber der steinerne Anjou stand kalt hinter dem Fenster und sah mit Be-
friedigung das Ende des letzten Stausers. Doch auch ihn hat die ewige
Gerechtigkeit gefunden. Ohne Frieden und Freude verflossen seine Tage, und
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrichs Heinrich Heinrich Friedrichs Saladin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Konradin
I
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seine Helfer erwies sich Waldemar sehr dankbar, indem er ihnen Landstriche
und Gerechtsamen abtrat. Kaiser Karl erkannte ihn zuerst an; da er sich
aber später mit Ludwig aussöhnte, erklärte er ihn für einen Betrüger, und
Ludwig eroberte die abgefallenen Städte bald zurück. Er hatte aber alle
Freude an der Mark verloren, überließ sie seinen Brüdern Ludwig dem
Römer und Otto dem Faulen und zog sich nach seinem schönen Tirol
zurück. Der falsche Waldemar starb in Dessau und wurde fürstlich bestattet.
Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und
wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert
hat, wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus
den Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
15. Die Mark unter den Luxemburgern <1373—1415).
1. Karl Iv im deutschen Reiche. Er war auf allerlei krummen Wegen
zum Throne gekommen und wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem
deutschen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen Gerechtsamen, um seinen
Säckel zu füllen. In Italien spielte er ohne Heer eine
traurige Rolle und stahl sich am Tage seiner Krönung
wie ein Dieb aus Rom. Der Dichter Petrarca rief ihm
nach: „Wenn dir dein ritterlicher Großvater in den Alpen
begegnete, mit welchem Namen würde er dich anreden?"
In dieser Zeit wurden die Gemüter durch große Schreck-
nisse, wie Hungersnot, Erdbeben, Heuschreckenschwärme
und den „schwarzen Tod" erschüttert. Letzterer war eine
Pest, die wie ein Würgengel Europa durchzog und ein
Drittel aller Menschen wegraffte. Weil das entsetzte
Volk meinte, die Juden hätten sie durch Vergiftung der
Brunnen erzeugt, so wurden diese Unglücklichen grausam
verfolgt. Andere sahen in ihr ein göttliches Strafgericht
und wollten den Zorn Gottes durch schmerzliche Buß-
übungen versöhnen. Die Geißler zogen in Schwärmen
unter einer roten Fahne umher, sangen Büßlieder und
geißelten sich mit Stachelriemen blutig. Zuletzt sammelten
sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewaltthaten,
so daß man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv.
setzte durch die goldene Bulle (von der goldenen
Siegelkapsel so genannt) 1356 fest, daß 7 Kur- oder
Wahlfürsten den Kaiser wählen sollten, und zwar drei geistliche: die
Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und vier weltliche: der König
von Böhmen, der Pfalzgras am Rhein, der Herzog von Sachsen und
der Markgraf von Brandenburg.
2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er
ein wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für ge-
rechtes Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog
deutsche Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die
Universität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die
Wissenschaft in den Klöstern gepflegt worden oder das Vorrecht der Geist-
lichen gewesen. Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen
für den Kaiser das rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er
weilte gern in Tangermünde an der Elbe und machte es zum Mittel-
25. Karl iv.
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig_dem
Römer Ludwig Otto Waldemar Jakob_Rehbock Waldemar Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Petrarca Karl_Iv Karl Karl Karl Karl_iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Dessau Italien Rom Europa Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Brandenburg Brandenburg
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kommen würde zu seiner Zeit, um der Uneinigkeit zu steuern und des Reiches
Herrlichkeit zu erneuern.
7. Der letzte Hohenstaufe (1268). Noch 4 hohenstaufische Kaiser folgten;
aber in den Kämpfen mit gewaltigen Päpsten, hochmütigen Vasallen und frei-
heitsdurstigen Städten rieben sie in Italien ihre Kraft auf.
Der letzte Sproß des edlen Hauses war Konradin. Er wollte sein erb-
liches Königreich Unteritalien, das der Papst dem Karl von Anjou (svr.
Angschu) als Lehen geschenkt hatte, wieder erobern. Mit Jubel empfingen die
Ghibellinen den herrlichen Jüngling. Aber nach einem anfänglichen Siege wurde
sein beutedurstiges Heer von einem Hinterhalte überfallen, und vernichtet, er
selber auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Österreich gefangen
und dem Thronräuber ausgeliefert. Nur einer der Richter stimmte für seinen
Tod, trotzdem wurde dies Urteil vollstreckt. Konradin saß mit seinem Freunde
beim Schachspiel, als ihm das Todesurteil vorgelesen wurde. Gefaßt bereitete
er sich zum Tode. Barfuß und in Hemdärmeln bestieg er das Schafott, umarmte
seinen Freund, befahl seine Seele Gott und legte sein schönes Haupt auf den
Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Daun
empfing er den Todesstreich. Sein Freund schrie auf in namenlosem Schmerze,
dann fiel auch sein Haupt. Das Volk zerfloß in Thränen, aber der steinerne
Anjou stand kalt hinter dem Fenster und sah mit Befriedigung das Ende des
letzten Hohenstaufen. Doch auch ihn hat die ewige Gerechtigkeit gefunden. Ohne
Frieden und Freude verflossen seine Tage, und durch das Blutbad der sici-
l i a n i s ch e n V e s p e r (1282) wurde ihm die Perle seines Reiches, Sicilien, entrissen.
11. Das Leben im Mittelalter.
1. Das Rittertum. Die Hauptstütze der Fürsten bei Kriegen waren die
Ritter. Sie kämpften zu Roß und zu Fuß. Ein Panzer schützte Brust und
Rücken, ein Helm das Haupt, ein Visier das Gesicht, die Schienen Arme und
Deine. An der Seite hing das Schwert; die Hand schwang die Lanze; ein Schild
war die Schutzwaffe. Die Füße schmückten goldene Sporen, den Schild ein Tier-
bild als Wappen, den Helm ein Zierat als Kleinod. Die Ritter mußten eine
lange Schule durchlaufen. Vom 7. Jahre ab lernten die Edelknaben als Pagen
auf der Burg eines Ritters Dienst und höfische Sitte. Im 14. Jahre wurden
sie durch Umgürtung eines Wehrgehenks vor dem Altar wehrhaft gemacht und
begleiteten nun ihre Herren als Knappen zu Jagd, Krieg und Festen. Hatten
sie sich bewährt, so erfolgte meist im 21. Jahre der feierliche Ritterschlag.
Am Altar mußte der junge Ritter geloben, die Kirche zu ehren, die Ungläubigen
zu bekämpfen, die Wahrheit zu reden- das Recht zu verteidigen, im Dienste der
Fürsten und Frauen treu und gewärtig zu sein, Wehrlose, Witwen und Waisen
zu beschirmen. Dann erhielt er von einem Fürsten oder berühmten Ritter
3 Schläge mit dem flachen Schwerte auf den Nacken, erhob sich als Ritter und
bestieg sein Roß. Der Geist und die Pracht des Rittertums entfaltete sich bei
den Turnieren. Ein Platz war mit Sand bestreut, von Schranken eingefaßt
und von Schaubühnen überragt. Hier wurden allerlei Waffenspiele vor edlen
Frauen und tapfern Männern gehalten. Herolde überwachten die Ordnung, und
eine Dame reichte endlich dem Sieger den „Dank," d. h. den Preis.
In der Zeit der Kreuzzüge entstanden 3 Ritterorden, die eine Verschmelzung
der Mönchs- und Ritterpflichten zeigten. Die Johanniter, die ein weißes
Kreuz auf dem schwarzen Mantel trugen, hatten sich oie Pflege kranker und hilf-
loser Pilger zur Pflicht gemacht. Sie mußten Gehorsam, Ehelosigkeit und
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Friedrich_von_Österreich Friedrich Konradin Konradin
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Er soll ein Knappe Waldemars, der Müller Jakob Rehbock, gewesen und
wegen seiner Ähnlichkeit mit Waldemar zu dem Betrüge benutzt worden sein.
Otto dem Faulen, dem kläglichsten Fürsten, der je ein Land regiert hat,
wußte der schlaue Kaiser Karl Iv. die Mark durch allerlei List aus den
Händen zu reißen, um seinen Sohn Wenzel damit zu belehnen (1373).
15. Die Mark unter den Luxemburgern (1373—1415).
1. Karl Iv. im deutschen Reiche. Er war auf
allerlei krummen Wegen zum Throne gekommen und
wußte überall seinen Vorteil wahrzunehmen. Dem deut-
schen Reiche war er ein Stiefvater und vergab dessen
Gerechtsamen, um seinen Säckel zu füllen. In Italien
spielte er ohne Heer eine traurige Nolle und stahl sich
am Tage seiner Krönung wie ein Dieb aus Rom. Der
Dichter Petrarca rief ihm nach: „Wenn dir dein ritter-
licher Großvater in den Alpen begegnete, mit welchem
Namen würde er dich anreden?" In dieser Zeit wurden
die Gemüter durch große Schrecknisse, wie Hungersnot,
Erdbeben, Heuschreckenschwärine und den „schwarzen
Tod" erschüttert. Letzterer war eine Pest, die wie ein
Würgengel Europa durchzog und ein Drittel aller Men-
schen wegraffte. Weil das entsetzte Volk meinte, die
Juden hätten sie durch Vergiftung der Brunnen erzeugt,
so wurden diese Unglücklichen grausam verfolgt. Andere
sahen in ihr ein göttliches Strafgericht und wollten den
Zorn Gottes durch schmerzliche Bußübungen versöhnen.
Die Geißler zogen in Schwärmen unter einer roten
Fahne umher, sangen Büßlieder und geißelten sich mit Stachelricmcn blutig.
Zuletzt sammelten sie auch Geld ein und verübten allerlei Gewalttaten, so daß
man die Thore vor ihnen schloß. — Karl Iv. setzte durch die goloene Bulle
(1356) fest, daß 7 Kur- oder Wahl fürsten den Kaiser wählen sollten, und
zwar 3 geistliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und 4 welt-
liche: der König von Böhmen, der Pf alz graf am Rhein, der Herzog
von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg. Von dem angehängten
goldenen Siegel (Bulle) erhielt dieses Reichsgrundgesetz den Namen goldene
Bulle.
2. Karl in Böhmen und Brandenburg. Für diese Länder war er ein
wahrer Vater. In Böhmen brach er die Räubernester, sorgte für gerechtes
Gericht, ließ Wege und Brücken bauen, Flüsse schiffbar machen, zog deutsche
Gelehrte, Künstler und Landbauer ins Land und gründete 1348 die Univer-
sität Prag als eine Pflanzstätte der Bildung. Bisher war die Wissenschaft
in den Klöstern gepflegt worden oder war das Vorrecht der Geistlichen gewesen.
Bis zu 20000 stieg die Zahl der Studenten. War Böhmen für den Kaiser das
rechte, so war Brandenburg das linke Auge. Er weilte gerne in Tanger-
münde a n d e r E l b e und machte es zum Mittelpnnkt des Verkehrs. Der Land-
bau blühte auf, nützliche Thätigkeit regte und Wohlstand mehrte sich überall.
Karl ließ ein Verzeichnis aller Äcker anfertigen und verteilte die Abgaben in ge-
rechter Weise. Für Böhinen und Brandenburg starb er zu früh.
3. Seine Söhne Wenzel und Sigismund glichen ihm nicht in der Für-
sorge für ihre Erbländer. Wenzel war ein träger und grausamer Tyrann, der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Jakob_Rehbock Otto Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl Petrarca Karl_Iv Karl Karl Karl Karl Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Europa Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Brandenburg Brandenburg Brandenburg
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte.
73
ihn auf seinem Krönungszuge nach Rom und rettete Friedrich in einem
Aufstande der treulosen Römer mit eigener Lebensgefahr das Leben.
Dankbar bestätigte Kaiser Friedrich ihm die Herrschaft über Bayern.
3. In höchster Macht herrschte nun der 27jährige Sachsenherzog.
Gern weilte er im Sachsenlande; die Burg Dankwarderode in der
Stadt Braunschweig war sein Lieblingssitz. Hier stellte er zum Zeichen
seiner Macht den ehernen Löwen auf, der noch jetzt die ehrwürdige
Burg schmückt. Er verdiente den Ruhm, den er neben seinem kaiser-
lichen Vetter genoß. Denn nach außen hin hatte er dessen Grenzen
erweitert. Jenseit der Elbe hatte er die slavischen Völker, die heidnischen
Obotriten, unterworfen. Nicht mit Gewalt hatte er ihre Tempel zer-
brochen, nicht mit dem Schwerte sie zur Taufe getrieben, sondern durch
treue, würdige Priester ihnen das Evangelium lieb und wert machen
lassen; auch hatte er viele sächsische Ansiedler unter sie gemengt, und
so befestigte er hier nach und nach seine Herrschaft. Auch im Innern
hatten seine Lande an Macht zugenommen. Er duldete nicht Fehden
und Unordnung. Der Handel Bardowiks erblühte unter Heinrichs
Schutze und füllte die Stadt mit Reichtum, und mehr noch geschah
dies bei Lübeck, als der Herzog dieje nenerworbene Stadt wegen ihrer
günstigern Handelslage bevorzugte (worüber freilich Bardowik ihm gram
wurde). Das von den Slaven eingeäscherte Hamburg war unter ihm
herrlich erstanden. In Bayern erhob sich München unter seiner Pflege.
Er sah mit Freuden seine Werke, erkannte mit Hochgefühl die Macht
seines Willens. So wollte er seinen Willen auch vor niemand beugen,
wollte allein Herr sein in seinem Reiche. Was bisher nur dem Kaiser
vergönnt war, das that er jetzt; er gründete neue Bistümer (jenseit der
Elbe); er setzte Bischöfe ein nach eigenem Ermessen. Da wurden ihm
die mächtigen geistlichen Herren rings umher gar feind. Bald kam es
zu offener Fehde. Im Jahre 1172 machte er eine Betfahrt nach
Jerusalem. An den Grenzen der Länder, die er zu durchziehen hatte,
empfingen fürstliche Gesandte den Weltgepriesenen, ehrten ihn mit
reichen Geschenken. Auch der türkische Sultan feierte ihn hoch. Sein
Ruhm ließ selbst Kaiser Friedrich den mächtigen Welfen mit besorgtem
Blicke betrachten. Er kaufte zur Stärkung seiner Macht Heinrichs
schwelgerischem Oheim Welf Vi. Besitzungen ab, die nach dessen Tode
von Rechts wegen Heinrich hätten zufallen müssen. Da wandte dieser
sich kalt von seinem Waffenbruder ab. Italien hatte die Bande der
Freundschaft geschlungen, Italien zerriß sie wieder. Der Kaiser wollte
die aufrührerischen Städte der Lombardei züchtigen. Sie standen wider
ihn mit großer Macht. Er konnte Heinrich nicht entbehren. Heinrich
wollte wohl Unterstützungen an Geld und Volk gewähren, aber selber
mitziehen wollte er nicht. „Es hat dich Gott im Himmel," so redete
der Kaiser, „über andere Fürsten erhoben, daß alle Macht des Reiches
auf dir allein beruht; so ist es billig, daß du jetzt des Reiches Ehre
rettest." Heinrich forderte die kaiserliche Reichsstadt Goslar mit ihren
Bergwerken zum Lohn. Die konnte der Kaiser nicht geben. Aber er
sah im Geiste sein kleines Heer von den Lombarden vernichtet, sah
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Friedrich Friedrich Heinrichs Heinrichs Welf_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Unrecht. Als ihm einst die Nachricht gebracht wurde, einige Ritter
seines Landes wollten einen Kaufmannszng überfallen, da setzte er sich
auf einen der Wagen. Als dann im Dunkeln die Räuber hervor-
brachen, rief er mit gewaltiger Stimme die einzelnen an, und Scham
und Furcht trieb die Erkannten zur Flucht. Das Althergebrachte
achtete und ehrte er, soweit es gut war; gegen seine Untergebenen war
er leutselig und herablassend, gegen seine Prediger freigebig; sein Ohr
stand den Klagen eines jeden offen. Er sprach gut und vermochte
durch die Kraft seiner Rede manchen zu überzeugen. Denn was er
redete, war stets seine eigene innere Überzeugung, und die Macht seiner
Persönlichkeit mußte man empfinden, wenn er das Wort ergriff. Den
Krieg fürchtete er nicht; aber er wollte ihn nicht selbst herbeiführen,
sondern nur angegriffen das Schwert ziehen. Wie Luther hat ihn der
Tod vor dem Schmalkaldischen Kriege hingerafft.
Aus „Bilder zur Heimatskunde" (Bielefeld, Velhageu u. Klasing).
33. Die Kitdeshermer Stiftsfehde.
1. Das Bistum Hildesheim war seit der unglücklichen Verwaltung
Johannes Iii. (1398—1424) mit Schulden also beladen, daß der
Bischof oft nicht eine Burg frei hatte, wo er seinen Wohnsitz nehmen
mochte; an eine kräftige Wahrung der fürstlichen Rechte konnte gar
nicht gedacht werden. Im Laufe eines Jahrhunderts war diese Besitz-
losigkeit fast Rechtsgrundsatz geworden, und wie das Reich durch die
Erblichkeit der Reichsümter um sich selbst gekommen war, so mußte
hier durch die Erblichkeit der Pfandschaften das Fürstentum, soweit es
auf Landesteilen beruhte, beinahe zu bestehen aufhören. Als nun
Johann Iv., welcher eine geordnete bürgerliche Wirtschaft dem ziel-
und ratlosen Prassen vorzog, im Jahre 1504 zum Bischöfe erhoben
war und die Pfandschaften einzulösen begann, standen die Ritter-
mäßigen im erbittertsten Grimme gegen ihn auf. Denn es war süßer,
auf den landesherrlichen Burgen zu hausen, über eine schöne Landschaft
fast unumschränkt zu gebieten und durch Steigerung der bäuerlichen
Dienste das auf die Burg vorgestreckte Geld sich reichlich verzinsen zu
lassen, oder auch von sicherer Feste aus durch Fehde und Raub sich
ein ritterliches Ergötzen und Einkommen zu verschaffen, als auf mäßigem
väterlichen Erbteile zum Pfluge und prunkloser, doch rechtlicher Lebens-
weise zu greifen. Die Gewaltthätigkeiten begannen im Jahre 1518;
die Rittermäßigen verbündeten sich mit den Herzögen von Braunschweig;
der Bischof erfocht am 28. Juni 1519 auf der Soltauer Heide
einen entscheidenden Sieg, konnte ihn aber nicht gehörig benutzen.
Seine Feinde bewirkten die Verhängung der Reichsacht über ihn, deren
Vollziehung gerade ihnen übertragen wurde.
2. Wie die Rittermüßigen gegen ihre Fürsten, so standen die
Bürger für ihn, und die Treue, welche damals Hildesheim, Peine und
Bockenem mit ihrem Blute bewährt haben, wird in jeder Zeit rühmens-
wert erscheinen. Retten konnten sie den Bischof nicht. In den Jahren
1521 und 1522 wurde das ganze Stift bis auf Hildesheim, Peine
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